08.02.2021

Kathi Strassl: Als Crash-Test-Dummies könnte die Regierung uns wenigstens unseren Verlust ausgleichen

Erster Tag nach dem Lockdown in Österreich, noch ist die Infrastruktur für die Auflagen der Friseure nicht gegeben, Wiener Salonunternehmerin Kathi Strassl hat konstruktive Ideen für die Regierung…

Tag 1 nach dem Lockdown, wie ist bei Dir die Buchungslage?
Kathi Strassl:
(lacht laut) Also wir haben jetzt mal alle, die bereit waren sich testen zu lassen in die ersten 2 Wochen gepackt, damit sind wir gut gebucht. Ab dann wird es lockerer. Es ist überhaupt kein Vergleich dazu, wie es nach dem ersten Lockdown war, viele Leute pfeifen aufs Testen und wollen abwarten.

Kamen denn alle Kunden brav mit Test?
KS:
Wir mussten auch jemanden heimschicken. Das ist halt ein Durcheinander, jeder Attest-Zettel schaut anders aus und dann gibt es noch die SMS, da weiß man gar nicht was echt ist und was nicht. Da kann jeder mit einem selbstgebastelten Attest ankommen – das kann ich gar nicht kontrollieren.

Kannst Du das Konzept nachvollziehen?
KS:
Das ist ein nicht ausgereiftes Konzept. Für uns Friseure ist das ein Schlag ins Gesicht. Und wenn mir noch einmal einer sagt „Wie toll, wir sind Vorreiter“, dann zuck ich aus. Jeder Kunde, der nicht kommt, fehlt uns in der Kasse.
In einer Branche, in der Kunden ausweichen können, kommt jetzt der Druck nach Hause zu kommen. Wenn ich die Netrebko auf der Bühne sehen will, dann gehe ich in die Oper, die kommt nämlich nicht in meinen Keller. 

Wirst Du Mitarbeiter zu Hausbesuchen senden?
KS:
Ganz sicher nicht! Wir haben top-sichere Salons. Ich bringe meine Mitarbeiter nicht in Gefahr.

„Wir sind ja situationselastisch…“

Glaubst Du in 2 Wochen sieht es anders aus?
KS:
Wir sind ja situationselastisch, nur als Crash-Test-Dummy könnten sie wenigstens unseren Verlust ausgleichen. 400 von 1.400 Apotheken bieten seit heute Tests gratis an. Das hätte doch vorbereitet gehört. Warum überlegt man das erst seit Freitag?
Dann gibt es 30% Testverweigerer, na das wird zum Rohrkrepierer, denn die verschwinden im Wohnzimmer.

Welche Lösung würdest du dir wünschen?
KS:
Ich fordere einen Umsatzverlust-Ersatz. Das würde dann auch Friseure motivieren private Kunden abzulehnen.

„…nicht dem Pfusch weiter Haus und Tür zu öffnen.“

Hast Du Deine Mitarbeiter noch in Kurzarbeit?
KS:
Ja, zum Glück können wir Kurzarbeit nutzen, aber auch die ist schwierig zu koordinieren. Weißt Du, Ich bin bereit viel mitzutragen, aber der Staat hat die Verantwortung die Infrastruktur zu stellen und nicht dem Pfusch weiter Haus und Tür zu öffnen.

Wie würdest Du dir die Infrastruktur wünschen?
KS:
Friseure bedienen in Österreich 1 Mio. Kunden pro Monat, das wären rein mathematisch 250.000 benötigte Tests in der Woche und das nur für die Kunden der Friseure. So viele gibt es gar nicht. Das ist ein komplettes Chaos und ich frage mich, warum das mit den Schul-Selbsttests nicht bei uns geht – Heißt das die Tests sind schlecht?

„die Haftungsfrage ist ja auch noch nicht geklärt“

Was wünschst Du dir für die Kontrollen in punkto Schwarzarbeit?
KS:
Die Regierung kriegt es ja nicht einmal auf die Reihe, die Salons zu kontrollieren, die in den letzten Woche hinter zugeklebten Scheiben gearbeitet haben. Es hapert bei Kontrollen.

Ich bleibe bei meiner Forderung: Kunden sollen sich selber testen und ich will auch für nichts haften müssen, denn die Haftungsfrage ist ja auch noch nicht geklärt. Den ganzen Schweif haben die doch noch gar nicht durchdacht.

Heimbesuche sind nicht kontrollierbar!
KS:
Ich verstehe, dass der Staat nicht in den eigenen 4 Wänden regulieren kann. Ich fordere auch gar nicht, dass Mobilfriseure Tests einfordern. Aber ich fordere für die Salonunternehmer einen Ausgleich für die finanziellen Einbußen.

Wie laufen die Mitarbeitertestungen?
KS:
Wir testen uns seit Monaten mit Selbsttests. Und jetzt fahren wir einmal wöchentlich durch die Teststraße. Zusätzlich tragen wir alle FFP2 Masken. Ich kann doch nicht von einem Kunden verlangen, dass er die FFP2 Maske tragen muss und ich renne mit dem normalen MNS herum.

Was berichten Kunden?
KS:
Der größte Mehraufwand sind aktuell Kundentelefonate. Das ist ein irrer zusätzlicher Aufwand, weil wir unseren Kunden alles erklären müssen, was ist das Gesetz, wo können sie sich testen lassen und, und, und.  Ich ziehe das weiter durch, aber ärgern tut mich das alles schon.

DANKE Kathi und Toi, Toi, Toi für die Woche!

 

Kathi Strassl ist morgen, Dienstag 9.2., früh im ORF Morgenmagazin!