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05.06.2025

Schwarzarbeitskontroll-Bilanz 2024, erstmalig fürs Friseurhandwerk

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit ist ein wichtiger Hebel gegen die wachsende Schattenwirtschaft im Friseurhandwerk. Diese Woche veröffentlichte die Generalzolldirektion erstmals die Jahresdaten nach Branchen – Friseure und Kosmetiker sind weit oben mit dabei. Die Ergebnisse der Zoll-Jahresbilanz 2024…

 Friseur& Kosmetik fünft meist geprüfte Branche

Insgesamt wurden im Jahr 2024 1.114 Arbeitgeberprüfungen in Friseur- und Kosmetiksalons durchgeführt. Dabei wurden 10.402 Personen im Friseur- und Kosmetikgewerbe befragt oder anhand der Geschäftsunterlagen überprüft. Damit lagen Friseure und Kosmetiker auf Platz 5 der bundesweit am häufigsten geprüften Branchen. Mehr Betriebe wurden lediglich im Baugewerbe, im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe, im Speditions-, Transport- und damit verbundenen Logistikgewerbe sowie in der Gebäudereinigung geprüft.

Auch die Politik hat die Lage der Friseure, Barbershops und Kosmetiker erkannt und will nun besonderen Fokus auf diese Branche legen.

Trotz der hohen Zahl an Kontrollen wurde damit lediglich ein Bruchteil – nur 0,7 % – der deutschen Friseur- und Kosmetikbetriebe überprüft.

Durchgeführte Prüfungen in Friseur- & Kosmetiksalons 2024 nach Bundesland

Bundesland

Arbeitgeberprüfungen

Personenüberprüfungen

Baden-Württemberg

158

1.402

Bayern

201

1.197

Berlin

33

361

Brandenburg

19

222

Bremen

11

145

Hamburg

35

307

Hessen

47

503

Mecklenburg-Vorpommern

9

121

Niedersachsen

77

910

Nordrhein-Westfalen

342

3.389

Rheinland-Pfalz

26

374

Saarland

9

59

Sachsen

60

455

Sachsen-Anhalt

10

192

Schleswig-Holstein

25

275

Thüringen

50

486

kann nicht automatisiert zugeordnet werden

2

4

Gesamtsumme

1.114

10.402

Strafverfahren und Ordnungswidrigkeiten

1.353 Strafverfahren und 1.406 Ordnungswidrigkeitsverfahren wurden 2024 in der Friseur- und Kosmetikbranche eingeleitet.
Hierbei handelt es sich um die Anzahl der Verfahren, nicht die Anzahl der beschuldigten Personen.

Eingeleitete Strafverfahren 2024 – Friseur- & Kosmetiksalons

Arbeitsgenehmigung/ Aufenthaltstitel

Beschäftigung v. Ausl. ohne ArbG oder AT und zu ungünstigen Arbeitsbedingungen

3

Erwerbstätigkeit v. mehr als 5 Ausländern ohne ArbG od. AT

1

Beschäftigung von minderjährigen Ausländern ohne AT

1

Beitragsbetrug

Beitragsvorenthaltung - Arbeitnehmerbeiträge

415

Beitragsvorenthaltung - Arbeitgeberbeiträge

49

Beitragsbetrug/-vorenthaltung - Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeiträge

3

Illegaler Aufenthalt

Aufenthalt ohne Pass und Ausweisersatz

66

Illegaler Aufenthalt ohne Aufenthaltstitel

541

Illegale Einreise

4

Einschleusen von Ausländern

23

Leistungsmissbrauch

Betrug (Leistungsmissbrauch

194

Übrige Straftaten

Sonstige Straftaten

15

Menschenhandel

2

Ausbeutung der Arbeitskraft

1

Urkundenfälschung

3

Unerl. Erwerbstät. eines Asylbew. mit Verpfl. zum Wohnen in Aufnahmeeinrichtung

30

Ausüben einer unerlaubten Erwerbstätigkeit mit Schengenvisum)

2

 

Die meisten Strafverfahren standen im Zusammenhang mit illegalem Aufenthalt (634), dicht gefolgt von Beitragsbetrug (467). Hinzu kamen 194 Strafverfahren wegen Betrugs durch Leistungsmissbrauch und 5 wegen fehlender Aufenthaltstitel oder Arbeitsgenehmigungen. Besonders erschreckend sind auch die 2 Verfahren wegen Menschenhandels.

Die Generalzolldirektion gibt darüber hinaus an, dass im Jahr 2024 insgesamt 1.167 Strafverfahren erledigt wurden. Erledigt bedeutet nicht zwangsläufig eine Verurteilung; hierbei kann es sich auch um einen Freispruch oder die Einstellung des Verfahrens handeln.
 

Eingeleitete Ordnungswidrigkeitsverfahren 2024 - Friseur- & Kosmetiksalons

Arbeitnehmerentsendegesetz

Mindestlohn / sonstige Arbeitsbedingungen

6

Arbeitsgenehmigung/ Aufenthaltstitel

Beschäftigung (Arbeitgeber) ohne ArbG bzw. AT

374

Arbeitnehmer ohne ArbG bzw. AT

394

unerlaubte selbständige Tätigkeit eines Ausländers

4

Leistungsmissbrauch

Angabepflichtverletzung

3

Mitteilungspflichtverletzung

30

Mitteilungspflichtverletzung Alg II

30

Mindestlohngesetz

Anmeldung, Änderungsmeldung, Versicherung

2

Aufzeichnungspflicht

156

Mindestlohn

191

Übrige Ordnungswidrigkeiten

Sonstige Ordnungswidrigkeiten

3

Meldepflichtverletzung/Sofortmeldepflichtverletzung

138

Nichtmitführen oder Vorlage von Ausweispapieren

2

Arbeitgeber-Hinweispflicht

1

Mitwirkung Prüfung u. Duldung Betreten Grundstück/Geschäftsraum

33

Duldungs- und Mitwirkungspflichten eines privaten Auftraggebers

2

Leichtfertiges Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt

36

unerlaubte Ausländerbeauftragung

1

772, über 50 %, der eingeleiteten Ordnungswidrigkeitsverfahren standen im Zusammenhang mit fehlenden Arbeitsgenehmigungen oder Aufenthaltstiteln. Weitere 63 Verfahren wurden im Zusammenhang mit Leistungsmissbrauch und 349 wegen Verstößen gegen das Mindestlohngesetzes eingeleitet.

Laut Generalzolldirektion gab es 2024 886 erledigte Ordnungswidrigkeitsverfahren.

34 Monate Haft, 180tsd € Geldstrafe, 711tsd € Bußgelder

Die aufgedeckten Verstöße in der Friseur- und Kosmetikbranche zogen auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich. Insgesamt wurden im Jahr 2024 34 Monate Freiheitsstrafe sowie 172.575 Euro Geldstrafe verhängt.

Gefängnisstrafen wurden ausschließlich in Baden-Württemberg (3 Monate), Bayern (13 Monate) und Nordrhein-Westfalen (18 Monate) ausgesprochen.

Angesichts der vergleichsweise hohen Zahl an Kontrollen und eingeleiteten Verfahren fallen die Strafen gegen Friseur- und Kosmetikstudios eher gering aus.

Zusätzlich zu den rund 170.000 Euro Geldstrafe wurden 711.865 Euro an Verwarnungs- und Bußgeldern sowie an Einziehungs- und Verfallbeträgen gegen Friseur- und Kosmetiksalons festgesetzt.

Schaden: 2 Millionen Euro

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit stellte bei ihren Ermittlungen eine Schadenssumme von 1.924.435 Euro fest. Diese rund 2 Millionen Euro umfassen unter anderem nicht oder zu wenig gezahlte Sozialversicherungsbeiträge, Schäden durch die Nichtzahlung von Mindestlöhnen sowie Steuerschäden. 117.503 Euro entfallen dabei auf Ordnungswidrigkeiten (nach Verfahrensabschluss), 1.806.932 Euro betreffen Strafschadenssummen.

 

imSalon bleibt am Thema weiter dran. Nachfolgendes Video gibt einen kurzen Einblick über die Brisanz der Schattenwirtschaft im Friseurhandwerk.