Volker und Andrea Andres, Salon Haarschnitt, Mutterstadt | Credit: haarschnitt-andres.de

10.12.2021

Volker Andres: Friseur-Azubis von Sozialabgaben befreien, könnte eine Win-Win-Situation sein

Volker Andres plädiert für die Freistellung von Azubis bei den Sozialabgaben und kann sich eine Art Ablöse für branchenferne Unternehmen vorstellen, die frisch ausgebildete junge Leute übernehmen...

imSalon möchte Ausbildung neu denken

Ausbildung - ein Thema über das viel gekrübelt und gesprochen wird. Mitreden können alle, haben doch alle selbst eine Ausbildungszeit durchlebt. Ausbildung trifft uns immer in einer Zeit, in der wir jung sind, aber auch neugierig, suchend, erwartend, fordernd; in der Polepostion zum ganz Großen werden Weichen gestellt und das Feuer entfacht.
Viele AusbilderInnen möchten genau das für ihre Azubis, werden aber zunehmend mit Ausbildungssystem und Politik, Generationendiskurs und Fragen der Wirtschaftlichkeit konfrontiert. Für uns haben sich Kolleginnen und Kollegen Zeit genommen, ihre ►Gedanken zur Ausbildungssituation in Deutschland mit euch zu teilen. 


Ein Kommentar zur Ausbildungssituation von Volker Andres, Mutterstadt, RLP
 

Ich beschäftige mich schon seit längerem mit dem Thema Ausbildung und Kosten, aber auch ich bin desillusioniert, was die Situation betrifft.

Im Normalfall haben wir in unseren Salons jedes Jahr einen Auszubildenden. Eine Ausbildung kostet über die 3 Jahre hinweg ca. 35.000 -40.000 Euro; Lohn plus Sozialabgaben, Handwerkskammer und Arbeitsmaterialien ect.. Geblieben sind mir in den letzten Jahren kein einziger Azubi. Diejenigen, die beendet haben, sind abgewandert und in andere Arbeitsbereiche gewechselt und die anderen haben für Bauchweh und Frustration gesorgt.

Mein Ansatz zu den Kosten ist einer, für den es den Druck auf die Politik benötigt:

Warum muss man für Auszubildende Sozialausgaben entrichten? Die Ausbildung ist rechtlich dem Studium gleichgestellt. Schüler und Studenten sind bis zum 25. Lebensjahr bei den Eltern mitversichert. Warum muss ein Azubi - ich rede jetzt von Handwerks-Azubis mit einem monatlichen Gehalt von unter 1000 Euro und nicht von den Industrie-Azubis mit 1300 Euro oder mehr - seine Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung ect. selbst bezahlen?


„Die Freistellung von den Sozialabgaben könnte eine Win-Win-Situation sein.“

Hier könnte durch eine Freistellung für alle Seiten eine Win-Win-Situation entstehen:

  1. Mehr Netto für den Auszubildenden
  2. Weniger Kosten und Bürokratie für den Ausbildungsbetrieb
  3. Kranken- und Sozialversicherungsträger würden durch die Ersparnis der Verwaltungskosten Geld einsparen. Denn diese liegen höher, als der Ertrag (Ich habe das mit einem Versicherungsfachwirt recherchiert und berechnet). Das bedeutet, sie würden Geld einsparen, wenn sie die geringen Beiträge nicht verwalten müssten.

Ich habe vor ca. zwei Jahren ein Memo erarbeitet und dieses bei der HWK Rheinland-Pfalz eingereicht und erörtert. Riesen Erstaunen und Zustimmung! Doch dann kam nichts mehr von der HWK. Ich habe das Memo an verschieden Bundestagsmitglieder gesendet - keine einzige Rückmeldung!

Ich habe das Ganze bei einem Besuch im Wirtschaftsministerium in Berlin vorgebracht, nach kurzer Diskussion wurde die Veranstaltung vom Diskussionsleiter mangels Gegenargumente abgebrochen.

„Betriebe, die von der Ausbildung profitieren, sollten sich an den Kosten beteiligen.“

Ein anderer Ansatz wäre, dass diejenigen Betriebe, die durch die Ausbildung der Handwerksbetriebe profitieren und im kausalen Zusammenhang dann höhere Gehälter bezahlen können, sich an den Azubi Kosten beteiligen. Ich sehe hier vor allem den Friseurhandel, der den Betrieben gute Mitarbeiter abwirbt, in erster Reihe. Aber ganz wichtig auch die anderen Branchen z.B. Internetriesen und Retailer. Hier sollten für jeden berufsfremden, neuen Mitarbeiter an den Ausbildungsbetrieb eine Art Ablöse oder Ausbildungserstattung bezahlt werden.

Leider ist die Friseurbranche so schwach aufgestellt und untereinander gespalten. HWK und Innung sind meines Erachtens zumindest fragwürdig, ebenso wie die Vorstellungen der zuständigen Gewerkschaft ver.di. Ich möchte nur die Mindestlohndiskussion anführen, die für extreme Mehreinnahmen des Staates sorgt, aber nur in kleinster Weise bei den Mitarbeitern ankommt. Insbesondere meine ich die in Teilzeit Angestellten oder jene, die sich in Steuerklasse 5 befinden.


Und was denken andere Kollegen über die Nachwuchssituation?

HIER könnt ihr stöbern: ►Ausbildung NEU denken - Ansätze aus der Branche!

Gemeinsam möchten wir neue und zeitgemäße Ansätze diskutieren, Ausbildung neu konzipieren und erforderliche Wege ebnen. Wollt ihr euere Ideen mit uns teilen? Dann schreibt uns: ​​​​katja@imSalon.de

 


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