Credit: Alois Müller

20.11.2021

Steven Meth: Kompetenz hat nichts mit Alter zu tun

Mit 43 Jahren ist Steven Meth einer der Jüngsten im neugewählten Team des Zentralverbandes. Auch er findet nicht alles, was der Verband tut, richtig, aber nichts tun und meckern ist sicher keine Lösung. Was sich jetzt ändern muss …

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
 

Steven, herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl ins Modeteam des Zentralverbandes! Mit ►Manuela Härtelt-Dören habt ihr nun die erste weibliche Präsidentin an der Spitze. Was erwartest du Dir vom Führungswechsel?
Steven Meth:
Ich bin sehr froh nun eine Frau an der Spitze des Zentralverbandes zu haben, schließlich sind wir eine Branche mit weit über 80% Frauenanteil. Ich habe Manuela Härtelt-Dören als eine taffe Frau mit Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen, aber auch mit einem stets offenen Ohr und Empathie kennengelernt, dass kann unserem Verband nur guttun. Ich weiß, dass sie vieles auf der Agenda hat und einiges verändern wird. Sicher wird nicht jedem immer alles gefallen, aber ich denke der Kurs von Manuela ist der Richtige.

"Ich bin 43 (...) Ist das jung genug? Sicher nicht!"

Kaum gewählt, schon wurde in den Sozialen Netzwerken die „Altersfrage“ diskutiert. Was entgegnest du den Kritikern?
SM:
Ich bin 43 und einer der Jüngsten im Amt. Haben wir uns verjüngt? Ja, an vielen Stellen schon. Ist das jung genug? Sicher nicht! Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann aber eben auch nur aus dem auswählen, was im Angebot ist. Wenn wir ehrlich sind, mangelt es auch an Nachwuchs. Das fängt in den Innungen an, geht über die Landesverbände und endet schließlich im Zentralverband. Es gibt leider immer weniger junge Leute, die bereit sind, ihre Energie und ihre Freizeit ehrenamtlich zu opfern.

Das ist ein Kreislauf…

Die Verbandsarbeit erscheint nicht unbedingt sexy, aber wenn man nichts tut wird sich auch nichts ändern!

„Wir brauchen ganz dringend frischen Wind und innovative Ideen. Genauso braucht es aber auch Erfahrung und Diplomatie.“

Können nur „Junge“ für „Junge“ Politik machen?
SM:
Das denke ich nicht. Kompetenz hat für mich nichts mit Alter zu tun. Ich denke, es ist einfach wichtig, eine gute Mischung zu haben. Wir brauchen ganz dringend frischen Wind und innovative Ideen. Genauso braucht es aber auch Erfahrung und Diplomatie.

Nun ist der Nachwuchsmangel eines der dringlichsten Themen, der Rückgang der Auszubildenden seit 10 Jahren jährlich rasant sinkend. In der Tat ist bisher wenig geschehen, das hier entgegengewirkt hat. Was denkst du muss geschehen, um diese Entwicklung zu stoppen, beziehungsweise um wieder einen Zuwachs zu erzielen?
SM:
Der Nachwuchsmangel ist wirklich eines der größten Probleme in der Branche. Auch bei uns im Verband ist das eines der Kernthemen. Vergangenes Wochenende war das neben der Wahl unser Hauptthema. Ich kann sagen, dass verschiedene Dinge getan wurden und vor allem getan werden. Leider ist es eben sehr schwierig, den richtigen Ansatz zu finden, es gibt ja viele Faktoren die da zusammen kommen: Image, Vergütung, Arbeitszeiten, demografischer Wandel, Ausbildungssystem…

Hier gibt es leider kein Allheilmittel. Umso mehr freut es mich, dass gerade bei diesem Thema, die Ausschüsse des Verbandes zukünftig deutlich enger zusammenarbeiten werden.

Du arbeitest bei „die Lobby Kublick & Friseure“ in Gotha. Bildet Ihr aus? Was ist eure Erfahrung mit Lehrlingen, was wünscht ihr euch?
SM:
Ja, wir bilden aus. Ich kann nur sagen, dass ich hier schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht habe. Aktuell haben wir drei wirklich tolle Azubis im Unternehmen, aber das war auch schon anders. Meiner Meinung nach wird es immer wichtiger, individuell auf die jungen Leute einzugehen und nicht einfach nach Schema F auszubilden. Das muss man sich aber auch leisten können. Und die aktuelle Situation zwischen Hoffen und Bangen macht es Ausbildungsbetrieben eben auch nicht unbedingt leichter.

In den Sozialen Netzwerken wird die Innungsarbeit regelmäßig kritisiert. Was entgegnest du Kritikern?
SM:
Sicher gibt es Innungen in denen wenig oder auch gar nichts mehr passiert. Aber ganz ehrlich, was soll auch passieren, wenn eine Innung nur noch 5 oder 6 Mitglieder hat? Jetzt kann man danebenstehen und meckern, oder man kann in die Innung eintreten und etwas tun und etwas verändern. Wir haben Innungen die wirklich tolle Arbeit leisten, aber das geht eben auch nur, wenn genügend Leute sich einbringen und gemeinsam etwas tun.

"Es muss einiges anders und moderner werden. Und da kommt es nun mal auf jeden an."

Was reizt dich an deiner Aufgabe im Zentralverband?
SM:
Ich engagiere mich ganz sicher nicht im Verband, weil ich alles, was da passiert, ganz großartig und richtig finde. Nein, ich mache das, weil ich denke, es muss einiges anders und moderner werden. Und da kommt es nun mal auf jeden an. Auch hier kann ich nur sagen: Macht mit, gestaltet mit, denn sonst kann sich auch nichts ändern.

Was wünschst Du Dir für Deine Arbeit für die Branche? Wie würdest Du was gerne als nächstes verändern?
SM:
Oh, da gibt es sicher Einiges! Am meisten würde ich mir ein Zusammenrücken der Branche wünschen. Ein Miteinander, für uns und unser Handwerk!

Was meine Arbeit im Verband angeht, würde ich mir manchmal etwas mehr Spielraum wünschen. Ich mache da ja zusammen mit ►Antonio Weinitschke die Kollektionen. Da wäre es manchmal toll, wenn man freier arbeiten könnte, ohne immer das Budget oder die Massenkompatibilität im Rücken zu haben. Aber ich denke, wir haben hier schon Einiges auf den Weg gebracht und werden auch weiterhin daran arbeiten.

Steven, vielen Dank für das offene Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Deinen Einsatz.
 

Über Steven Meth:

Friseur seit 1999, aus Gotha, Creative Director bei die Lobby Kublick & Friseure, stellvertretender Art Director im Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks.