31.05.2024
„Eine Haarfarbe sollte sich auch um das Haar drehen, dass du nicht färbst.“
Jodie Palmer ist bekannt für ihre Trend-Technik „Hair Tan". Sie verrät, worauf es bei dem sonnenverwöhnten Look ankommt...
Jodie Palmer im Interview mit Celina Roth
Jodie, du bist International Educator bei Evo und bekannt für deinen „Hair Tan“. Wie funktioniert dein Haarfarben-Trend "Hair Tan"?
Jodie Palmer: "Hair Tan" ist eine Haarfarbe-Philosophie. Was "Hair Tan" von traditionellen Highlighting-Techniken unterscheidet, ist, dass wir dieses jugendliche Urlaubshaar erschaffen wollen. Also das Haar, dass wir mit vierzehn im Urlaub hatten, bevor wir anfingen, mit all den tollen Produkten herumzuspielen und ein paar Fehler zu machen. Es verleiht diesen sehr, sehr natürlichen, sehr sonnenverwöhnten Look, fast so, als wäre dein Haar gebräunt worden.
Wie entscheidest du, wo du die Highlights setzt?
JP: Ich lebe in Barcelona, bin von schönem Wetter umgeben und sehe viel natürliches Haar. Dabei habe ich beobachtet, wo sich das Haar natürlich aufhellt. Um den Haaransatz herum wird es hell, schön und blond, auch die Spitzen. Ich konzentriere mich auch sehr auf die Person vor mir, weil wir Haarfarbe als Highlight verwenden können, wie Make-up. Je nach Kundenwunsch, kann ich zum Beispiel ein Gesicht schlanker wirken lassen, indem ich einige Bereiche dunkler lasse, ich kann einen Hals schlanker machen oder einen Wangenknochen oder Augenfarbe aufhellen.
Und was ist der Unterschied zum Balayage?
„Balayage funktioniert an den Längen und Spitzen, aber natürliches Licht passiert am Oberkopf.“
JP: Der große Unterschied zwischen natürlichem Licht und Balayage ist, dass Balayage an den Längen und Spitzen funktioniert, aber natürliches Licht am Oberkopf passiert. Wenn du dir den Kopf von Skaterboys ansiehst, haben diese immer hellblonde Kronen. Also habe ich die Platzierungen ein wenig umgekehrt, damit es so aussieht, als hätte die Sonne all die Arbeit getan.
Du setzt Highlights und was passiert dann mit dem übrigen Haar?
„Eine Haarfarbe sollte sich genauso sehr um das Haar drehen, dass du nicht färbst, wie um das Haar, dass du färbst.“
JP: Ich lasse viel natürliches Haar. Eine Haarfarbe sollte sich genauso sehr um das Haar drehen, dass du nicht färbst, wie um das Haar, dass du färbst. ‘You can use it or lose it‘. Wenn jemand viel natürliches Haar hat, bin ich mehr als glücklich, es zu belassen, denn es geht darum, die Schönheit des natürlichen Haares hervorzuheben. Die Highlights sind das Accessoire und nicht umgekehrt.
Mit welchen Produkten arbeitest du?
JP: Ich nutze vor allem die demi-permanenten ►Farben von hue-verse, da diese den Naturton des Haars nicht angreift. Sie behält den Naturton des Haars bei, lässt es aber strahlen und ermöglicht es mir, die Haare so zu färben, wie ich es möchte und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Haar natürlich rauswächst.
Welche Nuancen benutzt du am liebsten?
JP: Es hängt komplett vom Haar ab, an dem ich arbeite. Aber wenn du an eine Bräune denkst, ist sie warm, nie kalt, also verwende ich warme Töne, viel Gold. Ich mag viel Beige. Warm ist immer mein Favorit!
Wie oft benötigt der „Hair Tan“ ein Fresh-Up?
JP: Ich empfehle in jeder Farbsituation alle drei Monate. Mehr als das ist übermäßig. Ich denke, mit dem Budget und der Zeit, die wir haben, ist alle sechs Wochen ein wenig absurd, also alle drei Monate. Es muss auch zu den Jahreszeiten passen. Wir können es im Sommer aufhellen und es im Winter etwas dunkler lassen.
Wie gehst du bei Locken vor?
JP: Wir alle wissen, dass jedes lockige Haar einzigartig und anders ist. Also denke ich, es ist sehr wichtig, wann immer ich an einem lockigen Kunden arbeite, ihr Haar so zu sehen, wie es ist, wie es gemacht ist, wie sie es tragen, und dann wähle ich, wo ich die Farbe platziere, viel mehr visuell als technisch. Weil Locken sich bewegen können, arbeite ich sehr visuell, aber auch vorsichtig, wenn es um Textur geht, weil lockiges Haar von Natur aus trockener ist. Also neige ich dazu, sanft zu arbeiten und mit den Platzierungen freier umzugehen.
Wie gestaltest du deine Preise?
JP: Das ist ein wenig sensibel. Ich bin transparent gegenüber meinen Kunden, spreche aber ungerne über Preise, weil sie immer individuell sind. Aber es handelt sich definitiv um einen Premium-Service im High-End-Bereich. Wenn jemand in dieser Technik ausgebildet wurde, würde ich den Preis erhöhen und ihn auf Augenhöhe mit einem Balayage setzen.
Gibt es einen „Hair Tan“-Unterschied bei den Geschlechtern?
JP: Ich mache keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Ich gehe nach ihrem Typ. Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe sind völlig unerheblich, weil der Service auf dem natürlichen Unterton einer Person basiert und weil er so natürlich ist.
Welche Altersgruppe nimmt den Service in Anspruch?
JP: Jede. Ich arbeite nicht mit Minderjährigen, weil Haare so lange wie möglich natürlich sein sollten, aber ich arbeite mit Personen im Alter zwischen 19 und 60 Jahren. Ich arbeite auch mit grauem Haar, ich denke, die Technik passt sehr gut zu Haaren, die in den Winter des Lebens kommen. Es sieht immer noch jugendlich aus, ohne zu zeigen, dass es gefärbt ist.
Welche Farbtrends beobachtest du? Was erwartet uns deiner Meinung nach in nächster Zeit?
„Ich denke, es macht Spaß und die Leute haben gerade mehr Spaß mit ihren Haaren.“
JP: Rot kommt nicht, es ist bereits da, worüber ich superglücklich bin. Ich sehe viel geschlechtsneutrales Haar. Ich sehe Cowboy Copper, Mullets, das Abschneiden der Haare. Viele Mädchen schneiden ihr langes Haar ab. Ich sehe Locken, viel mehr Menschen lernen es, ihre natürlichen Locken zu lieben. Und was die Farbe betrifft: Ich hoffe, dass der Natural Look nicht aufhört, aber ich sehe nicht, dass natürliche, elegante Haare jemals aus der Mode kommen. Es wird immer ein Trend sein. Ich sehe auch dunkles Braun, irgendwie fast schon Emo. Ich denke, es macht Spaß und die Leute haben gerade mehr Spaß mit ihren Haaren.
Danke Jodie für das tolle Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!