Credit: Dean Keno Zill

07.10.2022

Attila Can: Unser Handwerk ist Kunst am Menschen

In einer Zeit, in der viel gejammert, belehrt oder um den heißen Brei diskutiert wird, besinnt sich Attila Can auf Kunst, Handwerk und Gefühl ...

Im Gespräch mit Birgit Senger
 

Attila, warum sind Haare der perfekte Werkstoff für deine Kunst?
Attila Can:
Ein Haar liefert unterschiedliche Strukturen und Längen, aus denen sich viele Texturen kreieren lassen. Ich kann mit Haaren sehr viel anfangen. Während ich diesen Werkstoff bearbeite, sorge ich nicht nur dafür, dass meine Kunst entsteht, sondern auch, dass der Mensch dadurch ein gutes Gefühl bekommt.

„Meine Kunst erschaffe ich am Menschen. Durch das, was meine Hände erschaffen, siehst du die Welt durch meine Augen.“

Der Anblick eines Gemäldes erweckt in jedem ein anderes Gefühl. Meine Kunst erschaffe ich am Menschen. Durch das, was meine Hände erschaffen, siehst du die Welt für einen Moment durch meine Augen.

Sind für dich alle Friseur*innen Künstler*innen?
AC:
Auf ihre Art und Weise garantiert. Sicherlich gibt es hier und da Kunst, die nicht jeder versteht. Alles hat seine Berechtigung. Ob eine Frisur gefällt, liegt im Auge des Betrachters. Wenn wir uns Trends anschauen, haben wir das doch auch: Es gibt Richtungen, die findet man gut und andere fühlt man überhaupt nicht. Kunst weckt in jedem ein anderes Gefühl und entwickelt sich immer weiter.

Wie deutlich ist deine Kunst für deine Kund*innen spürbar?
AC:
Schwierig zu sagen. Ich bekomme von vielen meiner Kund*innen das Feedback, das ich anders an ihrem Kopf arbeite, als sie das vorher beim Friseur gewohnt waren.

"Ich mache kein Schnickschnack am Kopf, sondern mag es, wenn jeder Handgriff sitzt."

Worauf legst du beim Arbeiten wert?
AC:
Das fängt damit an, dass ich eine saubere Abteilung mache und meine Handbewegungen eher ruhiger sind. Ich mache gar nicht so viel Schnickschnack am Kopf, sondern mag es, wenn jeder Handgriff sitzt. Ich lege viel Wert auf die Technik des Haareschneidens und darauf, dass meine Kund*innen sich mit dem Schnitt lange wohl fühlen. Ein schönes Feedback ist für mich, wenn ich höre „Mein Partner oder meine Partnerin hat gesehen, dass ich bei dir war.“

Welche Technik sollte man aus deiner Sicht auf jeden Fall beherrschen?
AC:
Ich habe von meinem Ausbilder gelernt, mit dem Rasiermesser umzugehen. Damit meine ich nicht Barthaare im Gesicht zu entfernen, sondern einen Haarschnitt zu erstellen. Das Haareschneiden mit dem Rasiermesser ist für mich Kunst. Leider ist diese alte Kunst etwas in Vergessenheit geraten, obwohl man damit tolle Formen und Strukturen erarbeiten kann.

Brauchst du dazu ein bestimmtes Werkzeug?
AC: Ich arbeite mit dem klassischen Rasiermesser und einem Kamm. Ich kann durch unterschiedlichen Druck das Haar kürzen und gleichzeitig die Masse bearbeiten. Das ist nicht einfach zu erlernen und erfordert viel Übung, aber wenn man es beherrscht, ist es eine sehr gute Technik, um Haar zu formen.

Was ist im Moment dein „Must-have“ Produkt? 
AC:
Leider noch nicht so bekannt, aber genial ist das ►Grooming Spray von STMNT. Ich glaube, es gehört zu den Produkten, für die in Deutschland im Moment noch das Verständnis fehlt.

Wie setzt du es ein?
AC: Vor jedem Haarschnitt sprühe ich Grooming Spray als Schneideunterstützung ins Haar und habe später beim Föhnen genau den Griff, die Textur und die Haltbarkeit, die ich brauche. Ein geniales Produkt, weil es mir gleichzeitig das Haareschneiden und das Styling erleichtert.

Was empfiehlst du allen, die ihre Arbeit auch etwas mehr als Kunstform betrachten möchten?
AC: Die Voraussetzung dafür ist, open minded zu sein. Jeden Tag die Einflüsse um einen herum aufzusaugen und für Entspanntheit zu sorgen.

Wie entspannst du am besten?
AC:
Entspannung gibt es bei mir in verschiedenen Bereichen. Gut funktioniert Entspannung für mich, wenn ich mich mit meiner Familie beschäftige aber auch während der Arbeit kann ich gut entspannen. Ich würde nicht sagen, dass ich während des Haareschneidens meditiere, aber das gute Gefühl dabei sorgt bei mir auf jeden Fall für Entspannung.

Du vergleichst dein Handwerk mit der Architektur. Wieviel musst du vom Kunden wissen, um für ihn die perfekte Architektur auf seinem Kopf zu zaubern? 
AC: Das erste was ich mir anschaue, ist der Kunde. Dann frage ich mich, was passt da nicht hin und was würde ich verändern, damit es für mein Auge noch schöner aussehen kann? Mein Auge ist immer auf der Suche nach der perfekten Form. Dann befrage ich den Kunden und gehe ins Kundengespräch.

"Gutes entsteht, wenn sich mein Empfinden mit dem Gefühl des Kunden verbinden."

Herauszufinden, was der Kunde fühlt, ist mir enorm wichtig. Mag er sein Haar gerade, mag er es länger, kürzer etc.? Gutes entsteht, wenn es mir gelingt, mein Empfinden mit dem Gefühl des Kunden verbinden. Sehe ich das Haar eher kurz, mein Kunde oder meine Kundin trägt‘s im Moment aber am liebsten zum Zopf gebunden, weil mehr Zeit zum Stylen gerade nicht da ist, wäre kürzeres Haar für den Moment beispielsweise nicht das Richtige.

Gibt es für dich im Salon noch einen Unterschied zwischen den Geschlechtern?
AC:
Natürlich gibt es nichts, was für alle gilt, dennoch kann man sagen: Männer brauchen klarere Ansagen, um dir zu vertrauen. Das Interesse an Hautpflege und Düften ist bei Männern heute größer als noch vor Jahren.Männer legen heute viel Wert auf ihr Styling, sowohl der Haare als auch der Kleidung. Für mich ist das im Moment die beste Zeit, eine Marke wie STMNT zu etablieren.

Lieber Attila, dein Statement hat mich sehr inspiriert, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit deiner Kunst.
 

Über Attila Can: