24.04.2013

Top-Friseure fragen ... SASSOONer antworten

Was motiviert euch, wir verrechnet ihr die Dienstleistung im Salon, wieviel Trend verträgt eine Beratung, diese und viele weitere Fragen wurden gestellt ... TEXT & VIDEO

Sie standen Rede und Antwort:
Sassoon Professional Artistic Team

Peter Dawson European Colour Director
Nils Pauli, Creative Director München
Achim Bollmeyer, Creative Director Hamburg
Beatrice Bachl, Colour Technologe, München

Werner Mayer: Dann fange ich mal an. Ich habe immer häufiger das Gefühl, das Qualität nicht mehr wertgeschätzt wird. Bekommt ihr Wertschätzung für eure Arbeit, von Kunden wie auch von Seminarteilnehmern?
Peter Dawson: Ob es eine Show ist, eine Kollektion oder die Arbeiten, die wir liefern … hmmm?, Wir sind ja so eingekapselt in unserer kleinen Welt! Natürlich bekommen wir mit, ob etwas guten Anklang findet. Aber ich kann nicht sagen, ob wirklich die ganze Arbeit, die auch dahintersteht gesehen wird. Aber es ist unsere Arbeit, unser Lebensblut und meist ist das Feedback ja sehr gut.

Werner Mayer: Aber wird der ganze Aufwand verstanden?
Peter Dawson: Nein, glaube ich nicht. Erst wenn man das alles einmal selbst gemacht hat, weiß man erst, was wirklich dahinter steckt.

Werner Mayer: Wie motiviert ihr euch dann?
Peter Dawson: Naja, es sind Friseure, die tagein tagaus im Salon stehen und die haben vielleicht wenig am Hut mit Umsetzung. Aber wir liefern Inspiration und die soll ja puschen und nicht über die Arbeit dahinter aufklären. Das motiviert, wenn man sieht, wie es Friseure puscht, dann ist es das alles wert.

Sonja Grohs: Erklärt ihr euren Salonkunden den Hintergrund von Trends und Schnitten? Transportiert ihr das in der Beratung?
Peter Dawson: Im Salon kommt zuerst die Beratung! Während des Haareschneidens kommen eher die Geschichten zum Hintergrund.

Sonja Grohs: Erklärt ihr auch die Schnitte, also zum Beispiel die, die wir heute gesehen haben?
Achim Bollmeyer: Also wenn du das transportieren willst, dann solltest du erst abchecken, was du dem Kunden überhaupt zumuten kannst. Es ist für den Kunden viel wichtiger, welchen Look er bekommt, wie er sich von dem unterscheidet, was er normalerweise trägt und was es für sein tägliches Styling und Frisuren-Handling mit sich bringt. Ich finde, das ist es, was der Kunde wissen sollte.
Das Technische dahinter ist zu viel für den alltägliche Kunden, dies ist eine Information für unsere Seminarkunden. 
Letztendlich möchte die Endverbraucherin dass die Frisur für sie funktioniert. Es ist mein Job eine gute Beratung zu machen und zu erklären, welche Vorteile die Frisur für das tägliche Leben mit sich bringt.

Peter Fuchs: Was meine Mitarbeiter wissen wollen und mich gebeten haben den Nils zu fragen: Habt ihr im Salon so viel Zeit zum Haareschneiden und Färben, vor allem mit dieser Ruhe, wie auf der Bühne?
Großes Gelächter der Sassooner, einstimmig: Super, wenn da Ruhe rüber kommt. 
Nils Pauli: Natürlich gehört eine gewisse Betriebsamkeit zum Salonalltag dazu und das lieben wir ja auch, aber im Hauptteil arbeiten wir 1:1 im Salon wie auf der Bühne und haben den Aufwand sehr großzügig bemessen.

Peter Fuchs: Ok, je nach Aufwand, aber wie wird das berechnet? 
Peter Dawson: In der Kategorie in der Nils und Achim sind (Creative Director) wird mit Stundenterminen gearbeitet und die Stunde kostet 94 €! Aber man darf hier auch nicht vergessen, dass ganz andere Fixkosten abgedeckt werden müssen, da wir an den TopStandorten auch Top Mieten haben. 

Sonja Grohs: Und wie teilt ihr das mit der Farbbehandlung ein? Woher weißt du bei der Terminvereinbarung wie lange eine Neukundin braucht, wenn du sie vorher noch nicht gesehen hast?
Peter Dawson: Unsere Rezeptionisten sind sehr gut geschult! 
Sollte man aber etwas in einem gegebenen Zeitrahmen nicht schaffen, dann wird es eng. Dann versucht man das Problem zu bewältigen oder man gibt am besten einen neuen Termin. Als Handwerker sollten wir uns dieses Niveau erlauben.

Sonja Grohs: Wie bist du eigentlich zu Sassoon gekommen?
Peter Dawson: Wie Mohammed zum Berg! (Lacht) 
Meine Frau erzählt mir immer, dass sie gerade einmal ein Jahr alt war, als ich nach Deutschland kam. Soviel dazu! 1975 hab ich direkt nach der Schule angefangen. Wir hatten einige Friseure in der Verwandtschaft, als Schuljunge war ich früh mit Samstagsarbeiten involviert. Dann habe ich in den Familien-Salons geholfen, noch ganz klassisch mit Wickler ausdrehen und so. 
Ein Jahr vor Schulende hat in Leed, meiner Heimatstadt, ein Sassoon Salon aufgemacht. Meine Französischlehrerin, Jean Claynol, kam irgendwann mal in die Schule mit so einer Wedge und sie sagte dann zu mir „Wow ich war bei Sassoon, da musst du unbedingt mal hin“, denn sie wusste, ich wollte Friseur werden. Ich hab dann meine Bewerbung hingeschickt und auch dort angefangen.

Werner Mayer: Wie oft sitzt ihr vor einer Kollektion zusammen?
Peter Dawson: Es findet ein internationales Brainstorming mit Mark Hayes statt, er hat die Zügel in der Hand. Er weiß da bereits, was er sehen möchte. Dann basteln wir, das Senior Creative Team, in dem ich bin, gemeinsam an den Ideen. Oft am Telefon, mit den neuen Medien ist das ja alles ganz einfach. 

Peter Fuchs: Mal etwas ganz anderes zur neuen Kollektion! Wie ist diese entstanden, hat es mit dem Abschied von Vidal Sassoon zu tun? Wurde da mit seinem Ikonenstatus gespielt?
Peter Dawson: Nicht vordergründig, denn wir produzieren diese Kollektionen ja ein Jahr im Voraus. Vidal ist ja leider letztes Jahr gestorben, da hatten wir die Materie für die Kollektion bereits fixiert. Aber auf alles, was unser Erbe von Sassoon angeht, wird ja mit dem Finger auf diesen Mann gezeigt. 
Vidal Sassoon ist die Wurzel von dem was wir sind!

Werner Mayer: Hat dich Vidal sehr geprägt in deinem Leben?
Peter Dawson: Ja absolut … Ich habe ihn mit 16 zum ersten Mal kennengelernt. Es war keine tiefe Freundschaft, dafür sah ich ihn zu wenig. Erst später habe ich ihn viel mit seiner Frau Ronnie Sassoon getroffen und große Shows mit ihnen gemacht, z.B. in China.
Mein Vorbild war Annie Humphreys, die Vidals Maskottchen war und ich war ja direkt unter ihren Fittichen, da war dann die die Verbindung da. 

Peter Fuchs: Wie seid ihr zufrieden mit dem PartnerSalon System? 
Peter Dawson: Das Konzept als solches, das als Grundgerüst von Sassoon kam, ist ja noch intakt und es muss ja ein Niveau, vielleicht der falsche Ausdruck, aber eine gewisse Marktplatzierung des Salons vorhanden sein. Sie müssen in Frage kommen, um die Produkte zu führen. Und da gibt es viele gute Elemente in der Zusammenarbeit. Die Partnersalons bekommen zweimal im Jahr die Kollektionen und das sind die gleichen wie in unseren Sassoon Salons, weltweit. 
Viel hängt von der Qualität ab. Meine persönliche Differenz ist, dass man manchmal Partnersalons begegnet, die oben ganz groß Sassoon stehen haben und dann unten ganz klein „Harald Schmidt Salon“ und das ist schon ein bisschen Markttäuschung. Aber im Großen und Ganzen ist das Konzept gut.
Und Chromatology (Farbe von SASSOON Professional) findet immer mehr Anklang. Letztendlich sind Friseure ja faule Wesen, das sind wir irgendwo ja alle (Lachen) Warum sollte jemand plötzlich umsteigen … nur weil wir gut sind? 

Peter Fuchs: Naja die Farbe ist ja schon ganz anders aufgebaut?
Peter Dawson: Ja natürlich! Sassoon hat gerade mal 41 Töne, viele andere Marken haben 120 Töne im Sortiment. Damit haben wir ein Sicherheitsnetz entfernt. 

Werner Mayer zu Nils: Du hast früher erwähnt, dass ihr viel nebenbei arbeitet. Was macht ihr da?
Nils Pauli: Also die Hauptzeit verbringe ich im Geschäft aber aufgeteilt zwischen Kunden, Lehrlingen und Ausbildung von Trainees, die bei uns als Friseure arbeiten wollen. Und natürlich gibt es Administration wie Seminarvorbereitung, Updates für Berufsschulen, … 
In der Regel bediene ich im Schnitt 8 Kunden am Tag, aber der normale Friseur bei uns bedient 10 Kunden. Das ist nach wie vor mein Hauptgeschäft, die Arbeit am Kunden. Wenn man das vernachlässigt, dann merkt man das schnell.
Peter Dawson: Ich brauche die Balance. Ich bin ja immer weniger im Salon, bin aber ein überzeugter Salonarbeiter und brauche den Kontakt zur Salonebene sonst droht man in eine kleine Kapsel abzudriften, die nichts mehr mit der Realität zu tun hat. Wann immer ich die Gelegenheit habe in einem Salon zu stehen, dann mache ich das.

Sonja Grohs: : Wenn man Salon mit Bühne vermischt, dann hat man ja auch den Vorteil, dass man das Problem der Friseure versteht.
Peter Dawson: Das ist absolut richtig! Das gibt eine Credibilität (Glaubwürdigkeit), wenn ich sage, das ist salontauglich, dann ist es das auch. Ich versuche ja nicht irgendjemandem etwas vorzumachen. 

Werner Mayer: Warum bist du eigentlich von England nach Deutschland gegangen?
Peter Dawson: (Lacht) … Ich wurde ausgeliehen und nicht wieder abgeholt. 
(Großes Gelächter)

Peter Fuchs: Seit wie vielen Jahren arbeitest du rein mit Farbe?
Peter Dawson: Seit 1978 …. Ich wurde qualifiziert und seither bin ich der Farbspezialist. In den 80ern war ich auch noch Dauerwellspezialist, damals hat man ja allem, was sich nicht bewegt hat eine Welle verpasst. (Gelächter)

Sonja Grohs: Ist die Aufgabenteilung Schnitt/Farbe manchmal schwierig? Als Haarfärber und Haarschneider müsst ihr ja das selbe Bild im Kopf habe!
Peter Dawson: Das ist reine Kommunikationssache, man wächst da ja hinein. 

Sonja Grohs: Beratet ihr gemeinsam?
Peter Dawson: JA!

imSalon.at unterbricht, leider müssen wir zum Ende kommen …

Peter Dawson: Wir können ja noch länger hier sitzen, haben ja nix vor, außer noch ein Bier zu trinken. Alle lachen und plaudern weiter …

DANKE AN EUCH ALLE!