Credit: privat

13.06.2024

In unserem Salon gibt es keine Handtücher

Schon seit zwei Jahren lässt Thomas Venus seine Kundinnen* eigene Handtücher von zu Hause mitbringen. Das funktioniert. Im Salon herrscht das Prinzip, wie es aus Hotels bekannt ist: Handtücher nach einmaligem Gebrauch in die Wäsche zu werfen, belastet die Umwelt und auch das Budget.

Thomas Venus im Interview mit Juliane Krammer

"Um zu vermeiden, dass Handtücher direkt wieder in der Waschmaschine landen, kann sie doch Kunde von zu Hause mitnehmen."

Herr Venus, Sie lassen Kundinnen* das Handtuch von zu Hause in den Salon mitbringen. Warum?
Thomas Venus:
Um unseren Energieverbrauch zu reduzieren, begann ich nach Alternativen zu suchen. Da schaute ich mich in anderen Branchen um: Um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen, weisen auch 5 Sterne Hotels darauf hin, dass Handtücher nach einmaligem Gebrauch noch einmal wiederverwendet werden sollen. Das wollte ich auch im Salon umzusetzen: Um zu vermeiden, dass Handtücher direkt wieder in der Waschmaschine landen, kann sie doch Kunde von zu Hause mitnehmen. Ich kenne das noch vom Osten, als man zur Physio-Therapie oder in Arztpraxen sein eigenes Handtuch mitnahm.

Wie kam das an?
TV:
Die Kunden haben es gleich verstanden, da diskutierte auch niemand darüber. Nur andere Friseur-Salons haben sich anfangs über mich lustig gemacht, nun kopieren einige die Idee. Alle reden darüber, nachhaltiger zu arbeiten, Energie zu sparen und philosophieren über Zukunftskonzepte, da ist der simple Verzicht auf Handtücher ein guter Anfang. Zuerst gelacht und dann nachgemacht, sag ich immer.

"Wir haben für den Fall Vlies-Handtücher, für die wir einen symbolischen Euro kassieren."

Wie führt man Kunden an so eine Idee heran?
TV:
Ich habe Flyer drucken lassen und die liegen auf jedem Arbeitsplatz auf, genauso habe ich die Umstellung auf Social Media angekündigt. Die Idee schlug ein, wie eine Bombe. Es kommt schon mal vor, dass das Handtuch vergessen wird. Wir haben für den Fall Vlies-Handtücher, für die wir einen symbolischen Euro kassieren.

Wie viele Kundinnen* halten sich an die „Handtuch-Policy“?
TV:
90% bringen ihre Handtücher mit, 8% der Kunden vergessen es und zwei Prozent sagen, dass es ihnen egal ist, wenn Sie die Vlies-Handtücher nutzen und den Euro dafür bezahlen. Wir haben zu Beginn der Aktion einen Stapel Einweg-Handtücher gekauft und davon gingen bis jetzt nur wenige weg. 

"Es fallen das Handtücher waschen, trocknen, zusammenlegen und einräumen weg. (...) Wir sparen aber nicht nur Zeit, sondern auch Wasser und Waschmittel."

Was ist nun das konkrete Ersparnis, wenn die Handtücher von zu Hause mitgebracht werden?
TV:
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Energieverbrauch bzw. das Ersparnis nicht bemessen habe, aber die Zeit, die wir hier gewinnen, ist immens. Es fallen das Handtücher waschen, trocknen, zusammenlegen und einräumen weg. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel, aber es summiert sich. Wir sparen aber nicht nur Zeit, sondern auch Wasser und Waschmittel.

Seit wann gibt es keine Handtücher mehr in Ihrem Salon?
TV:
Seit gut zwei Jahren.

… und wie werden die nassen Handtücher wieder nach Hause transportiert? Gibt es Tüten, die ihr für den Heimtransport anbietet?
TV:
Alle bringen für ihre Handtücher die Tüten selbst mit.

Ist eine weitere „umweltschonende“ Aktion in Ihrem Salon geplant?
TV:
Ja. Ich werde meine großen Schaufenster für Solarplatten nutzen und um das Maximum rauszuholen möchte ich Spiegelfolie einsetzen. Früher hatte man die großen Schaufenster, um von der Straße aus gesehen zu werden, nun will man seine Ruhe haben. Wir schlagen somit zwei Fliegen mit einer Klatsche: sind nachhaltig und gehen auf Kundenbedürfnisse ein.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft.