Credit: Martin Steiger

30.04.2021

Barbara Klapper: Mobilfriseuren fehlt die Lobby

Der Wunsch nach Flexibilität, dennoch Sicherheit und gar nicht nur mobil. Indola analysiert die wachsende Community der SolostylistInnen und will unterstützen, worauf es ankommt, eine stärkere Lobby und Business Unterstützung ...

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

2019 hat sich Indola neu aufgestellt, dann kam Corona. Wie hat sich das auf die Markenentwicklung ausgewirkt?
Barbara Klapper: Ich bin sehr stolz darauf, wie enorm gut sich die Marke gerade in Deutschland trotz Corona entwickelt hat. Das spricht für die Marke, denn diese trifft den Zeitgeist.

Zeitgeist als Erfolgskonzept?
BK: Ja, Indola eröffnet für unsere Partner das Potenzial, etwas Neues, Hochqualitatives zu haben, das im günstigeren Bereich angesiedelt ist. Das ist, was die stark wachsende Gruppe der SolostylistInnen gerade in diesen Zeiten sucht.
Auf der anderen Seite bieten wir enormen Service. Im Bereich Digitalisierung haben wir mit unseren Kunden eng zusammengearbeitet, um ihre E-Shops zu aktualisieren und zu optimieren, beispielsweise mit zielgruppengerechten interessanten Inhalten abseits der Produktpräsentation. Wir haben uns hier auch in den sozialen Medien gegenseitig gestärkt. Das ist einer unserer großen Erfolgsfaktoren!

„Erfolgreich sind die, die eine schöne Userexperience anbieten…“

Welche Faktoren waren beim Großhandel relevant?
BK: Im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass vor allem Großhändler, die einen modernen, benutzerfreundlichen Shop haben, erfolgreich sind. Das sind die, die eine sogenannte schöne Userexperience anbieten. Es muss um mehr gehen, als ein Produkt zu bestellen, sondern wo ich auch Informationen erhalte und in kreative Welten entführt werde, die Emotionen transportieren. Diese Kunden entwickeln sich prächtig mit uns.

Eure Kernzielgruppe sind Solostylisten, Mobilfriseure, Sessionstylisten. Wie erging es euren Kunden im letzten Jahr? Es ist wie überall, jene, die gut aufgestellt sind, denen geht es gut. EPUs haben oft keine großen Strukturen, sprich, sie müssen keine Miete für einen großen Salon oder Lohn- und Lohnnebenkosten für MitarbeiterInnen bezahlen. Damit hält man sich leichter über Wasser.

Im vergangenen Sommer hatten wir eine Umfrage zu Solostylisten durchgeführt. Was war denn dein spannendstes Learning aus dieser Studie?
BK: Wir versuchen uns in unsere Zielgruppe hineinzuversetzen und sie zu verstehen, da war es für mich sehr wichtig nicht falsch zu liegen. Viele Annahmen haben wir durch diese Umfrage bestätigt bekommen.

"...nur ca. 50% sind ausschließlich mobil unterwegs."

Und welche Annahmen sind das?
BK: Zum Einen die Frage, warum man sich für die Selbstständigkeit als Einzelunternehmer entscheidet. Die Mehrheit möchte sich ihre Zeit flexibler einteilen. Dem steht als größte Herausforderung die Sicherheit des monatlichen Grundeinkommens gegenüber. Was ich auch sehr interessant gefunden habe, ist die Aufteilung der Soloselbstständigen. Circa die Hälfte von ihnen gaben an, einen Salon zu haben und nur ca. 50% sind ausschließlich mobil unterwegs.
Unterm Strich spiegelt diese Gruppe den gesellschaftlichen Wandel wider, Flexibilität ist vielen Menschen a wichtig, mit der Sicherheit wird dann gelernt umzugehen. Kein Wunder, dass die Anzahl der SolostylistInnen kontinuierlich steigt.

"Die Industrie kümmert sich meist nur um die Großen und eine eigene Lobby haben sie nicht."

Wie gehen Soloselbstständige mit dem „Alleine sein um“?
BK: Das ist eine gute Frage, denn auch das beschäftigt viele sehr. Da helfen vor allem die Sozialen Netzwerke. Es gibt viele Facebook Gruppen und Initiativen, die sich gebildet haben, um eine Community für diese Zielgruppe zu formen und ihnen eine Stimme zu verleihen. Alle haben eines gemein, sie haben nicht den Support, den „größere“ Friseure haben. Die Industrie kümmert sich meist nur um die Großen und eine eigene Lobby haben sie nicht.

Könnt ihr als Industrie eine Lobby aufbauen?
BK: Da bin ich gerade dran. Das hört sich immer leichter an, als es tatsächlich ist, aber wir haben etwas Konkretes in Planung. Das wird schön und groß werden.

Wie kann man denn fernab von Produkten konkret unterstützen?
Für all jene, die sich entscheiden selbstständig zu werden, ist es Gold wert, einen durchdachten Businessplan und einen guten Steuerberater zu haben, der sich mit der Thematik und der Branche gut auskennt. Der Friseur soll sich auf das konzentrieren, was ihm Freude bereitet. Dabei hilft es, einen starken Partner im Hintergrund zu haben, der das Finanzielle regelt.

Und da setzt ihr an?
BK: Ja, das ist mein Ziel und damit kann ich den „Kleinstunternehmen“ mehr als nur das beste Produkt anbieten, nämlich den Service und das, was sie für Ihren geschäftlichen Erfolg brauchen.

"Mobilfriseure wissen, was sie können und warum sie tun, was sie tun und sind damit auf einem sehr zeitgeistigen Weg..."

Mobilfriseure waren jüngst immer wieder Online-Bashings ausgesetzt. Wie beeinflusst das das Solostylistentum?
BK: Die Anfeindungen, die in Lockdown-Zeiten passiert sind, waren nicht in Ordnung. Teilweise war Mobilfriseur ein Schimpfwort und Synonym für Schwarzarbeit. Das finde ich indiskutabel, unfair und schlichtweg falsch. Mobilfriseure wissen, was sie können und warum sie tun, was sie tun und sind damit auf einem sehr zeitgeistigen Weg. Das wird in Zukunft noch viel stärker werden.

Was mich in der Studie überrascht hat, war das enorme Trendbewusstsein und Interesse an Weiterbildung.
BK: Gemeinsam mit unseren Partnern bieten wir Weiterbildungen an. Friseure melden bei ihrem Großhandelspartner an, was sie lernen wollen. Wir sammeln diese Anforderungen und machen entweder Einzelseminare oder fassen Gruppen zusammen. Wir bieten das auch aktiv an, haben aber keinen festgesetzten Seminarkalender, das würde für unsere Zielgruppe nicht passen, es muss ja flexibel und maßgeschneidert sein.

"Solostylisten arbeiten niemals nur mit einer Marke"

Was brauchen Soloselbstständige in Communities?
BK: Eine markenunabhängige Plattform, auf der sich alle treffen und diskutieren können. Denn eine wichtige Erkenntnis aus der Studie: Solostylisten arbeiten niemals nur mit einer Marke. Die suchen sich genau die Produkte aus, die sie brauchen und das von verschiedensten Anbietern. Ich möchte Friseuren die Möglichkeit bieten von uns Hilfestellungen zu erhalten, egal mit welcher Marke sie zusammenarbeiten.

Wir hatten die Mobilfriseurin   Henriette Turbucz   im Interview. Sie berechnet ihren Kunden eine Anfahrtspauschale. Wird das Usus? 
BK: Als ich das gelesen habe, war ich begeistert. In jeder anderen Branche ist das ganz normal. Henriette repräsentiert für mich genau diese neue Zielgruppe an selbstbewussten Friseuren, die darauf schauen, was braucht der Konsument, wie kann ich es ihm geben und darauf wirtschaftlich denkend reagiert.

Gibt es 2021 Neuigkeiten von Indola?
BK: Natürlich gibt es neue Produkte. Getreu unserem Motto „simply smarter“ halten wir unser Sortiment klein und optimieren das, was wir haben. Indola ist Teil des Henkel-Konzerns und Henkel hat sich der Nachhaltigkeitsstrategie verschrieben. Wir werden mit Henkel den ökologischen Fußabdruck bis 2025 massiv reduzieren und wollen ein klimapositives Unternehmen werden. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit auch Zukunftsfähigkeit. Die Marke „Act now“ spiegelt das wunderbar wider. Mich macht es stolz, Teil davon zu sein, weil Nachhaltigkeit ernst genommen wird und bis in die kleinste Marke umgesetzt wird. Alle Produkte, die wir neu einführen oder überarbeiten entsprechen den hohen Kriterien der Henkel Nachhaltigkeitsstrategie. Und auch im Juni wird etwas ganz Besonderes kommen, das hilft das Leben der Friseure einfacher zu machen. Mehr darf ich aber leider noch nicht verraten.

Liebe Barbara, vielen Dank für Deine Zeit und wir sind gespannt auf Juni.


Wer ist Barbara Klapper?

Barbara Klapper ist seit 2019 als Business Development Manager für INDOLA für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich. INDOLA ist eine  Marke des Henkel Konzerns, in dem Klapper seit 2003 verschiedene Positionen innehatte. Seit 2014 prägte Klapper im Segment Beauty Care Professional in den Bereichen Marketing und Sales die Marken Schwarzkopf Professional, Authentic Beauty Concept und Indola.