Julia Eckert, Salon "Hairzlich", Aachen | Credit: Privat

19.11.2021

Julia Eckert: Branche resetten und „Friseur“ als Bezeichnung schützen

Nie waren Startups so willkommen und wichtig wie heute - die Branche braucht ein Reset und der Beruf dringend seine Wertigkeit, meint Julia Eckert...

imSalon möchte Ausbildung neu denken

Ausbildung - ein Thema über das viel gekrübelt und gesprochen wird. Mitreden können alle, haben doch alle selbst eine Ausbildungszeit durchlebt. Ausbildung trifft uns immer in einer Zeit, in der wir jung sind, aber auch neugierig, suchend, erwartend, fordernd; in der Polepostion zum ganz Großen werden Weichen gestellt und das Feuer entfacht.
Viele AusbilderInnen möchten genau das für ihre Azubis, werden aber zunehmend mit Ausbildungssystem und Politik, Generationendiskurs und Fragen der Wirtschaftlichkeit konfrontiert. Für uns haben sich Kolleginnen und Kollegen Zeit genommen, ihre ►Gedanken zur Ausbildungssituation in Deutschland mit euch zu teilen. 


Ein Kommentar zur Situation in der Friseurbranche von Julia Eckert, Aachen:

Wir sind mitten in einem rasanten Wandel, an Gewohntem festhalten wird die Entwicklung nicht beschleunigen. Aktuell „trennt sich die Spreu vom Weizen“ oder besser gesagt das festgefahrene Denken vom zukunftsorientierten Denken.

Viele Unternehmer haben keine Lust, Nerven und/ oder Verständnis dafür „junge und verwöhnte“ Menschen auszubilden, die scheinbar eine zu „lockere Erziehung genossen haben“ und zu wenig „Respekt vor Autorität“ haben. Hinzu kommt, dass diese jungen Menschen mehr Geld für weniger Arbeit möchten, dass sie „bequem“ sind und ausschließlich das Leben genießen wollen.

Doch nie waren Startups so willkommen und wichtig wie heute, wo beinahe alles neu gedacht und schnell gehandelt werden muss! Es arbeiten immer mehr Friseure für sich alleine. Durch die Pandemie gehen noch mehr Friseure in die Selbständigkeit - legal und zum Teil (vorerst) illegal. Werden diese Friseure noch ausbilden oder in Zukunft alle Ausbildungsbereiche abdecken können? Bis es sich eingependelt hat, arbeiten viele Friseure zunächst allein, später mit Assistenz und dann…?

„Ich würde die Branche resetten und neu strukturieren.“

Das wünsche ich mir für die Branche:
Zuerst einmal resetten und neu strukturieren
. Den Beruf in Bereiche unterteilen, wie es viele Berufe bereits getan haben.Ich vergleiche es gern mit dem Berufsbild des Arztes, hier hat sich eine Spezialisierung nach dem Studium durchgesetzt.

Wie stelle ich mir das bei Friseuren vor?
Warum nicht ein Friseur im Handwerk für die (Trend)Umsetzung und ein Friseur im naturwissenschaftlichen Bereich wie Biologie und Chemie? In allen Bereichen sind regelmäßige Weiterbildung und Fortbildung wie beispielsweise bei den Medizinern unabdingbar!
Friseur ist eben nicht gleich Friseur - und das fällt auch den Kunden auf und erleichtert die Suche nach dem geeigneten Friseur – für die Kunden und für den angehenden Azubis, denn der hat auch seine Vorstellungen.

Und was macht heute einen Meister im Salon aus?
Meiner Meinung nach sollte ein Meister ein tiefes Wissen und Verständnis für das zeitlose Handwerk (nicht nur die erlernte Trendtechnik) UND für das Naturwissenschaftliche, sowie die BGW-Einordnung „für Gesundheit und Wohlfahrtspflege“ haben. Kein Salon dürfte ohne Meister geöffnet werden und sich gleichzeitig „Friseur“Salon nennen dürfen. Das ist so, als würde eine Arztpraxis nur mit ausführendem „Nebenpersonal“ ohne ärztliche Anwesenheit arbeiten.

„Friseur“ als Bezeichnung muss geschützt sein.“

Ein mobiler Friseur ohne Meistertitel sollte sich auch nicht „Friseur“ nennen dürfen, sondern „nur“ Stylist oder ähnliches. Genau das ist aber, was das Bild der Branche verzerrt. „Friseur“ als Bezeichnung muss sicher geschützt sein. Das finde ich gerade in Berufen, in denen es direkt um Menschen geht, sehr wichtig. Das würde ich mir wenigstens für den „Friseur Meister“ wünschen, weil das auch den Beruf und die Branche aufwerten könnte. Es wäre zudem gleichzeitig eine Lösung gegen „Meisterverkäufe“ für Billigfilialen. Denn viele solcher Salons bestehen ausschließlich aus antrainierten Quereinsteigern, und KEINEN Friseuren, geschweige denn den anwesenden Meistern.

Möglichkeiten sehe ich, Bremser leider aber auch. Das beginnt mit Aussagen wie „Das geht nicht“. Wir können nicht in die Zukunft sehen, aber die nachfolgenden Generationen werden ihren Weg gehen und uns zeigen, wo es hingehen könnte. Diese Wege dürfen wir nicht blockieren.
 

Und was denken andere Kollegen über die Nachwuchssituation?

HIER könnt ihr stöbern: ►Ausbildung NEU denken - Ansätze aus der Branche!

Gemeinsam möchten wir neue und zeitgemäße Ansätze diskutieren, Ausbildung neu konzipieren und erforderliche Wege ebnen. Wollt ihr euere Ideen mit uns teilen? Dann schreibt uns: ​​​​katja@imSalon.de

 


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