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28.11.2016

ZV stoppt L'Oréals Beauty School - Kommentar

Die L'Oréal Beauty School konnte nicht, wie geplant, im Oktober eröffnet werden. Durch behördliche Stolpersteine und fehlende Genehmigungen wurde der Projektstart auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks darf diese Entwicklung wohl als Sieg feiern, denn dieser war von Anbeginn an strikt gegen das private Ausbildungsprojekt.

Der ZV fürchtet laut aktueller Presseaussendung dabei Schreckenszenarien wie Preisverfall, Imageverlust, perspektivlose Solounternehmen und nicht zuletzt Jugendarbeitslosigkeit und den Verlust des selbstbestimmten Lebens der Jugend. Moment, was? Im Ernst jetzt?

Stichwort Fachkräftemangel!

Nun wundern wir uns freilich, wie ernst diese Horrorvisionen zu nehmen sind. Beispiele aus dem Ausland zeigen, dass die duale Ausbildung und private Initiativen durchaus erfolgreich nebeneinander exisitieren können und viele positive Effekte haben: Solche Initiativen schaffen es, Jugendliche für den Friseurberuf zu begeistern, die niemals eine duale Ausbildung gemacht hätten. Stichwort Fachkräftemangel! Bestes Beispiel: Die sehr erfolgreiche private Modeschule Hallein / Österreich beweist, dass Lehre mit Abitur, großem Eigenengagement und eigener Finanzierung, durchaus funktionieren.

Image & Preisverfall...

Mal ehrlich, bei unserem Branchenimage und der bereits existierenden 10-Euro-Friseur-Plage kann's ja wohl wirklich nicht mehr schlimmer kommen. Und wer hat das zu verantworten? Doch nur das bestehende System, in dem es so weit kommen konnte.

Paragrafendschungel

Die Ausbildung sei mit den Gesetzen und Vorschriften nicht vereinbar, argumentiert der ZV. Für alle besonders Gesetzestreuen: Wenn ihr das nächste Mal eure Azubis den ganzen Tag haarewaschen und kehren lasst, dann denkt bitte daran, dass im Berufsbildungsgesetz auch steht: "Auszubildenden dürfen nur Aufgaben übertragen werden, die dem Ausbildungszweck dienen". Amen.

Hintergrund: L'Oréal Beauty School

L'Oréal Professionelle Produkte hatte Anfang dieses Jahres angekündigt, eine private einjährige Beauty-Kompakt-Ausbildung zu starten. Der Zentralverband stand dieser Idee von Anfang an ablehnend gegenüber und sieht die duale Ausbildung (oder vielleicht doch eher ihre eigene Ausbildungshoheit?) in Gefahr.

Wir sind der festen Überzeugung, dass es mode-, zukunft- und professionalitätsorientierte Angebote auch alternativ geben muss. Positive Vorbilder im Ausland gibt es längst. Eine Initiative der Industrie im Markt, positive Zeichen zu setzen, zu blockieren ist schlussendlich einfach nur traurig. Die Argumentation schreit "Hilflosigkeit". Ob L'Oréals Schritt ein richtiger gewesen wäre? Ich habe keine Ahnung, aber wie wollen wir Erfahrung sammeln, wie Impulse setzen, wenn wir mit verschränkten Armen allen Modernisierungsschritten unaufgeschlossen gegenüberstehen?