Credit: Frank Erpinar

30.08.2016

Udo Walz ist Merkels und Jedermanns Friseur

98% der Deutschen kennen [url=http://imsalon.de/suche/?q=Udo+Walz+]Udo Walz [/url], beinahe so viele wie seine prominenteste Kundin. Gefragt wurde er schon vieles, auch über Frau Merkels Frisur.

Unsere Redakteurin und Frau vom Fach, Birgit Senger, fragte trotzdem nach: Meisterbrief ja oder nein? Eine hauseigene Pflegeserie im Drogeriemarkt? Ach, und das Mittagessen von Frau Meyers Pudel interessiert ihn nicht? ... Ein Promitalk.

imSalon: Herr Walz, Sie sind seit vielen Jahren der bekannteste Friseur in Deutschland
Udo Walz: Ja, irgendwie scheint das so zu sein. Mich kennen 98% aller Deutschen und in der Schweiz und Österreich sind es, glaub ich, 86 %. Das ist schon verrückt. 
Ich denke aber auch, ich habe in all den Jahren auch dazu beigetragen, dass das Berufsbild des Friseurs positiver wahrgenommen wird. Und darauf bin ich stolz.

imSalon: Sie bezeichnen sich als Friseur und nicht als Stylist oder sonst irgendetwas. Warum?
UW: Weil ich genau das bin: "Ich bin Friseur!" 

"Was mich aufregt? Die Frage, wie lang ich das noch machen will!"

imSalon: Wollten Sie schon immer Friseur werden?
UW: Wären meine Eltern nicht so arm gewesen, wäre ich gerne auf eine Hotelfachschule gegangen, aber das konnten sie sich nicht leisten. Sie hatten einen Bekannten mit einem Friseursalon, dort haben sie mich zum Praktikum hingeschickt. Das hat mir gleich gut gefallen. Heute wollte ich nichts anderes mehr machen. 
Ich bin vor kurzem 72 Jahre alt geworden, und was mich richtig aufregen kann, ist, wenn ich gefragt werde, wie lange ich das denn hier noch machen will. Den Leuten, die mich das fragen, sag ich immer: Ruft mal Herrn Lagerfeld an und fragt ihn, wie lange er noch arbeiten will! Genau so lange mach ich es auch!

imSalon: Ich vermute, sie arbeiten einfach so lange weiter, solange es Ihnen Freude macht.
UW: Genau!

imSalon: Kurz vor Ihrem 72. Geburtstag haben sie Ihr „neues Haus“ eröffnet (s. Udo Walz Salon-voll eleganter Kontraste). Wie würden Sie den Salon beschreiben?
UW: Ich reise ja viel in der Welt rum, aber so etwas Schönes habe ich weder in New York, noch in L.A. gesehen. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass alles was neu ist, schön ist.

imSalon: Wie häufig arbeiten sie noch selbst am Kunden?
UW: Täglich, und nicht nur für Prominenz. Jeder, der bei mir einen Termin möchte, wird von mir bedient. Das ist das Geheimnis von Udo Walz.

imSalon: Hatten Sie von Anfang an einen Businessplan?
UW: Nein! Ich hab nie einen Plan. Ich kann jedoch alles entscheiden, wenn es soweit ist.
Ich habe einen tollen Lebenspartner an meiner Seite, der organisiert und hilft, und natürlich um mich herum ein tolles Team!

"Manchmal hab ich das Gefühl, sie benutzen mich als Sprungbrett."

imSalon: Apropos tolles Team, manchmal hat man das Gefühl, bei Ihnen hat jeder irgendwann schon einmal gearbeitet?
UW: (lacht.) Ja das stimmt! ALLE! Viele der guten Namen haben schon mal bei mir gearbeitet. Manchmal hab ich das Gefühl, sie benutzen mich als Sprungbrett.

imSalon: Ärgert Sie das?
UW: Nein! Ich empfinde das als Kompliment.

„Berühmt wird man mit den Eigenschaften: NICHT zu viel Ehrgeiz und KEINE Ellenbogen!“

imSalon: Wie haben Sie es geschafft so bekannt zu werden.
UW: Ich denke, berühmt wird man mit den Eigenschaften: NICHT zu viel Ehrgeiz und KEINE Ellenbogen! Ich habe mich nie für irgendeinen Job beworben, die Leute kamen immer auf mich zu. 

"Ich sag immer gerne alles geradeaus, dann kommt man nicht in Schwulitäten."

imSalon: Ich habe vor langer Zeit schon einmal für eine Sendung mit Ihnen zusammengearbeitet. Dabei ist mir aufgefallen, dass Sie damals gute Arbeiten von anderen Friseuren vor der Kamera nicht einfach als Ihre Arbeit verkaufen wollten. Das hat mich beeindruckt.
UW: Wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, der Talent hat, muss das gesagt werden. Ich sag es allerdings auch, wenn eine Person talentfrei ist! Ich sag immer gerne alles geradeaus, dann kommt man nicht in Schwulitäten.

imSalon: Sie haben es geschafft, aus "Udo Walz" eine Marke zu machen, Sie verkaufen "Udo Walz" Glätteisen, Bürsten ... Und neu auch: Ihre eigene Modelinie...
UW: Ja, in ein paar Wochen geht auch meine neue Haarpflegeserie in einem Drogeriemarkt an den Start, das wird sensationell.

"Für Udo Walz Fans gibt es die Produkte in der Drogerie!"

imSalon: Ist es nicht widersprüchlich: In Ihrem Salon stehen die Regale voll mit L'Oréal Produkten, die nur beim Friseur gekauft werden können und Sie schwärmen von Drogerieprodukten?
UW: Nein, die L' Oréal Produkte sind sehr gut und die verkaufen wir hier auch gut. Aber nicht jeder Udo Walz Fan kann hierher kommen und ein L'Oréal Produkt bei uns kaufen. Für die Udo Walz Fans gibt es die Produkte in der Drogerie!

"Wichtig sind Fleiß, Deodorant und Pünktlichkeit."

imSalon: Sie stellen jedes Jahr 20 Auszubildende ein, davon halten ca. 12 durch. Was sollte ein Azubi an Voraussetzungen mitbringen?
UW: Ich sag den jungen Leuten immer, wichtig ist: Fleiß, Deodorant und Pünktlichkeit!

imSalon: Womit kann man Sie beeindrucken?
UW: Mich beeindrucken Menschen, die sich für einen Guten Zweck einsetzen. Ich habe in Afrika seit vielen Jahren acht Patenkinder.

imSalon: Wie fanden Sie die Diskussion um das Monatsgehalt des Friseurs von Mr. Hollande?
UW: Bescheuert, das stimmt doch auch gar nicht. Jeder kann machen was er will. Man hat mich damals auch dazu befragt, aber so ein Klatsch ist nichts für mich.

imSalon: Ist es eigentlich ein Geheimnis, wer Frau Merkel täglich frisiert?
UW: Nein, Frau Merkel kommt jeden Monat zum Schneiden zu uns und hat ein Mädchen, die ihr vor jedem öffentlichen Auftritt Make-Up und Haare macht.

"Promis sollen mir bloß nichts erzählen, ich will kein Geheimnisträger sein."

imSalon: Als homosexueller Mann und Promifriseur sind Sie doch sicher der perfekte Frauenversteher?
UW: Ich sehe mich nicht als Frauenversteher. Ich rede auch nicht mit meinen Kunden während des Haareschneidens. Mich interessiert nichts Privates von meinen Kunden. Ich will nicht wissen, was der Pudel von Frau Meyer zu Mittag gegessen hat. Zu meinen Promis sag ich immer, sie sollen mir bloß nichts erzählen, ich will kein Geheimnisträger sein. Die Zeiten haben sich geändert. Beim Friseur geht es um Haare und "sich gut fühlen". Die Frauen haben heute keine Zeit mehr, zum Tratschen zum Friseur zu gehen.

imSalon: Ihr aktuelles Buch heißt "Jede Frau ist schön?". Wann ist eine Frau für Sie schön?
UW: Ich guck ja nicht auf das Aussehen, ich guck wie sie sich bewegt, wie sie spricht, wie sie läuft, was sie für eine Allüre hat. Schönheit ist Geschmacksache. Jeder hat einen anderen Geschmack, daher ist Schönheit immer relativ.

imSalon: Wie wichtig finden Sie ein online Magazin?
UW: Sehr wichtig, die ganzen Printzeitschriften werden aussterben, die Zukunft ist online.

imSalon: Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass sie keinen Meisterbrief haben, stimmt das.
UW: Vor Jahren hat mal eine von den "Grünen" behauptet, der Udo Walz hat keinen Meisterbrief und kam dann abends hier mit einem Fernsehteam vorbei, um sich zu entschuldigen. Da hab ich zu der gesagt: "Euer Sommerloch muss ja ganz schön groß sein." Nee, logisch hab ich einen Meisterbrief!

imSalon: Sie sind auch regelmäßig im Fernsehen zu sehen, zuletzt bei "Circus Halli Galli" mit ihrer eigenen Sendung in der Sendung "Bei Anruf Udo". Was reizt Sie daran?
UW: Mit Joko und Klaas hab ich ja schon viel gemacht. Seit ich "Bei Anruf Udo" mache, kennen mich auch 15-jährige Mädchen und Jungs. Sie sprechen mich auf der Straße an und fragen, wann es weiter geht. Mit 72 Jahren fühlt sich das toll an. Ich hatte ja schon einige erfolgreiche Auftritte im Fernsehen, zum Beispiel Soko Stuttgart, aber ich hab keine Lust einen Text zu lernen. Ich möchte lieber hier sein. Ich bin lieber Friseur!

imSalon: Gibt es eine Person in ihrem Leben, der Sie dankbar sind?
UW: Mir.
Und ich würde alles genau so wieder machen, ich bin ein glücklicher Mensch!

imSalon: Herr Walz, vielen Dank für das Interview, weiterhin viel Erfolg und Freude.
UW: Gut, dann schreiben Sie ein schönes Interview, sonst gibt's eins auf die Mütze! (lacht.)

imSalon: (schmunzelnd) ... schön, ich arbeite am liebsten mit Menschen, die mir Herzlichkeit und Ehrlichkeit entgegenbringen.

Das Interview führte: Birgit Senger

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Weitere Angaben
FotocreditsBild oben: Birgit Senger & Udo Walz, Foto Frank Erpinar | www.erpinar.de
Contentbilder:Daniel Reiter