31.10.2024

Landrat im Visier von Denis Sabur, stv. Obermeisterin

„Wir müssen lauter sein“, so hören wir es ständig aus der Politik. Lauter sein muss bereits auf lokaler Ebene passieren, dem schließen sich immer mehr Innungen, Ehrenamtliche und Kämpfer fürs Friseurhandwerk an.

Angeregt vom Zukunftskongress und der intensiven Zusammenarbeit an einem bundesweit einheitlichen Forderungskatalog hat sich nun auch Denis Sabur, stellvertretende Obermeisterin der Innung Minden-Lübbecke und Mitglied des Vorstands des Landesinnungsverband NRW sowie Salonunternehmerin an ihren Landrat vor Ort gewandt.

Lasst uns alle gemeinsam in die Politik hineinpiksen und Aufmerksamkeit für unser Friseurhandwerk fordern. Wir brauchen faire Rahmenbedingungen!

Denis Saburs Brief im Originalwortlaut

OFFENER BRIEF!!

An Herrn Ali Dogan, Landrat des Kreises Minden-Lübbecke

Sehr geehrter Herr Dogan,

mein Name ist Denis Sabur.

Ich bin Unternehmerin, stellvertretende Obermeisterin der Innung Minden-Lübbecke und Mitglied des Vorstands des Landesinnungsverbands in NRW.

Ich wende mich an Sie, um die schwierige Lage der Friseurbranche zu schildern und auf dringenden Handlungsbedarf aufmerksam zu machen. Friseure sind nicht nur ein unverzichtbarer Teil des Handwerks, sondern auch eine bedeutende Stütze für die lokale Wirtschaft, die Ausbildung junger Menschen und das gesellschaftliche Miteinander. Dennoch sehen sich viele Betriebe derzeit enormen Herausforderungen gegenüber, die sowohl ihre Existenz als auch die Zukunft der gesamten Branche bedrohen.

Zum einen haben die Folgen der Corona-Pandemie die Branche hart getroffen und die Rückzahlungen der Corona-Hilfen führen zu großen Existenznöten.

Zum anderen sehen wir uns einem akuten Fachkräftemangel gegenüber. Junge Menschen entscheiden sich immer seltener für den Friseurberuf, was unter anderem auf die geringe Bezahlung und den hohen Arbeitsdruck zurückzuführen ist. Dies führt dazu, dass zahlreiche Betriebe Schwierigkeiten haben, qualifizierte Fachkräfte zu finden, und infolgedessen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können. Dies ist nun erst einmal nichts was nur die Friseure betrifft, allerdings kommt hier hinzu, dass aufgrund politisch-struktureller Veränderungen, wie die geplante Erhöhung der Umsatzgrenzen von 22.000 € und 50.000 € auf 25.000 € und 100.000 €, Kollegen sich einer Wettbewerbsverzerrung unterlegen fühlen. Viele Unternehmen kämpfen tagtäglich darum, kostendeckend zu arbeiten, und können Preiserhöhungen nur bedingt an die Kundschaft weitergeben, da viele Menschen finanziell selbst unter Druck stehen. Dabei schwebt die bevorstehende Mindestlohnerhöhung auf möglicherweise 15 € oder 16 € als weiteres Damoklesschwert über der Branche und über das Thema Schwarzarbeit habe ich hier noch garnicht gesprochen.

Aus der Verbandsperspektive bedeutet dies, dass immer mehr Mitglieder aufgeben, und das Ehrenamt, welches ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur darstellt, zunehmend verloren geht. Ein elementares Fundament, das unsere demokratischen Werte repräsentiert, ist dabei zu zerfallen.

Der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks hat ein Positionspapier und klare Forderungen bereits auf den Weg gebracht. Ich, als stellvertretende Obermeisterin der Innung Minden-Lübbecke, möchte Sie als Landrat und Freund von tradiertem und zugleich zukunftsorientiertem Denken einladen, sich dringend mit dieser Thematik zu befassen. Ihre Unterstützung ist für uns Unternehmer unverzichtbar.

Daher bitte ich Sie eindringlich, sich für eine nachhaltige Unterstützung der Friseurbranche einzusetzen. Unsere Mitglieder sind zunehmend demotiviert, und Zusammenkünfte werden immer spärlicher.

Es wäre für uns eine große Hilfe und Freude, wenn es für Sie vorstellbar wäre, an einer Mitgliederversammlung via Zoom teilzunehmen, um einige Fragen unserer Mitglieder zu beantworten und perspektivisch Zuversicht zu vermitteln. Die nächsten findet am 04.11 um 18.00 statt. Bei einer positiven Rückmeldung ihrerseits ist eine detaillierte Absprache sicherlich auch in ihrem Sinne.

Ich, als Kind eines deutsch-türkischen Haushalts, habe früh gelernt, dass nur durch Zusammenhalt gemeinsame Herausforderungen bewältigt werden können.

Die Friseurbranche ist systemrelevant und steht für weit mehr als nur das Schneiden von Haaren. Sie bietet eine Plattform für zwischenmenschlichen Austausch und Erhalt der Würde des Menschen.

Sie benötigt Ihre Aufmerksamkeit.

Ich freue mich auf Ihre hoffentlich positive Antwort.

Mit wohlwollenden Grüßen,

Denis Sabur,
Stellvertretende Obermeisterin, Innung Minden-Lübbecke