Elfmeterschießen garantiert Spannng! Hier beim DFB Pokal Hoffenheim vs Greuther Fuerth, 2020 | APA/Eibner/Expa

25.06.2021

Friseur Karl Wald erfand das Elfmeterschießen

Mit Beginn des Achtelfinales der EURO 2020 steigt auch die Chance aufs Elfmeterschießen. Dass sich das nicht selten zu einem Ballkrimi entwickelt, daran ist er schuld: Karl Wald, Fußballschiedsrichter und gelernter Friseur aus Deutschland …

Die Gruppenphase der UEFA EURO 2020 hat die deutsche Nationalmannschaft hinter sich gebracht, am Samstag startet das Achtelfinale. Kommenden Dienstag dann, am 29.06., wird die DFB-Elf um 18 Uhr gegen England antreten. Bei diesem Match auf Augenhöhe werden die Jungs unter der Pride-Kapitänsflagge von Manuel Neuer klar der Favorit unserer Herzen sein!
Mit dem Achtelfinale steigt auch die Chance aufs Elfmeterschießen, das im Fall des Falles über Sieg und Niederlage entscheiden wird. Ein Fußballkrimi, der auch die mitreißt, die sonst weniger begeistert dem runden Leder frönen.

Die Leute wollen den Ball im Netz sehen

Derjenige, der die Erfindung des Elfmeterschießens zur Ermittlung des Siegers beim Fußball in seiner heutigen Form beansprucht, war Karl Wald (1916-2011). Der gelernte Friseur war langjähriger Amateurschiedsrichter in der Fußball-Oberliga Süd, die nach dem Zweiten Weltkrieg die erste Oberliga Deutschlands war, und verpasste 1963 aufgrund seines Alters knapp den Einzug in die damals neu gegründete Deutsche Bundesliga.

Der in Frankfurt am Main geborenen und später in Oberbayern (Renzberg) lebende Karl Wald entwickelte in den 1960er-Jahren das Elfmeterschießen und revolutionierte damit das Fußballspiel. Denn zuvor wurden Spiele nach der Verlängerung oft per Los oder Münzwurf entschieden bzw. in den 50er- und 60er- Jahren u.a. durch eine „Vorform“ des heutigen Elfmeterschießens, bei dem beidseitig nur ein Spieler zu jeweils vorerst sechs Schüssen antrat, ermittelt.

Aber der umtriebige Wahlbayer war sich sicher: „Die Leute wollen den Ball im Netz sehen!“. Deshalb entwickelte und erprobte er „heimlich“ bei Freundschaftsspielen seine „Erfindung“ des Ballschießens vom 11 Meter Punkt. Das Anerkennen seines Elfmeterschießens lief nicht so rund, wie der Ball selbst, der Weg war steinig. Am 30. Mai 1970 schließlich konnte Karl Wald auf dem bayrischen Schiedsrichter-Verbandstag in München für die von ihm ausgearbeitete, heute international geltende Regel eine Mehrheit bei den Delegierten - und gegen den Widerstand der Verbandsführung - finden. Wenig später erkannte der DFB (Deutscher Fußball-Bund) diese neue Regel an, es folgten der Europa- (UEFA) und der Weltverband FIFA.

Ein gelernter Friseur sorgte also dafür, dass nach 120 Spielminuten diese ganz spezielle Nervenschlacht zwischen Schütze und Torhüter ausgetragen wird. Karl Wald, der allerdings nach dem Zweiten Weltkrig bereits als Lokführer arbeitete, starb vor fast genau zehn Jahren im Alter von 95 Jahren.

Drücken wir den Jungs für die nächsten Spiele die Daumen und freuen uns auf das ein oder andere Elfmeterschießen der EURO 2020!