Credit: Eric-Kemnitz.com

28.10.2016

Susann Christen lebt die Salon-WG

Susann Christen im Gespräch mit Birgit Senger 

Hier darf jeder machen was er will, wann er will, wie er will. Im Friseursalon Susann Christen gibt es kein klassisches Chef-Angestellten-Auszubildenden Verhältnis. Zu dritt haben sich Susann, ihr Schwager Marco und Azubi Lisa eine eigene Salon-WG geschaffen. Für jeden gibt's einen eigenen Raum, Kommen und gehen, einfach so? Kein Problem.

Fakten:

  • seit über 15 Jahren Friseurin
  • 1 Salon | Media City Leipzig
  • 2 Stylisten | 1 Auszubildende

imSalon: Susann und Marco, euer Salon ist gerade von ESTEL zum "Salon 2016" gekürt worden. Was bedeutet dieser Preis für euch?
Susann: Wir sind sehr glücklich und stolz. Wir vergleichen die Auszeichnung gerne mit einem "Michelin Stern" für Köche. Es ist für uns ein Zeichen, dass wir mit unserer Idee vom Arbeiten auf dem richtigen Weg sind.

"Bei uns ist jeder authentisch."

imSalon: Was ist bei euch anders?
Susann: Jeder gestaltet sich seinen eigenen Arbeitsraum, bestimmt seine Arbeitszeit, trägt Klamotten, die zu ihm passen. Kurz, jeder ist authentisch.

imSalon: Hattet ihr das vorher nicht?
Marco: Nee. Vorher gab es feste Arbeitszeiten. Wenn ich keinen Kunden hatte, habe ich mir die Füße in den Bauch stehen müssen. Arbeitskleidung ging mir voll gegen den Strich, nicht mal meine eigene Grünpflanze durfte ich mitbringen, obwohl ich mich mit grün um mich herum wohler fühle.

imSalon: Du kannst jetzt und hier alles umsetzen?
Marco: Genau! Ich mag Fische, also gibt es bei mir im Raum ein Aquarium. Ich schraube gerne an Mopeds, daher steht auch ein Moped rum. Susann findet die 50ziger und 60ziger Jahre geil, daher sieht es bei ihr ganz anders aus. Lisa, unsere Prinzessin, hat für ihren Raum einen schönen Kronleuchter bekommen.

imSalon: Wie ist die Idee zum Salon entstanden?
Susann: Ich hatte jahrelang hier im Bürogebäude einen kleinen Salon auf 38 qm als Angestellte geführt. Das Geschäft habe ich immer schon so behandelt, als wäre es mein Eigenes. Die Kunden schätzten es, dass ich nur für sie Zeit hatte, sie individuell beraten wurden und Ruhe fanden. Mein Chef hatte mir den Salon 2012 zum Kauf angeboten. Auf das Angebot bin ich eingegangen. Als Marco dann auf mich zukam und mit mir arbeiten wollte, brauchten wir neue Räumlichkeiten. Jeder sollte weiterhin einen eigenen Raum haben in dem er nach seinen Vorstellungen arbeiten kann. Hier im Haus wollte man, dass wir bleiben und unterstützte uns bei der Suche und so fanden sich bald diese 3 Räume in der dritten Etage. 

imSalon: Was passiert mit den persönlich eingerichteten Räumen, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt?
Susann: Ja das ist auch schon passiert. So ist Lisa zu ihren eigenen Räumen gekommen. Alternativ hätten wir uns jemanden gesucht, dem die Räume gefallen.

imSalon: Susann, welchen Rat gibst du Unternehmensgründern mit auf den Weg?
Susann: Lieber klein anfangen und dann wachsen. Bleib Du selbst! Hab deinen Weg genau vor Augen und gehe ihn!

imSalon: Für eure Salonpräsentation habt ihr euch von einer Texterin unterstützen lassen. Warum?
Marco: Uns selbst in den Himmel zu loben, ist nicht so unser Ding. Ich steh morgens nicht auf, guck in den Spiegel und denke: "Ich bin der geilste Typ, der heute rumläuft." Das sind wir alle nicht, daher haben wir das lieber einer Freundin übertragen.

imSalon: Wie viel Wert legt ihr auf eine gute Onlinepräsenz, Internetauftritt, Facebook, Instagram etc.?
Marcel: Leider kommt man daran ja nicht vorbei. Aber das kostet alles Zeit, in der wir eigentlich lieber an unseren Kunden arbeiten würden und Werbung brauchen wir nicht. Wir haben Kunden genug. Aber klar gehört es dazu, dass Kunden sich vorher im Internet informieren möchten. Da müssen wir unbedingt mehr tun, bisher fehlte uns dazu die Lust und die Zeit.

"Immer größer, immer mehr ist nicht das, was wir anstreben."

imSalon: Susann, wo siehst du dein Unternehmen in 5 Jahren?
Genau da, wo es jetzt ist. Klar werden wir uns ständig weiterbilden und weiterentwickeln. Wir sind mit dem, was wir hier haben, sehr glücklich. Immer größer oder immer mehr ist nicht das, was wir anstreben. In unserem Job hören wir doch fast täglich von Kunden, deren Leben sich durch Krankheit oder ähnliches ganz plötzlich total verändert. Das zeigt mir, dass man sich mehr auf das fokussieren sollte, was man hat, als das zu planen, was mal werden könnte.

imSalon: Susann, du liebst deinen Job weil...
Susann: ... ich mit Menschen zu tun habe, mich selbst verwirklichen und kreativ sein kann.

"10 Euro Läden haben nichts zu tun mit dem, was ich mit Friseur verbinde."

imSalon: Für die Zukunft der Friseurbranche wünsche ich mir...?
Marco: Was wünscht man sich da? Ganz ehrlich, mich interessiert nicht wirklich, was andere in der Friseurwelt so tun.
Susann: Ich würde mir die "10 Euro Läden" wegwünschen. Ich finde, die haben nichts mit dem zu tun, was ich mit "Friseur" verbinde.

imSalon: Was gefällt euch an ESTEL?
Susann: Erst einmal hat uns gefallen, wie uns die Produkte ohne Druck vom Außendienst empfohlen wurden. Dann dachten wir, die lassen wir mal mit ihren Farben kommen. Und so verabredeten wir uns zu einem Abend, an dem Estel uns zeigen sollte, was ihre Farben zu bieten haben. An uns sollte es nicht scheitern, deshalb hatten wir das ordentlich organisiert, Farbmodelle eingeladen und los ging es. Pflege und Farbprodukte haben uns von ihrer Wirkung überzeugt. Uns gefällt, wie viel Wert auf Inhaltsstoffe gelegt wird, die weder das Abwasser belasten, noch Allergien auslösen. Gegenüber anderen Friseurprodukten wird Estel im Internet nicht so verramscht. Eigentlich dachten wir nur daran, dass uns die Produkte überzeugen sollten. Dass wir ESTEL auch von unserer Arbeit so überzeugen, dass wir einen Award verliehen bekommen, das hätten wir nie gedacht.