27.04.2020

Para legt Höchstgrenzen für Bestellmengen fest, um Hamstern zu vermeiden

Wie geht es eigentlich dem Großhandel? Claudia Tegtmeyer von Para erzählt, wie ein Hamstern von Hygieneprodukten vermieden werden soll und gibt Einblick in die verrückten Wochen im Großhandel ...

Im Telefoninterview mit Juliane Krammer

Wie hat sich die Situation im Großhandel seit Corona entwickelt?
Claudia Tegtmeyer: Zu spüren bekamen wir Corona nach der Faschingswoche: Die Top Hair wurde abgesagt, schon darauf folgte große Ungläubigkeit. Soll man abwarten? Ist das alles überspitzt? Es war zu Beginn eine Starre und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.

Was bedeutete das für Para im Speziellen?
CT:
Unseren Außendienst-Mitarbeitern haben wir vor Schließung der Salons empfohlen, die Kunden nicht mehr zu besuchen, um ein Ansteckungsrisiko zu vermeiden. Auch bei den Shopmitarbeitern herrschte große Verunsicherung im täglichen Umgang mit den Kunden. Wir mussten im Interesse der Mitarbeiter, der Kunden und zur Aufrechterhaltung des allgemeinen Geschäftsbetrieb, viele Entscheidungen spontan treffen, Homearbeits-Plätze schaffen, Kurzarbeit beantragen und so weiter. Wir hätten als Großhändler sogar während des Shutdowns öffnen dürfen, haben uns aber aufgrund unserer Innenstadtlage, die v.a. für Endverbraucher interessant ist, dagegen entschieden.

"Wir bekamen immense Anfragen nach Einweghandschuhen aus vielen anderen Wirtschaftszweigen. Diese haben wir aber abgelehnt, da wir sonst keine Ware mehr für unsere Kunden, die Friseure, gehabt hätten."

Wie waren die Reaktionen von Seiten der Friseure in dieser Zeit?
CT:
Bis zur KW 16 gabe es so gut wie keinen Einkaufsbedarf seitens der Friseure. Unser Umsatz ist mit der Schließung der Friseursalons fast komplett weggebrochen. Verzweifelte Anrufe kamen von Endverbrauchern, denn offensichtlich haben viele Friseure ihren Kunden ganz genaue Angaben gemacht, welche Produkte sie brauchen. Von Seiten der Friseure wurden Farbschälchen und Pinseln bestellt, weil Friseure Färbekits an Kunden versendet haben. Dann folgte die große Nachfrage nach Handschuhen und zu unserer großen Überraschung - Einwegumhänge, die eigentlich tote Artikel waren. Jetzt gibt es fast keinen Auftrag mehr ohne Einwegumhänge. Unsere Läger wurden regelrecht geplündert.
Wir bekamen immense Anfragen nach Einweghandschuhen aus vielen anderen Wirtschaftszweigen. Diese haben wir aber abgelehnt, da wir sonst keine Ware mehr für unsere Kunden, die Friseure, gehabt hätten. Denn diese Anfragen kamen in riesigen Mengen.

Gestern wurden die Schutzmaßnahmen für Friseursalons ab 4.5.  bekannt gegeben. Wie haben Ihre Kunden reagiert?
CT:
Direkt nach der Ministerkonferenz gingen die Aufträge bei uns ein – online und am Telefon. Es ist eine unheimliche Euphorie, die hier zu spüren ist. Die Lagerbestände der Euro-Friwa in Würzburg für Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Einwegumhänge, die normalerweise für Monate gereicht hätten und auf die wir zurückgreifen, waren im Handumdrehen geleert. Es mussten in Zeiten, in der die ganze Welt nach Einwegartikeln schreit, sofort mit Artikeln ersetzt werden, die größtenteils aus Fernost importiert werden. Viele Kunden reagierten darauf mit Unverständnis. Aber meine Meinung ist, dass Einwegumhänge ein psychologisches Moment sind. Man könnte genauso gut Schneideumhänge nehmen, die nach jedem Kunden gewaschen werden. So werden auch die Hygieneanforderungen des BGW eingehalten. 

Das heißt, die Lieferung der benötigten Produkte ist sichergestellt?
CT:
Wir bekommen ständig neue Ware und die Euro-Friwa bemüht sich nach Kräften, Ersatzartikel aufzutun. Hier ändert sich die Liefersituation täglich.Wir haben Ware von den wichtigen Artikeln.

Was müssen Friseure sonst noch bei der Bestellung beachten?
CT:
Wir mussten leider Höchstgrenzen für die Bestellmengen von wichtigen Hygieneartikeln festlegen, damit nicht einzelne Kunden hamstern und andere Kunden leer ausgehen.  

Liegt Ihnen sonst noch etwas auf dem Herzen?
CT:
Wir freuen uns genauso wie die Friseure, dass die Salons am 4. Mai wieder öffnen dürfen und versuchen der großen Nachfrage nach Hygiene- und Desinfektionsartikeln rechtzeitig nachzukommen. Wir bitten aber um Verständnis, dass dies manchmal nicht ganz so schnell geht, wie sich das die Friseure wünschen sowie für Lieferengpässe und unangenehme Preisentwicklungen, die wir nicht zu vertreten haben. 

Danke Frau Tegtmeyer, und weiterhin viel Erfolg und gesund bleiben

Claudia Tegtmeyer ist Marketing & E-Commerce Manager beim Friseur-Fachgroßhandel PARA Einkaufs- und Vertriebs AG in München