21.06.2024
Familienministerium beim Mutterschutz für Selbstständige ohne Lösung
Was macht das Familienministerium für Unternehmerinnen, wenn es um den Mutterschutz geht? Wir haben nachgefragt. Unsere Conclusio: Man arbeite an vielem, aber nichts Konkretem.
Über 68% der selbstständigen Friseure sind weiblich. Vielen dieser Unternehmerinnen wird applaudiert, sie werden als „Power“-Frauen bezeichnet – dabei machen sie nichts anderes als ihre männlichen Kollegen – ein Unternehmen gründen und führen. Im Gegensatz zu den männlichen Unternehmern jedoch, haben weibliche Entrepreneure eine große Hürde zu bewältigen: Das Unternehmen am Laufen zu halten, wenn sie schwanger werden und Kinder bekommen.
Es gibt die unterschiedlichsten Zugänge, wie Selbstständige diese Zeit sowohl finanziell als auch mental überstehen. Die Jahre davor vorarbeiten, um abgesichert zu sein, wie es ► Janina Ehrenberg macht, oder so wie ► Johanna Röh bis kurz vor der Entbindung zu arbeiten und somit die eigene Gesundheit und die des Kindes auf das Spiel zu setzen. Das sind nur zwei Beispiele.
Welche Möglichkeiten hat eine schwangere Unternehmerin, um sich abzusichern?
Fakt ist
- ein Mutterschutz für Selbstständige ist gesetzlich nicht verankert
- Die Schutzfristen der werdenden Mutter von 6 Wochen vor sowie 8 Wochen nach der Geburt hat für Unternehmerinnen keine Gültigkeit
- Selbstständige erhalten das gesetzliche Mutterschaftsgeld nicht automatisch. Eine Krankenversicherung inklusive Krankentagegeld sollte bereits vor der Schwangerschaft abgeschlossen werden. Dann wird bei Krankheit Krankengeld und bei Schwangerschaft Mutterschaftsgeld gezahlt. Das sind 67% des bisherigen Nettoeinkommens. (Achtung: Hier gibt es große Unterschiede je nach Fall)
- Private Kassen schließen während des Mutterschutzes Tagegeld aus. Es gibt aber Kassen, die eine einmalige Leistung zahlen.
- Der Betrieb ist in dieser Zeit nicht abgesichert, denn es kann keine Betriebsausfallversicherung abgeschlossen werden, da die Versicherungen das in so einem Fall nicht abdecken.
Die Lösungen, auf die das Familienministerium setzt
imSalon hat hier bereits umfangreich recherchiert ► Mutterschutz für alle. Wir wollten wissen, was das Familienministerium zu sagen hat. Denn Friseur- und Kosmetikbetriebe werden in der Mehrheit von Frauen geführt und auch mehr Frauen sind Solo-Selbständig – was bedeutet das für den Salon, wenn Unternehmerin/Friseurin ausfällt?
Informieren statt helfen
Das Familienministerium will zukünftig unter dem Motto „Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand“ bessere Infos für Unternehmerinnen verteilen, damit sie u.a. rechtzeitig Versicherungen abschließen. Durchgeführte Workshops sowie eine Studie sollen dazu dienen, herauszufinden, was Unternehmerin braucht.
Studie: Großteil selbstständiger Frauen wünscht sich vom Staat eine Verbesserung der Situation
In der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beauftragten Studie stellte sich heraus, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die große Mehrheit der Selbstständigen ein Problem darstellt. Genauso erkennt das Gros, dass es für selbstständige Mütter im Vergleich zu Angestellten schwieriger ist. Vor allem die Zeit nach der Geburt des Kindes war für viel Unternehmerinnen herausfordernd. 65% der Frauen stiegen nur „ganz kurz“ aus ihrem Beruf aus und 62% waren auf die finanzielle Unterstützung ihrer Partner angewiesen. Fast die Hälfte hat in dieser Zeit auf ihre Ersparnisse zurückgreifen müssen. 85% der selbstständigen Frauen wünschen sich vom Staat eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Mutterschutz der Selbstständigen. 44% der Befragten war die Möglichkeit der freiwillig gesetzlichen und auch der privaten Krankenversicherung nicht bekannt. Ein Drittel der befragten deutschen Unternehmerinnen ziehen diese Angebote bei einer etwaigen Mutterschaft in Betracht – jedoch mit folgenden Voraussetzungen: Höhere Leistungen bzw. ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Zu teuer sei der Abschluss einer solchen Versicherung für 29% der Befragten.
Die genauen Details der Studie findet ihr ► hier.
Chancengleichheit anstatt limitierter Lösungen
Wir fragen uns trotzdem bei den bekanntgegebenen „Lösungsansätzen“ des Familienministeriums: Kann die Politik hier nicht mehr tun für die, die arbeiten, hohe Steuern zahlen, in die Pensionskassen aller einzahlen, Arbeitsplätze schaffen und ausbilden?
Gerne verzichten wir in Zukunft auf das „Power“ vor der Frau und nehmen „Gleichheit“ nach der Chance!