Credit: Alois Müller für imSalon

05.01.2018

Mindestvergütung der Auszubildenden - Aufregung - WOZU eigentlich!?

Ein Kommentar von Raphaela Kirschnick

Da waren Sie wieder, die bösen Friseure, die ihre Auszubildenden ausbeuten und zu einem unleistbaren Leben verdammen. Alle schreien auf, Friseurblogger, Facebook Kommentatoren, auch der Zentralverband reagiert mit empörter Stellungnahme.

Man kann bereits die Uhr danach stellen, alle drei Monate, zuletzt im September 2017, wieder und wieder ist es das gleiche Thema: Friseure halten als Negativbeispiel in der Mindestlohndebatte her. Diesmal sind es die Auszubildenden und ich frage mich: WOZU eigentlich die ganze Aufregung?

Stellen sich doch zwei Fragen:
1.) Warum soll ein Azubi mit 15 Jahren ein Entgeld erhalten, dass ihm ein Leben in eigener Wohnung, mit Auto, Fortgehen und telekommunikativer Komplettaustattung ermöglicht? Weder Schüler, noch Student haben dies, auch nicht mit Bafög, sondern einzig und allein durch die Unterstützung der Eltern oder durch produktives Arbeiten.
Produktiv sind Auszubildende nur bedingt. Das hat Lars Nicolaisen in seinem Blog zum gleichen Thema übrigens großartig herausgearbeitet und berechnet.
Es ist eben Ausbildung, aber das ist eine ganz andere Debatte, die mit der Empörung erstmal nichts zu tun hat.

2.) FAKT jedoch ist, die durchschnittliche Vergütung eines Friseurauszubildenden reicht von € 269 im Osten bis zu € 494 im Westen. Der bundesweite Gesamtdurchschnitt aller tariflichen Ausbildungsvergütungen über sämtliche Branchen hinweg liegt bei € 826. *(Stand 09/17, mag sich um ein paar Euro geändert haben, glauben Sie mir, das macht den Bock nicht fett) Das erschreckt!
Ergo sind Friseure, als großes Schlusslicht im Ausbildungsvergütungstreiben, logischerweise das Negativbeispiel eben jenes. Ist doch logisch!
Und das ist die eigentliche Frage: WARUM ist das noch immer so?

Bis dato wird viel geredet und jede 2% Erhöhung mit eigenem Schulterklopfen großgeredet. Das jedoch die 2% in ALLEN anderen Ausbildungsberufen zu wesentlich mehr € plus führen wird das Bild niemals ändern.

Ist es nicht an der Zeit es richtig schmerzlich zu machen? Viele erfolgreiche Salonunternehmer machen es längst vor und vergüten Auszubildende weit höher als tariflich vorgegeben. Hebt die Friseurentgelttarife in ein gehobenes Mittelfeld, gebt den Salons die Chance massiv Preise anzuheben und dann werden wir doch sehen was passiert.

Wir möchten endlich aus den Negativ-Nachrichten, dann Ärmel hoch, Antworten und Strategien schaffen. Solange Friseure die niedrigst bezahlten Entgelte repränsentieren werden sie die Medien nicht verschonen. Wieso auch?

PS: Flugpreise haben sich nach der Air Berlin Pleite auf innerdeutschen Strecken großteils verdoppelt, da maulen zwar alle, aber wisst ihr was, Konsument zahlt. Das wird er auch beim Friseur tun.