12.03.2021
Was vom Weltfrauentage übrigblieb
PussyNation, Heidi Klum oder Mulan – Sind das die neuen Vorbilder oder wie können Friseurinnen endlich auch an vorderster Branchenfront mitmischen? Eine Antwortsuche …
Kommentar von Raphaela Kirschnick
Und schon ist er wieder vorbei, der Tag an dem Frauen Blumen auf der Straße erhalten und die ganze Medienwelt darüber berichtet, wie toll sie sind, weil hart arbeitend für weniger Geld. Anspruchslos stemmten Frauen die Coronazeit, als Heldinnen gefeiert sollen sie bitte brav so weiter machen. Jetzt aber darf der Ruf nach Veränderung wieder 364 Tage ruhen. Genau das wollen wir nicht!
Zum Gender Pay Gap gibt es viele Zahlen, leider keine Friseur-brancheninternen. Ein Gap gibt es dennoch, der Frauenberuf Friseurin ist mit Abstand einer der schlecht bezahltesten Jobs im deutschen Arbeitswesen und findet so Einzug in die bundesweit schiefe Pay-Gap-Gesamtstatistik.
Wir brauchen Vorbilderinnen!
Meinen Frauentagsabend verbrachte ich mit wundervollen Friseurinnen und Unternehmerinnen im Clubhouse Talk, genossen habe ich vor allem die vielen unterschiedlichen Blickwinkel und den gemeinsamen Nenner: Wir brauchen Vorbilderinnen! Friseurinnen, die vorleben, DASS und vor allem WIE es anders gehen kann!
Martina Acht geht jetzt in die Politik, will etwas bewegen und wünscht sich ein gemeinsames Erheben der Stimmen aller Frauen. Vorbilder geben Stärke und weisen Wege. Wir brauchen eine Heidi Klum der Friseur Branche, laut, fordernd, und tonangebend und sich selbst verwirklichend.
Petra Brockmann sieht die Herausforderungen der Frau in der gesellschaftlichen Ordnung, neben Job und Kind, auch den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. „Frau sein, heißt auch Kämpferin zu sein“ dafür empfiehlt Petra den Disneyfilm „Mulan“, denn Frau sein heißt anders kämpfen und können.
Mandy van der Bosch wünscht sich für die Branche mehr Mut und Kraft, denn das braucht es, um aus der Komfortzone herauszukommen. Die wichtige Frage, wie schaffen wir es endlich weg von Neid und Einzelkämpfertum. „PussyNation“ als TV Tipp - Carolin Kebekus hält Frauen den Spiegel vor, davon können wir alle lernen.
Denise Bredtmann nennt das Kind beim Namen: Männer machen Dinge einfach, überlegen nicht lange, Frauen seien da viel zurückhaltender und ja, auch verantwortungsbewusster anderer Aufgaben gegenüber.
Prinzessin, Wonderwoman oder beides?
Was wollen, sollen, dürfen wir eigentlich sein? Ist nicht genau das vollkommen egal, Hauptsache man ist das was einem Spaß macht? Hört der Spaß aber nicht auf, wenn Frauen es dennoch nicht auf die mehrheitlich von Männern dominierte Bühne schaffen, obwohl sie es wollen?
Was ist denn bitte mit den Verbänden: Zentralverband 100% Männer an der Front, Intercoiffure 58% männliche Mitglieder. Männer haben offenbar mehr Zeit, mehr Drang, mehr, ja was eigentlich? Frauen wollen das auch, oder nicht, machen nicht, setzen sich oft nicht durch, mit Leistung kann das nicht zusammenhängen. Womit dann?
Ist das Rollenbild noch immer so betoniert? Corona beweist: Haushalt, Job und Homeschooling bleiben weiblich geschultert, dabei soll die Frau natürlich gut aussehen. Wo ist der Ausweg?
Warum finden wir keine befriedigenden Antworten darauf?
Frauen gehören gefördert, Quotenregelung für den Zentralverband und die Bühnen der Top Hair Messe, na das wäre mal eine Ansage und ein Anfang. Dabei bin ich gar nicht für Quotenregelung. Dennoch scheint es der richtige Weg, eingesessene Strukturen aufzubrechen. Denn sollen sich Frauen wirklich ändern müssen? Das wollen wir doch auch nicht! Halt ein bisschen mehr an sich glauben und öfters mal ‚Hier‘ schreien, das wäre gut.
Wir werden die Frauenwelt heute nicht aus den Angeln heben, aber weiter Fairness einfordern und Aufmerksamkeit schaffen für gleiche Chancen.
Nach dem Weltfrauentag ist vor dem Weltfrauentag, wir haben 364 Tage Zeit, weiterhin Vorbilder im Salon zu zeigen, ob Prinzessin, Wonderwoman oder beides, ob glückliche Mutter und/oder zufriedene Bühnenakteurin, als Frau mit ihren eigenen weiblichen Stärken und selbstbestimmten Wünschen. Und da zu einem selbstbestimmten Leben auch finanzielle Sicherheit gehört, schließt sich der Kreis zum Gender Pay Gap.
Wir freuen uns gemeinsam auch weiterhin mehr zu bewegen,
Eure Raphaela