Credit: Sandra Vitting für imSalon

30.06.2022

Doris Ortlieb: Beim ZV geht mehr, LIV Bayern hat 3 Anträge eingebracht

Der LIV Bayern bleibt im Zentralverband, stellt Forderungen in Kommunikation & Unterstützung des Ausbildungssystems. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin.

Im Oktober hat der LIV Bayern veröffentlicht, mehr Mitspracherecht auf Bundesebene zu fordern. Hat Bayern seiner Stärke entsprechend nun mehr Einfluss auf Entscheidungen?
Doris Ortlieb:
Es waren Neuwahlen im Zentralverband und wir wollten einen bayerischen Vertreter im Präsidium und das ist bei der Wahl leider nicht gelungen. Aber das ist Demokratie: Findet man eine Mehrheit oder nicht? Nun ist die zentrale Frage: Wie können wir jetzt unsere Themen im ZV platzieren?
Es war die Idee, dass unsere Präsidentin zur Mitgliederversammlung kommt, die im April stattgefunden hat. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie aber absagen. Wir wollten, dass unsere Mitgliedsinnungen, den direkten Kontakt zur Präsidentin haben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir haben aber Landesinnungsmeister Christian Kaiser als Vertreter im Zentralverband und er bringt die bayerische Sicht immer auch in den Vorstand ein. Jetzt in der jüngsten Mitgliederversammlung wurde auch Herr Christian Hertlein - unser stellvertretender Landesinnungsmeister - in den Zentralverbands-Vorstand koopiert. Zwar ohne Stimmrecht, aber er kann als Experte für Berufsbildung seine Meinung einbringen.

Wurde die Mitgliederversammlung in Berlin dafür genutzt, um die bayerischen Themen zu platzieren?
DO:
Es wurden 3 Anträge eingebracht, die die Wünsche unserer Mitglieder aufgreifen: 1. Wir haben eine Verbesserung des Informationsflusses angemahnt, da die Informationen von unserem Dachverband nicht ankommen. Das muss besser ans uns weitergeleitet werden.
Das Ziel eines weiteren Antrags war, Hilfsmittel wie Checklisten, Anleitungen, Broschüren, … gesammelt zur Verfügung zu stellen. Wenn es sich um bundesweite Themen handelt, dann soll das der Zentralverbrand liefern - vor allem in Zeiten einer Pandemie: Da soll das nicht jeder selbst entwerfen und das Rad neu erfinden.
Man muss aber schon sagen: Unser Verständnis von Zentralverband ist der Zusammenschluss von Landesinnungsverbänden. Wenn wir an den Zentralverband adressieren als Forderung, dann liegt das nicht allein in der Hand der paar Mitarbeiter, die in Köln sitzen.

… und der 3. Antrag?
DO:
Es gab eine Ausbildungsprämie für Betriebe, die in der Corona-Pandemie für alle jene, die ihre Ausbildungsleistung gehalten haben bzw. steigern konnten. Das Programm ist im Februar ausgelaufen und wir wollten, dass es weitergeführt wird. Für Friseure kam da wenig rüber, denn in der Pandemie und im Lockdown war die Lust zum Ausbilden nicht besonders groß. Der Vorstand hat eine Resolution zum Thema Ausbildung und Unterstützung im Friseurhandwerk vorgeschlagen, deswegen haben wir den Antrag zurückgezogen.

Was ist Vorteil als LIV im ZV organisiert zu sein?
DO:
Man muss ganz ehrlich sein: Eine politische Vertretung auf bundes- sowie europäischer Ebene haben wir nur über den ZV. Wir können schon als LIV an Abgeordnete herantreten oder an übergeordnete Organisationen, aber es läuft Bundespolitik und Europapolitik über den Bundesinnungsverband – den ZV des deutschen Friseurhandwerks.

Was sind die aktuell wichtigsten Themen und Forderung des LIV abseits der 3 aufgegriffenen Themen?
DO:
Ja, es gab noch Themen. Wir haben aber gesehen, dass sich da etwas von Seiten des ZV tut. Dort, wo etwas passiert, müssen wir nicht kritisieren. Ob das ausreichend ist, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. In puncto Nachwuchs- sowie Mitgliederwerbung erhoffen sich unsere Mitglieder mehr Material. Man braucht Fotos, Videos, Texte, …
Ein Punkt, wo auch wir uns momentan noch zurückgehalten haben, ist das Thema Ausbildung und Qualifizierung. Der ZV positioniert sich sehr klar zur dualen Ausbildung. Was da fehlt sind alternative Wege zur Gesellenprüfung oder eine Teilqualifizierung. Wir werden auch hier daran arbeiten. Ob das der ZV auch tut und aufgreift, werden wir sehen.
Außerdem erwarten wir uns, dass die Arbeit des Zentralverbands sichtbarer wird – auch wenn man die Diskussionen in den Sozialen Medien mitverfolgt: Er muss das, was er tut und was er gut macht, besser verkaufen und mehr kommunizieren. Außerdem sehen wir es als notwendig, sich mehr der Diskussion mit Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern zu stellen. Da ist ein Defizit. – Ja, wir üben Kritik. Man muss aber schon sagen, es gibt viele Dinge, die werden gut gemacht. Es gehört nur darüber gesprochen, denn Klappern gehört zum Handwerk. Da meinen wir, geht noch mehr.

Haben Sie für sich einen Rahmen gesetzt, bis wann sie der Umsetzung der diversen Themen Zeit geben, bevor evaluiert wird?
DO:
Hintergrund dieses Gespräches ist ja, dass im Raum stand, dass der LIV Bayern aus dem ZV austritt …Wir müssen uns jeden Tag um unsere Mitglieder bemühen und auch der Zentralverbrand muss das tun. Das ist ein Prozess, der ständig am Laufen ist und wo Mitglieder unzufrieden sein können und vielleicht auch ihre Mitgliedschaft kündigen, aber auch wieder reinkommen. Es muss einfach am Ende zusammenpassen.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!