Credit: Nadine Zeiler

10.05.2024

Warum haben selbstständige Frauen so wenig Rechte in der Schwangerschaft?

Nadine Zeiler traf es in den vergangenen Jahren hart, selbstständig, Coronazeit, 4 Mitarbeiterinnen, Familienunfall und schwanger. Mit einer enormen Belastung auf den Schultern bewarb sie sich um den Wella-Fonds und appelliert gleichzeitig an die Politik für gleiche Bedingungen schwangerer Frauen, ob angestellt oder selbstständig.

Nadine Zeiler, Inhaberin Friseursalon 'Your Style' Pleiskirchen, 4 Mitarbeiterinnen (2 Voll-/ 2 Teilzeit), im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Du bist in den vergangenen Jahren in eine für dich problematische Lage gerutscht. Was ist passiert?
Nadine Zeiler:
Als ich mitten in der Corona-Zeit schwanger wurde, musste ich mir oft die Frage stellen, wie es weitergeht. Ich wollte meinen Mädels im Salon ihren Arbeitsplatz nicht wegnehmen. Mit Coronahilfen und Ersparnissen ging es dann irgendwie.

Wie lief es, als das Baby da war?
NZ:
Im August 2021 kam meine Tochter zur Welt. Ich habe bis zum Tag der Geburt gearbeitet und bin nach 3 Wochen wieder zurück in den Salon, obwohl es mir gar nicht gut ging. Aber eine Kollegin fiel wegen Krankheit aus und es musste Umsatz rein. Dann hatte mein Papa einen schweren Unfall und ich musste aussetzen, um mich um ihn zu kümmern. Wenn man selbst nicht mitarbeiten kann, geht einiges an Umsatz ab. Dann kam die Soforthilferückzahlung.

Das sind viele Schicksalsschläge. Du hast dich in dieser Situation bei der Hilfsaktion Wella-Fonds beworben. Ist es dir leicht gefallen, um Hilfe zu bitten?
NZ:
Nein, wirklich nicht.

Was hält einen da zurück?
NZ:
Was denken denn dann die anderen über dich! Denkt jetzt jeder, ich bin dem nicht gewachsen? Das beschäftigt einen, das Gerede, das kommen könnte. Eigentlich blöd, denn es geht ja so vielen so, wenn man dann darüber spricht.

„Wenn etwas eine Herzensangelegenheit ist,
dann gibt man nicht so schnell auf.“

Was hat dich davon abgehalten, deinen Salon aufzugeben?
NZ:
Meine Mädels wohnen ja alle in der Nähe, es ist so schön mit ihnen. Das ist meine Hauptmotivation, ihnen einen guten Arbeitsplatz zu bieten. Wenn etwas eine Herzensangelegenheit ist, dann gibt man nicht so schnell auf.

Du erhältst im Rahmen des Wella-Fonds nun für ein Jahr Produkte bis zu einem Warenwert von 15.000 € gratis. Wie war es, als du die Nachricht erhieltst?
NZ:
Ich hab’s gar nicht glauben können. Ich hatte es nicht wirklich erwartet und hab mich voll gefreut, man kann diese Erleichterung gar nicht beschreiben.

1 Jahr keinen Wareneinsatz. Wie optimistisch schaust du nach vorne und was planst du mit dieser Ersparnis?
NZ:
Grundsätzlich möchte ich wieder ein bisschen was auf die Seite legen, denn nach Corona war alles Ersparte weg. Und ich möchte meine Mitarbeiter halten und leistungsgerecht zahlen.

Wie läuft das Geschäft insgesamt?
NZ:
Ich darf mich nicht beschweren, wir haben eine gute Stammkundschaft und seit Mitte Februar sind wir wieder gut ausgebucht, das passt.

Dein zweites Kind kommt bald. Was sind deine Pläne?
NZ:
Ich würde gerne zwei Monate zu Hause bleiben, um ein wenig Pause mit dem Kind zu haben. Danach muss ich schauen, wie es weitergeht.

Wie ging es dir als Selbstständige in der Schwangerschaft?
NZ:
Als Schwangere Unternehmerin ist man extrem benachteiligt und meine Forderung an die Politik wäre sich diese Ungleichbehandlung einmal anzuschauen. Was ist für mich als Frau anders als für eine Arbeitnehmerin. Ich zahle meine Krankenversicherungsbeiträge und bin dennoch nicht abgesichert wie eine schwangere Mitarbeiterin. Das gehört geändert. Selbstständigen Frauen sollte das Gleiche zustehen wie einer Arbeitnehmerin.

Nadine, alles Liebe dir und wir werden das Thema Selbstständigkeit in der Schwangerschaft auch politisch mit auf.