10.11.2020
Mario & Barbara Krankl: Wir wollen nicht zusperren!
Abwärtsspirale, ein Recht auf die eigene Meinung und innere Haltung in Krisenzeiten! Die Krankls plädieren für ein Zusammen nicht Gegeneinander...
So denken die Krankls...
„Wie geht es Ihnen?“, fragte uns der Kellner mit einer freundlichen, aufrichtig
interessierten Stimme als er uns das Sackerl mit den frischen Take Away
Speisen an die Türe des geschlossenen Restaurants brachte. Dann kam der
Vater – der Betreiber des Lokals seit mehr als 20 Jahren - und fragte uns
ebenso freundlich: „Wie geht es Ihnen?“. „Gut, DANKE“, sagten wir –
angesteckt von deren positiver Energie - und erkundigten uns nach ihren
Geschäften im heurigen Jahr. Weniger als sonst sei es natürlich, aber sie
dürften sich dennoch nicht beklagen: „Wir werden das schon schaffen“, sagten
sie mit zuversichtlichem Ton. Keine Spur von Jammern oder einer
unangenehmen Schwere. Wir gingen mit unserem Abendessen und dachten
uns: Da holen wir GERNE bald wieder was.
Warum erzählen wir das?
Auch wir kennen die sog. „Abwärtsspirale“. Situationen, wo es einfach nicht
mehr zu gelingen scheint, das Ruder ins Positive umzureißen. Wer kennt das
nicht? Derzeit scheint unsere ganze Gesellschaft in so einer „Abwärtsspirale“
zu sein. Kein Wunder! Wer hätte sich denn bei uns noch vor einem Jahr
Gedanken darüber gemacht, dass unsere Grundrechte plötzlich so massiv
aufeinander prallen? Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit
tritt durch ein unsichtbares Virus in Konkurrenz zu unseren bisher für so
selbstverständlich erachteten Freiheitsrechten wie die Berufsfreiheit oder
auch die Reisefreiheit. JA, DAS IST HEFTIG!
Alle diese Rechte sind im Verfassungsrang und dieses Virus kratzt das nicht,
dass unsere Gesellschaft gerade den absoluten Stresstest durchlebt. Wir sind
plötzlich alle mit unseren Ängsten konfrontiert. Sogar die, die vermeintlich
keine haben, scheinen es nun mit ihrer ganz persönlichen Angst zu tun zu
bekommen: Angst um die Gesundheit, unseren Wohlstand, unsere Freiheit,
den sozialen Frieden.......
Die Meinungen prallen aufeinander. Die Gesellschaft ist sich nicht einig.
Mal ganz ehrlich: Wer hat in seiner Jugend keine Partys gefeiert? Wer ist
nicht gern mal auf ein Wochenende wohin geflogen? Die Beispiele dafür, was
momentan alles nicht geht, sind zahllos.
JA, das alles ist unvorstellbar! Niemand sollte den großen Moralapostel
spielen und das, was den anderen an Corona am meisten bedrückt, gegenüber
seinen Sorgen abwerten, denn es gibt ein fundamentales Recht, das Corona
nicht einschränken kann: Das Recht auf eigene Gefühle und das Recht auf
eine eigene Meinung. Wir kennen niemanden, den Corona nicht belastet und
wir sind in dieser Krise ALLE ernst zu nehmen. Daher sei an dieser Stelle
anzumerken, dass diese Zeilen nicht der Abwertung jener dienen, die anders
denken. Diese Zeilen dienen der Motivation jener, die auf ihre Weise gegen
die Abwärtsspirale handeln wollen.
An dieser Stelle möchten wir daher in aller Demut unsre Meinung kundtun.
UNSERE MEINUNG, was von uns als UnternehmerInnen, ArbeitgeberInnen
und Mitmenschen in der aktuellen Situation gefordert ist, ohne hier alle
Antworten parat zu haben:
Egal, wie man zu Corona inhaltlich steht, ist es unseres Erachtens
erforderlich, im Umgang mit den Mitmenschen die größtmögliche Vorsicht
walten zu lassen, um die Zahlen nicht weiter in die Höhe zu treiben. Es geht
nicht mehr darum, wie wir über das Risiko des Virus persönlich denken. Wir
WISSEN, dass ein weiteres Ansteigen der Zahlen zu noch schwereren
wirtschaftlichen Folgen führen WIRD, also sollten auch jene, denen
hauptsächlich die Wirtschaft am Herzen liegt, tunlichst alles tun, um die
Verbreitung des Virus zu vermeiden. Das heißt aus unserer Sicht keinesfalls,
dass sich alle zu Hause einsperren sollten.
WIR WOLLEN NICHT ZUSPERREN! Wir setzen in unserem Unternehmen
auf ein durchdachtes Sicherheitskonzept, das uns hoffentlich sicher durch die
Krise führen wird. Neben klaren Regelungen wie man im Unternehmen mit
dem Corona- Risiko bestmöglich umgeht, geht es uns auch noch um eine zweite
Ebene: Die innere Haltung.
Dazu möchten wir noch mal auf das eingangs erwähnte Take- Away Essen
zurückkommen: Wir gingen mit einem guten Gefühl. Wir hatten im Take- Away
Sackerl ausschließlich qualitativ hochwertiges Essen und kein schweres
„unternehmerisches“ Packerl zum Mittragen. Nein, ganz im Gegenteil: Der
Gastwirt hat die Schwere bei sich gelassen und uns das Gefühl eines
willkommenen Gastes gegeben. Wir waren nicht in der gefühlsmäßigen
Situation, ihn retten zu müssen. Momentan ist ohnehin alles angespannt: Wer
hat da in seiner Freizeit noch das Bedürfnis, jammernde Unternehmer retten
zu wollen. Retten wollen wir doch die, die uns was Positives vermitteln, die in
dieser Situation etwas Positives ausstrahlen.
Manche werden sich denken: „Ja der Restaurantbesitzer kann leicht positiv
sein, wo er doch bis zu 80% seines Vorjahresumsatzes bekommt. Und was
kriege ich?“...
Wir erachten diese Missgunst und den Neid, der momentan vorherrscht, als
traurig und befremdlich. Wir Friseure waren bei den ersten, die aufsperren
durften. Wir haben uns mit Hilfe der Medien als eine so wichtige Branche für
das körperliche und psychische Wohlbefinden in die Köpfe der Menschen
gespielt. LASST uns doch als Branche zusammenhalten und dieses Image
für uns nutzen. GEBEN WIR DEN MENSCHEN WIEDER DIESES GEFÜHL
ZURÜCK. Sie hatten während des strengen ersten Lockdowns zum Teil das
Gefühl, ohne Friseur fast nicht leben zu können .... DIESES Gefühl gilt es, zu
aktivieren!!! Aber wie?
Kunden, die unser Geschäft betreten, hören von uns beispielsweise ganz oft
den Satz: „Schön, dass Sie da sind!“. Das ist nicht oberflächlich gemeint. Wir
freuen uns WIRKLICH! Und wir denken, dass Kunden sowas spüren.
Es wird wohl auch nicht ausbleiben, dass wir uns vorübergehend mit weniger
zufrieden geben MÜSSEN. Wir werden wieder lernen müssen, unser Glas doch
als halb voll zu sehen. Vielleicht hilft uns dabei der Blick nach England und
andere Nachbarländer und deren strenge Auflagen beim Friseur: Das grenzt
an wirtschaftliche Unmöglichkeit! Wir aber HABEN Möglichkeiten: So wir
nicht die nächsten sind, die zugesperrt werden, können wir unser
Sicherheitskonzept auf die aktuelle Situation anpassen, wir können unseren
KundInnen viel Aufmerksamkeit und Wohlfühlfaktor schenken und ihnen
allen voran Qualität bieten. Das geht trotz Corona! Wir können die Leerzeiten
für Weiterbildung nutzen und MitarbeiterInnen das Wissen weitergeben, wo
sonst oft die Zeit fehlt. Bei uns finden ganz gezielt viele Trainingseinheiten
statt. Wir denken, dass wir unsere Mitarbeiterinnen so in Wahrheit viel mehr
beschenken. Irgendwann ist es auch zu Hause fad. Der Mensch braucht einen
Job und eine Vision und das nicht nur für den Lebensunterhalt, glauben wir
halt.
Lasst uns also bewusst gegen diese gesellschaftliche „Abwärtsspirale“
handeln.
Wir arbeiten in unserem Beruf sehr viel mit jungen Menschen und gerade
ihnen möchten wir sagen: Wir glauben an die Zukunft und wir wollen euch
gerade jetzt Gründe liefern, dass auch ihr an unser aller Zukunft glaubt.
Zusammen schaffen wir das!
#AktionZukunft