Credit: Alois Müller

15.09.2020

ver.di kritisiert niedersächsiche Friseur-Enklave im Altkreis Wesermünde

Niedersachsen und Bremen haben Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge für das Friseurhandwerk erklärt, mit regionalen Ausnahmen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) findet das grotesk...

Ganz Bremen (am 14.09.2020) und ganz Niedersachsen (am 10.09.2020) haben einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für das Friseurhandwerk, also gleiche Löhne für alle Beschäftigten. Ganz Niedersachsen? Nein!

Die VertreterInnen der Unternehmens- und Handwerksverbände haben jetzt dafür gesorgt, dass sechs Gemeinden davon ausgenommen sind. Im Altkreis Wesermünde gilt die ansonsten unstrittige Allgemeinverbindlichkeit gegen die Stimmen der Gewerkschaftsbank im dafür zuständigen Tarifausschuss des Landes Niedersachsen nicht. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) versteht die Welt nicht mehr: „Wir glauben nicht, dass im Tarifausschuss durch die VerbandsvertreterInnen Politik im Sinne ihrer Innungsmitglieder gemacht wird“, sagte die stellvertretende Landesleiterin Ute Gottschaar.

Für Wurster Nordseeküste, Loxstedt, Schiffdorf, Beverstedt, Hagen im Bremischen und Geestland ist aus historischen Gründen die Friseur-Innung Bremerhaven-Wesermünde zuständig. Für diese sechs Kommunen und ihre 79 Friseurbetriebe soll nun alles anders sein. „Die von den Unternehmensverbandsvertretern vertretene Meinung ist rechtlich unhaltbar und sozialpolitisch völlig abwegig“, kritisiert die Gewerkschafterin.

In Niedersachsen gibt es seit Oktober 2018 einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag, in Bremen hat der Tarifausschuss der zuständigen Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt am 14.09.2020 die Allgemeinverbindlichkeit ausgesprochen. „Es sprechen starke Argumente dafür, dass die Allgemeinverbindlichkeitserklärung geeignet, erforderlich und angemessen ist, um drohende Nachteile für eine erhebliche Zahl von Beschäftigten abzuwenden“, betont Gottschaar.

Mit den nach 20 Jahren abgeschlossenen Verträgen hatte ver.di wichtige Sicherheiten für die Tarifbeschäftigten erreicht und Lohndumping einen Riegel vorgeschoben. Das helfe gegen Fachkräftemangel in der Branche. „Wir finden das gut, Politik findet das gut, alle finden das gut, nur diese VerbandsvertreterInnen nicht? Man kann doch niemandem erklären, dass die Beschäftigten in dieser Enklave von den Vorteilen nicht profitieren sollen“, schimpft Gottschaar, „reparieren kann man die Entscheidung jetzt nicht mehr, wir hoffen allerdings auf ein Einsehen bei den nächsten Verhandlungen.“