Step 3 | Das Haar über dem rechten Ohr in drei gleich dicke Strähnen abteilen.
Step 4 | Die linke über die mittlere Strähne und die rechte über die linke Strähne legen.
CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Donth war im Rahmen seiner Sommertour zu Gast bei Roberto Laraia, Salonunternehmer in Reutlingen/ ZV-Vorstandsmitglied/ Präsidiumsmitglied FB Baden-Württemberg.
Roberto Laraia nutzte die Gelegenheit zum wichtigen Austausch. Wie kann das Unternehmertum im Friseurhandwerk nachhaltig von der Politik gestärkt und der großen Nachwuchs- und Fachkräftemangelproblematik entgegengewirkt werden.
Roberto Laraia Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Wie kam Herr Donth auf deinen Salon?
Roberto Laraia: In meiner langjährigen Verbandsarbeit habe ich mir viele Kontakte in die Politik aufgebaut und gepflegt. Jetzt kommen sie gerne auf mich zu. Die Sommertouren sind tolle Geschichten für Politiker und ich habe Michael Donth gesagt, dass es einiges fürs Friseurhandwerk zu bereden gibt, dafür hat er sich auch die Zeit genommen.
Lange schon suchen nicht mehr Unternehmen ihre Angestellten aus, sondern umgekehrt. Der harte Wettbewerb veranlasst viele zum Umzudenken. Sylvia Knapp aus Köln führt seit knapp 20 Jahren erfolgreich ihren Salon „SchnittTalente“ und gibt Ihr Wissen zum Thema „Mitarbeiterglück – Mitarbeitergewinnung und -bindung“ an Unternehmen und Friseurbetriebe weiter.
Durch gezielte Maßnahmen schafft sie es in ihrem eigenen Salon nicht nur auf 30 bis 40 Bewerbungen pro Stellenanzeige zu kommen, sondern erreicht auch eine deutliche Steigerung in ihrem Gewinn und Umsatzwachstum.
Im Gespräch mit Tatjana Koenen erzählt Sylvia Knapp, wie eine moderne Salonführung aussehen kann, die die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt – ohne dabei die Wirtschaftlichkeit zu vernachlässigen.
Nebst Salonunternehmerin zu sein, sind sie in vielen Gremien vertreten: Zentralverband, Handwerkskammer, Intercoiffure, Landesinnungsverband. Was motiviert Sie so aktiv unterwegs zu sein?
Ines Tietböhl: Es ist vor allem die Liebe zum Beruf. Ich habe es aber auch satt, mir ständig anhören zu müssen, was alles nicht gut läuft. Ich komme aus dem Norden Mecklenburg-Vorpommerns und habe gelernt, wenn man etwas braucht, dann muss man sich dafür starkmachen.
Wie macht man sich in diesen Ämtern stark?
IT: Ich knüpfe viele Kontakte und suche das Gespräch. Man kann die einzelnen Ämter ganz gut miteinander vernetzen.
Handwerkskammer und Landesinnungsverband verfolgen teilweise unterschiedliche Ziele, wem liegt denn ihr Herz näher? Und wo kann man für die Friseure mehr bewegen?
IT: In der Handwerkskammer setzen wir uns für alle Belangen des gesamten Handwerks ein und da muss ich häufig erst vom Friseurhandwerk überzeugen. Der Landesinnungsverband ist ausschließlich auf Friseure ausgerichtet, das ist mein Ursprung und wichtige Basis.
Dieser Look beweist: Trendhaarfarben und schonende Formulierungen schließen sich nicht aus!
Mit iNOA, der ammoniakfreien, veganen Coloration von L'Oréal Professionnel, gelingt der angesagte Grunge Blonde Look im Handumdrehen – und das bei maximalem Komfort für Kund:innen und Friseur:innen.
„Lässig gestufte Looks mit matten Farbnuancen wie z.B. der „Blond Grunge Look“ inspiriert von den 90er Jahren werden wir in den nächsten Monaten immer häufiger sehen. Der Fokus liegt hierbei auf matten Farbtönen, die einen einheitlichen und etwas vernachlässigten Look erzeugen. Passend dazu sind auch dunklere Ansätze.“, Dean Teichgräber, Head of Salon Oliver Schmidt Hairdesign Königsallee Düsseldorf.
Damit dieser Look besonders lange hält, wurde er u.a. mit iNOA umgesetzt. Dank des patentierten Oil Delivery System werden die Farbpigmente besonders effektiv ins Innere der Haarfaser eingelagert – für Brillianz, die bleibt!
iNOA unsere professionelle permanente Coloration, die nicht nur die Wünsche von Stylist:innen erfüllt, sondern auch die Bedenken der Kund:innen ernst nimmt. Für Farben, die begeistern, ohne Kompromisse bei der Schonung des Haares und der Kopfhaut einzugehen.
- 48 % mehr Glanz für dauerhaft intensive Farbe*
- 43 % weniger Haarporosität**
- 20 % mehr Feuchtigkeit für die Kopfhaut
- 100 % Erhalt der natürlichen Haarstruktur
* Instrumenteller Test.
**Instrumenteller Test: Vergleich L’Oréal Professionnel Coloration, mit und ohne ODS (Öl-Technologie).
Im Gespräch mit Katriina Janhunen
Liebe Frau Müller – wie kam es zu Ihrer No-Show-Strategie?
Anja Müller: Wir haben immer mehr Terminabsagen bekommen, die 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit angerufen haben und dann auch Begründungen hatten, die nicht nachvollziehbar waren. Wir haben teilweise hinterhertelefoniert und die Leute haben die Termine einfach vergessen. Der finale Ausschlaggeber war dann eigentlich ein neues Kassensystem, bei dem man die Möglichkeit der Online-Anzahlung hatte.
Wie läuft das genau ab?
AM: Die Termine bei uns werden nur noch online gemacht. Im System muss man für alle Termine eine Anzahlung von 25% leisten, die man auch direkt online zahlt. Wenn man nicht mind. 24h vorher den Termin absagt, behalten wir die Anzahlung.
Viele kritisieren immer wieder, dass das nichts bringt. Wie siehst du das?
RL: Nichts zu machen, ist nie gut! Natürlich geht ein Politiker nicht raus und sagt ‚Morgen machen wir das‘. Aber, und das ist wichtig, er hat es im Kopf, er hat es verstanden, er hat die richtigen Argumente und in einem nächsten Polittalk erinnert er sich vielleicht genau daran und bringt es vor. Wenn wir auf diesem Wege viele Politiker ständig anstupsen, dann erreichen wir auch etwas. Ihr habt mit dem Zukunftskongress viel angestoßen. Wir haben erreicht, dass alle das gleiche Narrativ verwenden und dieselben Argumente. Ich habe in diesem Jahr eine enorme Entwicklung gesehen, wir sind auf einem guten Weg.
Welche Themen konntest du bei Michael Donth platzieren?
RL: Wir haben in der Friseurbranche eine ganz spezielle Situation, das muss in der Politik ankommen. Die unfairen Wettbewerbsbedingungen, wie im ► Forderungspapier zusammengetragen, führen zu massiven Problemen in einzelnen Betrieben. Michael Donth hat tatsächlich verstanden, warum wir die 7% brauchen. Zusätzlich habe ich für den Blick auf die gestiegenen Lohnnebenkosten geführt, denn das sind Gründe, warum niemand mehr ausbildet.
Und was sagt er konkret dazu?
RL: Er war überrascht. Vielen ist überhaupt nicht bewusst, dass die Kleinunternehmergrenze wieder angehoben wird und vor allem welche Auswirkungen das auf unsere Situation hat. Kein anderes Handwerk betrifft das so sehr wie die Friseure. Hier muss uns die Politik entgegenkommen, ob mit 7% Umsatzsteuer, Lohnnebenkostensenkung, Unterstützung der Ausbildungsbetriebe oder massiven Kontrollen der Schwarzarbeit.
Viele Politiker sehen das große Ganze und haben tatsächlich keinen Einblick ins Geschehen im Einzelnen, wir müssen also noch viel stärker kommunizieren. Welchen Rat hast du hier?
RL: Wenn Themen hochkochen, wie zuletzt das Berufsevaluierungsgesetz, dann informiere ich meine politischen Kontakte sofort und füttere sie mit unseren Fakten und Herausforderungen. Damit geben wir ihnen eine konkrete Diskussionsgrundlage an die Hand. Jeder Innungskollege sollte das tun.
Und wir müssen gemeinsam und nicht gegeneinander arbeiten.
Nicht jeder macht positive Erfahrungen mit den Innungen, es gibt auch viel Kritik.
RL: Manche Innungen haben nicht mehr die richtigen Leute, dann sollten sie fusionieren, einige haben das erfolgreich vorgemacht. Wir brauchen starke Verbände, sonst werden wir nicht gehört.
Und Lobbyisten?
RL: Wir sind die Lobbyisten. Unser Fokus muss auf den anhaltenden Wettbewerbsverzerrungen unserer Branche bleiben, das werde ich nicht leid, zu betonen, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Politiker müssen die Besonderheit der Branche verstehen. Wenn wir nicht weiterhin knallhart argumentieren, dann werden wir zum Spielball der Politik und der Handwerkskammern.
Warum arbeitest du für die Innung?
RL: Idealismus und weil ich von klein auf den Beruf liebe.
Wie habt ihr die Lokalpresse beim Besuch eingebunden?
RL: Die gesamte Lokalpresse war vor Ort, das ist eine großartige lokale Reichweite. Alle haben unsere Themen aus dem Forderungspapier angesprochen und aufgenommen. Wir müssen Politik und Presse regelmäßig und noch viel mehr füttern.
Was ist der nächste Schritt mit Michael Donth?
RL: Er muss das jetzt erst mal verdauen, Mitte September werde ich ihn kontaktieren. Ich habe seine Handynummer, bin mittlerweile per Du und der Kontakt bleibt bestehen.
Danke Roberto für deinen Einsatz und bis bald.
Ich danke dir, und freue mich auf den ► Zukunftskongress 2025, da sind wir in jedem Fall wieder dabei.
Wir sehen uns bestimmt vorher noch, aber danke, da freue ich mich sehr.
Was ist Glück für Sie?
Sylvia Knapp: Glück ist oft die Folge einer Veränderung oder einer Handlung. Wenn sich am Markt viel bewegt, und das tut es ja aktuell, siehe Fachkräftemangel, demografischer Wandel, oder auch die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeitenden, dann muss ich mich mitbewegen, um langfristig erfolgreich zu sein und glückliche Mitarbeitende zu haben. Habe ich glückliche Mitarbeitende, führt das zu meinem eigenen Glück – nämlich Unternehmerglück.
Was machen Sie, um neue Mitarbeiter zu gewinnen?
SK: Im ersten Schritt geht es darum MICH als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Das ist die Grundvoraussetzung, um neue Talente zu gewinnen. Dazu entwickele ich zunächst ein individuelles „Employer Branding Konzept“ und bestimme, wie ich auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen werden möchte. Daraus formuliere und gestalte ich dann eine zielgerichtete Stellenanzeige.
Ich höre häufig den Satz „Friseure sind zu leise und werden nicht gehört“. Was müssen wir tun, um noch stärker gehört zu werden, vor allem von der Politik?
IT: Der direkte Weg ist der richtige. Wir müssen Politiker immer wieder auf uns aufmerksam machen und mit ihnen das Gespräch suchen. Wir bekommen auch offenes Gehör, nur das erfordert permanentes Reden und dranbleiben. Es sind leider immer die gleichen, die reden und auf sich aufmerksam machen, dagegen muss man selbst angehen und sich ins Gespräch bringen.
Was raten Sie Ihren Kollegen, wie können die unterstützen?
IT: Mit politisch aktiven Kundinnen oder Kunden rede ich ganz offen und kläre auf, was am Markt los ist. Das können alle.
Sind sie gut vernetzt in der Politik
IT: Teilweise! Ich habe 2 Kandidaten, die auch im Landtag sitzen und mit ihnen suche ich regelmäßig das Gespräch. Bei relevanten Themen mache ich auch ordentlich Feuer, denn die müssen verstehen, was an der Basis los ist.
„Wir müssen in den Köpfen der Politiker bleiben.“
Sie sind auch im Zentralverband, dort ist mehr auf bundespolitischer Ebene zu tun. Was muss hier passieren, um mehr gesehen zu werden und ein Mindset für Friseure schaffen?
IT: Auch hier müssen wir permanent auf uns aufmerksam machen, um in den Köpfen der Politiker zu bleiben. Nehmen Sie die Baustelle 7 % Mehrwertsteuer, da wird keine Entscheidung über Nacht getroffen, da müssen wir permanent dranbleiben. Genauso die Kleinunternehmerregelung, diese ist unfair für das Friseurhandwerk und das müssen wir denen klarmachen. Gleichzeitig ist es die Aufgabe des Zentralverbands, das auch auf Landesebene herunterzubrechen.
Sie sind eine der wenigen Frauen auf der noch immer eher männlich dominierten Verbandsebene. Was muss geschehen, dass mehr Frauen aktiv werden oder den Sprung nach oben schaffen?
IT: Viele Frauen sind sehr aktiv, aber Frauen machen gerne ihren Job und drängen nicht in den Vordergrund. Und teilweise liegt ja auch viel mehr Belastung auf den Frauen, was Familie und so weiter angeht. Aber ich würde mir auch mehr Beteiligung von deren Seite wünschen.
Was sind denn die aktuellen Themen in Mecklenburg-Vorpommern?
IT: Eines der größten Themen ist der Nachwuchsschwund. Fachkräftemangel ist das eine, aber dass niemand nachkommt, das ist brisant. Unsere Berufsschulklassen sind sehr schwach besetzt. Das erste Lehrjahr brachte viel zu wenige neue Auszubildende und aus Erfahrung brechen viele dann auch noch ab. Parallel nimmt die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe weiter ab. Letztendlich ist das eins zu eins wie auf Bundesebene.
Wie sieht es aus mit der Schattenwirtschaft?
IT: Schwarzarbeit floriert, genau wie bundesweit! Wir rechnen brav ab und legen bei Kontrollen alles offen und um Barbershops werden große Bögen gemacht.
Finden Kontrollen statt?
IT: Wir haben gute Kontakte zu den Finanzbehörden oder Zollämtern und weisen sehr direkt auf Unstimmigkeiten hin. Vereinzelt finden auch Kontrollen statt, aber meistens heißt es, wir haben keine Zeit oder gehen lieber in Großbetriebe, wo es mehr zu fischen geht.
Glauben Sie, wir hätten mehr Nachwuchs, wenn es andere Ausbildungsmodelle gäbe?
IT: Jein. Ich bin von der Dualen Ausbildung überzeugt, aber natürlich gibt es auch hier ein paar Dinge, die wir ändern müssen. Aber welche Alternativen gibt es denn? Es gibt aktuell noch keinen guten Lösungsansatz und ich glaube, das wird noch ein paar Jahre dauern, bis sich hier etwas ändert. Außerdem gibt sehr viele Gegner und Bremser in den Diskussionen.
Wir hören immer, die Handwerkskammern sitzen auf der Dualen Ausbildung und lassen keine Änderung zu. Stimmt das?
IT: Natürlich verteidigen die Handwerkskammern hier auch ihre Hoheit. Aber die Duale Ausbildung soll ja nicht verschwinden, sondern es muss zusätzliche Konzepte geben. Daran müssen wir arbeiten.
Die vielen Themen schlagen sich häufig auch in der Preisgestaltung nieder. Auf der einen Seite Wettbewerbsdruck durch Billigsalons, auf der anderen Seite Mindestlohnerhöhung, Inflation und gestiegene Kosten. Wie ist die Situation in Mecklenburg-Vorpommern?
IT: Wir haben viele Mitglieder, die sich sehr bewusst darüber sind, was sie wert sind. Diese Unternehmen ziehen Preisanpassungen konsequent durch. Aber natürlich gibt es auch die, die von Angst geprägt sind und lieber selbst draufzahlen, als Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben.
Ich denke, diese zwei Fraktionen halten sich die Waage.
Was könnte man tun, um diese Angst zu nehmen?
IT: Wir Friseure werden rar und was rar ist, wird kostbar. Ich muss einen guten Job machen, das ist das Wichtigste. Die Kunden haben einen Anspruch und das ist etwas wert, das sollte jeder erkennen.
Viele Innungen beklagen einen starken Mitgliederschwund, wie sieht es bei Ihnen aus?
IT: Wir haben das Problem des Altersschwund. Wir müssen aktiv neue Mitglieder gewinnen und das ist nicht leicht. Aufrufe über Social Media helfen da nicht. Das geht nur Face-to-Face und obwohl es mühselig ist, bringt es etwas. Und dann muss man als Verband liefern und einen Mehrwert bieten?
Was ist der Mehrwert?
IT: Tatsächlich unser Vernetzt-sein. Wir haben Antworten auf jede Frage, die sich ständig im Salonalltag ergeben. Es findet ein regelmäßiger Austausch zu aktuellen Themen statt, davon profitieren alle. Das möchten die meisten Mitglieder nicht missen.
Wird die politische Arbeit verstanden?
IT: Ja, aber da wird ein Problem eingegeben und dann erwartet, dass wir etwas tun, nur das dauert in der Regel. Es wird aber auch verstanden, dass wir mit vielen kleinen Schritten unterwegs sind und nicht auf Knopfdruck etwas politisch ändern können. Ich denke, unsere Mitglieder sehen, wie bemüht wir sind.
Liebe Frau Tietböhl, ich bedanke mich für Ihr Engagement und das Gespräch.
Gibt es Ausnahmen?
AM: Eigentlich nicht. Nur unsere langjährigen Stammkunden, die immer schon im Salon die Folgetermine machen, die brauchen keine Anzahlung. Die kommen aber auch verlässlich.
Dann gibt es in Ihrem Salon auch noch eine Steigerungsform - die „Schwarze Liste“. Wer kommt da drauf?
AM: Leute auf dieser Liste müssen 100% des Preises anzahlen, weil sie ihre Termine ständig verdaddelt haben. Ich kann das für jeden Kunden ganz einfach einstellen und bei der Buchung werden dann 25% oder 100% verlangt.
Wie reagieren die Kunden darauf?
AM: 95% reagieren positiv. Die einen oder anderen, die es nicht toll fanden, sind genau die, die ihre Termine immer vergessen haben. Die späten Absagen sind dadurch gegen Null gegangen - unser System ist gut angekommen.
Es gibt Salons, die No-Shows in die Preise mit einberechnen. Wieso gehen Sie einen anderen Weg?
AM: Risiken muss man als Unternehmerin immer einkalkulieren – nur müsste ich dann meine Dienstleistung höher berechnen und bestrafe jene, die ihre Termine immer verlässlich einhalten. Es ist eine schwierige Rechnung und die Meinungen gehen hier auseinander. Jeder muss sein Unternehmen führen, wie er es für richtig hält. Meinen Weg sehe ich als die beste Alternative für die Zukunft der Dienstleister.
Wie binden Sie Ihre Mitarbeiter langfristig an sich?
SK: Mitarbeiterbindung ist immer etwas Gegenseitiges, sie kann nie einseitig funktionieren. Um binden zu können, muss man sich Zeit nehmen und seine Mitarbeitende erst einmal kennenlernen. Das mache ich in Form von Teamevents, Einzelgesprächen oder regelmäßigen Teammeetings zum gegenseitigen Austausch. So entsteht eine offene Feedback-Kultur, bei der jeder die Möglichkeit bekommt, Themen offen anzusprechen, ohne bewertet zu werden. Dadurch höre ich heraus, was Mitarbeitende glücklich und zufrieden macht und was ich konkret dafür tun kann, um das Team noch mehr zu stärken.
Welche Anreize sind dabei wichtig?
SK: Materielle Anreize sind wichtig, aber nicht essenziell, um ein glückliches Team zu haben. Für mich sind zwei Bereiche ausschlaggebend: natürlich geht es um Gehalt und materielles Gut. Ich biete meinen Mitarbeitenden zum Beispiel monatliche Umsatzbeteiligungen in den Bereichen Dienstleistung und Verkauf, sowie Prämien an. Aber sehr viel wichtiger ist das Thema der Führung, und dass diese nicht mehr die ist, die sie mal war.
Also weg vom „klassischen Führungsstil“?
SK: Ganz klar Ja! Ich fungiere in meinem Team mehr als Coach und Mentor und nicht als „Ober-Chefin“, so wie das früher vielleicht einmal war. Das Geheimnis ist die Balance aus einer erfolgs- und menschenorientierten Führung, die in glücklichen Mitarbeitenden endet.
Was hat sich in vergangen Jahren verändert?
SK: Viele Unternehmer glauben, dass Mitarbeitende ihren Job kündigen, weil sie wo anders mehr verdienen, oder dass man sie nur mit materiellen Dingen oder mehr Gehalt bindet. Das ist nicht ausschließlich so!
Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden haben sich verändert. Sie möchten Verantwortung übernehmen, in Entscheidungsprozesse eingebunden werden und aktiv am Erfolg des Unternehmens mitwirken. Wir führen den Salon gemeinsam, was jedem Einzelnen ein unternehmerisches Bewusstsein verleiht. Daraus entsteht nicht nur ein wertvolles Teambuilding, sondern eine Gemeinschaft, die Freude und Spaß für das gesamte Team bringt – und auch für mich als Führungskraft. Selbst wenn ich aufgrund meiner Coaching-Tätigkeiten länger abwesend bin, führt mein Team den Salon weiter in meinem Sinne. Die finanzielle Verantwortung sowie die endgültigen Entscheidungen in diesen Belangen verbleiben selbstverständlich bei mir.
Und darüber hinaus?
SK: Ich habe ein Angebot entwickelt, auf das meine Mitarbeitenden zugreifen können. Zum Beispiel Jobrad-Leasing, zusätzliche Zahlungen in die Altersvorsorge, steuerfreie Gutscheine, individuelle Weihnachtsgeschenke, außergewöhnliche Teamevents wie Wochenendausflüge mit Übernachtung oder Kanu- oder Rennradfahren, Einzelgespräche, überhaupt viel Kommunikation.
Wie rechnet sich das für Sie?
SK: Klar sind Zusatzleistungen ein Kostenfaktor, aber das, was ich am meisten investiere, ist Zeit. Ich arbeite mittlerweile mehr am und weniger im Unternehmen. Vor sechs Jahren hatte ich über 40 Stunden pro Woche am Kunden gearbeitet, heute sind es nur noch 6-8 Stunden. Weder mein Umsatz noch mein Gewinn haben sich dadurch negativ verändert, weil gleichzeitig die Motivation und Zufriedenheit meiner Mitarbeitenden gestiegen ist. So auch die Umsätze! Weniger Fehlzeiten, weniger Fluktuation.
Mitarbeiterentlohnung spiegelt sich im Preis wider. Viele Friseure haben aber ein Problem über Wertigkeit und Preise zu sprechen. Wie gehen Sie und Ihr Team damit um?
SK: Ich empfehle immer nicht in die Rechtfertigung zu gehen, sondern transparent mit dem Kunden zu kommunizieren. Mit dem Wort „Preiserhöhung“ habe ich ein Problem – ich nenne es „Preisanpassung“. Das fällt an der Kasse auch leichter zu sagen. Ich empfehle dies kalkuliert und jährlich zu tun und gleichzeitig die Gehälter der Mitarbeitenden anzupassen, die sind ja genauso mit gestiegenen Kosten konfrontiert. Das ist Wertschätzung und mir sehr wichtig! Eine Anhebung der Preise um 20 Prozent, nach zum Beispiel drei Jahren, führt am Ende eher zu Diskussionen mit Kunden, die keiner haben möchte.
Welche „Mitarbeiterglücks-Tipps“ können Unternehmen einfach umsetzen?
1. Sich Zeit für Mitarbeitende nehmen
2. Lob und Anerkennung aussprechen
3. Offene Kommunikation betreiben: regelmäßig Mitarbeitergespräche, -befragungen und Teammeetings durchführen, Feedback holen
4. Über Zahlen sprechen
5. Mitarbeitende in Erfolg und Ziele mit einbeziehen (Zielvereinbarungen treffen)
6. Möglichkeit zur Weiterentwicklung (Seminare, Workshops und Coachings)
Brillanz, die bleibt. INOA.
In der Welt der Haarcoloration stehen viele Kund:innen vor entscheidenden Herausforderungen, die oft von Zweifeln und Bedenken geprägt sind. Haarschäden, die individuelle Haarstruktur, die Haltbarkeit der Farbe und die Empfindlichkeit der Kopfhaut sind die vier stärksten Barrieren, die es zu überwinden gilt.
Zur Person:
Seit fast 20 Jahren führt Sylvia Knapp erfolgreich ihr Friseurunternehmen „SchnittTalente“ mit sechs Vollzeitkräften in Köln. In den letzten sechs Jahren hat sie sich zusätzlich intensiv mit den Themen „Mitarbeitergewinnung und -bindung“ beschäftigt – mit besonderem Augenmerk auf den zunehmenden Fachkräftemangel. Zu diesem Thema hat sie das Seminar „Mitarbeiterglück“ entwickelt
Um genau diese Bedenken aus dem Weg zu räumen, hat L'Oréal Professionnel Paris im Jahr 2009 die Welt der Haarfarbe mit einem bahnbrechenden neuen Colorations-Ansatz auf den Kopf gestellt: iNOA. Diese erste professionelle Coloration ohne Ammoniak für einen angenehmen Geruch, die auf Öl basiert, ist der Inbegriff modernster Professionalität. Mithilfe der Technologie des patentierten Oil Delivery Systems (ODS), bietet iNOA ein luxuriöses Farberlebnis im Salon. Das ODS treibt den Haarfarbstoffkomplex tief durch die Schuppenschicht bis in den Kortex. Das Haar erhält glänzendere, langanhaltende Farbergebnisse und weiße Haare werden bis zu 100% abgedeckt. Dank ihrer Formulierung ohne Ammoniak bietet iNOA ein optimales Kopfhautgefühl. iNOA sorgt für mehr Feuchtigkeit für die Kopfhaut und Haarstrukturen, einschließlich Locken, bleiben erhalten.
My Hair [iD] von L’Oréal Professionnel: Unser Pro-Tool für eine personalisierte Farbberatung und innovative Haardiagnose im Salon.
L’Oréal Professionnel legt besonderen Fokus auf die Farbberatung im Salon. iNOA [iD] wird zu My Hair [iD], unser innovatives und professionelles Farbtool, das den Salonservice begleitet, eine individuelle Farbberatung schafft und iNOA & Dia color vereint. Mit einer Vielzahl an Nutzern weltweit ist My Hair [iD] unser führendes Tool mit innovativen Funktionen für alle Haar-Pros. Die All-in-One-Anwendung ist für alle Coloristen und Stylisten unverzichtbar, wenn es um eine umfassende Farbberatung, inklusive virtueller Anprobe geht.
Die Funktionen der App umfassen unter anderem:
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Im Gespräch mit Katriina Janhunen
imSalon: Wenn du nicht in deinem Laden im Harz stehst, bist du als „The Historical Barber“ auf Mittelalter-Märkten und Fantasy-Festivals unterwegs – erzähl mal!
Ulrich Junga: Ich habe auf Mittelalter-Märkten Seifen verkauft und mich selbst seit gut 20 Jahren mit dem Messer rasiert. Immer wieder kamen Nachfragen „Kannst du mich auch mal rasieren?“ – also habe ich mich informiert, was ich machen darf.
Beim Gewerbeamt hat man mir gesagt, eine historische Messerrasur wäre kein Gewerbe, das ich eintragen kann, sondern eine „Darstellung“. Also habe ich den Verkauf von Seifen auf Rasiermesser erweitert und ein Gewerbe angemeldet. Fast 10 Jahre hatte ich einen Laden als Barbier in einem Wildwest-Freizeitpark und jetzt meinen eigenen in einer alten Fleischerei im Harz. Bei den Festivals bin ich in ganz Deutschland unterwegs.
Wie hast du das Rasieren gelernt?
Den Großteil meines Wissens habe ich aus alten Friseurbüchern, die ich in Antiquitätenläden finde. Alte Kataloge aus den Staaten, zum Teil mit alten Rezepturen drinnen, ein bisschen Goldstaub eben. Wenn man das liebt, legt man den Beruf am Abend nicht einfach ab.
Ich bin sehr tief in dem Thema drin und habe mir immer mehr historisches Wissen angeeignet. Meine Tapete ist Original aus 1900 und meine Rasiertassen aus Amerika – alles soll so sein wie damals. Ich arbeite wie im 19.Jahrhundert mit manuellen Handclippern und habe die alten Seifenrezepturen selbst ausprobiert. Ich würde auch gerne Friseure und Barbiere zu dem Thema Messerrasur und Bartpflege schulen und dieses alte Wissen weitergeben.
Was erwarten sich die Kunden von einem Besuch bei dir?
Es geht vielen um das Erlebnis und die Historie – manche kommen extra angereist oder planen einen Besuch bei mir im Urlaub dazu, so als kleine Zeitreise. Sie genießen es, ohne das Getue und den Lärm der Maschinen. Manche schlafen auch ein – in den alten Stühlen liegt man ja fast.
Ich hole die Kunden aus ihrem hektischen Alltag raus, daher habe ich auch Kunden, die regelmäßig kommen. Viele Handwerker aus der Gegend, die den Bart vernünftig gemacht haben wollen. Und auf den Festivals sind es natürlich einfach alle.
Ich stimme den Bart wirklich auf den Kunden ab – viele Kollegen benutzen ja nicht mal einen Kamm und können nur ein, zwei Schnitte. Ein guter Bartschnitt ist nachhaltig, weil der Kunde soll ja länger was davon haben.
Eine Friseurausbildung hat dich nie interessiert?
Das war für mich nie ein Thema – ich verdiene so viel wie ein Friseur, nur mit Rasieren. Drei Jahre unterbezahlt eine Ausbildung machen, lohnt sich da nicht. Ich könnte meine Wohnung nicht bezahlen und wenn ich danach nur die Herrenschiene mache, brauche ich die Hälfte nicht mehr.
Ich habe zum Innungsobermeister gesagt, wir müssen den Herrenfriseur wiederbeleben, dann hätte ich auch die Ausbildungen gemacht. Aber so muss ich als „Industrie und Handel“ angemeldet bleiben.
"Der Herrenfriseur muss als Gewerbe und als Ausbildung eingeführt werden, nach amerikanischem Vorbild"
Wie, du hast dich bei der Innung für einen Herrenfriseur starkgemacht?
Ja, ich habe mich eigentlich mit der Innung getroffen, weil ich die Schwarzarbeit eines Barbiers angezeigt habe. Wir haben uns lange unterhalten, was gerade Phase ist. Ich habe mich gefragt, was man machen kann, um den Barbier aus der Schmuddelecke herauszuholen. Der Herrenfriseur muss als Gewerbe und als Ausbildung eingeführt werden, nach amerikanischem Vorbild. Damit würde man einen Sack um das Thema Barbier machen.
Wie waren die Reaktionen darauf?
Die Kreishandwerkerschaft, der Innungsobermeister und ich haben versucht, eine Ausnahmegenehmigung für mein Konzept zu kriegen, wenn ich die nötigen Fortbildungen dazu mache. Die Handwerkskammer hat das abgelehnt. Mein Salon läuft jetzt in Absprache mit der Innung als „Teiltätigkeit Herrenfriseur" für Rasur und Bartpflege.
Mit meinem Salon nutze ich auch diese Lücke, die es in Deutschland gibt, aber wenn man die Schwarzarbeit der Barber unter Kontrolle bekommen möchte, muss man den Beruf des Herrenfriseurs einführen. Die aktuell Arbeitenden könnten ja Amnestie kriegen, bis sie eine Prüfung machen können. Die Frage ist, ob das gewollt ist, oder nicht. Der ewige Kleinkrieg zwischen Friseuren und Barbieren würde damit aufhören.
Wie reagieren denn die Friseurkollegen auf dein Konzept?
Viele lernen mich auf den Veranstaltungen kennen und sind begeistert, weil ich mit den alten Werkzeugen arbeite. Viele Kollegen machen ja 50er oder 20er Jahre Frisuren auf Veranstaltungen – teilweise holen sie mich dann für die Rasur dazu, weil sie wissen, dass ich das gut mache.
Richtiges Handwerk, bei dem die Leute danach gut aussehen, das läuft immer. Ich bin jedes Jahr auf einem Gothic Festival, da stehe ich den ganzen Tag am Stuhl und danach bin ich richtig geschafft. Die Konzentration ist nach so einem Tag einfach durch, die Leute stehen aber Schlange. Ich trinke dann immer demonstrativ mein Feierabendbier, damit keiner mehr kommen kann, ob es nicht doch noch geht.
Die zwei ältesten Barbierstühle Europas stehen bei dir im Laden und du nimmst sie auch mit auf die Festivals - wo kamen die her?
Beide sind aus den USA – dort sind Barbiere ein sehr großes Thema und die hydraulischen Stühle gibt es dort seit 1895. Den Zweiten hatte ich nur als Ersatzteillager für den Ersten gekauft, bis ich an der Seriennummer gesehen habe, dass er noch älter ist, nämlich von 1898. Die Kunden sind schon beeindruckt davon, aber haben auch manchmal Angst, etwas kaputtzumachen.
Wonach wählst du deine Produkte aus?
Ich selbst verwende meine originalen, alten Messer. Die Rasiermesser, die ich verkaufe, sind nur von deutschen Traditionsherstellern, zum Teil streng limitiert und natürlich Neuware.
Ich teste alles, was ich verkaufe an mir selbst und gerade bei Rasierseifen bin ich sehr kritisch. Ich habe mich mit einem Seifenmeister zusammengesetzt und so lange daran gearbeitet, bis die Konsistenz wirklich gepasst hat. Damit schaffe ich Arbeitsplätze bei einer Lebenshilfeeinrichtung und habe ein Top-Produkt nach meinen Vorstellungen, mit meinem Namen. Manche meiner Kunden kaufen auch nur Seife und Pinsel und brauchen dazu noch die Beratung.
Wie sind die Zukunftspläne eines historischen Barbiers?
Ich habe genug Pläne! Ich muss noch ein, zwei Brettchen zusägen und ich reise viel auf den Märkten. Da ist man eine Woche raus aus der Welt mit 12.000 Menschen, die alle ihre Rolle spielen…
Friseurmeister und Schlagersänger in einem kommt nicht so oft vor. Im Salon als Tim Bibelhausen bekannt, performt er unter anderem auf Mallorca als Tim Toupet. Nach seiner Friseur-Ausbildung und dem Abschluss zum Meister eröffnete er seinen Salon "Hair Concept" in Pulheim (Nordrhein-Westfalen). Mit dieser Vorgeschichte ist es naheliegend, dass sein erster Hit „Du hast die Haare schön“ lautete. 2015 war der Ohwurm wochenlang in den deutschen Charts vertreten. Weitere Mallorca-Hits wie „Ich bin ein Döner“ oder das „Fliegerlied“ folgten.
Gerade auf Mallorca, wo er im Bierkönig abends performt, haben wir mit Tim Bibelhausen telefoniert.
Hallo Tim, du bist gelernter Friseur und hast auch einen Salon in Nordrhein-Westfalen. Führst du diesen noch immer?
Tim Bibelhausen: Den Salon Hair Concept hatte ich 1996 mit einer Partnerin eröffnet. Ich bin noch immer stiller Teilhaber des Salons und meine Geschäftspartnerin leitet das Geschäft aktiv vor Ort.
"Das Lied "Du hast die Haare schön" war ursprünglich als PR-Kampagne für den Salon geplant."
Wie kommt man eigentlich vom Salon auf die Bühne?
TB: Auf der Bühne war ich schon vorher, weil ich als Akteur für Toni&Guy on stage war. Ich hatte damals viele prominente Kunden aus der Schlagerszene, wie Michelle oder Matthias Reim. So kam alles ins Rollen. Das Lied "Du hast die Haare schön" war ursprünglich als PR-Kampagne für den Salon geplant.
"Davor habe ich den Zick Zack Scheitelkamm entwickelt, patentieren lassen, produziert und vermarktet."
Wie bist du mit diesem Erfolg umgegangen?
TB: Ich war schon immer sehr umtriebig und hatte vor meinem Friseur-Salon eine Diskothek geführt. Davor habe ich den Zick Zack Scheitelkamm entwickelt, patentieren lassen, produziert und vermarktet. Mit dem Singen habe ich es anfangs nicht so ernst gemeint, aber ich habe dann die Chance genutzt und jetzt pendle ich zwischen Mallorca wo ich meine Auftritte im Bierkönig habe und Deutschland.
Wie viel Friseur steckt in Tim Toupet? Wie sehr werden hinter Bühne Haarstylings unter die Lupe genommen?
TB: Ich bin in 3. Generation Friseurmeister, nach meinem Opa und Vater. Für mich ist es der schönste und spannendste Beruf, weil man in kurzer Zeit so viel wundervolles umsetzen kann. Das ist in mir drinnen, das bekomt man nicht raus und natürlich schaue ich ganz genau, wenn ich Frisuren sehe oder meine Lebenspartnerin von einem Friseurbesuch nach Hause kommt.
Vielen Dank Tim, für die Zeit, die du dir genommen hast und das Gespräch!
2022 veröffentlicht der singende Friseur eine neue Single „Pietro Lombaaadi“. Diesen wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Du bezeichnest dich als mutigen Friseur, was heißt das?
Marco Dupré: Ich bin ein kleiner Rebell und sage offen, was ich denke. Man liebt mich oder hasst mich dafür. Ich bin jetzt 32 Jahre alt, seit 7 Jahren selbstständig und habe gelernt, dass es häufig besser ist, seine Meinung zu sagen. Auch bei Kunden mache ich nicht Dienst nach Vorschrift, sondern führe so meine Gespräche. Wichtig ist immer höflich und respektvoll zu bleiben, aber halt mit eigener Meinung.
Wie gehen Kunden mit dieser Geradlinigkeit um?
MD: Man zieht ja immer seinesgleichen an. Natürlich gibt es auch Kunden, die mit meiner Persönlichkeit nicht klarkommen. Aber dafür gibt es andere Stylisten im Team, die besser zu ihnen passen. Als Salon probieren wir immer wieder neue Sachen aus, das ist wirtschaftlich mutig. Auch unser Gespräch heute, heikle Themen anzusprechen, das finde ich mutig.
"Samstags geschlossen, das hat uns auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich attraktiver gemacht."
Ihr seid ein hochpreisiger Salon im Bahnhofsviertel in Frankfurt und habt Samstag und Sonntag geschlossen. Seit wann ist das so?
MD: Diese Überlegung trage ich seit Jahren mit mir herum. Das ist ein Learning aus Bewerbungsgesprächen, denn viele Menschen wollen samstags nicht mehr arbeiten. Auf diesen Zug bin ich aufgesprungen. Seit 1. Januar 2024 ist samstags geschlossen und das hat uns auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich attraktiver gemacht.
Kommentar von Guido Paar
Willkommen im aktuellen Deutschland, wo kleine und mittelständische Unternehmer sich fragen müssen, ob der Staat nur ihr Gegner ist oder bereits ihr Feind. Ich betreibe einen Friseursalon mit rund zehn Mitarbeitern. Fast alle Branchen kämpfen gegen die unaufhörliche Flut von staatlichen Eingriffen und Regulierungen, daher bin ich nur ein Beispiel von vielen. Die Hauptschauplätze dieses Artikels? Personalkosten, Steuerrabatte und geringfügige Beschäftigung.
Die Mindestlohn-Falle: Ein Schuss ins Knie
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin für gute Löhne! Das Problem sind nicht die Bruttolöhne, sondern die Nettolöhne - also was zwischen brutto und netto passiert. Und das steuern nicht die Unternehmen.
Vor fünf Jahren waren die Bruttolohnkosten noch überschaubar. Seitdem haben sie sich um teilweise über 40% erhöht. Dank der unüberlegten Mindestlohnforderung und deren Durchsetzung. Dies hat nicht nur die Löhne der unteren Lohngruppen nach oben getrieben, sondern zwangsläufig auch die Löhne der oberen Leistungsträger-Lohngruppen (diese allerdings geringfügiger). Warum? Damit es „gerecht“ bleibt, Leistungsträger wollen schließlich nicht vernachlässigt werden, wie ein guter Unternehmer weiß, im Gegensatz zur Regierung. Das Ergebnis? Die Lohnkosten in meiner Branche sind inzwischen auf 50% gestiegen – eine Belastung, die den Betrieben die Luft abschnürt.
Die 50% wären schon längst überschritten, wenn die Betriebe nicht mit Preiserhöhungen reagiert hätten. Aber die Preise können nur bis zu einem bestimmten Punkt erhöht werden, ohne Kunden zu verlieren. Die Preiserhöhungen um insgesamt 20- 25% in den letzten 5 Jahren waren so hoch, wie historisch noch nie zuvor. Sie decken aber gerade einmal die Lohnsteigerungen. Und was ist mit den anderen Kostensteigerungen? Die Inflationsrate der letzten 5 Jahre liegt kumuliert bei 21,2%. Diese zusätzlichen Ausgaben werden aus den Gewinnen bezahlt. Ergo: sinkende Gewinne. Wie demotivierend für die Leistungsträger.
Die Nettolöhne sind in derselben Zeit übrigens nur um 28,5% gestiegen. Warum nicht auch um 41%, wie die Bruttolöhne? Der gewiefte Initiator der Mindestlohnsteigerung hat es geschafft, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber dadurch mehr abgeben müssen. Sollte der Mindestlohn nicht steigen, damit Arbeitnehmer mehr in der Tasche haben? Stattdessen kassiert der Staat ordentlich mit, nämlich die Differenz von 12,5% zwischen Brutto und Netto sowie die zusätzliche Umsatzsteuer aus den Preiserhöhungen. Es ist einfach, den barmherzigen Robin Hood zu spielen, wenn Robin sich dabei selber sehr bereichert. Es ist unanständig, die Krise seiner Wirtschaft auszunutzen, um sich daran zu bereichern und somit die Kaufkraft, Investitionskraft und Innovationskraft zu schwächen.
Wir erleben alle täglich, wie sich die unüberlegten Mindestlohnforderungen flächendeckend auf die Preise auswirken. Mehr Lohn, höhere Preise, höhere Staatseinnahmen. Gegner oder schon Feind?
Sascha Mylenbusch im Interview mit Celina Roth
Sascha, wie kam es dazu, dass du dir deinen Assistenzhund Mavel geholt hast?
Sascha Mylenbusch: Ich war schon immer ein großer Tierliebhaber. Dann gab es irgendwann eine Phase, wo ich aufgrund meiner Krankheit das Haus nicht mehr verlassen konnte. Der Tipp meiner Ärztin war, sich mit dem Thema Assistenzhunde auseinanderzusetzen.
Wie ist es mit Assistenzhund im Berufsalltag?
SM: Es macht einen Unterschied, ob ich eine Stelle mit Hund suche oder eine Stelle mit Assistenzhund. Dadurch, dass ich einen Assistenzhund habe, lässt sich darauf schließen, dass ich eine Krankheit habe und dadurch eingeschränkt bin. Auch wenn mich die Krankheit im Berufsalltag eigentlich nicht beeinflusst, denn ich arbeite fleißig und zuverlässig. Ich gebe zusätzlich auch Seminare und Workshops. Ich bin ja keiner, der nichts macht. Aber viele wollten keinen mit Behindertenausweis einstellen und dann zusätzlich auch noch mit Assistenzhund.
Was waren damals die Gründe für Absagen?
SM: Oft wurde mir gesagt, ich sei überqualifiziert. Wobei ich mich frage, wie man als Friseur überqualifiziert sein kann. Man sollte doch als Arbeitgeber froh sein, wenn man einen hoch-qualifizierten Mitarbeiter kriegt.
Dürfen bei dir auch Mitarbeiter oder Kunden ihre Hunde mitbringen?
SM: Ja, wir haben auch Kunden, die ihren Hund hin und wieder mitbringen. Meine Mitarbeiterin hat keinen Hund. Es wäre aber auch kein Thema für mich, da mein Hund mit anderen sehr verträglich ist. Es gibt Kunden, deren Hunde schon beim Vorbeilaufen in den Salon möchten, weil sie wissen, dass sie hier willkommen sind.
Wie verhält sich dein Hund im Salon?
SM: Bei Kunden verhält er sich anders als bei anderen Menschen. Er hat seinen eigenen Bereich hinten. Da hat er Ruhe und kann nicht die ganze Zeit angefasst werden. Er merkt trotz einer gewissen Distanz, wenn bei mir etwas wäre.Es ist gottseidank in eineinhalb Jahren nur einmal vorgekommen, dass er auf der Arbeit für mich da sein musste.
Jährlich strömen zig Touristen aufs Oktoberfest. Doch auch andere Volksfeste, Herbstbälle und Festivals stehen vor der Tür. Gut und passend gestylt, ist Kundin stets mit einer Flechtfrisur.
Lasst euch inspirieren!
Kolumne von Elisabetta Giannattasio
Haarpolitik
Damals, als ich noch jung war; also quasi vorgestern, da nutzte man noch sein Haupthaar; um so einiges zum Ausdruck zu bringen. Ob Gruppenzugehörigkeit oder Musikgeschmack - für alles gab's die passende Frisur. Meine Frisur beispielsweise, die aus heutiger Sicht unter dem dehnbaren Begriff der Kunst betrachtet werden könnte, war ein Zeichen der unbändigen Rebellion gegen alles und jeden, nämlich der in Form gebrachte Wille, anders auszusehen.
Tim, du setzt beim Thema Mitarbeiterführung auf besondere Goodies als Motivation. Erzähl mal!
Tim Schädlich: Ich habe mir schon vor Jahren überlegt, wie ich Mitarbeiter an mein Unternehmen binden kann. Anfangs habe ich 25 Euro H&M-Gutscheine oder Ähnliches zwischendurch verschenkt, wenn ein Haarschnitt oder eine Farbe besonders gut war. Ich wollte damit das Gefühl vermitteln, dass sie einen guten Job gemacht haben. Oftmals ist es genau das Gegenteil: Du holst dir deine Mitarbeiter ins Büro, wenn was schiefläuft, und ich wollte die positiven Leistungen hervorheben. Jetzt gibt es Goodies wie Mitarbeiterwagen, Yogakurse oder ein exklusives Essen.
War Mitarbeiterbindung schon immer ein wichtiger Punkt für dich?
TS: Ich startete allein, ohne Mitarbeiter und ich musste mir von null alles aufbauen. Das lag aber auch daran, dass ich nicht die optimalen Preise hatte. Mein Preis-Niveau war zu niedrig. Sobald ich Mitarbeiter hatte, nutzte ich die Möglichkeit, sie zu „belohnen“. Ich glaube, viele Unternehmer machen das falsch.
Inwiefern?
TS: Man beschwert sich über die Forderungen der Mitarbeiter und ist frustriert und lässt die Goodies dann doch lieber bleiben. Man kommt dann in eine Spirale: Chef ist frustriert, Mitarbeiter auch. Viele Unternehmer machen ihre Taschen voll, wenn es gut läuft, aber wenn es nicht so gut läuft, wie in Corona-Zeiten, zahlen sie plötzlich 67% Gehalt. Sie jammern, aber sitzen 3 Wochen später im Flieger zu den Malediven oder kaufen Louis Vuitton. Das ist paradox und trotzdem beschweren sich alle, dass sie keine Mitarbeiter bekommen. Wo bleibt hier die Wertschätzung?
Felix Ganster im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Herzlichen Glückwunsch zum 100-jährigen Jubiläum. In der wievielten Generation sind sie jetzt?
Felix Ganster: In der vierten Generation, mein Urgroßvater hat den Salon 1924 gegründet, fast an gleicher Stelle wie heute, ca. 50 Meter Luftlinie entfernt.
100 Jahre, das können nicht viele sagen. Viele Friseurdynastien scheitern daran, dass der Nachwuchs nicht ins Handwerk einsteigen möchte. Waren sie von Anfang an begeistert vom Friseurberuf?
FG: Ich habe mir den Beruf erst mal angeschaut, ganz ohne müssen und ohne Druck. Bei Oliver Bohn in der Friseurschule startete ich, um möglichst rasch einen breiten Einblick zu erhalten. Das hat gepasst und 18 Jahre später sitze ich hier und habe es nie bereut.
Friseur Ganster feiert 100-jähriges Jubiläum, ►hier nachlesen.
Sind Sie der offizielle Geschäftsführer?
FG: Nein, das ist aktuell noch mein Papa Nico. In den nächsten Jahren wird es peu à peu auf mich übergehen.
Wie habt ihr Arbeitszeiten verteilt?
MD: Wir haben den Montag anstelle des Samstags geöffnet, das funktioniert hervorragend. Das haben wir unseren Kunden klar kommuniziert, es hat auch jeder verstanden. Termine werden nun unter der Woche gebucht und das geht gut, denn unsere Kunden bauen Überstunden ab, haben Homeoffice, arbeiten insgesamt weniger Stunden. Wenn sie zum Arzt müssen, dann kriegen sie das auch unter der Woche hin, warum also nicht den Friseur?
Wie schaut die Bilanz des ersten Halbjahrs aus?
MD: Unser Umsatz hat sich sogar noch erhöht. Denn wir haben jetzt den großen Vorteil, dass wir an einem ganzen Montag mehr Strähnen / Balayage-Behandlungen durchführen können. Am kürzer geöffneten Samstag ging sich häufig nur eine aufwendige Technik pro Mitarbeiter aus. Jetzt machen wir zwei bis drei.
"Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren jeden Friseurtermin vorab zahlen lassen."
Ebenfalls zeigt ihr sehr prominent eure Stornierungsregeln. Ist No-Show noch immer ein großes Problem?
MD: Das ist ein sehr frustrierendes Thema. Wer innerhalb von 24 Stunden absagt, muss den Termin bezahlen. Es gibt auch keine Ausreden, denn wir senden vorab Erinnerungsmails, SMS, etc. Außerdem leisten Kunden ab 150,00 € eine Anzahlung, zusätzlich muss jeder Termin online gebucht werden, so haben wir alle Daten. Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren jeden Friseurtermin vorab zahlen lassen.
"Ich zeige mit dem Finger aber nicht nur auf Barbershops..."
Zum Thema Schwarzarbeit, wie machen dir in Frankfurt die ‚Billigsalons‘ zu schaffen?
MD: Es ist in Frankfurt genau wie überall und ich gehe so weit zu sagen, dass schwarze Schafe in der Überzahl sind. Es gibt immer mehr Salons, wo man sich fragen muss, ob dort ein Meistertitel dahintersteht, ob es eine Kasse gibt oder wo nach 23 Uhr noch hinter verdunkeltem Schaufenster gearbeitet wird.
Ich zeige mit dem Finger aber nicht nur auf Barbershops, denn ich kenne auch einige andere Salons, die ihre Mitarbeiter schwarz zahlen.
"Der Herrenhaarschnitt ... sollte mindestens 50 € Euro kosten, egal, ob auf dem Land oder in der Stadt."
Welche Lösungsansätze siehst du?
MD: Es machen noch immer zu viele Salons auf, in denen der Herrenhaarschnitt 13 € kostet. Der sollte aber mindestens 50 € Euro kosten, egal, ob auf dem Land oder in der Stadt. Die Bedingungen, einen Salon zu eröffnen, müssen verschärft werden. Die Elektronische Kassenpflicht sollte viel stärker geprüft werden. Billigsalons sind leider in der Überzahl, tun der Branche allgemein nicht gut, denn die ziehen das Image immer wieder runter.
"Es gibt viele Menschen beim Hauptzollamt und der Polizei, die dafür ihre Gehälter erhalten und es ist deren Aufgabe, da richtig hinzuschauen und ihre Arbeit zu machen."
Hast du schonmal Unregelmäßigkeiten bei Finanzpolizei oder Zolldirektion gemeldet?
MD: Also ich habe schon ein paar Mal bei der Handwerkskammer angefragt, ob da tatsächlich ein Meistertitel hinterlegt ist. Das ist aber auch das einzige. Ich bin kein Fan davon, Kollegen anzuschwärzen. Ich würde mich das auch nur anonym trauen, dazu muss man wissen, dass in Frankfurt teilweise Clans dahinterstehen.
Es gibt viele Menschen beim Hauptzollamt und der Polizei, die dafür ihre Gehälter erhalten und es ist deren Aufgabe, da richtig hinzuschauen und ihre Arbeit zu machen.
Wie siehst du da die politischen Aktivitäten?
MD: Das Gleichgewicht Friseur und Politik ist nicht ausgewogen. Ich habe schon das Gefühl, dass wir als Branche oft im Stich gelassen werden. Es muss viel mehr und monatlich kontrolliert werden. In Frankfurt sehe ich nie Kontrollen.
"Mit der Rechtfertigung der Schwarzarbeit in der Tasche, gehen viele aus der Ausbildung raus."
Was können wir innerhalb der Branche dagegen unternehmen?
MD: Es müsste bereits in der Ausbildung und Meisterschule für die Auswirkungen der Schwarzarbeit sensibilisiert werden. Bei vielen wird es gut geredet, weil die Tariflöhne noch immer so niedrig sind. Mit dieser Rechtfertigung der Schwarzarbeit in der Tasche, gehen viele aus der Ausbildung raus.
Was würdest du dir denn von den politischen Sprachrohren, den Innungen wünschen?
MD: Ich bin kein Innungsmitglied, da ich darin keinen Mehrwert sehe und mir Innovationen fehlen. Ich sehe da nichts, wo ich denke ‚Wow, dem schließe ich mich an'.
Was würdest du gerne sehen?
MD: Tariflöhne müssen nach oben geschraubt werden! Insgesamt müssen Arbeitsbedingungen verbessert werden, da muss halt jeder im Salon bei sich selbst anfangen, die Politik könnte hier helfen, indem sie die ganzen bürokratischen Hürden reduziert.
Würdest du denn in Verbänden mitarbeiten?
MD: Ich würde mich gerne für die Weiterentwicklung der Friseurbranche zur Verfügung stellen, weiß aber nicht, wo ich anfangen soll. Meine Kontakte mit der Friseur- und Kosmetik-Innung Frankfurt waren nicht sehr fruchtbar. Es fehlt das Momentum, wir brauchen Stürmer da oben, die Tore schießen.
"Ich jüngere Menschen am Pult sehen, nicht nur die alten Herren, die sich nicht verändern wollen."
Was müsste passieren, dass du einen Mehrwert siehst?
MD: Es braucht mehr Roundtables, bei denen Tacheles gesprochen wird. Und die Innungen müssen weitestgehend modernisiert werden. Wenn man da auf manche Webseite schaut, fühlt man sich 30 Jahre zurückversetzt, da liegt viel Potenzial.
Die Räume, in denen die Auszubildenden ihre Prüfungen und Weiterbildungen machen, sind nicht attraktiv. Die Prüfungsbedingungen sind nicht mehr zeitgemäß. Ich kann die Liste unendlich fortsetzen. Aber solange ich hier keine Bewegung sehe, kann ich keinen Zuspruch geben.
Und dann möchte ich jüngere Menschen am Pult sehen, nicht nur die alten Herren, die sich nicht verändern wollen.
Steuerrabatt für Ausländer: Das neue Fairplay?
Jetzt wird also ein Steuerrabatt für ausländische Arbeitnehmer in der Politik diskutiert. Was passiert, wenn Berufseinsteiger aus dem Ausland mehr Netto in der Tasche haben als erfahrene, seit Jahren loyale mitarbeitende Kräfte? Richtig, die Motivation der Leistungsträger sinkt. Beständigkeit, Weiterentwicklung und jahrelanger Fleiß werden nicht belohnt. Stattdessen wird belohnt, wer aus dem Ausland kommt. Der Arbeitgeber darf dann „gerecht“ werden, indem er die Bruttolöhne seiner beständigen Mitarbeiter anhebt. Klar, warum nicht – schließlich blüht die Wirtschaft! Und wieder würde der Staat damit seine eigenen Einnahmen erhöhen. Was für eine Scheinheiligkeit?!
Der Steuerrabatt ist eine gute und notwendige Maßnahme, aber für ALLE! Anderenfalls wird diese Ungerechtigkeit die Gesellschaft weiter spalten. Das können und wollen wir uns doch nicht leisten, oder?
Geringfügige Beschäftigung: Ein Anreiz zur Teilzeit?
Es gibt eine Möglichkeit die Lohnsteuerabgaben zu gestalten. Sogar Politiker sprechen in Talkshows über die 4-Tage-Woche und äußern, dass Unternehmer sich gefälligst Gedanken machen sollen, um Arbeitsplatze attraktiv genug zu gestalten und Mitarbeitende zu binden. Das machen wir unaufhörlich, liebe unwissende Politiker. Wie motiviert denn unser System die Arbeitnehmer und bindet Arbeitnehmer an Arbeitsplätze? Indem es sie dazu bringt, ihre Vollzeitarbeitsstelle zu reduzieren und zusätzlich einen Job unter 520 Euro woanders anzunehmen. In einer Massagepraxis verabschiedete ich mich bis freitags, die Rezeptions-Mitarbeiterin erwiderte, dass sie künftig freitags nicht mehr in der Praxis arbeite. Ich fragte sie, ob der Wohlstand ausgebrochen sei, wegen der Arbeitszeitreduzierung. „Im Gegenteil“ war die Antwort. Sie habe für freitags eine andere Stelle als geringfügig Beschäftigte angenommen. So arbeitet sie einen Tag der Woche brutto für netto. Das reduziere ihre Steuerlast sehr. Das könnte Schule machen. Ein Traum für jeden Arbeitgeber, der händeringend nach Fachkräften sucht und darüber nachdenkt, Mitarbeiter zu binden. Wer hat sich das ausgedacht, ein Gegner oder ein Feind? Und bald wird in der Zeitung stehen: „Nebenjobs werden in Deutschland immer notwendiger“. Womöglich verbunden mit der politischen Forderung, den Mindestlohn steigern zu müssen.
Ein nächstes Beispiel: Ich suche für meinen Salon eine tägliche Reinigungskraft für die Abendstunden. Eine eifrige Auszubildende möchte das übernehmen, aber das geht nicht. Sie darf am Ausbildungsplatz keine weitere geringfügige Beschäftigung haben, bzw. sie müsste dann den Zusatzverdienst voll versteuern. So wird sie ihre Stelle im Supermarkt behalten und ich suche weiter. Ein System, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer bindet? Fehlanzeige! Ich kann nicht glauben, dass niemand in Berlin diese Problematik frühzeitig erkennt, um sie zu verhindern. Außer es ist gewollt, dann bestätigte es aber die Vermutung, von einem Feind regiert zu werden.
Ich möchte es nochmal als Frage formulieren: Haben wir in Deutschland wirklich ein System, das auf diese Weise Arbeitgeber und Arbeitnehmer trennt? Und warum haben wir kein System, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer aneinanderbindet?
Ein Freibetrag für Arbeitnehmer: Ein Schritt zur Gerechtigkeit
Ein möglicher Ausweg wäre ein Freibetrag über 520 Euro für JEDEN Arbeitnehmer. Das würde die Bürokratie abbauen und echte, notwendige Barmherzigkeit zeigen. Wer soll das denn bezahlen, wird Berlin nun fragen? Ein fast 1 Billion Euro schwerer Topf sollte dafür ausreichen, auf diese Weise die Kaufkraft, Gerechtigkeit und die Wirtschaft ankurbeln. Zumindest konstruktiver als Kanonen davon zu kaufen.
Wie viele solcher Artikel müssen noch geschrieben und gelesen werden, bis sich endlich etwas ändert und die Politik der Wirtschaft seriös zuhört? Immer weiter belasten, das machen nur Gegner und Feinde. Wir brauchen Lösungen, die spürbare Entlastungen bringen und nicht in erster Linie die Staatskasse füllen, trotz Krise.
Der Druck auf kleine Unternehmen: Die unsichtbare Krise
Kleine Unternehmen, wie mein Friseursalon, stehen unter immensem Druck. Die Regulierungen und Kostensteigerungen ersticken die Innovationskraft und den Unternehmergeist. Resignation macht sich breit, und zwar bei denjenigen, die die meisten Menschen beschäftigen. Während große Konzerne durch Automatisierung und Skaleneffekte ihre Kosten kontrollieren können, kämpfen kleine Betriebe ums Überleben. Der Staat scheint das nicht zu begreifen oder es ist ihm schlicht egal. Ein gutes Beispiel für die Feindseligkeit des Systems gegenüber denen, die ehrlich etwas leisten, Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft am Laufen halten.
Die soziale Gerechtigkeit: Ein Trugbild?
Wir entwickeln uns immer weiter weg von einer Gesellschaft, die Leistung fördert. Wollen wir wirklich weiter Politik für die Faulen und Dummen machen? Die Erhöhung der Löhne und die Einführung von Mindestlöhnen sollten die soziale Gerechtigkeit verbessern. In der Praxis sieht es anders aus. Die Leistungsträger werden ignoriert, degradiert und demotiviert. Die sogenannte soziale Gerechtigkeit ist ein Trugbild, das den wahren Kosten und Folgen nicht gerecht wird. Wir müssen uns fragen: Ist es gerecht, dass die erfahrenen und beständigen Mitarbeiter, die Rückgrat und Stabilität eines Unternehmens darstellen, weniger in der Tasche haben als neue Berufseinsteiger aus dem Ausland, nur weil diese einen Steuerrabatt erhalten?
Fazit: Ein Weckruf an die Politik
Die Politik muss aufwachen und die Realität der kleinen und mittleren Unternehmen anerkennen. Ständig hören wir etwas über die Reduzierung der Bürokratie, selbst von Politikern. Wo hat sie sich denn in den letzten Jahren reduziert? Warten wir mal den 01.01. nächsten Jahres ab. Dann kommt die E-Rechnung, ein riesiges Bürokratiemonster, was die Wirtschaft erstmal wieder belasten wird. Es braucht Unterstützung und Entlastung für die Leistungsträger. Und es braucht Gerechtigkeit! Andernfalls wird der Staat vom Gegner zum Feind der Unternehmer und loyaler Arbeitnehmer, die das Fundament unserer Wirtschaft bilden.
Und er spaltet die Gesellschaft durch installierte Ungerechtigkeiten.
Wann hören diese blinden Regierenden endlich mal richtig den Menschen zu?
Guido Paar
Über Guido Paar
Guido Paar ist Friseurunternehmer (Paar Friseure in Willich), Trainer, Kolumnist in der Wirtschaftswoche und Mitglied im Vorstand der Intercoiffure Deutschland.
Wie gehst du damit um, wenn Kunden Mavel füttern?
SM: Er kriegt mehr Leckerlis mitgebracht als wir. Die Kunden fragen vorher immer, was sie Mavel mitbringen dürfen, von daher stört mich das nicht.
Was sind die gesetzlichen Unterschiede zwischen Assistenzhunden und Haushunden?
SM: Mit einem Assistenzhund hat man mehr Zutrittsrechte. Wir dürfen überall hin, wo Menschen in Alltagskleidung hingehen dürfen, also Supermärkte, öffentliche Räume und und und. Alles andere wäre Diskriminierung und das ist ja strafbar.
Wie beeinflussen Panikattacken deinen Salonalltag und wie geht Mavel damit um?
SM: Zum Glück beeinflussen meine Panikattacken mich im Salonalltag gar nicht, da ich auf der Arbeit ein für mich stabiles Umfeld habe. Bei Panikattacken fühle ich mich oft einfach wie abwesend und paralysiert - Herzrasen und Luftnot. Marvel fängt an mir das Handgelenk abzulecken und mich zu stupsen. Dann weiß ich, ich muss auf mich achten. Er legt zum Beruhigen seinen Kopf auf mein Bein.
Wie erkennt Mavel Panikattacken und könnte er das auch bei Kunden erkennen?
SM: Mavel riecht die. Bei anderen weiß ich‘s nicht, aber er erkennt Gemütszustände sehr viel schneller. Wenn zum Beispiel eine Freundin von mir da ist, die eine psychische Erkrankung hat und der es richtig schlecht geht, dann merkt er das. Auch da hat er schon raus, wann es ihr schlecht geht und wie er sich um sie kümmern muss. Gerade ältere Kunden, die keinen Hund mehr halten können, freuen sich einfach ihn mal kurz streicheln zu können.
Ist dein Hund für dich ein Marketing-Tool?
SM: Ich nutze ihn nicht bewusst als Marketing-Tool, aber jeder der meine Instagram- oder Facebook-Seite kennt, der weiß, dass wir einen Hund haben. Auf meiner Website steht auch, dass Kunden mit Hunden willkommen sind. Wir sind ein Safe Space, in dem niemand diskriminiert wird – wir stehen für Toleranz und Respekt.
Wie stellst du sicher, dass Mavel genug Auslauf bekommt?
SM: Ich habe den Luxus, dass ich zweimal die Woche eine Hundesitterin habe und es gibt ja noch die Morgen- und Abendrunden. Viele Menschen kapieren nicht, dass nicht nur der Auslauf den Hund fordert, sondern auch die Kopfarbeit. Wenn Hunde im Kopf gefordert werden, sind die oft viel müder, als wenn sie drei Stunden spazieren waren. Dadurch, dass Mavel ja im Gegensatz zu einem Haushund immer arbeitet, ist er abends platt. Der betritt das Sofa oder Bett und schläft direkt.
Duftstoffe, Chemikalien, Lärm… ist das ein Problem für Mavel?
SM: Mit Lärm hat er keine Probleme. Er hat schon in der Welpen-Schule gelernt durch ein Bällebad zu springen oder durch raschelnde Tunnel zu laufen, das war ihm alles egal. Ich habe auch den Luxus eines großen, schlauchförmigen Salons, das heißt, bis Düfte überhaupt bei ihm ankommen, würde es ewig dauern.
Inwieweit bereichert Mavel dein Leben und deinen Beruf?
SM: Er bereichert mein Leben, weil ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Wir haben ein tolles Verhältnis. Er ist sehr stark auf mich geprägt. Nicht nur wenn er im Arbeitsmodus ist, sondern auch wenn er im Wald umherrennt. Durch ihn gehe ich wieder mehr raus, ich mache viel mehr, ich habe mehr Sicherheit gewonnen und lebe mein Leben ganz normal.
Was waren deine Anfangsfehler?
TS: Es ist ein Klassiker, den jeder Selbstständige von seinen Anfängen kennt: Du machst es lieber zu günstig, um mehr Kunden zu bekommen. Das ist aber komplett idiotisch. Wir werden aber so geprimed, denn wann kommen wir Friseure in den Medien vor? Bei den Themen „schlechte Arbeitsbedingungen“, „Mindestlohn“ oder „Altersarmut“ - keine Spur von Beauty und Lifestyle!
"Wer sagt uns Friseuren, dass wir keine 200 Euro für einen Haarschnitt nehmen können?"
Wer sagt uns Friseuren, dass wir keine 200 Euro für einen Haarschnitt nehmen können? Mein Umdenken kam in einer Zeit, in der ich 12-14 Stunden arbeitete, ein Kunde nach dem anderen, keine Freizeit, wenig Familienfeiern. Ich habe zwar gutes Geld verdient, aber für den Stress war es zu wenig. Ich habe dann auch begonnen, Seminare zu geben und war darum oft in Hotels.
Dort stellt niemand die Frage, warum das Schnitzel 30 und nicht 20 Euro kostet. Du weißt, es ist ein schönes Hotel und du akzeptierst das – das wollte ich auch für unsere Branche.
Warum hat es bei dir funktioniert und so viele Unternehmer*innen hadern bei den Preisen?
TS: Ich habe den Vorteil, dass ich noch andere Standbeine habe und wirtschaftlich nicht mehr von meinem Salon abhängig bin. Wenn es dein Brot-und-Butter-Geschäft ist, haben die Leute Angst. Sie denken: Wenn ich die Preise erhöhe, kommen die Leute nicht mehr. Das ist ein Schutzmechanismus. Wenn ich ab morgen nur mehr 300 Euro Schnitte verkaufe, würde noch immer jemand in den Salon kommen.
Du bietest deinen Mitarbeiterinnen* ein Provisionsmodell. Wie funktioniert das?
TS: Angenommen, der Mitarbeiter verdient 3.000 Euro. Ich rechne dann vor, was in den ersten Monaten an Tagesumsatz erwirtschaftet werden muss, damit wir beim Gehalt bleiben oder höher gehen können. Monatlich sind das in diesem Fall 12.000 Euro. Werden aber 13.000 Euro eingenommen, dann kriegt der Mitarbeiter von den 1.000 Euro 25%. Genauso verdienen sie 10% pro Verkaufsprodukt und ab 1.500 Euro verkaufte Produkte bekommen sie 15%. Aber auch Soft Skills werden belohnt, wenn ich z.B. bei Veranstaltungen Unterstützung erhalte. Es müssen nicht nur die Einnahmen stimmen, um ein höheres Gehalt zu bekommen. Mein Credo ist: Jeder, der sich entwickelt, wird belohnt.
Wie geht man damit um, wenn zwei Stylistinnen an einer Kundin arbeiten?
TS: Dann buche ich den Umsatz auf beide Accounts, weil eine den Service verkauft und die andere es ausführt. Betriebswirtschaftlich ist es jetzt nicht ganz korrekt, denn ich habe eigentlich nur einmal Umsatz und verteile ihn zweimal. Aber ich sehe in den Jahresumsatzzahlen, dass diese ansteigen, und außerdem wird das Konkurrenzdenken minimiert, da zusammengearbeitet wird.
Wie lange dauert es, bis so ein Prämien-System entwickelt ist?
TS: Das hat locker 10 Jahre gedauert und wir sind noch nicht fertig.
Stimmt es, dass es bei dir im Salon einen 10.000 Euro Haarschnitt gibt?
TS: Ja. Das ist abends an der Bar entstanden. Viele Kollegen saßen beisammen und prahlten, wie viel sie für einen Haarschnitt kassieren. Ich war von der Situation etwas genervt und sagte, dass ich ab jetzt der Teuerste von allen werde.
"Mit dem 10.000 Euro Haarschnitt kreiere ich Erlebnisse für die Kunden."
Aber was steckt hier wirklich dahinter? Es klingt eher nach einem PR-Gag.
TS: Ich sehe das, wie beim Auto-Quartett. Jeder weiß, wer die Bugatti-Karte hat und die höchsten Zahlen, gewinnt. Mit dem 10.000 Euro Haarschnitt kreiere ich Erlebnisse für die Kunden. Welcher Handwerksbetrieb macht das mit seinen Kunden? Du positionierst dich in einem ganz anderen Orbit. Menschen wollen Teil von etwas Besonderem sein. Warum stehen Leute bei Louis Vuitton an? Bestimmt nicht wegen der Qualität des Produktes, sondern weil sie dazugehören möchten. Unsere Kunden können sagen: „Ich gehe zum Friseur, der 10.000 Euro für den Haarschnitt nimmt.“
Was ist im 10.000 Euro Haarschnitt inkludiert?
TS: Im Grunde ist es eine Reise, bei der ein einmaliges Erlebnis geschaffen wird. Gemeinsam fliege ich mit den Kunden zum Beispiel nach New York. Dort schlafen wir in den besten Hotels inklusive eines sehr hochwertigen Concierge-Service, der sich um alle Belange der Mitreisenden für diesen Trip kümmert. Das Ganze startet schon mit einem VIP-Service in Frankfurt am Flughafen, wo man direkt mit dem Auto zum Flugzeug gefahren wird. Wir sind ausschließlich in Michelin-Sternerestaurants zum Essen, außerdem besuchen wir auch diverse Sportevents wie Basketball, Football oder Konzerte. Natürlich bekommen sie von mir einen Haarschnitt. Kostendeckend ist diese Aktion zwar nicht, jedoch nehme ich das Geld aus meinem Marketing-Budget.
Wie oft wird ein 10.000 Euro Haarschnitt gebucht?
TS: Einmal im Jahr können 6 Personen mit dabei sein. Dafür gibt es eine Anmelde-Liste. Ich ecke damit auch bei sehr vielen Kollegen an, denn die verstehen die Querverbindung bei so einer Aktion nicht. Die bezeichnen mich als Spinner, aber sie sind diejenigen, die leider jammern, sich nicht gut genug fühlen, niedrige Preise haben und so weiter. Es geht mir einfach darum, Kunden sowie Mitarbeiter richtig abzuholen.
Danke, Tim, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Balayage so weit das Auge reicht
Nun schreiben wir das Jahr 2024 und entwickeln uns zu einem von Vielfalt geprägten und toleranten Land. Die haarige Subkultur, unsere aktuelle Jugend, zeigt hingegen Folgendes:
7:30 Uhr an den Bushaltestellen der Nation, Castingshow für eine klar definierte Rolle im Theater des Lebens. Balayage so weit das Auge reicht: Lange blonde Haare, die da enden, wo der Hosenbund beginnt. Von der Rückseite nicht zu unterscheiden.
Genau das ist aber völlig konträr zu allem, was sich gerade in unserer Gesellschaft ereignet. Da frage ich mich, warum ist das so …
French with a twist
The Queen of Hochsteck Patrick Cameron gibt dem französischen Zopf einen ganz besonderen Twist.
Siehe Tutorial von Patrick Cameron.
Wie hält man an Tradition fest, ohne verstaubt zu wirken?
FG: Ich denke, das ist personenabhängig. Irgendwann sieht man, dass es Bereiche gibt, die nicht mehr modern sind. Mit dem Generationenwechsel ergibt sich das auch irgendwie automatisch, der Nächste sieht Dinge anders, meist zeitgemäßer.
Diese Übergaben gestalten sich häufig schwierig, wie läuft das bei ihnen?
FG: Ein Generationenwechsel ist immer eine Herausforderung, das liegt in der Natur der Sache. Natürlich kommt es während des Prozesses zu Reibereien, da müssen alle Beteiligte loslassen lernen.
Gibt es Empfehlungen, die sie aus dem Prozess herausgeben würden?
FG: Miteinander reden! Ich denke, jeder hat gute Argumente und die sollten gegeneinander offen abgewogen werden. Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man mal herunterschluckt oder lieber für die Durchsetzung kämpft. Wenn man da die richtige Balance findet, dann schafft man das.
Sie gönnen sich zum Jubiläum ein neues Einrichtungskonzept, was wird anders?
FG: Die Substanz des Salons bleibt bestehen, wird aber komplett renoviert und neu bestückt. Hierfür arbeiten wir mit einem großen Friseureinrichter zusammen. Ganz wichtig ist ein vollkommen neues Technik- und Lichtkonzept.
Worauf wurde beim Lichtkonzept geachtet?
FG: Es ging vorrangig darum, alle technischen Anforderungen zu erfüllen, was Lumen etc. angeht. Es gibt ja strenge Richtlinien, die man als Gewerbebetrieb erfüllen muss. Gleichzeitig wollten wir, dass der Salon heller, frischer und größer aussieht. Hierfür haben wir eng mit einem regionalen Anbieter zusammengearbeitet, der das Ganze für uns konzipiert hat.
Und das Technikkonzept?
FG: Wir haben vieles im Salon automatisiert, mit Smart Home Adaptern, die alles steuern. Wir haben den Computerstandplatz erweitert, einen Computer in die Mix-Ecke gestellt. Im Digitalen haben wir den Terminplan sichtbarer eingebettet. Es gibt jetzt ein rundes Musikkonzept. Aber auch Kleinigkeiten wie einen eingebauten Wassersprudler.
Was ist ein eingebauter Wassersprudler?
FG: Wir haben eine sehr hohe Wasserqualität, jetzt kommt das gekühlte Sprudelwasser direkt aus dem Hahn, das spart sehr viel Zeit, aber auch die Lagerung von Wasserflaschen fällt weg.
Wir haben zusätzlich auch einen Kühlschrank direkt in die Wand einbauen lassen. Quasi Technik kombiniert mit Servicecharakter, um ein umfassendes Getränkeangebot von Saft, über Bier, bis Sekt anbieten zu können. Das ist bei uns gratis dabei.
Ihr habt auch eine Solar-E-Ladesäule für Kunden. Das ist gratis?
FG: Sie ist pauschal immer für unsere Kunden gratis. Allerdings gibt es eine Einschränkung, sie wird ausschließlich aus Solarenergie gespeist. Der Kunde tankt grün und solange Strom da ist, steht dieser gratis zur Verfügung. Dieser Parkplatz ist ebenso barrierefrei und von dort aus kommt man ebenerdig direkt in den Salon.
Das klingt sehr durchdacht und serviceorientiert. Und es geht ja weiter. Ihr bietet auch einen öffentlichen Wickelplatz. Was heißt öffentlicher Wickelplatz?
FG: Das war eine Initiative der Stadt St. Ingbert, an der wir uns beteiligt haben. Wir sind hier in einem relativ kleinen Ort, in dem es genau eine öffentliche Toilette gibt. Diese war irgendwann einmal kaputt und die Stadt startete die Aktion „nette Toilette“, mit der sie Gewerbeteilnehmende bat, während der Geschäftsöffnungszeiten eine Toilette plus Wickeltisch bereitzustellen. Das wurde sehr gut bezahlt und daran haben wir uns gerne beteiligt.
Bildest du aus?
MD: Ja, ich habe zwei Azubis, einen im ersten und einen im zweiten Lehrjahr. Die werden so von uns eingearbeitet, dass sie recht bald am Kunden mitarbeiten können, so bleiben sie alle motiviert. Und das tun sie zu den normalen Preisen für den Kunden. Unsere Auszubildende im zweiten Lehrjahr verdient bereits mehr als im dritten Lehrjahr üblich.
Die Schneideausbildung hast du extern trainieren lassen?
MD: Ja. Ich unterstütze Wochenseminare bei der Innung, selbst nehme ich mir einen Tag pro Woche Zeit für das Training und wir nehmen sie zu vielen anderen Seminaren mit.
Wie läuft für dich die Mitarbeitersuche?
MD: Ich habe keine Mitarbeiterprobleme, da habe ich mir ein gutes Image in Frankfurt aufgebaut. Ich bin bei der Auswahl sehr selektiv, ein Mitarbeiter hat bei uns hohe Ansprüche zu erfüllen, erhält dafür auch viel. Es gibt so viele Punkte, warum Salons keine MitarbeiterInnen finden. Die Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, man muss Abstand nehmen vom Traditionellen und Neu denken.
Dein Wunsch an die Branche?
MD: Es gibt noch so viele angestaubte Salons, die keine Lust mehr haben und nur aufs Schließen warten. Aber die jungen Leute brauchen innovative Salons, die sie weiterentwickeln. Ausbildung und Meister muss viel mehr aufs reale Leben sensibilisiert werden. Das Handwerk muss vom Traditionellen Abschied nehmen, das wird die größte Herausforderung.
Lieber Marco, ich danke dir für unser Gespräch und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Alles ist politisch
Kürzlich im Dialog mit einem Freund:
Ich: „Ich möchte nicht, dass eine von mir organisierte Veranstaltung politisch ist.“
Freund: „Schon die Idee, nicht politisch Flagge zu zeigen, zeigt, dass es politisch gedacht ist.“
Fazit: Alles ist politisch.
Wenn dem also so ist, dann möchte ich wissen, was genau die "facegeframten Haare" uns zu sagen haben?
Hier die Möglichkeiten, die mir in den Sinn kommen:
1. Eine Gegenbewegung in einer Gesellschaft, die vor Egozentrik und Einzigartigkeit vergisst, dass der Mensch kein Einzelgänger ist?
2. Was einst ein Ausprobieren war, einen zugegebenermaßen oft entstellte, ist heute nicht mehr nötig, da die jungen Erwachsenen schon genau wissen müssen, wer sie sind.
3. Ein gewolltes Abtauchen in der Menge, um dem Fokus der Fürsorglichkeit zu entkommen.
4. Ein Kräftemessen an unerreichbaren Idealen, was ein schmerzhafter Weg ist, um zu lernen, dass Akzeptanz nur aus der eigenen Persönlichkeit heraus entstehen kann.
Wie auch immer, in der Rückschau werden wir es verstehen und bis dahin erfreue ich mich an all den Fotos meiner haar-eigenen Exzesse, die mich dazu gebracht haben zu verstehen, dass auch meine aktuelle Frisur aus der Zukunft betrachtet davon betroffen sein wird.
Möge es später allen so gehen!
Ich finde es großartig, was ihr euren Kunden servicetechnisch bietet. Gibt es noch andere Sachen?
FG: Ja. Wir haben eine große Terrasse und nutzen unseren Raum auch für besondere Anlässe. Im Sommer gab es ein Gin-Tonic- und ein Whiskey-Tasting, im Winter ist ein Glühwein-Tasting geplant. Also, wir bieten da schon viel.
Sehr cool, das habe ich noch nie gemacht. Ist das denn gratis?
FG: Nein, das muss sich auch für uns rechnen und diese Veranstaltungen sind teuer. Was nichts kostet, ist nichts wert und so zahlen Kunden dafür. Es kommen auch immer so um die 30 Kunden zusammen. Für uns stärkt das die Bindung zu unseren Kunden.
Mit welcher Vorfreude gehen Sie ins Jubiläum und die große Feier am Wochenende?
FG: Also natürlich freue ich mich über den Abschluss der Umbauarbeiten und eine gewisse Rückkehr in die Normalität. Ich freue mich aber auch sehr auf unser Fest, das wir nun schon lange planen. Wir erwarten tolle Gäste von Oberbürgermeister, Politikern und unseren wichtigen Partnern aus der Branche, wie unserem langjährigen Industriepartner Wella und den Intercoiffeuren, wo mein Vater im Vorstand sitzt. Auch Presse kommt, es wird klasse. Ich nehme mich da noch ein wenig zurück, ich hatte ja bisher den geringsten Anteil an den 100 Jahren und freue mich auf das Fest gemeinsam mit meinem Vater.
Ich wünsche ein wundervolles Fest und viel Erfolg für die nächsten 100 Jahre.
Baby Braids
Süß und nice mit dem Sweetie-Look. Die eingeflochtenen Perlen-Elemente verleihen dem Styling etwas Verspieltes.
Siehe Tutorial von Antonio Estrada.
Boho half-up
Besonders modern ist der Bohemian-Style (Boho). Geflochtenes half-up-half-down Styling ist dabei besonders süß.
Siehe Tutorial von Alexandra Wilson.
Haarkranz
Der Klassiker unter den Flechtfrisuren ist ein geflochtener Dutt, schlicht oder aufwendig, das bleibt eurer Kreativität überlassen.
Siehe Tutorial von Sam Villa.
Flechten mit Extensions
Aufs Oktoberfest mit dem Met Gala Look von Kendall Jenner, so geht's...
Siehe Tutorial von Antonio Estrada.
Doppelte Fischgrätenzöpfe
Fein und detailreich könnt ihr hier euer ganzes handwerkliches Können zeigen.
Siehe Tutorial von Sam Villa.
Locken flechten mit Tuch
Cool, mal was anderes und bändigt lockiges Haar.
Siehe Tutorial von Paul Jones.
Messy bun
Leicht und effortless schmückt vor allem euren jungen Kundinnen.
Siehe Tutorial von Paul Jones.
Ribbon Braid
Diese Technik beinhaltet das Einflechten eines Bandes, einer Schnur oder eines Garns in das Haar, um dem Zopf zusätzliche Farbe, Textur und Stabilität zu verleihen.
Tutorial von Annerose Cutivel.
Twist-Braid
Haare locker gedreht bilden die perfekte Flecht-Alternative.
Siehe Tutorial von Sam Villa.
Bubble Braid
Seifenblasen-Zöpfe mit WOW-Effekt gehen super einfach und sind schnell gemacht.
Siehe Tutorial von Annette Waligora.
Knotted Braid
Es muss nicht immer flechten sein, knoten geht auch.
Siehe Tutorial von Patrick Cameron.
Halo Braid
Nicht jedes Dirndl hat es verdient, aber diese Flechtfrisur bildet den haarigen Heiligenschein.
Siehe Tutorial von Annette Waligora.
Boxer Braids
Den Namen verdanken die Zöpfe dem Kampfsport, denn diese Flechtfrisur fixiert das Haar der Sportlerinnen oder beim Tanzen auf den Bierbänken.
Siehe Tutorial von Sam Villa.
Milkmaid Braids
Romatisch, traditionell gelingt die Wiesn-Frisur mit den Bauern-Zöpfen.
Siehe Tutorial von Patrick Cameron.
Fakten
Friseur seit 1989
- Inhaber Salon Hair Kaiser
- www.hairkaiser.de
- 3 MitarbeiterInnen
- Bayerischer Landesinnungsmeister seit 2014
- im Vorstand der Arbeitgebervereinigung des Handwerks Bayern und des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks
- Mitglied Ausschuss Wirtschaft und Soziales im ZV
imSalon: Herzlichen Glückwunsch zur LIM-Wiederwahl und auch zur Wahl in den Vorstand des Unternehmerverbandes des bayerischen Handwerks sowie des Zentralverbandes!
Was hat Sie zur Verbandsarbeit gebracht und wann?
Christian Kaiser: 1998 konnte ich im Rahmen des Meistervorbereitungskurses erstmals die Themenvielfalt der Innungsarbeit kennenlernen. Als ich gegen Ende des Lehrgangs sowie nach der Meisterprüfung persönlich angesprochen wurde, aktiv mitwirken zu können, war es für mir eine Ehre und zugleich eine Selbstverständlichkeit mich persönlich einzubringen. Der ständige kollegiale Austausch zu verschiedenen Themen ist für mich ein absoluter Mehrwert einer Verbandszugehörigkeit.
"...künftige Lohnentwicklung bleibt Dauerthema..."
Welches sind derzeit die heißesten Themen in der bayerischen Innungsarbeit?
CK: Der gesetzliche Mindestlohn, mögliche Lohnuntergrenzen und künftige Lohnentwicklung im Friseurhandwerk sind und bleiben Dauerthema. Wir diskutieren in Bayern viel darüber und ergreifen Initiative. Die Friseurlehrlinge in Bayern erhalten aufgrund unseres Vorstoßes mehr Geld, nachdem die zuständige Gewerkschaft keinen Tarifvertrag für Bayern aushandeln will. Zum 1. August werden die Ausbildungsvergütungen für die Friseurazubis in Bayern um rund 3 % erhöht.
Weitere Schwerpunkte sind der Fachkräftemangel und der Rückgang der Auszubildendenzahlen vorgegeben.
Wie sehen denn die aktuellen bayrischen Statistiken aus?
CK: Der Blick in die Ausbildungsstatistik zeigt, dass unsere Arbeit als Verband ankommt. Aktuell erlernen 3.783 junge Menschen in Bayern das Friseurhandwerk, das sind 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im ersten Ausbildungsjahr ist sogar ein Anstieg von 5,4 Prozent zu verzeichnen. Die Nachwuchswerbung der Friseurinnungen und ihrer Mitgliedsbetriebe trägt Früchte.
Wie viele Salons gibt es aktuell in Bayern?
CK: Knapp 14.500 Betriebe sind derzeit in Bayern in die Handwerksrolle eingetragen. Umsatzsteuerpflichtig sind allerdings nur rund 8.500 Friseurunternehmen.
Davon sind aber nur 3.800 aktive Innungsmitglieder. Kämpft Bayern auch mit Mitgliederschwund?
CK: Diese Zahl ist durch die teilweise nicht aufgeführten Filialbetriebe und die jeweilige Beschäftigungsstärke der Betriebe zu relativieren. Aber ja, auch in Bayern verlieren wir Mitglieder. Im vergangenen Jahr war es ein Nettorückgang um 18 Betriebe und jeder noch so geringe Verlust schmerzt mich. Bedauerlicherweise erkennen viele Kleinstunternehmen nicht die Notwendigkeit einer berufspolitischen Verbandsarbeit, auch wenn sie regelmäßig davon profitieren.
Wie profitieren diese denn?
CK: Gerade im Mai sparten mal wieder alle Betriebe bei der Beitragszahlung zur Berufsgenossenschaft, was auf eine erfolgreiche Verbandsarbeit zurückzuführen ist. Bei vielen Betrieben entspricht die Einsparung beispielsweise dem Jahresbeitrag zur Innung.
Im Kreise des Ausschuss Wirtschaft und Soziales (v. l. n. r. Christian Kaiser, Dirk Reisacher, Thomas Kemmerich, Michael Hunger, Joachim M. Weckel, Mike Engels, Guido Wirtz)
Es gibt immer wieder negative Kommentare zur Innungsarbeit, wie gehen Sie damit um?
CK: Konstruktive Kritik ist für eine moderne Verbandsarbeit unverzichtbar. Wir nehmen die Anregungen unserer Mitglieder sehr ernst und diskutieren sie. Es ist normal, dass berufspolitische Entscheidungen und Maßnahmen Befürworter und Kritiker finden. Naturgemäß fällt es auch oftmals leichter, zu kritisieren, als Lob auszusprechen. Im Verband ist es uns wichtig zuzuhören und zu kommunizieren.
Und wie läuft das ab?
CK:Deswegen ist der bayerische Verband auch in den wichtigsten sozialen Netzwerken aktiv und auf zahlreichen Social-Media-Kanälen für Anfragen erreichbar. Nach Twitter und Facebook kann man mit dem LIV via Messenger, WhatsApp, Threema, Telegram, Google Allo und Signal chatten. So haben wir unser Ohr an der Basis.
Wie wird dann weiter mit Kritiken umgegangen?
CK: Grundsätzlich fließen alle Kommentare in die Verbandsarbeit ein, um der verpflichtenden Basisdemokratie gerecht zu werden. Die meisten Arbeitsaufträge und Entscheidungen der Verbandsarbeit beruhen letztendlich auf einer Mehrheitsentscheidung der Mitglieder.
"Eine Änderung im Ausbildungsrahmenplan kann leicht bis zu drei Jahre dauern"
Wie möchten Sie überzeugen?
CK: Mein Ziel ist es, unsere Arbeit mit dem Blick auf das Ganze nachvollziehbar an die Basis zu kommunizieren. Das ist nicht immer einfach. Viele unserer Themen beruhen auf komplexen Prozessen, die auch oftmals noch gesetzlichen und rechtlichen Auflagen unterliegen. Beispielsweise eine Änderung im Ausbildungsrahmenplan kann leicht bis zu drei Jahre dauern, bis sie im Bundesanzeiger als genehmigt veröffentlich wird.
3% + für Auszubildende im Friseurhandwerk! Ein Anfang? Wie sehen Sie die Zukunft der Friseurlöhne?
CK Die beschlossene Anpassung der Ausbildungsvergütung für bayerische Lehrlinge ist kein Anfang, sondern das Ergebnis einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Dem folgt eine Steigerung im Entgelttarifvertrag für Arbeitnehmer. Primäres Ziel ist der angemessene Lohnabstand einer gelernten Arbeitskraft im Lohngitter zum gesetzlichen Mindestlohn, ebenso wie die Stärkung des vereinbarten Leistungslohns.
"...eine bundesweite gemeinsame Festlegung einer Lohnuntergrenze wünschen..."
Da gibt es bundesweit ja unterschiedlichste Diskussionen!
CK Für die Bundesebene würde ich mir im ersten Schritt eine gemeinsame Festlegung einer Lohnuntergrenze jenseits des gesetzlichen Mindestlohns sowie die Gestaltung von Mindestarbeitsbedingungen im Friseurhandwerk wünschen.
Bayern hebt sich in der Bundespolitik immer wieder ab, ist das auch bei der Verbandsarbeit so?
CK Es wäre bedauerlich, wenn aus dem zweitgrößten Bundesland nicht viele Themen angeregt würden. Immerhin sind hierzulande mehr Personen in die Entscheidungsprozesse eingebunden oder von den Entwicklungen direkt betroffen. Für den bayerischen Verband kann ich in jedem Fall stolz feststellen, dass viele Aufgaben konstruktiv diskutiert und dann mit deutlichen Mehrheitsentscheidungen umgesetzt werden.
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit dem Zentralverband? Was funktioniert gut, was könnte besser laufen?
CK Die bayerische Zusammenarbeit mit dem Zentralverband ist intensiv. Wir sind der zweitgrößte Mitgliedsverband und Beitragszahler im Zentralverband. Bei der Mitgliederversammlung in Mainz wurde ich wieder in den Vorstand und neu in den Wirtschaftsausschuss gewählt. Mein Stellvertreter in Bayern, Rudolf Reisbeck, wurde im Amt des Vizepräsidenten bestätigt. Die bayerischen Delegierten sind in allen Ausschüssen des Zentralverbandes vertreten. Wir sind Teil des Zentralverbandes und als solcher mitverantwortlich für die Entscheidungen und die Arbeit auf Bundesebene. Natürlich würden wir gerne noch öfter unsere Ideen und Vorschläge verwirklicht sehen. Aber in einer auf demokratischen Entscheidungen basierenden Organisation muss man eben immer erst Mehrheiten finden.
Bei einigen Themen würde ich mir einen noch größeren Konsens unter den Verbänden wünschen. Nur gemeinsam können wir die Dinge voranbringen.
"Duale Ausbildung ... darf nicht kurzfristigen Markttrends geopfert werden"
Duale Ausbildung versus private Ausbildungsprogramme: Was wünschen Sie sich für die Branche?
CK Die duale Ausbildung und der Gesellenbrief müssen als Kernausbildung geschützt werden. Auch dürfen Ausbildungsinhalte und Mindestanforderungen nicht kurzfristigen Markttrends geopfert werden.
Die Breite der dualen Ausbildung garantiert Flexibilität und bildet die Basis für die berufliche Weiterentwicklung. Das Berufsbildungsgesetz und die Prüfungsordnungen bieten zahlreiche Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Zielgruppen. Am Ende muss der gesetzlich anerkannte Gesellenbrief stehen, der wiederum Grundvoraussetzung für zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ist.
"Mit der inflationären Entwicklung von Berufstiteln gefährden wir den Meistervorbehalt"
Also unterstützen Sie die Absage an L’Oréals Beautyschool, La Biostethiques Hair&Beauty Assistant Programm?
CK Ja, auch ich erteile solchen Programmen eine Absage. Ein kurzfristiges oder temporär eingeschränktes wirtschaftliches Interesse der Zulieferindustrie an Ausbildungsmodellen darf eine Grundausbildung nicht gefährden. Als Fachverband müssen wir auch die Handwerksordnung und die Berufsehre schützen. Mit der inflationären Entwicklung von Berufstiteln und Bildungsabschlüssen gefährden wir nur den Meistervorbehalt und die öffentliche Anerkennung unseres Berufsbildes.
Aber Alternativen sind gefragt. Bei Salzburg revolutioniert die Modeschule Hallein mit einem sehr imageträchtigen Projekt den Ausbildungssektor. Das sollte doch auch in Deutschland funktionieren?
CK Um mehr leistungsfähige und -bereite Jugendliche für unseren schönen Beruf zu gewinnen, ist es wichtig, Perspektiven aufzuzeigen. Dabei geht es neben Verdienst auch um Aufstiegsmöglichkeiten. In Deutschland wird dem zum Beispiel mit der Einführung des Berufsabiturs Rechnung getragen. Für das Friseurhandwerk hat der Zentralverband den Bachelorstudiengang "Beauty Management" entwickelt. Hochschulzugangsberechtigte können hier innerhalb von viereinhalb Jahren nicht nur den Gesellen- und Meistertitel erlangen, sondern sich auch in Visagistik fortbilden und ein betriebswirtschaftliches Studium absolvieren, das mit dem Bachelor abschließt.
Was macht der Unternehmerverband des bayerischen Handwerks (UBH)? Welche Vorteile bringt Ihr Vorstandsposten dem Friseurhandwerk?
In dieser Organisation der handwerklichen Spitzenverbände werden insbesondere überregionale und landespolitische Themen diskutiert. In gemeinsamen Sitzungen mit Vertretern der bayerischen Ministerien werden Anliegen des Handwerks direkt an die Verwaltungs- und Regierungsspitze weitergetragen. Der bayerische Landesinnungsverband hat auf diesem Weg in der Vergangenheit zahlreiche Themen vorantreiben können. Es ist wichtig, dass sich das Friseurhandwerk als leistungs- und beschäftigungsstarke Branche äußert.
Gibt es konkrete Projekte?
Derzeit stehen unsererseits Projekte wie die Rücknahme der Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge, die akute Problematik der EU-Dienstleistungsrichtlinie mit ihrem Kampf gegen den Meistervorbehalt und die Qualitätssicherung der Ausbildung im Hinblick auf die Flüchtlingsproblematik ganz oben auf der Agenda.
Die Messelandschaft in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. Lediglich die Haare Nürnberg bildet einen Gegenpol zur TOP HAIR Messe in Düsseldorf? Wird die Messe heuer stattfinden?
Die HAARE 2017 findet am 22. und 23. Oktober auf dem Nürnberger Messegelände statt. Der Zentralverband führt dort die Deutsche Meisterschaft durch, wir richten die Bayerische Meisterschaft aus und mit den International Barber Awards haben wir nun bereits im dritten Jahr eine neue, erfolgreiche Meisterschaft, veranstaltet von 1o1 Barbers, am Start. Im Eintrittspreis von 33 Euro bzw. 28 Euro bei Gruppenrabatt ist aber nicht nur der Besuch der Fachausstellung und der Meisterschaften enthalten, sondern auch das vielfältige Weiterbildungsprogramm mit Shows, Workshops und Vorträgen. Und weil uns als Verband die Motivation des Berufsnachwuchses ganz besonders am Herzen liegt, zahlen Azubis für das komplette Programm im Gruppentarif nur 9 Euro. Die HAARE ist der große Branchentreffpunkt im Herbst, den kein Friseur verpassen sollte.
"Nur noch eine große Messe im Norden Deutschlands halte ich für unzureichend"
Welches ist die größere Herausforderung? Aussteller zu motivieren oder Besucher?
Wenn die Friseure von der HAARE überzeugt sind, dann klappt es wie am Schnürchen - Kommunikation ist alles. Die HAARE in Nürnberg war und ist eine Veranstaltung des Landesinnungsverbandes und der NürnbergMesse, die sich über ein kontinuierliches Wachstum erfreut. Nur noch eine große Messe im Norden Deutschlands halte ich für unzureichend. Mit unseren Konzepten von Bildungsangeboten, fachlichen Bühnenshows, Nachwuchsförderung und Wettbewerben für das Spitzenniveau sprechen wir eine breite Zielgruppe insbesondere aus Bayern und den benachbarten Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen sowie vermehrt auch aus den Nachbarländern Tschechien und Österreich an.
Gibt es Pläne für ein neues Messekonzept?
"Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein", sagt das Sprichwort. In diesem Jahr gibt es mehr Fläche durch den Umzug in eine andere Halle und eine neue Hallenaufteilung. Außerdem bauen wir das Weiterbildungsangebot kontinuierlich aus. Besonders freut es mich, dass wir auch bereits für 2018 die Zusage haben, Austragungsort der Deutschen Meisterschaft zu sein. Für die HAARE in Nürnberg gilt: Das einzig Beständige ist der Wandel – und das seit nunmehr 27 Jahren.
Wie viel Zeit verbringen Sie eigentlich noch in Ihrem Salon?
An rund zwei bis drei Tagen in der Woche stehe ich noch tatkräftig an meinem Friseurstuhl und erfreue mich an unserem abwechslungsreichen, kreativen Handwerk.
Ihre Website ist sehr modern, wie wichtig ist für Sie das Internet?
Das Internet ist aus der heutigen Zeit doch nicht mehr wegzudenken, aus einer erfolgreichen Verbandsarbeit nicht wegzudenken. Der Friseurberuf ist ein kommunikativer Beruf und junge Zielgruppen bevorzugen digitale Werkzeuge. Der Ausspruch eines US-Studenten spricht Bände: „Wenn die Nachricht wichtig für mich ist, wird sie einen Weg zu mir finden.“ Die Folge ist ein fundamentaler Neuansatz von Kommunikation für den Friseursalon. Als einziger Friseurverband haben wir ein Buch zu Social Media im Friseurhandwerk herausgebracht und veranstalten regelmäßig Seminare zu diesem Thema.
Vielen Dank Herr Kaiser für das ausführliche Gespräch!
Was ist der CHI Color Master?
Die KI für den Friseursalon unterstützt bei der Farbberatung in Form eines Simulationsmodus, erstellt Farbrezepturen, übernimmt das Portionieren und Mischen. Die bahnbrechende Innovation aus Texas kehrt nun auch in hiesige Salons ein und eröffnet somit eine neue Ära des Farbservice. Mehr dazu in unserer Produktvorstellung ► Der CHI Color Master mischt mit KI den Farb-Service im Salon auf
In Altdorf bei Landshut hat sich Erika Ploum für einen speziellen Salon-Stil entschieden. Was auf den ersten Blick nach Almhütte aussieht, ist ein hochwertiges Salon-Konzept aus Holz mit Überraschungseffekt.
Kristina Baumgartner im Interview mit Juliane Krammer
Schwarzarbeit ist ein großes Thema und wird oft mit Billig-Barbershops in Verbindung gebracht. Ist das ein Thema, das dich beschäftigt?
Kristina Baumgartner: Tatsächlich mache ich mir diesbezüglich keine Gedanken. Ich konzentriere mich auf meine Kunden, die das Service schätzen und faire Preise bezahlen. Aber es gab schon mal die Situation, dass ein Kunde meine Mitarbeiterin gefragt hat, ob sie auch privat Haare schneidet.
Einer der Gründe, warum der Friseur und Barber Kostja Epp weshalb er sich seit Beginn der Jahres beim ►BaByliss PROgressiv Mentoren Programm für Azubis stark macht, sie motiviert, unterstützt, ihnen zuhört. Welche Chancen bieten sich dank dieser Initiative für die Branche und welche Ideen für eine moderne Ausbildung hat er?
Kostja Epp im Gespräch mit Katja Ottiger
Warum bist du beim BaByliss PROgressiv Mentoren Programm dabei?
Kostja Epp: Ich bin im „Team BaBylissPRO“ und ich finde diese Initiative wirklich super. Ich bilde liebend gerne aus, bemerke aber wie alle, dass es immer weniger Azubis gibt. 2005, als ich mich für einen Ausbildung beworben habe, hatte mein Chef noch den Luxus, aus 95 Bewerbenden drei Leute aussuchen zu können. Wenn du Glück hast, bekommst du heute drei Bewerbungen. Das Mentoring Programm hilft Azubis, denen vielleicht ein Mentor fehlt, der sie fachlich unterstützt, motiviert und aufzeigt, was man mit diesem Beruf alles erreichen kann.
Maja hatte sich auf Anraten ihrer Lehrausbilderin Nezaht Tosun beim ►BaBylissPRO Mentoring Programm beworben und ist nun Mentee bei ►Nora Epp in Offenbach. 80 km trennen die beiden räumlich, aber das spielt in ihrer gemeinsamen Ausbildungszeit keine Rolle. Es gibt ja Insta & Co.. Fachliche und persönliche Fragen, Seminare, Feedback … Mit dem Programm eröffnen sich für Maja neue Möglichkeiten und die Chance, sich von Anfang an ein eigenes Netzwerk in der Branche aufzubauen.
Maja im Gespräch mit Katja Ottiger
Maja, du hast über deine Lehrausbilderin vom BaBylissPRO Mentoring Programm erfahren. Warum hast du dich beworben?
Maja Kukulka: Meine Chefin meinte, ich solle mir das Programm näher anschauen und könne mich bewerben. Ich kannte das nicht, fand diese Möglichkeit, einen persönlichen Mentor zur Seite zu haben, aber sehr cool. Ich habe mich auf Instagram beworben und schnell eine Rückmeldung bekommen, dass Nora Epp (SalonNOJA unsisex haircare in Offenbach, Anm.) nun meine Mentorin sein wird.
Ümit Akbulut im Interview mit Juliane Krammer
Ümit, du führst deine Haarwerkstatt, hast eine Barber-School und bist Obermeister der Friseurinnung Delmenhorst – Oldenburg Land. Welche Ziele hast du dir als Obermeister gesteckt?
Ümit Akbulut: Ich will Kontakte und Beziehungen zueinander herstellen, deswegen veranstalte ich Stammtische einmal im Monat. Aber auch Charity-Veranstaltungen sind mir für den Zusammenhalt sehr wichtig. Bei derartigen Events lasse ich gerne Innungsbetriebe zusammenarbeiten, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind. So werden rasch Vorurteile abgebaut.
Woher kommen diese Ansätze?
ÜA: Ursprünglich komme ich aus der Skateboard-Szene und da sind zum Beispiel Generationskonflikte kein Thema. Alle teilen eine Leidenschaft und dieses Mindset will ich auch in die Friseur-Branche bringen. Es gibt oft noch viele Parameter, die uns aufhalten. Wir müssen auf eine Augenhöhe kommen, denn wenn ich mit meinem Porsche zum Golfclub fahre und mich über den Nachwuchs aufrege, bringt das nichts. Man muss dort sein, wo die jungen Leute sind und die neue Generation akzeptieren.
Verfolgst du auch politische Ziele als Obermeister?
ÜA: Vorrangig geht es mir ums Zusammenwachsen. Wir haben hier im Norden eine ganz tolle Obermeister-Connection, treffen uns quartalsweise und besprechen, wie es so läuft. Durch das ► Interview mit der neuen Obermeisterin aus Würzburg, Katharina Walker, habe ich auch mit ihr Kontakt aufgenommen. Es entstehen somit Regionen-übergreifende Friseurveranstaltungen. Unsere Innung steht für direkte Lösungen und den transparenten Austausch. Ob Preisgestaltung, Mitarbeitersuche, ... alle Themen werden geteilt und da nimmt man sich gegenseitig Unsicherheiten.
Welche Unsicherheiten können von der Innung beseitigt werden?
ÜA: Preise sind so ein Thema. Manche Kollegen haben Angst vor einer Erhöhung. Wir bestärken uns bei solchen Entscheidungen untereinander, denn, wenn die Arbeit sehr gut ist, kann ich auch mehr verlangen. Kunden zahlen nicht das Produkt, sondern unser Wissen! Ich zitiere auch immer wieder gerne Richard David Precht, den ich beim ► Zukunftskongress in Berlin gesehen habe: Handwerksberufe können niemals durch Computer oder künstliche Intelligenz ersetzt werden. Der Friseurberuf ist ein Empathie-Beruf und ich denke, wir müssen selbst bei uns anfangen und empathisch für unseren Beruf sein und das nach außen tragen.
"Mir ist wichtig, dass wir uns als Innung mit den zuständigen Ämtern connecten und im Auge behalten, wer sich anmeldet."
Wie ist die Lage bezüglich Billig-Barbershops in deiner Region?
ÜA: Da habe ich in den letzten Wochen für Unruhe gesorgt, was das Thema angeht. In einem Interview wurde ich zitiert, dass diese Billig-Läden schließen sollten. Ich will hier auf keinen Fall alle Barber verurteilen, es gibt viele gute Salons, die unter den Läden mit illegalen Praktiken leiden. Mir ist wichtig, dass wir uns als Innung mit den zuständigen Ämtern connecten und im Auge behalten, wer sich anmeldet.
Trendwatch USA,
von Raphaela Kirschnick, Chefredakteurin imSalon
Preiskalkulation oder Storytelling
Dass man teuer Kaffee verkaufen kann, hat Starbucks längst etabliert. Jetzt setzt das Erfolgsunternehmen eins drauf, mit „Starbucks Reserve“, den neuen Luxus-Coffeeshops inklusive Signature Experience. Man setzt auf Cold Brew und in Whiskeyfässern gelagerte Bohnen, serviert im Whiskeytumbler auf Eis oder im Martiniglas plus Verkostungsnotiz. 15 € aufwärts zahlt man für den Kaffee, der Laden pump voll.
Fazit: Wenn Qualität und Story begeistern, gibt es keine Grenzen
Mona Grill im Interview mit Juliane Krammer
Hi Mona, warum soll man den CHI Color Master im Salon integrieren?
Mona Grill: Wir Friseure hinken Innovationen oft hinterher und endlich wurde mit diesem Gerät ein Meilenstein geschaffen. Durch den CHI Color Master entsteht weniger Müll im Salon - mein kleiner Beitrag, um die Umwelt zu schonen. Außerdem macht es Spaß, damit zu arbeiten und er ist ein absoluter Hingucker, der die Kundschaft neugierig macht. Du hebst dich von anderen Salons ab. Die KI macht neugierig, Kunden wollen es selbst ausprobieren und kommen deswegen zu uns. Wir nutzen den CHI Color Master definitiv auch als Aushängeschild für einen innovativen Salon. Jetzt können auch wir über KI im Friseur-Salon sprechen.
"Die KI macht neugierig, Kunden wollen es selbst ausprobieren und kommen deswegen zu uns. Wir nutzen den CHI Color Master definitiv auch als Aushängeschild für einen innovativen Salon."
Dieses neue Mischgerät verunsichert Kundinnen*Kunden gar nicht?
MG: Ganz im Gegenteil. Meine Kunden haben Bock darauf, Neues auszuprobieren. Vor allem auch, weil man die Haarfarbe digital anprobieren kann …
Wie funktioniert das?
MG: Ich positioniere meine Kundin vor dem Gerät, mache ein Foto und gebe die Ausgangsfarbe bzw. die Farbtiefe ein. Es kommt von mir der Befehl, dass ich z.B. drei Töne heller oder dunkler werden möchte und dann wird eine Simulation mit der Wunschhaarfarbe erstellt inklusive Rezepturvorschlag. Diesen kann ich übernehmen oder ich passe die Farbe noch etwas an.
Wie seid ihr mit der Situation umgegangen?
KB:Meine Mitarbeiterin hat ihm gesagt, dass für sie Schwarzarbeit nicht in Frage kommt. Der Kunde kam anschließend nicht mehr. Was mir aber nur recht ist, denn so jemanden will ich nicht im Barbershop haben. Ich will, dass mein Job und die Professionalität respektiert werden.
Viele klagen über Friseurinnen*, die neben ihrem Job noch privat Haare schneiden …
KB: Ich lege viel Wert auf Kommunikation innerhalb des Teams und mir ist es sehr wichtig, dass es allen gut geht. Da gehört die richtige Entlohnung dazu und dass der Spaß in der Arbeit vorhanden ist. Wenn die Faktoren passen, kommt man nicht auf die Gedanken, zu Hause ein Stübchen einzurichten und dort Haare zu schneiden.
Deine Frau Nora und du, ihr betreut in eurem Salon zwei Mentees, die sich in Ausbildung bei anderen Lehrbetrieben befinden. Wie begeistert sind die Betriebe davon?
KE: Da sind die Zugänge unterschiedlich. Es gibt den Betrieb, der das Programm toll findet und ihre Auszubildene dabei unterstützt und es gibt die andere Seite, die dem skeptischer gegenübersteht.
Die Azubis haben sich bei euch proaktiv über Social Media beworben. Haben die Lehrbetriebe dem im Vorfeld zugestimmt?
KE: Das müssen sie nicht, aber es ist natürlich schön, wenn sie dem Ganzen zustimmen. Wir wollen ihnen ihre Azubis ja nicht abspenstig machen - und ich kann mir gut vorstellen, dass man uns das unterstellt.
„Wir wollen niemandem den Azubi abspenstig machen.“
Wir wollen die jungen Leute stärker machen, dass sie Lust am Job haben und ihre persönliche Spezialisierung herausfinden. Es gibt hier keine Verlierer. Wenn meine Mentee ihre Passion für Herrenhaarschnitte entdeckt und ihre Chefin davon überzeugt, im Salon eine Herrenecke einzurichten, kann das doch gut für alle sein.
Wer bestimmt die Themen, an denen gearbeitet wird?
KE: Wir besprechen gemeinsam mit dem Mentee, wo die Probleme liegen und inwiefern Hilfe benötigt wird. Es geht hier nicht rein um den Barbershop. Der Initiative haben sich unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen angeschlossen, wie z.B. ►Maher Aslan. Wir waren auf alles vorbereitet, auch auf Haare färben und Styling, aber viele haben ein Problem im Herrenbereich.
Du bist im ersten Lehrjahr. Du kanntest Nora vorher nicht, sie nimmt aber in deiner Ausbildung einen besonderen Part ein. Wie lang wird dich Nora begleiten?
MK: Auf jeden Fall bis zur Gesellenprüfung und wenn ich das möchte, auch darüber hinaus. Das hat mir Nora angeboten.
Nora ist also für die in allen Belangen für dich da? Sei es handwerklich oder mental?
MK: Ja, wir stehen ständig im Kontakt, z.B. über WhatsApp. Ich kann sie jederzeit etwas fragen und war bei ihr schon auf Seminaren. Sie hat mich auf die Messe nach Düsseldorf eingeladen, wo ich auch ihren Mann (►Kostja Epp, Amn.) kennenlernen durfte und meine Chefin die beiden auch persönlich treffen konnte.
Das setzt das Zeichen, dass es diesen Leuten um DICH geht und um DEINE persönliche Entwicklung. Es scheint keinen „Neid“ zu geben?
MK: Nein. Meine Chefin findet das Programm nach wie vor toll.
Gab es Reaktionen aus den Barbershops auf deine Aussage?
ÜA: Ja, ich bekam Besuch von einem Barber, der das 10 Euro Schild im Schaufenster kleben hat. Er wollte sich selbst erklären, warum er solche Preise hat, und erzählte mir, dass seine zwei Mitarbeiter gegangen sind. Ich erklärte ihm, dass er sich nur selbst schadet und anstatt den Kunden zu sagen, dass zwei seiner Mitarbeiter gekündigt haben, betreibe er Preisdumping. Das mindert auch das gute Barber-Image. Genauso, wie der aktuell heiß diskutierte Barber-Pilz, der aber schon seit gut 1,5 Jahren im Umlauf ist.
Warum eröffnen so viele Billig-Barber?
ÜA: Die Gewerbeanmeldung ist ganz einfach online auszuführen. Bei der Frage, ob man in die Handwerksrolle eingetragen ist, steht bei „Nein“ eine Auflistung, wann man sich strafbar macht. Ich glaube, viele verstehen das gar nicht. Ich versuche hier auch Aufklärung zu betreiben.
Was machen die Innung und du als Obermeister dagegen?
ÜA: Ich gehe persönlich auf diese Shop-Betreiber zu und spreche über Hintergründe sowie Sorgen und kläre die Betriebe auch über ihre Pflichten auf. Natürlich sind Prüfungen immens wichtig! Es ist aber nicht so einfach, Gewerbeamt, Zoll und Handwerkskammer unter einen Hut zu bekommen. Was ich aktiv als Innung machen kann, ist, mit dem Gewerbeamt zu sprechen, zu erklären, wer ist wirklich berechtigt. Wir haben sehr viel Glück mit dem Geschäftsführer unserer Kreishandwerkerschaft, Sven Jochims, denn er ist mit der Stadt und den zuständigen Behörden im Austausch, und bei solchen Angelegenheiten arbeiten wir sehr gut zusammen.
Supernutrients Proteine
Während man bei uns noch Acaibowls, Fermentiertes und Goji als Superfood genießt, setzt man in USA auf Proteine und die gibt’s in jeder Foodform an jeder Ecke: Protein-Icecreamparlors, Proteincookies, Schwarzenegger’s Proteinmenü bei Mel’s Diner und so viel mehr. Bei vielen Lebensmitteln und beim Speiseangebot werden Benefits der Proteine ausgewiesen, zusammengefasst: Gesundheit, Schönheit, Langlebigkeit!
Fazit: More stories, denn, was gesund hält, bringt Kunden
Was passiert, wenn ich eine „unmögliche“ Färbung eingebe?
MG: Der CHI Color Master warnt mich, wenn eine Farbveränderung nicht logisch erscheint. Es kommt die Meldung, dass ich mit einem Fachpersonal Rücksprache halten soll. Die künstliche Intelligenz weiß, ob Färbungen gut werden oder nicht.
Hast du dir selbst auch schon eine Farbe vom CHI Color Master mischen lassen?
MG: Mein ganzes Team und auch ich haben unsere Farbe vom CHI Color Master mischen lassen.
"Das Gerät ist eine künstliche Intelligenz, nimmt dir aber natürlich nicht die Arbeit als Friseurin ab."
Wie berechne ich die Menge der Haarfarbe, die ich wirklich benötige? Bleibt mir hier nicht Produkt übrig?
MG: Das Gerät ist eine künstliche Intelligenz, nimmt dir aber natürlich nicht die Arbeit als Friseurin ab. Man muss das schon selbst einschätzen können, wie viel Farbe notwendig ist, um eine bestimmte Länge zu colorieren. Ich kann aber im Nachgang programmieren, wenn ich zu viel Farbe verwendet habe. Die ganze Kunden-Datei ist im Gerät abgespeichert.
Bekommt man beim Kauf eine Einschulung?
MG: Die zwei Tage lange Einschulung war ein Learning by Doing Prozess. Danach habe ich mich mit meinen Mitarbeiterinnen so richtig reingestürzt und im Salon sofort angewendet!
Der erste Eindruck, noch vor Betreten von Erikas Haarstudio, vermittelt ein gemütliches, einladendes Alm-Feeling. Betritt man den Salon, entpuppt sich die vermeintliche Apres-Ski-Hütte als Wellness Oase für das Haar.
Hast du ausschließlich Vollzeit-Angestellte?
KB:Nein, ich habe aktuell zwei Vollzeit-Mitarbeiter, zwei in Teilzeit und seit einem Jahr unsere Friseurgesellin, die auch bei uns die Ausbildung gemacht hat.
Ein Azubi im Barbershop?
KB: Ja, ich glaube sogar, sie ist die erste in Bayern, die die Friseurgesellenprüfung abgelegt hat. Eine Freundin führt einen klassischen Salon und sie freute sich über den Support im Geschäft und unser Lehrling konnte so alles für die Prüfung Notwendige lernen.
Wie arrangiert man sich mit einem Partner-Salon?
KB: Die offene Kommunikation, ist wichtig. Natürlich könnte sich der Azubi dazu entscheiden, doch zum Partnersalon zu wechseln, aber sie wollte unbedingt in einem Barbershop lernen und arbeiten. Wie so einige junge Mädels, die sich bei mir beworben haben.
Andere klagen über fehlende Azubis. Woran liegt das, dass es bei dir im Salon anders ist?
KB: Ich glaube, dass es an dem System der Friseurlehre liegt. Es ist veraltet und langweilig. Kürzlich sprach ich mit einer 19-jährigen, die ihre Friseurlehre abbrach. Der Grund: Es ist zu altmodisch und langweilig. Die wollte nicht nur Dauerwelle wickeln und Hochsteckfrisuren machen, die keiner trägt. Bei uns im Barbershop ist alles anders. Wir haben ein komplett anderes Paket, sind am Puls der Zeit, machen unser eigenes Ding. In vielen Friseur-Salons geht das unter. Was ich damit sagen will: Ein klassischer Friseur, ohne Spezialisierung tut sich in puncto Nachwuchs bestimmt schwerer.
Wen siehst du hier in der Verantwortung? Welche Forderungen hast du?
KB: Sowohl Handwerkskammer als auch die Innung müssen mehr Interesse für das Männer-Thema aufbringen, um mehr zu bewegen und verändern - vor allem in der Berufsschule. Ich fordere, dass das Barber-Handwerk endlich bei den Friseuren ankommt und nicht immer zweigeteilt wird. Auch auf der Messe in Düsseldorf habe ich es hautnah erlebt. Kollegen schütteln die Köpfe, wenn Barber-Themen aufgegriffen werden. Das verstehe ich nicht. Man gehört doch zusammen. Ich bin doch auch gelernte Friseurin und Barber. Aber aufgrund der Ignoranz der Innung fühlt es sich nach zwei separaten Bereichen an.
Das ist nicht unbedingt die Schuld des Lehrbetriebes, sondern vielmehr die des Ausbildungs-Rahmenplanes der Handwerkkammer. Der Herrenbereich wird in der Ausbildung kaum angegriffen und abgefragt. Ich bemerke das auch in meinen Seminaren bei ausgelernten Friseuren oder bei Meistern, da können manche nur einen einzigen Herrenhaarschnitt. Deshalb boomen auch die günstigen Barbershops, in denen zum Teil noch ungelernte Arbeitskräfte beschäftigt sind. Warum lassen wir die unkontrolliert auf dem Markt herrschen? Vonseiten der Innungen und Handwerkskammern besteht da starker Handlungsbedarf!
Was sollen sie wie angehen? Würdest du dir eine eigene Barber-Ausbildung wünschen?
KE: Ich denke nicht, dass das so schlau ist. Es sollte eher zusammengehörig gemacht werden.
„Es braucht heute den Unterschied zwischen ‚Herr‘ und ‚Dame‘ nicht mehr.“
Was ist deine Idee?
KE: Wenn ich die Friseurausbildung auseinandernehme, sage ich: Es braucht keine Nagelmodellage und keinen Kosmetikteil. Die Gesichtsmassage übertragen wir auf eine Kopfmassage - gerade bei Männern kann man so den Wellnessbereich reinbringen. Wie wäre es, alles auf Unisex zu machen? Es braucht heute den Unterschied zwischen „Herr“ und „Dame“ nicht mehr. Auch ein Mann möchte Haare färben und lange Haare tragen, genauso wie eine Frau sehr kurze Haare haben kann.
"Ich würde die Ausbildung zu einer Haarschneide- und Haarfärbeausbildung 'vereinfachen'."
Ich würde die Ausbildung zu einer Haarschneide- und Haarfärbeausbildung „vereinfachen“. Die Grundpfeiler der Ausbildung zum Haarschneidenden und -färbenden Menschen oder zum „Friseur/Barbier“ beinhalten dann auch den Bart und den Umgang mit dem Rasiermesser. Wenn ich mit meinen langen Haaren eine Farbveränderung möchte, muss das der Barbier genauso können, wie lange Haare schneiden. Ich selbst bin auch beides: Friseur und Barbier. Denn ein Friseur kann auch ein Barbier sein, aber ein Barbier kann kein Friseur sein ohne entsprechende Ausbildung.
Was sind denn so deine Fragen an Nora?
MK: Hauptsächlich geht es um die Zwischenprüfung im nächsten Jahr und wie ich mich am besten darauf vorbereite. Sie gibt mir viele hilfreiche Tipps. Oder ich habe Fragen zu Männerhaarschnitten, bei denen ich noch nicht so erfahren bin.
Welche Erfahrung war in diesem Programm bis jetzt die aufregendste für dich?
MK: Auf jeden Fall die Messe und die Seminare, die ich machen durfte. Das sind tolle Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und viele Momente, bei denen ich für mich sehr viel mitnehmen konnte: Dass ich an mir selbst wachsen und mich immer weiter entwickeln kann. Ich lerne neue Techniken kennen, wiederhole Basics und kann vor fremden Leuten reden, was ich mich vorher eigentlich so nicht getraut habe.
"Billig-Barber machen das Bild des Handwerks kaputt. Oft weiß man auch gar nicht, wer dahintersteht und was mit dem Geld dort überhaupt gemacht wird."
Glaubst du, dass die Kunden aus Billig-Barbershops auch in deinen Salon kommen würden?
ÜA: Nein. Deswegen bremse ich auch immer Kollegen, die glauben, dass die Billig-Barber die ganzen Kunden wegnehmen. In diesem Fall war das sogar ein Intercoiffeur. Ich schlage dann immer vor, dass man sich vor so einen Shop stellen soll, um zu hinterfragen, ob das wirklich „unsere“ Kunden sind. Was aber mein großes Problem ist: Billig-Barber machen das Bild des Handwerks kaputt. Oft weiß man auch gar nicht, wer dahintersteht und was mit dem Geld dort überhaupt gemacht wird.
Aber was können Friseure selbst gegen solche Billig-Salons machen?
ÜA: Man muss bei sich selbst anfangen, seinem eigenen Beruf Wertschätzung entgegenbringen und so auch das Image des Friseurs verbessern. Leidenschaft wird immer belohnt und dann pilgern die Leute auch in deinen Salon. Dazu kommt eine gute Mitarbeiterführung. Keiner will die alten hierarchischen Strukturen.
"In Form von Mitarbeitermangel knallt es gerade ordentlich und wir kriegen keinen Nachwuchs mehr, weil wir uns den Nachwuchs auch fern-, aber an alten Mustern festhalten."
Nun warst du im Januar beim Zukunftskongress. Wie siehst du die Friseur-Zukunft?
ÜA: Es muss immer einmal knallen, bevor es wieder gut wird. In Form von Mitarbeitermangel knallt es gerade ordentlich und wir kriegen keinen Nachwuchs mehr, weil wir uns den Nachwuchs auch fern-, aber an alten Mustern festhalten. Man muss sich außerdem mit Workshops fachlich oder im Bereich Social Media weiterbilden. Es hilft nichts, in der Vergangenheit, der golden Ära, weiterzuleben und sich zu wundern, warum die Kunden, die vor 10 Jahren zu mir in den Salon kamen, jetzt nicht mehr da sind. Aber das ist auch meine Funktion als Obermeister: Ich muss Aufklärungs- und Beruhigungsarbeit leisten.
Vielen Dank für den Einblick und alles Gute für die Zukunft.
Wellness is out, Self-Improvement is in
Egal ob von innen oder außen, it’s all about Self-Enhancement, ob durch Sport, Coaching, Essen oder dank esoterischer Lebenshilfe. Viele Läden locken nicht mit Massage oder Ernährungsberatung, sondern mit dem Versprechen der ‚ultimate human performance‘, quasi ein besserer, gesünderer oder schönerer Mensch zu werden.
Friseure sind Ärzte
Wie viel kostet die künstliche Intelligenz zum Färben für meinen Salon?
MG: Es gibt mehrere Optionen: Man kann ihn entweder mieten – für 24 Monate á 150 Euro oder direkt kaufen für 7.500 Euro. Die dritte Möglichkeit ist, bei Chi in einem Warenwert von 10.000 Euro eine Bestellung zu tätigen, da bekommt man ihn gratis mit dazu.
Wo hast du die Maschine bei dir im Salon integriert? Man benötigt dafür etwas Platz …
MG: Der CHI Color Master steht bei uns vorne im Salon, weil er für uns, aber auch für die Kundschaft, ein Highlight ist. Es gibt eine App, um die Beratung mit meinem Handy oder einem Tablet umzusetzen, somit muss ich mir nicht so viele Gedanken machen, wo der beste Platz ist, damit ich ein Foto von den Kunden erstellen kann.
Ist das Gerät eine Erleichterung für dich bzw. deine Mitarbeiterinnen im Arbeitsprozess?
MG: Ja, denn es werden Steps, wie der Mischprozess, komplett abgenommen und durch das Anlegen der Kundendatei kann ich mit wenigen Klicks die Haarfarbe beim nächsten Besuch erneut anmischen lassen.
Besteht nicht die Gefahr, beim hochkomplexen Färbe-Prozess, sich darauf auszuruhen, dass die künstliche Intelligenz die Arbeit der „Farbkalkulation“ abnimmt?
MG: Tatsächlich gar nicht. Er hat zwar „Trending Colors“, also vorgefertigte Haarfarben, gespeichert. Die kann man direkt per Knopfdruck auswählen. Aber ich kann ihm z.B. nicht sagen, ich habe eine orange-blonde Kundin, bitte gleich das für mich aus. Das muss schon ich machen.
Hell und freundlich ergänzt sich das Holz mit den weißen Decken und Wandelementen. Der graue Boden in Betonoptik, die runden Spiegel sowie Metall-Elemente, wie beim Geländer, das zum Lagerraum führt, brechen mit dem traditionellen „Almen-Stil“ und bringen einen „Modern Cabin Style“.
Eyecatcher in Türkis
Trotz Holz-Stil wirkt der Innenraum nicht zu überladen und reduziert. Dafür hat sich Erika Ploum mit ihrem Team dazu entschieden, den Produkten genügend Raum zu bieten. Mit Gieseke und ► Moroccanoil als Produkt-Partner sind die türkisen Packagings die bunten „Highlights“ im Salon. Das volle Commitment zur Marke Moroccanoil spiegelt sich auch im Team-Outift – in Form von türkisen Shirts – sowie den Handtüchern in Türkis wider. Beides hebt sich vom sonst farblich schlicht gehaltenem Ambiente besonders ab.
"Männer haben Lust auf Service."
Was wünschst du dir von der Innung?
KB:Dauerwelle und Co können kleiner gehalten werden, auch das Augenbrauenfärben muss nicht so viel Raum einnehmen. Das schafft man in einer Schulung nebenbei zu erlernen, aber das Barber-Thema ist so groß: Schnitte, Bartformen, Gesichtsformen, Pflege sowie auch Rasur und Hygiene sind wichtig! Männer haben Lust auf Service. Ich habe 13 Jahre Salon-Erfahrung gesammelt, bevor ich mich selbstständig machte, da wurden Männer zwischen Haarfarbe und Damenschnitt schnell geschnitten. Das vermittelt auch die Berufsschule. Herren-Service muss mehr in den Fokus rücken. Seht doch mal auf Instagram: Die Barber-Reels explodieren! Und nun meine Frage: Warum sprießen überall die Billig-Barber? Weil der Friseur, dieses Feld nicht bedient. Die Industrie hat das Potenzial Herren seit vielen Jahren schon entdeckt. Es braucht aber ein Umdenken der Friseure, erst wenn die das Potenzial Herren erkennen, wird die Innung nachziehen und reagieren. Herren wollen ihren Platz, ihr eigenes Service und nicht zwischen Damenkunden warten, damit sie dazwischen eingeschoben werden.
" ... warum sprießen überall die Billig-Barber? Weil der Friseur, dieses Feld nicht bedient."
Wann hast du das Barber-Handwerk für dich entdeckt?
KB:Friseur ist für mich der geilste Beruf der Welt und einer der ältesten Berufe. Mit dem Barber-Handwerk hat alles gestartet. Schon als Gesellin nervten mich die 10 Minuten-zwischendurch Schnitte für den Mann. Ich habe gerne Herren-Kunden bedient und so entstand auch die Idee, meinen eigenen, auf den Herren abgestimmten, Salon zu eröffnen.
" ... du kannst nicht vor der Konkurrenz sitzen und schauen, ob die etwas falsch machen."
Viele sind der Meinung, dass Schwarzarbeit durch ausschließliche Kartenzahlung eingedämmt werden kann. Wie stehst du dazu?
KB: Wenn jemand schwarzarbeiten will, macht er das. Als Friseur musst du dich davon lösen, du kannst nicht vor der Konkurrenz sitzen und schauen, ob die etwas falsch machen. Aber es kann schon sein, dass mit ausschließlicher Karten-, Paypal-, Apple Pay-Bezahlung das an der Kasse-vorbei-arbeiten reduziert wird.
Euer Salon ist in einer eher ländlichen Gegend. Gibt es dort viele Billig-Barber?
KB: Nein. Wir sind in einem Städtchen mit 9000 Einwohnern. Die nächste Stadt ist 30km entfernt, da fängt das Thema langsam an. Das, was mich tangiert, sind die Nachrichten, die gefühlt alle Barber über einen Kamm scheren. Das vermittelt das Gefühl, dass alle Barber schlecht und billig arbeiten, sich Hautpilz verbreitet, etc. – in meinem Umkreis sehe ich das zum Beispiel nicht. Wir sind ein etablierter Barbershop, uns gibt es seit 9 Jahren. Billig-Barber machen auf und wieder zu.
Vielen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Dann auch bei den Prüfungen das Geschlecht herausnehmen? Dauerwelle am frei wählbaren Modell, unabhängig vom Geschlecht?
KE: Ja! Eine Umformung, eine Haarfärbung, ein Haarschnitt - das muss gemacht und geprüft werden! Das Geschlecht sollte dabei aber keine Rolle spielen. Wir müssen die Ausbildung aus dem Jahr 1980 ins Hier und Jetzt holen. Dass die Innungen stur bleiben und ihre alteingesessenen Meinungen durchbringen möchten, fährt den Karren gegen die Wand.
Seid ihr in der Innung?
KE: Nora ist in der Innung hier in Offenbach tätig und nimmt z.B. die Prüfungen für Gesellen und teilweise der Meister ab, was in der Ausbildung der Mentees sehr hilfreich ist. Noras Mentee steht am Anfang ihrer Ausbildung, meine macht gerade die Prüfung. Beide befinden sich also in unterschiedlichen Stadien der Ausbildung und Noras Wissen in Puncto Prüfung ist für meine Mentee von großem Nutzen.
Wie hast du deinen Ausbildungsbetrieb in Weinheim gefunden?
MK: Ich habe vor einem Jahr ein Praktikum in einem Friseursalon gemacht, der mich aber nicht nehmen konnte, weil sie schon zu viele Auszubildende hatten. Eine Mitarbeiterin von dort empfahl mir das Geschäft, in dem ich jetzt bin und das zu diesem Zeitpunkt gerade neu aufgemacht hatte. Ich habe mich beworben und wurde gleich genommen.
Wolltest du immer Friseurin werden?
MK: Nein. Ich war vorher auf einer Fachschule in einer komplett anderen Richtung, wollte mein Fachabi machen und eigentlich studieren. Aber irgendwie war das nichts für mich. Beim Praktikum im Salon habe ich dann gemerkt, dass mir der Friseurberuf an sich gefällt, die Arbeit, der Umgang mit den Menschen und wie ich mich weiterentwickeln kann.
Vorurteile? „Wenn man merkt, dass einem etwas Spaß macht (…) sollte man diese ignorieren.“
Was denkt dein Freundes- und Bekanntenkreis über deine Berufswahl? Gab es Vorurteile?
MK: Meine Freundinnen finden das natürlich gut, weil ich an ihnen üben und ihnen die Haare machen kann. Von Vorurteilen habe ich schon öfter gehört, auch von Leuten aus meiner alten Klasse. Aber ich finde, wenn man merkt, dass einem etwas Spaß macht und dass es einem liegt, dann sollte man so etwas einfach ignorieren.
„Ich habe große Ziele, möchte mehr erreichen und nicht nach der Ausbildung aufhören!“
Beim Mentoring Programm hast du Kontakt mit Leuten, die ihren eigenen coolen Salon haben, mit Mitarbeitenden und Azubis und die auf der Bühne stehen. Macht das was mit dir?
MK: Ich finde das beeindruckend. Da merkt man: Wenn man klein anfängt, kann man groß werden. Ich habe große Ziele, ich möchte mehr erreichen, über den Salon hinaus, und nicht nach der Ausbildung aufhören. Ich möchte nach außen zeigen, dass der Beruf schön ist, auch wenn das oft nicht erkannt wird.
„Bei der Ausbildung kommt es stark auf den Salon an, in dem man ausgebildet wird.“
Wie oft bist du in der Berufsschule und wie zufrieden bist du mit der Ausbildung an sich?
MK: Ich bin zweimal in der Woche in der Schule, einen vollen und einen halben Tag, an dem ich später noch in den Salon gehe. Das System finde ich ganz ok. Ich würde lieber zwei volle Tage in der Schule sein, denn im Unterricht werden die Inhalte so reingequetscht, das ist oftmals stressig. Bei der Ausbildung kommt es stark auf den Salon an, in dem man ausgebildet wird. Ein wenig altbackenes Gefühl habe ich eher in der Berufsschule, vor allem, was die Prüfungen angeht. Da könnte man mehr Sachen abfragen, auf die man sich später im Salon z.B. auch spezialisieren könnte.
Hast du bereits eigene Kunden im Salon?
MK: Die meisten Kunden, die ich übernehme, sind Farbkunden. Ich übe sehr viel Balayage-Techniken, sowohl an Trainingsköpfen als auch an Modellen. Die werden über meine Instagram Seite auf mich aufmerksam und schreiben mich an. Ich schneide aber auch schon Kinder.
Hat Instagram dazu beigetragen, dich für den Friseurberuf zu begeistern?
MK: Auf jeden Fall. Gerade über Social Media kann man viele Menschen erreichen und wird erreicht. Man sieht die Friseur-Reels und denkt, ok krass, ich könnte so etwas später auch mal machen! Und wenn ich heute meine Vorher-Nachher Bilder ansehe, sehe ich, was ich schon geschafft habe. Und das ist ein wirklich tolles Gefühl und macht mich stolz.
Vielen Dank, liebe Maja, für deine Zeit und alles Gute für deinen weiteren Weg in unserer tollen Branche!
Vier Friseurbesuche später war ich begeistert. Mein Haar war immer schön und toll frisiert, es hielt, war weich und gesund bis in die Spitzen. Beim ersten Mal hat die Friseurin mir gleich gesagt ‚Pflege und Spitzenschneiden ist ein Muss‘. Ich konnte da gar nicht widersprechen und war danach so happy. Wenn ich bei uns zum Friseur gehe, dann werde ich grundsätzlich gefragt: „Darf es eine Pflege sein“ – das ist ja wie wenn der Arzt fragt: „Soll ich Ihnen Medizin verschreiben?“ „Nein, ich muss dein Haar hiermit pflegen und eine Steambehandlung mache ich auch, sonst wird die Frisur nicht schön“ Bumm! I’m loving it. Dieses Selbstbewusstsein, diese Klarheit, würde ich mir auch hier bei uns wünschen.
Lange Rundbürsten
Das Straßenbild zeigt es: Viele toll frisierte Menschen mit gesundem Haar, denn USA ist Föhnland und das können die so richtig gut. Überall wird mit langen Rundbürsten gearbeitet, das Föhntrendtool für langes Haar. Bei meinem vielen Haar sensationell, will ich auch in Europa haben.
Yoga für die Aura
Allumfassend geht es um mich, meinen Körper, meine Aura, mein Überleben im Jetzt, Yoga und Pilatesstudios verstreut wie Sand am Meer. Und weil so begehrt, ist das Yogaoutfit Teil der Streetfashion.
Überhaupt, niemals nicht fit
Hang-over-Treats und Party-Prep-Infusionen sind der Renner. Zu viel gefeiert? Kein Problem, es gibt Hangover-Bars, die Infusionen setzen, Standard in jedem Hotel in Las Vegas.
Psychics everywhere
Psychotherapie ist sowas von out, man geht jetzt zum Wahrsager: Ob Tarot, Kristallkugel oder Handlesen, man vertraut auf die Entdeckungen und Vorhersagen der vielen Psychics, die es an jeder Ecke von kärglich bis superluxuriös in allen Preisklassen gibt.
Ich sehe …
Keine Kerzen, sondern Autos und viel Tech
Shopping bleibt die Lieblingsbeschäftigung Nr.1, kein Wochenende ohne Mall-Besuch. Diese sind angefüllt mit Essen, Kleidung und Entertainment. Was fehlt, sind Interieur, Kerzen, Deko & Co. Dafür viel Hightech-Spielereien, gigantische Applestores, und es gibt Autos und Motorräder! Probesitzen in Teslas E-Panzer oder auf dem 40.000 $ E-Motorrad von Verge, bis hin zum Anfassen des neuesten Lamborghinis. Man muss nur wissen, wie man Männer lockt!
Dogs in the city
Für Kinder gibt es längst alles, im Konsummekka der USA sind Hundeeltern die neue zahlungskräftige Zielgruppe. Dog-Daycare for easy shopping findet man in jeder guten Einkaufsstraße. Es gibt eigene Hundebäckereien, Hundeeis und auch Hundesalons fehlen nicht. Hundedekadenz funktioniert, Money rules!
Ich will jetzt
An Knotenpunkten gibt es Automateninseln, ob für Nagellacke, Matchboxautos, Lebensmittel, Handyzubehör, whatever. Kreditkarte rein, Produkt raus.
Ich will mich
Nichts, was es nicht zu individualisieren gibt: Bausteine-Bäckereien, in denen man Torten individuell zusammenstellt, Cookies nach deinen Wünschen gebacken, individualisierte M&Ms, eigene Icecream-Flavours, Parfum, T-Shirt, Schuhe, Hautcreme, und, und, und. Shops sind bemüht Personalisierungscounter zu haben, Schlangestehen inklusive.
Ich will die Wahl
Im Schaufenster des Anthropology Stores hängt ein menschhoher Monitor und screent dich beim Vorbeigehen. Was dann geschieht, lädt zum Verweilen ein, denn im Sekundenrhythmus werden neue Kleider an deinen Körper geformt. GENIAL! Wie klasse wäre das im Friseurschaufenster. Jedem, der vorbeigeht, erhält mal eben unterschiedliche Frisuren oder Farben angepasst. Die Menschen würden Schlange stehen beim Friseur.
Dies ist eine kleine Auswahl meiner Highlights und Beobachtungen, es gäbe noch so viel mehr zu berichten. Einiges schwappt bereits herüber, anderes kommt sicher noch und manches wird sich nie etablieren. Mein Fazit fürs Friseurhandwerk: Denkt ans Storytelling, steht selbstbewusst zu eurem Können und entsprechenden Preisen, seid Haarärzte und bedient den Wunsch des Menschen nach Self-Enhancement.
Habt einen inspirierten Restsommer,
Eure Raphaela Kirschnick
Was ist für dich als Friseurin absolut bahnbrechend beim CHI Color Master?
MG: Natürlich muss man einer künstlichen Intelligenz vertrauen können, aber man sieht ja, wie das Gerät arbeitet und wenn man die Farblehre versteht - das ist natürlich Voraussetzung - dann ist das alles super logisch, im Beratungs- und Mischprozess. Wir merken einfach: Das Gerät läuft. Salopp gesagt: Es ist „idiotensicher“.
Bringt der CHI Color Master eine Zeitersparnis?
MG: Am Anfang standen wir davor und haben gewartet, bis die Farbe fertig gemischt wurde. Es war aber dann schnell klar, dass das nicht optimal ist. Unser Konzept haben wir umgeworfen: Jetzt beraten wir und geben die Rezeptur im Color Master ein. In der Zeit des Anmischens versorgen wir unsere Kunden mit Getränken und bereiten sie auf die Coloration vor.
Wie fülle ich die Produkte nach?
MG: In der Verwaltung sehe ich, wie viel Prozent in meiner Tube vorhanden ist. Man kann sich das vorstellen, wie bei einem Drucker. Wenn eine leer ist, bekomme ich eine Meldung. Nach dem Wechsel gibt es eine kurze Reinigung für die Dose und dann geht es los.
Was passiert mit dem Bereich, in dem du bis jetzt Farbe vorbereitet hast?
MG: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mein Farbregal ist nach wie vor noch gefüllt. Wir merken aber, wir bestellen immer weniger von den Farben, die wir davor verwendeten. Ich denke, eine kleine Sicherheit werden wir noch lassen, um zu sehen, ob es weiterhin so gut läuft. Wenn ja, werde ich mich von meinem gewohnten Färbe-Bereich verabschieden.
Danke für das spannende Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!
CHI Color Master
Der CHI Color Master wurde in Texas entwickelt und in der Gieseke Akademie gibt es die Einschuldung. Es gab einen Probelauf in österreichischen und deutschen Friseur-Salons. In anderen Ländern wird die KI zum Haarefärben bereits eingesetzt. Der CHI Color Master ist erhältlich bei Gieseke cosmetic.
Mona Grill
Mona Grill ist seit vier Jahren Markenpartnerin von CHI und hat den CHI Color Master in ihrem Salon als Testerin integriert. Ihren Salon Mr.&Mrs. Friseure führt sie in Augsburg.
Wie oft seht ihr die Mentees eigentlich?
KE: Live gesehen haben wir uns bisher nur dreimal, die Fahrtkosten dafür werden von BaBylissPRO übernommen. Ansonsten kommunizieren wir über Instagram, WhatsApp, Facetime und stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Wir werden über Prüfungen auf dem Laufenden gehalten und hören manchmal einfach nur zu.
„Ich kann es persönlich nicht ab, wenn jemand schlecht über den Job des Friseurs spricht.“
Was habt ihr eigentlich davon? Ihr arbeitet gratis, mit Azubis aus anderen Betrieben …
KE: In erster Linie haben wir gar nichts davon, wir verdienen nichts daran und bekommen keinen Ruhm. Aber ich liebe diesen Job und habe mir bewusst das Friseurhandwerk ausgesucht, obwohl ich vorher etwas anderes gemacht habe (Kostja war Mechaniker, Anm.). Ich kann es persönlich nicht ab, wenn jemand schlecht über den Job des Friseurs spricht, diesen Job niedermacht, weil wir ja „nur“ Haare schneiden. Für mich ist es eine Wohltat jemanden für den Job zu motivieren. Wenn man für etwas einsteht, kann man auch investieren! Und das tun wir.
Interesse an Weiterbildung mit den BaBylissPRO Ambassadors?
►BaBylissPRO Education
Erfahrt hier mehr rund um das Thema ►KI - Künstliche Intelligenz.
Interesse an Weiterbildung mit den BaBylissPRO Ambassadors?
►BaBylissPRO Education
Für ihr Engagement beim Verein der Barber Angels Brotherhood E.V. wurden Kristina Flohr und ihre Schwester Daniela Hinz mit einem 10.000 Euro dotierten GOLDENE BILD der FRAU Award ausgezeichnet, den sie im Namen aller Barber Angels entgegengenommen haben, dazu gibt’s eine private Audienz beim Papst…
Barber Angel Tina im Gespräch mit Katja Ottiger
„Dem Papst die Arbeit der Barber Angels näherbringen.“
Tina, eine Audienz beim Papst?
Kristina Flohr: Ja (lacht), eigentlich ist das ein lang gehegter Wunsch von Claus Niedermaier (einer der Gründer der Barber Angels und Präsident International der "Bruderschaft der Friseure", Anm.), den wir ihm jetzt erfüllen können. Dieser Gutschein ist auf meine Schwester und mich personalisiert und wir möchten den Besuch beim Papst nutzen, unsere Projekte noch näher in den Fokus zu rücken und mehr publik zu machen, damit die Barber Angels weltweit wachsen können.
Bist du gläubig?
KF: Ja schon, aber ich habe nicht direkt etwas mit Religion „am Hut“. Ich bin des festen Glaubens, dass jede Kleinigkeit, die man Gutes tut, Gutes zurückbringt.
Annejet Trumpf im Interview mit Juliane Krammer
Annejet, du hast deinen Salon in einem kleinen Ort. Wie positionierst du dich mit deinen Preisen?
Annejet Trumpf: Mein Salon ist in einer ländlichen Gegend und auch wenn man es nicht vermutet, sind wir im mittel- bis hochpreisigen Segment angesiedelt. Im Umkreis sind wir einer der teuersten Salons und das Ziel ist definitiv ein hochpreisiger Salon zu werden.
"Ab 2025 werden wir nach Zeitaufwand kassieren und nicht nach Geschlecht oder Alter. Auch Kinderpreise fallen dann weg."
Wie willst du das erreichen?
AT: Als nächstes stehen bei uns genderneutrale Preise auf der Agenda. Bei der letzten Preisanpassung haben wir nur die Herren-Preise erhöht. Ab 2025 werden wir nach Zeitaufwand kassieren und nicht nach Geschlecht oder Alter. Auch Kinderpreise fallen dann weg. Eine halbe Stunde wird 52€ kosten.
"... ich muss die Preise anheben, damit ich aus dem Stress-Modus rauskomme."
Wie schafft man es in einem Dorf, das nicht einmal 6.000 Einwohner hat, so selbstbewusst Preise festzulegen?
AT: Es war eine lange Reise. Vor 11 Jahren, als ich mich selbstständig machte, richteten sich meine Preise nach den anderen Salons in der Umgebung. Ich entschied mich damals irgendwo dazwischen zu positionieren. Vor vier Jahren ist mir bewusst geworden, dass ich für meine Arbeit und auch die meiner Mitarbeiter gutes Geld verdienen will. Gerade in der Friseurbranche ist es wichtig, gute Löhne zu zahlen. Ich habe einen großen Salon mit 13 Plätzen, wir waren damals unterbesetzt und unter Dauerbelastung. Das war der entscheidende Punkt und ich wusste, ich muss die Preise anheben, damit ich aus dem Stress-Modus rauskomme. ► Sam Schüllers Mentorprogramm hat mir hier sehr weitergeholfen und mich empowered, meine Preisliste anzupassen.
"Auch ich beobachte, dass die Leute dem Thema (Extensions) gegenüber offener und mutiger geworden sind."
Liebe Stefanie, gefühlt sind Messen aktuell voll mit dem Thema Extensions. Spiegelt sich das auch so in deinem Salon wider?
Stefanie Kyrkos: Als ich den Salon 2020 gründete, habe ich mich auf Extensions spezialisiert und deswegen war mein Kundenklientel auch immer mit Fokus auf Haarverdichtungen bzw. -Verlängerungen. Auch ich beobachte, dass die Leute dem Thema gegenüber offener und mutiger geworden sind.
"Kunden, die ich vorher nicht als Extensions-Kunden eingeschätzt hätte, die kommen jetzt auch in meinen Salon."
Hast du bei deiner Salongründung rechtzeitig den Trend „Extensions“ erkannt und dich deswegen spezialisiert?
SK: Nein, für mich ist die Begeisterung schon immer a. Ich habe vor meiner Selbstständigkeit schon in einem Haarverlängerungs-Salon gearbeitet und trage selbst seit vielen Jahren Extensions. 2017 begann ich, mich darauf zu spezialisieren. Aber ja, Kunden, die ich vorher nicht als Extensions-Kunden eingeschätzt hätte, die kommen jetzt auch in meinen Salon. Früher waren es in der Regel die jüngeren Frauen, nun sind auch Damen Ende 50 regelmäßig bei mir. Auch diese Gruppe hat erfahren, dass sie mit ihrem feinen Haar nicht leben müssen, sondern etwas dagegen machen können. Das Haupt-Klientel machen aber Frauen Mitte 30 aus, die wirklich traurig darüber sind, dass sie feine Haare haben und sich mit Hilfe einer Haarverdichtung besser fühlen wollen.
1. Mullet
Der 80er Jahre Vokuhila ist zurück, aber moderner. Anstatt die längeren Haare dauer zu wellen, bleiben sie natürlich. Auch extravagante Variationen wie der Wolf Cut bleiben präsent.
2. Mittelscheitel
Die Zeiten der Bieber-Frise und des Elvis-Looks sind schon lange vorbei. Männer tragen ihre Haare gerne länger und vor allem mit Mittelscheitel.
3. Scherenschnitte
Die Haare werden länger und daher braucht es Scherenschnitte. Der Vorteil daran? Der Discount Barber kann bei Scherenschnitten nicht mithalten. Hebt euch ab und zeigt, was Schneidehandwerk bedeutet.
4. Locken
Locken bleiben hip. Ob Naturbelebung oder Dauerwelle, es gehört ins Barber-Portfolio.
5. Geheimratsecken
Geheimratsecken oder Haarverlust bleiben unbeliebt. Daher beraten, stylen oder ►Extensions.
Wenn die Lichter der Berliner Fashion Week angehen, entfalten sich hinter den Kulissen Kreativität und handwerkliche Meisterschaft. Backstage bei der Fashion Show von Alan Balletshofer spielen die Hair-Stylistinnen und Stylisten an der Seite von Alessandro Albanese (Head of Styling) eine zentrale Rolle, der in Sachen Tools auf BabylissPRO setzt, "deren innovativen Werkzeuge es uns ermöglichen, die einzigartige Designästhetik von Balletshofer durch einzigartige Hairstyles zum Ausdruck zu bringen.", so Alessandro.
Gemeinsam im Team entstanden Looks Frisuren, perfekt auf die Designs von Alan Balletshofer abgestimmt. Mit hochwertigen Tools kreierten sie präzise und innovative Looks, die die klaren Visionen des Berliner Designers zum Leben erweckten.
Ein Interview über die Zukunft des Friseur-Handwerks, neue Zugänge der Innungsarbeit und einer neuen Ära für Friseur*innen.
Katharina Walker im Interview mit Juliane Krammer
Katharina, du führst deine Frisier-Bar in Würzburg und bist zudem Obermeisterin der fusionierten Innungen Bad Kissingen, Würzburg und Main-Spessart. Wie kam es dazu? Katharina Walker: Es ist wichtig, sich zu engagieren, deswegen beschloss ich vor vier Jahren, eine Innungsversammlung zu besuchen. Ich war damals noch kein Innungsmitglied und konnte den Sinn dahinter nicht sehen - so wie viele andere auch …
Die erste Innungsveranstaltung: "Das ist aber traurig hier."
Welchen Eindruck hattest du bei deiner ersten Innungsveranstaltung?
KW: Ich dachte mir: „Das ist aber traurig hier.“ Es waren, inklusive mir, nur fünf Personen anwesend. So kam ich aber mit dem Vorstand schnell ins Gespräch. Infolge wurde ich von unserer ehemaligen Obermeisterin immer wieder zu Veranstaltungen eingeladen und Leuten vorgestellt.
Viele Salons in ländlichen Gegenden haben Sorge davor, Preise zu erhöhen. Warum du nicht?
AT: Ich will meinen Mitarbeitern mehr Geld bezahlen und selbst freier werden. Ich arbeite tatsächlich nur mehr 2 ½ Tage im Salon und in der restlichen Zeit kümmere ich mich ums Unternehmen, recherchiere Schulungen, schau mich um, welche Neuheiten ich im Salon aufnehmen möchte.
Unsere meisten Kunden kommen gar nicht aus Ebstorf direkt, sondern von weiter her. Von Uelzen, Lüneburg bis Hamburg nehmen diese den Weg zu uns auf sich. Viele freuen sich darüber, dass sie einen Parkplatz direkt vor der Salon-Tür haben. Einige Kunden aus dem Dorf sind da etwas schwieriger.
Inwiefern?
AT: Häufig gab es die Situation, dass an der Kasse gefragt wurde: „Seid ihr schon wieder teurer geworden?“ Mittlerweile antworte ich mit einem klaren „Ja“. Sie haben die Wahl, entweder möchten sie ihr Geld bei mir bezahlen oder sie können sich einen anderen Salon aussuchen. Ich bin da auch niemandem böse, denn für mich muss es irgendwie nach vorne gehen. Früher war das anders, da habe ich versucht, mich zu rechtfertigen, warum das so ist.
"Wenn es in meinem Salon so weit ist, dass ich Kunden eine Preiskalkulation erklären muss, läuft etwas schief. Ich muss mich nicht rechtfertigen, wie sich meine Preise zusammenstellen."
Das heißt, bei dir wird nicht über Preise mit der Kundschaft gesprochen?
AT: Natürlich kann man in einem Gespräch auch auf das Thema Preise kommen. Viele wissen auch gar nicht, was bei einer Selbstständigkeit dahintersteckt. Das haben die Kunden auch gar nicht am Radar. Aber ich würde nicht so weit gehen und meine komplette Dienstleistung aufschlüsseln, geschweige denn, den Kunden meinen Gewinn mitteilen. Wenn es in meinem Salon so weit ist, dass ich Kunden eine Preiskalkulation erklären muss, läuft etwas schief. Ich muss mich nicht rechtfertigen, wie sich meine Preise zusammenstellen. Sie können sich auf der Website oder der Preisliste im Schaufenster informieren, wieviel welche Dienstleitung kostet. Im Gegensatz dazu macht eine Aufschlüsselung für das Team Sinn, damit sich alle Mitarbeiter vorstellen können, wie sich Preise zusammensetzen.
Hat sich mit der Preis-Umstrukturierung auch etwas im Team verändert?
AT: Mein Team ist gewachsen. Ich habe jetzt vier Mitarbeiterinnen und eine Rezeptionistin. Eine Mitarbeiterin von früher habe ich sogar wieder zurückgewinnen können. Nun gibt es bei uns alle 14 Tage eine 4-Tage Woche und mein Team kann sich die Arbeitszeiten ganz flexibel einteilen. Zwischen 8-20 Uhr können sie arbeiten, wann sie wollen. Ich setze auf selbstbestimmtes Arbeiten. Ab 2025 soll bei uns dann auch final die 4-Tage Woche einziehen. Diese Umstellung hat im Team einen anderen Zusammenhalt gebracht. Das schaffte bis jetzt keine Lohnerhöhung oder ein Geschenk. Die Stimmung hat sich richtig gedreht und man spürt, dass sich das positiv auf das ganze Team auswirkt.
Vielen Dank, Annejet, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Wie sieht es bei dir mit Schnitt und Farbe im Salon aus?
SK: Blonde Frauen kämpfen häufiger mit feinem Haar, so mach ich auch viele Blond-Färbungen. Genauso kommen viele Frauen zu mir, deren blond gefärbte Haare durch falsches Blondieren abgebrochen sind.
Kommen zur dir auch Kunden nur zum Waschen, Schneiden, Föhnen?
SK: Rund 70% sind bei mir für Extensions und Farbe, der Rest kommt zum Waschen, Schneiden, Föhnen.
Nutzen auch Männer den Haarverdichtungs-Service?
SK: Leider habe ich bis jetzt keine Kunden, würde es aber ganz toll finden. Da herrscht noch Unsicherheit.
Wie viel Zeit nimmt eine Extensions-Kundin in Anspruch?
SK: Es kommt vor, dass ein langer Arbeitstag mit 3 Extensions-Kundinnen inklusive Farbe gefüllt ist. Das ist aber auch nur möglich, weil ich das seit vielen Jahren fast täglich mache. Ich bin routiniert und das ist auch nicht stressig für mich.
Wie groß ist dein Team?
SK: Im Moment ist mein Team noch klein mit einer Mitarbeiterin, aber mit Anfang Juli und Anfang September kommt jeweils eine neue Friseurin. Sie werden alle Extensions machen.
Bringen die schon das Know-how mit oder müssen die neuen Team-Mitglieder die Extensions-Skills von der Pike auf lernen?
SK: Meine Mitarbeiterin, die seit 2 ½ Jahren bei mir ist, hat davor schon mit Great Lengths gearbeitet, genauso wie die eine Friseurin, die im Juli nachkommt. Das neue Team-Mitglied, das mit September starten wird, hat bis jetzt nur mit Tapes gearbeitet. Je nach Wissenstand wird sie von mir zu Seminaren geschickt, wo sie an Modellen arbeitet, um routinierter für den Salon zu werden. Sobald sie von mir das OK bekommt, kann sie dann Salon-Kundinnen bedienen.
Wie viel Zeit bedarf es, um eine Expertise, wie du sie hast, an den Tag zu legen?
SK: Ich arbeite mit Great Lengths zusammen und habe alle Seminare gemacht. Die Routine ist das Um und Auf. 3 Extensions-Kundinnen die Woche sind dafür meiner Meinung nach ein Muss.
"Eine Durchschnittskundin zahlt bei mir rund 900 Euro fürs Einsetzen. Da kommt noch waschen, schneiden, föhnen mit rund 80€ dazu, also kassiere ich ca. 1000 Euro pro Kundin."
Was kann ich mit einer Extensions-Spezialisierung verdienen?
SK: Diese Kundinnen kommen 2-3 Mal im Jahr, da sie in der Regel ihre Extension 4-6 Monate im Haar behalten. Eine Durchschnittskundin zahlt bei mir rund 900 Euro fürs Einsetzen. Da kommt noch waschen, schneiden, föhnen mit rund 80€ dazu, also kassiere ich ca. 1000 Euro pro Kundin. Für das Entfernen von Extensions berechne ich 50 Euro die halbe Stunde.
Das klingt im ersten Moment nach viel Geld. Wie reagieren die Kundinnen auf diese Kosten?
SK: Ich bin von Anfang an transparent. Beim gratis Beratungsgespräch erkläre ich, wie eine Behandlung abläuft, zeige die Qualität der Extensions und sage, was es kostet. In der Regel braucht es da kein Argumentieren des Preises.
Warum führst du die Extensions-Preise nicht auf deiner Website an?
SK: Das liegt daran, dass beim Beratungsgespräch die konkreten Kundenwünsche ermittelt werden und ich erst danach klar sagen kann, was machbar ist. So kann ich die Kosten final berechnen. Es kommt hier nämlich auf Menge und Länge der Strähnen an, ob eine Behandlungsbox für zu Hause schon vorhanden ist, … und so weiter.
Leisten deine Kundinnen eine Anzahlung?
SK: Ja, 200 Euro verrechne ich im Vorhinein.
Sind No-Shows ein Thema bei dir im Salon?
SK: Nein, das Problem habe ich nicht. Das liegt vermutlich auch daran, dass die meisten Kundinnen, die zu mir kommen, sich bereits beim Beratungstermin für eine Behandlung entscheiden. Es ist sehr selten, dass eine Kundin danach keinen Termin bei mir macht. Eine Haarverlängerung bzw. eine -Verdichtung ist ein sehr sensibles Thema für viele. Sie kommen zur mir, weil sie eine Lösung für ihr Haarproblem wollen. Das bedeutet für so manche Kundin eine massive Überwindung, darüber zu sprechen, dass sie sich nicht wohl fühlen und Hilfe suchen. Wenn sie dann das Vertrauen gewonnen haben, wollen sie einfach nur mehr schöne, tolle Haare haben.
" ... ich habe im Moment auch irre viel Bewerberinnen."
Wie viele Kunden hast du in deinem Salon?
SK: Es sind bestimmt nicht so viele, wie in anderen Salons, weil wir in der Regel lange Termine haben und deswegen auch nicht so viele Kunden täglich bedienen. Ich schätze so um die 200. In der Vergangenheit musste ich auch einen Kundenaufnahmestopp machen. Ich habe einen kleinen Salon mit vier Arbeitsplätzen und diese sind ab September alle belegt. Deswegen überlege ich, anzubauen, denn ich habe im Moment auch irre viel Bewerberinnen.
Viele Salonbetreiber*innen klagen darüber, dass sie keine Bewerbungen erhalten. Warum ist es bei dir anders?
SK: Es bewerben sich bei mir Friseurinnen, die selbst Extensions-begeistert sind. Sie lieben lange Haare und haben Spaß daran, Blond-Looks zu kreieren. Darauf liegt der Schwerpunkt meines Salons und deshalb bewerben sie sich bei mir.
Du hast selbst gesagt, dass Kundinnen und auch Friseurinnen offener für Extensions geworden sind. Macht dir das Sorgen, dass die Konkurrenz durch andere Salons nun stärker wird?
SK: Überhaupt nicht! Ich freue mich, wenn Extensions auch in anderen Salons gut ankommen. Wir Unternehmer und Unternehmerinnen sollten uns gegenseitig unterstützen, denn jeder hat seine eigene Salon-Philosophie. Der eine Salon ist vielleicht lauter, der andere ruhiger, … und so weiter. Es gibt genug Kunden für alle Salons.
Danke, Stefanie, für deine Zeit und den Einblick in deinen Salon-Alltag. Alles Gute für die Zukunft!
6. Effortless both ways
Alles muss so aussehen, also würde kaum Aufwand drinstecken. Weder beim Schnitt noch bei der Farbe. Es braucht also gute Schnitte und Stylings, die wenig Aufwand für den Kunden daheim bedeuten.
7. Frauen im Barbershop
Immer mehr junge Frauen stehen auf androgyne Looks. Eine coole neue Zielgruppe?
8. Bart
Viele junge Männer haben derzeit eines gemeinsam: Ihren Schnauzer. Der berüchtigte Porno-Balken wie bei Freddy Mercury ist super gefragt.
9. Glatze
Dass Männer Glatzen tragen, ist per se nichts Neues, aber aufgepasst, Kopfhautpflege dafür schon! Auch wenn Männer sich die Glatze selbst rasieren, kann man sie im Bereich Service beispielsweise mit einem ►Head Spa wieder in den Salon locken.
10. Augenbrauen
Gestylte Augenbrauen sind längst nicht mehr nur Frauensache, also sprecht Augenbrauen-Styling auch beim Mann an.
War die Fusion der drei Innungen schon länger geplant?
KW: Das hat sich im letzten halben Jahr ergeben. Wie auch viele andere Innungen hatten Main-Spessart und Bad Kissingen das Problem, Stellen nicht besetzen zu können. Wenn keiner bereit ist, ehrenamtlich in der Innung tätig zu sein, droht die Auflösung. Die aktiven Mitglieder der Innungen wollten diese unbedingt erhalten und so wurden Würzburg, Bad Kissingen sowie Main-Spessart zusammengelegt.
Der Vorstand ist in ausschließlich weiblicher Hand, welche Dynamik nimmst du hier wahr?
KW: Es ist toll mit diesen Frauen zusammenzuarbeiten. Die gegenseitige Unterstützung und das entstandene Netzwerk sind eine absolute Bereicherung. Aber klar, je mehr engagierte Mitglieder wir haben, umso besser, egal welchen Geschlechts!
„Wir verwenden medizinische Waschhauben und haben spezielles Laus- und Flohmittel dabei.“
Wenn ihr in Kirchen oder Notunterkünften stylt - macht ihr da ausnahmslos Trockenhaarschnitte?
KF: Wir verwenden Waschhauben aus der Medizin, die beispielsweise bei Operationen am Kopf zum Einsatz kommen. Diese sind innen feucht und beim Massieren des Kopfes werden Tenside freigesetzt, die Haare und Kopfhaut reinigen. Immer dabei haben wir auch ein spezielles Laus- und Flohmittel. Im Fall des Falles können die Leute ohne großes Aufsehen von uns separat behandelt werden. Da wir alle paar Wochen wieder vorbeikommen, ist das nicht schlimm, dann gibt es den Haarschnitt eben beim nächsten Mal.
Wie ist das mit Corona?
KF: Wir haben natürlich ein entsprechend hohes Hygienekonzept entwickelt – Fort Knox, könnte man sagen. Wir müssen auf alles vorbereitet sein, du weißt ja nicht, ob jemand z.B. Hepatits C hat. Menschen, die auf der Straße leben, haben ein komplett anderes Immunsystem und vertragen krasse Sachen. Davor müssen wir unsere Friseure und Gäste schützen.
„Nicht geduscht? Wenn es nur das ist, ist es nicht schlimm.“
Hast du manchmal Berührungsängste?
KF: Nein, nie. Manche Menschen haben nicht die Möglichkeit sich regelmäßig zu duschen. Ich mache da keine Unterschiede. Wenn es nur das ist, ist es nicht schlimm. Ich möchte jedem, dem ich Haare und Bart schneide, ein Gefühl der Menschlichkeit geben und das Gefühl gemeinsamer Augenhöhe.
Wie nah gehen dir diese Schicksale?
KF: Manchmal denkt man, alles ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenn man am untersten Glied der Kette agiert, spürt man, dass man etwas bewirken kann. Wir können menschliche Wärme geben und manchmal helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Es ist traurig, dass 2,5 Millionen Menschen in Deutschland keine Wohnung bzw. nicht genügend zu essen haben. Hinzu kommen die vielen Steine, die diesen Menschen in den Weg gelegt werden, gerade bei Beamtengängen. Eigentlich müsste die Politik etwas tun, denn die kann die Gelder freigeben.
Die innovative und dynamische Marke Balletshofer beeindruckt mit einem multidisziplinären Ansatz, der die Grenzen zwischen traditioneller Schneiderei, progressiver Streetwear und zeitloser Eleganz verschwimmen lässt.
"Landesinnungsverbände, der Zentralverband, … müssen mit den Infos und Wünschen der Unternehmen gefüttert werden und die lokale Innung kann ich als Sprachrohr nutzen."
Du hast gesagt, dass du zu Beginn deiner Selbstständigkeit keinen Sinn einer Innungsvertretung erkannt hast, wann kam es zum persönlichen Mind-Shift?
KW: In Pandemie-Zeiten habe ich mich gefragt, wer das Sprachrohr für uns Friseur-Unternehmenden ist. Da waren die Landesinnungsverbände, der Zentralverband, … und ich dachte mir: Die Personen dahinter müssen mit Infos und Wünschen der Unternehmen gefüttert werden. Ich wollte die lokale Innung als Sprachrohr nutzen.
Du bist jung, tätowiert, weiblich – ein Bild, das in Köpfen vieler momentan nicht das „klassische Innungsmitglied“ repräsentiert. Hat es für dich Hürden gegeben?
KW: Diese Frage wurde mir schon sehr oft gestellt und ich kann nur betonen, dass das niemals Thema war - im Gegenteil: Alle fanden es gut, dass ich Teil der Innung bin. Es öffnet Türen für andere, progressivere Unternehmen.
"Eine Innung muss sich heute anders aufstellen und mehr bieten, als einfach nur Informationen zu veröffentlichen oder Briefe vom LIV weiterzuleiten. Jeder kann sich die Infos einfach im Internet holen."
In unserer Community gab es oftmals rund um das Thema „Innung“ Meinungen, wie „verkrustete Strukturen, die nicht aufgebrochen werden können“, deswegen verzichten sie auf Mitgliedschaften. Wie siehst du das?
KW: Es wird für mich als Obermeisterin bestimmt mühsame Situationen geben. Es sind auch genügend alte, starre Strukturen vorhanden, weil viele Innungsmitglieder um vieles älter sind. Eine Innung muss sich heute anders aufstellen und mehr bieten, als einfach nur Informationen zu veröffentlichen oder Briefe vom LIV weiterzuleiten. Jeder kann sich die Infos einfach im Internet holen.
"Viele wollen, dass etwas geleistet wird, sind aber nicht bereit, sich auf Neues einzulassen. Das sind der Knackpunkt und die Herausforderung."
Was sind deine persönlichen Ziele als Obermeisterin?
KW: Die Kommunikationskanäle ausweiten! Man muss Social Media verstehen und besser nutzen. Dazu braucht es jüngere Leute und deswegen will ich unbedingt neue Betriebe als Mitglieder erreichen. Ich bin guter Dinge und sehe das vorhandene Potenzial. Die jungen Leute haben Bock, sich zu engagieren. Für mich gilt es, den Spagat zu schaffen und die bestehenden Innungsmitglieder trotzdem noch zu erreichen. Viele wollen, dass etwas geleistet wird, sind aber nicht bereit, sich auf Neues einzulassen. Das sind der Knackpunkt und die Herausforderung. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Innungsarbeit transparenter zu gestalten. Viele wissen nicht, was dort passiert, dass wir das ehrenamtlich machen, aber auch noch im Salon arbeiten. Ich möchte mehr Wertschätzung gegenüber Innungsmitgliedern schaffen und das große Plus „Netzwerk“ nach außen tragen.
"Viele haben nur die Möglichkeit, Missstände untereinander im Team zu besprechen. In der Innung kann ich mir Gehör verschaffen und andere zum Diskutieren einladen."
Hand aufs Herz: Einen Salon zu führen und auch noch ehrenamtlich als Obermeisterin tätig zu sein, klingt nach jede Menge Arbeit …
KW: Ich interessiere mich für sehr viele Themen, für andere Menschen und Salons. Der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen ist großartig und wenn ich dann noch weiterhelfen kann, ist das ein schönes Gefühl. Außerdem bin ich sehr neugierig und über die Innung erfahre ich Nachrichten schneller. (lacht) Ich fahre gern auf Tagungen, knüpfe Kontakte und freue mich, dass meine Meinung gehört wird. Viele haben nur die Möglichkeit, Missstände untereinander im Team zu besprechen. In der Innung kann ich mir Gehör verschaffen und andere zum Diskutieren einladen.
Bewerbungen: "Das Interesse am Friseurberuf wird wieder größer und das Berufs-Image besser."
Wie siehst du die Zukunft des Friseurhandwerks?
KW: Wir müssen neue Wege einschlagen, um uns längerfristig auf dem Markt zu beweisen. Trotzdem sehe ich eine gute Zukunft vor uns. Das Friseurhandwerk wird wieder mehr geschätzt. Ich verspüre einen Aufschwung. Auch im Hinblick auf Bewerbungen. Ich bekomme viel mehr als die Jahre zuvor. Das Interesse am Friseurberuf wird wieder größer und das Berufs-Image besser.
Woran liegt das deiner Meinung nach?
KW: Instagram ist voll mit Haar-Videos. Egal, ob Friseur oder Kunde – wer sieht die nicht gerne an? Es erkennen viele die kreative Arbeit dahinter, man kann sich künstlerisch austoben. Ich hätte mehr Azubis einstellen können, jedoch möchte ich der Aufgabe als gute Ausbilderin gerecht werden, denn der Nachwuchs fordert mittlerweile sehr viel.
Inwiefern?
KW: Azubis wollen am liebsten jeden Tag Modelle machen und täglich etwas Neues ausprobieren. Ich finde, das ist eine gute Entwicklung.
Was kann die Innung für den Nachwuchs tun?
KW: Viele Salons setzen auf Spezialisierung. Wir wollen als Innung den jungen Leuten für ein geringes Entgelt bzw. gratis Seminare von Top-Leuten anbieten. Wir als Ausbildungsbetrieb, aber auch Innungsmitglieder müssen für die Azubis zugänglich sein, denn sie haben viele Fragen.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Wenn du dann, wie bei der Verleihung des GOLDENE BILD der FRAU Awards, zwischen all den Promis sitzt… wie fühlt sich das an?
KF: Klar denkt man: Mein Gott haben wir nicht alle zu viel? Aber wir sollten kein schlechtes Gewissen haben, denn wir arbeiten auch dafür. Allerdings sollten wir auch abgeben, denn wir haben das Glück, dass der Kelch an uns vorbei zu gehen scheint. Und das tun die Leute bei solch einer Veranstaltung ja auch: abgeben.
„Unsere Kutten brechen das Eis auf.“
Warum tragen die Barber Angels Motorradkluft?
KF: Die Kluft nimmt den Menschen auf der Straße Hemmungen. Wir Friseure sind gern individuell und ziehen uns gern schick an. Auf der Straße würde keiner der Leute zu uns Vertrauen aufbauen. Deshalb sind die Motorrad-Kutten perfekt, sie brechen das Eis auf.
„Mir ging es selbst so. Als Jugendliche bin ich drei Tage auf der Straße gewesen.“
Ihr verhelft euren Gästen zu einer äußeren Veränderung – wie schaut das mit der inneren aus?
KF: Viele unserer Gäste, die zu uns kommen, sind verzweifelt. Aber auch froh, jemanden zu treffen, der ihnen zuhört und manchmal auch einen Tipp geben kann. Weißt du, jeder Barber Angel hat seine eigene Geschichte. Du wirst nicht einfach so ein Barber Angel. Wir haben in unseren eigenen Reihen Kollegen, die auf der Straße gelebt haben. Mir ging es selbst so. Als Jugendliche bin ich drei Tage auf der Straße gewesen und wusste nicht wohin. Das waren zwar nur drei Tage, aber ich kann ein wenig nachempfinden, wie sich das anfühlt kein Obdach zu haben und niemanden, zu dem man gehen kann. Ich hatte das Glück, dass Freunde mich aufgenommen haben, die meinten: „Nein Kristina, nicht DU!“ Freunde haben mich damals gerettet, aber dieses Glück haben nicht alle.
Welches Erlebnis hat dich in deiner Arbeit als Barber Angel am meisten berührt?
KF: Das ist schwer zu sagen, da gibt es tausende Geschichten! Aber um eine zu erzählen: Eine Frau aus München, die unter schwerster häuslicher Gewalt litt, hatte es zwar irgendwann geschafft, ihren Lebenspartner zu verlassen, geriet aber trotzdem in eine Abwärtsspirale: Ihre vier Kinder wurden ihr weggenommen, sie traf die falschen Freunde, falsche Entscheidungen, hinzu kamen Drogen. Ich hatte ihr damals im Frauenhaus in München die Haare geschnitten und sie dabei so behandelt, wie ich das eben mit jeder „normalen“ Kundin auch tue. Das hat sie sehr berührt und in ihrem Selbstvertrauen bestärkt. Zwei Tage später ist sie „aufgewacht“ und hat sich gesagt, sie nimmt die Tipps an und bekommt ihr Leben wieder in den Griff. Jetzt hat sie einen gut bezahlten Job, eine Wohnung und ihre Kinder zurück. Es ist schön zu sehen, was man mit Kamm und Schere machen kann.
Was nimmst du dir aus dem Frauennetzwerk der BILD der FRAU Preisträgerinnen mit?
KF: Das ist ein ganz besonderes Netzwerk und ich bin dankbar für viele neue Möglichkeiten. Das war jetzt erst der Anfang und ich denke, es werden einige Zusammenarbeiten zustande kommen. Die Preisträgerinnen setzen sich für die verschiedenste Projekte ein, für kranke Kinder, für Menschen mit Behinderung oder für innovative Umwelt- und Lebensprojekte. Einiges davon lässt sich mit Haareschneiden sicher verbinden.
Diese Philosophie spiegelt sich nicht nur in den Kollektionen wider, sondern auch in den vielfältigen Haarstylings, die auf der Fashion Week präsentiert wurden: Von eleganten, klassischen Frisuren bis hin zu avantgardistischen Kreationen zeigt sich die kreative Vielfalt und das handwerkliche Können der Stylenden backstage.
Auf dem Laufsteg im Gropius Bau, einer genialen Ausstellungslocation in Berlin, wurde diese Vielfalt an Haartrends, bei denen es vor allem um die Inszenierung verschiedener Haartexturen ging, präsentiert - von ultraglatten, glänzenden Sleek Looks bis zu 70er-inspirierten Soft-Waves und natürlichen Locken im Halo-Style.
Gestylt wurden die verschiedenen Styles mit dem neuen, innovativen ►Falco Dryer von BaBylissPRO, dessen präzise Luftsteuerung und vielseitigen Aufsätze das sanfte Trocknen und Definieren von Locken ermöglichen; die beiden mitgelieferten Zentrierdüsen glätten die Haarstruktur während des Trocknens und kreieren so mühelos ultra-glatte Sleek Looks.
Katharina Walker führt ihre Frisier.bar in Würzburg mit insgesamt 4 Hair-Stylistinnen und 4 Azubis.
Über Kristina Flohr
- klassische Friseurausbildung
- seit 5 Jahren reine Herrenfriseurin / Barbarella
- Gastbarbarella, „rent a barber“: www.barberlady-tina.de
- Ab November: neue Station Zürich, begrenzt auf ein Jahr bei MEMOMEN Barber Club, (https://memomen.ch/)
- Barber-Schulungen und Showarbeit
- Barber Angels: Gründungsmitglied (insges.8 Gründer), Centurio (Regionalleiter)
Credits:
Head of Hair: Alessandro Albanese
Hair: Ioanna Kofina, Suzana Santalab, Adis Zulic, Nele Alvermann
Label: BALLETSHOFER
Designer: ALAN BALLETSHOFER
Fotograf: Niklas Kamp
Spendenkonto Barber Angels
Volksbank Biberach
Kontoinhaber: Barber Angels Brotherhood e.V.
IBAN: DE22 6309 0100 0115 1160 01
Betreff: Spende-cutting edge-brotherhood-ev.
Der Verein "Barber Angels Brotherhood E.V." vereint mittlerweile über 400 FriseurkollegInnen und hat Ableger in Österreich, der Schweiz, in Spanien, den Niederlanden und Norwegen. Sie schneiden Wohnungslosen kostenlos die Haare und geben diesen Menschen neben einem neuen Aussehen auch Würde und Hoffnung und vermitteln ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Die quirlige Friseur-Weltmeisterin Edith Milchmeier-Merl entspringt einer Friseurdynastie und arbeitet gefühlt rund um die Uhr. Na und? Arbeit ist ihr Hobby! Sie und ihr Mann Matthias Merl leben eigene Karrierepläne und die pubertären Pfleglinge, sprich Azubis, sind in Bestform.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
Fakten
- Friseur International Milchmeier
- Salons in Geisenfeld, Wolnzach, Ingolstadt und Friseur Reitter in Regensburg
- 28 Mitarbeiter | davon 9 Auszubildende
- http://milchmeier.de/ | http://www.friseur-reitter.de/
Sie beide sind umtriebig in Sachen lernen. Jetzt testen Sie gerade Goldwells „Be the Best Program“?
Ja! Unsere Azubis sind mit die ersten, die dieses Pilotprojekt testen dürfen. Dieses erweiterte Ausbildungstool geht über 3 Jahre und ist an die Berufsschule gekoppelt.
Edith: Einmal im Monat fährt mein Mann mit 6 unserer Auszubildenden in die Goldwell Akademie nach Darmstadt.
Was passiert dort?
Sie erhalten eine Eliteausbildung. Sie bekommen Intensivschulungen in Sachen Haare waschen, Produktwissen, Schneide- und Färbetechniken, Kommunikation. Alle Azubis aus dem ersten Lehrjahr sind dabei, Start war im September.
"Die Frage ist: Kommen sie mit einem Einser oder einem Zweier da raus?"
Was ist Ihr Benefit?
Die Azubis sind absolut engagiert, haben von Anfang an ein selbstbewussteres Auftreten, das merkt auch der Kunde. Sie gewinnen Sicherheit in Theorie und Praxis, gehen topfit in die Prüfungen. Da stellt sich lediglich die Frage: Kommen sie mit einem Einser oder einem Zweier da raus? Sie lernen intensiver! Es bleibt einfach mehr hängen. Wie sind Sie zum Programm gekommen? Über Goldwell, explizit über Andrew Ulm, er hat uns das Pilotprojekt vorgeschlagen.
"Wir gehen stark in Vorleistung, aber Ausbildung ist Zukunft."
Mit welchen Kosten ist das verbunden?
Das ist schon ein großer Kostenblock. Aber wir wollen jeden bestmöglich ausbilden, so dass er in unserem Unternehmen bleibt. Wir wissen, wir gehen hier sehr stark in Vorleistung, die Zukunft der jungen Menschen liegt in der Ausbildung. Macht das andere Mitarbeiter neidisch? Bei uns gibt es für jeden Mitarbeiter seinen persönlichen Karriereplan. Wir fragen nach: Was steht an, wie möchtest du dich entwickeln? Jeder Mitarbeiter hat fixe Seminarvorgaben, im Schnitt sind das 8 Schulungen im Jahr, ca. alle 4 – 6 Wochen, das ist bei uns Standard.
"Seminare alle 4 – 6 Wochen, das ist bei uns Standard."
Was sind das für Seminare?
In-Salon Trainings, Goldwell "Be the Best Program", Meininghaus Schulungen. Das sind wirklich hohe Investitionen, oder? Natürlich. Wir zahlen alles, außer bestimmte Sonderausbildungen, wie z.B. den Goldwell Mastercoloristen, der mit höheren Kosten verbunden ist, unterstützen wir unsere Mitarbeiter finanziell. Wir sind immer ein Familienunternehmen gewesen! Unsere Mitarbeiter gehören zu uns und wir kennen die Familien, die hinter ihnen stehen. Das entwickelt Loyalität.
Wie gehen Sie hier mit dem zeitlichen Mehraufwand um?
Weiterbildung ist immer Arbeitszeit, das ist motivierender und moderner. Da müssen wir alle mit der Zeit gehen. Wir haben einen fixen Schulungsjahresplan im Salon hängen, der wird im Januar mit Goldwell ausgearbeitet und später mit dem Schulungsleiter im Details besprochen. Jeder Mitarbeiter weiß mindestens 4 Wochen vorher Bescheid und kann entsprechend planen.
Wie schaut es denn mit der Willigkeit der Mitarbeiter aus? Die sind willig und haben immer auch gute Ideen. (lachen) Wie vergüten Sie Auszubildende? In Bayern sind wir an den allgemeinverbindlichen Tarifvertrag gebunden. Wenn sie bereits mitarbeiten, werden Sie am Umsatz beteiligt. In der Regel ist das nach dem 1. Lehrjahr.
Die GROKO stellt einheitliche Ausbildungsvergütung für alle Azubis in allen Branchen in Aussicht. Wie sehen Sie das?
Wir haben in Bayern einen verbindlichen Manteltarifvertrag, der sehr hoch ist. Azubis generieren in der Anfangszeit keinen Umsatz, daher wäre eine höhere Vergütung erstmal nicht tragbar. Schon jetzt sinkt in Deutschland die Zahl der Ausbildungsbetriebe aus diesem Grund. Sollte die Vereinheitlichung zu einem starken Anstieg der Ausbildungsvergütung im Friseurhandwerk führen, würde es wahrscheinlich kaum noch Ausbildungsbetriebe geben.
"Preisfrisieren ist die härteste Ausbildung..."
Frau Milchmeier-Merl, Sie wurden 2008 Weltmeisterin im Team. Lässt sich Nachwuchs noch zum Preisfrisieren motivieren?
Preisfrisieren ist die beste aber auch die härteste Ausbildung, die man in unserem Beruf durchlaufen kann. Sie bringt unglaublich viele Erfahrungen in allen Bereichen und ein Gefühl für Formen und Farben. Aber es verlangt Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und den Mut, sich zu messen. Die Motivation beim Nachwuchs ist oft da - bis es heißt, jeden Tag nach der Arbeit, in der Freizeit und an Wochenenden zu trainieren. Da bleiben dann leider nur noch wenige übrig. Haben Sie Probleme bei der Azubifindung? Wir haben aktuell gar keine Probleme. Natürlich haben wir nicht mehr die Masse an Bewerbungen, da liegen keine 20-30 mehr am Tisch, sondern nur mehr fünf. Aber drei davon sind megaengagiert und motiviert.
"Jemand der faul ist, bewirbt sich nicht in einem Weltmeister-Salon."
Wie finden Sie Azubis?
Die jungen schauen vorher im Internet und machen sich schlau. Jemand der faul ist, bewirbt sich nicht in einem Weltmeister-Salon. Bei uns am Land funktioniert auch viel über Mundpropaganda. Die Mädels erzählen ihren Freundinnen, dass sie sich wohl fühlen und dass sie viele Seminare machen. Wir haben auch Kollegen, die uns Bewerber schicken, weil sie keine Kapazitäten haben oder denken, dass wir dem ein oder anderen mehr bieten können. (Schmunzelnd:) Wir bekommen immer die Fleißigen ab. Viele Seminare? Das schreckt Jugendliche nicht ab? Nein, gar nicht. Denn wir selektieren im Vorgespräch, laden immer auch die Eltern ein und klären ab, was auf die Jugendlichen zukommt. Wem das zu viel ist, der blockt von allein.
"Der Nachwuchs ist in der pubertären Pflegephase bestens bei uns aufgehoben."
Wie sind die Reaktionen der Eltern? Hat sich die Haltung gegenüber dem Friseurberuf verändert?
Die ist heute besser, auch, weil die Mädels wissen, was sie wollen. Die sagen einfach deutlich, dass sie immer schon Friseurin werden wollten und sich nichts anderes vorstellen können. Wenn die Eltern dann hören, dass wir die Auszubildenden fordern, gehen die mit einem entspannten Gefühl nach Hause, denn der Nachwuchs ist bei uns in der pubertären Pflegephase bestens aufgehoben! (lachen)
Die alte Mauerwand in Backsteinoptik und die mit Roségold verkleidete Spiegelwand zeigen, wie urbanes Ambiente trotzdem noch elegant wirken kann. Denn durch die vielen Goldtöne wirkt der Salon edel und angesagt zugleich. Helle Akzente, wie die weißen Ledersessel am Eingang des Ladens, die mit den Friseurhockern farblich abgestimmt sind, und die fliederfarbenen Sessel sorgen für eine gemütliche Atmosphäre im roségoldenen Raum. An den Frisierplätzen gibt es royalblaue Wandmalereien, die tropische Pflanzen darstellen. Trapezförmige Spiegel verzieren die weißen Wände mit den Malereien. Die im ganzen Raum stimmig verteilten grauen Elemente in Mamoroptik fallen erst bei genauerem Hinschauen auf. Durch sie werden die goldenen und hellen Töne ausgeglichen. Edel und außergewöhnlich schlicht zeigt dieser Laden, wie der classy Urban Style umgesetzt werden kann.
DC HAIR CLUB gehört der AIDA-Gruppe mit an, die rund 250 MitarbeiterInnen an mehr als 50 Standorten in Mitteldeutschland beschäftigt haben.
India Aufinger ist Blond-Spezialistin im Karlsruher Salon BEKY und Freelancerin für Revlon Professional. Spezialisierung ist in der Corona-Zeit nicht einfach, denn vielen steht nach Neuem kaum der Kopf.
Im Gespräch mit Raphaela Kischnick
„Blond bleibt die Königsdisziplin.“
„Wenn du BEKY sagst, dann meinst du blond!“ ist euer Motto – wie kam es dazu, dass ihr euch auf Blond spezialisiert habt?
India Aufinger: Wir arbeiten alle sehr theoretisch und da begeistert uns blond sehr.
Blond bietet ein extrem weites Spektrum, welches sehr viel Wissen benötigt. Wir sind allesamt kreative Köpfe und haben diese Theorie stark verinnerlicht. Bevor wir irgendetwas machen, wird das jedem Mitarbeiter weitergegeben.
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Herr Dr. Fischer, wie geht es Ihnen im jungen 2021?
Dr. Thomas Fischer: Meine Familie und ich persönlich sind gesund. Der Unternehmensgruppe geht es den Umständen entsprechend gut. Wir sind mit enormen Anstrengungen und besonderen Engagement unserer Mitarbeiter durch das Jahr 2020 gekommen. Die Leistungsträger des Unternehmens haben ihre Ärmel hochgekrempelt und sind mit vielen Lerneffekten durch das Krisenjahr gekommen.
Welche Lerneffekte sind hervorzuheben?
DrTF: Organisation, Logistik, Abstimmung und Kommunikation sind das A und O in der Krise, insbesondere auf Mitarbeiterebene. Einige Mitarbeiter konnten ihren persönlichen Umsatz steigern. In der Unternehmensgruppe liegen wir -18% unter Plan. Insgesamt wird die Unternehmensgruppe nach den aktuell vorliegenden Zahlen eine schwarze Null schreiben.
Welche Zuschüsse waren für Sie hilfreich?
DrTF: Im 1. Lockdown haben wir für die Unternehmensgruppe nicht rückzahlbare so genannte Corona Soforthilfe erhalten. Bezogen auf alle Filialstandorte ist das ein Betrag von 2.500€ je Filiale. Verglichen mit den Corona-Hilfen für andere Branchen und Konzerne ist das nicht sonderlich viel. Im 2. Lockdown konnten wir bisher für November und Dezember keine externen finanziellen Hilfen in Anspruch nehmen.
„Reserven … striktes Kostenmanagement“
Wie haben Sie ihr Unternehmen liquid gehalten?
DrTF: Wir verfolgen ein nachhaltiges Liquiditätsmanagement. Das ist das Ergebnis von zwei Faktoren: Erstens erfolgreiche zurückliegende Geschäftsjahre, in denen wir Reserven aufbauen konnten. Zweitens ein striktes Kostenmanagement in allen Bereichen der Unternehmensgruppe.
Was hat ihr Kostenmanagement beeinflusst?
DrTF: Wir haben einigen unserer Filialleiterinnen mehr Verantwortung für die Standorte übertragen, um flexibler in den lokalen Märkten zu agieren. Das war wichtig, um die maximal mögliche Flexibilität zu realisieren. Dies hat sich vor allem bei den individuell angepassten Öffnungszeiten ausgezahlt, um Mitarbeitereinsatz und Hygienekonzepte optimal aufeinander abzustimmen.
Filialföderalismus als Schlüssel?
DrTF: Natürlich kann man das nicht allen Führungskräften an die Hand geben. Es kommt auf die jeweiligen Persönlichkeiten an, einige sind emotionaler und stärker im Personalmanagement, andere sind betriebswirtschaftlich stärker. Es kommt vor allem auf die Stress-Resistenz an.
Ende Januar beginnen interne regionale Gespräche und Meetings zwischen unserer Geschäftsführerin Vertrieb und den Führungskräften. Dabei werden die Erfahrungen und Ergebnisse miteinander ausgewertet und abgestimmt, um gemeinsam den bestmöglichen Geschäftsstart vorzubereiten. Noch wissen wir ja auch nicht, wie es weiter geht mit dem Lockdown, Home-Schooling und Co.
Gibt es Corona Hilfen, die Sie nutzen?
DrTF: Wir haben den einmalig steuerlich begünstigten Corona Bonus leistungsbezogen für Mitarbeiter in den Filialen und der Verwaltung eingesetzt.
Da wir ein sehr attraktives Provisionssystem in allen Unternehmen der Gruppe haben, wurde der Corona Bonus on top gezahlt. In der jetzigen Situation betrachten wir dies als sehr wichtige Wertschätzung für unsere Mitarbeiter.
Wie hat sich der Umgang mit Mitarbeitern durch Corona verändert?
DrTF: Das größte Problem ist die Unsicherheit in Bezug auf die Dauer des Lockdowns.
Mitarbeiter wollen endlich wieder durchstarten. Man darf nicht vergessen, bei einigen gibt es echte Existenzängste. Aktuell wurde der Lockdown bis 14. Februar 2021 verlängert und ich glaube nicht, dass dies der letzte Lockdown sein wird.
Wie führen Sie in dieser Zeit?
DrTF: Die gesamte Geschäftsführung ist im regelmäßigen persönlichen Kontakt mit allen Führungskräften und informiert alle Mitarbeiter über die aktuellen Entwicklungen. Jedem Mitarbeiter wurde ein persönliches Schreiben zum Neujahrsfest gesendet. In diesem Schreiben hat sich die Geschäftsführung persönlich für das Engagement bedankt. Den Dank und die Anerkennung vieler Mitarbeiter habe ich in vielen Gesprächen und persönlicher Post deutlich gespürt. Dies hat mich emotional sehr berührt. Die aktuelle Situation erfordert besonders viel Empathie.
„Meine Aufgabe als Unternehmer ist es Liquidität zu steuern und Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit zu geben“
Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als Unternehmer?
DrTF: Meine Aufgabe als Unternehmer ist es, Liquidität zu steuern und Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Dies ist übrigens eine wesentliche Herausforderung vieler Führungskräfte.
Mitarbeiter haben das Recht auf persönliche Kommunikation. Denn wenn ein Mitarbeiter unsicher ist, spürt das der Kunde, spürt es das Unternehmen, spürt es der Chef.
„Unserer Branche fehlt es an professionellem Lobbyismus,
das ärgert mich maßlos.“
Welche Chancen verpassen wir zur Zeit?
Dr. TF: Jetzt ist die Zeit der Schreihälse, wenn Sie keinen haben, ist das schlecht für ihre Interessen. Unserer Branche fehlt es an professionellem Lobbyismus, das ärgert mich maßlos.
Wer wäre denn für den Lobbyisten verantwortlich? Wer koordiniert den?
Dr. TF: Eines unserer aktuellen Probleme in der Branche ist es, dass wir offensichtlich zu viele Einzelkämpfer haben. Die eigentliche Kommunikation in der Branche, dass Aufeinander zugehen, findet viel zu wenig statt. Es fehlen strategische Dialoge zwischen den Unternehmern, denn sobald es ans Eingemachte geht, stockt der Austausch.
Die Verantwortung und die Koordination für den Lobbyismus unserer Branche liegt bei uns Unternehmern selbst. Es ist Zeit für eine Initiative der Friseurbranche auf Bundesebene.
Was würden Sie ändern?
Dr. TF: Wir zahlen Beiträge an die Handwerkskammern und den Zentralverband. Das Feedback ist überschaubar und das ist positiv gesprochen. Die Innungen haben seit Jahren mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen, da steckt heute zu wenig Power dahinter.
Mein Eindruck ist, dass die Friseurbranche bei Entscheidungsträgern in der Politik auf Landes- und Bundesebene und bei Kammern keine besondere Resonanz und Aufmerksamkeit erzielt.
Was wäre die Lösung?
Dr. TF: Man muss eine neue Form der spezifischen Interessenkommunikation finden und positive Akzente setzen. Dafür müssen auch die Kapazitäten organisiert und aufgebaut werden. Ich bin mir sicher, es gibt viele interessierte und engagierte Friseurunternehmer in Deutschland, die ebenfalls in diese Richtung denken und diese Herausforderung sehen. Lobbyismus muss finanziert werden. Bezogen auf unsere Branche ist zum Beispiel ein „Interessen-Euro“ denkbar. Mit ca. 80.000 Unternehmern und einem Euro je Monat wäre ein Jahresbudget von 960.000€ darstellbar. Damit sollte eine finanzielle Basis für den Aufbau einer Interessenvertretung möglich sein.
„Wenn die Zulieferindustrie und die Friseure gleichzeitig strukturelle Probleme haben, dann ist das ein schlechtes Setting für den Markt.“
Brauchen Sie dafür nicht die ganze Branche?
Dr. TF: Die Branche ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der selbsterklärte Marktführer ist insolvent. Viele regionale Filialisten sind im Schrumpfungsprozess. Die Zulieferindustrie, die wir ebenfalls brauchen, die großen Vier, sind in den letzten Jahren auch mit sich selbst beschäftigt. Wenn die Zulieferindustrie und die Friseurbranche gleichzeitig strukturelle Probleme haben, dann ist das ein schlechtes Setting für den Markt. Ich glaube es ist Zeit für einen „New Deal“ zwischen Friseurbranche und Zulieferindustrie, da beide grundsätzlich gemeinsame Marktinteressen haben.
Ist der Schrumpfungsprozess, den Sie beobachten, ein Guter?
Dr. TF: Ich bin überzeugt, dass lokale und regionale Filialunternehmen nachhaltig erfolgreich agieren und wachsen können. In den zurückliegenden Jahren war eine deutliche Marktübertreibung erkennbar. Die Ergebnisse dieser Tendenz spüren wir jetzt in einer Form der Marktverzerrung zwischen Angebot und Nachfrage. Wenn wir das volkswirtschaftlich betrachten, benötigen wir eine Marktbereinigung mit einem geschrumpften Angebot von Marktteilnehmern, um wieder gesund wachsen zu können.
Der Markt muss schrumpfen, um zu wachsen?
Dr. TF: Wenn ich von 80.000 Marktteilnehmern ausgehe, dann glaube ich, sind wir vom Angebotsgrad in Deutschland zu hoch. Zudem ist davon auszugehen, dass ca. 1/3 der Friseurdienstleistungen als so genannter Schwarzmarkt existiert. In der gegebenen Marktsituation wird dieser Marktanteil vermutlich zunehmen. Dies bedeutet für die gesamte Friseurbranche ein zunehmender Preis- und Kostendruck.
„Wir können nur wachsen, wenn die Branche wieder gesundgeschrumpft ist.“
Das heißt der durch Corona beschleunigte Schrumpfungsprozess ist etwas Gutes?
Dr. TF: Absolut! Das ist auch das Neue für die Branche, denn bisher gab es kaum Insolvenzen. Der Markt ist statistisch immer gewachsen. Jetzt haben wir erstmals die Situation massiver Strukturprobleme und Wettbewerbsverzerrungen. Wir können nur wieder wachsen, wenn die Branche wieder gesundgeschrumpft ist. Das ist die große Chance in der durch den Corona-Schock ausgelösten Krise.
„Die Glaubwürdigkeit der Politik in einem solchen Schockmoment, ist wesentlich für die Ernsthaftigkeit der Lösungsansätze.“
Welche Rolle spielt für Sie dabei die Politik?
Dr. TF: Die Politik ist leider nicht glaubwürdig! Der wesentliche Rahmen unseres Wirtschaftslebens wird von der Politik bestimmt. Wir haben es nicht nur mit Corona zu tun, sondern mit politischen Irrationalitäten. Es werden Entscheidungen getroffen, die vollkommen realitätsfremd sind.
Es werden Zusagen gegeben, die offensichtlich nicht eingehalten werden. Hier sei nur an das Handling der aktuellen Corona-Hilfsprogramme November und Dezember erinnert. Die Glaubwürdigkeit und Kalkulierbarkeit der Politik in dem jetzigen Schockmoment ist wesentlich für die Ernsthaftigkeit der wirtschaftspolitischen Lösungsansätze für diese Krise.
Das führt langfristig zur Desillusionierung bei vielen Unternehmern, nicht nur in unserer Branche, denn vielen Unternehmen geht es ans Eingemachte.
Wie planen sie mit all diesen Unsicherheiten 2021?
Dr. TF: Unsere Lösungsansätze basieren auf den Erkenntnissen aus dem letzten Quartal 2020. Wir planen eine schwarze Null. Der Kern der Planung basiert auf einen Kundenfrequenzabschlag von -15%. Auf dieser Basis werden die Kostensätze angeglichen. Dafür wurden 3 größere Projekte nach 2022 verschoben. Quartalsweise werden wir unsere Planung anpassen.
Mit einer hohen Sicherheit können wir davon ausgehen, dass 2021 kein Wachstumsjahr wird. Eine seriöse Jahresplanung ist in unserer Branche für mich in diesem Jahr nicht möglich.
„…zum 1. Februar 2021 eine Preiserhöhung zwischen 2-3%“
Preiserhöhung, ja oder nein?
Dr. TF: Ja, wir planen zum 1. Februar 2021 eine Preiserhöhung zwischen 2-3%.
„Kosmetik… der Cross-Selling-Faktor ist für die Kundenbindung enorm wichtig geworden“
Sie führen auch Kosmetik in den Salons, diese ist noch schlimmer betroffen. Wie geht es da weiter?
Dr. TF: DieKosmetik ist seit 4. November 2020 geschlossen. Wir bieten Kosmetik und Fußpflege in unseren großen Filialkonzepten mit mindestens 10 Mitarbeitern an. Wir planen diesen Geschäftsbereich weiter ausbauen. Vor allem die Fußpflege ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen.
Der Cross-Selling-Faktor ist für die Kundenbindung enorm wichtig geworden. Langfristig möchte ich das Kosmetik- und Fußpflegegeschäft in allen geeigneten Standorten erweitern.
Was wünschen Sie sich persönlich?
Dr. TF: Die allgemeine Befindlichkeit der Gesellschaft und Wirtschaft ist seit geraumer Zeit geprägt von Anspannung, Unsicherheit und teilweise auch Aggressivität. Ich wünsche mir mehr Frohsinn und Optimismus der Menschen und deutlich positive und verlässliche Settings von der Politik.
Ich danke Ihnen für das offene Gespräch und wünsche weiterhin viel Erfolg.
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Über Dr. Thomas Fischer
Ist Geschäftsführer der Aida Friseur-Gruppe
42 Salons in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt
Im Interview mit Juliane Krammer
"Ich saß zu Hause vor dem Rechner, der Richter vor Gericht und mein Anwalt in Frankfurt am Main vor seinem Bildschirm."
Liebe Sandra Stiemert, im Mai letztens Jahres haben Sie eine Zahlungsklage eingereicht. Nun wurde diese abgewiesen. Was ist in den letzten 9 Monaten passiert?
Sandra Stiemert: Im Prinzip ist nicht viel passiert. Wir hatten vor Kurzem diese Verhandlung, die online war. Ich saß zu Hause vor dem Rechner, der Richter vor Gericht und mein Anwalt in Frankfurt am Main vor seinem Bildschirm. Ich muss dazu sagen: Die Akustik war eine absolute Katastrophe, man hat nichts verstanden. Meiner Meinung nach war es ein Abfertigen, denn das Ganze hatte insgesamt 13 Minuten gedauert. Der Richter hat im Vorhinein schon gesagt, dass die Chancen schlecht stehen. Das war uns schon klar, aber einen Funken Hoffnung hat man ja trotzdem. Letzte Woche kam der Beschluss, dass das abgelehnt ist.
Wie haben Sie vom Ergebnis erfahren?
SST: Das wurde mir telefonisch vom Gerichtssprecher übermittelt.
Wie geht es weiter?
SST: Wir werden jetzt in die zweite Instanz gehen, weil wir wirklich jeden Weg gehen wollen. Deshalb haben wir auch vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe auf die Zahlung eines Unternehmerlohnes geklagt. Stellvertrenden für alle Selbständigen in der selben Lage.Ich möchte eigentlich nur vom Staat in Ruhe gelassen werden. Wenn mir aber verboten wird, der Arbeit nachzugehen, dann bin ich der Meinung, dass der Staat auch dafür Sorge tragen muss. Ich binSelbstständige und nicht die einzige, der hier das Genick gebrochen wurde. Wir müssen hier entschädigt werden. Für mich stellt sich die Frage, warum im Infektionsschutzgesetz die Regelung für die Selbstständigen fehlt. Für mich gibt es nur zwei Varianten: Entweder wir wurden vergessen, dann ist das eine riesige Schlamperei oder es wurde extra so gemacht. Beides wäre eine Katastrophe. Aber wir sind ja sowieso dem Staat ein Dorn im Auge. Wir zahlen nicht in die Arbeitslosenversicherung ein und in die Rentenversicherung. Demzufolge wird das sicherlich keiner zugeben: aber das ist eine große Schweinerei und das Infektionsschutzgesetz muss daraufhin geprüft werden.
"Ich alleine als Saloninhaberin wäre mit dieser Problematik völlig überfordert."
Sie sprechen hier immer in der „wir“-Form, wer steckt denn hier alles dahinter?
SST: Ich alleine als Saloninhaberin wäre mit dieser Problematik völlig überfordert. Ich habe das Glück den Geschäftspartner Noah Wild zu haben von Wild Beauty. Die haben mich juristisch und organisatorisch aber vor allem finanziell auf diesem Weg unterstützt. Alleine hätte ich das nie geschafft.
Sandra Stiemert, Friseurunternehmerin aus Biederitz in Sachsen-Anhalt, traf die vollständige Geschäftsschließung im Lockdown hart. Wie viele andere Unternehmer konnte sie zwar Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter erwirken –, sie selbst ging aber leer aus. Finanzielle Hilfe bekam sie lediglich mit der Überbrückungshilfe III. „Die Unterstützungen reichten nicht einmal für die monatlichen Fixkosten. Meine privaten Rücklagen waren bereits im ersten Lockdown 2020 aufgebraucht. Nur durch einen KFW-Förderkredit bin ich knapp der
Insolvenz entgangen“, erklärt Sandra heute.
Nachdem das Landgericht Magdeburg den Anspruch auf Entschädigung ihres Unternehmerlohns abgewiesen hatte (► siehe Interview Sandra Stiemert kämpft weiter), geht Stiemert nun eine Instanz höher. Unterstützt durch die Wild Beauty Company, reichte sie Berufung beim Oberlandesgericht Naumburg ein.
Für Noah Wild, Geschäftsführer der Wild Beauty GmbH und Initiator der Kampagne #FriseureInNot, ist völlig klar: „Mit dem Berufungsverfahren setzen wir ein Zeichen für die komplette Branche. Das Ergebnis ist richtungsweisend für alle Friseurunternehmer und darüber hinaus. Wir kämpfen weiter mit unseren Partnern, damit Recht durchgesetzt wird.“
Parallel dazu hat Sandra Stiemert eine Verfassungsbeschwerde gegen das Infektionsschutzgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht erhoben. Auch hier geht es um die fehlende Entschädigung für Unternehmer.
Friseurinnen im Portrait:
Elfriede Klier
1915 in Niederböhmersdorf bei Greiz (Thüringen) geboren, durfte Elfriede Klier in den 30ern als Jugendliche eine Ausbildung zur Damenfriseurin machen. Vor Ausbruch des 2. Weltkrieges lernte sie ihren Mann kennen, der kurz darauf gefallen ist. Als alleinerziehende Mutter kümmerte sie sich um die drei Kinder und machte gleichzeitig ihren Meisterbrief.
In den 1950er Jahren war Elfriede Klier selbstständige Friseurin. Die in der neu gegründeten DDR eingeführten Zwangsabführungen und die Zusammenlegung in Genossenschaften brachten sie dazu Ostdeutschland zu verlassen. 1954 fand sie mit ihren Kindern ein neues Zuhause in Wolfsburg.
"Mir war seit Beginn meiner Selbstständigkeit besonders wichtig, dass meine Salons laufen und auch ohne mich funktionieren."
Janina, du bist schwanger. Welche unternehmerischen Vorbereitungen bzw. Organisation im Team hast du veranlasst?
Janina Ehrenberg: Mir war seit Beginn meiner Selbstständigkeit besonders wichtig, dass meine Salons laufen und auch ohne mich funktionieren. Deswegen habe ich Verantwortungsbereiche abgegeben und Aufgaben verteilt. Einer trainiert Azubis, der andere macht Bestellungen, der nächste kümmert sich um die Ordnung im Salon, usw. Notfallnummern, Elektriker-Kontakt, etc., sind gesammelt und liegen für den Fall bereit.
"Da mein Team mit den eigenen Kunden sehr ausgelastet ist, wollte ich meine frei werdende Stelle besetzen. So können wir alle Kunden behalten."
Auf Instagram hast du eine neue Mitarbeiterin angekündigt, die deine Kundschaft übernehmen wird …
JE: Glücklicherweise hatte ich bis jetzt wenig Probleme mit dem Personal. Da aber mein Team mit den eigenen Kunden sehr ausgelastet ist, wollte ich meine frei werdende Stelle besetzen. So können wir alle Kunden behalten. Eine ehemalige Kollegin konnte ich für meinen Salon gewinnen. Sechs Wochen lange werde ich mit ihr gemeinsam im Salon sein, bis ich mich in den Mutterschutz verabschiede. Im Hintergrund kümmere ich mich lediglich noch um die Buchhaltung und werde da sein, um meinem Team den Rücken zu stärken.
Wie lange willst du dir eine Elternauszeit nehmen?
JE: Aktuell plane ich, ein halbes Jahr zu Hause zu bleiben. Da ich momentan noch direkt über meinem 2. Salon wohne, könnte ich so wieder schneller einsteigen. Meine Eltern sind in der Nähe und stehen als unterstützende Kinderbetreuung zur Verfügung. Ich habe aber auch noch Plan B und C, wenn ich doch ein Jahr zu Hause bleibe.
"Seit 20 Jahren arbeite ich 6 Tage die Woche, eine Auszeit habe ich mir noch nie genommen. Für die bevorstehenden Monate habe ich vorgearbeitet."
Bist du privat versichert oder bei der staatlichen Gesundheitskasse?
JE: Ich bin privat versichert, bekomme hier aber nur minimal Geld. Aktuell kläre ich ab, ob ich Elterngeld bekomme, was ich aber nicht glaube. Ich kann das aber gut überbrücken.
Seit 20 Jahren arbeite ich 6-7 Tage die Woche, eine Auszeit habe ich mir noch nie genommen. Für die bevorstehenden Monate habe ich vorgearbeitet. Außerdem ist es wichtig, dass ich mein Team weiterhin stärke und so ausgelastet bin, dass ich davon leben kann. Ich mache mir trotzdem Gedanken, was ich noch machen kann, um das Haus nicht verlassen zu müssen, damit Umsatz generiert wird und ich nicht untätig bin.
"Ich mache mir trotzdem Gedanken, was ich noch machen kann, um das Haus nicht verlassen zu müssen, damit Umsatz generiert wird und ich nicht untätig bin."
Hast du eine weitere Zusatzversicherung, um für den Mutterschutz und das Krankengeld abgesichert zu sein?
JE: Nein, ich bekomme kaum etwas von meiner privaten Versicherung, aber ich bin ein sehr sparsamer Mensch und wiege mich finanziell gerne in Sicherheit. Deshalb war meine oberste Priorität, immer gut zu wirtschaften und einen finanzielles „Sicherheitspolster“ zu haben.
"Ich habe mit einer Schwangerschaft gewartet, bis ich beruflich viel erreicht hatte und meine Karriere am Laufen war."
War dir vor der Schwangerschaft bewusst, dass du dich finanziell absichern musst?
JE: Mich verwundert nichts, denn für Unternehmer gibt es fast nie etwas. Es ist so schade, dass es jemandem, der viel arbeitet und Arbeitsplätze schafft, so schwer gemacht wird. Ich habe mit einer Schwangerschaft gewartet, bis ich beruflich viel erreicht hatte und meine Karriere am Laufen war. Jetzt passt es perfekt, ich bin gefestigt.
Johanna Röhl ist selbstständige Unternehmerin (friseursalon-roehl.de) und aktiv im Vorstand der Landesinnung und des Landesverbands der Friseure Rheinland.
Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick
"Solostylistin: Ich liege gut über 22.500 €, zahle Gewerbesteuer, ..."
Johanna, du bist schwangere Unternehmerin. Kurz zu deiner Situation…
Johanna Röhl: Ich bin seit 10 Jahren selbstständig, die meiste Zeit mit Angestellten. Meine letzte Mitarbeiterin wurde vor 2,5 Jahren schwanger und ist nicht aus der Elternzeit zurückgekommen. Seither arbeite ich allein im Salon, den ich in unser Haus reinbauen konnte. Das war ein Traum von mir und hat das Thema Familienplanung einfacher gemacht.
“Dann bekomm eben keine Kinder, wenn es Dich so stört!” Nochmal bitte was? Ich soll lieber kein Kind bekommen, anstatt dass sich Deutschland endlich mal was für Unternehmer mit Uterus einfallen lässt? Fassungslos lehne ich mich zurück. Ich bin selten sprachlos, doch jetzt japse ich nach Worten.
Sanft streichle ich mir über meinen Bauch. Mein Wunder, mein kleiner Regenbogen.
Ich war damals im 5. Monat schwanger. Und das mit besten Bedingungen. Zwar schon Teilzeitunternehmerin, aber immer noch im festen Sattel einer Teilzeitanstellung. Ab der 12. Schwangerschaftswoche ging für mich im Salon nichts mehr. Maske tragen und Dauerübelkeit waren einfach meine Feinde. Dankbar ließ ich mich von meinem Arzt ins Beschäftigungsverbot schicken. Seitdem arbeite ich zu 100% an Schönsein.
Schwanger & inmitten von Corona
Es ist Dezember und meine Entscheidung steht fest. Ab Januar bin ich zu 100% selbstständig. Während dieser hochsensiblen Zeit, schwanger und inmitten von Corona, musste ich genau diesen Schritt gehen.
“Hättest Du Dich mal lieber noch auf der Anstellung ausgeruht!”
Klar, hätte ich machen können. Meine Chefin hat immer hinter mir gestanden, und dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Doch ich hatte das Gefühl wachsen zu müssen. Nicht nur ich selbst zu einer Kugel, nein, eben auch als Unternehmerin.
Kristin: "Nehmt euch die Zeit für euch selbst"
Ich selbst habe den Mutterschutz vor der Entbindung nicht so ernst genommen. Ich habe meine Stunden hinter dem Stuhl in der Schwangerschaft nach und nach reduziert, das würde ich auch wieder so machen, denn das lange Stehen war zum Ende hin wahnsinnig anstrengend. Ich hatte zwar keinen riesengroßen Bauch, dennoch war er schwer und während der Arbeit oft hart. Deswegen, liebe werdende Mamas, genießt die letzten Wochen vor der Entbindung, nehmt euch die Zeit für euch selbst und tut euch etwas Gutes... Wenn das kleine Wunder erstmal da ist, liegt euer Fokus ganz woanders.
Eva: "Nach 8 Wochen kam der Hilferuf im Betrieb"
Mir ging es bei beiden Schwangerschaften super. Bei der ersten habe ich bis zwei Wochen vor der Geburt gearbeitet — meine erste "zu-Hause-Woche" war die Woche des Donnerstags, den 9.-11., deshalb weiß ich es noch genau. Nach 8 Wochen kam der Hilferuf wegen Krankheitsfällen im Betrieb. Ich habe dann halbtags angefangen, mit Arbeit- und Kindertausch halbtags mit meiner Mama. Die Kleine hatte auch viel Unterhaltung... Sie ist jetzt 22,5 Jahre alt. Bei der zweiten Tochter war ich 6 Wochen zu Hause, auch 50% Mama und ich im Wechsel. Die Kinder hatten deutlich mehr Unterhaltungsprogramm als mit mir alleine zu Hause. Der Papa war damals mit dem LKW unterwegs. Als er bemerkte, was ihm alles "entgeht" mit seinen Mädels, hat er den LKW-Dienst aufgegeben. Die zweite ist jetzt auch schon 19 Jahre alt. Beide Mädels haben wohl genügend Friseurluft bekommen... Die "Große" studiert jetzt — nach ihrer Meisterprüfung: Wirtschaftspsychologie, die jüngere ist aktuell im Gesellenprüfungsfieber.
"Wenn wir keinen Spot haben, um uns auszutauschen und auch auszukotzen, wo soll das sonst passieren?"
Cihan Bulut im Interview mit Juliane Krammer
Cihan, du bist ganz neu der Innung beigetreten. Wie kam es dazu?
Cihan Bulut: Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, Innungsmitglied zu werden. Das war damals schon, als ich mich selbstständig machte, jedoch verspürte ich damals keine Benefits für mich und meinen Salon. Mir ist nun aber klar: Wenn alle so denken, haben wir Friseure keine Lobby und es wird nichts passieren. Wenn wir keinen Spot haben, um uns auszutauschen und auch auszukotzen, wo soll das sonst passieren? Es braucht Raum für alle Gedanken und Meinungen! Nur Herumsitzen und Beschweren geht nicht!
Jodie Palmer im Interview mit Celina Roth
Jodie, du bist International Educator bei Evo und bekannt für deinen „Hair Tan“. Wie funktioniert dein Haarfarben-Trend "Hair Tan"?
Jodie Palmer: "Hair Tan" ist eine Haarfarbe-Philosophie. Was "Hair Tan" von traditionellen Highlighting-Techniken unterscheidet, ist, dass wir dieses jugendliche Urlaubshaar erschaffen wollen. Also das Haar, dass wir mit vierzehn im Urlaub hatten, bevor wir anfingen, mit all den tollen Produkten herumzuspielen und ein paar Fehler zu machen. Es verleiht diesen sehr, sehr natürlichen, sehr sonnenverwöhnten Look, fast so, als wäre dein Haar gebräunt worden.
Wie entscheidest du, wo du die Highlights setzt?
JP: Ich lebe in Barcelona, bin von schönem Wetter umgeben und sehe viel natürliches Haar. Dabei habe ich beobachtet, wo sich das Haar natürlich aufhellt. Um den Haaransatz herum wird es hell, schön und blond, auch die Spitzen. Ich konzentriere mich auch sehr auf die Person vor mir, weil wir Haarfarbe als Highlight verwenden können, wie Make-up. Je nach Kundenwunsch, kann ich zum Beispiel ein Gesicht schlanker wirken lassen, indem ich einige Bereiche dunkler lasse, ich kann einen Hals schlanker machen oder einen Wangenknochen oder Augenfarbe aufhellen.
Und was ist der Unterschied zum Balayage?
„Balayage funktioniert an den Längen und Spitzen, aber natürliches Licht passiert am Oberkopf.“
JP: Der große Unterschied zwischen natürlichem Licht und Balayage ist, dass Balayage an den Längen und Spitzen funktioniert, aber natürliches Licht am Oberkopf passiert. Wenn du dir den Kopf von Skaterboys ansiehst, haben diese immer hellblonde Kronen. Also habe ich die Platzierungen ein wenig umgekehrt, damit es so aussieht, als hätte die Sonne all die Arbeit getan.
Du setzt Highlights und was passiert dann mit dem übrigen Haar?
„Eine Haarfarbe sollte sich genauso sehr um das Haar drehen, dass du nicht färbst, wie um das Haar, dass du färbst.“
JP: Ich lasse viel natürliches Haar. Eine Haarfarbe sollte sich genauso sehr um das Haar drehen, dass du nicht färbst, wie um das Haar, dass du färbst. ‘You can use it or lose it‘. Wenn jemand viel natürliches Haar hat, bin ich mehr als glücklich, es zu belassen, denn es geht darum, die Schönheit des natürlichen Haares hervorzuheben. Die Highlights sind das Accessoire und nicht umgekehrt.
Sofia Vergara gehört zu den bekanntesten Schauspielerinnen Hollywoods. International gefeiert wurde sie vor allem durch ihre Rolle als „Gloria“ in der Emmy-nominierten Sitcom „Modern Family“. Chris Appleton, der Hairstylist der Stars wie Kim Kardashian und Jennifer Lopez, ist bekannt für seine beeindruckenden Hairstyles, die regelmäßig sowohl auf dem roten Teppich als auch in internationalen Modemagazinen zu sehen sind. Zusammen mit Schwarzkopf Professional rücken sie den 'Lived-in Blonde'-Look ins Rampenlicht und zeigen, dass dieser Look sowohl auf dem roten Teppich als auch im Alltag funktioniert.
Unsere Redakteurin Birgit Senger, selbst Friseurin mit einem Salon in Berlin, trifft Salonunternehmerin und Jung-Innungsmitglied Melina Petroglou zum Talk über Female Empowerment im Innungsvorstand Essen und über Bahnen, die es aufzubrechen gilt – denn gerade zu Beginn der Friseurausbildung sollten die Anforderungen für die Prüfung Auszubildende begeistern und nicht verschrecken.
Frischer Wind und Female Empowerment im Innungsvorstand in Essen
Im Friseurhandwerk arbeiten deutlich mehr Frauen,wie empfindest du die Sichtbarkeit der Frauen im Handwerk?
MP: Ich beobachte in Fachzeitschriften und auf den Bühnen einen deutlichen Zuwachs an tollen Frauen, vor allem auch Unternehmerinnen. Zum Glück halten wir in der Branche nicht mehr so stark am alten Konkurrenzdenken fest, sondern vernetzen uns stärker und bieten uns gegenseitig eine Bühne.
Welche Entwicklung für Frauen nimmst du wahr?
MP: Ich beobachte deutlich mehr Unterstützung, gerade auch durch die Medien! Ich finde es toll, wenn, wie von euch, Themen wie Mutterschutz für Selbstständige aufgenommen werden. Auch das positive Feedback, als ich auf sozial Media bekannt gegeben habe, dass ich in den Vorstand der Innung gewählt wurde, war groß.
Innungsmitgliedschaft: "Ich finde es sehr hilfreich, in jeder Situation einen Ansprechpartner zu haben."
Weshalb sollten junge Unternehmerinnen und Unternehmer der Friseurinnung beizutreten?
MP: Ich finde es sehr hilfreich, in jeder Situation einen Ansprechpartner zu haben. Als ich vor vier Jahren gestartet bin, war ich ständig mit Neuerungen und einer super schwierigen Zeit konfrontiert. Ob bei Rechtsbeistand, Fragen zu Tarif- und Ausbildungsverträgen, Arbeitsschutz oder bei der Umsetzung aktueller Auflagen. Für all das hatte ich in der Innung immer eine Ansprechperson. Wir haben aktuell zwei Auszubildende im Salon, dementsprechend bin ich in Bezug auf die Überbetrieblichen Lehrgänge oder Lehrlingsverträge bestens informiert und kann meinen Azubis die vollumfängliche Ausbildung bieten.
Thomas Venus im Interview mit Juliane Krammer
"Um zu vermeiden, dass Handtücher direkt wieder in der Waschmaschine landen, kann sie doch Kunde von zu Hause mitnehmen."
Herr Venus, Sie lassen Kundinnen* das Handtuch von zu Hause in den Salon mitbringen. Warum?
Thomas Venus: Um unseren Energieverbrauch zu reduzieren, begann ich nach Alternativen zu suchen. Da schaute ich mich in anderen Branchen um: Um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen, weisen auch 5 Sterne Hotels darauf hin, dass Handtücher nach einmaligem Gebrauch noch einmal wiederverwendet werden sollen. Das wollte ich auch im Salon umzusetzen: Um zu vermeiden, dass Handtücher direkt wieder in der Waschmaschine landen, kann sie doch Kunde von zu Hause mitnehmen. Ich kenne das noch vom Osten, als man zur Physio-Therapie oder in Arztpraxen sein eigenes Handtuch mitnahm.
Wie kam das an?
TV: Die Kunden haben es gleich verstanden, da diskutierte auch niemand darüber. Nur andere Friseur-Salons haben sich anfangs über mich lustig gemacht, nun kopieren einige die Idee. Alle reden darüber, nachhaltiger zu arbeiten, Energie zu sparen und philosophieren über Zukunftskonzepte, da ist der simple Verzicht auf Handtücher ein guter Anfang. Zuerst gelacht und dann nachgemacht, sag ich immer.
"Wir haben für den Fall Vlies-Handtücher, für die wir einen symbolischen Euro kassieren."
Wie führt man Kunden an so eine Idee heran?
TV: Ich habe Flyer drucken lassen und die liegen auf jedem Arbeitsplatz auf, genauso habe ich die Umstellung auf Social Media angekündigt. Die Idee schlug ein, wie eine Bombe. Es kommt schon mal vor, dass das Handtuch vergessen wird. Wir haben für den Fall Vlies-Handtücher, für die wir einen symbolischen Euro kassieren.
Wie viele Kundinnen* halten sich an die „Handtuch-Policy“?
TV: 90% bringen ihre Handtücher mit, 8% der Kunden vergessen es und zwei Prozent sagen, dass es ihnen egal ist, wenn Sie die Vlies-Handtücher nutzen und den Euro dafür bezahlen. Wir haben zu Beginn der Aktion einen Stapel Einweg-Handtücher gekauft und davon gingen bis jetzt nur wenige weg.
"Es fallen das Handtücher waschen, trocknen, zusammenlegen und einräumen weg. (...) Wir sparen aber nicht nur Zeit, sondern auch Wasser und Waschmittel."
Was ist nun das konkrete Ersparnis, wenn die Handtücher von zu Hause mitgebracht werden?
TV: Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Energieverbrauch bzw. das Ersparnis nicht bemessen habe, aber die Zeit, die wir hier gewinnen, ist immens. Es fallen das Handtücher waschen, trocknen, zusammenlegen und einräumen weg. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel, aber es summiert sich. Wir sparen aber nicht nur Zeit, sondern auch Wasser und Waschmittel.
Einrichtung für mehrgewichtige oder auch neurodivergente Personen
Ein Traum in Pastell bietet Ina Holubs Salon in der Wiener Kaiserstraße. Die zartrosa Töne laden zum Wohlfühlen und Dableiben ein. Dahinter steckt aber nicht nur eine Affinität zu Puder-Farben, sondern vor allem auf neurodivergente Personen soll sich diese Farbwahl besonders beruhigend auswirken.
In das wohlige Salon-Bild fügen sich nahtlos die blassblauen Salonstühle ein. Das Stuhl-Design hebt sich von gewöhnlicher Salon-Bestuhlung ab: Durch die Größe und breitere Sitzfläche wird hier auch für mehrgewichtige Kund*innen grenzenloser Komfort angeboten.
Die „Soft & Cut“ Einrichtung besticht zusätzlich durch seine Ästhetik. Pastellige Farbtöne sowie die gemütlichen Möbel mal in Cord, mal in Samt erinnern an die Achtziger, nur eben in ruhiger, cleaner Variante.
"So etwas vermeintlich Simples wie ein Haarsalon-Besuch kann eine traumatische Erfahrung werden, wenn es mit einem Outing verknüpft ist, oder wenn - im Falle von Schwarzen Personen, einfach ohne Fachwissen in die Haare gegriffen wird."
Liebe Ina, wie kam es zu deinem Salon-Konzept „Soft & Cut“?
Ina Holub: Ich bin seit etwas 15 Jahren Friseurin und Maskenbildnerin und habe viel Erfahrung in der Beauty Branche gesammelt. Dabei habe ich einiges an Diskriminierung erfahren. Mir war wichtig, einen Salon zu schaffen, in dem sich möglichst viele Menschen wohlfühlen können. Ich kenne das Gefühl nur zu gut, für meine Identität, ausgeschlossen zu werden. So etwas vermeintlich Simples wie ein Haarsalon-Besuch kann eine traumatische Erfahrung werden, wenn es mit einem Outing verknüpft ist, oder wenn - im Falle von Schwarzen Personen, einfach ohne Fachwissen in die Haare gegriffen wird. Mein Salon soll neben all dem fachlichen Know-how auch ein Safer-Space sein.
Du beschäftigst dich viel mit Trends. Welche Trends findest du aktuell unterschätzt?
Andrea Hecker: Texas, wo bist du? Keiner macht Texas-Hair, dabei ist es überall, egal welche Celeb-Partybilder du siehst, überall Big Texas Hair. Beyoncé hat da richtig was losgekickt. Nur in den Friseur-Communities wird nicht darüber gesprochen.
Was glaubst du woran das liegt?
AH: Ich verstehe nicht, dass sich da nicht alle draufstürzen. Das ist so ein geiler Blow-out das beste fürs Haar, denn Föhnfrisur hält viel länger. Nur durch Föhnen mit der Bürste kriegst du Energie ins Haar, alles andere nimmt Power.
Wir sind so getrieben, hast du bei deinem Vortrag gesagt. Welche Auswirkung hat das auf den Friseuralltag?
AH: Es geht alles zack, zack, zack. Trends kommen wahnsinnig rasch, verbreiten sich rasant und dann gibt es auch noch 10 unterschiedliche Ausdrücke für ein uns dasselbe. Es ist extrem schwierig, am Puls zu bleiben. Eigentlich bräuchte man einen wöchentliches Wörterupdate.
„Wir müssen mit den Farbtipps brillieren, die Kunden nicht im Internet finden…“
Du bist ja designierte Färberin, schneidest nicht. Bleibt die Balayage oder wird es etwas Neues geben?
AH: Die Balayage wird bleiben, nur der große Hype ist bald vorbei. Du musst jetzt wieder deine Farbkiste aufmachen. Für mich kommt der weiche Paintingstrich wieder und Freehand. Es wird auch wieder mehr uniforme Farben geben. Viele Friseure haben jetzt Angst, dann nicht mehr so viel Geld zu verdienen, wie mit Balayage. Aber das ist Quatsch, wichtig wird es die Handwerkskunst hinter richtiger Farbarbeit zu zeigen.
Geboren in Jugoslawien, mit 5 Jahren nach Deutschland gekommen und später wieder weggeschickt. Allein, als 15-jährige, kam Beky dann zurück nach Deutschland, machte hier ihre Friseurausbildung „um Geld für ein Architekturstudium verdienen zu können“ und blieb dabei. Sie machte ihren Friseur-Meister, eröffnete ihren Salon, bildete aus, arbeitete als Freelancerin für Revlon Professional DACH, ist On Air Stylistin beim SWR, Dozentin in der Medienakademie ARD / ZDF, ist Mutter und aktiv in der Politik ... Wow!
Im Gespräch mit Katja Ottiger
„Aus Arbeitgebersicht fehlen uns die Gesellen.“
Beky, du hast direkt nach deiner Ausbildung, mit knapp 19 Jahren, deinen Friseurmeister gemacht. Wie denkst du heute darüber?
Beky: Aus jetziger Sicht war das viel zu früh, man hat keine Erfahrung und Meister ist man erstmal nur auf dem Papier. Ich bin definitiv dafür, dass es wieder die 3- oder 5-jährige Gesellenpflicht gibt. In dieser Zeit reift man und sammelt Erfahrung. Macht man so früh den Meister, macht man sich zu früh selbstständig. Das belegen auch die hohen Zahlen der Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen in Deutschland. Es machen sich zu viele Junge zu schnell selbstständig. Und aus Arbeitgebersicht fehlen uns die Gesellen, weil diese jungen Leute raus aus den Salons sind.
Du hast sehr viele Jahre ausgebildet, hattest im Schnitt zwischen 6 - 10 Azubis. Warum bildest du derzeit nicht aus?
Beky: Ich mache aktuell eine Pause. Ich möchte nicht sagen, dass ich nicht mehr ausbilden möchte, das wäre der komplett falsche Ansatz! Ich bin ein sehr personenbezogener Mensch und möchte die Bedürfnisse und Forderungen der jungen Generation verinnerlichen und verstehen. Da tickt einiges anders, anders als bei mir, anders als vor 10 Jahren.
David Schwarz, Friseur, Speaker, Coach, erfolgreicher Salonunternehmer und Top Salon Preisträger 2022.
Blickfang Friseure, 3 Salons, 34 Mitarbeiter*innen plus 3 neue Lehrlinge im September.
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick beim Schwarzkopf Businesskongress
Nachwuchs ist ein viel diskutiertes Thema, unter anderem die Entlohnung. Wie siehst du das?
David Schwarz: Meiner Meinung nach ist das Geld kein Faktor für oder gegen die Lehre. Aktuell liegen mir für 2024 wieder 25 Lehrstellen-Bewerbungen vor, ich mache da andere Erfahrungen.
Wie kommt man an 25 Bewerbungen, da träumen andere von? Was machst du anders?
DS: Ich denke, das ist ein Prozess. Seit 10 Jahren arbeite ich daraufhin eine gute Arbeitgebermarke und gleichzeitig auch ein guter Ausbilder zu sein. So etwas spricht sich herum. Weiterempfehlung ist hier sicherlich der Schlüssel.
Ihr tut sehr viel für eure Arbeitgeber, wie kommuniziert ihr das?
DS: Ständige Sichtbarkeit von allem, was wir für und gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden tun, vor allem in den Sozialen Netzwerken.
„Das beginnt damit, dass wir alle per Du sind.“
Was macht ihr in der Ausbildung anders?
DS: Vom ersten Tag an arbeiten wir mit dem jungen Menschen auf Augenhöhe. Das beginnt damit, dass wir alle per Du sind. Wir fokussieren stark darauf, dass jeder ganz schnell etwas lernt. Man muss sich immer die Frage stellen, welchen Mehrwert gebe ich der Lehre in meinem Salon mit und das spricht sich dann herum.
Von Friseur gekonnt ins Eigenhaar integriert, sorgen die Rooted-Strähnen von Great Lengths für mehr Fülle und Volumen. Ein Light Contouring geht mit den Extensions superschnell und in 10-20 Minuten sehen die Haare wieder dichter aus.
Step by Step zum Light Contouring
Ist blond denn noch immer Königsdisziplin?
IA: Ja, auf jeden Fall! Das ist diese große komplexe Theorie, die ich meine und die noch immer viele Friseure nicht beachten. Corona hat das besonders deutlich gemacht. Viele Kunden haben DIY-mäßig Youtube Videos genutzt. Die Rettungsaktionen, die wir nach dem Lockdown vor allem rund um Blondunfälle hatten, haben einmal mehr bestätigt, Blond bleibt die Königsdisziplin.
Wo bildest Du dich weiter?
IA: Wir bilden uns viel im Salon weiter, helfen uns aber auch gegenseitig. Als Freelancer für Revlon Professional sind wir immer auf dem neusten Stand. Viel Inspiration holen wir uns in Sozialen Plattformen und Fachzeitschriften.
„Viel Reden und immer mit Bildern arbeiten ist das Allerwichtigste“
Wie verkauft ihr Blondspezialisierung und Theorie euren Kunden?
IA: Meistens kommt Kundin mit einem Bild in den Salon. Gerade Kunden kennen sich mit Fachbegriffen nicht aus und Blond ist für jeden etwas ganz anderes. Viel Reden und immer mit Bildern arbeiten ist das Allerwichtigste.
„Unter Balayage stellt sich jeder etwas anderes vor.“
Können Kunden etwas mit den ständig neuen Namen wie Earth-, Dessert oder Mangoblond anfangen?
IA: Das ist ganz witzig zu beobachten. Manchmal kommen da Begriffe, da frage ich mich schon, wie da überhaupt jemand draufkommt, wie neulich, da las ich von Mushroom-Blond? Ganz oft ist es aber tatsächlich so, dass die Kunden das lesen und auch verlangen, obwohl sie meist keine Idee davon haben, wie es aussieht.
Mit Balayage ist das so, jeder stellt sich darunter etwas anderes vor. Deswegen ist es wichtig mit Bildern zu kommunizieren, so dass alle vom Gleichen sprechen.
Du sagst Balayage sieht jeder anders. Welche Techniken sind deine Lieblingstechniken?
IA: Das ist Fall-abhängig. Tendenziell benutze ich gerne mehrere Techniken. Wichtig ist stets ein weicher Verlauf, dafür arbeite ich viel mit dem Color-Board.
Im Konturenbereich setze ich auf die gute altbewährte Strähnen-Technik, manchmal toupiere ich, manchmal nicht. Es ist wirklich sehr unterschiedlich.
Wie viele Blondtöne braucht man deiner Meinung nach?
IA: Viele, denn das macht das Leben einfacher. Man kann 5 Kundinnen im Salon haben und alle zeigen das gleiche Bild, dennoch benötigen alle andere Blond-Nuancen, je nach Naturfarbe, Haarstruktur und individueller Pigmentierung.
Welchen Blondtrend findest Du spannend?
IA: Man geht stark weg vom aschigen silberblond hin zu wärmeren Tönen. Das eröffnet ein schönes großes Spektrum.
„Wir arbeiten tatsächlich mit 160 unterschiedlichen Blondtönen“
Mit wie vielen unterschiedlichen Blondtönen arbeitet ihr?
IA: Es sind tatsächlich ungefähr 160. Wir arbeiten mit dem gesamten Revlonissimo Blondsortiment von Revlon Professional.
Was sind für euch Entscheidungskriterien bei der Farbmarke?
IA: Vielseitigkeit ist uns wichtig, Haarfarben für unterschiedliche Zielgruppen zu haben. Die einen Kunden wünschen hohe Deckkraft, die anderen legen Wert auf ammoniakfreie Farbe wie bei Color Sublime. Im Salon setzen wir auf Vielseitigkeit, aber auch verständlich aufgebaute Farbsysteme. Das Allerwichtigste jedoch ist Zuverlässigkeit. Wenn ich die Theorie verstanden habe, dann weiß ich bei der Revlonissimo-Farbe, das kommt dabei heraus. Es gibt nichts Schlimmeres, als zitternd in der Mixecke zu stehen und sich zu fragen „Ich hoffe das wird was.“
Und auch jetzt im Nachhinein, wenn es um die Verfahrenskosten geht, werden Sie weiterhin unterstützt?
SST: Ja, denn diesen finanziellen Background hätte ich gar nicht gehabt. Es tut auch gut, nicht für mich alleine zu kämpfen, sondern für alle. Das was hier passiert ist, ist meiner Meinung nach verfassungswidrig. Man kann uns hier nicht auslassen. Für Mitarbeiter gibt’s Kurzarbeitergeld, für Salonunternehmer Überbrückungshilfen – aber das ist ja nicht mein Unternehmerlohn. Es ist wichtig, dass da einer agiert und das überprüfen lässt. Wir haben viel zu viel, die das Recht hätten, Geld zu bekommen.
Wie kam Noah Wild auf Sie zu?
SST: Ich hatte damals für Sachsen-Anhalt für die Wiederöffnung geklagt. Wir hatten damals für jedes Bundesland einen Vertreter, der dafür gekämpft hat. Nachdem dann wieder die Salons geöffnet wurden, kam die Frage auf, wie es jeden einzelnen erging. Bei mir ist zu dieser Zeit viel passiert: Meine Ehe ging auseinander, ich musste mit zwei Kindern in eine eigene Wohnung ziehen, … Ich habe meine Geschichte in der Gruppe geteilt. Daraufhin hat Noah gemeint, dass er mich unterstützt, um für mich und letztendlich auch für alle hier zu kämpfen.
Haben Sie Unterstützung von Branchen-KollegInnen erhalten?
SST: Ja. Ich habe hier ganz viel mentalen Support erhalten. Oft haben mir Unternehmer Feedback gegeben, dass sie da hinter mir stehen. Das war sehr wichtig. Das ist eine Sache, die viele betrifft. Wenn die finanziellen Mittel da wären, würden da viel mehr KollegInnen juristisch vorgehen. So ein Klageweg bringt ja Kosten im fünfstelligen Bereich mit sich. Das muss man einmal finanziell tragen, mit dem Risiko, dass alles abgeschmettert wird.
Vielen Dank, Frau Stiemert, für die Offenheit und alles Liebe für Ihre Zukunft.
„Salon der Dame“
Die aufstrebende Automobilstadt eignete sich ideal, um ihren „Salon der Dame“ zu öffnen. Schnell erarbeitete sie sich den Ruf der „Edelfriseurin“. Sie stand aber nicht nur für Qualität beim Service, sondern bildete Nachwuchs aus. Auch ihre Kinder machten eine Friseur-Lehre. So kam eines zum anderen und ihre Söhne Hubertus und Joachim stiegen in das Geschäft mit ein.
Cityfriseur in Porschestraße und Service ohne Termine sorgen für Revolution
In den Sechzigern zeigt die 2. Generation Klier, was sie kann: Neben der erfolgreichen Dependance „Cityfriseur“ eröffnen die Zwillinge einen Promi-Nightclub, der „Sace Club“. Auch dieser ist ein voller Erfolg. Nun beginnt die Expansion mit Salons in Bad Homburg, Essen und Bremen. Die Idee der Laufkundschaft war geboren: Haar-Service ohne Termin – in den Klier-Salon war das möglich.
Elfriede Klier führte zu dieser Zeit noch immer ihren „Salon der Dame“ und hielt die Familie im Hintergrund zusammen.
In den 80ern trat sie ihren Ruhestand an. Dabei verfolgte sie die Expansion nach Österreich, Ungarn und Tschechien. Auch die Eröffnung der tausendsten Klier-Filiale erlebte sie mit. 2008 verstirbt Elfriede Klier mit 93 Jahren.
Du bist Freelancerin und u. a. bei Wella als Top-Akteurin tätig. Was verändert sich hier mit der Schwangerschaft?
JE: Vor allem im 1. Trimester war es besonders hart für mich, 15 geplante Einsätze nicht wahrzunehmen. Es fällt mir schwer, Vereinbartes abzusagen. Ich war körperlich aber nicht dazu in der Lage. Da geht Geld natürlich verloren, denn diese Einnahmequelle fällt weg.
Hast du Tipps für Unternehmerinnen, was im Falle einer Schwangerschaft zu berücksichtigen ist?
JE: Du musst organisiert sein, Aufgaben abgeben und sinnvoll verteilen. Dein Unternehmen sollte ein Jahr ohne dich klarkommen können. So habe ich es organisiert. Du kannst für jeden Bereich im Unternehmen jemanden einstellen, jedoch ist eine gewisse Unternehmensgröße notwendig, ansonsten bleibt am Ende des Monats zu wenig übrig. Deshalb mache ich die Buchführung weiter, so behalte ich den Überblick und kann reagieren, falls mir eine Entwicklung nicht gefällt. Mein Tipp ist: Wirtschafte gut und gestalte deine Preise dementsprechend, so dass du deine Mitarbeiter gut bezahlen und auch du davon leben kannst!
Haben es Unternehmerinnen mit großem Team leichter, sich in Elternzeit zu verabschieden als Solo-Selbstständige?
JE: Wenn du, wie in meinem Fall, zwei Salons leitest und ein großes Team hast, läuft hier ein riesiger Kostenapparat mit. Allerdings verteilt sich die Arbeit auf mehreren Schultern und es werden trotzdem Einnahmen generiert. Wogegen jemand, der allein im Salon ist, einfach die Türen abschließt und sobald es man will, wieder aufsperrt. Allerdings werden hier gar keine Einnahmen generiert und einige Kosten laufen im Hintergrund weiter, da man sie nicht so einfach einstellen kann So hat jede Größe seine Herausforderungen und seinen Blickwinkel. Ich bin ein absoluter Teamplayer und liebe es, gemeinsam mit meinem grandiosen Team zu arbeiten.
Danke, Janina, für den Einblick und alles Liebe für deine Zukunft!
Den Salon im eigenen Haus ohne Mitarbeitende, das weckt bei vielen den Verdacht der Schwarzarbeit. Bist du Kleinstunternehmerin und liegst unter 22.500€ Jahresumsatz?
JR: Nein, ich liege gut darüber. Mein Gewerbe ist ganz normal angemeldet und ich zahle Gewerbesteuer, etc,. Und ganz ordnungsgemäß habe ich auch eine Nutzungsordnungsänderung fürs Haus machen müssen.
Parallel bist du in der Innung.
JR: Ja, ich bin seit 10 Jahren in der Innung Rhein-Hessen und auch seit vielen Jahren im Vorstand des Landesverbands Rheinland.
"Wenn ich als Solo-Selbstständige keine Einnahmen habe, sind am Ende des Tages null Euro in der Kasse, die Kosten laufen aber weiter."
Du bist schwanger geworden als Unternehmerin und fühlst dich benachteiligt als Frau und zukünftige Mutter. Beschreibe die Situation.
JR: Ich bin auf eine Petition gestoßen: „Mutterschutz für alle“ – von der Tischlermeisterin Johanna Röh, mit über 120.000 Unterschriften ist sie zum Bundestag gegangen. Da ist mir zum ersten Mal so richtig bewusst geworden „Krass, wir bekommen als Unternehmerin ja gar nichts!“.
Unsere Familienplanung war damals schon präsent, aber das Thema, dass ich als Selbstständige keine Unterstützung erhalte und keinen gesetzlichen Anspruch auf Mutterschutz habe, das wurde mir erst durch diese Initiative bewusst. Das hat unserer Planung keinen Abbruch getan, wir kriegen das schon irgendwie hin.
Dennoch ist es nicht fair, dass man sich als Frau, egal in welcher Situation, Gedanken, um ihre Existenz machen muss. Das finde ich schade, dass selbstständige Frauen an diesen Punkt kommen. Fairness muss man auch im Auge behalten – jeder sollte die gleichen Rechte haben.
Mir war klar, dass ich keinen Mutterschutz haben werde. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als ich in die private Krankenversicherung wechselte. Um hier „Mutterschutz“ via Krankentagegeld zu erhalten, muss man 8 Monate Mitglied sein. Dafür war ich eindeutig zu spät dran und mir dessen vor der Entscheidung bewusst.
Im Gegensatz zu meinen Kolleginnen im Salon und hinter dem Stuhl musste ich jedoch nicht den ganzen Tag stehen, mit Chemikalien hantieren und mich körperlich anstrengen. Ich konnte ganz einfach an meinem Schreibtisch sitzen. Dann ist doch arbeiten bis kurz vor der Geburt echt kein Thema. „Hab Dich nicht so“, murmelte ich mir damals ständig zu.
Schwangerschaftsmatsch im Kopf
Bis mein Hirn das Arbeiten aufgab. Eindeutiger Fall von Schwangerschaftsmatsch im Kopf. Die letzten 5 Wochen brauchte ich nicht mal an Arbeiten denken. Und sind wir ehrlich, ich hätte es wohl beim Aufstehen auch gleich wieder vergessen.
Nach der Geburt war ich alles, nur nicht fit. Doch ich hatte mir die Zeit eingeplant. Meine Kunden informiert. Alle Rechnungen vorher geschrieben. Anträge ausgefüllt und war bereit, Mama zu sein. Kein Business für mindestens 4 Monate, Kundenbetreuung erst wieder zum nächsten neuen Jahr (nach 8 Monaten).
Elterngeld - Rückzahlung!
Gemeinsam mit einem Anwalt habe ich mir alles berechnen lassen. Wild kalkulierend, denn Mutterschutz und die finanzielle Absicherung waren ja ausgeschlossen.
So verließ ich mich auf das Elterngeld. (Ja, ich hatte auch Rücklagen.) Als Unternehmerin und Einzelkämpferin waren keine Gewinne für 8 Monate geplant, alles fein säuberlich in die Anträge geschrieben und mein Finanzleben auf umständlichste Art und Weise offen gelegt.
Mein Tipp, liebe werdende Mamas: Nehmt euch Hilfe!
Mir wurde der Höchstsatz prophezeit. Knapp darunter sind wir am Ende gelandet. Also immer noch genug für Miete, Einkäufe, Krankenversicherung, Rente und ein paar Babyaccessoires.
Was mir in meinem Hirnmatsch wohl durch die Lappen gegangen ist (und mit all der überschwänglichen Instamotivation von „so wird das was mit dem Elterngeld“), Elterngeld ist wie eine Coronahilfszahlung.
Kannst Du bekommen, zahlst du unter Garantie zurück und verstehen tut es keiner.
Ich war nach 8 Monaten Mama-Sein so glücklich, endlich wieder Geld zu verdienen. Und schon kommt der Schlag in die Magengrube.
Rückzahlung! 5.500 Euro einmal Retour bitte. Und weil es noch nicht wild genug ist, packen sie gleich auch noch diverse Drohungen von Haftstrafen bei Nichtzahlen zum Ende des Monats mit rein.
Ähhh, was?
Wozu bekommt man denn Elterngeld? Damit man es sich auf das Konto legt und ja nichts ausgibt davon? Wovon sollen denn oben genannte Kosten weiter gezahlt werden? Vom Mann? Wo leben wir denn bitte? Warum steht es mir als Frau nicht zu, ein Kind zu bekommen und mich zu ernähren? Ohne Ernährer?
Keine Elternzeit? Kein Mutterschutz? Keine Zeit mit dem Kind in dieser wirklich bezaubernden und mega anstrengenden Phase?
Was bitte will die Politik damit erreichen?! Etwa, dass wir dann eben keine Kinder bekommen, wenn es uns stört?
Der Kampf ist lang, die Glaubenssätze dazu noch länger. Und auch wenn das Elterngeld noch eine weitere Katastrophe im Strudel abwärts ist, ist das doch ein anderes Thema. Genau wie Sternengeburten und der Umgang damit.
Mutterschutz vor und nach der Geburt und der finanzielle Ausgleich sollten ein Recht für jeden Unternehmer mit Uterus sein!
Meine Geschichte ist wahrlich noch entspannt. Ich habe von zu Hause aus gearbeitet. Doch mein Respekt geht an all die Mamas da draußen, die sich kurz nach der Geburt wieder ihrem anderen Kind widmen: Dem Salon. Und dort auch präsent am Stuhl sind.
Ihr seid meine Heldinnen und für euch will ich laut sein. Weil jede Mama diese besondere „Pause“ von der Arbeit hat.
Annemarie Graf hat auch mit anderen Unternehmerinnen aus ihrem Schönsein Club über die Schwangerschaft und Elternzeit gesprochen - ihr findet die Mini-Interviews ► hier: Ungehörte Stimmen - Unternehmerinnen teilen ihre Mutterschutz-Erfahrungen
Annemarie Graf - Schönsein.Blog
(Business Beratung und Marketing Agentur für Friseure)Früher: Friseurmeisterin, Leiterin von 2 Friseursalons und internationale Trainerin für eine bekannte Marke.
Heute: Business- und Marketingberaterin für Friseurunternehmer*innen, Autorin, Bloggerin, Podcasterin und Mutter einer kleinen Tochter.
Fabienne: "Mit einem weinenden Herzen im Geschäft stehen"
Ich habe bis einen Monat vor der Geburt meines ersten Kindes gearbeitet und musste dann aufgrund von Mitarbeiterproblemen nach zwei Monaten – mit einem weinenden Herzen – wieder im Geschäft stehen. Daher habe ich die Coronazeit auch sehr genossen. Bei Kind Nr. 2 habe ich zwei Monate früher aufgehört zu arbeiten und eine viermonatige Babypause eingelegt. In der Schweiz erhalten wir einfach drei Monate Entschädigung, die unseren Lohn ersetzen, was auch vollkommen in Ordnung ist. Wir müssen auch nichts zurückzahlen.
Angi: "Die perfekte Gelegenheit für einen richtigen Neustart"
Bei meiner ersten Schwangerschaft habe ich bis 4 Wochen vor der Geburt gearbeitet. Da es mir soweit gut ging, war das kein Problem. Wahrscheinlich hätte ich ebenfalls noch länger gearbeitet, wenn wir nicht die Woche darauf umgezogen wären. Ich habe dann nach 3,5 Monaten mit einer 3-Tage-Woche wieder zu arbeiten begonnen. Das war ziemlich schlimm für mich, da meine Tochter ein ziemliches Bauchweh-Kind war (9 Monate lang). Die Zeit hat mich ziemlich zerrissen. Auch ich hatte dann das "Glück" der Corona-Zwangspause. Wobei die finanziell eine ziemliche Katastrophe war. Jetzt bei meiner zweiten Schwangerschaft läuft es ein wenig anders. Gesundheitlich geht es mir im Endspurt leider nicht mehr ganz so gut. Deswegen habe ich meine Termine reduziert. Ich werde 4 Wochen vor Termin in den Mutterschutz gehen und bin dann tatsächlich ein Jahr raus. (Eure Erzählungen und Meinungen dazu hatten tatsächlich auch Einfluss auf diese Entscheidung!) Da ich aber eh nicht so glücklich bin und gerne etwas ändern möchte, sehe ich das Jahr Auszeit als die perfekte Gelegenheit an, einen richtigen Neustart hinzulegen. Das macht mir zwar unwahrscheinlich viel Angst, aber ich denke, dass es für mich gerade der richtige Weg ist. Mein Vorteil ist, dass ich allein arbeite und deswegen keine Rückzahlungen befürchten muss, da ja absolut kein Gewinn generiert wird. Auch ich finde, dass wir Selbständigen da voll die Arschkarte gezogen haben. Wir sollten auch mehr unterstützt werden! Man fühlt sich leider eher bestraft, wenn man sich für eine Familie entscheidet.
Claudia "Unterstützung für Selbstständige unter aller Sau"
Ich habe bis 2 Wochen vor der Geburt gearbeitet, bin nach 7 Wochen wieder arbeiten gegangen, zunächst auf 30 Stunden für zwei Monate, dann wieder Vollzeit. Der Vater des Kindes hat sieben Monate Elternzeit gemacht. Aufgrund von "ich kann ja den Salon nicht alleine lassen", haben wir das so entschieden. Würde ich glaube nicht wieder genauso machen, sondern davor und danach länger die Zeit genießen und mich in Ruhe erholen. Ohne Stress und Gehetztheit. Die Zeit bekommt man nicht zurück. Daher habe ich mich jetzt dazu entschieden, weniger zu arbeiten, um meinen Sohn im ersten Schuljahr mehr zu unterstützen und für ihn da zu sein. Auch wenn einem da auch keiner unterstützt. Zeit mit dem Kind ist wertvoller als jedes Geld der Welt. Ich finde, dass eine selbstständige Person genauso wie eine Angestellte die 6 Wochen davor und die 8 Wochen danach haben sollte, diese unterstützend vom Staat. Ich finde, dass das viel zu wenig ist und auch die grundsätzliche Unterstützung für Selbstständige ist unter aller Sau. Und überhaupt sollte man sich weniger Gedanken machen müssen, ohne schlechtes Gewissen! Man wird direkt in Schubladen gesteckt und man bekommt indirekte Vorwürfe, dass man als Mama nicht für das Kind da ist, weil die Arbeit wichtiger ist. Das ist einfach nicht schön und sollte keine Mama/Unternehmerin durchmachen müssen.
Nadine "Niemand meiner Kundinnen hat mir dafür gedankt"
Bei allen Kids hatte ich aus gesundheitlichen Gründen einen geplanten Kaiserschnitt, weshalb ich auch bis zum Tag der Geburt gearbeitet habe. Nach 4/5 oder 8 Wochen bin ich jeweils wieder im Salon gestanden, erstmal nur stundenweise. Bei meinem ersten Kind war dann meine Mama mit im Salon, damit ich zwischendurch stillen konnte. War für mich ab Kind Nr. 2 nicht mehr machbar. Für mich kam der Lockdown 2020 wie gelegen, denn damit konnte ich ein paar Wochen MAMASEIN genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Elterngeld kann man leider in die Tonne kicken, was will ich mit 300€ groß erreichen? Echt schade, dass man als Mama bestraft wird. Ich liebe meinen Laden, aber ich weiß nicht, ob ich es immer wieder so machen würde. Denn im September stand ich mit einem 4 Wochen alten Baby da, meine 2,5 Jahre alte Tochter kam in die Krippe und ich habe eine Woche später wieder mit dem Arbeiten begonnen. Was die Eingewöhnung nicht leichter machte, bzw. habe ich mein Baby ab da "abgeben" müssen, wenn auch nur in der Familie. Aber ehrlich gesagt hat es sich einfach falsch angefühlt. Denn mir ging es nach dem Kaiserschnitt noch nicht gut, und ich hätte gerne Zeit zum Erholen gehabt. Ich bin außerdem TÄGLICH im Zeitdruck, dass ich es pünktlich zum Arbeiten schaffe. Und ehrlich gesagt hat mir niemand meiner Kundinnen und Kunden dafür gedankt, dass ich direkt nach der Geburt jedes Mal wieder im Salon stand.
Carmen "...andererseits ist der Salon auch mein Baby"
Ich habe bis 2 Wochen vor der Geburt gearbeitet. Zum Glück ging es mir gut und ich konnte auch, wie ich wollte. Nach 8 Wochen war ich wieder im Laden gestanden, weil ich leider die falschen Mitarbeitenden hatte (bis auf eine), die das Team im Stich gelassen haben. Vom Elterngeld will ich gar nicht anfangen, sobald der Laden weiterläuft und das auch noch gut, bist du als selbstständige Mama der Arsch der Nation! Mindestsatz habe ich bekommen, möchte aber gar nicht wissen, wie viel ich zurückbezahlen muss, da ich noch offiziell in Elternzeit bin. Im Nachhinein betrachtet, wäre ich lieber für meine Tochter da gewesen, denn die Zeit bringt mir keiner zurück und kein Kunde wird sich bei einem bedanken, dass man sein Neugeborenes abgibt! Andererseits ist der Salon eben auch mein „Baby“, womit ich mein Leben finanziere, es ist einfach eine schwierige Situation. Man würde sich mehr Unterstützung wünschen!
Mandy "Dann kam Corona und hat mir die Zeit geschenkt"
Ich habe bis zuletzt gearbeitet, am nächsten Morgen war dann mein kleiner Mann da und nach acht Wochen habe ich wieder angefangen, stundenweise zu arbeiten. Dadurch, dass meine Familie über den Salon wohnt, ging das und da ich nicht stillen konnte... Die Zeit mit dem Kleinen hat mir trotzdem gefehlt und ich hätte gerne etwas Elternzeit genossen, dann kam Corona und hat mir die Zeit geschenkt, die ich mir sonst nicht genommen hätte, daher war an Corona nicht alles schlecht. Obwohl die Angst weiterhin da war, nicht genügend Geld zu haben. Hätte ich eine längere Elternzeit gehabt, dann hätte ich das Geld für die Corona-Zeit nicht gehabt.
Annemarie Graf hat auch ihre eigenen Erfahrungen aus dem Mutterschutz geteilt - ► hier geht es zu ihrere aktuellen Kolumne!
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… und dann wurdest du Mitglied?
CH: Ich habe mich zu Beginn mit Innungsmitgliedern getroffen, über Probleme gesprochen und meine Gedanken geteilt. Danach fiel mir die Entscheidung leicht, denn ich hatte Lust und Power, Teile der Branche zu erreichen und zu begeistern, damit wir gemeinsam Veränderung schaffen. Aktuell finde ich mich in dieser Rolle ein und bis jetzt habe ich zwei Shows für die Innung gemacht, zwei weitere folgen jeweils im Juli und Oktober.
Wie waren die Innungs-Veranstaltungen für dich?
CH: Die Innung ist mutiger geworden. Sie laden Leute ein, die anders denken, nicht die Norm sind. Ich zähle mich hier dazu. Es geht auch darum, eine andere Zielgruppe zu erreichen. Die Hoffnung ist, damit die jungen Friseure anzusprechen und ich hoffe, dass ein paar coole Kollegen nachziehen.
Warum hat dich die Innung jetzt erreicht, aber nicht als du als Jungunternehmer gestartet hast?
CH: Als Unternehmer, der sich für die Innung interessiert, glaubte ich lange, dass man da nicht wahrgenommen bzw. nicht als wichtig genommen wird. Das muss von Seiten der Innung besser gespielt und an den Friseur gebracht werden. Aber auch Friseure müssen offener sein, denn alles was bequem ist, ist ungesund! Beide müssen sich ins Zeug für unsere Branche legen.
Mit welchen Produkten arbeitest du?
JP: Ich nutze vor allem die demi-permanenten ►Farben von hue-verse, da diese den Naturton des Haars nicht angreift. Sie behält den Naturton des Haars bei, lässt es aber strahlen und ermöglicht es mir, die Haare so zu färben, wie ich es möchte und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Haar natürlich rauswächst.
Welche Nuancen benutzt du am liebsten?
JP: Es hängt komplett vom Haar ab, an dem ich arbeite. Aber wenn du an eine Bräune denkst, ist sie warm, nie kalt, also verwende ich warme Töne, viel Gold. Ich mag viel Beige. Warm ist immer mein Favorit!
Wie oft benötigt der „Hair Tan“ ein Fresh-Up?
JP: Ich empfehle in jeder Farbsituation alle drei Monate. Mehr als das ist übermäßig. Ich denke, mit dem Budget und der Zeit, die wir haben, ist alle sechs Wochen ein wenig absurd, also alle drei Monate. Es muss auch zu den Jahreszeiten passen. Wir können es im Sommer aufhellen und es im Winter etwas dunkler lassen.
Chris Appleton: „Farbe war schon immer ein sehr wichtiger Teil für ein ganzheitliches schönes Haar und einen ikonischen Look. Ich bin loyal gegenüber Produkten, die es mir ermöglichen, kreativ zu sein, gleichzeitig aber auch den Zustand des Haares respektieren und dem Kunden die besten Ergebnisse liefern. Deshalb vertraue ich Schwarzkopf, besonders bei Blond."
Sofia Vergara: "Schwarzkopfs globale Markenbotschafterin zu werden, passt perfekt zu meiner sich weiterentwickelnden Karriere. Es geht nicht nur darum, für Haarprodukte zu werben, sondern mit einer Marke zusammenzuarbeiten, die meine Vision teilt, die Kraft sich selbst auszudrücken und des Selbstbewusstseins anzunehmen und zu feiern, während ich aufregende neue Wege entdecke."
Kannst du das ohne Innungsmitgliedschaft nicht auch? Ich dachte, man zahlt dann halt nur mehr für die Auszubildenden?
MP: Du zahlst mehr, hast aber nicht die Möglichkeit schnell mal was nachzufragen. Klarer Vorteil für alle Innungsmitglieder ist, dass du quasi per Knopfdruck Informationen erhältst.
Wie hast du es so schnell in den Vorstand der Innung geschafft?
MP: Ich habe mit meinem Vater viele Innungsversammlungen besucht. Irgendwann bekam ich einen Anruf „Wir brauchen junges Blut, würdest du dich für den Innungsvorstand aufstellen lassen?“ Ich habe die Chance ergriffen und freue mich sehr, dass ich gewählt wurde. Teil des Innungsvorstandes zu sein, gibt mir die perfekte Plattform, um meine Interessen und meine Motivation an viel Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben.
Was steht auf deiner Agenda, was möchtest du in der Innung erreichen?
MP: Stärker an den Trends zu arbeiten und Social Media stehen auf meiner Liste ganz oben. Ich würde gerne eine Verbindung schaffen zwischen dem, was die Firmen an Trends zeigen und dem, was die Innung vorgibt. Ich halte es für super wichtig, auch als Innung junge Talente stärker anzusprechen. Wir sollten darauf fokussieren, was junge Leute und junge Betriebe benötigen und welche Unterstützung wir als Innung zusätzlich zu den ‚Klassikern‘, anbieten können.
"... die Angst vor Konflikten und Herausforderungen in der Ausbildung nehmen!"
An welche Maßnahmen denkst du da?
MP: An Weiterbildungsangebote, um die Sichtbarkeit im Social Media Bereich zu pushen. Oder daran, die Angst vor Konflikten und Herausforderungen in der Ausbildung zu nehmen und z.B. mit der Kompetenz des Lehrlingswarts herauszufinden, woran es liegt, wenn es im Salon zu Unstimmigkeiten zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden kommt.
"Ich freue mich über die Möglichkeit, mitgestalten zu können, um junge Leute anzusprechen."
Ich verstehe vollkommen, was du sagst, leider höre ich oft, dass man mit dem aktuellen Ausbildungsplan oder der Mode des Zentralverbands die jungen Menschen wenig begeistern kann, sondern oft sogar verschreckt. Wie siehst du das?
MP: Genau aus diesem Grund wäre es cool, stärker an den Trends zu arbeiten! Als Fachtrainerin kenne ich auch die Firmenseite. Ich sehe es als meine Aufgabe, meine Erfahrungen im Innungsvorstand einzubringen und der Innung Essen neuen Input zu geben. Ich freue mich über die Möglichkeit, mitgestalten zu können, um gerade die jungen Leute anzusprechen.
Sollte sich eine Innung nicht mehr um politische und rechtliche Belange kümmern und Mode anderen überlassen? Könnte man die Zeit und das Geld nicht lieber in andere Maßnahmen stecken und die Mode komplett der Industrie überlassen?
MP: Ich finde, wir haben ein super ganzheitliches Handwerk, weil es nun mal auf Trends, Techniken und Mode basiert. Aus diesem Grund finde ich es nicht gut, wenn eine Innung, die unter der Handwerkskammer die Branche vertritt, da außen vor bliebe.
Bei uns im Salon ist es so, dass vor allem die jungen Mitarbeitenden gerne die Zeitschriften anschauen, sich über Trends informieren und froh sind, dass diese bei der Modelinie des Zentralverbands, die passenden Farbtechniken fachlich aufbereitet und erklärt werden. Auch zur Vorbereitung auf anstehende Prüfungen orientieren sie sich gerne an den Trends.
"In der ersten Hälfte der Ausbildung, in der klassischen Dauerwelle und Façon thematisiert werden, sollten modernere Techniken platziert werden."
Ok, da ist was dran. Auch wenn es bei mir lange her ist, habe ich mich in den ersten Jahren im Friseurbusiness genau an diesem Material bedient und gelernt, anhand einer Fotografie die angewandte Farbtechnik zu erkennen.
Wie attraktiv ist der aktuelle Ausbildungslehrplan, sollte aus deiner Sicht etwas ergänzt werden?
MP: Ich liebe natürlich Farbe und weiß als Farb- und Techniktrainerin, wie viel man da noch machen kann. Aktuell sind es Module, die man dazu buchen kann. Ich fände es toll, wenn beispielsweise Farbkorrektur mit integriert werden könnte. Vor allem in der ersten Hälfte der Ausbildung sollten modernere Techniken platziert werden anstatt klassisch Dauerwelle und Façon anzubieten. Es wäre super, wenn Azubis während der ersten Prüfung schon richtig Spaß am Beruf haben könnten.
Lobenswert ist, dass bei uns Augenbrauenfärben in die Prüfung integriert wurde. Wimpern färben, Augenbrauenfärben und mittlerweile Augenbrauenlifting gehören für uns zum Salonalltag und hier finde ich es wichtig, im Friseurhandwerk up to date zu sein.
"Wir brauchen Techniken, die uns helfen, die Auszubildenden für den Beruf motivieren zu können."
Ist Augenbrauenlifting schon Teil des Lehrplans?
MP: Noch nicht, aber bei uns im Salon haben wir eine Auszubildende im ersten Lehrjahr, die das herausragend gut macht und wahnsinnig motiviert bei der Sache ist. Und genau das meine ich: Wir brauchen Techniken, die uns helfen, die Auszubildenden für den Beruf motivieren zu können ...
Dauerwelle wickeln ist vorgeschrieben auf einem Frauenkopf: "Warum können wir das nicht deutlich diverser machen?"
… was der Dauerwelle, als alter Klassiker im Lehrplan, nicht so gut gelingt, oder?
MP: Ich kann das nachvollziehen, da die Dauerwelle sicherlich zu den eher schwierigeren und nicht so modernen Arbeiten unseres Handwerks zählt. Obwohl mittlerweile Papilloten-Wickler verwendet werden können, sehe ich die Herausforderung ein Modell zu finden, als eher schwierig. Vor allem, da es im Moment auch noch vorgeschrieben ist, dass auf einem Frauenkopf gewickelt wird. Warum können wir das nicht deutlich diverser machen? Wie wär's mit: „Hey, dass ihr eine Dauerwelle wickelt, ist für eure Fingerfertigkeit ein tolles Training und wichtig, um den chemischen Prozess einer Dauerwellbehandlung zu beherrschen und verstehen zu können. Wenn also jetzt gerade bei Herren die Dauerwelle angesagter ist, dann zeigt die Technik am Herrenmodel.“
Und macht es einen Unterschied, ob 2/3 des Kopfes oder ein geringerer Teil gewickelt werden, um zu zeigen, dass die Technik grundsätzlich beherrscht wird? Mit etwas mehr Offenheit kann man die Dauerwelle im Ausbildungslehrgang lockerer gestalten und für Azubis attraktiver machen.
Was sollte sich die Branche immer vor Augen halten?
MP: Wir bewegen Menschen in kürzester Zeit nicht nur zu einem tollen Aussehen, sondern auch zu einem neuen Lebensgefühl. Welche Branche kann das schon von sich behaupten?
Vielen Dank, Melina, und viel Erfolg!
Seit wann gibt es keine Handtücher mehr in Ihrem Salon?
TV: Seit gut zwei Jahren.
… und wie werden die nassen Handtücher wieder nach Hause transportiert? Gibt es Tüten, die ihr für den Heimtransport anbietet?
TV: Alle bringen für ihre Handtücher die Tüten selbst mit.
Ist eine weitere „umweltschonende“ Aktion in Ihrem Salon geplant?
TV: Ja. Ich werde meine großen Schaufenster für Solarplatten nutzen und um das Maximum rauszuholen möchte ich Spiegelfolie einsetzen. Früher hatte man die großen Schaufenster, um von der Straße aus gesehen zu werden, nun will man seine Ruhe haben. Wir schlagen somit zwei Fliegen mit einer Klatsche: sind nachhaltig und gehen auf Kundenbedürfnisse ein.
Vielen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft.
Wie erstellt man ein Salon Konzept, das für alle einen Safe-Space bietet?
IH: Ich stehe in enger Verbindung mit marginalisierten Communities und auf deren Bedürfnisse wollte ich vollkommen eingehen. Im Vorfeld habe ich unter anderem meine Follower*innen auf Instagram befragt. Ich wollte wissen, was sie sich von einem Haarsalon wünschen. Denn auch, wenn ich als homosexuelle, fette Frau einer marginalisierten Gruppe angehöre, muss ich – wenn es nicht um meine Lebensrealität geht – zuhören und lernen.
Und Anfang 2024 ist somit „Soft & Cut“ entstanden. Was hebt deinen Salon von anderen ab?
IH: Der Salon verfügt über eine Einstiegsrampe mit weniger als 5% Steigung, damit man auch ohne Elektro-Rollstuhl oder eine Assistenzperson hineingelangen können. Im Salon selbst ist alles für Rollstuhl bzw. Gehhilfen ausgerichtet – vom Bodenbelag bis zum barrierefreien WC. Es gibt zwei Schneideplätze, deren Bestuhlung leicht zu verschieben ist, falls Personen im Rollstuhl bleiben wollen. Gleichzeitig sind die Sitze extra breit und tief sowie ohne Armlehnen zum leichteren Aufsitzen. Außerdem tragen sie deutlich mehr Kilogramm als die üblichen Salonstühle. Es war mir sehr wichtig, dass sich in meinem Friseur-Salon auch mehrgewichtige Personen wohlfühlen.
Deine Wände sind auch in einer besonderen Farbe gestrichen …
IH: Ja, es ist eine anti-allergene Farbe, die für ein möglichst schadstoff- und allergenarmes Wohnklima sorgt, da auf synthetische Stoffe und Konservierungsstoffe verzichtet wird. Genauso erstrecken sich über den ganzen Salon Pastellfarben, vor allem in hauchzartem Rosa. Das kann sich beruhigend auf neurodivergente Personen auswirken. Das sind zum Beispiel Menschen mit ADHS oder Autismus.
Im Gegensatz zu großen Schaufenstern mit Blick in den Salon setzt du auf blickdichte Vorhänge, warum?
IH: Der Vorhang deckt die Lichtblenden so ab, dass der Salon von außen nicht einsehbar ist. Das war der Wunsch meiner Community, von Personen, die Kopftuch tragen und Sicherheit vor Blicken wollen. Mittlerweile finde ich den Vorhang selbst zum Arbeiten super angenehm!
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Dein Ratschlag dafür?
AH: Friseure sollten ihr handwerkliches Geschick so entfalten, dass sie ihre Handschrift ins Haar hineinlegen. Das heißt nicht einfach nur Strähnen ins Haar klatschen, und es auf Teufel komm raus hell zu machen. Die Kunst ist es, sondern fokussiert auftragen und gezielt Höhen und Tiefen einarbeiten. Und natürlich unter Berücksichtigung der richtigen, individuell ausgewählten Technik für die Kundin.
Gibt es Trendunterschiede in den Altersgruppen?
AH: Bei jüngeren geht der Trend zur 'Calico-Katze' aus den extremsten Farben und Streifen. Damit wird man sicher nicht viel Geld verdienen, aber man sollte trotzdem wissen, was es ist und wie es geht.
Was wird für Coloristinnen und Coloristen wichtig?
AH: Das Schöne für alle Coloristen, die schon länger im Markt sind ist, dass sich jetzt endlich alles um unser Farb-Know-how dreht. Das will die Kundin sehen und vor allem auch hören, damit grenzen wir uns ab. Wir müssen mit den Farbtipps und Produkt Know-how brillieren, das man nicht im Internet findet und immer mehr wissen als die Kunden, um weiterhin als Profi wahrgenommen zu werden.
Du hast ja vor Kurzem deinen Farbanbieter gewechselt, bist jetzt bei Schwarzkopf Professional. Farbe ist deine gesamte Geschäftsgrundlage, was für ein Prozess war das?
AH: Um ehrlich zu sein, kein einfacher, aber es hat sich gelohnt! Das Gute ist, ich habe neue Produkte kennengelernt, die auch mich noch flashen.
Zum Beispiel?
AH: Beispielsweise 'Lift and Blend' aus der BlondMe Reihe. Ich mache ja sehr viel Freihandarbeit und gerade Weißanteil im Konturenbereich war früher immer schwer zu färben. Mit dem Lift and Blend werden die noch farbigen Haare aufgehellt und die weißen Haare gefärbt, in einem Schritt. Für mich als alte Färberin ist das ein Highlight.
Wie viel Zeit hast du für die Umstellung gebraucht?
AH: Am Anfang war ich erschlagen vom Produktportfolio. Aber insgesamt war das ein schleichender Prozess, der knapp drei Monate gedauert hat. AM meisten profitiert habe ich vom unglaublichen Hands-on Training mit der großartigen Viola Landsky.
Was war die größte Hürde für dich?
AH: Das Nummernsystem neu lernen und einfach noch nicht blind färben zu können. Aber die Herausforderung hat mir gutgetan.
Dein Lieblingsprodukt?
AH: Oh weh, also was ich echt verkannt habe und was mir momentan irre gut gefällt ist ‚tbh‘. Die Töne, die 'tbh' färbt, sind unglaublich natürlich. Die Ergebnisse sind rougher und das brauche ich, denn ich setze immer auch Strähnchen in Längen und Spitzen und arbeite dann mit einem Glossing für den Glanz. Das sieht so unglaublich geil aus.
"Meine Kundinnen wollen Botox fürs Haar"
Was wollen deine Kundinnen?
AH: Botox fürs Haar! Haar soll schlichtweg jünger ausschauen und dafür ist eine Farbe wie 'tbh' phänomenal.
Sprichst du mit Kunden über die Umstellung?
AH: Eher nicht, ich hab‘ einfach immer gesagt, dass ich etwas noch besseres habe.
"Alles, was Salons auf Instagram präsentieren, sieht gleich aus."
Welche Entwicklung im Markt findest du bedenklich?
AH: Friseure haben sich Fachkompetenz abnehmen lassen und demonstrieren Langeweile. Die inflatorische Fotografie von Hinterköpfen in den letzten Jahren hat da viel zu beigetragen. Alles, was Salons auf Instagram präsentieren, sieht gleich aus. Wir müssen als Handwerk endlich wieder Kernkompetenz und Wissen darstellen.
"Wir sollten mehr Zwischenschritte zeigen und Endverbrauchern demonstrieren, wie schwierig manche Haararbeit ist."
Was schlägst du vor, wie dieses Wissen zeigen?
AH: Na zum Beispiel auch mal Zwischenschritte zeigen und demonstrieren, wie schwierig manche Haararbeit ist. Damit können wir auch dem Endverbraucher Paroli bieten, denn letztendlich müssen wir mit dem Arbeiten, was Kunde uns in den Salon bringt.
Was wird vernachlässigt?
AH: Ich bin viel auf TikTok, da geht gerade bei Big Hair die Post ab. Junge Leute wollen volles Haar haben. Da wird plötzlich das Thema Ernährung spannend, denn die wollen das möglichst natürlich erreichen, also ohne Extensions. Friseure sollten in alles, was die Kopfhaut belebt und den Haarwuchs fördert, investieren. Mit Nischen und Spezialisierung kann man gut Geld verdienen.
Und was wünschst du dir fürs Friseurhandwerk?
AH: Ich hoffe, dass Frisur wieder Frisur wird, und dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Ich bin auch überzeugt, dass es in der Zukunft wieder riesige Friseursalons geben wird, aber mit anderen Konzepten. Und es wird mehr Co-Working-Spaces geben, Friseure werden mal in Berlin, mal in London arbeiten, wo auch immer.
Und die Industrie?
AH: Die Industrie ist gefordert. Friseure werden in Zukunft nicht alles brauchen und wollen nicht mit der Gießkanne übergossen werden, sondern gezielt Produkte aussuchen und so wie bei Hello Fresh, quasi Bundles, individuell zusammenstellen. Was ich aktuell bei Schwarzkopf erlebe, ist Female Empowerment, da passiert richtig viel, mega innovativ, enorme Empathie und Wertschätzung. Damit fühle ich mich für die Zukunft richtig gut aufgehoben.
Danke Andrea und für die Zukunft wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg und
Wie ist dein Zugang?
Beky: Ich habe sehr viel Austausch, das bringt ja schon unser Beruf mit sich. Wir haben sehr junge Kunden, zwischen 16 und 18 Jahren, mit denen ich Gespräche führe. Ich versuche die andere Seite zu sehen, zu hören und zu verstehen. Und ich spreche mit den Eltern, die die Jungs und Mädels in die Ausbildung schicken. Dazu kommt der Austausch unter uns Friseuren - wie erlebt man selbst die Situation und wie erleben es die anderen, vor allem die jüngeren Kollegen?
Wenn du die die Ausbildung anschaust: Was ließe sich aktiv ändern?
Beky: Was ich definitiv ändern würde – und das hat mit Politik, übergreifend mit Bildung, mit Innung zu tun – ist, dass das alle zusammen anpacken! Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahrzehnten die Ausbildungsordnung immer die gleiche ist. Das klassische System, die Schüler sitzen in die Schule, dann sind sie einen Tag, eine Woche im Betrieb … Das müsste man mit den Anforderungen der heutigen Generation anders gestalten. So, wie wir es vor zwanzig, vor fünfzig Jahren in Deutschland gemacht haben, ist es nicht mehr zeitgemäß.
Meine Wahrnehmung ist, dass die Jugendlichen in den Salon kommen und große Erwartungen haben. Sie möchten nach zwei Wochen Haare färben, nach vier Woche Haare schneiden. Das funktioniert nicht mit diesem vorgegebenen System. Da müssen wir an den vielen Schrauben drehen. Dafür müssen wir Fachleute heranziehen, erfolgreiche Friseurunternehmen, die sich bewusst und aktiv einbringen.
Es gibt ja junge Menschen, die sich für den Beruf interessieren, von Eltern und Bekannten wird ihnen dann aber abgeraten. Wie können wir dagegen vorgehen?
DS: In unserer Gesellschaft ist verankert, dass ein Studium wertvoller ist als eine Handwerkslehre, hier müssen wir aufklären.
Wie kann diese Aufklärung aussehen?
DS: Es muss jeder einzelne daraufhin arbeiten. Ich mache mich nicht von Politik und Innungen abhängig und schaue, dass ich direkt zu den Eltern komme. Wenn ich Lehrlinge einstelle, dann gibt es ein Get-together gemeinsam mit den Eltern. Dann stelle ich den Leitfaden der ganzen Lehre vor und erreiche so auch die Eltern.
Was überzeugt Eltern?
DS: Die Eltern müssen die Perspektiven sehen und das etwas hinter dem Job steht. Was dann aber vollends überzeugt ist, wenn ich den Eltern vorrechne, was ein Lehrling/ Friseur in 5 Jahren im Vergleich zu einem Schüler/ Studenten verdient.
„Im Vergleich des Gesamtzeitraums bis zum Masterstudium, also 9 Jahre, hat ein Friseur bereits fast 200.000 € netto verdient,…“
Interessant, wie sieht die Rechnung aus?
DS: Ein Schüler verdient nichts, außer er arbeitet nebenher. In nur 4 Jahren (Lehre plus ein Gesellenjahr) jedoch verdient ein Lehrling ungefähr 63.000 €. Im Vergleich des Gesamtzeitraums bis zum Masterstudium, also 9 Jahre, hat ein Friseur bereits fast 200.000 € netto verdient, der Student eher nichts.
Wie hast du das errechnet?
DS: Das habe ich mit den Kollektivbeträgen von heute plus Trinkgeld hochgerechnet. Das ist für alle Eltern interessant. Das bestärkt junge Menschen in ihrem Selbstbewusstsein, denn sie können sich ja selbst etwas leisten.
„Die Kosten der Lehrlinge sind in meinen Preisen einkalkuliert,…“
Es bilden nur noch 10 % der österreichischen Salons aus. Viele argumentieren, dass der Azubi viel kostet und dann vielleicht abspringt. Da kommt häufig das Argument: Weshalb soll ich in jemanden investieren, der dann wieder weg ist? Wie siehst du das?
DS: Das ist die Jammerei, die ich nicht mag. Die Kosten der Lehrlinge sind in meinen Preisen einkalkuliert, das kostet mich nichts. Gleichzeitig trage ich dazu bei, dass sie möglichst rasch mitarbeiten.
Definiere rasch!
DS: Bis zum Weihnachtsgeschäft muss jeder Lehrling bei uns die Basissachen können. Dafür haben wir jede Woche 3 Ausbildungsstunden mit einer Trainerin, die individuell auf die einzelnen Leute eingeht. Eine Lehrlingsstunde kostet für Farbe auftragen weit weniger als die eines Stylisten, da gewinne ich als Unternehmer auf allen Ebenen.
Unterm Strich läuft es eigentlich immer wieder aufs Gleiche raus, man muss als Unternehmer vernünftig kalkulieren.
DS: Natürlich hat der Unternehmer die Verantwortung dafür, dass der Lehrling schnell an den Kunden kommt. Jeder Unternehmer hat die Verantwortung und dann schau doch, weshalb Lehrling weggehen.
Weshalb gehen Lehrlinge weg?
DS: Zum einen, weil sie nichts gelernt haben, weil sie nicht beachtet worden sind und das sieht man auch in der Aussteigerquote. Ich betreue immer wieder Lehrlinge vom AMS, die nichts können.
Wie kann das sein?
DS: Es gibt noch immer zu viele Betriebe, die Lehrlinge ausnutzen und sich nicht um sie kümmern.
Sich kümmern, kann anstrengend sein!
DS: Absolut. Bei den jungen Menschen, da muss man echt motiviert sein, um sie immer wieder anzuspornen und auf den nächsten Level zu bringen. Wir haben seit 2012 ca. 30 Lehrlinge ausgebildet, aktuell haben wir 10.
„…Einzelbetriebe, die nicht ausbilden, eine Ausbildungsumlage zahlen sollten,…“
Wo sind die 30 Ex-Lehrlinge?
DS: Von den 30 haben wir noch 3 im Salon. Alle anderen sind selbstständig, in anderen Betrieben, anderen Branchen, in Karenz, etc.. Das ist auch alles ok. Wichtig ist doch, dass wir im Vorhinein offen darüber reden und das bis zum Schluss ordentlich gearbeitet wird, sodass es für beide Seiten fair bleibt und das ist auch in der Regel so.
Was ich tatsächlich schade finde, ist, dass so viele im Einzelunternehmertum enden. Die tragen dann nichts für das Ganze bei, das ist schade. Die haben nämlich profitiert, aber geben nichts. Ich bin der Überzeugung, dass Einzelbetriebe, die nicht ausbilden, eine Ausbildungsumlage zahlen sollten, sodass jene Betriebe, die ausbilden mehr Unterstützung bekommen.
Das Einzelunternehmertum ist nach wie vor enorm am Wachsen. Was glaubst du wie sich das Entwickeln wird?
DS: Es gibt immer weniger Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen, viele denken nur noch an sich. Dennoch wird sich das irgendwann irgendwo eingrenzen, denn wir haben einen sehr menschlichen Beruf und viele wollen im Team arbeiten.
Ich bin auch überzeugt, dass Kunden zum Friseur gehen, um ein wenig dem Alltag zu entfliehen. Die wollen nicht in einen Keller gehen oder zu Hause die Haare gemacht bekommen.
Hast du das schonmal auf Innungsebene angesprochen und gefordert?
DS: Nein, ich war eine Zeitlang in der Innung dabei, aber ich konzentriere mich lieber auf meinen Betrieb und alles, was drumherum passiert. Da bleibe ich lieber bei Projekten, wo ich jetzt etwas bewegen kann und nicht erst in 10 Jahren.
Wie siehst du das Potenzial für Quereinsteigenden?
DS: Phasenweise ist das sehr hoch, denn es wird aus vielen Fördertöpfen unterstützt. Ich bin kein Fan von einer 18-monatigen Ausbildung, ich finde das es ein Minimum von 24 Monaten braucht, anders geht sich keine gute Ausbildung aus.
Was würdest du bei den aktuellen Ausbildungsinhalten ändern?
DS: Lehrlinge sollten sofort in der Schule alles lernen, was sie dann sofort am Kunden umsetzen können. Das stärkt das Selbstvertrauen und motiviert von Anfang an. Dazu gehört Farbe auftragen, waschen, Augenbrauen färben, föhnen, etc. Farbe wir erst im 3. Lehrjahr gelernt, das gehört aber im ersten Lehrjahr trainiert, sodass dies direkt am Kunden umgesetzt werden kann. So lernt der Lehrling zu kommunizieren und den Umgang mit Menschen.
Wie findest du Mitarbeiter?
DS: Durch Mund-zu-Mund-Propaganda über die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn deine Leute begeistert sind und ihren Arbeitsplatz mögen, dann reden die darüber und das merken wir, das spornt andere an, sich bei uns zu bewerben.
„Kollektiv plus Umsatzbeteiligung…“
Wie bezahlst Du deine MitarbeiterInnen?
DS: Kollektiv plus Umsatzbeteiligung. Das ist mein Erfolgssystem und jeder Mitarbeiter, der dieses System versteht, der kann damit richtig Kohle machen. Wir sind in einem leistungsorientierten Beruf und jeder, der viel Umsatz schafft, darf und soll auch am Ende viel verdienen. Und nach oben hin, gibt es keine Grenze.
Wie häufig stehst du am Stuhl?
DS: 3,5 Tage, das ist sehr viel, mit allem, was ich sonst noch so tue. Ich werde im nächsten Schritt auf 3 Tage reduzieren. Das muss ich dann aber auch in den Preisen widerspiegeln, dann muss ich an 3 Tagen so viel umsetzen wie sonst an 3,5.
Du kalkulierst knallhart?
DS: Ich nicht, mein Unternehmensberater. Ich bin Friseur und brauche den Blick und die Unterstützung von außen.
Lieber David, ich danke dir für deine Gedanken und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
„Nach Neuem steht kaum einem der Kopf“
Corona Zeit – Ist Spezialisierung in dieser Zeit schwieriger?
IA: Ja, schon! Erstens finden kaum Seminare statt auf denen man Fachwissen vertiefen kann.
Aber auch das Kaufverhalten unserer Kunden hat sich im Corona-Jahr verändert, der Anspruch ist gesunken. Hauptsache man hat einen Termin und die Haare gemacht. Es fehlt derzeit dieses „Hey, lass uns mal wieder was Neues ausprobieren“, nach Neuem steht kaum einem der Kopf.
Was kostet eine Blondbehandlung bei Dir?
Das ist ganz unterschiedlich, zwischen 140 und 250 €, je nach Haarlänge und Zustand der Haare.
Welche Innovationen wünschst Du dir für Blond?
Ich wünsche mir eine Hellerfärbung mit der ich einen schönen kühlen aschigen Blondton hinbekomme.
Deine schlimmsten Blonderlebnisse?
Wir haben immer wieder dieses ‚von Schwarz auf Blond‘. Das ist ein langer Weg und kein Schongang für die Haare.
„Ehrlichkeit strahlt Kompetenz aus“
Wie geht ihr damit um?
Es ist wichtig ehrlich zu sein. Auch ich habe schon mal vor grünen Haaren gestanden, seitdem spreche ich mit einer Kundin alles an, was in den letzten Jahren mit den Haaren gemacht wurde. Nur so kann man wirklich wissen, was zu tun ist.
Es ist verdammt wichtig, dass man ehrlich ist, Ehrlichkeit strahlt Kompetenz aus. Ein Pokerface und die Hoffnung darauf, es wird schon werden, damit hat man danach nur viel schlimmere Diskussionen.
Liebe India, vielen Dank und weiterhin viel Spaß in der schönen Blondwelt
Wie trifft dich das als Solo-Selbstständige?
JR: Es macht nochmal einen Unterschied, ob ich zehn Mitarbeiter habe, die Einnahmen machen und die laufenden Kosten decken. Wenn ich als Solo-Selbstständige keine Einnahmen habe, sind am Ende des Tages null Euro in der Kasse, die Kosten laufen aber weiter. Ohne Einnahmen kann ich die nicht bezahlen und da reden wir noch nicht mal davon, dass ich in dieser Zeit auch von etwas leben muss.
Welche Möglichkeiten bieten die Krankenkassen?
JR: In der Grundversicherung hat man keinen Anspruch auf Krankengeld. Eine Aufstockung kostet sehr viel Geld im Monat. Anspruch auf Krankengeld hat man auch erst 6 Wochen nach der Geburt.
Bei angestellten Schwangeren beginnt der Mutterschutz 6 Wochen vor errechneten Geburtstermin und endet 8 Wochen nachher. Sie bekommt volles Gehalt vom Arbeitgeber, der es bei der Krankenkasse komplett zurückfordern kann.
"Ich will das nun 4-5 Jahre probieren und wenn es gut weiter geht – wunderbar! Ich habe nichts zu verlieren, kann dazulernen und wachsen, aber jederzeit auch wieder gehen. Diese Branche hat mir so viel gegeben, da will ich nichts „unprobiert“ liegen lassen. Ich bin es dem Handwerk schuldig.
Welche Erwartungen hast du an dich in dieser neuen Position?
CH: Ich will das nun 4–5 Jahre probieren und wenn es gut weiter geht – wunderbar! Ich habe nichts zu verlieren, kann dazulernen und wachsen, aber jederzeit auch wieder gehen. Diese Branche hat mir so viel gegeben, da will ich nichts „unprobiert“ liegen lassen. Ich bin es dem Handwerk schuldig.
So wie in jeder Verbindung, die man eingeht, müssen sich beide Partner kennenlernen und in der Phase befinde ich mich gerade. Ich möchte nun herausfinden, was ich verändern kann. Mit meiner Expertise und meinem Wissen versuche ich, den Nachwuchs zu erreichen, aber auch diejenigen, die schon 20–30 Jahre mit dabei sind. Diese Gruppe wird oft vergessen. Die müssen wieder abgeholt und im Talk zusammengebracht werden.
"Eine Innungsmitgliedschaft ist teilweise sehr negativ behaftet. Ich gebe Positives rein und bekomme auch viel zurück."
Was hat sich verändert, seitdem du Teil der Innung bist?
CH: Es spricht sich natürlich rum, dass man den Schritt wagt. Viele fragen mich, was ich davon habe oder tun es als Zeitverschwendung ab. Eine Innungsmitgliedschaft ist teilweise sehr negativ behaftet. Ich gebe Positives rein und bekomme auch viel zurück. Zum Beispiel dieses Interview jetzt und auch meine Kunden merken, dass sich ihr Friseur um die Branche kümmert.
"Die Innung muss raus aus den alten Schuhen! ... das passiert aber nur, wenn Leute da sind, die sich diese neuen Schuhe anziehen."
Was sagst du, wenn jemand der Meinung ist, dass die Innung veraltet ist?
CH: Es liegt an einem selbst, was man einbringt. Es stimmt auch nicht, dass man nicht modern sein darf. Ich blieb bei den Shows meinem Stil treu und war sehr laut! Und es hat gefruchtet. Über 400 Azubis waren dabei. Die haben mir anschließend auf Instagram geschrieben, andere haben sich sogar beworben. Die Innung und auch die Friseure müssen über ihren Schatten springen und die neue Verbindung wagen. Man muss sein Ego herunterschrauben und schauen, wovon man wirklich profitiert. Aber allen voran brauchen wir eine Lobby! Es hilft auch nichts, wenn man sich als Salon an Trends aus dem Ausland orientiert. Letztendlich sind unsere Salons in Deutschland und da muss ich ansetzen, um Dinge zu verbessern. Ich weiß, es ist eine Monsteraufgabe und allein schaffe ich das nicht, deswegen schreie ich es raus, damit sich Leute anschließen.
Welche Erwartungen hast du von Seiten der Innung?
CH: Die Innung muss raus aus den alten Schuhen! Das ist schon seit meiner Lehrzeit so, das passiert aber nur, wenn Leute da sind, die sich diese neuen Schuhe anziehen. Außerdem erwarte ich mir Wertschätzung den Künstlern und Artists gegenüber. Alle müssen mit ins Boot genommen werden und es müssen Benefits da sein, denn niemand macht etwas ohne Vorteil.
Danke, Cihan, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Für euch die Farbrezeptur von Sofia Vergaras Look kreiert von Chris Appleton
Colour 1 - Foils:
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Colour 2 - Face Frame:
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Colour 4 - Toner on Face Frame:
BLONDME PASTEL TONER ICE IRISE + BISCUIT (2:1) + BLONDME PREMIUM DEVELOPER 2% | 7 VOL. (1-1)
Wie gehst du bei Locken vor?
JP: Wir alle wissen, dass jedes lockige Haar einzigartig und anders ist. Also denke ich, es ist sehr wichtig, wann immer ich an einem lockigen Kunden arbeite, ihr Haar so zu sehen, wie es ist, wie es gemacht ist, wie sie es tragen, und dann wähle ich, wo ich die Farbe platziere, viel mehr visuell als technisch. Weil Locken sich bewegen können, arbeite ich sehr visuell, aber auch vorsichtig, wenn es um Textur geht, weil lockiges Haar von Natur aus trockener ist. Also neige ich dazu, sanft zu arbeiten und mit den Platzierungen freier umzugehen.
Wie gestaltest du deine Preise?
JP: Das ist ein wenig sensibel. Ich bin transparent gegenüber meinen Kunden, spreche aber ungerne über Preise, weil sie immer individuell sind. Aber es handelt sich definitiv um einen Premium-Service im High-End-Bereich. Wenn jemand in dieser Technik ausgebildet wurde, würde ich den Preis erhöhen und ihn auf Augenhöhe mit einem Balayage setzen.
Gibt es einen „Hair Tan“-Unterschied bei den Geschlechtern?
JP: Ich mache keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Ich gehe nach ihrem Typ. Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe sind völlig unerheblich, weil der Service auf dem natürlichen Unterton einer Person basiert und weil er so natürlich ist.
Welche Altersgruppe nimmt den Service in Anspruch?
JP: Jede. Ich arbeite nicht mit Minderjährigen, weil Haare so lange wie möglich natürlich sein sollten, aber ich arbeite mit Personen im Alter zwischen 19 und 60 Jahren. Ich arbeite auch mit grauem Haar, ich denke, die Technik passt sehr gut zu Haaren, die in den Winter des Lebens kommen. Es sieht immer noch jugendlich aus, ohne zu zeigen, dass es gefärbt ist.
Über Melina Petroglou
- Salon Inhaberin | Friseur Georg P, Essen | 6 Mitarbeitende, 2 Auszubildende
- Fachtrainerin & Stage Artist
- Prüferin HWK, seit 2024 Mitglied des Innungsvorstandes (Kreishandwerkschaft Essen)
Gelebte Inklusion in Form eines Friseur-Salons
Inklusion spielt bei „Soft & Cut“ eine zentrale Rolle. Der Salon der 39-jährigen Friseurmeisterin spezialisiert sich dabei vor allem auf die Bedürfnisse von marginalisierter Kundschaft, wie queere und mehrgewichtige Personen, People of Color und Menschen mit Behinderung.
Die Barrierefreiheit beginnt bei der Rollstuhlrampe, mit der Kundinnen im Rollstuhl ohne Hilfe in den Salon finden, bis hin zu Vorhängen, die den Blick in den Salon verhindern, um Kundinnen mit Kopftuch einen sicheren Raum zu bieten. Zusätzlich lassen sich alle Möbelstücke beliebig durch den Raum schieben, um für die Bedürfnisse der Kundschaft Platz zu machen.
Ina Holub ist stolz auf ihr umfangreiches Angebot an Services und Pflege für jede Haarstruktur, damit will sie im Salon People of Color ihre Expertise und die passenden Produkte anbieten.
Mehr zu Ina Holub und ihren Salon Soft & Cut erfahrt ihr im ► Interview.
"Es war mir sehr wichtig, meinen Salon für alle Haar- als auch Hauttypen zugänglich zu machen. Denn das ist nicht Teil der Ausbildung in Österreich."
Du gehst aber nicht nur in punkto Interieur auf marginalisierte Personen ein, sondern auch in Bezug auf deine Haar-Skills …
IH: Ich habe eine Zusatzausbildung für verschiedenste Haartypen, also auch für das Haar von Schwarzen Personen und jenen der asiatischen Diaspora (Anm. d. Red.: ethnische Gemeinschaften, die sich mit ihrem Heimatland identifizieren, dort jedoch nicht leben) Von Locken bis über Coils, 1A bis 4C Hair, habe ich die passenden Produkte und Treatments parat. Es war mir sehr wichtig, meinen Salon für alle Haar- als auch Hauttypen zugänglich zu machen. Denn das ist nicht Teil der Ausbildung in Österreich. Ich biete Make-up in dünkleren Shades an, aber auch Haarprodukte für starke Locken, die es sonst in klassischen Drogerien nicht gibt. Das wollte ich meinen Kund*innen unbedingt bieten können.
Sind alle deine Vorhaben abgeschlossen oder hast du noch etwas für „Soft & Cut“ geplant?
IH: Im Moment arbeitet ein Female Only Team an meiner Website, denn es soll zukünftig ein Tool geben, um sich Termine auszumachen, bei dem auch das Pronomen angegeben werden kann, mit dem die Person angesprochen werden will. Genauso gibt es zur Auswahl, ob die Kundschaft Gebärden-Dolmetscher, Assistenztiere oder Begleitpersonen braucht. Weiters soll man in Zukunft auch Allergien angeben können oder, ob man sich einen No-Small-Talk-Termin wünscht.
Vielen Dank für dieses sehr spannende Gespräch! Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!
„Schade, dass Kollegen, gerade wenn sie erfolgreich sind, sich nicht einbringen (…) um Fortschritt für alle zu erarbeiten.“
Du bist im Vorstand der Friseurinnung Karlsruhe, in einer verhältnismäßig jung besetzten Innung mit einem Durchschnittsalter von ca. 40. Warum sollten Unternehmerinnen und Unternehmer, auch Kleinstunternehmende, in die Innung eintreten?
Beky: Diese Frage ist für mich die gleiche, wie die Frage, warum man wählen gehen sollte? Bei der Wahl sage ich, damit die Demokratie bleibt! Bei der Innung sage ich, damit wir gemeinsam einen Fortschritt gestalten. Gerade in Sachen der Ausbildung brauchen wir Zusammenhalt, um Fortschritt zu gestalten. Die Innung hat eine über 100-jährige Tradition, mit dem Landesinnungsverband und dem Zentralverband als unsere direkten Verbände. Nicht alle Berufsgruppen haben so etwas! Und ich finde es wirklich schade, dass Kollegen, gerade wenn sie erfolgreich sind, dort nicht mitarbeiten und sich einbringen möchten, um gemeinsam mit anderen, Fortschritt für alle zu erarbeiten. Ich selbst bin erst vor 7 Jahren in der Innung aktiv geworden. Auch wenn wir eine große Innung mit vielen Kollegen sind, brauchen wir dort junge und erfolgreiche Leute, die mit voranziehen.
In eurer Innung wurde jüngst ein neuer Fachbeitrat aufgestellt. Ist es wichtig, dass Innungen Trends herausbringen?
Beky: Ich finde es gut. Wieso sollen nicht die kleinen Innungen sich einsetzen und abbilden, wie die Trends in ihren Augen aussehen. Es ist immer ein anderer Blickwinkel, den wir hier in Deutschland haben. Jemand in Paris sieht die Mode anders als jemand in New York oder Bologna. Es muss nicht immer alles www sein, es kann auch lokal Mode gestaltet werden. Wir leben in Zeiten, in denen wir immer mehr lokal denken und lokal einkaufen. Das ist lokales Handwerk mit den Augen aus Karlsruhe und Umgebung.
„Ich sehe mich nicht als Arbeitgeberin, die von der Politik einen besseren Steuersatz braucht.“
Wir hören oft, dass Friseure mit ihren Forderungen nicht laut genug sind. Für welche ►Forderung würdest du dich einsetzen?
Beky: Konkret finde ich es schwierig, dass Friseure immer am Gleichen festhalten. Nehmen wir den Mehrwertsteuersatz: Warum sollten wir Friseure hier ausgenommen sein? Ich sehe mich nicht als Arbeitgeberin, die von der Politik einen besseren Steuersatz braucht. Ich finde andere Ansätze besser, wie dass wir vom Staat Unterstützungen bei Freibeträgen und Erleichterungen bekommen, um unsere jungen Friseure nach der Ausbildung weiter fördern zu können.
Woran denkst du da?
Beky: Aktuell haben wir alle das Problem, keine Fachleute zu bekommen. Wo kann der Staat mit seinen Leistungen hier Friseure unterstützen? Eben darin, dass, wenn man Leute aus anderen Ländern integrieren möchte, die Politik Kurse zur Verfügung stellt und nicht, dass diese teilweise selbst oder anteilig bezahlt werden müssen. Das belastet die Kasse der Unternehmen. Steuersenkungen helfen uns letztlich nicht, bessere Strukturen und mehr Personal zu bekommen.
Du hast Mitarbeiterinnen aus dem Ausland integriert?
Beky: Ja, wir sind in unserem Salon sehr international aufgestellt und haben jetzt eine weitere Friseurin aus der Ukraine und eine aus Montenegro. Nur, es dauert im Schnitt neun Monate, bis sie eine Arbeitserlaubnis bekommen. Sie dürfen in dieser Zeit nicht arbeiten. Das ist eine Bürokratie, die es uns schwer macht, Menschen, die arbeiten wollen, in die Salons zu holen. Ich bin selbst ein Flüchtlingskind und ich versuche immer, Menschen, die nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie die, die hier aufgewachsen sind, zu unterstützen.
„Es jammern alle, nur kommen wir so nicht voran.“
Du bist politisch aktiv, hast dich in Karlsruhe als Gemeinderätin für die FDP aufstellen lassen und für den Ortschaftsrat in Neureut. Warum engagierst du dich aktiv in der Politik?
Beky: Das ist einfach: Es jammern alle, nur kommen wir so nicht voran. Ich liege abends nicht auf meiner Couch, ich stehe ich auf und versuche mitzumachen, Ideen und Forderungen zu transportieren. Ich mache das ehrenamtlich und das ist viel Arbeit. Wir nehmen die Unzufriedenheiten der Menschen ja auch im Salon wahr und ich mag mir das nicht immer nur anhören und nichts dagegen tun.
Du kandidierst für die FDP. Hast du das Gefühl, dass deine Interessen entsprechend vertreten werden?
Beky: Man muss sich selbst in einer Partei widerfinden. Und was wir hier auf lokaler, kommunaler Ebene haben, sind die Menschen, mit deren Ansichten und Zielen ich persönlich gut klarkomme.
Step 1: Die Haare werden von der Schläfe bis unterhalb des Atlasknochens (Beginn des Halses) diagonal abgeteilt.
Welche Farbtrends beobachtest du? Was erwartet uns deiner Meinung nach in nächster Zeit?
„Ich denke, es macht Spaß und die Leute haben gerade mehr Spaß mit ihren Haaren.“
JP: Rot kommt nicht, es ist bereits da, worüber ich superglücklich bin. Ich sehe viel geschlechtsneutrales Haar. Ich sehe Cowboy Copper, Mullets, das Abschneiden der Haare. Viele Mädchen schneiden ihr langes Haar ab. Ich sehe Locken, viel mehr Menschen lernen es, ihre natürlichen Locken zu lieben. Und was die Farbe betrifft: Ich hoffe, dass der Natural Look nicht aufhört, aber ich sehe nicht, dass natürliche, elegante Haare jemals aus der Mode kommen. Es wird immer ein Trend sein. Ich sehe auch dunkles Braun, irgendwie fast schon Emo. Ich denke, es macht Spaß und die Leute haben gerade mehr Spaß mit ihren Haaren.
Danke Jodie für das tolle Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!
Der 'Lived-In Blonde'-Look, sehr beliebt bei Celebrities und häufig zu sehen in Fashion Hotspots wie London und Paris, definiert Blond auf eine neue Art. Sanfte Highlights, die mit einem nahtlosen Übergang von dunkleren Ansätzen zu helleren Spitzen kombiniert werden, ergeben einen Blondton, der jeder Frau schmeichelt und ihr ein natürliches, sonnengeküsstes Aussehen verleiht. 'Lived-in Blonde' bietet die perfekte Kombination aus Natürlichkeit und Eleganz.
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"Im Wochenbett, da sollte keine Mutter arbeiten müssen. ... Bei Selbstständigen ist das dein Privatvergnügen."
Schutzbedarf mit zweierlei Maß?
JR: Das ist die besondere Situation: Die Schwangere braucht einen besonderen Schutz und darf nicht benachteiligt werden. Sie bekommen volles Geld, obwohl sie nicht arbeiten. Die Frau soll sich auf die Geburt vorbereiten, Kraft tanken und schonen. 8 Wochen danach ist das Wochenbett, da sollte keine Mutter arbeiten müssen. Das gilt aber nur, wenn du angestellt bist. Bei Selbstständigen ist das dein Privatvergnügen. Da musst du schauen, wovon du in dieser Zeit lebst.
Du hast politische Ambitionen, aber auch ein gut gehendes Unternehmen, eine kleine Tochter, hast als Fachtrainerin bei Revlon Professional gearbeitet, bist On Air Stylistin beim SWR, Dozentin in der Medienakademie. Wie schaffst du alles?
Beky: Damit das alles klappt, braucht esein intaktes Haus, sonst kann ich nicht bestehen, bei dem, was ich alles tue. Ohne meinen Mann, der mir den Rücken freihält, wäre das alles nicht möglich.
Warum arbeitest du mit Revlon Professional? Was macht diese Marke für dich aus?
Beky: Revlon begeistert mich seit einem Jahrzehnt mit durchgängig hervorragender Qualität. Durch die vielen Jahre hat sich eine sehr offene und ehrliche Kommunikation entwickelt die ich sehr Schätze
Wie siehst du Zukunft der Friseurbranche?
BEKY: Aktuell sehe ich keine klaren Ziele in der Friseurbranche. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es wird in den nächsten Jahren noch spannend, wie sich Politik, Handwerk und die Kunstszene entwickeln, denn das wird sich alles auf unseren Alltag und somit auch auf das Friseurhandwerk herunterbrechen.
Step 2: Die Strähnen werden nun nach Wunsch appliziert, dabei gilt Mini und Pre-Bonded im Wechsel. Hier soll, wie beim Färben, darauf geachtet werden, dass die Strähnen nach Sicht gesetzt werden. Das sorgt für ein harmonisches Gesamtbild.
Gibt es irgendeine Versicherung, die du abschließen könntest?
JR: Es gibt bestimmt für alles eine Versicherung, aber die Frage ist doch, wer kann sich das leisten und weshalb ist es bei jedem Angestellten in der Basisversicherung abgedeckt, bei Selbstständigen aber nicht. Ich zahle jeden Monat fast 600€ Krankenversicherung und da ist nichts Spezielles drin. Für einen jungen Mensch, der sich das Leben gerade erst aufbaut, ist das eine echte Herausforderung.
Klar, ich kann alles absichern, davon leben ja auch die Versicherungen, aber ist das fair? Dass sich angestellte Frauen um gar nichts kümmern müssen und Selbstständige jeden Monat in eine Kasse einbezahlen müssen, nur damit wir in diesen 12 Wochen Geld bekommen?
Man bekommt das Krankengeld erst 6 Wochen nach der Geburt?
JR: Korrekt, durch die ersten 6 Wochen muss man finanziell auch erstmal durch. Das ist ein ganz schön langer Urlaub. Jede Selbstständige weiß, wie schwer es ist, auch nur 2 Wochen Urlaub zu machen.
Wie sieht es denn dann mit der Elternzeit aus?
JR: Das Elterngeld bekommt man auch als Selbstständige, aber erst 8 Wochen nach der Geburt. Man erhält vom monatlichen Durchschnittseinkommen des Vorjahres 65%.
Deine Forderung an die Politik?
JR: Frauen sollen sich in der Zeit, in der sie ein Kind bekommen, keine Gedanken machen müssen, ob der eigene Betrieb es schafft. Ich möchte keine Angst um meine Existenz haben, wenn ich gerade das Schönste in meinem Leben erleben darf. Die Politik spricht immer von Frauenrechten, will die Frau als Unternehmerin fördern und dann schafft sie, es Cannabis zu legalisieren, aber nicht die Frauenrechte.
Frauen sollen Chancen haben, sich selbstständig zu machen. Es herrscht hier eine unglaubliche Benachteiligung gegenüber Männern und Arbeitnehmerinnen.
Was empfiehlst du jungen Frauen, die sich selbstständig machen?
JR: Ich war mit 23 selbstständig, da hab‘ ich nicht über Familie nachgedacht. Dann kommt man an den Punkt, hättest du das gemacht, wenn du das gewusst hättest? Oder wäre es einfacher, jetzt angestellt zu sein, in einer guten Position? Das sollte man als junger Mensch zumindest durchdenken und sich dann entscheiden.
Und es ist ja nicht nur das eigene fehlende Gehalt einzukalkulieren, sondern auch sämtliche Betriebskosten, die anfallen, z.B. Miete, Energie, Versicherungen,…
Deine nächsten Schritte?
JR: Manchmal geht es auch darum, ein bisschen Lärm zu machen! Ich spreche es jetzt auf jeder Tagung an, vor allem bei Politikern, vor Kurzem bei Andrea Nahles. Ich hoffe es wird hier etwas passieren.
Johanna, ich danke dir für dieses offene Gespräch und wünsche dir eine wundervolle Schwangerschaft und viele erfolgreiche politische Kontakte.
Über BEKY:
- 3 Salons in Karlsruhe | 14 Mitarbeitende | z.Zt. keine Auszubildenden
- Vorstandsmitglied im der Innung Karlsruhe
- freie Mitarbeiterin des SWR als On Air Stylistin in der Maske
- Dozentin Medianakademie ARD / ZDF
- aktiv bei FDP Karlsruhe auf kommunaler Ebene Gemeinderätin / Ortschaftsrat Neureut
beky.online
Step 3: Nun folgt ein weiches Einschneiden der Farbeffekte in das Eigenhaar: Dazu müssen die Haare parallel zum Kopf im 90 Grad Winkel aufgekämmt und mittels eines tiefen Point-Cuts oder Slice-Cuts weich ins Haar eingeblendet werden.
Step 4: Nun können weitere diagonale Abteilungen von der Stirn zum Nacken gesetzt werden. Ein „Backsteinverfahren“ bei der Applikation hilft, weiche Kontraste zu erstellen.
Nadine Zeiler, Inhaberin Friseursalon 'Your Style' Pleiskirchen, 4 Mitarbeiterinnen (2 Voll-/ 2 Teilzeit), im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Du bist in den vergangenen Jahren in eine für dich problematische Lage gerutscht. Was ist passiert?
Nadine Zeiler: Als ich mitten in der Corona-Zeit schwanger wurde, musste ich mir oft die Frage stellen, wie es weitergeht. Ich wollte meinen Mädels im Salon ihren Arbeitsplatz nicht wegnehmen. Mit Coronahilfen und Ersparnissen ging es dann irgendwie.
Wie lief es, als das Baby da war?
NZ: Im August 2021 kam meine Tochter zur Welt. Ich habe bis zum Tag der Geburt gearbeitet und bin nach 3 Wochen wieder zurück in den Salon, obwohl es mir gar nicht gut ging. Aber eine Kollegin fiel wegen Krankheit aus und es musste Umsatz rein. Dann hatte mein Papa einen schweren Unfall und ich musste aussetzen, um mich um ihn zu kümmern. Wenn man selbst nicht mitarbeiten kann, geht einiges an Umsatz ab. Dann kam die Soforthilferückzahlung.
Das sind viele Schicksalsschläge. Du hast dich in dieser Situation bei der Hilfsaktion Wella-Fonds beworben. Ist es dir leicht gefallen, um Hilfe zu bitten?
NZ: Nein, wirklich nicht.
Was hält einen da zurück?
NZ: Was denken denn dann die anderen über dich! Denkt jetzt jeder, ich bin dem nicht gewachsen? Das beschäftigt einen, das Gerede, das kommen könnte. Eigentlich blöd, denn es geht ja so vielen so, wenn man dann darüber spricht.
„Wenn etwas eine Herzensangelegenheit ist,
dann gibt man nicht so schnell auf.“
Was hat dich davon abgehalten, deinen Salon aufzugeben?
NZ: Meine Mädels wohnen ja alle in der Nähe, es ist so schön mit ihnen. Das ist meine Hauptmotivation, ihnen einen guten Arbeitsplatz zu bieten. Wenn etwas eine Herzensangelegenheit ist, dann gibt man nicht so schnell auf.
Du erhältst im Rahmen des Wella-Fonds nun für ein Jahr Produkte bis zu einem Warenwert von 15.000 € gratis. Wie war es, als du die Nachricht erhieltst?
NZ: Ich hab’s gar nicht glauben können. Ich hatte es nicht wirklich erwartet und hab mich voll gefreut, man kann diese Erleichterung gar nicht beschreiben.
1 Jahr keinen Wareneinsatz. Wie optimistisch schaust du nach vorne und was planst du mit dieser Ersparnis?
NZ: Grundsätzlich möchte ich wieder ein bisschen was auf die Seite legen, denn nach Corona war alles Ersparte weg. Und ich möchte meine Mitarbeiter halten und leistungsgerecht zahlen.
Wie läuft das Geschäft insgesamt?
NZ: Ich darf mich nicht beschweren, wir haben eine gute Stammkundschaft und seit Mitte Februar sind wir wieder gut ausgebucht, das passt.
Dein zweites Kind kommt bald. Was sind deine Pläne?
NZ: Ich würde gerne zwei Monate zu Hause bleiben, um ein wenig Pause mit dem Kind zu haben. Danach muss ich schauen, wie es weitergeht.
Wie ging es dir als Selbstständige in der Schwangerschaft?
NZ: Als Schwangere Unternehmerin ist man extrem benachteiligt und meine Forderung an die Politik wäre sich diese Ungleichbehandlung einmal anzuschauen. Was ist für mich als Frau anders als für eine Arbeitnehmerin. Ich zahle meine Krankenversicherungsbeiträge und bin dennoch nicht abgesichert wie eine schwangere Mitarbeiterin. Das gehört geändert. Selbstständigen Frauen sollte das Gleiche zustehen wie einer Arbeitnehmerin.
Nadine, alles Liebe dir und wir werden das Thema Selbstständigkeit in der Schwangerschaft auch politisch mit auf.
Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Stephen Moody, Artistic Director Paul Mitchell
Stephen, seit August 2022 bist du Artistic Director bei Paul Mitchell. Von Sassoon zu Paul Mitchell. Wie war dein Entscheidungsprozess?
Stephen Moody: Ich habe 32 Jahre mit Vidal Sassoon gearbeitet und dann weitere 10 Jahre mit Wella. Danach wollte ich mich eigentlich voll und ganz auf mich konzentrieren und definitiv nicht mehr mit einem großen börsennotierten Konzern. Und dann kam der Kontakt mit dem Familienunternehmen Paul Mitchell zustande. Nach allen Gesprächen wusste ich, dieses Unternehmen ist anders. Wir haben einen Präsidenten, der selbst Friseur ist und das macht einen großen Unterschied.
Was suchst Du?
SM: Beständigkeit! Und was mich super freut, Paul Mitchell investiert in den Friseur. Es gibt ein großes Projekt in Santa Monica, dort entsteht eine Art Education Mekka für Friseurprofis und das ist ‚amazing‘.
Kolumne von Elisabetta Giannattasio
Ein Blick durchs Schaufenster reicht meist schon aus, um zwischen Konzept-Salon oder Gemischtwarensalon zu unterscheiden. Damit meine ich nicht Tomaten oder Wurstwaren, sondern klebrige Stylingprodukte quer durch die Branche und eine Backbar in der Silbershampoos und Plexe wild verpaart werden.
Warum aber ist es wichtig, sich mit einem Lieferanten zu schmücken oder aber noch viel besser, sich von einem Lieferanten schmücken zu lassen?
Klar ist, der Salon sollte für sich stehen und nicht hinter einem Markenbild verschwinden. Wie passt beides nun zusammen? Oder soll man sich entscheiden? Keine Sorge, diese Entscheidung gilt es nicht zu fällen, sondern die, welche Marke genau das mitbringt, was zu Deinem Salon passt.
Die Designfrage
Angefangen beim Design, denn schön sollte es sein, zur Einrichtung passen und den eigenen Stil widerspiegeln.
Was Haare wollen
Alle haarigen Bedürfnisse sollten abgedeckt werden und die Werte des Salons geteilt.
Die Menschen dahinter
Am besten mag man jetzt auch noch die Menschen, die für die Produkte stehen und fast schon hat man ein perfektes Match.
Nicht ohne mein Team
Richtig rund wird es aber erst dann, wenn alle Mitarbeiter die eigene Begeisterung teilen. Oft der schwierigste Punkt in solch einer Entwicklung. Versucht daher Eure Kolleginnen und Kollegen mit in die Entscheidungsfindung einzubeziehen und erklärt ihnen Eure Beweggründe. Nur wer versteht, was passiert, wird den Weg mit offener Einstellung begleiten.
Dann einmal auf Tauchgang in die neue Welt, Kollektionen, Veranstaltungen und Produktneuheiten, nehmt alles mit, was es Euch ermöglicht Euren neuen Partner besser kennenzulernen.
Berühmte Beziehungsbildung
Wie wäre ein Vergleich mit einer Beziehung? Zu Beginn ist es das Verliebtsein, das einem Auftrieb gibt. Dies wird dann zur Gewohnheit, die wiederum fühlt sich vertraut an und gibt Sicherheit. Wie es aber in Beziehung so ist, muss man daran arbeiten, langweilig soll es ja schließlich nicht werden.
Auch überdenkenden sollte man das Ganze hin und wieder. Bin ich noch der Salon, der ich bei der Entscheidung war? Hier ist Aufmerksamkeit gefordert, denn ein schleichendes Ende einer einst intakten Partnerschaft gilt es unbedingt zu vermeiden.
Ein bisschen hiervon ein bisschen da mal probieren und neue Farbe nur nicht für Frau Müller, Sibylle mag nur dieses Haarspray.... ZACK, ehe man sich versieht, wird aus dem einstigen Konzept-Salon ein Gemischtwarensalon.
Dieser Zustand spiegelt sich dann schnell in der Optik und noch viel schneller in der Kasse wider.
Ausschau nach Neuem
Schau Dich gut um, die Branche hat für jeden was zu bieten. Veranstaltungen und Messen sind im übertragen Sinne Speeddating-Möglichkeiten, um den perfekten Partner zu finden. Eine Metapher zu einem netten One-Night-Stand fällt mir leider keine ein, daher bitte nur nach "an Beziehung interessierten Partnern" Ausschau halten.
Nutz die Vielfalt, bleib authentisch und reflektiere hin und wieder wer zu Dir passt.
Hast Du den richtigen Partner gefunden, nutzt dessen Werbebudget, denn das ist erfahrungsgemäß sehr viel größer als Deins. Am Ende partizipieren alle voneinander und Dein Salon wird in seiner Einzigartigkeit hervorgehoben
Elisabetta Giannattasio ist Friseurin und Brand Managerin bei Frigon.
Wie entfaltet sich damit dein Weg?
SM: Ich wurde in eine Friseurfamilie geboren, im Salon großgezogen und mit 13 Jahren wurde ich Friseur. Meine Mom war ein Educataholic und so habe ich von klein auf erlebt, wie dich Weiterbildung und das konstante Investment in deine Skills erfolgreich machen. Und so folgte meine 42 Jahre lange Karriere als Friseur und Ausbildner. Die Entscheidung für Paul Mitchell war eine logische Entwicklung. Persönlich begeistert mich der Gedanke einem jungen Stylisten den Kopf zu öffnen und ganz viel Schneide-, Färbe-, Salonbusinesswissen hineinzugeben.
Deine Leidenschaft ist Schnitt oder Farbe?
SM: Well, bei Sassoon musst du dich für Farbe oder Schnitt entscheiden, du kannst nicht beides machen. Ich fühlte mich immer stärker zu Shapes, Texture und Architektur hingezogen, meine Leidenschaft ist Schneiden, das kann ich am besten und noch besser bin ich darin, diese Kunst zu vermitteln. ABER! Der beste Schnitt ist nichts ohne die perfekte Farbe und hier kommt Colin Caruso ins Spiel, großartig, wie wir uns hier ergänzen.
Ist Sassoon noch wichtiger Bestandteil deines Stylisten-Daseins?
SM: ‚Very much‘ und das wird niemals enden.
Was hat sich in deiner Arbeit als Trainer seither verändert?
SM: 1980 begann ich als Trainer, 2024 ist eine neue Ära, die heutigen 22-Jährigen sind komplett andere Wesen. Als Educator bin ich nicht nur fasziniert vom Haareschneiden, sondern davon, eine Verbindung mit diesen jungen ‚Hairdressern‘ aufzubauen und diese zu inspirieren, denn deren Gedankengänge, deren Inspirationsquellen und deren Aufmerksamkeitsspanne ist fundamental anders im Vergleich zu 1980. Das fordert auch mich als Educator heraus, denn ich muss mich an mein Publikum anpassen. Ich muss mich hier ändern.
"Auf meinem Grabstein sollen einmal zwei Wörter stehen: Share & Stick!"
Wie lautet deine Education-Mission?
SM: Auf meinem Grabstein sollen einmal zwei Wörter stehen: Share & Stick! Ich teile (share) Information, Inspiration, Wissen und ich möchte, dass dieses kleben (stick) bleibt. Das ist mein Mission-Statement und ich hoffe, dass Menschen, mit denen ich vor 10, 20 Jahren trainiert habe, sich alle heute noch an mich und das Erlernte erinnern, das ist mein Ziel.
Du begleitest das Handwerk seit Jahrzehnten. Was ist für dich die relevanteste Änderung?
SM: Speed! Und ich meine damit nicht, schneller Haare zu schneiden. Es dauerte 5 Jahre für die Beatles es nach Afrika zu schaffen. Heute kommt eine neue Band mit ihren Songs in den Satelliten und eine halbe Sekunde später ist sie in der ganzen Welt. Neue Looks, Produkte … Fingerschnippen!
Wie oft wachst du morgens auf und denkst dir, wow, das ist neu?
SM: Ständig! Wenn ich im Flieger sitze, umgeben von 150 Menschen, dann gehe ich in meinem Kopf 150 Haarschnitte durch. Ich beobachte immer und ständig, sehe konstant Ideen. Ich verknüpfe Beobachtungen, sehe ein Kid, dass sich selbst die Haare gefärbt hat und das ist ‚raw‘, nicht schön, aber ‚raw‘ und dann entwickle ich das weiter und es entsteht etwas in meinem Kopf, ein neuer Look, eine Idee.
"Als Friseur bist du eine Batterie ..."
Was motiviert dich?
SM: Meine Mutter sagte immer als Friseur bist du eine Batterie, du gibst und gibst und gibst, jeden Tag all deinen Klienten so viel. Aber irgendwann bist du leer. Und dann komme ich als Educator und helfe ihnen, diese Batterie wieder aufzufüllen.
Du hast viele Awards gewonnen, bist NAHA 2021 Educator of the Year und auch in diesem Jahr wieder NAHA Finalist. Was bedeutet dir das?
SM: Natürlich schmeichelt das, aber eigentlich ist es ‚Bullshit‘. Man darf sich auf diesen Auszeichnungen nicht ausruhen und so konzentriere ich mich sehr fokussiert auf das Heute und die Möglichkeiten, die der Tag und die neuen Menschen in meiner Klasse bringen. Ich bin nur so gut wie meine letzte Seminargruppe, das ist die einzige Auszeichnung, die wirklich zählt.
Dein Lieblingslook heute?
SM: ‚I love French Bobs‘ und ich liebe Mullets. Die mache ich jetzt seit 10 Jahren und bin froh, dass diese ‚Layered Looks‘ wieder Mainstream werden. Für Friseure ist das ‚Good News‘, denn Haare werden kürzer und brauchen Form. Junge Menschen wollen anders als ihre Eltern aussehen und darauf hat jeder Friseur Antworten.
Das Friseurhandwerk leidet am massiven Nachwuchsschwund. Was beobachtest du weltweit und was sollte passieren?
SM: Ich sehe diesen Trend leider überall auf der ganzen Welt und das beschäftigt mich sehr. Als ich ins Friseurhandwerk kam, da war es cool ein Friseur zu sein, die fuhren große Autos, waren erfolgreich, hatten Geld und die Frauen. Das waren ‚amazing times‘. Heute ist das der Tattoo Artist. ABER, wie wir wissen, gehen Trends in ‚Circles‘ und kommen zurück. Es gibt eine große Schicht an Menschen, die haben alle Tattoos, die nächste Generation wird keine Tattoos mehr wollen. Warum? Weil ihre Eltern welche haben… Ich bin verdammt optimistisch, dass wir bald wieder einen Return der jungen Menschen in unseren Beruf haben.
Lieber Stephen, ich danke dir für diesen optimistischen Ausblick und wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg als Educationaholic.
Über Stephen Moody
Friseurlegende und weltweit bekannter Ausbilder Stephen Moody ist seit Juli 2022 Artistic Director bei John Paul Mitchell Systems. Er leitet die Entwicklung innovativer Ausbildungsprogramme für Salonpartner auf der ganzen Welt.
Als Leiter der Vidal Sassoon Academy hat Stephen die Ausbildung weltweit über 30 Jahre lang maßgeblich geprägt und zur Produktentwicklung beigetragen. Er wurde mit dem prestigeträchtigen Intercoiffure Hair Cutting Icon Award in NYC und von Intercoiffure Mondial in Paris, Frankreich, mit dem Knight Award in Anerkennung seiner Beiträge zur Haarschneideausbildung ausgezeichnet. Als Ausbilder des Jahres wurde er 2021 zum „Haarschneider des Jahres“ gewählt. In Zusammenarbeit
haben Stephen und das Team kürzlich die Entwicklung des neuen Paul Mitchell® Pro Haircutting-Zertifizierungsprogramms vorangetrieben. Stephen ist gebürtiger Brite und lebt mit seiner Familie in Malibu, Kalifornien.
Wir haben mit Ralph-Joachim Hoffmann gesprochen – er ist Geschäftsführer bei Scissorys Friseure in Heilbronn und hat dieses Verbot in seinen Mitarbeiterverträgen schon seit langem integriert.
Im Gespäch mit Katriina Janhunen
imSalon: Ein Verbot von Schwarzarbeit im Vertrag juristisch ein herausforderndes Thema, denn wie soll man etwas, das ohnehin gesetzlich strafbar ist, nochmal verbieten?
Ralf-Joachim Hoffmann: Ja, Schwarzarbeit ist ohnehin schon strafbar, aber sowohl Kundinnen als auch Kolleginnen sehen es immer noch als Kavaliersdelikt. „Ist ja nicht so schlimm“, heisst es da. Mir ist es aber wichtig, dass es ganz klar festgelegt ist, was ich vom Mitarbeiter erwarte und was er von mir erwarten kann. Nur so kann das Zusammenarbeiten gut funktionieren.
Sie haben seit fast 20 Jahren folgenden Absatz im Vertrag stehen:
"Der/die Arbeitnehmer/in darf Nebenbeschäftigungen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung des Arbeitgebers ausüben. Während der Dauer des Arbeitsverhältnisses darf der/die Arbeitnehmer/in weder ein Friseurgewerbe betreiben noch sich an einem solchen finanziell oder ideell beteiligen. Unerlaubte Ausübung des Friseurhandwerks (Schwarzarbeit) ist grundsätzlich untersagt und begründet die fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses."
Wie reagieren Mitarbeiterinnen*Mitarbeiter darauf?
RJH: Ich gehe immer jeden Punkt des Vertrages nochmal ganz genau durch, denn mir ist es wichtig, dass sie das wirklich verstehen. Tatsächlich sagen sie immer, dass das doch ganz klar ist und selbstverständlich.
Haben Sie schon mal jemanden wegen Schwarzarbeit gekündigt?
RJH: Ja, einmal. Ein Kollege hat sich in seinem Haus ein Zimmer mit einem kleinen Friseurstudio eingerichtet. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er einem Kunden im Salon gesagt hat, er könne doch für viel weniger Geld zu ihm nachhause kommen. Ich habe ihn fristlos gekündigt. Zuerst habe ich ihn darauf angesprochen und er hat es abgestritten. Später habe ich gesehen, dass er sogar am Auto einen Sticker als Werbung für seinen Salon hatte. Das war dann aber auch durch, er hat es verstanden und hingenommen.
Wie haben die Kolleginnen reagiert?
RJH: Die waren völlig entsetzt, wie man so dreist sein kann. Es waren alle voll auf meiner Seite.
Welche Konsequenzen das juristisch hätte, ist nicht ganz klar, wenn wer in einem solchen Fall auf Wiedereinstellung klagt. Wie sehen Sie das?
RJH: Klar wäre ich in der Beweislast, aber nachdem es ja tatsächlich gesetzlich verboten ist, denke ich schon, dass es durchgehen würde. Ich kann den Mitarbeiter ja auch beim Zoll anzeigen. Möglichkeiten, damit umzugehen, gäbe es genug.
Melina Stog im Interview mit Juliane Krammer
Die Zeiten, in denen eine Dauerwelle nur für Frauen war, sind vorbei. Beim Inspiration Day demonstrierte Peter Schaider zusammen mit seinem Team von Intercoiffeur Strassl-Schaider, hair-fair und The Hairstyle by Schaider eine aufregende Neuinterpretation eines Klassikers der Friseurkunst: „Airwave by Schaider“. Diese innovative Technologie verspricht eine neue Ära der Dauerwelle, die sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen begeistern wird und auch die widerspenstigen Haare in trendige Locken verwandeln soll.
Denken Sie, dass viele Chefs Schwarzarbeit dulden, weil sie auf die gute Mitarbeiterin nicht verzichten können?
RJH: Gerade in Zeiten mit Mitarbeitermangel akzeptieren es sicher viele mit knirschenden Zähnen, weil was mach' ich, wenn er nicht mehr da ist? Was ist schlimmer, die Pest oder die Cholera?
Wie eng sehen Sie das mit der Schwarzarbeit z.B. bei Familienmitgliedern?
RJH: Das ist ein Bereich, den ich nicht kontrollieren und nicht verbieten kann. Ich bitte meine Mitarbeiter, das im engsten Familienkreis zu halten und vielleicht noch die beste Freundin und die Oma, die aufs Kind aufpasst. Die Grenzen sind aber fließend, da muss ich meinen Mitarbeitern auch Vertrauen entgegenbringen.
Und am Ende des Tages ist es auch wichtig, die Leute ordentlich zu bezahlen, dann müssen sie nämlich nicht in ihrer Freizeit schwarz arbeiten. Die wollen ja genauso lieber frei haben. Die Gefahr ist einfach größer, wenn das Gehalt am Ende vom Monat nicht stimmt.
Vielen Dank, Herr Hoffmann, für Ihre Zeit und den spannenden Input!
"Mich nervt aktuell das Herumgestöhne, dass es unserem Handwerk so schlecht geht und dass nur die Politik etwas ändern kann."
Du wünschst dir mehr Sichtbarkeit von Jungunternehmerinnen auf Bühnen! Welche Themen werden übersehen, die die neue Generation der Salonunternehmerinnen betrifft?
Melina Stog: Mich nervt aktuell das Herumgestöhne, dass es unserem Handwerk so schlecht geht und dass nur die Politik etwas ändern kann. Wenn wir nicht innerhalb der Branche etwas ändern, wird auch nichts passieren.
Statt der klassischen Wickeltechnik setzt die „Airwave by Schaider“ auf einen speziellen „Waver“, der das Haar von innen heraus harmonisiert. Möglich wird dies durch Warmluftschläuche, die von innen heraus für eine harmonische Wellenbildung sorgen. Das Ergebnis sind voluminöse, natürlich glänzende Locken, die den Eindruck einer natürlichen Welle erwecken.
Ob lässige Beach-Waves, einen Wob (Wavy Bob) oder elegante Locken - die Airwave eröffnet neue Möglichkeiten für fast jedes Haar, ob gefärbt, gesträhnt oder Natur. „Die Airwave verkörpert die Zukunft der Dauerwelle und setzt neue Maßstäbe in der Friseurbranche“, so Peter Schaider. Die „Airwave by Schaider“ ist ab sofort bei Intercoiffeur Strassl-Schaider erhältlich.
Wenn man etwas in der Branche verändern will, ist es nicht naheliegend, in der Innung tätig zu sein?
MS: Mit der Innung Berlin habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht.
Kannst du das näher ausführen?
MS: Das war, als ich meinen Meister machte: Ich habe wirklich sehr viel Geld gezahlt, aber es war für mich gefühlt eine Katastrophe – von den Räumlichkeiten, bis zu den Kosten, … Es war alles so altmodisch und schlecht aufgestellt, da vergeht einem als Jungunternehmerin die Lust und auch die Hoffnung schwindet, dass dort eine Veränderung der Branche stattfindet. Beim Zukunftskongress habe ich niemanden von der Innung Berlin gesehen. Ja, es war die ZV-Präsidentin da, aber das ist für mich zu wenig.
Da die Innung als Sprachrohr für mich keinen Sinn macht, habe ich mich an euch gewandt, um mir als junge Unternehmerin Gehör zu verschaffen.
"Es braucht nachhaltige Arbeitsmodelle, mit mehr Pausen, mehr Freizeit – und ja, der Lohn muss dabei trotzdem nach oben."
Vielen Dank für dein Vertrauen und dass du imSalon als Sprachrohr der nächsten Generation wahrnimmst. Wie siehst du die Zukunft der Friseurbranche?
MS: Die ganze Negativität hat keinen Sinn. Natürlich gibt es Themen, die wichtig sind, aber anstatt 7 % MwSt. zu fordern, sollten endlich Löhne angehoben werden – von Unternehmer*innen und Angestellten. Das muss deutlich nach oben gehen. Unser Beruf ist immer noch viel zu schlecht bezahlt! Es braucht nachhaltige Arbeitsmodelle, mit mehr Pausen, mehr Freizeit – und ja, der Lohn muss dabei gleichzeitig nach oben. Es muss uns Unternehmer*innen und auch den Angestellten gut gehen. Sonst will doch keiner mehr diesen Job machen.
"Mich ärgert Schwarzarbeit, weil ich weiß, wie hart der Weg ist, eine sehr gute Friseurin zu werden. Ich habe so viel Zeit, Geld und Fleiß investiert und das muss entsprechend honoriert werden."
Schwarzarbeit ist ein aktuell großes Thema, wie stehst du dazu?
MS: Ich persönlich finde es ganz schön frech, in welchen Formen Schwarzarbeit ausgeführt wird. Ob zu Hause im Privaten oder auch bei diversen Salon-Konzepten. Da muss man stärker dagegen vorgehen. Ich denke aber nicht, dass wir dadurch mehr Kund*innen bekommen. Mich ärgert Schwarzarbeit, weil ich weiß, wie hart der Weg ist, eine sehr gute Friseurin zu werden. Ich habe so viel Zeit, Geld und Fleiß investiert und das muss entsprechend honoriert werden.
"Hier in Berlin werden Meisterbriefe verliehen oder verkauft, ..."
… und wie nimmst du das konkret in Berlin wahr?
MS: Hier in Berlin werden Meisterbriefe verliehen oder verkauft, um kleine Shops zu eröffnen. Das nervt mich! Aber Kunden werden weiterhin zu Leuten gehen, die schwarz Haare schneiden, weil es schlichtweg günstiger ist und ich glaube auch nicht, dass wir das in den nächsten Jahren eindämmen können. Die Schere von Arm und Reich wird weiter auseinandergehen.
Du warst beim Zukunftskongress für Friseure in Berlin …
MS: Der Zukunftskongress war sehr spannend, aber es geht doch um die Zukunft, um uns junge Menschen, ... ich war schockiert, wie wenig junge Leute vor Ort waren – im Publikum und auf der Bühne.
Woran glaubst du, lag die Unterrepräsentation der jungen Leute?
MS: Ich vermute, dass es einfach weniger junge Unternehmer*innen gibt. Das ist aber trotzdem kein Grund dafür …
"Wir müssen von den „Älteren“ mehr gehört werden!"
Gibt es Wünsche und Themen, die du als Jungunternehmerin an die „Erfahrenen“ in der Branche hast?
MS: Wir müssen von den „Älteren“ mehr gehört werden! Wir werden als junge Menschen oft belächelt und nicht ernst genommen. Es macht doch Sinn, gegenseitig voneinander zu lernen! Ich wünsche mir mehr Zusammenarbeit aller Friseurgenerationen! Aber es liegt auch an uns jungen Leuten, dass wir uns mehr Gehör verschaffen und so die älteren Leute unsere Gedanken zwangsweise mitbekommen.
Welche Themen wünschst du dir für den nächsten Zukunftskongress?
MS: Nachhaltiges Arbeiten! Damit meine ich gesundes Arbeiten, dazu gehört eine gesunde Wochenstundenzahl, eine gesunde Preiskalkulation. Dinge, die auf den ersten Blick wir Kleinkram wirken, aber am Ende dafür sorgen, dass es uns gut geht. Viele Chefs haben das noch immer nicht verstanden. Eine gesunde Arbeitsatmosphäre muss mehr in den Fokus gerückt werden.
Welche Vorträge wünschst du dir konkret?
MS: Es braucht keine Präsentation einer Abwasser-Recycling-Anlage, die sich keiner leisten kann, sondern Themen, die sofort umgesetzt werden können, wie nachhaltige Umhänge, ordentliches Recycling, von zum Beispiel verwendeter Alufolie oder leeren Haarspray-Dosen. Neben nachhaltigem, gesundem Arbeiten finde ich das Thema Nachwuchs super wichtig! Man muss darüber sprechen, wie Ausbildung moderner gestaltet werden kann.
"Ich finde das System genial, denn damit können wir unsere Qualitätsstandards in Deutschland schaffen. Aber so wie es aktuell ist, kann es nicht bleiben."
Wie stehst du zur dualen Ausbildung?
MS: Ich finde das System genial, denn damit können wir unsere Qualitätsstandards in Deutschland schaffen. Aber so wie es aktuell ist, kann es nicht bleiben. Es braucht eine Überarbeitung der Inhalte! Es kann doch nicht sein, dass man noch immer eine Bombage schneiden oder Einlegefrisuren machen muss. Da ist doch klar, dass junge Leute keinen Bock auf diesen Beruf haben.
Danke, Melina, für das ehrliche Gespräche und alles Gute für die Zukunft!
Melina Stog führt gemeinsam mit Chris-Ole Denniger das Salonkonzept "The Colored Cut" in Berlin. Nachhaltigkeit wird im Friseursalon der beiden großgeschrieben. Deswegen setzen sie auf Produkte, die aus recyceltem Material hergestellt werden und tierversuchsfrei sind, aber auch die Reduzierung von Salon-Müll sowie das richtige Recycling sind ein Fixum in ihren Salon-Alltag.
Wir trafen den SP Markenbotschafter zum Talk über seine Anfänge, Lernen außerhalb der Arbeitszeit und männliche Kommunikation.
Markus Salm ist einer der Innovativsten, wenn es um das Thema Mann geht. Seit mehr als 20 Jahren ist er "SP-Frontman" und als dieser Welt-Botschafter in Sachen Herrenstyling und maskuliner Ästhetik.
Das "Haus Salm" in Bonn ist sein kreatives Refugium, hier werden gemeinsam mit Bruder Thomas internationale Maßstäbe gesetzt. Nicht nur in Sachen Mode, Dienstleistung und Business, sondern auch beim Salondesign sind die Brüder top. Ihre neogotische Villa bietet auf über 500 Quadratmetern Platz für Exklusivität und Kreativität. Separés, integrierte Bar und Stühle in Krokooptik - Markus Salm wäre unglaubwürdig, wüsste er nicht, was Männer wollen.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
imSalon: Markus, was immer auch Männer in Sachen Trends wollen, du scheinst es zu wissen. Was wolltest du eigentlich werden als du ein heranwachsender Mann warst?
Markus Salm: Wie jeder normale Junge wollte ich Fußballprofi werden! Aber meine Eltern hatten einen Frisiersalon und haben mich irgendwann einmal mit auf die Messe nach Frankfurt genommen. Dort hab ich beim Preisfrisieren zugeschaut, war begeistert und wollte nicht eher gehen, bis ich wusste, ob mein Favorit einen Preis gewinnt.
Und, hat er?
MS: Ja, er wurde Deutscher Meister und ich hatte ein neues Ziel: Deutscher Meister der Friseure!
Was ist daraus geworden?
MS: Ich habe mit 14 die Lehre bei meinen Eltern begonnen, war mit 17 Geselle und hab fleißig für die Meisterschaften trainiert. Im Herrenfach.
Damals schon die Männer?
MS: Das hat sich so ergeben. Mein Vater war ja auch aktiver Preisfriseur, ebenfalls im Herrenfach. Das hat mich motiviert. Ich war dann erst Vize-, später dann Deutscher Meister und internationaler Grand Prix Gewinner. Nach dem „Wunschtitel“ war das Thema Preisfrisieren für mich dann abgehackt.
"Beim Mann muss das auf den Punkt gebracht werden, einfach und klar kommuniziert."
Die Friseure Salm sind Markus und Thomas Salm. Im Rampenlicht stehst aber du.
MS: Ja. Thomas will nicht ins Rampenlicht. Der möchte im Salon stehen und von morgens bis abends Haare machen. Und er kümmert sich um das Büro, die Steuer…
Wie entstand deine Affinität zum Mann?
MS: Ich habe Ende der 80er in Mailand in einem Frauensalon gearbeitet und von morgens bis abends Haare geglättet. Irgendwann bin ich zu einem kleinen Barbier geflüchtet. Dort lernte ich richtiges Rasieren und klassische Männertechniken und -Dienstleistungen kennen und schätzen.
Dreht sich bei dir alles ausschließlich um den Mann?
MS: Natürlich machen wir auch Damenstylings. Unser Laden ist klar unterteilt: Barbershop, Hochstecken und Make-up, Damenschnitte, Langzeitfarbbereich mit extra verhängbaren Spiegeln.
Habt ihr extra Männerfriseure?
MS: Bei uns machen alle alles. Männer und Frauen zusammen.
Stellt das Thema Mann besondere Anforderungen an die Mitarbeiterinnen?
MS: In erster Linie zählt die Fachlichkeit. Zweitens gilt: Je attraktiver, desto besser ;-)
Zweiteres ist als Scherz zu verstehen?
MS:In erster Linie zählt natürliche das fachliche Können! ;-)
Gut, lassen wir das so stehen :) Sind Männerstylings für Friseure auf Dauer nicht langweilig?
MS: Nee, überhaupt nicht! Wir machen jedes Jahr so viele verschiedene Schnitte, bringen regelmäßig unsere Kollektionen raus. Wir haben einen Männeranteil von 50%. Die geben sehr viel Geld aus, um gut auszusehen und gewollt sind hier nicht mehr nur die klassischen Schnitte. Wir haben einen Männerfarbanteil von 34% im Salon! Der Durchschnitt liegt im einstelligen Bereich. Männershadings sind sehr beliebt, frei zu mischen und qualitativ sehr hochwertig. Wir haben hierfür auch einen extra Farbbereich für den Mann.
Und was ist derzeit Trend im Salon?
MS: Das was verkaufbar ist.
Der Kunde bestimmt den Trend?
MS: Wir steuern das durch Beratung und entsprechende Fotos. Das Visuelle ist bei Männern besonders wichtig. Die wollen idealerweise ein fertiges Bild worauf genau zu erkennen ist, wie das alles hinterher aussieht. Schnitt, Farbe, Styling. Beim Mann muss das auf den Punkt gebracht werden, einfach und klar kommuniziert. Bein Mann sollte man nicht von Farbe, sondern von Volumen oder Naturtonausgleich sprechen.
Weiterbildung - wie wird die im Hause Salm gelebt?
MS:1x die Woche Training intern, alle 4 Wochen externe Trainer.
Innerhalb der Arbeitszeit?
MS: Außerhalb der Arbeitszeit.
"Bei uns bewerben sich diejenigen, die etwas werden wollen."
Macht das keine Probleme bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
MS: Die machen das freiwillig. Sie bewerben sich genau deswegen auch bei uns. Weil sie wissen, sie zahlen nix für Weiterbildung und werden bei uns durch nationale und internationale Akteure bestens aus- und weitergebildet.
Welche Fragen stellt ihr im Bewerbungsgespräch?
MS: Die üblichen. Bei uns bewerben sich diejenigen, die etwas werden wollen. Sie sind motiviert, denn sonst würden sie nicht zu uns kommen.
In welchem Preissegment findet man die Friseure Salm?
MS: Eher hochpreisig.
Hat wer eine „Kratze“ für Herrn Zopf? Wenn ja, hat er dafür die ein oder andere Friseur-Anekdote parat! Denn Herr Zopf, ist Sammler, Historiker, Friseur, ehemaliger Berufsschullehrer und Friseurgeschichtenerzähler. Und all das im Herr Zopf´s friseurmuseum in der ►deutschen friseurakademie Neu-Ulm …
Das Gespräch führte Katja Ottiger
imSalon: Herr Zopf, unter den Tausenden von Ausstellungsstücken - welches war Ihr erstes?
Heinz Zopf: So genau kann ich das heute gar nicht mehr sagen. Das waren wohl Geräte zum Haare wellen und ondulieren sowie Öfen und Erhitzer für diese. Es ging einfach von einem ins andere über.
"Als Lehrer wollte ich den Unterricht nicht mit an die Wand geworfenen Bildern gestalten."
Als Lehrer wollte ich den Unterricht nicht mit an die Wand geworfenen Bildern gestalten, sondern meinen Schülern das Vibrieren von Motoren, den Geruch und den Geschmack der Geräte näherbringen.
Also begannen Sie all diese Dinge zusammenzutragen und zur Verfügung zu stellen?
HZ: Ja. Ich wollte im Fach Berufskunde das Arbeiten mit berufsbezogenen Geräten methodisch und anschaulich gestalten. Denn soll ein Kind etwas verstehen, muss es mit Sinnen begreifen und angreifen. Hier bei mir im friseurmuseum ist nichts weggesperrt, alles darf berührt und bestaunt werden. Die Sachen, die wirklich nicht angefasst werden sollen, habe ich natürlich weggeschlossen.
"Der Barber funktionierte damals genauso wie heute als Auskunftsgeber."
Sie sind bekannt für Ihre Anekdoten. Haben Sie eine für uns?
HZ: Ich habe mal grob gegoogelt, es gibt wohl an die 2000 Gedichte und Erzählungen zu Friseuren, Badern, Barbern. Aber folgende setzt den Friseuren bis heute einen Stempel auf: Einer der antiken Könige ging in seinem Stadtstaat zum Barbier, um sich wieder einmal rasieren zu lassen. Auf die Frage „Wie schneiden wir denn heute?“, antwortete der König: „Ach, in Ruhe und in aller Stille.“ Meiner Ansicht nach eine treffende Bezeichnung für alle Barbiere und Friseure! Denn nicht der Barbier war redselig, sondern der Kunde! Wenn man in der Antike in eine neue Stadt kam, dann ging man zuallererst einmal zum Barbier, um sich reinigen, säubern und waschen zu lassen, aber auch, um die Neuigkeiten zu erfahren, denn ein Barbier wusste einfach alles! Der Barber funktionierte damals genauso wie heute als Auskunftsgeber.
Fehlt Ihnen noch etwas in Ihrer Sammlung?
HZ: Hm, eine schwierig zu beantwortende Frage, denn die zentrale Aussage eines Sammlers ist doch: Es gibt diese Dinge, von denen man als Sammler keine Ahnung hat, dass man sie braucht. Und manchmal weiß man um sie, aber nicht, wie man an sie herankommt. Was ich weiß, das mir noch fehlt, ist die Spiralwicklung von Karl Nesslers Heißdauerwelle. Da wurden die Haare senkrecht nach oben auf Spiralen gebunden und dann mehr oder weniger gekocht.
Oder etwas aus der Zeit des Rokoko: Wenn es unter der Perücke mal juckte, kam die „Kratze“ zur Anwendung. Eine Metallhand mit einem nach obenstehenden Zeigefinger. So eine hätte ich gern.
"Generell fehlen uns Produktbehälter und Dosen aus den 20er und 30er Jahren."
Und generell fehlen Produktbehälter und Dosen aus den 20er und 30er Jahren, die durch die Zeit des Nationalsozialismus und des Weltkrieges verloren gingen.
Worauf kommt es beim Sammeln an?
HZ: Man muss immer im Kopf haben, was man sammeln möchte und was es noch so geben könnte. Wissen Sie, ich habe ungefähr 17 Jahre nach einer Linkshänder-Barttasche gesucht. So etwas kriegen Sie nur dann, wenn es auf dem Markt ist und Sie zur rechten Zeit am richtigen Platz sind und das entsprechende Kleingeld dabeihaben. Wichtig beim Sammeln ist ja auch, dass Sie schon vorher wissen müssen, ob das Objekt sinnvoll ist.
Ein Beispiel: Der Kopfhaarwaschtisch aus dem 15. Jahrhundert. Den Tisch fand ich bei Mannheim, aber es fehlte die dazugehörige Zwaghschüssel für die verdünnte Seifenlauge. Das allerdings wusste ich nur, weil ich im Kopf das Bild eines Kupferstiches von Jost Amman aus dem 15. Jahrhundert hatte, auf dem ein solcher zu sehen ist. Die Schüssel gab es schließlich bei Duisburg an der dänischen Grenze.
Worin sehen Sie die wichtigste Aufgabe des Museums?
HZ: Das ist eine einfache Sache: Ich mache das Ganze aus Spaß, Interesse und Leidenschaft. Ich bin nicht nur Pädagoge und Historiker, sondern auch Friseur und Sammler. Ich beschaffe, sammle und pflege die Geräte und wissenschaftlichen Anschauungsstücke, die dazu dienen, anderen Freude zu machen und einfach anschaulich Wissens zu vermitteln.
Was wünschen Sie sich in der Zukunft für Ihres Museum?
HZ: Auch das ist einfach: ewigen Bestand. Hier wird die dfa, allen voran Harald Gloning, sicherlich dafür sorgen.
Wie finanzieren Sie das Museum?
HZ: Über Eintrittsgelder, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel: 7,50 Euro pro Person mit einem 2 Stunden Vortrag meinerseits. Am besten ist es, sich hier anzumelden, damit nicht zwei Gruppen zusammenkommen, denn gerade von Schulen wird es gern besucht.
Sie sind mittlerweile in Rente?
HZ: Ja, gesundheitsbedingt seit beinahe 20 Jahren. Das hat mir die Chance gegeben, mich ausgiebig mit dem Museums-Job zu beschäftigen.
Herr Zopf, ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute und dem Sammler in Ihrem Herzen spannende Erträge!
HZ: Ich verabschiede mich mit einem Spruch, der nicht von einem Friseur kommt, sondern vom Karikaturisten Ulli Stein: „Ich habe mich gefreut, Sie kämmen gelernt zu haben.“
Ganz meinerseits :))
Neugierig geworden? Dann besucht Herrn Zopf's friseurmuseum in Neu-Ulm !
Im Interview mit Katja Ottiger
Cigdem Wieczorek im Interview mit Juliane Krammer
Cigdem, du warst beim Zukunftskongress für Friseure in Berlin. Was hat dich dazu bewegt, bei dieser Veranstaltung mit dabei sein?
Cigdem Wieczorek: Das Konzept Zukunftskongress hat mich sehr angesprochen, weil mir unser Handwerk wichtig ist. Ich wollte herausfinden: Wo stehe ich mit meinen Gedanken?
Über Markus Salm:
- Salonunternehmer seit 1998
- 36 Mitarbeiter | 500 m2 | 30 Schneideplätze
- Global Male Consultant für SP Professional
- Internationale Seminare, u.a. Mailand, New York, Paris, Barcelona, London
- Auszeichnungenor: Deutscher Meister, Vizemeister, Grand Prix
- zahlreiche Fotokollektionen, TV Auftritte und mediale Präsenz
Was durftest du vom Zukunftskongress für dich mitnehmen?
CW: Ich wurde bestärkt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das tat gut!
Kannst du das konkreter ausführen?
CW: Mein Salon ist in einer 80.000 Einwohner-Stadt und meine Preise werden als teuer im Vergleich zu anderen Friseuren in Bayreuth wahrgenommen. Ich höre oft: Wir sind hier nicht in München oder Hollywood! Aber es ist doch egal, wo mein Salon ist, was zählt ist meine Arbeitsleistung.
„Im Premiumbereich ist es wichtig, beides zu haben: Barber und Herrenfriseur.“
Die Bezeichnungen „Barber“ und „Herrenfriseur“ – gibt es da für dich einen Unterschied?
Markus Salm: Die Konzepte unterscheiden sich inhaltlich: In seinem Ursprung spezialisierten sich klassische Barber auf den Service der Rasur und Bartpflege. Der klassische Herrenfriseur wiederum konzentrierte sich auf die männlichen Kunden bzw. deren Haarschnitte. Heute merken wir allerdings, dass männliche Kunden nicht nur das eine oder das andere wollen: Gerade im Premiumbereich ist es wichtig, beide Ausbildungen zu haben um „Wasch-, Schneide-, Styling-, - und Bartservices in einem Expertensalon zu erhalten.
Du warst viele Jahre Aushängeschild für SP Men. Warum der Wechsel zu STMNT?
MS: Als die Anfrage kam, ob ich mit STMNT arbeiten möchte, habe ich mich dazu entschieden, weil wir gemeinsam als Partner etwas bewegen wollen. STMNT ist eine junge Marke, sehr modern gestaltet, die den Puls der Zeit trifft. Ich bringe meine langjährige Erfahrung in der Männerbranche und -Education mit und freue mich, einen spannenden Markenaufbau mitgestalten zu dürfen.
„Der Schlüsselpunkt der Zukunft: mit Männern konzeptionell arbeiten.“
Gemeinsam stehen wir für damit für mehr als nur hervorragende Produkte. Wir möchten unser Netzwerk an Salons dabei unterstützen, das volle Potential ihrer männlichen Kundschaft auszuschöpfen: durch Serviceaufwertung und Beratungskonzepte, Schnitt- und Stylingservices sowie durch erweiterte Fachkenntnisse und Trendschulungen. Denn das ist der Schlüsselpunkt der Zukunft: konzeptionell mit Männern zu arbeiten.
„Wir müssen aufhören, zwischen Barber und Friseur zu trennen.“
STMNT ist keine Barbermarke im klassischen Sinn. Soll diese Marke auch sogenannte „Barber“ überzeugen?
MS: STMNT ist eine Marke, die stark vom „Newschool“ Barbertrend in L.A. inspiriert wurde, primär aber für die Spezialisierung im Männerbereich steht. Ich denke wir müssen aufhören, strikt zwischen „Barber“ und „Friseur“ zu trennen. Das Konzept der Marke ist, dass beide Bereiche verschwimmen.
Durch eine vermehrte Premiumisierung und Upselling im Männerbereich wandert genau dieser Trend auch in klassische Salons. Dieses Dienstleistungskonzept ist etwas, dass ich seit Jahrzehnten bei mir im Salon lebe und in meinen Seminaren weitergebe: Services zelebrieren und Zusatzservices anbiete. Zusatzservices, die vom Barbertrend inspiriert wurden, wie Ohren Waxing, warme und kalte Kompressen. Und zeitgleich biete ich Farbservices für Männer an.
„Der Trend geht weg von Billighaarschnitten hin zur Premiumausrichtung.“
Ob man sich nun als Barber oder auf Männer spezialisierter Friseur bezeichnet - eines beobachte ich bei allen: Der Trend geht weg von Billighaarschnitten und mehr in Richtung Premiumausrichtung. Das beginnt bei der Inszenierung für Männer am Touchpoint Salon und der Bewusstseinsentwicklung. Zahlreiche Studien zeigen, dass Männer eigentlich viel weniger preissensibel sind als Frauen und eine sehr hohe Marken- und Produktloyalität mitbringen.
Welche Auswirkungen hat der Wechsel zu STMNT auf deine Education-Konzepte?
MS: Ich habe mein Education-Konzept weiterentwickelt und kann schon mal so viel verraten: Das Portfolio ist deutlich größer geworden ist, weil ich den Aufbau-, den Trend- sowie den Barberbereich integriere. Der Schwerpunkt liegt darauf, eine moderne Männerwelt im Salon zu schaffen.
„Ich spreche das Thema Farbe nie an, sondern kommuniziere den Nutzen.“
Ihr habt in eurem Salon einen Farbanteil von 30 Prozent bei den Männern. Wie gelingt euch das?
MS: Wir nutzen bei uns im Salon ein einheitliches Farbkonzept für Männer. Wir haben vier unterschiedliche Blending Services, die alle männergerecht sind und sich auch „männerspeziell“ in den Farben ausdrücken. Bestes Beispiel: Ein Service zum Thema Grey Blending. Die (visuelle) Beratung ist natürlich der Schlüssel: Wie spreche ich mit dem Mann? Wie berate ich ihn? Hier gehört beispielsweise auch dazu, dass ich das Thema Farbe nie wirklich direkt anspreche, sondern eher den Nutzen kommuniziere.Von Heights und Depths, Smokey Quartz Blending, Shadow roots bis Grey Blending wird so alles abgedeckt.
"In den meisten Salons rackern Friseure von früh bis spät, damit die Kunden nicht jammern und am Ende des Tages zählen sie die Cents."
Wie kann mit diesem Mindset gebrochen werden?
CW: Alles verändert sich! Generationen, Preise, Social Media Trends, … warum nicht wir Friseure? Ich bin als Trainerin in vielen Salons unterwegs und sehe, dass sich der Großteil unter seinem Wert verkauft. In den meisten Salons rackern Friseure von früh bis spät, damit die Kunden nicht jammern und am Ende des Tages zählen sie die Cents. Ein Döner kostet mittlerweile 10 Euro, wie kann es dann so günstige Haarschnitte geben? Die, die ihren Wert erkennen, werden überleben! Ich weiß, dass ich Arbeitsplätze biete, wo man gut verdienen kann. Waschen, schneiden, föhnen kostet 120 Euro – nicht weniger! Kunden, die das nicht einsehen, werden später Schlange stehen.
Aber was ist die Lösung? Wie kommen Friseure aus dieser Spirale raus?
CW: Ich bin in der Innung aktiv, tausche mich aus, denn ich weiß, wir sitzen allen im selben Boot. Aber vor allem Frauen liegen mir sehr am Herzen. Unsere Branche ist zu 85% weiblich. Es braucht mehr Unterstützung für berufstätige Frauen und Mütter. Die meisten können sich nur mit dem Geld ihrer Partner über Wasser halten, aber uns Frauen steht Gleichberechtigung zu! Ich sehe mich nicht nur als Friseurin, sondern auch als Unternehmerin.
Du hast drei kleine Kinder …
CW: … von 9 Monate bis 5 Jahre. Mein Mann ist zu Hause und übernimmt die Kinderbetreuung. Ich liebe meinen Job und will erfolgreich sein. Um eine 5-köpfige Familie zu ernähren wusste ich, dass ich nur gut verdienen kann, wenn ich meinen Beruf ernst nehme. Dafür habe ich vor 7 Jahren mit Persönlichkeitsentwicklung begonnen, denn als Chefin bin ich Vorbild und ich darf die Professionalität trotz Hürden nie verlieren.
Frauen haben mit festgefahrenen patriarchalen Strukturen täglich zu kämpfen. Wurdest du emanzipiert erzogen, um da zu sein, wo du jetzt bist?
CW: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Ich war bereits mit 21 Jahren selbstständig und das ging nach drei Jahren in die Hose, war verschuldet und habe weitergekämpft, denn mein Traum war, einen Familienbetrieb zu schaffen. Ich fand das schon immer toll, wenn Kinder die Möglichkeit haben, in einen Betrieb einzusteigen.
"Mittlerweile nehmen sich meine Kunden für einen Termin bei mir frei."
Wie ist es möglich, aus einem gescheiterten Betrieb wieder mit vollem Elan durchzustarten?
CW: Ich eröffnete einen zweiten Salon, der super lief, hatte aber schon immer den Plan einen Luxus-Salon zu eröffnen, in dem ich mir Zeit für meine Kunden nehme. Deswegen stellte ich mich komplett neu auf, ging mit den Preisen hoch, habe Kunden verloren und neue gewonnen. Mittlerweile nehmen sich meine Kunden für einen Termin bei mir frei.
Es ist so schade, dass so viele dieses Potenzial nicht erkennen. Ich habe Geld als Friseurin! Das geht! Und es funktioniert auch mit wenigen Mitarbeitern. Weniger ist hier oft mehr. Lieber mit den richtigen Personen vorankommen, als sich mit vielen Personen immer im Kreis zu drehen.
"Ich habe Geld als Friseurin! Das geht! Und es funktioniert auch mit wenigen Mitarbeitern. Weniger ist hier oft mehr. Lieber mit den richtigen Personen vorankommen, als sich mit vielen Personen immer im Kreis zu drehen."
Wie groß ist dein Team?
CW: Aktuell habe ich vier Mitarbeiter. Zwei neben mir im Salon, eine ist aktuell in Karenz und mein Mann macht für ein paar Stunden Controlling und die Buchhaltung.
Ich habe alles erreicht, was ich wollte, aber beim Thema Mitarbeiter hakt es aktuell noch bei mir.
Wo liegt deiner Meinung nach das Problem?
CW: Das habe ich vom Zukunftskongress mitgenommen: Gibt es ein Problem, muss man sich in anderen Branchen umsehen, wie die das lösen. Mir ist klar geworden, dass ich klare Ziele definieren und Aufgaben verteilen muss. Es bringt nichts, Personen einzustellen und sie einfach arbeiten zu lassen. Das schafft nur Chaos.
Bildest du aus?
CW: Ich habe ausgebildet, bin aber nicht mehr bereit, junge Menschen zu erziehen, dafür habe ich drei Kinder zu Hause. In meinem Luxus-Salon machen nur Fachkräfte Sinn, die mit den Kunden umgehen können. Es gibt so viele Personen, die dieses Handwerk erlernt und aus diversen Gründen an den Nagel gehängt haben. Ich möchte Wiedereinsteigern die Chance geben, sich neu im Friseurberuf zu erfinden und gut zu verdienen. Genauso sind Quereinsteiger willkommen - wir sind in der Beauty-Branche, die boomt! Ob Haare, Nägel, Wimpern, Make-up – Angst vor der Zukunft habe ich nicht!
Was wünschst du dir vom Zukunftskongress 2025?
CW: Ich wünsche mir Speaker, die das Thema Persönlichkeitsentwicklung und zwischenmenschliche Kommunikation aufgreifen. Vor allem die jungen Leute wissen oft gar nicht, wie sie kommunizieren sollen. Wir sind keine Maschinen. Das ist unser absolutes Plus, deswegen müssen wir lernen, wie wir mit unserem Gegenüber umgehen.
Danke, Cigdem, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Was sind die Trends bei euren Männerkunden?
MS: Bei uns im Salon werden bei Männern alle Haarschnitte und Trends abgedeckt. Aufgrund unseres Namens gibt es natürlich viele unserer Kunden, die sich modisch orientieren und dadurch bereit sind, Neues zu probieren. Allgemein geht es aber wieder in längere Formen, die natürlich genau so cool und maskulin wirken sollen, wie die kürzeren Frisuren. Hierbei sind die Beratung und das Wissen der Umsetzung natürlich ausschlaggebend.
Wie kalkulierst du deine Preise?
MS: Der Männerhaarschnitt ist auf eine halbe Stunde ausgelegt, dafür kalkuliere ich 50 Euro.
„Wir haben gleiche Schnittpreise für Frauen und Männer.“
Was hältst du von Unisex-Preisen?
MS: Wir haben die gleichen Schnittpreise für Frauen und Männer. Natürlich ist bei Frauen der Föhnaufwand höher – daher gibt es hier einen Zuschlag im Stylingbereich.
Ihr bietet beim Paket „Haarschnitt & Styling“ auch Haar- und Kopfhautdiagnose an. Ist das beliebt bei Männern?
MS:Bei Männern gehen wir direkt auf diese Themen ein. Wir kommunizieren beim Waschen ganz klar, welches Produkt wir anwenden. Im Anschluss erfolgt eine Kopfmassage, abgestimmt auf die Bedürfnisse des Kunden. Das ist das, was der Mann bei uns im Salon am meisten genießt und was sich im Verkauf widerspiegelt, weil ich automatisch das dazugehörige Produkt mit verkaufe. Ich nutze die Zeit, ihm den ganzheitlichen Weg aufzuzeigen.
Über Markus Salm
- 1 Salon in Bonn: „Friseure Markus & Thomas Salm“
- 30 Mitarbeiter*innen
- 9 Auszubildende
Im Gespräch mit Katja Ottiger
Ihr habt fast 400 m2 Salonfläche und nutzt sie auch für Events - wie lange musstet ihr nach der passenden Immobilie suchen?
Wir haben sehr lange gesucht und schließlich hat uns der Zufall geholfen. In einer Reutlinger Bar haben wir eines Abends einen alten Freund getroffen, der Immobilienmakler ist. Im Gespräch kristallisierte sich heraus, dass er vor kurzem ein altes Fabrikgebäude in sein Portfolio aufgenommen hat, welches sich sehr interessant anhörte. In den darauf folgenden Tagen sahen wir uns das Objekt an, waren sofort fasziniert und konnten nicht anders als zuzuschlagen.
"In Paris, Mailand, London.. aber nicht in Reutlingen"
Rund um euren Salon und eure Events baut ihr einen richtigen Lifestyle und ein frisches Lebensgefühl auf. Wie kommt das bei euren Kunden an?
Bisher sehr gut und das freut uns natürlich wahnsinnig, denn es ist uns immer ein Anliegen nicht nur durch unser Handwerk zu überzeugen, sondern den Kunden auch eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen. Bei Neukunden, die zum ersten Mal bei uns sind, ist es immer wieder schön zu sehen, dass sie wirklich sehr erstaunt sind und durchweg positiv auf das Ambiente und Gesamtkonzept reagieren. Einige meinten auch, sie hätten solch einen Salon in Paris, Mailand, London oder wo anders auf der Welt erwartet, aber nicht in Reutlingen (Lachen).
Ihr lebt ein richtig schönes Salonkonzept – in eurer alten Fabrik, mit den Events und der schönen Einrichtung.. Woher kam die Idee zu diesem Salon?
Fast könnte man sagen, nachts an der Bar (Lachen). Durch das Gespräch über die Location hatten wir direkt schon viele Ideen und Einfälle, wie man dieses puristische Konzept umsetzten könnte. Dabei ist weniger oft mehr und so haben wir mit minimalistischen Elementen gearbeitet, die sowohl clean, als auch etwas anders sind. Unsere neueste Umsetzung sind robuste Schiffstaue, die als Abtrennung dienen und genau zu unserem Konzept passen.
Ist es schwierig Mitarbeiter zu finden, die wirklich zu euch passen?
Bisher konnten wir dies nicht feststellen und haben mit unserem Team immer tolle Leute gefunden, die ähnlich wie wir ticken und mit denen die Zusammenarbeit sehr kreativ ist und uns bereichert. Wir können uns zu einhundert Prozent auf jeden Einzelnen verlassen, was natürlich generell ein schönes Arbeitsklima darstellt. Auch liegt uns das Thema Weiterbildung sehr am Herzen, da wir zwei auch für TIGI gerne als Educator arbeiten und Neuerungen und Trends natürlich auch super für den eigenen Salon umsetzen können.
Warum habt ihr euch für TIGI entschieden?
TIGI ist für uns die Marke, die von Friseuren für Friseure entwickelt wurde. Ob es die Qualität, das Image oder das Design ist, alles ist perfekt abgestimmt und wir sind davon absolut überzeugt. Das spiegelt sich auch bei der Salonarbeit oder in ganz alltäglichen Situationen wieder – wir sind überzeugt und können dies auch mit gutem Gewissen an unsere Kunden kommunizieren und weitergeben.
"Wir haben als Brüder ein schönes Ganzes geschaffen"
Wie ist es, als Brüderpaar ein Geschäft zu führen? Geht es da besonders harmonisch zu oder fliegen da auch mal die Fetzen?
Es ist nicht immer einfach, so viel steht fest. (Lachen). Bei zwei Meinungen und letztendlich nur einer Entscheidung braucht man auch manchmal etwas länger, um zu einem Ergebnis zu kommen. Aber wir haben ein ehrliches und offenes Verhältnis, was vieles vereinfacht. So ist es oft auch so, dass etwas, das der eine nicht kann, der andere wieder wett macht und wir uns so sehr gut ergänzen. Fazit für uns: nach 10 Jahren Zusammenarbeit würden wir es sofort wieder tun. Denn jeder von uns alleine hätte vielleicht nur einen Teil geschafft und so haben wir ein schönes Ganzes geschaffen mit dem wir beide super zufrieden sind.
Wolltet ihr immer schon gemeinsam einen Salon führen, oder hat sich das so ergeben?
Wir konnten uns das früher nie vorstellen, denn grundsätzlich sind wir sehr verschieden. Aber dies ist eine Einstellung, die viele Geschwister in ihren jungen Jahren mit uns teilen. Heute können wir sagen, dass die Zeit uns schlauer und entspannter gemacht hat und man Dinge nicht mehr ganz so verbissen sieht, wie dies vielleicht früher der Fall war.
"Für uns ist es kein Beruf, sondern eine Berufung"
Wünsche an die Branche?
Generell ist die Anerkennung und das Feingefühl immer ein wichtiges Thema. Zwar hat sich innerhalb der Branche schon einiges zum Positiven gewendet; dennoch: eine Weiterentwicklung hin zu dem Verständnis der Vielschichtigkeit und Möglichkeiten, die der Beruf mit sich bringt, liegt uns sehr am Herzen. Denn für uns ist es kein Beruf sondern eher Berufung! Jeder Tag ist anders, genau wie jeder Kunde verschieden ist. Die Kreativität, das Handwerk und die daraus resultierende Begeisterungsfähigkeit eines glücklichen Kunden ist für uns eine tolle Sache, die diesen Beruf ausmacht.
Tom Kroboth ist gebürtiger Österreicher, Wahlberliner mit Noch-Wohnsitz in Hamburg und Friseur mit Leidenschaft. Stationen seines von Kreativität und Inspiration geprägten Lebensweges:
Der Kreativgeist im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
„Sassoon habe ich erst richtig begriffen, als ich es anderen beigebracht habe …“
Raphaela: Tom, ich kenne dich vor allem von kreativen Höhenflügen, jetzt lädst du zum Seminar „Haareschneiden mit mir“. Bist du ruhiger geworden?
Tom: Ach zur Ruhe bin ich nicht gekommen (winkt ab). Aber ich habe mich seit meiner Sassoon Zeit als Künstler verstanden. Irgendwann bin ich dahinter gekommen, dass ich ohne meine fundierte Ausbildung nicht da wäre, wo ich jetzt bin. Das klassische Handwerk ist ja die Basis für alles.
Und die SASSOON Technik habe ich erst richtig begriffen, als ich begonnen habe sie anderen beizubringen.
Wo einst fast 40 Jahre lang Nachtschwärmer bis in die Morgenstunden in der "Dachpavillon"-Szenekneipe feierten, können sich die Gäste nun ihre Haare stylen und frisieren lassen und aus dem Alltag in eine andere Welt flüchten.
Die SCISSORYS Friseure bezogen im Jahr 2017 ihren Salon, mit dem sie ihren Kundinnen*Kunden für die Zeit ihres Aufenthaltes ein kuscheliges Wohnzimmer zum Abschalten bieten möchten. Und das mit einem wahrhaftig einmaligen Ausblick über die Dächer der Stadt.
Die Dachterrasse lädt an warmen Tagen zum Verweilen ein. Außerdem ist der Salon so konzipiert, dass er im Handumdrehen zur Eventlocation mutiert. Die rollbaren Bedienplätze lassen sich schnell entfernen und schaffen Platz für Veranstaltungen aller Art.
Die Innenräume, gehalten in schwarz-gold, wurden nach dem stimmigen Konzept des Geschäftsführers Ralph-Joachim Hoffmann und dem Innenarchitekten Robert Ducherow (Teamwork Salondesign) eingerichtet. Grandezza und Glamour bilden hier eine Einheit.
Beim Wettbewerb "Best Salon Design-Award & What's up Paris-Award" des Fachmagazins "ESTETICA Magazine" und der "MCB by Beauté Sélection" wurde der Salon mit dem ersten Platz gekürt.
Bei den No-Color Color-Looks heißt es „weniger ist mehr“. Der Farbtrend 2024 ermöglicht Haarfarben, die wirken, als wäre das Haar nicht gefärbt. Aber warum will Kundschaft das?
In den letzten Jahren geht der Trend immer mehr zurück auf Natürlichkeit. Das heißt allerdings nicht zwingend Haare natürlich zu belassen, sondern äußert viel mehr den Wunsch die eigene Persönlichkeit mit einer Leichtigkeit zu unterstreichen. Kundschaft will den Natural Look, der mühelos und einfach aussieht.
Founderin Petra Mair hat für ihren Beauty & Concept Store Mooi Beauty ein wunderschönes neues Zuhause gefunden. Im frisch renovierten Gründerhaus in der Josefstadt finden alle Design-Addicts und Beauty Lovers auf 150m² den perfekten Ort zum Zurücklehnen und Wohlfühlen.
Seinem Motto ist das Mooi treu geblieben – im Mittelpunkt stehen nach wie vor Behandlungen mit natürlichen Beautyprodukten sowie eine feine Auswahl an innovativen Wohnaccessoires, Design- und Schmuckstücken. Neu im Angebot und zur Freude aller Stammkundinnen*kunden sind wohltuende Kosmetik & Laser Treatments.
Pietro Macri, PAM Hair Design Team, im Gespräch mit Katja Ottiger
"Wir müssen die Verantwortung übernehmen, Kunden zu führen und zu Veränderungen zu ermutigen."
Worin siehst du die Zukunft in der Friseurdienstleistung?
Pietro Macri: Im guten, handwerklichen Können und in der Beratung. Wir müssen die Verantwortung übernehmen, Kunden zu erkennen und sie der Lebensumstände, der Haarqualität, dem Körperbau und dem Lifestyle entsprechend zu führen und für Veränderungen zu ermutigen.
"Die Menschen sind in den letzten Jahren einfach nicht mehr gewöhnt, zu experimentieren."
Was genau meint du damit?
PM: Die Menschen sind in den letzten Jahren einfach nicht mehr gewöhnt, zu experimentieren, so wie ich das in den 90er Jahren erlebt und gelernt habe. Junge Menschen waren damals experimentierfreudig. Ob rot, grün oder gelb, ob Punk, ob Psych, ob Classic, Dauerwelle oder Strähnen - da wurde das ganze Repertoire gewählt. Im Moment stelle ich fest - ob Mutter oder Tochter, ob Teenie oder Best-Ager - beide haben gleichermaßen Extensions, Wimpern-Lashes und gewisse Tunings, so dass es keine Differenzierung mehr gibt. Und das ist unsere große Herausforderung: mit unserem fachlichen Wissen und unserer Menschenkenntnis Kunden abzuholen und zu begleiten.
Woran erkennst du, ob jemand gut Haare schneiden kann?
PM: Das erkenne ich daran, wie jemand das Haar aufteilt und seinen Schneideplan verfolgt. Nach ein paar wenigen Linien ist klar, ob derjenige oder diejenige sauber arbeitet oder Proportionen ins Leere betreibt.
Promis wie Billie Eilish oder Jenna Ortega machens vor: Der Kitty Cut trendet. Aber warum Kitty? Ganz einfach, weil er die softere, elegantere Version des Wolf Cuts ist, der bereits letztes Jahr ein Comeback erlebte. Zwar orientiert sich der Kitty Cut am Wolf Cut, ist aber weniger stark durchgestuft und wuschelig. Vor allem bei mittellangen Haaren bietet sich der Trendlook an. Die Spitzen enden dabei auf den Schultern oder dem Schlüsselbein. Wichtig zu beachten beim Schnitt: Sanfte Stufen am Rücken oder rund um den Hals.
Damian Tworuschka im Interview mit Juliane Krammer
Du hast dich in letzter Zeit öfters kritisch gegenüber dem bestehenden Dualen Ausbildung-System in Deutschland geäußert. Was fehlt diesem System deiner Meinung nach bzw. was braucht es?
Damian Tworuschka: Die Themen Ausbildung und Auszubildende sind von drei unterschiedlichen Faktoren abhängig. Zum Ersten Handwerkskammern und Innungen mit dem Sprachrohr Zentralverband. Das sind diejenigen, die die politische Ebene erreichen sollten. Zweitens hast du den Friseursalon und drittens kommen äußere Umstände, wie z.B. Social Media, hinzu. Und diese drei für das Friseurhandwerk essenziellen Parteien ziehen nicht am selben Strang.
Lena Kühn im Interview mit Juliane Krammer
"Die Friseurausbildung ist wie Lottospielen."
Deine Lehrzeit ist jetzt noch nicht so lange her. Wie siehst du die Duale Ausbildung – ist sie ein Schatz, der gehütet werden soll oder braucht es Veränderung?
Lena Kühn: Ich bin nun seit 5 Jahren ausgelernt und begleite Azubis in der Berufsschule bei den überbetrieblichen Lehrgängen in Theorie und Praxis. Erst da wurden mir die massiven Unterschiede des jeweiligen Leistungsstands bewusst. Die Friseurausbildung ist wie Lottospielen.
Wer braucht schon ein Fitnessstudio, wenn Traumbody im Salon auch so geht? Die mit Abstand beste Friseur-Work-Out Idee der Woche stammt von Daniel Golz.
Fitness-Friseur-Muffel haben jetzt keine Ausrede mehr! Chefs, was eure Mixecke nun wirklich braucht, ist eine Stange mit Gewichten und los kann es gehen. Wie? Na schaut euch das Video von Daniel an und dann ab an die Bürste.
Raphaela: Nach abwechslungsreichen Stationen: Sassoon – Aveda – Schwarzkopf – Salon hast du wieder eine neue Aufgabe angenommen – was reizt dich an C:ehko?
Tom: Ich habe mich immer gerne Herausforderungen gestellt und begleite Marken gerne auf neuen Wegen. C:ehko fasziniert mich! Es ist eine Marke, die sich gerade neu erfindet, nach 75 Jahren, und alle Produkte sind komplett „Made in Germany“ – das ist doch toll (ist super stolz). In einigen asiatischen Ländern sind wir sogar Marktführer und bald kommt unser neues Baby ‚ME Mademoiselle‘ und das wird dann das Chanel No5 der Friseurbranche.
Raphaela: Und deshalb warst du gerade in Vietnam unterwegs?
Tom: Das war der Wahnsinn! Es gibt dort ganz tolle Friseure und die lieben Sassoon Schneidetechniken. Die allerbesten Friseure haben dort kleine chaotische Salons, zum Teil arbeiten fünf Leute an einem Kopf gleichzeitig. Alle sind bemüht und emotional, was bei Shows enorm motiviert.
Raphaela: Seminare finden meist auf Puppenköpfen statt. Ein Problem für dich.
Tom: Nein! Meine Lieblingspuppenköpfe sind von Bergmann oder L’Image. Gerade beim Demonstrieren von Basishaarschnitten sind Puppenköpfe perfekt, denn man kann mit ihnen machen was man will und immer wieder von oben unten und Seiten den Schnitt betrachten, die Unterschiede erkennen. Die Teilnehmer können die Köpfe dann mit nach Hause nehmen und den Schnitt immer wieder nachvollziehen.
Bei Salonschulungen präferiere ich allerdings schon das lebende Modell. Denn da kommt es ja auch auf den Umgang und die Beratung der Kundin an.
Raphaela: Gibt es Produkte, die dich dein Leben lang im Friseurköfferchen begleiten?
Tom: Brisk – Männerfrisiercreme. Schon vor 30 Jahren hat mich mein Mentor im Herrenfach - Kurt Bischof bei Ossig in Wien - davon abhängig gemacht. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?
Raphaela: Jaaaaaa!
Tom: Ich arbeite mit ME Mademoiselle an einem sehr ähnlichen Produkt, kommt aber erst im Herbst (grinst über beide Ohren)
Raphaela: Du bist seit 30 Jahren Friseur?
Tom: Ist das nicht schrecklich! Zum Glück werde ich immer jünger geschätzt. Aber jetzt wo ich mit 46 quasi auf die 50 zugehe, da frag ich mich manchmal schon ob ich mir ´ne Creme kaufen soll. Gott sei Dank habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich denke man darf sich nicht dem Jammern hingeben, dann wird alles gut.
„Thomapyrin mit Wodka …“
Raphaela: Warum solltest du denn Jammern?
Tom: Naja, so die kleinen Wehwehchen (verdreht die Augen), aber dann nehme ich Thomapyrin mit Wodka (grinst), das hilft immer. Früher hab ich das mit Jägermeister gemacht, aber jetzt bin ich halt erwachsener geworden (lacht).
„Ich bin das Chaos und er mein Excel-Sheet ...“
Raphaela: Gibt es denn wichtige Menschen, die dich in dieser Zeit begleitet haben?
Tom: Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die von vielen Personen gefördert wurden.
Und ich habe mit Sascha Rohn den besten Assistenten der Welt hinter mir. Er ist mir schon durch meine halbe Karriere gefolgt – erst zu Sassoon, dann zu Aveda und jetzt ist er International Artistic Director bei C:ehko. Ich bin das Chaos und er mein Excel-Sheet.
Raphaela: Was für eine Liebeserklärung!
Tom: Ich gebe halt gerne weiter, in Seminaren und an Kollegen und je mehr man gibt, desto mehr erhält man zurück. Und es ist doch beflügelnd, kaum gibt man ein Geheimnis preis ist man angehalten sich ein anderes zu suchen.
Raphaela: Und wer hat dich auf den Weg gebracht?
Tom: Meine Familie, vor allem mütterlicherseits. Zwei Tanten sind Friseurinnen und 2 Onkel sind Künstler, einer Maler, der andere Grafikdesigner. Die sind mit mir als Kind in Museen gegangen, das hat mich sehr geprägt.
Raphaela: Gibt es etwas, dass du bedauerst?
Tom: Ich kann leider nicht malen!
Raphaela: Ich sehe viel auf Facebook von dir, wie nutzt du das Internet?
Tom: Ich finde es erstaunlich, was das Internet bewegt, bin aber eigentlich ein Online-Muffel. Ich verbeiße mich zu oft in Seiten und komm nicht vom Lesen weg, da muss ich noch lernen Zeit zu kürzen. Ich bin auf Facebook und nutze hairbrained und freue mich immer auf euren imSalon Newsletter.
Raphaela: Das musst du jetzt ja sagen!
Tom: Nein, wirklich. Ich finde es klasse wenn mir Nachrichten zugetragen werden.
Raphaela: Dein schönstes Kompliment?
Tom: „Mensch, du bist ja ganz normal“ von anderen Friseuren und Seminarteilnehmern zu hören.
Bei all dem Wahnsinn, den das Reisen von Show zu Show mit sich bringt, bin ich immer wieder froh auch zur Ruhe kommen zu können und auf dem Boden bleiben zu können, Freunde helfen mir dabei.
„Inspiration hole ich mir im Straßenleben …“
Raphaela: Hamburg – Berlin! Wo findest du mehr Inspiration?
Tom: In Hamburg fehlt mir der kreative Input. Egal wo man in Berlin sitzt, die Menschen, die an dir vorbeigehen, da passiert so viel. In Hamburg sind die Menschen alle schön und sauber, aber es passiert halt nichts.
Kreative Inspiration hole ich mir halt im Straßenleben.
Raphaela: Und vermisst du Wien?
Tom: Die Mehlspeisen und das Essen vermisse ich sehr. Ich liebe Wien, meine ganze Familie ist ja dort. Und ich bin begeistert das Wien sich auf die ganzen Änderungen die Conchita mit sich gebracht hat eingelassen hat. Überhaupt liebe ich Conchita Wurst, ich kenne ihn sogar persönlich. Er ist super nett und ein ganz toller Mensch.
Dennoch, ich freue mich auch immer wieder zurück nach Hause zu kommen.
DANKE Tom für das tolle Gespräch und jetzt scheint sogar die Sonne!
Vorgelegt hat die Beauty-Branche mit den No-Make-up Make-up-Looks. Dabei setzt man zwar auf die Verwendung von Foundation, Blush, Countoring und Co. doch im Vordergrund stehen lediglich leichte, kleine Veränderungen, die dem Gesicht schmeicheln, es aber natürlich erscheinen lassen sollen, denkt an Pamela Andersons "nicht geschminkten Look" auf dem roten Teppich.
Der Trend geht jetzt weiter, und zwar mit den No-Color Color-Looks: Die Kunst besteht darin, einen Look zu schaffen, der authentisch und mühelos wirkt. Man arbeitet daher mit Haarfarben, die wirken, als wäre das Haar nicht gefärbt.
Du educatest die Kunst der präzisen Haarschnitte. Viele Hairdresser haben großen Respekt davor. Worin liegt für dich die Magie im guten Schnitt?
PM: Der Respekt vor präzisen Linien ist wirklich sehr groß. Das liegt wohl daran, dass wir gelernt haben, immer aus dem Bauch heraus zu arbeiten und zu sagen, du musst das so machen, weil es eben so ist! Während lange oder fedrig geschnittene Haare, die das Gesicht umspielen, als Weichzeichner dienen, haben Linien die Eigenschaft, das Auge zu fesseln und die Person in den Mittelpunkt zu stellen. Egal, ob sie auf das Kinn, das Jochbein, die Lippen oder die Nase zeigen, ob sie waagerecht oder diagonal verlaufen. Linien können Menschen zum Strahlen bringen - und das ist für mich die Magie vom präzisen Haarschnitt.
"Ein Haarschnitt ist kein Zufallsprodukt."
Was macht für dich ein gutes Seminar aus und worauf legst du besonders Wert?
PM: Die Menschen, die zu uns ins Seminar kommen, sollen Spaß haben und unglaublich viel für sich mitnehmen können. Sie erlernen Philosophie und Technik, denn ein Haarschnitt ist kein Zufallsprodukt. Er ist jedes Mal wieder aufs Neue anspruchsvoll, er ist technisch planbar, zu analysieren und zu optimieren, weil der Lebensumstand einer Kundin so veränderlich ist wie das Haar in unterschiedlichen Lebensphasen auch.
Uns geht es immer auch um das Bewusstsein für Haarqualität und Haarbeschaffenheit, um Spannung und Gewichtsverlagerung, um interne und externe Linien. Wir sind große Verfechter von Simple und Basic, denn alles was wir tun, kommt aus einem ganz tiefen Fundament, das uns Sicherheit und Stabilität verschafft.
Über DIE LIGA
- 2004 von Michael und Frank Senner gegründet
- 1 Salon | 10 Mitarbeiter | 3 Auszubildende
- hauseigenes Fotostudio für Lookbook Shoots und Kollektionen
- Arbeiten für die Berlin Fashion Week, GQ Style Night ...
Wer das ganze noch toppen möchte, kann noch ►McDonalds oder Curtain Bangs schneiden. Dabei soll ein Rahmen ums Gesicht geschaffen werden, der die Wangenknochen und Gesichtskonturen betont. Lest mehr zu dem ►Hair-Hype Bangs.
Für welche Kundschaft eignet sich der Look? Für alle, die einen eleganten, aber doch edgy Look bevorzugen. Wem der Bob zu kurz ist, kann sich ebenfalls mit dem Kitty Cut zufriedengeben. Kundinnen mit feinerem, dünnerem Haar, denn der Look schafft Volumen und Bewegung im Haar. Zudem ist die Frisur leicht zu stylen – daher ideal für Kundinnen, die beim Styling fauler sind.
Kannst du das näher ausführen?
DT: Jeder macht sein eigenes Ding, trotzdem beschweren sich alle, dass es keine Azubis gibt. Alle reden von der 4-Tage-Woche, Work-Life-Balance, … ich glaube, das ist nicht der richtige Ansatz, jemanden für unseren Beruf zu begeistern.
Wie finden Azubis überhaupt einen Salon? Heutzutage über Social Media! Azubis folgen Influencern und sehen, dass die in coolen Salons sind, … das wiederum kann ein Anreiz für junge Menschen sein, diesen Influencern einmal in einem Lifestyle-Salon, die Haare zu machen. Dabei wird eine Beauty-Blase aufgebaut und der junge Mensch ist motiviert, diesen Beruf zu ergreifen, aber dann kommt die Realität, die die Beauty-Blase platzen lässt und diese Realität heißt: Duales System.
Lottospielen?
LK: Ich hatte sehr viel Glück, war in einem guten Salon, habe viel gelernt und durfte rasch Eigenverantwortung übernehmen. Es fühlte sich oft nach „ins kalte Wasser springen an“, was aber besser war, als nichts zu lernen. Das meine ich mit Lottospielen: Die einen lernen viel und werden unterstützt, bei den anderen ist das Gegenteil der Fall.
Warum gibt es so gravierende Unterschiede?
LK: Wenn man so jung ist, macht man sich nicht zu große Gedanken darüber, worauf man beim zukünftigen Ausbildungsplatz achten muss. Ich will auch nicht sagen, dass diese Salons es nicht richtig machen wollen, aber sie können aus diversen Gründen keine gute Ausbildung bieten. Natürlich beeinflusst das auch unsere dramatischen Ausbildungszahlen: Läuft die Ausbildung nicht optimal, brechen viele ab und wollen gar nicht in einen anderen Friseur-Betrieb wechseln. Sie nehmen an, es ist überall gleich.
Noch mehr Daniel Golz?
Ob auf Facebook, Instagram oder YouTube begleitet euch der humorige Friseur-Vlogger durch den manchmal tristen Salon-Alltag. Mit seiner Dating-App DateYOURbeauty ermöglicht er eurer Kundschaft die perfekte Friseurin basierend auf Vorlieben zu finden. Gleichzeitig unterstützt dise Friseure dabei, persönliche Dienstleistungen anzubieten und ihr Salonkonzept optimal zu präsentieren.
Neugierig geworden? ►Hier geht es zu dem Artikel.
Service-Tipp
Der Wella Professionals Global Ambassador Cenk Yesil (@cenkinz) entwarf zur Inspiration für die No-Color Color Looks die Kreation „Illumina Blush“. Diese unterstreicht auf subtile Weise die natürliche Schönheit des Haars und schafft dank Details und Farbschichten ein makelloses Finish. Für diesen No-Color Color Look erfolgt nach dem ersten Schritt der Aufhellung eine harmonisierende Kombination zweier Rezepturen, um Lowlights sowie Reflexe im Haar zu setzen. Durch Color Melting wird der Look im Anschluss finalisiert.
Mooi bietet ein erweitertes Dienstleistungsspektrum in einem modernen, urbanen Ambiente. Unter der Leitung von Petra Mair und in Zusammenarbeit mit Daniel Hora von .MEGATABS wurde das Ladenkonzept mit Elementen wie Kupfer, Stein und Beton aufgefrischt, während die ursprüngliche Mooi DNA erhalten blieb.
Daniel Hora über seine Arbeit am Store: „Wichtig war uns, natürliche Materialien zu verwenden, die dennoch ein Farbenspiel zuließen. So entschieden wir uns für ein Terrazzokonglomerat aus verschiedenfarbigen Basaltsteinen in einer „Mooi-grünen“ Füllmasse. Das reine Kupfer mit seiner metallischen Spiegelung setzten wir als Schmucktupfen ein, um dem Raum einen edlen Schliff zu verleihen. Als ruhige Basis für ein klares Organisieren und Zonieren in den verschiedenen Funktionsbereichen des Stores dienen die gewellte Betonwand und die Betonbodenbeschichtung. Die Industrieelemente der Glastrennwand und die verschiedenen Lichtobjekte an der Decke, Wand und an den Möbeln verkörpern den jungen, dynamischen und professionellen Charakter von Mooi.“
Über Tom Kroboth:
- Wien: Ossig | Grecht
- Hamburg: SASSOON Academy
- Berlin: European Artistic Director für AVEDA
- Hamburg: Global Creative Director Schwarzkopf Professional
- NEU - Berlin:
- International Artistic Director für C:ehko, Keen
- Global Ambassador ME Mademoiselle
- Mehrfacher Gewinner des German Hairdressing Awards, Hall of Fame – Mitglied
- AIPP: Ernennung weltbester Friseur 2008
Wie geht ihr das mit den höheren Preisen an?
PM: Unser erstes Ziel sollte sein, genderneutrale Preise zu haben. Uns liegt das am Herzen, wir heben seit Jahren sukzessive unsere Herren Haarschnitte an, um irgendwann auf ein gemeinsames Level zu kommen. Ein Haarschnitt sollte bei über 100 Euro liegen und ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren bei 120 Euro sind, bis wir im Idealfall bei der Spitze von 150 Euro ankommen.
Wie kann ich einen Haarschnitt für die Kundin interessant machen?
PM: Es ist wichtig, die Kundin richtig anzuschauen, sie sprechen zu lassen, um ihre Wünsche, Erwartungen und Ziele abzustecken und zu erfahren, wie viel Lust auf welche Veränderungen sie hat und losgelöst von all dem, sich ganz neutral all ihre Proportionen anzuschauen.
Ich denke, dies setzen Kunden voraus. Was ist deine persönliche Strategie?
PM: Ich schaffe der Kundin ein neues Szenario: Ich nehme sie aus ihrer Sitz-Position heraus und lasse sie aufstehen, damit sie selbst ihre Gesamterscheinung wahrnehmen kann. Dabei drehe ich sie seitlich, nehme die Haare aus dem Gesicht, um die Profillinie und den Nacken anzuschauen und bespreche ein, zwei, drei mögliche Szenarien mit ihr. Das schafft bei der Kundin das Bewusstsein, dass Friseure Designer sind. Denn Designer machen nichts anderes: Sie ziehen den Stoff an deiner Schulter, zuppeln am Hosenbein … mit Haaren machen wir nichts anderes.
"Über Jahre hinweg ist eine Blase entstanden, welchen Lifestylecharakter der Friseur-Beruf hat, dann kommt man in die Berufsschule und dort ist die Praxis konträr zu dem, was auf Social Media vermittelt wird."
Welche Punkte stören dich besonders am dualen System, die deiner Meinung nach diese Beauty-Blase platzen lassen?
DT: Mir ist schon klar, dass das Handwerk gewisse Fingerfertigkeiten benötigt, aber wenn ich in der heutigen Zeit von Beach Waves, Undone Looks, Foilyage, Balayage, Air Touch, Texture Lights, … immer noch ein Modell für Dauerwelle, zum Legen und Ausfrisieren finden muss, wird es immer schwieriger, junge Leute für diesen Beruf zu begeistern. Über Jahre hinweg ist eine Blase entstanden, welchen Lifestylecharakter der Friseur-Beruf hat, dann kommt man in die Berufsschule und dort ist die Praxis konträr zu dem, was auf Social Media vermittelt wird. Das Duale System ist in meinen Augen veraltet. Es fehlt Fach-Englisch, das gelehrt werden sollte. Ich vermisse Social Media Kurse. Warum kooperiert man nicht mit Experten wie z.B. Maximilian Grüneberger, um Azubis auf die Zukunft vorzubereiten?
"Vor allem als Session Stylist ist es sogar wichtig, solche Techniken zu erlernen, aber das wird den jungen Menschen in der Berufsschule nicht vermittelt – was man mit altbewährten Techniken, modern umsetzen kann."
Du kritisierst die noch immer bestehende Dauerwelle im Lehrplan. Was ist die Alternative?
DT: Das Schlimmste ist doch, dass die Dauerwelle noch immer an Modellen gewickelt werden soll. Es kann Bestandteil der Prüfung bleiben, aber ob du auf einem Übungskopf oder einem Modell wickelst, macht doch keinen Unterschied. Vor allem als Session Stylist ist es sogar wichtig, solche Techniken zu erlernen, aber das wird den jungen Menschen in der Berufsschule nicht vermittelt – was man mit altbewährten Techniken, modern umsetzen kann. Stattdessen ist man stolz darauf, dass die permanente Glättung in die Ausbildung integriert wurde. Der Trend geht aber weg von permanenter Dauerwelle oder Glättung. Stattdessen will man wieder gut geföhnte Haare, aber selbst das ist nicht mehr Bestandteil der Ausbildung.
"Das große Defizit ist aber mit der Zeit herangewachsen. (...) Nach wie vor wird man als Azubi durch dieses veraltete System durchgeschleust und auf die reale Kunden-Welt nicht vorbereitet."
Hast du die Duale Ausbildung zu deiner Azubi-Zeit schon so wahrgenommen oder erst seitdem du einen Salon führst? Wann war für dich der Knackpunkt, dass dich dieses System so sauer aufstoßen lässt?
DT: Ich hatte das Glück, die Ausbildung in einem Salon zu machen, in dem meine Chefs Trainer waren. Ich durfte gleich in die spannende Seite des Friseurberufs eintauchen und bei Messen und Shows mit dabei sein. Da habe ich gesehen, was man außerhalb des Salons noch erreichen kann. Auch wenn meine Ausbildungszeit nun 22 Jahre her ist, fand ich es damals schon veraltet und habe Inhalte wie fachspezifisches Englisch vermisst. Das große Defizit ist aber mit der Zeit herangewachsen. Balayage oder Social Media gab es damals noch nicht, das fehlt heute erst recht. Nach wie vor wird man als Azubi durch dieses veraltete System durchgeschleust und auf die reale Kunden-Welt nicht vorbereitet.
Erschwert diese Tatsache, dass aktuelle Trends in der Dualen Ausbildung nicht gelehrt werden, den Salons das Ausbilden?
DT: Das wäre zu einfach gedacht, auch Salons sind in der Bringschuld. Wenn sich ein Salon dazu entscheidet, auszubilden, bedeutet das, Verantwortung zu übernehmen und auf die Bedürfnisse der Endverbraucher zu schulen. Die Azubis müssen selbstbewusst am Kunden arbeiten können. Die Inhalte des Lehrplanes sind die eine Sache, aber der Salon muss auch Zeit investieren und gegenwartsnah ausbilden.
"Ich brauche meine Azubis nicht zum Putzen oder Kaffeebringen. Ich will, dass sie Spaß haben, am Kunden zu arbeiten und selbst kreieren zu können."
Bildest du aus?
DT: Ja, mit unserer Auszubildenden machen wir regelmäßig Übungsabende. In den ersten drei Monaten soll sie Glossings machen, vernünftig Föhnen lernen, dann geht es zur Haarfarbe über, danach zu Strähnen- und Balayage-Techniken usw. Ich brauche meine Azubis nicht zum Putzen oder Kaffeebringen. Ich will, dass sie Spaß haben, am Kunden zu arbeiten und selbst kreieren zu können.
"Die Schule gibt dir die Basis, aber erst mit der Salon-Praxis wächst man."
Wie bereitest du deine Auszubildende nun auf die Realität der Dualen Ausbildung vor? Hast du Sorge, sie deswegen zu verlieren?
DT: Ich suche das Elterngespräch, egal ob sie schon 19 sind und erkläre, wie es bei mir im Salon abläuft. Es gibt viel zusätzliche Weiterbildungen und auch Trainingseinheiten, wo Zeit geopfert werden muss, aber ich kann durch meine Erfahrung und durch meine Kontakte Türen öffnen, um außerhalb des Salons weiterzukommen. Die Schule gibt dir die Basis, aber erst mit der Salon-Praxis wächst man.
Du schulst Friseure weltweit. Könntest du dir vorstellen in deutschen Berufsschulen zu unterrichten oder Prüfungen abzunehmen?
DT: Ich komme aus der Sassoon-Schule und habe das Konzept der Bauchhaarschneider nie wirklich verstanden. Bei Prüfungskommission habe ich bereits ausgeholfen, wurde aber danach nicht mehr eingeladen, weil ich zu streng kontrollierte. Auf die Frage, warum überhaupt Arbeiten kontrolliert werden, war die Antwort, dass der Prüfling aus einem Salon kommt, der viele Azubis ausbildet und sehr engagiert sei.Aber das ist doch kein Freifahrtsschein! Jetzt spielen wir das mal durch: Dieser Schüler kommt durch und wenn dieser Azubi vom Ausbildner nicht übernommen wird, hat der nächste Salon das Problem.
Dein Fazit?
DT: Ja, ich wäre bereit, zu unterrichten oder Prüfungen abzunehmen, aber wenn ich bei Prüfungen ein Auge zudrücken muss, bin ich raus.
"Ein großes Problem sehe ich im Zentralverband und bei den Innungen. Die Personen, die etwas zu sagen haben und im Vorstand sind, wollen nichts ändern und halten an dem fest, wie es schon immer war."
Wunschkonzert Duale Ausbildung. Wie sollte diese deiner Meinung nach aussehen?
DT: Ein großes Problem sehe ich im Zentralverband und bei den Innungen. Die Personen, die etwas zu sagen haben und im Vorstand sind, wollen nichts ändern und halten an dem fest, wie es schon immer war. In mir macht sich dann immer ein Gefühl von einem Kegelclub breit, wenn ich diese Personen vor mir sehe. Es wird nichts getan, nichts vorangetrieben, nichts geändert. Siehe Duales System: Das Duale System ist nicht verkehrt, aber komplett überholt! Es hapert hierbei schon an der Basis. Denn in jedem Bundesland ist die Basis-Ausbildung komplett unterschiedlich. Und wenn die Basis nicht stimmt, wie soll dabei etwas Gutes herauskommen? Man braucht ein einheitliches System, damit überhaupt ein Standard gewährleistet ist, um darauf mit der kreativen Ausführung aufzubauen. Alles andere ist fatal für die Zukunft.
Was ich mir wünsche? Neben den bereits genannten Faktoren wie eine zeitgemäße Anpassung des Lehrplans sollte man ab dem 2. oder 3. Lehrjahr eine Spezialisierung einschlagen können. Genauso bin ich für eine einjährige Ausbildung von Nicht-EU-Bürgern, die bereits als Friseure oder Coloristen gearbeitet haben.
Aber auch wenn man als Salon-Inhaber gefrustet ist: Nicht ausbilden ist keine Option und schon gar nicht für die, die sich beschweren.
Danke Damian für dieses spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft.
Hast du einen Lösungsansatz für ein besseres Ausbildungssystem?
LK: Um den Fortbestand des Dualen Systems zu sichern, bin ich für eine Umlagefinanzierung der Ausbildungsbetriebe! Egal, ob ein Salon ausbildet oder nicht - es soll in die Azubi-Zukunft investiert werden. Das ist sicherlich ein Anreiz für Salons auszubilden und Ausbildungsbetriebe sind nicht gefrustet, weil sie auf den Kosten sitzen bleiben.
Einjährige Lehrverträge finde ich eine gute Idee, um unterschiedliche Lehrbetriebe kennenzulernen und die Ausbildung vielfältiger zu gestalten.Genauso ist es unerlässlich Ausbildungsbetriebe ordentlich zu prüfen, denn alle Azubis brauchen die gleichen Voraussetzungen. Wenn ich sechs Schüler in einem Lehrgang habe, die alle die gleiche Aufgabe erhalten und die einen mit einem guten Ergebnis in einer halben Stunde fertig sind und die anderen 1,5h Stunden benötigen, ist das fatal für das gesamte Handwerk.
"Leider haben viele Friseure kein Interesse daran, etwas politisch zu bewegen und einen „Man kann nichts mehr machen“-Modus aktiviert. Wir sind doch eine riesige Gemeinschaft und müssen uns zusammenschließen!"
Wie siehst du die Zukunft des Friseurhandwerks?
LK: Ich verdiene sehr gut, aber es gibt Nachholbedarf. Es tut sich viel in puncto Arbeitszeitmodelle, etc., aber wir Friseure müssen alle an einem Strang ziehen und uns politisch engagieren. Leider haben viele Friseure kein Interesse daran, etwas politisch zu bewegen und einen „Man kann nichts mehr machen“-Modus aktiviert. Wir sind doch eine riesige Gemeinschaft und müssen uns zusammenschließen!
Wie engagierst du dich politisch?
LK: Ich bin in der ver.di-Tarifkommission und auch für die Innung im Modeteam Niedersachsen bzw. Deutschland tätig.
Wie ist es möglich, sowohl bei ver.di sowohl als auch beim ZV aktiv zu sein?
LK: Ich will mich für das Friseurhandwerk engagieren und als Angestellte bot sich an, in der Gewerkschaft tätig zu sein. Dass ich bei ver.di als auch der Innung tätig bin, war für die jeweilige Partei anfangs schwierig zu verstehen. Ich habe das aktiv aus dem Weg geräumt, in dem ich mit höheren Mitgliedern des Landesverbandes und ZVs gesprochen habe.
Wie lautete deine Erklärung?
LK: Das Friseurhandwerk muss froh darüber sein, wenn sich junge Menschen für ihre berufliche Zukunft starkmachen. Wir verfolgen alle das gleiche Ziel. Wir wollen ein besseres Friseurhandwerk-Image, steigende Ausbildungszahlen und Gehälter, sodass Mitarbeiter zufrieden sind. Dafür braucht es aber junge Menschen, die für das Handwerk einstehen, aber auch Unterstützung der Erfahrenen und keinen Generationenkampf.
Danke, Lena, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft.
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Frau Visnjic, Sie waren zu Gast beim ARD-Format Hart aber Fair. Wie kam es zur Einladung?
Zuhra Visnjic: Als ich meinen Salon eröffnete, hat ein Journalist für ein Printmagazin mit mir Kontakt aufgenommen und mir angeboten, über mein Studio zu berichten. Dadurch wurden diverse Sender wie ZDF oder auch RTL auf mich aufmerksam. Leider war ich mit der RTL-Produktion damals nicht sehr glücklich. Ich kam da rüber, als ob ich betteln würde. Da merkt man, dass das Endergebnis immer davon abhängt, wer den Artikel schreibt oder eine Sendung produziert.
Waren Sie zufrieden, wie Ihre Situation bei „hart aber fair“ dargestellt wurde?
ZV: Mir war es vor allem wichtig, darauf aufmerksam zu machen, wie es Unternehmern aktuell geht. Ich habe das Gefühl, dass sich mein Beruf bald finanziell nicht mehr lohnt. Gerne hätte ich noch mehr Themen platziert, aber man ist bei einer Live-Sendung doch nervös und bei eloquenten, medial geschulten Politikern hatte ich Schwierigkeiten, überhaupt zu Wort zu kommen.
Ich bin aber sehr froh, es gemacht zu haben, denn durch die Sendung wurde ich bekannter. Diese Aufmerksamkeit schlägt sich auch auf meinen Salon nieder. Es war wie eine Werbeaktion.
Was hätten Sie gerne in der Sendung noch los werden wollen?
ZV: Das Thema Mindestlöhne sowie das Chaos bei den Corona-Soforthilfen hätte mir noch unter den Nägeln gebrannt.
Gab es im Vorhinein ein Briefing oder eine Vorbereitung auf die Sendung?
ZV: Nein. Ich erfuhr auch erst zwei Tage vor der Show, wer mir gegenübersitzt. Vor der Sendung kam der Moderator zu mir und erklärte mir den Ablauf. Er sagte, dass ich auch keine Kunden zitieren oder politische Meinungen vertreten, sondern ganz bei mir bleiben soll. Die erste Frage, die mir live gestellt wurde, hat er mir vorab mitgeteilt.
Im Januar 2025 findet der nächste Zukunftskongress für Friseure statt. Werden Sie mit dabei sein?
ZV: Ich bin auch bei der Friseur-Innung tätig und der Meinung, wenn Politik mit der Friseurbranche zusammengebracht wird, gehört das unterstützt.
Vielen Dank, Frau Visnjic, für Ihre Zeit und alles Gute für die Zukunft.
hart aber fair vom 29.01.2024 hier nachsehen:
Ja, richtig gelesen. Inga Holtz bietet Haar-Wellness in Perfektion an, hat eine Mitarbeiterin und das alles in einem Container, den sie sich nach ihren Wünschen und Bedürfnissen erstellt hat.
Er ist Visagist, Friseur Trainer, Image-Berater und nach wie vor ein Publikumsmagnet. Seit über 30 Jahren unterhält Serge Moreau mit seinen Vorträgen und Workshops in Sachen emotionale Kommunikation, zumeist für L’Oréal Professionnel. Aber längst setzen nicht nur Friseursalons auf das Image-Know-how des Franzosen mit einem Salon im französischen Soufflenheim, sondern auch Modegeschäfte, Kosmetiksalons, Optiker oder auch mal eine Architektenschule. Weltweit ist er unterwegs – von Kanada bis in die Türkei, von Südkorea und Australien bis Südamerika. In über 30 Ländern schätzt man seine Expertise - trotz kultureller Unterschiede.
In kompletter Eigenregie ist dieses Tiny-House Projekt entstanden. Zwei Fragen waren für sie bei der Planung des Salon-Containers vorrangig:
1. Was brauche ich, um für mich den perfekten Arbeitsplatz zu schaffen?
und
2. Was möchte ich auf gar keinen Fall mehr an meinem neuen Arbeitsplatz?
Dabei entstand ein besonderer, übersichtlicher Arbeitsraum, dem aber nichts an ästhetischem Design fehlt. Beim Interior wurden alte Elemente wiederverwendet, die bei der Wohnhaus-Sanierung weichen mussten. So sind alte Schuppenfenster oder -Türen nun Fixbestandteil der Salon-Inneneinrichtung. Auch eine alte Werkbank wurde zur Ablage für Kundinnen und Kunden umfunktioniert.
Serge Moreau im Gespräch mit Katja Ottiger
"Ich frisiere keine Haare, ich frisiere den Menschen."
Serge, wenn du es herunterbrechen kannst: Was ist das Besondere an deinem Beratungskonzept?
Serge Moreau: In der Beratung interessiert mich immer die Person, die Kundin als solche. Ich frisiere keine Haare, ich frisiere den Menschen. Und um den Menschen in den Vordergrund zu setzen, brauche ich Haare. Die Schale, die wir über unseren Körper werfen - Haare, Kleidung, Brille, Schmuck - ist unsere persönliche Entscheidung und da werden mitunter viele Fehler gemacht.
Die Beratung einer Kundin beginnt für dich nicht, nachdem die Kundin den Salon betreten hat, sondern …?
SM: … morgens im Badezimmer! Wenn du dich vor den Spiegel stellst und dich fragst, was mache ich heute aus mir? Wie frisiere ich mich, was ziehe ich an? Der Gedanke dahinter: Du musst der Kundin Lust auf dich, auf deine Arbeit und auf deine Kreativität machen, in dem Moment, in dem sie den Salon betritt. Sie kauft sich ihr Ergebnis bereits nach 5 Minuten Beratung! Und dann möchte sie nicht wissen, wie ihre Haare aussehen, sondern wie SIE aussieht, als Person, wenn sie zwei Stunden später den Salon verlässt. Eine gute Beratung ist essenziell. Friseure sind heute im Fachlichen sehr gut geschult, können aber manchmal mit Kunden nicht richtig kommunizieren
"Wir müssen aufhören, zu denken wie früher."
Das liegt woran?
SM: Weil die Sprache, die in den Schulen gelehrt wird, zu alt ist. Wir müssen aufhören, zu denken wie früher. Da muss sich etwas ändern. Wir können nicht immer die alten Bücher rausholen. Ein Steuerberater von heute rechnet nicht mehr mit Kügelchen, sondern verwendet dafür Technologien. Es war immer schon so, dass sich neue Berufe schneller entwickelt haben. In vielen Handwerksberufen sind die alten Strukturen noch vorhanden, aber keiner sagt, dass wir die ewig behalten müssen.
"Wenn ich heute einen talentierten Friseur habe, dann lasse ich den bei mir arbeiten, egal, ob er eine Prüfung hat oder nicht."
Du bildest seit 30 Jahren nicht mehr aus. Warum?
SM: Weil das System nicht mit meinen Erfahrungswerten zusammengeht. Durch meine internationalen Reisen habe ich viele Sachen gesehen und erlebt. Wenn ich heute einen talentierten Friseur habe, dann lasse ich den bei mir arbeiten, egal, ob er eine Prüfung hat oder nicht. Natürlich bin ich dafür, dass es Prüfungen gibt, auch die Meisterprüfung und dass die Innungen da sind.
"Die Jugend ist talentiert, die muss man machen lassen!"
Der Friseurberuf müsste neugestaltet werden. In den Berufsschulen werden die „alten“ Systeme erhalten. Aber die jungen Friseure von heute sind so kreativ. Jugendliche können heute Hochsteck- oder Flechtfrisuren machen, die richtig gut sind, obwohl sie keine Friseure sind. Sie lernen schneller, nutzen das Internet mit allen Angeboten. Es gibt Leute, die in sechs Monaten Friseur sein können, wenn man sie gleich arbeiten ließe. Die sind motiviert. Aber die Schule bremst sie ein. Nichts gegen die Dauerwelle, nur wie oft macht die der durchschnittliche Friseur noch? Ich sage: Die Jugend ist talentiert, die muss man machen lassen!
Digitalisierung: "Wir müssen wissen, was auf uns zukommt."
Du sagst von dir selbst, acht Stunden am Tag im Internet unterwegs zu sein …
SM: Ich bin immer auf der Suche nach Neuigkeiten. Wir müssen wissen, was auf uns zukommt. Chat GPT beispielsweise. Das ist doch auch toll! Wenn ich heute Briefe schreiben möchte, frage ich Chat GPT und bekomme einen ganzen Text. Die Technologien sind da, also sollten wir sie verwenden! Das ist vielleicht am Anfang kompliziert, aber wenn du dich damit auseinandersetzt … Man muss an sich arbeiten. Immer, das ist nun mal so!
Inga Holtz schaffte so für ihre Gäste einen Ort der Entspannung, da diese Dank der großen Fenster während der Behandlung den Blick in den Garten genießen können.
Container-Konzept - gut für Geldbörse und Umwelt
Inga Holtz hat ihren Container mit Herz mithilfe von Partner, Freunden und Familie direkt in den Garten ihres Hauses integriert. Dabei spart sie Mietkosten und natürlich auch in puncto Arbeitsweg.
Container mit Herz
Da Inga Holtz während ihrer Planungsphase des Tiny-Salons nicht nach einem passenden Anbieter fündig wurde, hat sie kurzerhand mit Freunden „Container mit Herz“ gegründet. Jetzt unterstützt sie Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich dazu entscheiden, auf kleinem Raum großartigen Service anzubieten.
Inga Holtz ist Saloninhaberin ihres gleichnamigen Salons in Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern) und Dozentin bei der Handwerkskammer.
Bei einer imSalon-Umfrage, die wir unter deutschen Friseurunternehmen gemacht haben, geben 64 Prozent der Friseurinnen und Friseure an, negativ in die Zukunft zu blicken. Wie siehst du das?
SM: Die Frage ist doch: Was machst du dagegen? Ich sage: Tu was! Beweg dich – und das jeden Tag immer ein Stück weiter! Wenn ich höre, dass Friseure sagen, sie verdienen zu wenig, dann sage ich: Mach etwas anderes! Du musst Spaß haben! Jeden Tag!
Was die Zukunft bringen wird, ist, wie wir mit Menschen umgehen. Ich behaupte nicht, dass meine Beratung die richtige ist, es gibt unzählige Konzepte ... Aber mein Konzept hat mein ganzes Privatleben geändert, weil ich eine andere Einstellung Menschen gegenüber habe. Ich hatte das Glück, viele Kulturen kennenzulernen und andere Visionen und damit Menschen zu bewegen. Eigentlich wollte ich aufhören, Seminare zu geben. Ich stehe schon lange nicht mehr am Stuhl und mit über 70 muss man irgendwann mal sagen, dass es gut ist. Aber so lange ich immer noch Anfragen bekomme, bin ich dabei!
Serge, vielen Dank, dass du dir spontan Zeit für uns genommen hast!
Im Gespräch mit Katja Ottiger
Michelle, du bist in Amerika geboren, deine Friseurausbildung hast du in Deutschland gemacht, bist immer wieder viel in den USA unterwegs. Amerika vs. Deutschland - was sind die Unterschiede?
Michelle Barnes: In Amerika haben Hairstylisten keine Angst, Geld entsprechend ihrer Arbeit zu verlangen. Das können bei einer Farbe schon mal ein paar Hundert Dollar sein.
Sie verdienen entsprechend besser?
MB: In amerikanischen Salons arbeiten Friseure als Angestellte sowie auf Stuhlmiete. Angestellte bekommen ein Grundgehalt und arbeiten auf Provision, teilweise sind das bis zu 50 Prozent. Und das ist sehr verlockend, um entsprechend Gas zu geben.
„20.000 – 30.000 Dollar (…) in Amerika zahlst du deine Friseur-Ausbildung selbst“
Was sind in deinen Augen die positiven Aspekte in Deutschland?
MB: Stabilität und keine Angst, den Job zu verlieren! Beim „hire and fire system“ in Amerika, kannst du jederzeit ohne Job dastehen.
Und natürlich die Lehre! Deine Ausbildung in Amerika zahlst du selbst! 1.700 Stunden Unterricht (ca. 3 Jahre, Anm.) kosten dich da schon mal 20.000 – 30.000 Dollar, es sei denn, du hast einen Salon, der so nett ist und dich in dieser Zeit bezahlt. Du entscheidest dich für eine Schule oder eine Firma. Großkonzerne haben Akademien, beispielsweise wie Paul Mitchell, an denen sie eigene Techniken unterrichten. Dort lernst du die Theorie im Allgemeinen, denn es gibt ein grundlegendes System, und du machst auch Prüfungen.
Du gibst im Jahr um die 160 Seminare für Paul Mitchell, was sind deine Lieblingsthemen?
MB: Farbe! Tatsächlich hat sich das über die Jahre entwickelt. Für mich ist das richtige Mindset der Teilnehmenden das Wichtigste. Ich möchte in deren Kopf und dass sie gemeinsam mit mir analysieren. Wenn das Verständnis, wozu ich etwas tue, fehlt, kann die Technik nur schwer verstanden werden.
„Der Beruf ist mehr als waschen, schneiden, föhnen, Kunde kommt, Kunde geht …“
Die Herausforderung dabei?
WB: Die unterschiedlichen Level. Die ‚Natural-Macher‘ sehen etwas und setzen es sofort um, der ‚Sachtyp‘ zerdenkt und hat Schwierigkeiten in der schnellen Umsetzung. Die Herausforderung ist, dass alle ins Handeln kommen, die Angst überwinden, einfach mal schauen, was passiert und daraus lernen. Der Beruf ist mehr als waschen, schneiden, föhnen, Kunde kommt, Kunde geht, Kunde kommt. Es steckt so sehr viel mehr dahinter.
Kommentar von Elisabetta Giannattasio
Definition Sachet: Kleinste lieblose Variante designter Produkte, die sich zu Müllbergen summiert. So die Realität.
Warum aber fragen dennoch so viele Friseure danach?
Beratungsversteck
Meiner Beobachtung zur Folge liegt es daran, dass die Verteilung von Sachets einen miesen Verkauf mit „ich hab's ja versucht“ entschuldigen soll und ein prima Versteck für all diejenigen ist, die sich mit Ihren Produkten nicht beschäftigen möchten.
Mob-Wife-Bob Style
Robert Holz, Friseur-Coach und Salonunternehmer, im Gespräch mit Juliane Krammer
imSalon: Du hast die Kosten eines Salonbesuchs in Deutschland analysiert. Welche Schlüsse hast du für dich und deinen Salon gezogen?
Robert Holz: 2015 bin ich in den Salon meiner Frau miteingestiegen, weil sie ein Burnout hatte. Wir haben festgestellt: Wir haben sehr motivierte Mitarbeiter, aber der Durchschnittsbon war damals branchenüblich, da wusste ich, der muss rauf.
Du arbeitest rechts- und linkshändig …
WB: Ich bin Rechtshänderin, aber arbeite tatsächlich mit beiden Seiten. Denn wenn ich die rechte Seite mit rechts nach hinten föhne, muss ich die linke Seite eigentlich mit der Linken föhnen. Das ist etwas, das ich mir über die Jahre antrainiert habe. Das ist Disziplin und bedeutet, aus der Komfortzone herauszugehen. Wenn dein Gehirn etwas mehrmals macht, speichert es das ab und irgendwann wird es normal, mit der linken Hand zu föhnen. Es gibt Leute, die haben gelernt, mit der linken Hand zu schneiden, obwohl sie Rechtshänder sind, weil der Ausbilder Linkshänder ist.
„Wenn du mit Färbe-Pinseltasche zum Kunden gehst, wertest du damit als Künstlerin alles auf.“
Auf der Bühne für die ►deutsche friseurakademie Anfang der Woche in Ulm hattest du eine Färbe-Pinseltasche dabei, die bei den Kolleginnen gut ankam.
MB: Ja, die ist geil, die habe ich über die Wild Beauty gekauft. Wenn du mit dieser Tasche zum Kunden gehst, und vor deren Augen den Pinsel herausnimmst, wertest du damit als Künstlerin alles auf. Ich arbeite gern mit unterschiedlichen Pinseln. Früher sind meine Pinsel im Koffer herumgeflogen, jetzt sind sie sortiert. Ich kann es auch überhaupt nicht ab, wenn die Pinsel beim Arbeiten quer über der Farbschale liegen, dann ist alles verpappt und die Pinsel sehen aus, als hätten sie eine wilde Nacht hinter sich, das ist grausam.
Schließlich ist es einfacher, etwas zu verschenken, als eine ordentliche Beratung durchzuführen.
Mir als Friseurin ist es wichtig, dass meine Kunden auch ohne meine täglichen Eingriffe durch schöne Haare auffallen. Es ist die erfolgreichste Werbung, die ich schalten kann.
Damit meine Kunden das erreichen, liegt es ganz klar an mir, ihnen die richtigen Produkte mit an die Hand zu geben. Das sollte zu Beginn des Besuchs Teil der Beratung sein, dann kann die Kundin klar entscheiden, ob sie die Frisur oder Farbe unter den Gegebenheiten tragen möchte.
Wir sind schließlich in keiner schlechten Vorher/Nachher Show, bei der Kundinnen, die bis dato mit Ihrer täglichen Hygiene maßlos überfordert waren, nun mit Extensions klarkommen müssen.
Da schreit mich der Filzknoten bereits vorurteilsvoll aus dem Fernseher heraus an!
Expertise ist also gefragt, beim Match aus den richtigen Produkten, abgestimmt auf die Bedürfnisse Eurer Kunden.
Haare, Hände, Seele
Damit diese Produkte nicht nur funktional sind, sondern auch noch ein „Gesicht“ bekommen, gibt es Designer, die alles so verpacken, dass nicht nur unsere Haare, sondern auch unsere Hände und unsere Seele sich dabei gut fühlen.
Dieses „Gesicht“ wird in Form von Sachets zur Grimasse und ist eine Beleidigung an jeden Produktdesigner. Stellt euch vor, ihr erarbeitet eine wunderschöne Dauerwelle und die Kundin bürstet gleich darauf ihre Haare.
Schöne Arbeit, aber entwertet.
So also geht es Produktinhalten von Luxusgütern am Boden von Handtaschen. Meist sehen sie das Tageslicht nie wieder.
Rückgaberecht statt Zweifel
Hier mein Vorschlag: Verkauft die Produkte immer in ihrer schönsten Form und wenn ihr doch mal zweifelt, dann bietet ein Rückgaberecht an.
Habt ihr eure Arbeit gut gemacht, braucht ihr euch nicht zu sorgen, je etwas zurückzubekommen.
Ach ja, und von jenen Sachet-Jäger-Kundinnen oder Kunden, die das ausnutzen, lasst eh die Finger, egal ob mit oder ohne Sachet.
Die Clean Girls mit ihren Sleak Looks wurden nun – auf TikTok – entthront. Es ist anzunehmen, dass demnächst auch in den heimischen Salons die neue Trend-Ästhetik einkehrt: Mob Wife! Als Vorlage dienen Mafia-Ehefrauen aus Hollywood-Produktionen, wie Michelle Pfeiffer, die ihren Flick-Bob in Scarface trug.
Überhaupt ist der Bob ein beliebter Cut für die Mob-Wife-Ästhetik, egal ob Blunt Bob oder Long Bob – das Hauptaugenmerk liegt auf dem Styling. Dabei spielen Lockenwickler in diversen Varianten oder Lockeneisen eine große Rolle, oder die gute alte Föhnbürste, die Schwung in das Haar bringt.
Wo der Scheitel gewählt wird, ist irrelevant. Hauptsache schöne Rundungen, die das Gesicht umspielen, hält das Endstyling parat. Viele Mob-Wife Looks lassen jetzt stumpf geschnittene Pony-Partien wiederaufleben, aber auch Curtain Bangs feiern ihr Comeback.
Wie hoch ist euer Durchschnittsbon jetzt?
RH: Aktuell liegt der branchenübliche Durchschnitt bei 80 Euro, bei uns liegt dieser heute bei 210 Euro und bei Spitzenleuten weit über 300 Euro. Man sieht, dass da noch Potenzial ist.
Wie steigert man sich von 80 Euro auf 210 Euro?
RH: Wir haben unseren Fokus auf Tressen gelegt (Katrin.Meier Tressen, Anm.) und sind damit Problemlöser geworden. Je größer das Problem ist, das wir lösen können, umso größer ist die Akzeptanz im Preis. Sprich: Wenn du wirklich unglücklich mit deinem dünnen, feinen Haar bist, bist du bereit, für volles Haar einen gewissen Preis zu zahlen.
Wie viel geben eure Tressen-Kundinnen aus?
RH: Zwischen 300 bis 3000 Euro. Da diskutiert auch niemand darüber.
Wie viele Färbepinsel hast du denn?
MB: Zwei weichere, einen härteren, einen breiten, einen zum Federpinseln, einen angewinkelten Pinsel und einen Schwamm.
Du wolltest eigentlich keine Friseurin werden, das war eher Zufall. Wie könnte die Branche Berufs-unentschlossene Jugendliche auf sich aufmerksam machen?
MB: Ich hatte mich für verschiedenes beworben, als Raumausstatterin und Stewardess, aber nichts bekommen. Bei mir war es dann das typische ‚Dann werd ich halt Friseurin!‘. Im Nachhinein war es das Beste, was mir passieren konnte. Ich denke, es ist wichtig, Jugendliche hinter die Türen schauen zu lassen. Durch Social Media und die Pandemie haben Friseure einen anderen Status bekommen und den müssen wir uns bewahren. Gerade jetzt ist es umso wichtiger, Gas zu geben und nicht stehen zu bleiben.
Was wäre deine Idee?
MB: Aktiv werden. Auf Veranstaltungen, Konzerten oder auch unter der Woche in die Schulen … einfach mal hingehen und zeigen, was man in Kürze mit Haaren machen kann, schnell begeistern und die Jungen auf die Idee bringen, einfach einmal Friseure zu besuchen.
Elisabetta Giannattasio ist Friseurin und Education Managerin bei fpe Friseur- und Kosmetikbedarf.
Mob Wife Style für langes Haar
Sharon Stones Look in "Casino" oder Edie Falco als Carmela Soprano in der Gangster Serie “Sopranos” – sie beide dienen aktuell als Haar-Ikonen auf TikTok. Um diese Looks auch für Kundinnen anzubieten, ist es wichtig, den Eindruck von vollem Haar entstehen zu lassen. Hier können Extension Aushilfe schaffen, um den Mob Wife Look zu perfektionieren. Die trashige Vintage Version mit langen Haaren wird meist im Seitenscheitel interpretiert. Der Mittelscheitel lässt den Style klassischer wirken.
Wie Samtwickler zu coolen Ergebnissen und einer Neuinterpretation des Mob-Wife Haartrends führen können, zeigt Christine Wegscheider in ihrer aktuellen Kollektion ► Große Samtwickler sind zurück
Übrigens, wer wissen will, wie der Name Mob-Wife entstanden ist: Gangster und Mafiabosse werden auch als „Mobster“ bezeichnet und deren Partnerinnen sind die "Mob-Ehefrauen".
"Viele Friseure sind oft so gut, dass sie 12 Wochen im Vorhinein ausgebucht sind – und es kommt bei den meisten nicht die Idee, die Preise anzuheben, sondern Öffnungszeiten erweitern, mehr zu arbeiten."
Jetzt nehme ich an, trotz Spezialisierung, dass der Großteil eurer Dienstleistung im Salon Schnitt und Farbe ist und nicht Haarverdichtung. Wird bei diesen Preisen diskutiert?
RH: Hier muss ich ausholen: Viele Friseure sind oft so gut, dass sie 12 Wochen im Vorhinein ausgebucht sind – und es kommt bei den meisten nicht die Idee, die Preise anzuheben, sondern Öffnungszeiten zu erweitern, mehr zu arbeiten. Aber die offensichtliche Lösung ist, die Preise anzuheben, bis eine gesunde Auslastung vorherrscht. Wenn Kunden ihre Haarfarbe wollen, sind sie bereit, in unserem Salon 200 Euro mehr dafür auszugeben, als 20 Wochen auf einen Termin zu warten.
"Und ja, auch wir haben uns von sehr lieben Kunden verabschieden müssen, weil sie sich unseren Service nicht mehr leisten konnten. Das ist zwar traurig, aber wir Friseure sind nicht verantwortlich für das Einkommen der anderen."
Wie nimmt man den Friseurunternehmerinnen* die Angst, genau solche Maßnahmen zu setzen?
RH: Wenn ein Friseur jetzt seine Rente ausrechnet, ist das leider oft sehr dramatisch, denn er kann kein unabhängiges Leben führen und landet in einer Altersarmut. Das muss man sich im Hier und Jetzt ansehen und diese Entscheidung für sich treffen.
Und ja, auch wir haben uns von sehr lieben Kunden verabschieden müssen, weil sie sich unseren Service nicht mehr leisten konnten. Das ist zwar traurig, aber wir Friseure sind nicht verantwortlich für das Einkommen der anderen. Es gibt aber auch Kunden, die wollen sich ein Haarservice um diesen Preis nicht leisten, obwohl das Geld vorhanden ist. Von diesen kann man sich gerne auch verabschieden, denn ohne Wertschätzung, kein Service.
"Das ist der Preis, den ihr nehmen müsstet, um das Leben zu führen, das ihr euch wünscht."
Du bist Coach. Wie vermittelst du dieses Mindset an Salon-Chefinnen* ?
RH: Wir müssen den Menschen bewusst machen, dass sie sich jetzt dafür entscheiden können, welches Leben sie führen können. Ich rechne dann vor: Das ist der Preis, den ihr nehmen müsstet, um das Leben zu führen, das ihr euch wünscht. Das ist der Preis, den ihr heute nehmt – und da ist eine große Strecke dazwischen.
Ich bemerke bei Jugendlichen in meinem privaten Umfeld, dass bei der Jobwahl der Verdienst immer bedeutender wird, eine wichtige Stellschraube …
MB: Das große Thema beim Friseur wird immer der Preis sein. Viele Salons merken, dass sie mitziehen müssen und dass sie mehr Gewinn machen, wenn sie 60 statt 30 Euro für einen Haarschnitt verlangen. Sie bemerken aber auch, dass Leute bereit sind, das zu zahlen. Es gibt immer weniger arbeitende Friseure – warum? Das Gehalt! Du kannst nur mehr verdienen, wenn die Preise dementsprechend sind. Ein Rattenschwanz! Und so lange das nicht verstanden wird, wird es auf Dauer so sein, dass Leute, die gut arbeiten und nicht angemessen verdienen, woanders hingehen. Ja, es werden immer weniger Friseure, dafür aber qualitativ bessere und preislich höhere.
In Vorarlberg (Österreich) hast du Auszubildenden gecoacht und gemeinsam mit ihnen die New Talent Hairshow erarbeitet - als andere Form des Lehrlingswettbewerbes. Wie war das?
MB: Ooh, das war eine tolle Premiere! 20 Auszubildende auf einer Bühne, eine Show mit komplettem Script, das war unbeschreiblich! Der Boden hat gebebt, die Leute haben gejubelt. Die Lehrlinge, mit denen ich an fünf Sonntagen zuvor gearbeitet und die Show erstellt habe, sind bis heute hin und weg und ich habe bis heute Kontakt zu ihnen. Sie konnten mit Spaßfaktor lernen und einfach machen, was sie wollten, auch wenn mal etwas schiefgeht, egal, am Ende des Tages sind es nur Haare. Das könnte ein Startschuss für etwas Neues sein ...
... eine Erneuerung oder eine Konkurrenz zu den Lehrlingsbewerben?
MB: Vielleicht. Denn hier geht es nicht darum, der oder die Beste zu sein und in Konkurrenz zu treten, sondern als Team auf der Bühne zu agieren und das Glücksgefühl mit nach Hause zu nehmen. Friseure sollten keine Konkurrenten sein!
Du arbeitest eng mit ►Michi Jung zusammen, er führt seinen Salon in Hamburg, du in Schwerin. Gibt es bei euren Preisen ein Ost-West-Gefälle?
RH: Unsere Preisniveaus sind ähnlich. Ein Haarschnitt kostet bei uns zwischen 89 und 103 Euro, was für Ostdeutschland sehr viel ist. Die Unterschiede, die es gibt: Für Michi in Hamburg ist es leichter, aus dem direkten Umfeld Personen zu finden, die bereit sind, den Preis für das Service zu zahlen. Ich muss einen größeren Kreis um Schwerin ziehen, muss dafür super positioniert sein.
Genauso unterscheiden sich unsere Salons in Bezug auf Mitarbeiter: In Hamburg sind die Mitarbeiter bereit, 40 Stunden zu arbeiten. Unsere Mitarbeiter in Schwerin wollen nur 30 Stunden arbeiten, da die Lebenserhaltungskosten in Schwerin nicht so hoch sind, wie in Hamburg. Bei den Salonkosten unterscheiden sich Michis und mein Salon ausschließlich im Bezug auf die Mieten.
Du bist kein gelernter Friseur, stimmt das?
RH: Ich komme aus der Gastronomie, bevor ich bei Katrin in den Salon eingestiegen bin, führte ich eine Diskothek in Schwerin.
Ich habe ein ► Interview mit Samantha Schüller geführt, die der Meinung ist, dass unternehmerisches Denken am Stuhl verloren geht. Ist das der Erfolgsweg für dich und deine Frau Katrin, die die Friseurin im Salon ist?
RH: Man braucht den Raum dafür, die unternehmerischen Dinge machen zu können, ob das jemand wie ich ist, der aus der Gastro kommt oder eine Friseurin, die für die Unternehmensführung genügend Platz einräumt, ist irrelevant. Ich bin aber nicht der Meinung, dass man den Friseurinnen alles abnehmen muss, damit sie einen Salon führen können. Hier sind wir wieder beim Punkt Preisanpassung. Wenn du deine Preise dementsprechend erhöhst, hast du auch genügend Zeit, dich mit deinem Unternehmen zu beschäftigen. Genau das ist bei meiner Frau der Fall. Sie hat jetzt mehr Zeit, den Salon-Alltag zu beobachten, Dinge zu adaptieren, effizienter machen.
Ihr bildet im Salon aus. Wie hebt sich eure Ausbildung von anderen Salons ab?
RH: Jeder Azubi hat einen eigenen Coach, einen Buddy, der beim Lernen supportet. Die Gen Z ist in einem großen Watteball groß geworden, das erfordert auch eine andere Ausbildung. Teilweise können diese jungen Menschen nicht mit Kritik umgehen oder werden das erste Mal in der Ausbildung damit konfrontiert. Wir haben dafür einen festen Saloncoach, den jeder Mitarbeiter, jeder Azubi in Anspruch nehmen kann.
Das imSalon Stimmungsbarometer ergab, dass ► 64 % der Friseurunternehmer die Zukunft negativ sehen. Wie siehst du die Friseurzukunft?
RH: Wir können vieles nicht beeinflussen, außer die Laune in unserem Umfeld. Jedes Problem, das auf uns zukommt, ist eine weitere Aufforderung, eine Lösung zu suchen. Und ja, natürlich gibt es Tage, die sich richtig scheiße anfühlen. Aber es muss klar sein: Wenn der Chef die Zukunft negativ sieht, wie soll der Mitarbeiter positiv drauf sein? Ich fordere die Kollegen auf: Legt den Pessimismus ab und schaut optimistisch nach vorne!
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Robert Holz führt mit seiner Frau Katrin Meier den Salon Madcut in Schwerin. Gemeinsam mit dem Hamburger Salonunternehmer Michi Jung hat er Rock your Salon gegründet. Robert war ursprünglich Diskothekenbetreiber und ist nun Salonunternehmer sowie Coach für Friseurunternehmerinnen*.
Michelle Branes mit Paul Kent live für die deutsche friseurakademie Neu-Ulm ►Zur Berichterstattung
Über Michelle Barnes
- Geboren in den USA, Wahlheimat Stuttgart
- Friseurausbildung in Deutschland
- seit über 20 Jahren Educatorin bei Paul Mitchell (Wild Beauty)
Samantha Schüller, Kopfsache Düsseldorf, im Gespräch mit Juliane Krammer
Du hast dir deine eigene Rentenversicherung angesehen. Welche Conclusio hast du für dich gezogen?
Samantha Schüller: Ich bin seit über 15 Jahren in diesem Beruf und mit meiner Rente stehe ich aktuell bei 1.396 Euro.
Viele würden hier sagen: „Das klingt gar nicht so wenig. Du hast ja noch ein paar Jahre vor dir …“
SS: Nach 10 Jahren Selbstständigkeit und der ganzen Verantwortung, die man für Mitarbeiter*innen und Arbeitsplätze trägt, steht das in keinem Verhältnis.
"Viele haben auch den Glaubenssatz: Geld ist nicht alles und der Beruf ist unsere Leidenschaft. Aber in Bezug auf die eigene Zukunft und auch die Zukunft der Mitarbeiter*innen ist das sehr kontraproduktiv."
Was können Unternehmende machen, die dieselben Gedanken haben?
SS: Jetzt gibt es immer noch sehr viele Friseurunternehmer*innen, die große Angst davor haben, Kund*innen zu verlieren, wenn sie Preise erhöhen. Viele haben auch den Glaubenssatz: Geld ist nicht alles und der Beruf ist unsere Leidenschaft. Aber in Bezug auf die eigene Zukunft und auch die Zukunft der Mitarbeiter*innen ist das sehr kontraproduktiv.
"Es ist zwar nett, dass wir mit dem Portemonnaie der Kundschaft denken, aber wir tragen Verantwortung für unser Leben und die Mitarbeitenden."
Warum gibt es so eine Einstellung vermehrt im Friseurhandwerk?
SS: Wir sind sehr nah am Kunden und emotional mit der Person am Stuhl vor uns verbunden. Es ist zwar nett, dass wir mit dem Portemonnaie der Kundschaft denken, aber wir tragen Verantwortung für unser Leben und die Mitarbeitenden. Wir müssen unternehmerischer denken, auch um uns finanziell abzusichern.
"Meine Leute bekommen eine Lebensversicherung obendrauf, die sie sich später auszahlen lassen können."
Als du dich selbstständig gemacht hast, welche Vorstellungen einer perfekten Rente hattest du?
SS: Ich habe mich mit 21 Jahren selbstständig gemacht. Damals hatte ich mich mit dem Thema Rente nicht direkt auseinandergesetzt. Jetzt aber unterschreibe ich, wenn jemand sagt: „Denk früh genug an deine Rente“. Das lernt man erst mit dem Alter. Wie lange ich arbeiten will, war für mich damals noch sehr weit weg. Erst seit ich in der Geschäftsführung bin – ich arbeite nämlich gar nicht mehr am Stuhl – habe ich mehr Zeit und Kapazitäten mir wirklich Gedanken zu machen. Als Arbeitgeberin habe ich nicht nur die Möglichkeit meinem Team mehr Gehalt zu ermöglichen … Meine Leute bekommen eine Lebensversicherung obendrauf, die sie sich später auszahlen lassen können. Das ist die Verantwortung, die ich trage. Das übersehen viele Chefs.
„Eigentlich wollte ich Maskenbildnerin werden. In der Ausbildung musste ich auch Haarteile knüpfen und da merkte ich, wie kreativ man als Friseurin sein kann. Damit war mein Schicksal besiegelt“, lacht Ulrike Grüttner, fragt man sie nach den Anfängen ihrer Karriere.
Woran liegt es, dass solch ein finanzieller Support für Mitarbeiter nicht erfolgt?
SS: Als Arbeitnehmer*in ist es oft schwer, einen Chef bzw. eine Chefin zu finden, die so etwas ermöglicht, weil viele selbst eher Friseur*in sind. Das ist im Grunde nicht falsch, aber das unternehmerische Denken geht, durch das viele Arbeiten am Stuhl, verloren.
Wie kann ich das Ruder für meinen Salon noch rumreißen, wenn ich meinen Mitarbeitenden finanziell mehr bieten will?
SS: Das unternehmerische Dahinter ist das Wichtigste plus effizientes Arbeiten. Es geht vor allem darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass man auch später gut Leben will. Die Problematik, die ich dahinter noch sehe: Als Friseur-Handwerker*in muss ich 18 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen. Als Selbstständige habe ich einen unglaublich hohen gesetzlichen Rentenanteil. Das sind bei mir fast 700 Euro. Das würde ich viel lieber in eine private Versicherung zahlen. Da ist im System doch auch etwas verkehrt. Wir wissen alle, dass Handwerker nicht den höchsten Lohn haben, warum muss diese Berufsgruppe länger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?
Die Saloninhaberin ist seit 1982 Friseurin, seit 1988 Meisterin. Ihren neuen Salon „Intercoiffure Ulrike Grüttner“ eröffnetet sie 2023. In Kreuztal, einer 60.000-Seelen-Stadt in Nordrhein-Westfalen, machen Ulrike und ihr 4-köpfiges Team Kundinnen und Kunden glücklich. „Auf meiner Webseite steht ‚Ein Team mit Leidenschaft‘ und genau so sehe ich uns – immer mit Leidenschaft für Haare und Menschen im Einsatz, um für unsere Kunden das Beste zu geben.“
Unsere Branche ist vorwiegend weiblich. Bei Frauen ist Altersarmut ein großes Thema. Welche politischen Forderungen hast du?
SS: Ich stehe hinter einem bedingungslosen Grundeinkommen, weil Handwerker*innen nicht die größte Gewinnmarge haben. Egal, wie gut wir kalkulieren und egal, wie effizient wir arbeiten. Die Gewinnmarge hat irgendwann ein Ende. Das ist Fakt. Mit einem Grundeinkommen wäre der Druck raus. Es wäre schön, wenn der Mutterschutz abgesichert wäre. Wir Selbstständigen kämpfen da ums Überleben. Dafür muss es doch eine Lösung geben, denn wir schaffen Arbeitsplätze, zahlen sehr viel Steuern! Es muss ein Auffangnetz für Selbstständige und auch Mitarbeitende geben.
"Ich glaube, dass sich viel wegrationalisiert, was wir jetzt aushalten müssen. Corona war hier gar nicht das schwarze Schaf, sondern die aktuelle Inflation. Jetzt wird entschieden, wer unternehmerisch denkt und sein Unternehmen nach vorne bringen und verändern möchte."
Wie siehst du die Friseurzukunft?
SS: Ich bin ein sehr konstruktiver Mensch. Der Zukunft des Friseurhandwerks sehe ich positiv entgegen. Ich glaube, dass sich viel wegrationalisiert, was wir jetzt aushalten müssen. Corona war hier gar nicht das schwarze Schaf, sondern die aktuelle Inflation. Jetzt wird entschieden, wer unternehmerisch denkt und sein Unternehmen nach vorne bringen und verändern möchte. Man muss flexibel sein und sich auch anpassen können. Ich glaube, dass das Handwerk sehr exklusiv sein kann. Man sieht das in den USA, dort werden gute Friseure wie Stars behandelt und für Haarschnitte wird viel mehr als in Deutschland bezahlt.
"Wir sind in der freien Wirtschaft und können uns aussuchen, an wem wir was verdienen wollen."
Viele sagen, der Haarschnitt darf nicht Luxus werden …
Ja, es ist ein Luxusgut, aber so nah wie wir, arbeitet kaum jemand in der Dienstleitung am Menschen. Man merkt immer noch, dass der Friseur den Stempel billiger Dienstleitung aufgedrückt bekommt. Als wären wir wie in der Pflege verpflichtet alle zu bedienen. Wir sind in der freien Wirtschaft und können uns aussuchen, an wem wir was verdienen wollen.
In den Zeiten des Umbruchs. Wie hat sich dein Coaching-Zugang bzw. die Bedürfnisse der Friseurunternehmenden verändert?
SS: Man merkt, es ist ein Umschwung. Die Leute brauchen mehr Bestärkung und Austausch. Es formieren sich Communitys. Früher hat man den Friseur um die Ecke beobachtet, jetzt fragt man nach: „Wie ist es bei dir?“.
Danke Samantha, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Der Salon selbst lädt dazu ein, einen Termin zu buchen: Mit der Neueröffnung im April 2023 – aus dem alten Salon mussten sie raus, da das Haus verkauft werden sollte – konnte das Team zeitgemäße Einrichtung im Industrial Chic umsetzen. Betonwände, eine separate Waschlounge, schwarze Decken und großzügiger Einsatz von gezielt platziertem Licht schaffen eine „Wohlfühl-Atmosphäre der gehobenen Klasse“, sagt Ulrike Grüttner.
Samantha Schüller führt in Düsseldorf ihren Salon Kopfsache auf 207m² mit 8 Mitarbeiter*innen. Außerdem leitet sie die Kopfsache Akademie, wo Seminare und auch Unternehmens-Coaching stattfinden. Außerdem ist die laufend unterwegs und hält spannende Vorträge, wie im Februar in Frankfurt oder im April in Leipzig, München oder Düsseldorf ►Strong Female Leadership mit Samantha Schüller - Wella Professionals.
Nachhaltiges Engagement und Auslandserfahrung
Bevor sich Ulrike Grüttner 2011 selbstständig machte, war sie bei einem Intercoiffure-Salon in Namibia und arbeitet dort mit. Eine spannende Zeit, die ihr für ihren Start als Friseurunternehmerin nicht nur neue Aspekte im fachlichen Wissen mitgab, sondern sie auch zwischenmenschlich prägte.
Daher ist es für sie auch heute noch selbstverständlich über den Tellerrand zu schauen und Möglichkeiten zu erkennen, um zu helfen. Sei es der Umwelt oder Mitmenschen wegen. „Als Friseurin verkaufe ich Glück – so sehe ich das. Etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen. Dennoch ist mir bewusst, dass wir mehr tun müssen, um unseren ‚grünen‘ Fußabdruck auf dieser Welt zu hinterlassen. Wir spenden Haar-Reste an die Organisation ►HAIR HELP the Oceans, um unsere Meere zu säubern. Wir recyceln unsere Alufolien und versuchen, so energiesparend wie möglich im Salon zu arbeiten.“
Diese umweltschonende Einstellung „auf ganzer Linie“, hat Ulrike schließlich auch für Paul Mitchell® begeistert: „Ammoniakfreie Farben, vegane Produkte in hervorragender Qualität, soziales Engagement in der Region und weltweit – mit einer Marke zusammenzuarbeiten, die ebenso tickt wie mein Team und ich, ist unheimlich wertvoll. Sie kennt Paul Mitchell® schon seit den 80ern, als es die Produkte in Deutschland noch gar nicht gab. „Bei Paul Mitchell® und der Wild Beauty GmbH bin ich als Kunde eine Person und nicht ein Salon von vielen.“, ist Ulrike Grüttner nach wie vor begeistert.
Alexander Mäckl und ►Ramona Lesny liegt die Tabaluga-Charity am Herzen und gemeinsam mit einem engagierten J.7 group Haarschneide-Ensemble packen sie regelmäßig Friseurinstrumente und Geschenke ein und machen sich auf den Weg, Gutes zu tun. Für die Kinder, die durch die Tabaluga Stiftung betreut werden, sind sie Wellness-Tag-Veranstalter, Glücklichmacher und Freunde. Wir finden top und haben mal bei Alexander Mäckl nachgefragt.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
imSalon: Alexander, ähnlich wie die ►Barber Angels, die Obdachlosen mit Haarschnitten und Gesprächen ihre Selbstachtung zurückgeben, unterstützt ihr als J.7 group die Tabaluga Kinderstiftung. Wie?
Alexander Mäckl: Wir fahren 2-3 mal jährlich mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Tabalugahof nach Peißenberg, um dort die Kinder mit Haarschnitten, Make-up und Stylings glücklich zu machen. Und auch, um die Freundschaften zu ihnen zu pflegen.
"Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten am umsatzstarken Samstag vor dem Weltkindertag auf ihre Provision."
Wie ist es zu dieser Kooperation gekommen?
AM: Seit der Gründung von J.7 unterstützen wir soziale Projekte, spenden seit Jahren Geld zum Weltkindertag. Dafür verzichten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am umsatzstarken Samstag vor dem Weltkindertag auf ihre Provision! Der Umsatz kommt Kindern in Not zugute. 2010 sind wir dann auf die Tabaluga Kinderstiftung gestoßen. Und mit der ersten Scheckübergabe ist ein Projekt entstanden, das für beide Seiten etwas Neues und gleichzeitig auch ein Versuch war.
Inwiefern ein Versuch?
AM: Wir durften als erste und einzige Spender mit den Kindern direkt in Kontakt treten. Wir wollten ja nicht nur Geld spenden, sondern uns aktiv für die Kinder und Pädagoginnen einsetzen und sie mit Haarschnitten und neuen Haarfarben glücklich machen. Wichtig war für uns auch, dass unsere Franchise-Partnerinnen und Partner sowie Salon-Manager sehen, was mit den Spendengeldern passiert und wem es zugutekommt.
Was macht die Tabaluga Kinderstiftung eigentlich genau?
AM: In den Tabaluga Kinderprojekten werden pro Jahr ca. 500 sozial benachteiligte, traumatisierte und schwer erkrankte Kinder und Jugendliche individuell betreut. Verlust des Elternhauses, familiäre Krisen, körperliche und sexuelle Gewalt, schwere Krankheiten sind deren zentrale Lebenserfahrungen. Tabaluga bietet ihnen einen geregelten und beschützten Alltag und ein breites Spektrum an Therapien.
"Es gibt Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. (...) Wir schenken Zeit, Vertrauen und Wertschätzung."
Was bedeutet euch das?
AM: Es schafft das Bewusstsein, dass es Kinder gibt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Jeder Besuch ist eine schöne und gute Erfahrung. Wir schenken Zeit, Vertrauen und Wertschätzung.
Was macht das emotional mit euch und euren Mitarbeitern?
AM: Die meisten stellen sich das anfangs nicht so schön und so positiv vor und sind sehr dankbar für diese Erfahrung. Vielen wird auch bewusst, dass unsere eigentlichen Probleme, die wir glauben jeden Tag zu haben, gar keine Probleme sind. Den Kindern geht es durch die Spenden sehr gut und sie haben eine richtige Familie.
Ich kann mich z.B. noch gut an eine Auszubildende erinnern, die mich in den Arm genommen und sich für diese unvergessliche Erfahrung bedankt hat. Sie sagte: 'Ich werde mich nie wieder beschweren, dass ich mal nur 40 Minuten Mittagspause hatte oder eine halbe Stunde länger arbeiten musste. Das sind keine Probleme! Das, was diese Kinder in ihrem Leben schon erleben mussten, das sind Probleme' - das hat mich sehr berührt.
Ihr seid auf der Suche nach weiteren Glücklichmachern?
AM: Ja, wir möchten dieses Projekt so oft wie möglich unterstützen. Wir haben uns mit der Tabaluga Kinderstiftung auf 2-3 Besuche pro Jahr geeinigt. Diese müssen gut geplant werden, optimal sind die Schulferien. Um den „Wellness-Tag“ - wie ihn die Kinder selbst nennen - bestens zu kreieren, brauchen wir 20-25 Friseurinnen und Friseure. Wir schneiden an diesem einen Nachmittag 80-100 Kindern und 20 Betreuerinnen die Haare. So kann jeder 4-5 Kinder glücklich machen.
"Mit der Zeit sind Freundschaften zwischen Friseur*innen und Kindern entstanden."
Vor dem ersten Einsatz wird sich jeder "Neue" Gedanken machen. Was sind Bedenken?
AM: Oftmals vielleicht „Angst“, dass die Kinder sich merkwürdig verhalten oder weinen könnten. Die Kinder haben zwar schreckliche Erfahrungen gemacht, aber es geht ihnen sehr gut. Man merkt ihnen nicht sofort an, welches Leid sie erlebt haben, sie sind während unseres Besuchs fröhlich und heiter. Mit der Zeit sind sogar richtige Freundschaften zwischen Friseurinnen und Friseuren und den Kindern entstanden.
So ein Projekt kostet natürlich auch. Habt ihr unterstützende Partner?
AM: Ein großer Partner ist Goldwell (Kao Germany, Anm.). Wir bekommen Styling- und Pflegeprodukte sowie Geschenke zur Verfügung gestellt. Die Kinder freuen sich unglaublich darüber und ich bin jedes Mal überrascht, wie diszipliniert und dankbar sie sind. Ich habe noch nie erlebt, dass die Kinder die Geschenke als selbstverständlich angesehen haben.
Ramona und ich organisieren dieses Event seit vielen Jahren und freuen uns wirklich über jeden, der Lust hat, mitzukommen! Es ist unser Baby und liegt uns sehr am Herzen und wir wollen dieses Projekt vergrößern, um noch mehr Menschen glücklich zu machen.
UNSER TIPP:
Die Termine finden regelmäßig statt, bei Interesse also gern mit J.7 Kontakt aufnehmen:
group@j-7.de | 0711 24838583
Keine Feier ohne große, wallende, bewegte Riesenlocken. Große Samtwickler sind zurück!
Topcurlistin Christine Wegscheider bedient sich bei ihren aktuellen ►Herbst/Winter-Looks der alt bewahrten Methode…
Die einen sagen Flockwickler, die anderen Samtwickler – beides ist richtig.
Flockwickler: Der Name lässt sich von Flocken herleiten. In der Textilindustrie bedeutet flocken, Textilien oder Stoffe mit Flockfasern zu beschichten. Flockfasern sind kurze, feine Fasern, die auf die Oberfläche eines Stoffes aufgebracht werden, um ihm ein samtiges oder samtartiges Aussehen und Gefühl zu verleihen. Letzteres führt zu dem Namen Samtwickler.
Balayage Experte Fabian Maier ist Inhaber des ersten auf die erfolgreiche Färbetechnik spezialisierten Balayage-Salons in Deutschland. Er unterstützt Stylistinnen* als Shades EQ Gloss Boss Awards-Mentor.
Sein Anliegen: Balayage ist für jeden! Seine ganz eigene „Sea Salt Balayage“ist eine Technik, die von ihm entwickelt und inzwischen auch geschützt wurde. Freihand werden die Lichteffekte eingezeichnet und so gezielt mit Kontrasten gespielt. Dadurch entsteht der moderne Look.
Gerade diese Freihandtechnik war bei der internationalen „Masters of Balayage“-Convention in Nashville (USA) im Herbst dieses Jahres absolut gefragt – Neben dem Thema „Best Ager“ Balayage.
imSalon fragt Mandy Bosch-Macri, PAM Mannheim Hair Design Team, nach ihren Visionen für die Zukunft und ihre Erwartung in Richtung Politik
Mandy, wo siehst du die Zukunft für Friseure in Deutschland?
Mandy Bosch-Macri: Die Zukunft der Friseure sehe ich geprägt von drei Dingen.
- von technologischen Fortschritten, wie z.B. KI
- bei noch stärker am Kunden orientierten und individualisierten Dienstleistungen und
- beim nachhaltigen Arbeiten für die Menschen.
Wie hilft KI weiter?
MBM: Digitale Tools können dabei helfen, den Salon effizient zu führen und bei Verwaltungsaufgaben zu unterstützen.
Wie kann die Kundenarbeit zukunftsfähiger gemacht werden?
MBM: Das Verständnis der Kundenwünsche und die Fokussierung auf deren Bedürfnisse spielt in der „Servicewüste Deutschland“ eine zunehmende Rolle. Ein wachsendes Umweltbewusstsein führt außerdem dazu, dass nicht nur von den Kunden, sondern auch von den Mitarbeitern ein nachhaltiges und umweltfreundliches Handeln erwartet wird. Dies führt zwangsläufig zu einer stärkeren Differenzierung in der Friseurbranche.
Welche Differenzierungen?
MBM: Auf der einen Seite wird es solide Handwerksleistungen zu erschwinglichen Preisen geben, während auf der anderen Seite spezialisierte und hoch qualifizierte Hair-Artisten mit Fokus auf Qualität und Design ihre Dienstleistungen anbieten werden.
In letzter Vision der Zukunft spielen Lifestyle und Luxusaspekte eine bedeutende Rolle. Hierbei geht es um die Verbindung von hochwertigen Dienstleistungen und Produkten mit einem individuellen Friseurerlebnis. Das Ambiente, eine Wohlfühlatmosphäre und zwischenmenschliches Vertrauen auf professioneller, emotionaler und qualitativer Ebene und Wellness setzen in Friseursalons neue Maßstäbe für die Kunden und bieten Erlöspotentiale.
"Unverwechselbarkeit führt zu überdurchschnittlichen Gehältern"
Wodurch werden sich einzelne Salons unterscheiden?
MBM: Unser Salonkonzept verleiht unserer Marke eine Unverwechselbarkeit, was wiederum zu einer langfristigen Kundenbindung führt und die Bereitschaft schafft, höhere Preise zu zahlen.
Die daraus resultierende Wirtschaftlichkeit ermöglicht es uns, die Mitarbeiter am Umsatz zu beteiligen, Provisionen zu zahlen, was zu überdurchschnittlichen Gehältern führt. Dies wiederum steigert die Zufriedenheit und Mitarbeiterbindung. Wir brauchen eine Nische, in der Schwarzarbeit, gepaart mit staatlichen Leistungen, keine Option darstellt.
Sonja Thale, Inhaberin Haareszeiten Haarlounge in Münster, im Zukunftsgespräch mit imSalon
Was glaubt Ihr, braucht es als Friseurunternehmen, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können?
Sonja Thale: Das Leben eines Friseurs ist wie das Bergmotiv auf einer Toblerone Schokolade. Wir als Unternehmen müssen uns einzelne, wichtige Spitzen bzw. Höhen auf dieser Schokolade heraussuchen. Auf diese müssen wir uns fokussieren. Der Beruf ist so komplex geworden, dass es heute unmöglich ist, als Friseurunternehmerin* alles gleichzeitig zu machen. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, braucht es Spezialisierung, Arbeitsteilung und Fokussierung auf das Wesentliche.
Was oder wer unterstützt dich dabei am meisten?
ST: Natürlich sind wir fachlich bestens aufgestellt und können sagen, dass wir gute Handwerkerinnen mit Meistertitel sind. Trotzdem haben wir damit noch lange kein BWL-Studium oder Kenntnisse im Bereich Mitarbeiterführung sowie Marketing. Ich kann wirklich sagen, dass ich heute nicht da wäre, wo ich bin, wenn ich nicht über Jahre hinweg die Unterstützung von meinem Industriepartner Kao bekommen hätte.
Philipp Seethaler, Mitinhaber Seethaler Friseure, im Zukunftsgespräch mit imSalon
Hohe, verdrehte, straffe Dutts mit einem glatten Finish im Stil der 90er im Trend sind zurück! Der glänzende Knotenstil ist super geeignet für trendbewusste Kundinnen*Kunden oder all diejenigen, die festliche Frisuren suchen.
Total Look des Eröffnungskomitees
Hannes Steinmetz entwickelte ein genau durchdachtes Frisurenkonzept und einer Schritt-für-Schritt Anleitung. Warum ist das wichtig? Nicht alle Debütantinnen nutzen den Steinmetz-Bundy Privatsalon für ihr Styling, aber über diese Step by Step Technik kann jede Stylistin und jeder Stylist in Wien nutzen und genau erfahren, wie man die Swarovski-Tiara 2024 für den Wiener Opernball fixiert und die Frisur im einheitlichen Look frisiert.
Die Step-by-Step-Anleitung für die Umsetzung der Frisur in zehn Schritten:
Im Mittelpunkt des Opernballs 204 steht für Hannes Steinmetz hochgestecktes Haar. Denn für die Inszenierung der Swarovski Tiara ist eine Hochsteckfrisur der perfekte Rahmen für den glamourösen „Total Look“ der Debütantinnen bei der Eröffnung.
J.7 school Seminare
Das Team der J.7 school macht Lust auf persönliche und fachliche Weiterentwicklung und beflügelt euren Salonalltag.
►Alle Termine mit Filtermöglichkeit
Arbeiten bei J.7 Company!
Warum Samt?
Der Hauptgrund, warum Samtwickler, bzw. Flockwickler in der Welt des Haarstylings wieder im Trend liegen, ist der samtige Bezug. Dieser Bezug besteht normalerweise aus Samt oder Velours und bietet mehrere Vorteile: Er sorgt nicht nur für ein angenehmes Gefühl auf der Haut, sondern bietet auch eine bessere Griffigkeit. Dies ermöglicht es den Wicklern, das Haar sicherer zu fixieren, damit Locken oder Wellen länger halten.
Alle Vorteile auf einen Blick
- Schonend: Samtwickler, bzw. Flockwickler bieten eine sanfte und schonende Methode, um Locken oder Wellen zu erzeugen, ohne das Haar zu gefährden. Die Wickler verursachen keine Hitzeschäden und sind daher eine großartige Option für alle, die gesundes Haar anstreben.
- Haltbar: Aufgrund des samtigen Bezugs bieten Samtwickler, bzw. Flockwickler eine bessere Griffigkeit, wodurch die Locken oder Wellen länger halten. Dies führt zu zufriedeneren Kundinnen*Kunden, die ihr Styling länger genießen können.
- Vielseitig: Samtwickler, bzw. Flockwickler sind in verschiedenen Formen und Größen erhältlich, um unterschiedliche Locken- oder Wellenstile zu kreieren. Von kleinen Wicklern für enge Locken bis hin zu großen Wicklern für weiche Wellen – die Vielfalt eröffnet eine Welt voller Styling-Möglichkeiten.
Holt euch Samtwickler, bzw. Flockwickler in den Salon. Beim Fachhandel Hair Haus und Euro Friwa werden beflockte Metallwickler in verschiedenen Ausführungen angeboten.
Für welches Haar?
Samtwickler, bzw. Flockwickler sind für die meisten Haartypen geeignet, vor allem für Kundinnen mit feinem oder dünnem Haar. Der samtige Bezug sorgt dafür, dass das Haar sicher gehalten wird, ohne es zu beschädigen oder zu knicken.
Bevor ihr Samtwickler, bzw. Flockwickler verwendet, ist es wichtig, die Haare mit passenden Produkten richtig vorzubereiten. Schaut dazu gerne bei unseren ►Styling-Highlights vorbei.
Fabian Maier ist der Experte, wenn es um das Thema Balayage geht. Im Mai 2020 eröffnete Fabian Maier seinen spezialisierten Salon in Stuttgart. Dabei setzt der Balayage-Profi auf Perfektion. Seine Looks, ob Freihand- oder Folientechnik, stehen für höchste Präzision, ein außergewöhnliches Gespür für Farben und Spaß am Beruf –für ihn eine Berufung. Zusammen mit seinem Team ist er ganzjährig für große Unternehmen sowie für individuelle Salonschulungen im Einsatz. Seinen Stil zeichnen Balayage-Looks aus, die durch neueste Techniken einen natürlichen, hochwertigen Verlauf und somit eine beeindruckende Optik schaffen.
► Interview zu Spezialisierung mit Fabian Maier
Fabian Maier hat zu Coronazeiten Deutschlands ersten reinen Balayage-Salon eröffnet – Spezialisierung, in der Nische? Zu verrückten Zeiten? Und daraus ein anerkanntes Business zu machen? Er weiß, wie es geht.
Mit Charme und Expertise ist er inzwischen bei großen Marken als Workshopleiter gefragt, beim Redken Shadeseq Gloss Boss Award ist er Mentor, vor allem aber ist er passionierter Friseur und liebt es, sein Wissen mit anderen Kolleginnen*Kollegen zu teilen.
►So sieht der Fabian Maier Balayage Salon aus
Würdest du den Bundeskanzler treffen, was würdest du ihm sagen?
MBM: Wenn ich die Gelegenheit hätte, den Bundeskanzler zu treffen, wäre mein erstes Anliegen Wettbewerbsgleichheit und Planungssicherheit einzufordern. Förderversprechen z.B. für digitale Entwicklung oder Energiesparmaßnahmen dürfen nicht erst gemacht und dann wieder zurückgezogen werden. Friseurbetriebe brauchen Planungssicherheit. Gerade für kleine Betrieben kann dies schnell existenzbedrohend sein. Das Gleiche gilt für Wettbewerbsverzerrungen durch Umsatzsteuerbefreiung von bestimmten Betrieben.
Durch meine persönliche Erfahrung in einem sozialistischen Staat (DDR) weiß ich, wie wichtig persönliche Freiheit und Entwicklung sind. Als Selbstständige schätze ich diese freien und kreativen Möglichkeiten und Gestaltungen meiner Ideen und ich liebe unsere Individualität geschäftlich, wie privat. Mein Wunsch an den Bundeskanzler wäre nicht, durch mehr Bürokratie die Branche zu retten, sondern sicherzustellen, dass Selbstständige ihre Geschäfte fair gestalten können und die Arbeitnehmer vor prekären Beschäftigungsverhältnissen geschützt werden. Das schließt eine Regelung gegen Schwarzarbeit und eine für die Kunden transparente Umsatzsteuer-Ausweisung ein.
Und mein Abschlusssatz wäre: "Gemeinsam als Friseurunternehmer und Team sind wir bereit, den Rest in die Hand zu nehmen und aktiv zum Erfolg beizutragen. Nicht dass Ich, sondern dass Wir damit anfangen, es zu tun."
Liebe Mandy, wir danken dir für deine offenen Gedanken und wünschen euch für 2024 alles Gute!
Es gibt immer weniger Ausbildungsbetriebe, ihr gehört dazu. Was ist dabei die größte Herausforderung?
ST: Ich habe das große Glück, dass meine Tochter Vanessa an meiner Seite ist. Sie hat die fachliche Leitung und den Part der Ausbildung komplett übernommen. Sie ist auch diejenige, die den Weg zurück in die Innung gegangen ist, und dort mittlerweile Prüfungen abnimmt. D.h. wir wissen genau, warum und vor allem wie wir weiter ausbilden wollen. Aber es funktioniert nur, wenn sich einer dem Thema Ausbildung voll annimmt. Ein bisschen Ausbildung geht nicht.
Was motiviert euch auch weiterhin auszubilden?
ST: Ich finde es einfach wichtig, Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, wie man diesen schönen Beruf erfolgreich weitergeben kann. Wir können gute Arbeitszeiten haben; wir können auch gutes Geld verdienen und wir machen Menschen mit unserem Tun glücklich. Was gibt es denn da noch Schöneres?
Wie findet ihr Nachwuchs?
ST: Um Nachwuchs zu finden, habe ich die Ausbildungshomepage www.friseur-ausbildung-muenster.de ins Leben gerufen. Die Seite ist mittlerweile im Raum Münster fest etabliert. Jeder, der Friseurausbildung / Münster eingibt, kommt an dieser Seite nicht mehr vorbei. Darüber hinaus haben wir letztes Jahr die Talentschmiede® ins Leben gerufen. Hier präsentieren unsere Youngstars ihr Können. Sie bekommen eine Plattform, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und noch mehr praktische Erfahrungen zu sammeln. Junge Leute wollen etwas lernen und das müssen wir ermöglichen, indem wir als Unternehmer*innen echte Ausbildung bieten. Niemand möchte drei Jahre lang Haare fegen! Im Rahmen der Talentschmiede ist Instagram unser Kommunikationskanal Nr. 1. Darüber können wir sehr viele Neukund*innen Kontakte generieren.
„‘So haben wir das immer gemacht‘ funktioniert schon länger nicht mehr“
Bewundernswert, wie ihr euch für den Nachwuchs einsetzt. Die nächste große Herausforderung ist dann diese, wie auch die Mitarbeitenden zu halten. Was macht ihr hier?
ST: Wir als Friseure müssen heute wahnsinnig anpassungsfähig sein, ein „so haben wir das immer gemacht“ funktioniert schon länger nicht mehr. Es gibt große Herausforderungen und davon nicht zu wenige. Wir als Unternehmen müssen uns auf die höchsten Peaks, also die größten Herausforderungen konzentrieren und diese bearbeiten. Uns war klar, dass wir uns im Team über Work-Life-Balance und Arbeitszeiten Gedanken machen mussten. Deshalb haben wir vor über einem Jahr die 4-Tage-Woche eingeführt. Für uns gehört es zu den Grundwerten des Unternehmens, die Wünsche der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und Wertschätzung im Alltag zu leben.
„Brow-Bars liegen derzeit total im Trend“
Was wünschen sich Mitarbeitende noch?
ST: Wir haben auf Wunsch der Nachwuchskräfte auch kosmetische Dienstleistungen im Angebot. Brow-Bars liegen derzeit total im Trend, natürlich bieten wir dann unterschiedliche Augenbrauen- oder Wimpernservices an. Mit diesen angesagten, neuen Services und Angeboten können wir auch in Zukunft bei unseren Kundinnen punkten und uns als Salon vom Wettbewerb differenzieren.
„Mit E-Shop … Mitarbeitenden ein Stück des Verkaufsdrucks nehmen.“
Ihr setzt auf zielführende Webprojekte für den Nachwuchs. Wie sieht es sonst mit Digitalisierung aus?
ST: Wir haben schon 2012 ein Onlinebuchungssystem eingeführt. Damals habe ich für die Idee noch rollende Augen kassiert. Das Tool ist eine enorme Entlastung im Salonalltag. Aktuell arbeiten wir an der Entwicklung eines eigenen E-Shops, der über die Homepage von HaaresZeiten® erreichbar sein wird. Damit können wir unseren Mitarbeitenden ein Stück des Verkaufsdrucks nehmen. Das ganze koppeln wir an ein Beratungstool im Salon. Und natürlich, aber das würde ich gar nicht mehr großartig erwähnen, weil es für uns eine Selbstverständlichkeit ist: Wir nutzen aktiv Social Media und Google bzw. Suchmaschinenmarketing, um unterschiedliche Zielgruppen zu kommunizieren.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Am 15.1.2024 kämpfen wir gemeinsam für die Zukunft der Friseurinnen und Friseure, seid dabei beim ► Zukunftskongress!
Was glaubst Du, braucht es als Friseurunternehmer, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können?
Philipp Seethaler: Für mich sind das in erster Linie eine klare Positionierung sowie eine gute Kommunikation mit meinen Mitarbeitenden sowie mit jedem Gast. Nur wenn wir alle genau wissen, wofür stehen und was uns besonders macht, können wir das über alle unsere nach außen tragen.
… und was braucht ein Salon, um für die Zukunft gewappnet zu sein?
PS: Seethaler Friseure und People eint der hohe Anspruch an Qualität. Über Dienstleistungs- und Beratungsqualität, gepaart mit einer einzigartigen Salon-Atmosphäre, wollen wir auch in Zukunft etwas erschaffen, was unseren Gästen als besonders im Kopf bleibt. Wir müssen die Bedürfnisse der nachwachsenden Generationen von Stylist*innen verstehen. Hier ist u. a. Empathie ein wichtiger Punkt. Offen bleiben - nicht nur in Bezug auf die Bedürfnisse der Nachwuchskräfte. Wenn wir unsere Salons auch in Zukunft erfolgreich führen wollen, müssen wir auch offen gegenüber neuen Konzepten, Innovationen und Ideen bleiben. Das Tempo von Veränderungen hat sich einfach enorm erhöht.
Step by Step zum Look
- Besprühe jede Haar-Sektion mit Hitzeschutzspray und positioniere eine Finishing-Bürste ganz nah am Kopf. Föhne dann die Haare trocken, um ein sleek, tight, high-polish Finish zu erzielen. Es drückt das Haar nah an die Kopfhaut und glättet die Schuppenschicht.
- Führe die Haare an den Seiten hoch (höher als die Wangenknochen), um ein schmeichelhaftes Ergebnis zu erzielen.
- Teile dann die Haare in mehrere Pferdeschwänze auf, um sie danach zusammenzuführen. Das erzeugt eine straffe, kontrollierte Form.
- Verwende ein elastisches Band und einen einfachen Knoten, um einen bump-free tight Ponytail zu erhalten.
- Twiste die zwei Abschnitte des Pferdeschwanzes in entgegengesetzte Richtungen, bevor sie um den Ponytail gewickelt werden. Das verleiht dem Look mehr Details.
Sanfte Schwünge im Haar symbolisieren die Bewegung der Debütantinnen beim traditionellen Donauwalzer. Perfektes Friseurhandwerk sorgt dafür, dass sowohl die Form der Frisur als auch die der Tiara beim Tanzen sicher hält. „Den Opernball mitzugestalten ist eine ehrenvolle Aufgabe, der wir uns mit all unserer Kreativität stellen. Bei der Umsetzung der Debütantinnen-Frisur kommt unsere ganze handwerkliche Perfektion zum Einsatz, denn Hochsteckfrisuren gelten als „Meisterklasse der Frisierkunst“ zeigt sich Hannes Steinmetz begeistert.
Und so entsteht die Opernball-Frisur 2024 in zehn Schritten:
Was wünschst Du Dir von der Politik?
PS: Von der Politik wünsche ich mir, dass sie sich stärker für faire Wettbewerbsverhältnisse durch homogene Steuersätze einsetzt. Durch eine Mehrwertsteuersenkung könnten wir mehr in die Weiterentwicklung unserer Betriebe investieren. Und natürlich wünsche ich mir auch eine Unterstützung für ausbildende Betriebe wie uns.
"Für die Zukunft braucht es aber auch weiterhin Top Performance Produktneuheiten als Basis für erstklassige Servicequalität und eine weitere Vereinfachung mit Hilfe von z.B. KI-basierten Beratungstools."
Was erwartest Du dir von Industriepartnern?
PS: Auf unserer Mission Qualitätsoffensive ist Education natürlich ein ganz wichtiger Punkt. Kao Salon hat ein tolles Angebot für jegliche Kernbereiche des Salons. Darüber hinaus wünsche ich mir von meinem Industriepartner einen sehr engen Austausch und ein partnerschaftliches Verhältnis, in dem wir uns gemeinsam geschäftlich und persönlich weiterentwickeln können. Für die Zukunft braucht es aber auch weiterhin Top-Performance Produktneuheiten als Basis für erstklassige Servicequalität und eine weitere Vereinfachung mithilfe von z. B. KI-basierten Beratungstools.
Schritt 1: Das Haar wird an der höchsten Stelle des Kopfes – an der sogenannten B-Achse – mit einem Scheitel von Ohr zu Ort abgeteilt. Dabei ist es wichtig, mit einem kurzen Check zu prüfen, ob die Swarovski-Tiara an dieser Stelle sicher ihren Schwerpunkt findet und gut am Kopf aufliegt.
Schritt 2: Im zweiten Schritt wird ein diagonaler Scheitel von der äußeren Ecke der linken Augenbraue bis zum Querscheitel abgeteilt. Wichtig ist, darauf zu achten, dass alle Befestigungsstege der Tiara unsichtbar bleiben.
Schritt 3: Die vorderen Partien werden jetzt passéweise über einen Lockenstab – z.B. den curve tong von ghd – eingedreht. Zum Abkühlen werden die Locken jeweils mit einem kleinen Clip fixiert.
Schritt 4: Um dem Look eine harmonische Bewegung zu verleihen, wird den übrigen Haaren mit einer warmen Bürste – z.B. der ghd hot brush – oder einem Styler ein leichter Schwung verpasst.
Wie schafft ihr es, Nachwuchs zu finden und Mitarbeiter zu binden?
PS: Wir haben in den letzten Jahren viel Zeit in den Aufbau unserer eigenen Salon-Community gesetzt. Dazu zählen unsere Mitarbeitenden, die Auszubildenden, unsere Gäste und wir als Salonunternehmer. Wir kommunizieren auf Augenhöhe mit den Nachwuchstalenten und zeigen Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten klar auf. Als Familienunternehmen seit 1984 tun wir natürlich alles dafür, dass dieser Beruf auch für Topstylisten wieder attraktiver wird.
„Wir legen viel Wert auf neue, qualitativ hochwertige Produkte und Tools. Das richtige Arbeitsumfeld macht auch Lust auf den Job.“
Wie hat sich das Unternehmen in puncto Mitarbeiterführung in den letzten 40 Jahren verändert?
PS: Grundsätzlich nehmen wir alle Mitarbeitenden und die individuellen Bedürfnisse stets ernst. So haben wir flexible Arbeitszeitmodelle schon länger erfolgreich implementiert. Wir zeigen Karrieremöglichkeiten klar auf und entwickeln die Leute in unterschiedlichsten Richtungen weiter. Eine gute Aus- und Weiterbildung ist die Grundlage für eine hochwertige Dienstleistung im Salon, die wiederum zu einem individuellen Erlebnis für den Gast sorgt. Dafür sind die Leute bereit, mehr Geld auszugeben. So können wir wiederum faire Löhne bezahlen. Wir investieren in eine gute Arbeitsatmosphäre. In den letzten 10 Jahren haben wir kontinuierlich Salons renoviert und modernisiert. Zudem legen wir viel Wert auf neue, qualitativ hochwertige Produkte und Tools. Das richtige Arbeitsumfeld macht auch Lust auf den Job.
„Digitalisierung ist für uns ein wichtiges Tool in Zeiten, in denen Mitarbeiterkosten und überhaupt Mitarbeiter allgemein ein so großes Thema sind. Wir machen 60% der Bookings online."
Wie setzt ihr Digitalisierung heute schon im Salon um, wo seht ihr Potenzial für die Zukunft?
PS:Digitalisierung ist für uns ein wichtiges Tool in Zeiten, in denen Mitarbeiterkosten und überhaupt Mitarbeiter allgemein ein so großes Thema sind. Wir machen 60 % der Bookings online. Ohne Daten geht nichts mehr. Wir investieren viel Zeit in Auswertungen, Statistiken und Kennzahlen von Pre-Bookings bis Auslastung. Social-Media-Marketing, SEO Marketing und Education sind aus unserem Alltag überhaupt nicht mehr wegzudenken und Teil unseres Erfolgs. Für die Zukunft sehe ich großes Potenzial von KI in der Beratung. Da gibt es enormes Potenzial bei der Visualisierung von Vorstellungen und Wünschen, die wir gut in unsere Prozesse einbinden können.
Vielen Dank für deine Zeit und das spannende Gespräch!
Am 15.1.2024 gestalten wir gemeinsam die Zukunft der Friseurinnen und Friseure! Seid dabei beim ► Zukunftskongress!
Schritt 5: Nun wird der hintere Teil der Haare, mit Beginn an der höchsten Stelle, bis über das Hinterhauptsbein stark antoupiert. Der Nacken muss nicht toupiert werden. Dafür empfiehlt sich eine Narrow Dressing Brush.
Schritt 6: Jetzt wird die Oberfläche sauber frisiert und danach werden alle Haare des hinteren Teiles zu einem Zopf gebunden. Dieser soll in der Mitte des Hinterkopfes liegen. Achtung: Der Zopf soll nicht im Nacken liegen, das wäre zu tief unten!
Schritt 7: Die Stelle des Abbundes wird nun versteckt.
Schritt 8: Indem die Bügelenden der Swarovski-Tiara in den toupierten Teil gesteckt werden, wird die Tiara platziert. Die gute Nachricht: Wenn die Abteilungen richtig gewählt sind, behält die Tiara fast schon von alleine ihre Position.
Mit ausreichend Schiebespangen wird die Tiara nun an den dafür vorgesehenen Stegen festgesteckt. Dabei gilt es, zuerst auf die exakte Platzierung an der höchsten Stelle zu achten – und zwar symmetrisch mittig. Denn Achtung, wenn die Tiara zu weit am Hinterkopf platziert wird, ist sie bei erhobenem Kopf nicht optimal sichtbar sein. Wichtig ist: Alle Spangen müssen unsichtbar bleiben. Bevor weiter frisiert wird, muss unbedingt der feste und sichere Halt kontrolliert werden.
Über Seetahler Friseure:
- 2 Salons in München und Dachau
- 12 Mitarbeiterinnen*Mitarbeiter
Schritt 9: Jetzt wird der Zopf getwistet und hochgeschlagen. Im Anschluss wird der getwistete Zopf mit einem schönen Schwung hinter der Tiara festgesteckt.
Schritt 10: Beim Finale des Stylings werden die Locken geöffnet. Danach wird das Haar leicht durchgebürstet und zuerst die linke Seite hochgeschlagen und festgesteckt. Wichtig: Dabei ist zu beachten, dass der Unterbau der Tiara abgedeckt ist – aber alle Kristalle gut sichtbar sind. Danach wird mit der rechten Seite ebenso verfahren. Bei ausreichender Haarlänge werden im Finish die Enden unter dem Abbund nach links frisiert und die Enden unsichtbar festgesteckt.
PROFI-TIPP: Die Swarovski-Tiara sollte während der Anwendung von Haarspray mit einer Papierserviette abgedeckt werden, damit die Tiara dem Haarspray nicht ausgesetzt wird und alle Kristalle optimal funkeln können.
Service-Tipp „Beauty to Go“ am Opernball
Wer den Namen "Opernball Styling Team" trägt, ist nicht nur bevor das Tanzparkett eröffnet wird im Einsatz, sondern auch direkt am Opernball vertreten. Unter der Leitung von Hannes Steinmetz und Vanessa Steinmetz-Bundy sind die Privatsalon-Styling-Experten in der Wiener Staatsoper vor Ort und helfen bei allfälligen Frisuren-Pannen und bieten die Möglichkeit, für ein Last-Minute-Finish bzw. Styling Fresh-up während der rauschenden Ballnacht.
„Be Yourself“ ist das Motto der aktuellen Frisurentrends von ► Hairstylistin Christine Wegscheider. Bei ihren neuen Herbst/Winter-Looks geht es um eine coole Mischung aus jugendlichem Leichtsinn und trendiger Eleganz.
Bei den Looks bedient sie sich einer alt bewahrten Technik, die man noch aus der Ausbildung kennt: Langes Haar wurde auf große Samtwickler gedreht. Sie schaffen luftige, divenhafte Wellen.
Peach Fuzz 2024
Pantone’s Farbe des Jahres, Peach Fuzz 13-1023, fordert uns dazu auf Wärme zu genießen. Die Aura dieses samtigen, weichen Pfirsichtons, tut unserem Körper, unserer Seele und unserem Geist gut. Peach Fuzz soll den Wunsch in uns erwecken, sich um uns selbst und andere zu kümmern.
Sie lenkt den Fokus auf die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenkunft. Gleichzeitig vermittelt sie die Freude, die entsteht, wenn wir uns selbst erlauben, eins zu sein mit dem, was wir sind, und stille Augenblicke der Selbstreflexion zu genießen.
ASTRID GAYE, Inhaberin M2 Hair Culture, im Zukunftsgespräch mit imSalon
Was glaubst du, braucht es als Friseurunternehmer, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können?
Astrid Gaye: Um in der Branche auch in Zukunft erfolgreich zu sein, braucht es mehr denn je ein positives Mindset, Mut, fachliche Stärke, Offenheit für Veränderungen, Selbstbewusstsein und ganz viel Liebe für Menschen und natürlich Haare.
Das ist eine sehr gute Basis. Du führst ein sehr erfolgreiches Salonkonzept, welche Aktivitäten setzt ihr aktiv, um euch zukunftsorientiert aufzustellen?
AG: Wir hinterfragen uns selbst und den aktuellen Zeitgeist permanent. Wir warten nicht darauf, bis bei uns die Luft brennt. So haben wir z.B. schon 2023 die Öffnungszeiten angepasst. 2024 werden wir auf eine 4-Tage-Woche in einem Wechselmodell umstellen. Eine Woche arbeiten wir Dienstag bis Freitag. Die andere Woche, Mittwoch bis Samstag. So können wir jeden zweiten Samstag für Kundinnen und Kunden da sein und das Team hat alle zwei Wochen vier Tage frei. Alle haben Spaß daran, etwas Neues auszuprobieren.
„Von der Politik wünsche ich mir eine Senkung der Mehrwertsteuer, da die Wettbewerbsverzerrung durch die vielen Mikrobetriebe eine unfaire Ausgangslage ist.“
Was liegt nicht in eurer Hand und wo würdet ihr euch mehr Unterstützung seitens der Politik wünschen?
AG: Von der Politik wünsche ich mir eine Senkung der Mehrwertsteuer, da die Wettbewerbsverzerrung durch die vielen Mikrobetriebe eh schon eine unfaire Ausgangslage ist. Außerdem finde ich, dass Schwarzarbeit definitiv konsequenter verfolgt und bestraft werden muss. Ein Hebel zur Verhinderung von Schattenwirtschaft in Salons sehe ich in der Abschaffung von Bargeld.
Was ist Crimping?
Glattes Haar und voluminöse Wellen – Crimping vereint das Beste aus beiden Welten! Der Begriff kommt von "crimp" (wellig) und beschreibt damit genau das, was diesen Look so einzigartig macht.
Sarah Lehner, Kopfsache, im Interview mit Juliane Krammer
Sarah, du führst einen Barber-Shop, warum?
SL: Ich habe bereits in meiner Lehre die Liebe zum Herren-Service entdeckt. Schon als Lehrling hatte ich fixe Kunden, die ausschließlich von mir die Haare geschnitten bekommen wollten. Ich bin schon immer sehr direkt, war nie schüchtern und mit den männlichen Kunden war ich immer auf einer Wellenlänge.
Und nach der Lehre hast du dich dazu entschlossen, einen Barber-Shop zu eröffnen?
SL: Ganz und gar nicht. Vor 10 Jahren habe ich das Geschäft gekauft und drei Jahre lang war das ein klassischer Friseur-Salon, mit 4 Angestellten und immer ausgebucht. Vor acht Jahren, als das Thema Bart so langsam bei uns aufschlug, sah mein Mann – damals schon mit Bart – einen Mangel an Bartpflegeprodukten. Gemeinsam setzten wir einen Onlineshop, spezialisiert auf Bartpflege, um.
ACHIM ROTHENBÜHLER, J.7 GROUP DIRECTOR und Kao Artist, im Zukunftsgespräch mit imSalon
Was glaubst Du, braucht es als Friseurunternehmer, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können?
Achim Rothenbühler: Professionalität in unserem Business ist wichtiger denn je, und damit meine ich in allen Bereichen. Ein handwerklich guter Friseur zu sein, wird zukünftig nicht mehr reichen. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind gerade in Zeiten, in denen das Geld knapp wird, unabdingbar. Gleichzeitig muss ich mehr denn je für die Sichtbarkeit meines Unternehmens sorgen. Das bezieht sich auf die Endverbraucher, aber vor allem auf die Arbeitgebermarke.
Was ist für dich die wichtigste Maßnahme, um Sichtbarkeit zu gewährleisten?
AR: Der Salon, inklusiver seiner Persönlichkeiten, muss in meiner Region wahrgenommen werden. Eine kontinuierliche Social Media Präsenz auf allen wichtigen Kanälen ist für mich ein absolutes Muss.
Auch für die Arbeitgebermarke?
AR: Wenn ich in Zukunft weiterhin erfolgreich sein will, muss ich mich als Ausbildungsbetrieb, den sich ändernden Herausforderungen des Arbeitsmarktes stellen.
Flexible Arbeitszeitmodelle, faire Bezahlung und eine teamorientierte Atmosphäre sind die Grundvoraussetzung, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Die Zeiten, wo Übungsabende nach Feierabend stattfinden, oder Überstunden als selbstverständlich gelten, sind schon lange vorbei.
„Wer darauf wartet, dass es wieder so wird, wie vor 5 Jahren hat verloren.“
Damit tun sich noch immer viele schwer!
AR: Was wir jetzt vor allem brauchen, sind Führungskräfte, die positiv eingestellt sind und sich den aktuellen Herausforderungen mit Kreativität stellen. Wir müssen diese Energie unserer Gründungszeit wieder abrufen und jetzt mit einem Neustart in die Zukunft gehen. Wer darauf wartet, dass es wieder so wird, wie vor 5 Jahren hat verloren.
„Es sind keine lauten Insolvenzen, es sind leise Schließungen.“
Es gibt viel, das wir dafür als Branche selbst lösen müssen. Es gibt aber auch Forderungen an die Politik, welche hättest Du dabei?
AR: Von der Politik erwarte ich schon lange nichts mehr! Am meisten würde ich mir wünschen, dass wir als mittelständische Unternehmen wieder wahrgenommen werden.
Die meisten von uns waren in den guten Zeiten fleißige Steuerzahler, aber seit der Pandemie fehlt es an der notwendigen Unterstützung, um vernünftig durch diese Krisenzeit zu kommen. Ja, es sind keine lauten Insolvenzen, es sind leise Schließungen. Aber hinter jedem Salon, der aufgeben muss, hängen persönliche Schicksale und Existenzen.
Pantone’s Color of the Year strahlt Wärme und Einladung aus. Sie drückt Mitgefühl und Empathie aus und hat eine angenehme Sensibilität, die Menschen miteinander verbinden kann. Diese Farbe spiegelt die Nostalgie vergangener Zeiten wider, als alles einfacher erschien, und verleiht gleichzeitig einen modernen Touch. Mit ihrer sanften Helligkeit und luftigen Präsenz ermutigt sie uns, positiv in die Zukunft zu blicken.
Wie kommt es zur Color of the Year?
Unter sorgfältiger Recherche und auf Basis zahlreicher Trendanalysen halten die Farbexperten des Pantone Color Institute jedes Jahr Ausschau nach Farbeinflüssen. Inspirierenden Branchen, aber auch die Natur werden unter die Lupe genommen, um herauszuspüren, wo der gemeinsame (Farb-)Nenner liegt. Da wird unter anderem in der Unterhaltungs- und Filmbranche, in Kunstsammlungen und Werken neuer Künstler, in der Mode, in allen Designbereichen, an beliebten Reisezielen sowie in neuen Life- und Playstyles analysiert. Aber auch Technologien, Materialien, Oberflächenstrukturen gehören dazu. Die Pantone-Jahresfarbe soll einen holistischen Einfluss ausüben und in allen Bereichen Ausdruck finden können.
Welche Unterstützung wünschst du dir darüber hinaus von deinem Industriepartner?
AG: Von der Industrie, ich arbeite eng mit Kao, wünsche ich mir auch in Zukunft Produkte, die dem Zeitgeist entsprechen. Das ist für mich beispielsweise ein Produkt wie Elumen mit seinem überirdischen Glanz. Darüber hinaus ist Education Key. Weiterbildung ist für mein Team ein absolutes Muss!
Die Industrie sollte sich noch stärker damit auseinandersetzen, wie man Lerninhalte langfristig im Kopf der Generation Z verankert. Und ich wünsche mir verstärkt Community Events. In schwierigen Zeiten müssen wir uns noch enger austauschen und voneinander lernen. Wir brauchen diese persönlichen Anknüpfungspunkte, um zu zeigen, wie cool unser Beruf ist.
Cooler Beruf … wie schafft ihr es Nachwuchs zu finden?
AG: Da hat sich in den letzten Jahren die Situation komplett gedreht. Wir finden nicht mehr den Nachwuchs, sondern der Nachwuchs findet uns, und zwar maßgeblich über Social Media. Wir haben keinen riesigen Account mit absurd hohen Like Zahlen, aber wir kommunizieren offensichtlich die richtigen Dinge, die die richtigen Leute auf uns aufmerksam machen.
„Es liegt in unserer Verantwortung, auszubilden, um gute Mitarbeiter zu bekommen.“
Habt ihr auch schon mit dem Gedanken gespielt, nicht mehr auszubilden?
AG: Für mich ist das keine Alternative. Wir sind jetzt seit 24 Jahren auf dem Markt. Es war auch schon früher so, dass uns der Markt nicht immer passgenau Leute geliefert hat. Es liegt in unserer Verantwortung, auszubilden, um gute Mitarbeiter zu bekommen. Da sind wir froh über neue Kommunikationsmittel, wie z.B. Social Media.
„Seit 2022 gibt bei uns das digitale Trinkgeld …“
Wie setzt ihr Digitalisierung heute schon im Salon um, wo seht Ihr Potenzial für die Zukunft?
AG: Wir sind in den sozialen Medien bei Facebook, Instagram und TikTok und nutzen jeden Kanal für die Außendarstellung innerhalb unserer Community. Je nach Kanal natürlich immer etwas anders. Schon seit 2014 arbeiten wir mit einem Online-Buchungssystem, das wir 2016 durch eine Buchungssystem-App ergänzt haben. Seit 2022 gibt bei uns das digitale Trinkgeld. Ich sehe für uns weiterhin großes Potenzial bei den sozialen Medien. Ich kann für uns sagen, dass es M2 Hair Culture ohne Social Media wahrscheinlich so nicht geben würde. Das ist essenziell, wenn es um Nachwuchs und die Kommunikation mit (z.B.) Salonkunden geht.
Astrid, wir danken dir für das Gespräch.
Der Stil war in den 80er Jahren äußerst beliebt und wurde von vielen Prominenten und Modeikonen getragen. Die Grundidee hinter dem Look ist, glattes Haar mit Textur und Volumen zu versehen, um einen auffälligen und lebendigen Stil zu kreieren. Um diesen Effekt zu erzielen, werden spezielle Crimping-Eisen verwendet, die das Haar in gleichmäßige Wellen oder Rillen pressen. Das verleiht dem Haar eine einzigartige Textur und ein auffälliges Volumen.
Der Styling-Look ist vielseitig und kann auf verschiedene Arten gestylt werden. Ob mit voluminösem Haar, bei Hochsteckfrisuren oder mit Pferdeschwänzen kombiniert - das Styling bietet unendlich viele Möglichkeiten.
Wie entschließt man sich, vom gutgehenden klassischen Friseur-Salon zu trennen, um einen Barbershop zu eröffnen?
SL: Auf Rockabilly-Events oder auch Tattoo-Conventions stellten wir unsere Bartpflege-Produkte vor und immer mehr Interessierte kamen mit uns ins Gespräch wollten wissen, ob sie in meinen Salon zum Bartservice kommen können. Ich hatte aber keine Kapazitäten. Im Spaß sagte ich zu meinem Mann Andi, dass er das Barber-Handwerk erlernen muss, um diese Sparte zu bedienen. Er war damals Bauleiter bei einer Dachdecker-Firma, aber nach wiederholten Anfragen von potenziellen Kunden, probierten wir es aus.
Wie wird ein Bauleiter zum Top-Barber?
SL: Andi war jeden Tag nach der Arbeit noch 3h bei mir im Salon und dort lernte ich ihm das Herren-Handwerk. So lief das fast ein ganzes Jahr. Den Abschluss machte er in Rotterdam bei Schorem, einer Oldschool Barber Academy. Jetzt führen wir gemeinsam Kopfsache und den Onlineshop.
Ihr bildet noch aus und gehört damit zu den nur noch 11 % der Betriebe, die ausbilden. Was muss hier geschehen, um wieder mehr Betriebe für die Ausbildung zu motivieren?
AR: Ausbildung ist für uns ein Muss und eine Absicherung der Zukunft unserer eigenen Salons.
Natürlich wird es auch für uns von Jahr zu Jahr schwieriger, an gute Auszubildende zu kommen. Fair fände ich es, wenn die wenigen Betriebe, die noch ausbilden, in irgendeiner Form Unterstützung bekämen. Und die Ausbildungsvergütung im Friseurhandwerk muss dringend Richtung 1.000 Euro korrigiert werden, dann bewegen wir uns im Mittelwert der Ausbildungsberufe. Die Signalwirkung, die vom Image des am schlechtesten bezahlten Ausbildungsberuf ausgeht, ist wettbewerbstechnisch verheerend.
Wie schafft Ihr es, Nachwuchs zu finden?
Natürlich sind wir sehr aktiv auf Kanälen wie Facebook, Instagram und auch TikTok. Wir gehen allerdings auch direkt an Schulen, um die Schüler und Schülerinnen sehr früh für unseren Beruf und unser Unternehmen zu begeistern. Wir konnten uns über die Jahre hinweg mit unseren Standorten so als gute Arbeitgeber und attraktive Ausbildungsmarke positionieren.
Und wie motiviert ihr?
AR: Kontinuierliche Trainings an der eigenen J.7 school sowie der Kao Salon Academies für unsere Mitarbeitenden sind für uns ein absolutes Muss. Wir fördern unsere Mitarbeiter auch gezielt im Bereich Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung und geben unseren jungen Mitarbeitenden alle Möglichkeiten an die Hand, erfolgreich auf hohem Niveau zu arbeiten. Dazu gehört natürlich auch, dass wir inzwischen sehr flexibel bezüglich verschiedener Arbeitszeitmodelle sind.
Was kann die Industrie bewegen?
AR: Von der Industrie würde ich mir aufgrund ihrer Größe und Möglichkeiten wünschen, uns dabei zu helfen, mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erzielen.
Außerdem benötigt diese Branche dringend mehr innovative Produkte und Dienstleistungen.
Gerade die großen Player haben auch Marken aus anderen Beauty Bereichen unter ihrem Dach. Welche Trends und Dienstleistungen kann man von dort in unsere Branche übertragen?
Und welche Möglichkeit gibt es, den Wareneinsatz in den Salons durch moderne Warenorderprogamme zu reduzieren?
Wie setzt Ihr Digitalisierung heute schon im Salon um, wo seht Ihr Potenzial für die Zukunft?
AR: Digitalisierung ist auch bei uns ein großes Thema. Die Onlineterminierung ist heute aus unseren Salons nicht mehr wegzudenken. Auch in der Kommunikation untereinander und mit unseren Kunden setzen wir immer mehr auf das Digitale, in Form von Newslettern oder eben über Social Media. Aber auch im Education Bereich setzen wir verstärkt auf digitale Formate, weil wir damit Mitarbeitenden deutlich flexibler Weiterbildung ermöglichen können und digitale Formate natürlich auch von mehr Leuten gleichzeitig in Anspruch genommen werden können.
Danke lieber Achim, wir sehen uns beim Zukunftskongress
Credits:
Foto: Tarima Darim
Hair: Christine Wegscheider
Make-Up: Sigrid Thaler
Body-Art: Birgit Mörtl
Styling: John Eric Hegemann
Am 15.1.2024 kämpfen wir gemeinsam für die Zukunft der Friseurinnen und Friseure, seid dabei beim ► Zukunftskongress!
Barbra Streisand als Vorreiterin
Barbra Streisand war Vorreiterin der einzigartigen Frisur und brachte Crimping auf die Weltbühne. Ihr markanter Look zeichnete sich durch die gleichmäßig gezackten vollen Haare aus und avancierte den Divenlook an die Stelle der Most Wanted Hairdesigns. Mit dem Siegeszug des Looks kam das Crimpingiron. Damit wurde die Stylingzeit massiv gekürzt. Dieser zeitlose Stil beeinflusst auch heute noch viele Menschen und ist eine wichtige Inspirationsquelle für den Crimping-Trend 2024.
Was ist aus deinem alten Salon geworden?
SL: Von dem habe ich mich getrennt, um mich mit Andi voll und ganz auf Kopfsache inklusive Schulungen sowie unseren Online-Shop zu konzentrieren. Außerdem sind wir erfolgreich mit ASMR-Videos und ► verdienen mit Barber-Shop Geräuschen Geld.
Am 15.1.2024 kämpfen wir gemeinsam für die Zukunft der Friseurinnen und Friseure, seid dabei beim ► Zukunftskongress!
Warum Samtwickler?
Der Clou bei Lockenwicklern aus Samt liegt in ihrem samtartigen Bezug, der normalerweise aus Samt oder Velours besteht. Dieser Bezug sorgt nicht nur für ein angenehmes Gefühl auf der Haut, sondern hat auch einen praktischen Nutzen. Der samtige Stoff bietet eine bessere Griffigkeit, was bedeutet, dass die Haarsträhnen sicherer fixiert werden können. Dadurch bleibt die Locke oder Welle länger erhalten.
Alles, was ihr über Samt-/Flockwickler wissen müsst, erfahrt ihr ►hier.
Im ►Interview erzählt Hochsteckprofi Christine Wegscheider, wie Instagram aktuell Brautstyling beeinflusst.
So gelingt der Look
- Vorbereiten: Beginnt mit sauberem, trockenem Haar und verwendet ein Hitzeschutzspray, um das Haar vor möglichen Schäden zu schützen.
- Haare teilen: Teilt das Haar in kleine Abschnitte auf, um sicherzustellen, dass jede Strähne bearbeitet werden kann.
- Tools verwenden: Verwendet ein Crimping-Eisen, um sanfte Wellen ins Haar zu zaubern. Beginnt am Ansatz und arbeitet euch bis zu den Spitzen vor.
Crimping benötigt das richtige Equipment! ►Mit diesen Tools wird Crimping leicht gemacht
- Volumen hinzufügen: Um das charakteristische Volumen des Crimping-Looks zu erreichen, kann einen Texturierungsspray oder Haarschaum verwendet werden, um das Haar aufzulockern und Fülle zu schaffen.
- Fertigstellen: Wenn ihr mit dem Crimpen fertig seid, könnt ihr das Haar nach Belieben weiter frisieren. Es kann glatt gekämmt oder in Wellen noch etwas aufgelockert werden. Oder ihr habt die Basis für einen besonderen Hochstecklook geschaffen, perfekt für die bevorstehende Ballsaison
Wieviel zahlt Mann durchschnittlich pro Besuch?
SL: Das ist unterschiedlich. Es ist keine Seltenheit, dass das große Relax Treatment um 300 Euro gebucht wird. Haarschnitt und Bartservice kosten 85 Euro, ein Haarschnitt ohne Waschen 46 Euro. Kunden kommen im Normalfall alle 4-5 Wochen wieder.
Warum habt ihr euch für eine Cash only Bezahlung entschieden?
SL: Uns ist es unglaublich wichtig, das Bargeld zu behalten und es physisch in der Hand zu haben.
"Wir lieben unseren Beruf und wir stehen im Salon, weil es kein Hobby ist, sondern weil ich damit meinen Lebensunterhalt bestreite. Das muss die ganze Branche verstehen, nur so kann die Wertigkeit der Arbeit besser werden."
Bis 24h vor Termin ist die Stornierung kostenlos. Wieviel müssen Kunden bei zu später Absage oder Nichterscheinen zahlen?
SL: 100 %! Es kommt vor, dass sich jemand um eine halbe Stunde vertan hat und zu spät in den Salon kommt. Die Summe wird dann trotzdem voll gezahlt. Wer nicht persönlich vorbeikommt, erhält per Mail eine Rechnung. Die Kontaktdaten haben wir, weil sich jeder mit einem Kundenkonto registriert. Haarservice ist eine One on One Dienstleitung, wenn mein Kunde nicht da ist, verdiene ich kein Geld. Wir lieben unseren Beruf und wir stehen im Salon, weil es kein Hobby ist, sondern weil ich damit meinen Lebensunterhalt bestreite. Das muss die ganze Branche verstehen, nur so kann die Wertigkeit der Arbeit besser werden.
Was hättest du gerne zu Beginn deiner Ausbildung gewusst?
SL: Es ist wichtig, dass man sich seine eigene Persönlichkeitsmarke aufbaut und sich selbst verkaufen muss. Eigen-Marketing ist das Um und Auf. Man soll zeigen können: Das sind meine Arbeiten, das ist mein Wert, das kann ich, … mit Social Media ist das heutzutage sehr einfach.
"Schau, dass deine Fähigkeiten so sind, dass du den Kunden nach jetzigen Standards zufriedenstellen kannst."
Wo siehst du die Zukunft der Friseur-Ausbildung?
SL: In den Berufsschulen muss sich viel tun und wenn das nicht passiert, dann wird es für die Branche schwierig. Zu viele Lehrlinge können nicht das vorweisen, was in der heutigen Zeit relevant ist. Nach ihrer Ausbildung sind sie zwar am Blatt fertig, aber sobald sie in einen Salon wechseln, der nach jetzigen Standards arbeitet, können sie nicht mithalten. Als Betrieb musst du noch einmal von vorne beginnen, sie auf deinen Stand zu bringen. Wir sind immer noch die kreativste und innovativste Branche am Beauty Markt, dass man in der Berufsschule immer noch nicht lernt, wie man einen Verlauf mit der Maschine schneidet, dafür aber wie man Wellen legt, ist doch Irrsinn. Dass man Fertigkeiten lernen muss, ist logisch, aber neben der Haarschneide-Schere gibt es im Jahr 2023 viele andere Faktoren. Die Berufsschule bildet noch immer für den Kunden vom Jahr 2000 aus – es ist jetzt aber 23 Jahre später. Folgendes ist wichtig: Schau, dass deine Fähigkeiten so sind, dass du den Kunden nach jetzigen Standards zufriedenstellen kannst.
Danke Sarah, für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft.
Filiz Erdogu im Gespräch mit Birgit Senger
„Es ist gut, dass Mitarbeitende Forderungen stellen. Das sollte uns Arbeitgeber aber nicht davon abhalten, Leistungen einfordern zu können."
Im Moment gibt es eine große Bereitschaft, sehr viel in seine Mitarbeitenden zu investieren. Wie ist das bei euch?
Filiz Erdogu: Kaum ein anderer Beruf lebt so stark von ständiger Aus- und Weiterbildung. Allerdings zu viele Arbeitgeber kümmern sich mehr um das Wohl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als um ihr eigenes. Dass Arbeitnehmer heute Forderungen stellen, finde ich gut. Das sollte uns Arbeitgeber aber nicht davon abhalten, Leistungen einfordern zu können.
Was wünschst du der Friseurbranche für die Zukunft?
FE: Nicht von Ängsten geprägt zu sein und selbstbewusster, vor allem in der Preisgestaltung, zu werden. Preise müssen endlich die Wertigkeit unserer Arbeit widerspiegeln, branchenweit.
Wie haben eure Kundinnen und Kunden auf die letzte Preiserhöhung reagiert?
FE: Gar nicht. Null.
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben vor regulierten Reaktionen Angst.
FE: Ich glaube, bevor man eine Preiserhöhung macht, muss man wissen, wie man mehr Wert in Dienstleistungsprozesse bringt. Eine Preiserhöhung von 5% oder 10%, ohne etwas am Qualitätsstandard zu verändern, halte ich für schwierig.
„Wem Klarheit fehlt, der ist in seinem Handeln unsicher.“
Welche Skills braucht man heute, um erfolgreich zu sein?
FE: Für mich ist Klarheit der Schlüssel zum Erfolg.Wer erfolgreich werden möchte, sollte sich zuerst die Frage stellen: „Wer bin ich?“ Sich unter die Lupe zu nehmen lohnt sich, denn mein Unternehmen ist immer das Spiegelbild meiner selbst. Wem Klarheit fehlt, der ist in seinem Handeln unsicher. Und Unsicherheit weckt Ängste. Je klarer ich bin, umso sicherer kann ich mein Team führen, umso fester stehe ich mit beiden Beinen auf der Erde und komme in schwierigen Situationen nicht ins Schwanken.
Hast du eine Routine, diese Ruhe und Klarheit im Alltag zu halten?
FE: Ich halte mir stets vor Augen, nicht nur dafür zu sorgen, dass es den anderen gut geht, sondern auch, dass es mir gut geht. Da helfen gesunde Ernährung, Sport, eine gute Beziehung und ein stabiler Freundeskreis.
Alles spricht von Spezialisierung, wie kann man sich als Salon mit seinem Angebot in Zukunft abgrenzen?
FE: Ich glaube nicht, dass wir uns in Zukunft über schöne Läden abgrenzen können. Auch allein durch gute fachliche Leistung wird es schwierig, denn die hat in den letzten Jahren in vielen Salons deutlich zugenommen. Wer zum Friseur geht, setzt voraus, dass er einen guten Schnitt und eine gute Farbe bekommt. Wurden wir vor 10 Jahren noch gefragt, was Trend ist, kommen Kundinnen heute gut informiert in die Salons. Sie sind aufgeklärter, erwarten mehr und haben höhere Ansprüche. Um dem gerecht zu werden, müssen wir nicht nur fachlich top sein, sondern auch eine starke Persönlichkeit haben. Je ausgeprägter die Persönlichkeit, umso erfolgreicher wird ein Friseur in Zukunft sein.
„All das, was an der persönlichen DNA feilt, sind Themen, die wir vermehrt brauchen.“
Gibt es hierfür schon genügend Unterstützung in Form von Aus- und Weiterbildung?
FE: Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung würde ich mir etwas mehr Futter wünschen. Das Feedback, das ich von unseren Mitarbeitenden kürzlich nach dem Trainerkolleg bei Wella bekommen habe, war eindeutig: Den Teil, in dem es um Persönlichkeit geht, fanden sie spannender als den über Schnitt und Farbe. Themen wie Rhetorik, wie wirke ich auf andere, wie kann ich meine Sprache verändern - all das, was an der persönlichen DNA feilt, sind Themen, die wir vermehrt brauchen.Als Arbeitgeberin werde ich in Zukunft Erfolg haben, wenn ich die Leute individuell fördern kann. Nicht nur fachlich, sondern auch in ihrer Persönlichkeit.
Wie hat sich dein Leben als Unternehmerin in den letzten Jahren verändert?
FE: Heute muss ich viel schneller entscheiden können. Früher habe ich mich für Frisurentrends interessiert, das tue ich natürlich heute auch noch, aber heute ist für mich zukunftsweisender, wohin wir als Gesellschaft gehen.
„Kunden können heute gute Qualität von schlechter unterscheiden. (…) dadurch ist es einfacher, im Luxussegment Geld zu verdienen.
Welche Veränderung in der Gesellschaft nimmst du im Moment wahr?
FE: Die Leute haben ihre Ängste, aber gleichzeitig wird ihnen ihr Aussehen und Beauty immer wichtiger. Wir merken, dass unsere Kunden heute gute Qualität von schlechter viel besser unterscheiden können als früher.Dadurch ist es für uns einfacher geworden, im Luxussegment Geld zu verdienen.
Was würdest du am Ausbildungssystem ändern wollen?
FE: Viel! Was in den Berufsschulen gelehrt wird, ist massiv veraltet. Für mich ist das der Hauptgrund, dass die Ausbildung im Friseurhandwerk nicht attraktiver wird.
Wir haben in unseren Salons derzeit 13 Auszubildende, von denen im ersten Lehrjahr eine Dauerwelle am Modell mit Ausfrisieren verlangt wird. Nehme ich alle unsere drei Salons zusammen, haben wir aktuell zwei Dauerwellkundinnen. An wem sollen die Auszubildenden ihr Dauerwelle Know-how anwenden? Warum bringen wir heute den Auszubildenden nicht im ersten Lehrjahr eine Farbtechnik bei, damit könnten sie sich eher profilieren?
Im Friseurberuf gelingt uns die Integration von Menschen aus unterschiedlichen Nationen gut, ihr lebt das vor. Was ist dir wichtig, wenn es um Zuwanderung und Integration geht?
FE: Wir haben in Deutschland Fachkräftemangel. In unseren Salons beschäftigen wir Menschen aus 12 unterschiedlichen Nationen. Ein gutes Beispiel dafür, dass sich in der Beautybranche Menschen aus unterschiedlichen Kulturen wohlfühlen können. Jeder muss die Werte übernehmen wollen, für die das Land steht, in dem man lebt, und jeder muss bereit sein, Pflichten übernehmen zu wollen.
Was kann der Staat tun, damit sich Menschen in Deutschland besser integrieren können.
FE: Meine Aufgabe ist es, mein Unternehmen so aufzustellen, dass es profitabel ist. Dafür brauche ich faire Rahmenbedingungen. Was ich vom Staat erwarte ist, dass er die Schwarzarbeit kontrolliert und allen Menschen nach ihrer Ankunft in Deutschland Sprachkurse zur Verfügung stellt. Da sind Politik und Kommunen gefragt.
Filiz, ich freue mich, dich im Januar auf dem imSalon Zukunftskongress zu sehen. Bis dahin viel Erfolg im Weihnachtsgeschäft!
Friseure brauchen Zukunft!
#Neue Wege im Friseurhandwerk
Um die Zukunft des Friseurhandwerks mitzugestalten, lädt imSalon zum Zukunftskongress nach Berlin und bietet damit DIE Plattform, um die Herausforderungen der Friseurbranche gemeinsam zu adressieren und Lösungen zu finden.
Unter Einbeziehung von Politik, Verbänden, wichtigen Partnern aus der Industrie/ Handel und Presse zielt dieser Kongress darauf ab, Chancen für das Friseurhandwerk zu erkennen und die Branche aktiv zukunftsfähig zu gestalten. JETZT dabei sein und Tickets sichern! Mehr dazu ...
Erdogu - die Friseure
- 3 Salons in Marburg, Giessen und Bad Nauheim
- Über 50 Mitarbeiternnen*Mitarbeiter, davon 13 Auszubildende
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Steven, herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl ins Modeteam des Zentralverbandes! Mit ►Manuela Härtelt-Dören habt ihr nun die erste weibliche Präsidentin an der Spitze. Was erwartest du Dir vom Führungswechsel?
Steven Meth: Ich bin sehr froh nun eine Frau an der Spitze des Zentralverbandes zu haben, schließlich sind wir eine Branche mit weit über 80% Frauenanteil. Ich habe Manuela Härtelt-Dören als eine taffe Frau mit Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen, aber auch mit einem stets offenen Ohr und Empathie kennengelernt, dass kann unserem Verband nur guttun. Ich weiß, dass sie vieles auf der Agenda hat und einiges verändern wird. Sicher wird nicht jedem immer alles gefallen, aber ich denke der Kurs von Manuela ist der Richtige.
"Ich bin 43 (...) Ist das jung genug? Sicher nicht!"
Kaum gewählt, schon wurde in den Sozialen Netzwerken die „Altersfrage“ diskutiert. Was entgegnest du den Kritikern?
SM: Ich bin 43 und einer der Jüngsten im Amt. Haben wir uns verjüngt? Ja, an vielen Stellen schon. Ist das jung genug? Sicher nicht! Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann aber eben auch nur aus dem auswählen, was im Angebot ist. Wenn wir ehrlich sind, mangelt es auch an Nachwuchs. Das fängt in den Innungen an, geht über die Landesverbände und endet schließlich im Zentralverband. Es gibt leider immer weniger junge Leute, die bereit sind, ihre Energie und ihre Freizeit ehrenamtlich zu opfern.
Das ist ein Kreislauf…
Die Verbandsarbeit erscheint nicht unbedingt sexy, aber wenn man nichts tut wird sich auch nichts ändern!
„Wir brauchen ganz dringend frischen Wind und innovative Ideen. Genauso braucht es aber auch Erfahrung und Diplomatie.“
Können nur „Junge“ für „Junge“ Politik machen?
SM: Das denke ich nicht. Kompetenz hat für mich nichts mit Alter zu tun. Ich denke, es ist einfach wichtig, eine gute Mischung zu haben. Wir brauchen ganz dringend frischen Wind und innovative Ideen. Genauso braucht es aber auch Erfahrung und Diplomatie.
Nun ist der Nachwuchsmangel eines der dringlichsten Themen, der Rückgang der Auszubildenden seit 10 Jahren jährlich rasant sinkend. In der Tat ist bisher wenig geschehen, das hier entgegengewirkt hat. Was denkst du muss geschehen, um diese Entwicklung zu stoppen, beziehungsweise um wieder einen Zuwachs zu erzielen?
SM: Der Nachwuchsmangel ist wirklich eines der größten Probleme in der Branche. Auch bei uns im Verband ist das eines der Kernthemen. Vergangenes Wochenende war das neben der Wahl unser Hauptthema. Ich kann sagen, dass verschiedene Dinge getan wurden und vor allem getan werden. Leider ist es eben sehr schwierig, den richtigen Ansatz zu finden, es gibt ja viele Faktoren die da zusammen kommen: Image, Vergütung, Arbeitszeiten, demografischer Wandel, Ausbildungssystem…
Hier gibt es leider kein Allheilmittel. Umso mehr freut es mich, dass gerade bei diesem Thema, die Ausschüsse des Verbandes zukünftig deutlich enger zusammenarbeiten werden.
Du arbeitest bei „die Lobby Kublick & Friseure“ in Gotha. Bildet Ihr aus? Was ist eure Erfahrung mit Lehrlingen, was wünscht ihr euch?
SM: Ja, wir bilden aus. Ich kann nur sagen, dass ich hier schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht habe. Aktuell haben wir drei wirklich tolle Azubis im Unternehmen, aber das war auch schon anders. Meiner Meinung nach wird es immer wichtiger, individuell auf die jungen Leute einzugehen und nicht einfach nach Schema F auszubilden. Das muss man sich aber auch leisten können. Und die aktuelle Situation zwischen Hoffen und Bangen macht es Ausbildungsbetrieben eben auch nicht unbedingt leichter.
In den Sozialen Netzwerken wird die Innungsarbeit regelmäßig kritisiert. Was entgegnest du Kritikern?
SM: Sicher gibt es Innungen in denen wenig oder auch gar nichts mehr passiert. Aber ganz ehrlich, was soll auch passieren, wenn eine Innung nur noch 5 oder 6 Mitglieder hat? Jetzt kann man danebenstehen und meckern, oder man kann in die Innung eintreten und etwas tun und etwas verändern. Wir haben Innungen die wirklich tolle Arbeit leisten, aber das geht eben auch nur, wenn genügend Leute sich einbringen und gemeinsam etwas tun.
"Es muss einiges anders und moderner werden. Und da kommt es nun mal auf jeden an."
Was reizt dich an deiner Aufgabe im Zentralverband?
SM: Ich engagiere mich ganz sicher nicht im Verband, weil ich alles, was da passiert, ganz großartig und richtig finde. Nein, ich mache das, weil ich denke, es muss einiges anders und moderner werden. Und da kommt es nun mal auf jeden an. Auch hier kann ich nur sagen: Macht mit, gestaltet mit, denn sonst kann sich auch nichts ändern.
Was wünschst Du Dir für Deine Arbeit für die Branche? Wie würdest Du was gerne als nächstes verändern?
SM: Oh, da gibt es sicher Einiges! Am meisten würde ich mir ein Zusammenrücken der Branche wünschen. Ein Miteinander, für uns und unser Handwerk!
Was meine Arbeit im Verband angeht, würde ich mir manchmal etwas mehr Spielraum wünschen. Ich mache da ja zusammen mit ►Antonio Weinitschke die Kollektionen. Da wäre es manchmal toll, wenn man freier arbeiten könnte, ohne immer das Budget oder die Massenkompatibilität im Rücken zu haben. Aber ich denke, wir haben hier schon Einiges auf den Weg gebracht und werden auch weiterhin daran arbeiten.
Steven, vielen Dank für das offene Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Deinen Einsatz.
Über Steven Meth:
Friseur seit 1999, aus Gotha, Creative Director bei die Lobby Kublick & Friseure, stellvertretender Art Director im Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks.
Annerose Cutivel ist Salonunternehmerin, Seminaranbieterin und Akteurin. Ihr Engagement in Innung und Handwerkskammer zeugt von Leidenschaft und dem festen Willen, Branchennachwuchs und Image zu fördern. Und weil ihr das nicht genug scheint, hat sie mehrere Bücher zu ihrem persönlichen Steckenpferd publiziert und steht regelmäßig auf Workshopbühnen, um zu tun, was ihr Lebenselixier ist: Haare zaubern.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
imSalon: Das Friseurhandwerk liegt bei Ihnen in der Familie. Hätten Sie je andere Pläne gehabt?
Annerose Cutivel: Nein, denn ich bin eindeutig mit Leib und Seele Friseurmeisterin, liebe die Kreativität des Berufes und die Konversationen mit den Kunden. Meiner Familie sind in 4 Generationen 37 Friseure entsprungen, es war für mich selbstverständlich in diese Fußstapfen zu treten. Ich hatte immer ein positives Bild vom Friseurberuf. Auch durch das verpflichtende Praktikum in meiner Schulzeit hat mich in dieser Meinung bestärkt.
Im Telefongespräch mit Lea Werry
Der dritte Lockdown wurde verlängert. Wie geht es dir damit?
Andrea Jung: Naja, das ist für mich eine ganz einfache Geschichte: Wähle deine Einstellung! Ich kann es doch eh nicht ändern, was soll ich dann rumjammern? Mein Motto lautet: Sei positiv, bleib negativ!
„Uns fehlt der Umgang mit den KundInnen und KollegInnen.“
Was machst du mit deinen MitarbeiterInnen?
AJ: Im Dezember verbrauchten alle ihren Resturlaub, da gab es dann nochmal normales Gehalt. Jetzt musste ich sie wieder in Kurzarbeit schicken. Außer meine zwei Azubis, die können ja erst ab der 6. Woche in Kurzarbeit, deswegen sind sie jetzt im Zwangsurlaub. Einmal in der Woche haben wir eine Telefonkonferenz – da merken wir immer wieder: uns fehlt der Umgang mit KundInnen und KollegInnen.
„Je nach Bedarf und Nachfrage, reagiere ich dann individuell“
Und wie beschäftigst du deine Azubis momentan?
AJ: Also erst mal haben die beiden Berufsschule, also Home-schooling. Dann müssen sie lernen, bald stehen ja die Zwischenprüfungen an. Je nach Bedarf und Nachfragen, reagiere ich dann individuell: seien es Schwierigkeiten in der Sprache oder fachliche Fragen. Jeden Donnerstag treffen wir uns, um gemeinsam an Trainingsköpfen zu üben – natürlich alles unter Beachtung der Hygieneregeln. Das ist unser „Lockdown-Training“. Außerdem haben wir Berichthefte, die sie immer wieder auf Vordermann bringen müssen.
„Ich kann ja nicht jeden entertainen, das ist mir zu blöd.“
Wie hältst du momentan zu deinen KundInnen Kontakt?
AJ: Was soll ich mit unseren KundInnen machen? Natürlich ist der Kontakt wichtig, aber ich kann ja nicht entertainen, das ist mir zu blöd. Mit Social Media versuchen wir unsere KundInnen auf dem Laufenden zu halten und sie über den aktuellen Status zu informieren. Wir bekommen auch Anrufe in den Salon, die wir zeitnah beantworten, aber mehr können wir fürs Erste nicht machen.
Erhöhst du 2021 die Preise?
AJ: Wir haben zwei Mal im Jahr eine Preiserhöhung. Einmal die handwerklichen Dienstleistungen und zum zweiten die „chemischen“. Auch 2021 werden wir erhöhen. Allerdings nicht in dem Maße wie es betriebswirtschaftlich sein müsste. Wenn wir die Preise jetzt reell kalkulieren würden, hätten wir eine Erhöhung, welche der Markt derzeit nicht akzeptieren würde und die Kunden genauso wenig. Aber unfair wäre das alles nicht, das ist nur eine Frage der Akzeptanz!
„Unfair ist das alles nicht, das ist nur eine Frage der Akzeptanz!“
Wie möchtest du deine MitarbeiterInnen entlasten, wenn ihr wieder öffnen dürft?
AJ: Wir stellen eine Studentin an die Rezeption für die Terminvergabe ein – zusätzlich bekommen wir auch einen Online-Terminkalender, so dass die Kunden selbst buchen können. Außerdem müssen wir unsere MitarbeiterInnen optimiert einsetzen, es kann ja nicht jeder im Laden stehen. Aber das wird dann intern besprochen und organisiert.
„Es ist immer ein Learning by Doing.“
Was nimmst du aus dem letzten Corona-Jahr mit?
AJ: Heute nehme ich die Lage viel entspannter wahr. Vor allem im ersten Lockdown gab es so viele Unsicherheiten. Keiner wusste wirklich, wie es weiter geht. Jetzt haben wir Erfahrungen gesammelt, uns eine Routine aufgebaut und Konzepte ausgearbeitet. Von der Hygiene bis hin zur Koordination – wir haben einen Plan und wissen nun wie. Es ist ein Learning by Doing.
„…untereinander Sicherheit geben“
Und was nimmst du dir für dieses Jahr vor?
AJ: Naja, erst mal heißt es abwarten. Wer weiß, ob wir wirklich im Februar aufsperren dürfen. Planen heißt derzeit, immer wieder Veränderungen einbauen. Wir haben verschiedenes vor, aber ....
Wichtig ist mir, dass die Stimmung im Team gut ist. Denn bei den Mitarbeitern gibt es Ängste und darauf gilt es einzugehen. Sicherheit geben ist wichtig. Zum einen für den Job zum anderen für die Gesundheit. Ich denke ein weiteres anstrengendes Jahr liegt vor uns.
Danke für das Gespräch, ich wünsche viel Erfolg und ganz viel Durchhaltevermögen für 2021!
Andrea Hecker im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Andrea, wir haben vor 8 Monaten ein Interview über deinen Covid-bedingten Haarausfall geführt, das auf sehr viel Resonanz gestoßen ist. Was ist seitdem für dich passiert?
Andrea Hecker: Einiges! Gott sei Dank ist mein Haarausfall gestoppt und regeneriert sich. Meine größte Panik, ich wusste, dass sie wiederkommen. Aber ich wusste nicht wie, also in welcher Textur, oder Farbe. In meinem Alter kann es ja durchaus passieren, dass sie unpigmentiert kommen. Sie haben mir aber wirklich einen Gefallen getan und sind so gekommen, wie ich sie gerne wieder hätte. Ich bin guter Dinge.
Hast du jetzt Farbe im Haar?
Andrea: Nein. Nur eine kleine Strähne.
"Kundinnen sind so unsagbar dankbar, wenn du mit ihnen ... über deren Kopfhaut sprichst."
Du stehst für Farbe, wirst du dich selbst auch wieder färben?
Andrea: Ich werde wieder blond werden, denn mein Herz ist blond und denkt blond. Der dunkle Ton vom Ansatz tut mir da gut, denn das sorgt optisch für mehr Volumen.
Kolumne von Annemarie Graf
Durchatmen und einen Schluck von meinem viel zu süßen Fruity-Spritz nehmen. Endlich Ruhe, endlich Me-Time. Ich sitze in einem Familienhotel in Kroatien und kann es kaum glauben. Mein früherer persönlicher Horror wird gerade zu meinem ersehntesten Traum.
Ein Spieleparadies am nächsten und dazwischen kleine Ruheoasen für gestresste Eltern, die einfach mal abschalten wollen und nebenbei dem Nachwuchs das maximale Entertainment bieten möchten.
Doch das hier soll kein Urlaubsbericht werden, sondern eine Reise durch einen Gedankenblitz, der mir soeben mit meinem Spritz prickelnd durch den Kopf gefahren ist.
Was Friseure und Hotels gemeinsam haben
Hotels und Friseure haben vieles gemeinsam. Der erste Punkt ist glasklar, es gibt einfach viele davon.
Ich könnte also in jedes Hotel fahren und würde dort immer eine Übernachtung bekommen. Ich könnte zu jedem Friseur gehen und würde dort immer einen Haarschnitt und eine Farbe bekommen.
Und doch gibt es diese Hotels, die einfach unwahrscheinlich beliebt und ständig ausgebucht sind. In denen mich der Vibe einfach an jeder Stelle mitnimmt und ich auf Gleichgesinnte treffe.
Genauso gibt es die Salons, in denen man einfach ankommt, sich wohlfühlt und mit dem Gefühl geht, welches man erwartet hat.
"Ich suche mir mein Hotel nach meinen Bedürfnissen und nach meiner Lebenssituation aus."
Egal ob Familienhotel, Adults Only, kleine Pension, Sporthotel oder was auch immer. Ich suche mir mein Hotel nach meinen Bedürfnissen und nach meiner Lebenssituation aus.
Kinderlos in dieser Spielhölle, das macht einfach keinen Sinn. Schwarzhaarig in einem Blond-Salon genauso wenig.
Hotels machen uns vor, was so langsam bei Friseuren in Deutschland und Österreich ankommt: Sie spezialisieren sich.
Uns wird eine Welt von vorne bis hinten geboten, die uns eintauchen lässt und uns zum ultimativen Urlaubserlebnis führt.
Warum haben wir Friseure davor so viel Angst uns zu positionieren?
Petra Brockmann im Gespräch mit Birgit Senger
Für Orgaenic Haircutting sind Kundinnen*Kunden bereit höhere Preise zu zahlen. Warum ist das so?
Petra Brockmann: Bei einer lizenzierten ‚Orgaenic Haircutting Friseurin‘ haben sie die Garantie, dass sich in der Ausbildung mit der Beschaffenheit und Physikalität der Haare beschäftigt wurde. Die Ausbildung, die man bis zur Lizenz durchläuft, kann im Grunde genommen einem tiefgreifenden Studium entgegensetzen werden. Orgaenic Haircutting garantiert maßgeschneiderte Haarschnitte für Endverbraucher*innen
Trifft das nicht auf alle Haarschnitte zu?
PB: Beim Orgaenic Cutting gibt nicht die Optik des Haarschnitts die Technik vor, sondern die Physikalität des Haares – beispielsweise seine Hygroskopizität, also Wasseraufnahmefähigkeit – und die Proportionalität der Trägerin. Das macht den Unterschied zu vielen anderen bekannten Haarschneidetechniken.
Physikalität des Haares, was heißt das genau?
PB: Ein maßgeschneiderter Haarschnitt bezieht alle natürlichen Komponenten im Schaffensprozess mit ein. Hierzu zählen die Proportion des Körpers, das Eigenvolumen, sowie Verteilung und Dichte des Haares und deren momentane Beschaffenheit. Haarschnitt ist definitiv auch gleich Frisur. Unsere Kund*innen spüren, dass während der Erarbeitung des Haarschnitts eine perfekt auf sie und ihr Haar zugeschnittene Frisur entsteht. Was Kund*innen in den Wochen nach dem Friseurbesuch zugutekommt, da aufwendiges Styling entfällt.
"Für länger anhaltende Qualität sind Kund*innen bereit, höhere Preise zu zahlen"
Wie lange hält dieses Mein-Haar-fällt-von-allein-in-Form Gefühl?
PB: Ein organischer Haarschnitt hält nachweislich bis zu viermal länger als ein klassischer Haarschnitt. Für länger anhaltende Qualität sind Kund*innen bereit, höhere Preise zu zahlen.
Wie viel zahlen Kund*innen im Schnitt für einen Haarschnitt bei lizenzierten ORGÆNIC Friseuren?
PB: Aktuell bieten 21% unserer Lizenznehmer*innen einen Schnitt für 170 - 250 Euro an, 67% liegen mit ihrem Preis zwischen 100 – 169 Euro und nur noch 12% zwischen 79 - 99 Euro
Euer Bestreben nach langer Haltbarkeit und hohe Qualität bedeutet aber auch, dass Kunden seltener in den Salon kommen?
PB: Genau! Unseren wirtschaftlichen Erfolg haben wir nicht mehr dadurch, dass der Kunde häufig zu uns kommt, sondern durch Qualität, die sich herumspricht. Heutzutage schaut Verbraucher auf Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und Werthaltigkeit und suchen für sich den Mehrwert. Die Suchanfragen nach Orgaenic Haircutting sind deutlich angestiegen, weil wir diesen Mehrwert in vielerlei Hinsicht bieten. Umso organischer das Haar, umso mehr kann er weglassen, weil vieles nicht mehr gebraucht wird.
"Erst abliefern, dann Preis erhöhen! Preise zu erhöhen, ohne den Wert der handwerklichen Dienstleistung anzuheben, finde ich unmöglich"
Wo seht ihr noch Raum für Preiserhöhungen?
PB: Erst abliefern, dann Preis erhöhen! Preise zu erhöhen, ohne den Wert der handwerklichen Dienstleistung anzuheben, finde ich unmöglich. Viele Salons erhöhen aufgrund der Gegebenheiten ihre Preise. Die Aufwendungen für Friseurunternehmer* innen sind gestiegen: Energie, Material, Personalkosten, Miete etc. Was der Kunde jedoch im Salon merken muss, ist in allererster Linie, dass die Frisur zu ihm gehört. Eine Frisur kann fachlich exzellent gearbeitet sein und trotzdem nicht zum Kunden gehören. Der zweite Aspekt, wonach die Kundin den Wert unserer Arbeit erkennt, ist die Haltbarkeit und Komfort im täglichen Styling. Wenn die Kund*innen merken, dass sie länger als gewohnt mit Schnitt, Styling und Farbe zurechtkommen, dann ist der Punkt der Preiserhöhung gegeben.
Inwieweit hilft die Lizenz bei der Preisgestaltung?
PB: Diese Lizenz ist manchmal das i-Tüpfelchen, um den Preis auf die gewünschte Höhe zu bringen. Die Preissteigerung ist in der Regel schon auf dem Weg zur Lizenz entstanden. Die Lizenz hilft dem Verbraucher sich zu orientieren, wo finde ich im Salon Orgaenic Haircutter*innen. Den Lizenznehmer*innen selbst hilft es in der Eigendarstellung und Kommunikation nach außen.
"Eine Premium Haarschere macht aus Dir nicht automatisch einen Premium Friseur."
Wie wichtig ist eine gute Schere für gutes Handwerk?
PB: Eine Premium Haarschere macht aus Dir nicht automatisch einen Premium Friseur. Genauso, wie ein teurer Sportwagen Dich nicht automatisch zum guten Autofahrer macht. Ich könnte dir auch mit einer Nagelschere einen organischen Haarschnitt machen. Scheren aus der Orgaenic Premium Collection, die wir gemeinsam mit Tondeo seit Jahren entwickeln, erleichtern mir mein handwerkliches Können und sind so entwickelt, dass sie höherer Beanspruchung standhalten und meine Handbewegung und Schnittführung unterstützen. Eine Schere, die im wahrsten Sinne des Wortes gut abschneidet, ist brillant, aber natürlich muss ich das als Fachmann auch erst mal einsetzen können.
Wann investiere ich am besten in eine passende Schere?
PB: Wir empfehlen unseren Seminarteilnehmenden in unserer Academy erst einmal mit ihren gewohnten Scheren zu schneiden. Verfeinern sie dann Gespür und Technik, wächst automatisch auch der Anspruch an die Haarschneideschere. An diesem Punkt empfehlen wir den Umstieg zu Orgaenic Line, Orgaenic Zero, - One oder - Two. Diese Scheren vereinen handwerkliche Höchstleistung von Orgaenic Haircutting mit innovativer Technologie „Made in Solingen“ von der Traditions-Scheren--Manufaktur TONDEO, mit der wir seit 2007 eine Kollaboration gestartet haben.
Jüngstes Ergebnis dieser Kooperation ist die neue Blattschere ORGAENIC Line in außergewöhnlichem Design, was steckt dahinter?
PB: Die neuen Blattschere ORGAENIC Line ermöglicht hochpräzise, saubere Linien. Hier ist uns ein Maximum an Minimalismus und Effizienz mit der Ästhetik eines zeitlosen Kunstwerks gelungen. Sie liegt leicht und geschmeidig in der Hand und ordnet sich dem Rhythmus der Handbewegung und der Logik jeden Haares unter.
"Ich glaube nicht, dass wir mit Kunden über den Preis unserer Haarschneidescheren sprechen sollten."
Rechtfertigt eine Premium Haarschneideschere aus deiner Sicht einen höheren Schnittpreis?
TB: Nein, eine teure Schere zu haben, macht nicht automatisch meine Haarschnitte teurer. Ich glaube nicht, dass wir mit Kunden über den Preis unserer Haarschneidescheren sprechen sollten. Wir legen sehr viel Wert darauf, wie wir unser Handwerksmaterial im Arbeitsalltag präsentieren. Viele sagen, wir präsentieren unsere Scheren so, als würden wir OP-Besteck bereitlegen. So lassen wir unsere Arbeit für sich sprechen.
Im Gespräch mit Birgit Senger
„Ich zähle zu den wenigen, die noch bereit sind, in die Ausbildung zu investieren.“
Viele beklagen den Fachkräftemangel, du nicht?
Jutta Gsell: Ich habe in diesem Jahr mehr als genug Bewerbungen auf meine Ausbildungsplätze bekommen. Das liegt weniger daran, dass ich so toll bin und alle in meinem Unternehmen ausgebildet werden wollen, sondern hat wohl eher damit zu tun, dass ich zu den wenigen zähle, die noch bereit sind, mehrere tausend Euro in Ausbildung zu investieren. Mit der Bocklosigkeit der Auszubildenden, mit anfallenden Krankheitstagen und anderen Herausforderungen will sich kaum noch jemand beschäftigen. Aber wie sollen wir Fachkräfte bekommen, wenn wir nicht weiter ausbilden?
Kann ich geringe Aufmerksamkeitsspanne, Digitalisierung und Emotion so in Dreiklang bringen, dass ein Salonkonzept der Zukunft entsteht? Geht!, weiß Sabrina Poser.
Im Gespräch mit Birgit Senger
Warum braucht es neue Strukturen und das Denken in Upgrades?
Sabrina Poser: Wir haben eine ganz niedrige Aufmerksamkeitsspanne, das sehe ich nicht nur bei den jungen Leuten, sondern auch bei mir selbst. Entweder catcht mich etwas in der ersten Minute -oder nicht. Die Zeiten, in denen man Mitarbeitenden lange Vorträge hielt, sind vorbei. Heute muss alles kurz und knackig sein, ich muss es spielerisch verpacken und am besten mit digitalen Inhalten mischen.
„Das Denken in Upgrades schafft Erlebnisse und Emotionen.“
Denken in Upgrades, was bedeutet das für Sie als Unternehmerin?
SP: Das Denken in Upgrades schafft Erlebnisse und Emotionen. Ich habe mich in meinem Salon darauf spezialisiert, Strukturen zu gestalten, die in unserer Arbeit die Empfindungen der Kunden genauso miteinbindet, wie ich als Führungskraft die Emotionen meiner Mitarbeitenden in meine Art zu führen, miteinbeziehe. Auch die Industrie muss sich neu ausrichten, um uns Friseurinnen und Friseure emotional mitnehmen zu können.
Sie sind absolute Langhaarspezialistin. Was hat diese Leidenschaft in Ihnen geweckt?
Ich hatte das große Glück, dass meine Chefin und Lehrmeisterin langes Haar hatte und sie mich jeden Morgen animierte, ihre Haare hochzustecken. Dabei überließ sie mir die Entscheidungsfreiheit, komplett nach meinen eigenen Vorstellungen neue Kreationen auszuprobieren. Das weckte meine Begeisterung für langes Haar. Ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie mich in jeder Hinsicht unterstützt hat. Sie war einfach eine hervorragende Friseurin, die mich menschlich und fachlich geprägt hat.
"Ideen habe ich immer, sie gehen mir nie aus."
Wenn man Ihre Posts auf Facebook verfolgt oder sich durch Ihre Bücher „wühlt“, hat man das Gefühl, Ihr Ideenreichtum für langes Haar ist unerschöpflich. Woher holen Sie sich Ideen?
AC: Ideen habe ich immer, sie gehen mir nie aus. Wo ich auch bin, mein Kopf sprudelt nur so vor Einfällen und es kommen mir stets neue Kreationen in den Sinn. Natürlich informiere ich mich auch fortwährend in den Medien über die neuesten Trends. Da auch meine beiden Kinder den Friseurberuf erlernt haben und ebenfalls sehr erfolgreich und kreativ sind, lasse ich mich auch gerne von ihnen inspirieren. Wir stehen in regem Kontakt und unterstützen uns gegenseitig.
Gerade arbeiten Sie an einem Buch über Flechtfrisuren für Kinder. Wieso ein Kinderbuch?
AC: Kinder sind unsere Kunden von morgen! Generell liebe ich Kinder und es macht mir unglaublich viel Spaß, aus jungen Mädchen Prinzessinnen zu zaubern. Die meisten Mädchen sind stolz auf ihre langen Haare und wünschen sich hübsche Frisuren. Oft wollen sie sich schon morgens vor der Schule und am Wochenende stylen. Gerade zu
diesen Zeiten ist ein Friseurbesuch natürlich nicht möglich. Deshalb dachte ich mir, dass gerade ein Buch mit einfachen Step-by-step Anleitungen eine ideale Unterstützung für Mütter wäre, um sie „auf die Schnelle“ zu verwandeln.
Viele fanden das Thema Kopfhaut superspannend. Ich habe aber das Gefühl, dass sobald es ans Eingemachte geht, das Kopfhaut in vielen Salons schnell wieder zum Fremdwort wird.
Andrea: Wobei es mit der Skinification-Bewegung sehr trendy geworden wäre. Ich bin da auch immer ein bisschen ratlos, weil es so wichtig ist. Kundinnen sind so unsagbar dankbar, wenn du mit ihnen darüber sprichst.
Friseure sollten sich viel mehr Gedanken darüber machen. Du musst den Nährboden des Haares gut machen und das ist die Kopfhaut. Diese kannst du von außen aufbauen und natürlich auch von innen unterstützen. Die junge Generation ist da bereits viel aktiver.
Inwiefern?
Andrea: Auf TikTok gibt es so viele Live-Hacks rund um Haarausfall und Haarwachstum. Die Jungen beschäftigt, wie kann ich fülligeres, volleres Haar bekommen. Die setzen dafür ihr eigenes Rosmarinwasser an. Das ist ein ganz großer Trend. Sie sprühen sich das jeden Morgen und jeden Abend auf die Kopfhaut. Wenn du Rosmarinwasser oft genug anwendest, dann dunkelt das auch und dadurch sehen die Haare sofort fülliger aus. Und damit wird aber auch in der Früh und am Abend die Kopfhaut massiert. Und unter uns gesagt, wenn man seine Kopfhaut so konsequent massiert, dann passiert natürlich was …
Hast du jetzt auch Dinge in deinen Salonleistungen geändert?
Andrea: Tatsächlich sind Kunden wirklich dankbar für jeden Strohhalm. Als Friseur nimmst du Veränderungen am Kopf deiner Kundin wahr. Da musst du sofort einsteigen und Empfehlungen aussprechen: von Kopfhautbehandlung über Farbe bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Hast du denn Nahrungsergänzungsmittel im Programm?
Andrea: Nein, aber ich weiß, welche gut sind und empfehle die auch meinen Kunden.
Ich verkaufe überhaupt keine Produkte bei mir im Salon.
Du hast dir aufgrund deiner eigenen Betroffenheit viel Wissen angeeignet, was waren deine Quellen?
ANDREA: Ich habe natürlich gute Menschen an meiner Seite, die sich um mein gesundheitliches Wohlergehen kümmern. Ich habe sehr viel gelesen und einige Blutauswertungen gemacht und mich damit auseinandergesetzt. Ich arbeite schon immer viel mit Chemie und habe unabhängig von Long Covid schon immer meine Entgiftungsorgane unterstützt. Daran halte ich mich.
Du verkaufst keine Produkte, arbeitest du mit Haaranalysegeräten?
Andrea: Nein, ich muss ja immer schauen, was zu meinem Salon passt, aber ich bin überzeugt, dass das eine riesige Nische ist. Wenn sich da jemand gut aufstellt, dann hat man eine unfassbare Wertschätzung von seinen Kunden und ein gutes Businessmodell. Balayage hat uns einen großen Push gegeben. Aber was, wenn die Luft mal raus ist, was kommt dann. Ich bin jemand, ich möchte darauf vorbereitet sein. Ich beschäftige mich viel mit Trends und breche das auch auf meine Branche runter.
"Kunden brauchen meine fachliche Expertise"
Dein Core-Geschäft ist Farbe. Wie entwickelt sich das aktuell?
Andrea: Auch ich merke, dass ich weniger Farbe mache und einige Kundinnen entfärbe. Viele Kolleginnen finden das schlimm. Meine Erfahrung ist jedoch, dass meine Kunden, die ich entfärbt habe, öfter kommen als sie noch gefärbt wurden. Detox ist groß angesagt. Grau und Silber müssen immer strahlen, damit es toll aussieht. Kunden brauchen meine fachliche Expertise dafür. Graue Haare musst du pflegen, genau wie blond, sonst sieht's nicht gut aus. Da geht eine Tür zu, dafür gehen drei andere auf.
Als wir damals das Interview gemacht haben, gab es ja viel Resonanz, auch für dich. Wofür haben sich denn hauptsächlich Friseure interessiert?
Andrea: Überwiegend ging es um die Nahrungsergänzung, was kann ich präventiv tun. Ich denke im Akutfall, wenn es ganz schlimm ist, musst du dir helfen lassen. Ansonsten rate ich auch Kunden schon präventiv bewusster zu sein. Gerade wenn man sieht, wie immer mehr Lebensmittel industriell verändert werden, ist das Thema Ernährung ein ganz wichtiges. Ich hoffe, dass die Friseure beginnen, Kopfhaut in ihren Service aufzunehmen und in den Salon-Alltag integrieren. Im Salon sollte es einen Kopfhaut-Experten geben, das Potenzial dafür ist groß.
"Ich finde es aber schlichtweg erschreckend, dass noch immer die Männer die Platzhirsche auf den Bühnen und Podien sind. Es gibt so viele tollen Frauen in unserer Branche, auf geht’s ... "
Du bist viel auf Veranstaltungen und Seminaren. Welche Entwicklungen beobachtest Du?
Andrea: Mir fehlen die Frauen, die Diversität. Wir Mädels müssen Gas geben, und uns noch immer stärker einbringen, um sichtbar zu sein. Ich finde es aber schlichtweg erschreckend, dass noch immer die Männer die Platzhirsche auf den Bühnen und Podien sind. Es gibt so viele tollen Frauen in unserer Branche, auf geht’s ...
Liebe Andrea, ja, das ist tatsächlich schade, um so wichtiger für uns auch vielen tollen Frauen eine Plattform zu bieten.
Warum sind wir immer noch der Meinung, einfach alles anzubieten, was Friseure nun mal anbieten müssen?
Und warum regen wir uns dann morgens auf, wenn wir in den Terminkalender schauen und Frau xyz steht mit einer Dauerwelle drinnen, obwohl das für uns der pure Hass ist?
Weil man das einfach so macht?!
Wenn ich in den letzten Jahren als Businessberaterin für Friseure eins gesehen und gelernt habe, dann ist es:
Konzentriere Dich auf die EINE Sache, die Du machen / ausstrahlen willst.
Und nein, ich spreche hier nicht darüber, dass wir uns alle auf Balayage und Blond spezialisieren müssen. Nirgends ist hier die Rede davon nur eine Dienstleistung zu wählen, es sei denn es ist Deine EINE Sache.
Vielleicht ist es für Dich auch:
- Meine Kunden sollen hier eine ruhige und entspannte Atmosphäre haben.
- Familien sollen sich bei mir wohlfühlen.
- Oder Du bietest Businessmenschen einen Platz für Beauty und Arbeit.
Was immer Deine EINE Sache ist. Spezialisiere und Positioniere Dich dazu!
Denn nur so hast Du die Chance genau die Kunden anzuziehen, die Dich wirklich jeden Tag glücklich machen. Die Deine Leidenschaft und Deine Berufung sowie den Ort, den Du für sie geschaffen hast, wertschätzen.
Ganz einfach gesagt, Deine Positionierung führt sicherlich auch zu Verlusten und das kann Angst machen. Vor allem führt sie Dich aber zu Gewinnen. Du gewinnst an Fokus, an Sicherheit und an klarer, starker Kommunikation.
Umsätze steigern, ohne sich zu verbrennen
Das wiederum zieht eine verbesserte Leistungsmöglichkeit im Salon mit sich. Und wer hätte es gedacht, es steigert Deine Umsätze, ohne Dich zu verbrennen.
Wir können als Friseure nicht alle glücklich machen. Auch wenn wir uns das als Herzensmenschen doch so sehr wünschen. In erster Linie müssen wir lernen, uns selber glücklich zu machen. Das ist unsere Kraftquelle, um jeden Tag mit Begeisterung und voller Kraft hinterm Stuhl zu stehen.
Was hält Dich also von Deiner Neu-Positionierung ab?
Annemarie Graf - Schönsein.Blog
(Business Beratung und Marketing Agentur für Friseure)Früher: Friseurmeisterin, Leiterin von 2 Friseursalons und internationale Trainerin für eine bekannte Marke.
Heute: Business- und Marketingberaterin für Friseurunternehmer*innen, Autorin, Bloggerin, Podcasterin und Mutter einer kleinen Tochter.
Ihr erweitert euer Geschäft in den Vereinigten Arabischen Emirate, weshalb gerade dort?
PB: Wir merken doch alle, dass sich die Friseurbranche verändert. Wir befinden uns in einer Transformation. Die Vereinten Arabischen Emirate gelten als eines der am weitesten entwickelten Länder der Welt, mein Mann (Thomas Brockmann Knödler) hat sich in den letzten Jahren den Friseurmarkt in UAE angeschaut und unser Business dort aufgebaut. Die Menschen geben hier viel Geld für Dienstleistungen und Beauty aus. Das mitzuerleben bereichert auch unsere Arbeit in Europa.
Ihr bewerbt Remote arbeiten! Ist das auf eurem Qualitätsniveau möglich?
PB: Unser Kund* innen machen es eigentlich vor. Sie sind beruflich Remote unterwegs und arbeiten mal hier, mal da. Hier hat sich schon ein Netzwerk gebildet, und wir merken, dass unter den Orgaenic Haircutter*innen geswitcht werden kann. Die Signatur eines Orgaenic Haircutters ist einzigartig, die Kund*innen bekommen vielleicht mal einen anderen Haarschnitt, die Qualität der Haltbarkeit und Personalisierung sind gleichwertig. Und ich meine echte Personalisierung, nicht nach einem Trend abgeleitet ist, sondern immer von der Persönlichkeit der Trägerin oder des Trägers. Remote arbeiten sollte auch für Friseur*innen möglich sein. Handwerker sind früher schon auf die Walz gegangen. Wir müssen uns also fragen, welche Bedingungen können wir schaffen, um dies wieder zu ermöglichen. Die Orgaenic Lizenz macht es nicht nur Kund*innen möglich auf Reisen an unterschiedlichen Orten gleiche Qualität zu finden, sondern auch Mitarbeiter*innen profitieren davon. Einige unserer Lizenznehmer*innen ermöglichen ihren Mitarbeitenden eine Zeit lang in einem anderen Salon zu arbeiten. Das spannende: nicht nur die Mitarbeitenden entwickeln sich dadurch enorm weiter, sondern auch die Kolleg*innen in den Salons profitieren von der Erfahrung.
►Wasseraufbereitungsanlage im Salon, Vereinigte Arabische Emirate, ► eigene Scheren, die Liste eurer innovativen Moves wird immer länger. Hast du bereits Ideen, woran ihr als Nächstes arbeitet?
PB: Natürlich haben wir schon neue Ideen, aber es sind im Moment nur Ideen. Ihr dürft natürlich gespannt sein.
Wir bleiben dran. Ich habe die Zeit mit euch in Solingen sehr genossen. Vielen Dank für den Austausch und weiterhin viel Erfolg.
Du beobachtest, dass immer mehr Unternehmen nicht mehr ausbilden wollen?
JG: Mich ärgert, was auf Facebook von mittlerweile immer mehr namhaften Kolleginnen und Kollegen gepostet wird. Einer nach dem anderen bekennt sich, nicht mehr auszubilden.
Die Situation ist, wie sie ist: Dem Nachwuchs fehlt Durchhaltevermögen und Motivation, dann noch die Work-Life-Balance … das alles kenne ich auch. Was aber leben wir ihnen vor? Wir lassen uns für‘s Upgraden feiern und reden davon, uns nur noch auf das Wesentliche konzentrieren zu wollen? So leben wir niemandem vor, Verantwortung zu übernehmen. Das macht mich wütend, wir jammern über Fachkräftemangel, aber keiner ist mehr bereit, auszubilden. Ich möchte kein Gejammere, ich möchte Lösungen.
Wie setzen Sie das im Salon um?
SP: In unserer Upgrade-Beratungsstruktur arbeiten wir mit einem Analysetool der Firma Schwarzkopf. Mit diesem messen wir vor jeder Beratung die Haarstärke und die Haargesundheit der Kundin, können so den Haaraufbau von innen sehen und ermitteln, welche Verbesserung des Haarzustandes wir durch Pflege erzielen. Die Kundin binden wir in den digitalen Prozess mit ein und schaffen ein Erlebnis, das sie zur "kleinen" Expertin für ihr Haar macht. Auf dieses bauen wir die Beratung auf. Aber Vorsicht: So großartig das Analysetool als Grundlage ist, so wichtig ist es, die Beratung mit unserer eigenen Expertise zu füllen. Der Gedanke, dass ich ihr etwas verkaufen möchte, kommt gar nicht auf, denn sie sieht selbst die Notwendigkeit, etwas für ihr Haar tun zu wollen. Geringe Aufmerksamkeitsspanne, Digitalisierung und Emotion so in einen Dreiklang zu bringen und damit ein Erlebnis zu schaffen, ist für mich eine spannende Sache.
Seit wann praktizieren Sie ihr Upgrade Konzept im Salon und was war für Sie hier der Gamechanger?
SP: Vor vier Jahren habe ich erstmals mit der Unternehmensberaterin Christiane Geuting zusammengearbeitet. Dort ging es nicht um Zahlen, Daten, Fakten, sondern um den Unternehmenswert Mensch. Ich habe mich unter anderem zur „Trinität der Persönlichkeit“ (Managementtraining, Anm.) ausbilden lassen und ich habe einen zwanzigjährigen Sohn. Aus diesen Erfahrungen und Lernprozessen profitiere ich und habe neue Strukturen, wie unser digitales Onbording-System entstehen lassen. Hier geht es nicht darum, neue Mitarbeitende auszufragen, sondern um sie zu verstehen und Arbeitsstrukturen zu schaffen, die auf sie zugeschnitten sind.
imSalon: Bieten Sie Flechtfrisuren für Kinder im Salon an? Und wenn ja, für welche Anlässe? (z.B. als
Zusatzdienstleistung, während auf die Mama gewartet wird?
AC: Schon heute kommen viele Mädchen jeden Alters in meinen Salon und wünschen sich eine schöne Frisur zur Einschulung, zur Kommunion oder Konfirmation, zum Abschlussball der Tanzschule und, nicht zu vergessen, zum Abiball. Selbstverständlich bieten wir auch Flechtfrisuren bei einem regulären Friseurbesuch an, wenn das die
kleine Kundin wünscht oder während sie auf die Mama wartet.
"Ich verwende gerne Echthaarteile."
ImSalon: Nicht alle Ihrer Langhaarkundinnen werden von Natur aus langes, dichtes Haar haben. Welche Tricks haben Sie hier auf Lager?
AC: Alles, was für die Kreation einer schönen Frisur notwendig ist. Bei Kundinnen mit sehr feinem oder kurzem Haar arbeite ich gerne Haare ein, um mehr Volumen oder mehr Länge zu erreichen. Dazu verwende ich gerne Echthaarteile damit das Erscheinungsbild auf jeden Fall natürlich aussieht und für Dritte nicht zu erkennen ist. Vom modischen Aspekt können natürlich auch farbliche Akzente mit Kunststrähnen gesetzt werden.
Interessiert an Weiterbildung und Spezialisierung mit der ORGÆNIC Academy?
„Wenn ich heute nur mit Waschen, Schneiden, Farbe an den Start gehe, bin ich sehr schnell austauschbar.“
Welche Strukturen sind überaltet?
SP: 90 % der Friseure wurden in den letzten Jahren darauf trainiert, Termine abzuarbeiten: 60 Minuten Waschen, Schneiden, Föhnen, vielleicht noch eine kleine Stylingberatung, ein Produkt verkaufen und Tschüss! Wenn ich heute nur mit Waschen, Schneiden, Farbe an den Start gehe, bin ich sehr schnell austauschbar. Vor ein paar Jahren war eine Spezialisierung auf Blond noch etwas Besonderes, mittlerweile ist jeder zweite Blondspecialist. Den Mehrwert für Kunden sehe ich in einer ganz simplen Frage: Was macht die Person, die vor mir sitzt, schöner und warum? Die Kundinnen kommen zu uns, weil sie schöne Haare haben wollen. Wenn ich diese frage: „Haben Sie Interesse zu hören, was ich für Sie das Beste finde?“, sagt niemand, Nein.
Sie haben im Salonablauf einen digitalen Eincheckprozess integriert. Lohnt sich das?
SP: Ich nenne diesen Beratungsprozess meinen ersten Filter. Das Ausfüllen der digitalen Check-in-Card dauert für die Kundin etwa 3-5 Minuten und dient uns als erster Fokus für die Beratung. Da wünscht eine Kundin, von der man das nie gedacht hätte, beispielsweise eine Make-up-Beratung. Warum? Wahrscheinlich, weil sie es nicht kann! Also brauche mich nicht „überwinden“ in die Beratung zum Thema Make-up zu gehen, schließlich wünscht sie sich die Beratung! Die Kundin setzt eine gute Schnitt- und Farbberatung voraus - was sie nicht voraussetzt, ist das Umfassende, den ganz anderen Blick auf sie selbst. Und wenn ich aus einer geplanten 60-minütigen Waschen, Schneiden, Föhnen Dienstleistung für 80-100 Euro das Dreifache mache, lohnt sich der Einsatz.
„Mitarbeitende brauchen Erfolgserlebnisse, um in die Kraft und in die Motivation zu kommen.“
Wie kann ich Mitarbeitende langfristig motivieren?SP: Um Mitarbeitende langfristig zu motivieren, braucht es Sinnhaftigkeit. Für junge Menschen sind Nachhaltigkeit und Ethik wichtige Themen und es ist bedeutend, für wen man arbeitet und für wen das, was ich tue, einen Sinn hat. Mitarbeitende brauchen Erfolgserlebnisse, um in die Kraft und in die Motivation zu kommen. Als Unternehmerin sehe ich die Aufgabe als sehr wichtig an, Strukturen zu schaffen, die Erfolgserlebnisse ermöglichen. Ich möchte behaupten, dass 25-30 % der unternehmerischen Tätigkeiten mittlerweile im Mitarbeiterbereich liegen.
Ihr Team hat auf der Fashionweek in Berlin und New York gearbeitet, nächstes Jahr steht Miami an. Nach welchen Kriterien wird ausgewählt, wer aus dem Team dabei sein kann?
SP: Die Entscheidung wird nach unserem Wertesystem und nicht nach Umsatz getroffen. Mitarbeiterinnen aus meinem Team entscheiden darüber: Wer hat was fürs Team getan? Wer ist wie selbstverständlich eingesprungen? Und wer ist dem Druck gewachsen, der fachlich und mental bei solchen Jobs gefordert wird?
Wie gelingt es Ihnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Jahre in ihrem Team zu halten?
SP: Ich schaffe alle Voraussetzungen, dass sich meine Mitarbeitenden fragen können: Wo habe ich solch ein Teamspirit? Wo habe ich tolle Kundinnen? Wo habe ich die Möglichkeit, mich im Premiumbereich verwirklichen zu können? Wo verdiene ich das Geld? Wo habe ich die Freiheiten, meine Arbeitszeiten frei zu wählen? Wo kann ich international tätig sein? Wo kann ich von den Besten lernen?
„Um junge Menschen zu gewinnen, müssen wir ein exzellentes Ausbildungssystem schaffen.“
Was sollten wir ändern, um junge Menschen für eine Ausbildung im Friseurhandwerk zu gewinnen?
SP: Um junge Menschen zu gewinnen und über die dreijährige Ausbildung im Beruf zu halten, müssen wir ein attraktives und fachlich exzellentes Ausbildungssystem schaffen. Die Investitionen pro Ausbildungsplatz, so schätze ich, liegen bei 50.000 Euro. Ich finde es einen sehr guten Ansatz darüber nachzudenken, eine Ausbildungsabgabe für alle Betriebe einzuführen. In Bremen wird dies nach meiner Information schon praktiziert. Ja, das System ist umstritten, da einige der Betriebe, die nicht ausbilden, es als ungerecht empfinden. Aber wer genau darüber nachdenkt, wird merken, dass auch Betriebe, die nicht ausbilden, irgendwann auf Mitarbeiter zurückgreifen müssen, die irgendwo anders gut ausgebildet wurden. Wer langfristig und globaler denkt, müsste diese Idee befürworten.
„3-5 % des Jahresumsatzes investiere ich in Weiterbildung.“
Wieviel Zeit und Geld investiert Ihr Unternehmen in die Teamentwicklung?
SP: 3-5 % des Jahresumsatzes investiere ich in Weiterbildung. Bei einer Auslastung von 80 % habe ich 20 % ungenutzte Zeit, die ich für Weiterbildung nutzen kann. Durch die Corona-Zeit habe ich keine Verlustangst mehr. Wenn ich an einem Tag den Salon für eine Schulung schließe, gehen meine Kundinnen und Kunden ja nicht gleich zu einem anderen Friseur. Selbstverständlich hole ich aus dem Tag das Bestmögliche raus, bereite alles perfekt vor, poste von der Weiterbildung auf Social Media, plane in Anschluss eventuell Trainingseinheiten fürs Team ein. Die Investition muss sich natürlich auch amortisieren.
„Ich werde 2024 mein Buch herausbringen: Mein Praxisleitfaden zum Upgraden im Salon.“
Welches Projekt beschäftigt Sie im Moment?
SP: Ich bin viel in der Branche unterwegs und treffe immer häufiger auf Unternehmerinnen und Unternehmer, die erschöpft und ausgebrannt sind. Überall bekommen wir gesagt, was wir alles tun sollen, aber selten wird uns erklärt, WIE! Ich werde im ersten Quartal 2024 mein Buch veröffentlichen, welches gut und schnell lesbar sein wird und erklärt, wie wir mit unserem Team die Emotionen nutzen, um erfolgreich und glücklich zu werden: „Mein Praxisleitfaden zum Upgraden im Salon“.
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch! Das klingt spannend und ich freue mich sehr, dass wir Sie am 15. Januar auf dem Zukunftskongress der Friseure in Berlin auf der Bühne sehen werden:
Welche Accessoires zum Hochstecken haben Sie immer dabei?
AC: Alles, was zum Typ der Trägerin passt, z.B. Blumen, Bänder, Curlies, Strass, je nach Anlass und natürlich alles, was derzeit modern ist und dem Trend entspricht.
Wo finden Sie passende Accessoires?
AC: Ich halte immer die Augen offen, wenn ich unterwegs bin auf Messen, beim Shopping oder auch im Urlaub.
"Ich favorisiere langes, dichtes Haar."
Sie bieten Hochsteck- und Flechtseminare für alle Level an, Sie hier trainieren hier an Puppenköpfen. Was zeichnet einen guten Langhaar-Puppenkopf aus?
AC: Generell bevorzuge ich es, an Übungsköpfen zu arbeiten, damit die Teilnehmer die gleichen Voraussetzungen haben und ich einschätzen kann, auf welchem Stand sie sind. Ich favorisiere langes, dichtes Haar. Bei Flechtseminaren ist helleres Haar vorteilhaft, da die Flechtelemente besser zu erkennen sind; jedoch bei klassischen Hochsteckfrisuren,
wie z.B. dem Evitaknoten, ist auch dunkles Haar verwendbar. Ein freundliches Gesicht und schöne, weibliche Schultern des Moduls nehme ich dabei gerne in Kauf.
Wie lang brauchen Sie für Ihre schnellste Flecht-/Hochsteckfrisur?
AC: Bei einfachen Flechtfrisuren ca. 5 Minuten.
Haben Sie handwerkliche Vorbilder?
AC: Ja, meine Tochter Denise (Bredtmann, Anm.). Dann selbstverständlich noch die beiden australischen Koryphäen auf dem Gebiet des Hochsteckens: Sharon Blain und Patrick Cameron.
Sie sind sehr aktiv in Innung und Handwerkskammer, unterstützen Lehrlinge in den Prüfungsvorbereitungen, bieten Seminare an. Was wünschen Sie sich zur Verbesserung des Branchenimages von Ihren Kollegen?
AC: Ich wünsche mir von meinen Kollegen, dass sie sich ständig weiterbilden und ihre dazu Mitarbeiter motivieren, dass sie Lehrlinge ausbilden und sie durch die Teilnahme an Seminaren unterstützen.
Ich denke, es hat sich schon einiges gebessert, aber es muss wirklich noch mehr getan werden, um unser Image aufzuwerten.
Die Kosten und die Verantwortung, Nachwuchs zu garantieren, sollte von allen Friseurunternehmen gemeinsam getragen werden.“
Was wäre deine Lösung?
JG: Alle Friseurbetriebe zahlen einen Beitrag zur Nachwuchsförderung oder Mitarbeitergarantie - wie auch immer wir dies nennen. Die Kosten und die Verantwortung, Nachwuchs zu garantieren, sollte von allen Friseurunternehmerinnen und -Unternehmern gemeinsam getragen werden, egal ob sie Mitarbeiter haben oder soloselbständig sind.
Wie würdest du diesen Beitrag staffeln?
JG: Nach Größe und Umsatz des Unternehmens. Dieses Geld würde zukünftig die Ausbildung finanzieren.
Eine Idee: „Ausbildungsbetriebe, werden von den Innungen für die Ausbildung bezahlt.“
Die Ausbildung einer Fachkraft bei mir im Salon kostet zwischen 36.000 € und 40.000 €. Nachdem meine Mitarbeitenden gut ausgebildet sind und Umsatz erbringen, muss ich allerdings befürchten, dass sich ein Unternehmen aus meinem Umfeld denkt: `Die Jutta bildet gut aus, ich spare mir den Stress und das Geld und biete ihrer Mitarbeiterin 500 € oder 700 € mehr im Monat.` Wer das Geld für Ausbildung spart, kann natürlich leichter attraktivere Einstiegsangebote machen und ich als Ausbilderin verliere meine Investition an ein fremdes Unternehmen. Ich denke, viele in der Branche kennen das. Gäbe es in Zukunft nur noch qualifizierte Ausbildungsbetriebe, die von den Innungen für die Ausbildung bezahlt werden, ließe sich das umgehen.
Du möchtest die Innungen für die Durchführung und die Organisation der Ausbildung verantwortlich machen?
JG: Wir brauchen bessere Qualität und wir brauchen mehr Nachwuchs! Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir in den letzten Jahren zugeschaut haben, wie Ausbildungsbetriebe und Innungen nicht besser, sondern schlechter geworden sind. Damit könnten wir die Bedeutung und Aufgabe der Innung neu aufsetzen. Viele schimpfen über die Innung, daran müssen wir etwas ändern!
„Wer im Handwerk ausgebildet wird, soll seine Ausbildung nur noch bei den Besten der Branche bekommen.“
Worin siehst du die Rolle der Innungen?
JG: Die Aufgabe der Innung sollte in Zukunft darin bestehen, Auszubildende zu bezahlen und für deren Ausbildung nur die besten Ausbildungsbetriebe zuzulassen. Das würde sich herumsprechen und wäre ein Anreiz für junge Menschen, sich für eine Ausbildung in der Beautybranche zu bewerben. Zusätzlich hätte es den Effekt, den Kontakt zwischen Betrieb, Innung und Berufsschule zu stärken. Wer im Handwerk ausgebildet wird, soll seine Ausbildung nur noch bei den besten der Branche bekommen. DAS würde unserem Image guttun.
Warum bist du so sicher, dass der Friseurberuf in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird?
JG: Weil wir nicht durch künstliche Intelligenz ersetzbar gemacht werden können. Unsere Dienstleistung kann nicht online geshoppt werden. Wir brauchen zukünftig keinen Steuerberater mehr treffen, sondern werden per Knopfdruck unsere Steuererklärung erstellen. Es werden weniger Anwälte gebraucht, weil die KI schnell beantworten wird, wie mein Fall rechtlich einzustufen ist. Für viele wird es die regelmäßigen Besuche bei einem vertrauten Arzt nicht mehr geben, weil Sprechstunden online abgehalten werden.
„Friseurinnen und Friseure werden ein wichtiger Offline-Faktor sein.“
In dieser Online-Welt werden wir Friseurinnen und Friseure ein wichtiger Offline-Faktor sein. Wir schaffen mit unserer Arbeit positive Emotionen und kontinuierliche Erlebnisse direkt am Menschen. Das wird es in Zukunft immer weniger geben.
„Wir dürfen Ausbildung nicht den Klitschen überlassen, sondern nur jenen Salons, die von der Innung zertifiziert sind!“
Wie gelingt es dir, junge Menschen für den Beruf zu interessieren?
JG: Beauty, vor allem Haare, fasziniert sie alle! Als Arbeitgeberin bin ich durch meine Schichtarbeit attraktiv, meine Mitarbeitenden arbeiten nicht jeden Samstag und ich biete eine gute Ausbildung. Daher halte ich es für so wichtig, dass wir die Ausbildung nicht den kleinen ‚Klitschen‘ überlassen, sondern nur noch jenen Salons, die von einer Innung dafür zertifiziert sind. Das könnte auch von anderen Gewerken im Handwerk übernommen werden. Wenn man im Handwerk nur noch von den Besten der Branche ausgebildet wird, sehe ich in der Zukunft für unser Handwerk viel Potenzial.
Liebe Jutta, vielen Dank für das Gespräch. Ich bin gespannt, was unsere Community von deinen Vorschlägen hält. Weiterhin viel Erfolg!
Friseure brauchen Zukunft!
#Neue Wege im Friseurhandwerk
Um die Zukunft des Friseurhandwerks mitzugestalten, lädt imSalon zum Zukunftskongress nach Berlin und bietet damit DIE Plattform, um die Herausforderungen der Friseurbranche gemeinsam zu adressieren und Lösungen zu finden.
Unter Einbeziehung von Politik, Verbänden, wichtigen Partnern aus der Industrie/ Handel und Presse zielt dieser Kongress darauf ab, Chancen für das Friseurhandwerk zu erkennen und die Branche aktiv zukunftsfähig zu gestalten. JETZT dabei sein und Tickets sichern! Mehr dazu ...
Frauen im Friseurhandwerk - DIE LISTE
Sabrina Poser ist eine der vielen, tollen Frauen in unserer Branche, die mit ihrem Know-how und ihrem Spirit das Friseurhandwerk strahlen lassen, die sich für Image, Ausbildung und Vorankommen einsetzen - ob als Unternehmerin, Ausbilderin oder Trainerin, ob als Entwicklerin, Verantwortliche in der Industrie, Obermeisterin einer Innung oder als Business-Speakerin.
Stöbert in unserer Liste und gebt uns Tipps, wen wir noch auf diese Liste setzen können! ►Frauen im Friseurhandwerk - DIE LISTE
Über Annerose Cutivel:
- seit 1985 Friseurunternehmerin
- seit 2003 Seminaranbieterin:
- Flechten, Hochstecken, Mak-up und Visagistik
- 1 Salon in Worms | 3 Mitarbeiter
- Publikationen u.a. in folgenden Magazinen: Meine Brautfrisur, Friseurwelt, Clips
- Herausgeberin und Autorin von
- "Die Kunst des Flechtens 1-3", "Flechtfrisuren", "Die Kunst des Hochsteckens 1-2"
- tätig in Innung und Handwerkskammer
- 24 Jahre Gesellenprüfungsausschuss, 10 Jahre Meisterprüfungsausschuss
Im Interview mit Katja Ottiger
Im Interview mit Juliane Krammer
Lena, erzähl einmal, du bist Friseurin und sehr engagiert, Veränderung in die Branche zu bringen. Wie kam es dazu?
Lena Kühne: Ich habe 2016 mit meiner Lehre begonnen und mochte den Job, dachte aber nicht, nach der Ausbildung Friseurin zu bleiben. Mit der Gesellenprüfung hat sich alles geändert: Die hatte ich mit Auszeichnung bestanden und damals durfte ich hautnah miterleben, wie negativ gegenüber Friseuren agiert wird: Ich wurde bei meiner Gesellenvergabe nicht geehrt.
Kannst du das näher erklären?
LK: Als ein Anruf von der Kammer kam, ich hätte mich damit für den Landeswettbewerb qualifiziert, meinte die Kreishandwerkschaft daraufhin nur, dass das nicht sein kann, dass Friseure mit Auszeichnung bestehen. Dann dämmerte es mir: Die haben einfach die Sparte Friseur ausgelassen … Das hat mich angespornt:Ich habe mich dann zur Bundesmeisterschaft qualifiziert und auch gewonnen. Da war es mir klar: Handwerk ist viel mehr, als „ich mache das und gehe nach Hause“.
Vor 1,2 Jahren habe ich mich dann bewusst dafür entschieden, dass ich versuchen möchte, das Image der Branche umzugestalten. Jetzt will ich was verändern.
Jetzt bist du in der Tarifkommission Mitglied …
LK: Ja, ich mache mittlerweile viel ehrenamtlich … aber eines meiner Herzensprojekte ist die ► Tarifkommission. Da ich Arbeitnehmerin bin, nahm ich den Rat eines lieben Kollegen an und wurde zuerst stilles Mitglied bei verdi. Dann kam im Sommer der Brief: Eine neue Tarifkommission wird gewählt und ich dachte: „Das ist meine Chance“.
… und dann wurdest du gewählt?
LK: Vier Wochen nach meiner Bewerbung bekam ich die Info, dass ich Tarifkommissions-Mitglied sei. Warum? Weil sich leider so wenig Personen gemeldet haben, dass es gar nicht zu einer Wahl kam. Es hätte 8 Plätze gegeben. Vier Personen haben sich gemeldet, jedoch haben die anderen ihr Amt wieder niedergelegt.
Das Interview führte Katriina Janhunen
imSalon: Eva, du hast auf Twitter über einen eigenen Raum geschrieben, für Kunden die beim Friseur Ängste oder Scham haben. Darauf gab es sehr viele emotionale Reaktionen über negative Erlebnisse im Salon. Hast du damit gerechnet?
Eva Kahrmann: Nein, gar nicht. Es wurden viele sehr unterschiedliche Gründe genannt, warum wer nicht zum Friseur geht oder wofür man sich schämt. z.B. weil viele Leute von Friseuren richtig kleingemacht wurden.
Was meinst du mit "kleingemacht"?
EK: Das Mädchen, um das es in meinem Tweet ging, hatte Angst vor Vorwürfen, weil sie so verfilzte Haare hatte. So etwas darf nicht passieren! Ich kann als Friseurin meinen Kunden keine Vorwürfe machen. Damit stellt man sich nur über ihn, statt auf Augenhöhe zu kommunizieren.
„Du entscheidest, was du mit deinem Kopf machst, nicht ich!“
Auf Twitter gab es viele Friseur-Kund*innen, die Angst hatten, sich rechtfertigen zu müssen…
EK: Die Kunden entschuldigen sich oft, z.B. wenn sie selber den Pony geschnitten haben. Ich denke: "Das ist dein Kopf – du entscheidest, was du damit machst. Selbst wenn du deine Haare mit Salatsauce wäschst, ist das deine Entscheidung." Die Kundin bringt die IST-Situation mit - wie diese entstanden ist, ist für die Qualität meiner Arbeit völlig unerheblich.
„Wir geben den Kunden ein Gefühl mit – dann sollte es auch ein gutes Gefühl sein“
Welcher Kommentar hat dich am meisten berührt?
EK: Eine Frau ist mir Gedächtnis geblieben, die seit 20 Jahren nicht mehr beim Friseur war, weil sie von der Friseurin niedergemacht wurde, dass sie so splissige Haare habe und sich nicht um sich selbst kümmere. Warum hat sie nicht das Positive verstärkt: „Wir kriegen das gemeinsam hin!“ Eine blöde Bemerkung kann eine Kundin für immer vertreiben. Wir geben dem Kunden ein Gefühl mit und wir können entscheiden, ob es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl ist.
Du nennst die Kunden mit Ängsten „unsichtbare Zielgruppe“ . Was meinst du damit?
EK: Es kann im Grunde jeder sein. Man kennt die Erfahrungen nicht, die jemand gemacht hat und Ängste können unterschiedlichste Gründe haben: Psychische Krankheiten, Kopfhautprobleme, Haarausfall. Auch Transgender ist ein Thema und die Angst sich öffentlich zu präsentieren.
Wieso ist Transgender ein Thema beim Friseur?
EK: Es ist für diese Kunden ein Riesenschritt, neben dem Outing, sich optisch zu wandeln. Haare sind in der Hinsicht oft der erste machbare Schritt. Aber jemanden, der vom Körper und Gesicht männlich gelesen wird, zu einer weichwelligen Langhaarfrisur zu verhelfen - oder einer zarten, weiblichen Gestalt den Clipper anzusetzen - das erfordert Vertrauen und Verständnis.
Welche unsichtbaren Zielgruppen gibt es noch?
EK: z.B. Armutsbetroffenheit führt dazu, dass Kunden häufig wechseln oder selten zum Friseur gehen. Viele trauen sich nicht nein sagen und fühlen sich verpflichtet etwas zu kaufen, das sie sich gar nicht leisten können. Ich kläre zuerst ab, ob jemand überhaupt zu Produkten beraten werden möchte. Wenn der Kunde sich sicher sein kann, dass ihm nichts aufgeschwatzt wird, muss er keine Angst vor unangenehmen Situationen haben. Mit etwas Fingerspitzengefühl fühlen sich alle ernstgenommen. Das fängt ja schon damit an, dass ich Fragen kann, ob jemand am Fenster sitzen möchte.
Wie könnte man der unsichtbaren Zielgruppe entgegenkommen?
EK: Es wäre schön, wenn man Termine per Mail ausmachen könnte, weil z.B. mit Depressionen ist es sehr schwer zu telefonieren und Termine zu vereinbaren. Man könnte eine Möglichkeit schaffen, vor dem Termin Probleme zu thematisieren.
„Als Friseurin kann ich das Unwohlsein minimieren“
Ist man als Friseurin auch immer ein wenig Psychologin?
EK: Ich kann nicht für alle Kunden herausfinden, was sie stört oder beeinträchtigt. Ich möchte auch niemanden therapieren oder wie ein rohes Ei behandeln. Als Friseurin will ich nur nicht verstärken, dass der Kunde sich unwohl fühlt.
Wo könnte man ansetzen, um deine Kollegen zu sensibilisieren?
EK: Wenn ich an meine Ausbildung zurückdenke, war sie immer sehr darauf ausgerichtet, dass ICH sage, was für den Kunden gut ist. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Wir müssen sensibler werden, denn der Kunde und sein Gefühl müssen in den Mittelpunkt. Das Endergebnis muss mir nicht gefallen, sondern der Kunde muss glücklich sein, wenn er rausgeht und sich wohlfühlen. Egal, wie er aussieht.
Vielen Dank, Eva, für deinen Input und die Sensibilisierung für das Thema!
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2022 jährt sich die „Jahrhundertflut-Katastrophe“ in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zum ersten Mal. Auch Salon Schmitz in Olzheim in der Eifel war vom Hochwasser betroffen, ►imSalon berichtete. Wie sieht es heute, ein Jahr später dort aus?
Michael Schmitz im Gespräch mit imSalon
Im Interview mit Juliane Krammer
Herr Ries, welche Neuigkeiten gibt es rund um die Entschädigungsklage bezüglich der Soforthilfe?
Bernhard Ries: Die Revisionsverhandlung vor dem BGH findet am 11.5. in Karlsruhe statt. Mehr kann ich dazu derzeit nicht sagen. Es wäre nicht besonders klug, vor der eigentlichen Verhandlung hierzu Informationen preiszugeben.
Zwischen der 2. Instanz der Verfassungsklage und der jetzigen Revisionsklage ist sehr viel Zeit vergangen und viel passiert: In NRW verlor das Land die 1. und 2. Instanz vor den Verwaltungsgerichten. Das ist auch ein Hinweis dafür, dass die Verwaltungsgerichte einen hohen Bedarf sehen, dass die politischen Entscheidungen und Verordnungen überprüft werden sollten. Da jedes Bundesland seine eigenen Verordnungen erlassen hat, gibt es ein großes Durcheinander. Das zeigt sich seit November 2022 auch in Bayern. Da sollen nun Überprüfungen stattfinden und Unternehmer ihren Liquiditätsengpass melden - über ein digitales Medium, das vom Wirtschaftsministerium online gestellt wurde. Davon war Mitte des letzten Jahres noch keine Rede. Es laufen so viele Dinge falsch. Ich sehe hier klar, die Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts, sich das alles einmal anzusehen.
"Es geht völlig an dem vorbei, was eigentlich bewirkt werden soll: Die Betriebe, die ausbilden und Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, werden nicht unterstützt, sondern die, die ohnehin schon bevorteilt sind – Kleinstunternehmer mit Mehrwertsteuer-Befreiung."
Apropos Bayern: Hier wurde vor ein paar Tagen verkündet, dass ein ► Erlass der Soforthilfe-Rückzahlung für bestimmte Personen gelten soll. Sehen sie das als Erfolg?
BR: Grundsätzlich begrüße ich es, dass sich etwas bewegt, aber so wie das alles abgewickelt werden soll, deutet das eher auf ein billiges Wahlkampfmanöver von Herrn Söder hin. In Bayern sind ja schließlich im Herbst Wahlen. Da erhofft sich die Regierung durch solche Versprechen zusätzliche Wählerstimmen.
Friseuren, die unter 25.000 Euro Jahresgewinn haben, soll die Rückzahlung erlassen werden. Einzelunternehmer, die vor der Aufgabe ihrer Existenz stehen, sollen die erhaltenen Hilfen behalten können. Man muss sich das vorstellen: 25.000 Euro Jahresgewinn. Das ist für mehr als 50 % der deutschen Friseurbetriebe der angegebene offizielle Gewinn. Wenn die Bayerische Staatsregierung dieses Wahlkampfgeschenk umsetzen möchte, belohnt sie damit nur Kleinbetriebe. Alle Betriebe, die ausbilden und Mitarbeiter beschäftigen, werden natürlich nicht unter 25.000 Euro bleiben und haben dann keine Chance auf den Erlass der Rückzahlung. Es geht völlig an dem vorbei, was eigentlich bewirkt werden soll: Die Betriebe, die ausbilden und Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, werden nicht unterstützt, sondern die, die ohnehin schon bevorteilt sind – Kleinstunternehmer mit Mehrwertsteuer-Befreiung.
Die Geschäftsführung des LIV Bayern, Doris Ortlieb, begrüßte per Facebook, die Entscheidung …
BR: Die Verbände und der ZV wollen ihre guten Kontakte zur Politik nicht aufs Spiel setzen und gehen daher einer mit Nachdruck geführten Diskussion aus dem Weg, da sie auch noch andere Dinge bewirken wollen.
Wieder zurück zu Ihrer Initiative. Sie bieten mit ihrer neuen Webseite Unterstützung für Friseur-Betriebe, …
BR: Ja, wir sind mit der neuen Webseite ► www.friseure-fuer-gerechtigkeit.de online. Unser Ziel war, ursprünglich über eine Verfassungsklage die Änderung des IFSG (Anm. der Red. Infektionsschutzgesetz) zu erreichen, dafür haben wir eine Facebook-Gruppe gegründet. Viele Mitglieder haben sich bei uns gemeldet und um Hilfe z.B. auch bei den Liquiditätsmeldungen gebeten und so sind wir auch in dieses Thema eingestiegen und haben die Webseite neu gestaltet.
Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Guido Wirtz wurde im September 2022, nach Abschluss des neuen Tarifvertrags für Friseure in Rheinland, geführt. Nun gibt es, fast ein Jahr später, für die Friseure im Rheinland Neuigkeiten:13 Euro Mindestlohn ab September für Friseure im Rheinland allgemeinverbindlich
Gutscheintrend Ja- aber bitte mit Strategie
Seit Jahren beobachte ich einen Trend im Gutscheinverkauf der Salons. Mit Corona hat sich dieser Trend gefestigt und zu sämtlichen Aktionen im Jahr einfach wieder aus der Schublade geholt. Und weil ich jetzt schon wieder einige Postings auf Instagram gesehen habe, die genau das anpreisen, möchte ich unbedingt mit euch darüber reden.
Lasst mich mit einer Geschichte anfangen, so wird das Thema am deutlichsten.
Die Geschichte von Maria: Eine treue Kundin
Stell dir Maria vor, eine treue Kundin, die deinen Salon liebt. Maria schätzt die Qualität deiner Dienstleistungen und kommt regelmäßig, um sich von deinem Team verwöhnen zu lassen.
Weihnachten rückt näher und Maria hat dank Deiner guten Beratung die perfekte Geschenkidee für Familie und Freunde. Und nicht nur das! Dir als Ihrem Lieblingsfriseur macht sie damit ja auch ein Geschenkt. Sie kauft Gutscheine für alle! Warum? Weil Du ein, für sie, wirklich geniales Angebot hast.
Du verkaufst Gutscheine mit einem gewissen Wert plus Bonus. Also zum Beispiel 200€ müssen bezahlt werden und 250€ stehen auf dem Gutschein drauf. Das klingt für Deine Kunden verlockend und in Deinem Kopf ist das „schnelle“ Geld mit hochpreisigen Gutscheinen.
Der Gedanke an sich ist ja gar nicht so übel. ABER…
Im Gespräch mit Katja Ottiger
Bei dir hat sich einiges verändert, du hast einen neuen Salon, den du mit einem Angestellten betreibst. Mit interessanter Namenswahl, wie ich finde ...
FH: Ja (lacht), der heißt „BESTN“. Ich wollte wenig Geld für Google ausgeben und habe mich gefragt, wie ich heißen könnte, damit ich gut gefunden werde. Wenn die Leute „bester Barbershop Köln“ eingeben, dann bin ich die Nummer eins und das bringt tatsächlich sehr viele Neukunden (lacht).
„Toupets können eine gute Alternative zur OP sein.“
Deiner Live-Performance beim gfh Zweithaar Event mit ►Contact Skin habe ich entnommen, dass Toupets bei deinen Kunden bisher kein Thema waren?
Felix Hohleich: Auch bei mir waren Toupets kein Thema. Ich kenne Toupets eher von TikTok-Videos aus dem asiatischen Raum und hatte bisher überhaupt keine Berührungspunkte damit. Ich war immer für Transplantationen, ich selbst habe super Ergebnisse von Transplantationen gesehen und auch meine eigene ist sehr, sehr gut geworden. Aber ich muss sagen: Toupets könnten eine gute Alternative zu einer OP sein.
Schöne, nachhaltige Begrünung rücken Natur und Entspannung in den Mittelpunkt. Durchdachte Holzelemente und Naturmaterialien versprühen Wärme und Gemütlichkeit, die coolste Garderobe der Stadt lässt Mäntel und Jacken schick hängen. Zwischen DJ Pult und hochwertigen Davines-Produkten macht der neue Salon richtig was her, vereint stylishe Einrichtung mit High Quality Dienstleistungen.
Kommentar von Elisabetta Giannattasio
Schon merkwürdig, dass in unserer so bunten, weiblichen und vielfältigen Branche oft Gegenteiliges das Zepter in Händen hält. Dabei möchte ich mit dieser Kolumne weder gegen Herren noch gegen das Alter meine Stimme erheben, sondern gegen den Typus des unantastbaren, fehlerfreien Mannes.
Frauen dieser Spezies sind mir bislang nur sehr selten begegnet, dürfen sich gerne der Fairness halber ebenfalls angesprochen fühlen.
Woher aber kommt diese Situation? Meines Erachtens liegt es an einer Kombination aus erstens, dem Phänomen des Rückwärtsruhms und dem, was wir dazu beisteuern.
„Jungstylisten sollen sich im „Rookie-Salon“ austoben
und entwickeln können.“
Ein eigener Azubisalon – wie kam es dazu?
Corina Hahn: Obwohl das immer einer meiner Träume war, war es jetzt doch Zufall. Ich habe ein Geschäft Wand an Wand zu unserem Salon dazu mieten können. Im Zeichen von C (Corona, Anm.) hatten wir immer wieder Platzprobleme, die wir damit lösen konnten. Und um unsere Platzerweiterung optimal auszunutzen, wird der Salon von Montag bis Donnerstag zum Azubisalon.Denn wir möchten ein neues Ausbildungskonzept etablieren, bei dem sich Jungstylisten nach der Ausbildung ein halbes Jahr oder länger im „Rookie-Salon“ austoben und entwickeln können. Denn ein schüchterner Mensch braucht eine Bühne zum Tanzen, um mit der Zeit wachsen zu können.
Wie soll der Azubisalon praktisch ablaufen?
CH: Wir haben zehn Leute in Ausbildung, verteilt auf drei Salons. Ab dem 2. Lehrjahr geht es für jeden Lehrling regelmäßig in den „Azubisalon“. Zwei Jungstylisten, die jetzt ihre Prüfung haben, werden feste Mitarbeiter sein und dort als Leader die Jungen unterstützen. Ihnen zur Seite steht eine Ausbilderin, wechselnd aus unseren anderen Salons. Das 1. Lehrjahr bleibt in den Salons für die Basics und die Assistenzen, denn wir terminieren mit den Azubis.
Und die Aufgabengebiete im eigenen Azubisalon?
CH: Wir wollen, dass sie das Lernfeld „Salonorganisation“, dass sie in der Berufsschule haben, bei uns von der Theorie in die Praxis umsetzen und damit lernen, Verantwortung für alle Bereiche zu übernehmen. So können sie sich selbstständig organisieren, Termine vereinbaren, später auch die Kasse machen und unter Anleitung der Leader eigene Prozesse festlegen. Kurzum alles bis hin zum Wareneinkauf.
Birgt dieses System finanzielle Anreize für Auszubildende?
CH: Im Moment zahlen wir unsere Lehrlinge nach Tarif, unsere Friseure bekommen Leistungslohn. Vielleicht wäre das aber ein Konzept bei den Rookies.
Was sagen die Azubis zum eigenen Salon?
CH: Die einen freuen sich, andere haben etwas Angst, ab dem zweiten Lehrjahr bereits am Kunden zu arbeiten.
„Ich führe, in dem ich meine Mitarbeiter in ein Gefühl führe.“
Corona war auch für Lernende eine Herausforderung. Was hat sich bei den Azubis verändert?
CH: Sie sind sensibler in der Wahrnehmung geworden, ihren Arbeitsplatz verlieren zu können. In der Berufsschule haben sie teilweise mitbekommen, dass Lehrlinge anderer Salons entlassen wurden. In unserem Unternehmen lebe ich eine große Transparenz. Ich führe, in dem ich meine Mitarbeiter in ein Gefühl führe. Ich nehme sie mit und zeige auch die Zahlen auf: Denn wir sitzen in einem 16-er Ruderboot und müssen zusammen ans Ziel in der gleichen Richtung.
Sind Azubis mit solchen Erfahrungen engagierter?
CH: Das ist eine gute Frage, über die ich wirklich nachdenken muss ...
Ich bemerke bei jedem Schritt, den sich machen, dass sie besser und selbstbewusster und damit automatisch auch fleißiger werden.
„Ausbildung ist Freud und Leid zugleich.. Ja und Ausbildung kostet Geld und Nerven"
Immer weniger Unternehmer bilden aus. Wie finden Sie das?
CH: Ich verfolge immer wieder diese Diskussionen egal ob bei Vereinen oder Verbänden und natürlich auch bei Social Media. Dass viele keinen Bock mehr haben auszubilden, ist ja kein neues Problem. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ganz viele Enttäuschungen, aber auch viele „Magic Moments“ bei den Entwicklungen der Jugendlichen gibt. Ich finde, es balanciert sich immer wieder aus. Ausbildung ist Freud und Leid und mit viel Arbeit und Kosten verbunden.
Wie geht es Ihnen, wenn ausgelernte Azubis von Salons abgeworben werden, die das Geld, statt in Ausbildung, lieber ins Einstiegsgehalt fertiger Jungstylisten stecken?
CH: Das ärgert mich nicht mehr. Es ist, wie es ist. Mein Ego ist da nicht mehr so groß. Wenn das Catching in den Berufsschulen losgeht … ich kann es nicht verhindern! Ich sehe es eher mit Stolz, dass jemand meinen Lehrling haben will. Auch wenn das leichter klingt, als es ist.
Ein Azubi, der den Salon freiwillig verlässt - nimmt man das persönlich?
CH: In der Tat! Früher gab es Momente, in denen ich mich wieder kultivieren und zurücknehmen musste. Vor allem dann, wenn man glaubt, dass es besonders gut läuft und einem jemand ans Herz gewachsen ist. Natürlich kann ich niemanden an mich binden.
Ver.di fordert eine ►Umlagefinanzierung für die, die nicht ausbilden. Was halten Sie davon?
CH: Alle über einen Kamm scheren, ist schwierig. Es gibt verschiedene Gründe, warum die Leute nicht mehr ausbilden. Manche haben keine Meisterprüfung, andere kein Interesse oder können aus gesundheitlichen Gründen nicht ausbilden. Oder sie bekommen keine Bewerbungen. Die Bocklosen unter denen werden Sie nie herausfiltern können.
Ich würde sagen, in diesem Jahr hatten wir Glück, denn im Herbst werden wir vier neue Lehrlinge aufnehmen.
„Ich bin robuster geworden und möchte keine Schlaftabletten mehr durchziehen.“
Wie läuft es denn mit den Bewerbungen?
CH: In den letzten Jahren habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Wenn die Bewerbungszeit losgeht und alle Unternehmer mit den Hufen scharren und auf den Bewerberregen warten, ist zumeist nicht das richtige dabei. Bei uns sind es die kurzfristigen Bewerber Ende Mai, Anfang Juni. Allerdings auch nicht mehr so viele wie in früheren Jahren. Da waren es im Januar manchmal 70 Bewerbungen, jetzt sind es vielleicht 10. Und ich bin nüchtern genug, die Probezeit abzuwarten, erst dann zählen wir nach. Denn ich bin robuster geworden und möchte keine Schlaftabletten mehr durchzuziehen.
Sie sind Intercoiffeurin und seit kurzem im Vorstand der Intercoiffure Deutschland. Wir gratulieren!
CH: Vielen Dank! Ich bin eine leidenschaftliche Friseurin mit einer großen Liebe für die Branche und seit fast 20 Jahren Intercoiffeurin. Jetzt habe ich die Gelegenheit bekommen, in den Vorstand aufzusteigen. Wahrscheinlich hätte ich mich nie von allein beworben, aber ich wurde empfohlen. Für mich war immer klar, dass ich, wenn wir etwas bewegen können, ein Teil davon sein möchte. Im Moment laufen die Vorbereitungen für das ►Intercoiffure Festival im September.
Wie hilft Ihnen das Netzwerk der Intercoiffure?
CH: Die Intercoiffeure haben mich im ersten Lockdown getragen und aufgefangen. Was unser Präsident Markus Herrmann mitin dieser Zeit auf die Beine gestellt hatte, ist beeindruckend. Anfangs haben wir uns jeden Morgen online getroffen, später dann wöchentlich. Mitzubekommen, dass alle ähnliche Problematiken hatten, formt eine Gruppe nachhaltig. Solch eine Unterstützung hätte ich weder bei der Handwerkskammer noch in der Innung noch beim Zentralverband bekommen und bin sehr dankbar für diese Gemeinschaft.
Was machst du aktuell in der Tarifkommission?
LK: Das erste Projekt an dem ich mitwirke, ist, die Tarif-Verträge der Azubis zu verbessern. Uns ist bewusst, dass der Tarifvertrag der Azubis um so viel schlechter dasteht, im Vergleich zum eigentlichen Handwerk (aktuelle Infos dazu ► hier) . Da die Entlohnung aber im Tarifvertrag geregelt ist, gilt dieser. Wir haben den Tarifvertrag für Azubis gekündigt und im nächsten Schritt werden wir mit der Innung in Diskussion treten. Unser gemeinsames Ziel: Es sollen wieder mehr Azubis zum Friseur-Handwerk finden. Bisher ist es noch nicht zur Verhandlung gekommen, weil uns Mitglieder fehlen. ► Sascha Tietz und ich kämpfen alleine für alle MitarbeiterInnen in Niedersachsen und Bremen.
"Unser größtes Problem sind die zu wenigen Mitglieder. Diese braucht es bei der Tarifkommission, damit wir handeln können."
Was kann man als Friseurin tun?
LK: Unser größtes Problem sind die zu wenigen Mitglieder. Diese braucht es bei der Tarifkommission, damit wir handeln können.
Ich bin in so vielen Gruppen und Kreisen unterwegs: Alle können sich immer nur beschweren und sagen, es könnte sich was verbessern. Es ist so traurig. Wenn ich frage: „Bist du in der Gewerkschaft oder was machst du dafür?“, bekomme ich als Antwort: „Nein, das ist verschwendetes Geld.“ Aber wie sollen wir so etwas erreichen?
Ist die Mitgliedschaft mit Zeitaufwand verbunden?
LK: Ich habe verstanden, dass nicht jeder seine Freizeit opfern kann und möchte. Als Mitglied ist ein kleiner Betrag zu zahlen, sonst muss man nichts machen. So würde unsere Durchsetzungskraft steigen und wir hätten mehr Möglichkeit, etwas zu erreichen.
Wie kann man unterstützen?
LK: Ganz einfach: Gewerkschaftsmitglied werden. Man kann sich bei verdi melden oder gerne auch bei mir und ich helfe dabei.
Wie kann man deine Branchen-KollegInnen motivieren, dich hier zu unterstützen?
LK: Wir kämpfen für eine ganze Branche und, dass alle fair bezahlt werden. Ich verdiene sehr gut, bin angestellt und meine Chefin weiß, was sie an mir hat. Ich muss nicht für mich kämpfen. Das ist nicht meine Motivation. Ich möchte anderen Friseuren zeigen, was möglich wäre. Ich hoffe einfach, dass sich so viele Leute wie möglich mitreißen lassen.
"Es gibt Leute, die etwas bewegen könnten, weil sie eine große Masse erreichen. Die aber finden es bequemer, sich zu beschweren."
Gibt es noch etwas, dass du zum Thema los werden möchtest?
LK: Ich bin total sauer, wenn ich auf der imSalon-Instagram Seite Kommentare lese, von Personen, die sich nur beschweren, aber selbst nichts machen. Es gibt Leute, die etwas bewegen könnten, weil sie eine große Masse erreichen. Die aber finden es bequemer, sich zu beschweren. Es schockiert mich, wie viele Leute ihren Senf zu einem Thema abgeben und nichts für eine Veränderung tun. Ich finde: Man sollte nur meckern, wenn man auch irgendwas tut, um die Situation zu ändern.
Vielen Dank für das Gespräch, Lena, und alles Gute für deine Zukunft!
Herr Schmitz, wie geht es Ihnen ein Jahr nach der Katastrophe?
Michael Schmitz: Wir arbeiten immer noch im Ersatzsalon, den wir in einer alten Werkstatt eingerichtet haben. Unser Salon ist immer noch im Rohbauzustand und die Arbeiten stehen derzeit mehr oder weniger still. Unser Salon stand zwar „nur“ 10 cm unter Wasser, aber es musste vieles neu gemacht werden. Die Wände, Boden und der Estrich wurden ausgebaut und die komplette Elektroinstallation, die Lüftung sowie die Heizung müssen erneuert werden.
Warum stehen die Arbeiten still?
MS: Wir warten auf den Elektriker und bis der kommt, kann es August bis September werden.
Wie sieht es mit der Übernahme der Kosten aus? Sprang die Versicherung ein?
MS: Da hatten wir keine Probleme. Wir sind bei der Signal Iduna mit einer Meisterpolice versichert. Das ist schon eine wirklich gute Sache!
Im Rheinland wurden vier Lohngruppen von jeweils 13,00 Euro bis 17,50 Euro beschlossen. Der neue Lohn- und Gehaltsvertrag kommt zum 1. Oktober 2022, ist unabhängig vom Zentralverband und soll ein wichtiges Zeichen zur Wertigkeit der Branche setzen.
Es gibt einen eigenen Mitglieder-Bereich, bei dem man sich anmelden kann. Was sind die Voraussetzungen, um Mitglied zu werden?
BR: Wir haben für die Verfassungsklage über viele Monate Geld gesammelt und das sollte bis zum Verfassungsgericht reichen. Da wir hier in ein laufendes Verfahren einsteigen konnten, haben wir uns Geld gespart und das ist nun der Grundstock für die weiterführenden Soforthilfe-Prozesse.
Wir haben 2.800 Mitglieder in unserer Facebook-Gruppe und davon haben uns leider die wenigsten mit einem finanziellen Beitrag unterstützt. Alle wollen Informationen und Unterstützung, aber das kostet Geld. Um unsere ehrenamtliche Arbeit finanzieren können, haben wir uns für einen internen Mitgliederbereich entschieden. Jeder, der uns mit einem entsprechenden Betrag unterstützt, kann sich dort registrieren. Mit einem einmaligen Mindestspendenbeitrag von 60€ kann man unseren Support nutzen. Hierzu einfach auf den Reiter „Mitmachen“ gehen, sich registrieren, ein Foto von der Überweisung übermitteln und schon kann man den Mitgliederbereich nutzen.
Warum soll ich Mitglied werden? Welche Informationen bekommen ich dafür?
BR: Es wird nach Ländern unterschieden, weil, wie schon erwähnt, jedes Land seine eigenen Verordnungen erlassen hat. Derzeit sind das Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Es gibt spezifische Inhalte wie Informationen und Downloads. In Bayern gibt es aktuell z.B. einen Aufruf des Landesinnungsverbandes, um einen Brief an die Herren Söder und Aiwanger zu schreiben, in dem die persönliche Situation dargestellt wird. Das wird dann gesammelt an den Landesinnungsverband übermittelt und von dort am 24. April Herrn Söder bzw. seinem Staatssekretär überreicht.
Oder auch wichtige Informationen für die digitale Rückmeldung bis zum 30.6. und wie man hier verfahren muss, erfährt man hier online. Es gibt eine erste Einschätzung von Anwälten bezüglich der digitalen Rückmeldung und den Erfolgschancen bei einer evtl. Klage … etc. Das sind Infos, die in der Öffentlichkeit nicht preisgegeben werden. Die Personen, die solche Informationen erhalten wollen, können sich bei uns anmelden und erhalten dann Zugang zu diesem Mitgliederbereich.
Wir müssen unsere Anwälte bezahlen und das können wir nicht aus der eigenen Tasche finanzieren. Der Mehrwert, der für die zahlenden Mitglieder entsteht, ist um ein Vielfaches größer als die gespendeten 60 Euro, die man einmalig aufwenden muss.
Sie sprachen von Downloads. Welche Musterschreiben stehen zur Verfügung?
BR: Aktuell gibt es zum Thema „Rückmeldung zur Überprüfung der erhaltenen Corona-Soforthilfen“ eine Vorlage zum Ausdrucken oder wenn es so weit ist eine „Fristwarte-Klageschrift“, damit, wenn die Bescheide erlassen werden, man innerhalb der 4-Wochenfrist zügig eine Klage in Bayern absenden kann und vieles mehr.
"Der Mitglieder-Bereich ist notwendig, damit sich Trittbrettfahrer, an den ehrenamtlich zusammengestellten Informationen, nicht einfach bedienen können. Wir brauchen Geld, damit wir die besten Anwälte einschalten können."
Warum braucht es den Mitglieder-Bereich? Warum stellen sie nicht einfach alle Inhalte online zur Verfügung?
BR: Der Mitgliederbereich ist notwendig, damit sich Trittbrettfahrer, an den ehrenamtlich zusammengestellten Informationen, nicht einfach bedienen können. Wir brauchen Geld, damit wir die besten Anwälte einschalten können. Das ist notwendig, da die Landesregierungen erfahrungsgemäß immer mit einer großen Anwaltskanzlei aufwarten, wenn es zum Prozess kommt. Wir brauchen daher dringend die Unterstützung, um so gut wie möglich arbeiten zu können.
Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg!
Die versteckte Herausforderung
Nachdem Maria die Gutscheine erworben hat, freut sie sich darauf, ihre Liebsten mit diesem besonderen Geschenk zu überraschen und Dir dabei was Gutes zu tun.
Doch hier lauert ein Problem, das viele Friseursalons übersehen: Diese Gutscheine sind zeitlich unbegrenzt gültig und enthalten keine klaren Bedingungen.
Das bedeutet, dass Maria und die von ihr Beschenkten die Gutscheine zu einem späteren Zeitpunkt einlösen können, ohne sich Gedanken über Fristen machen zu müssen.
Die unerwarteten Verluste
Einige Monate später, nach den Feiertagen, trudeln die Beschenkten nach und nach in deinen Salon, um ihre Gutscheine einzulösen. Maria hatte die besten Absichten, doch nun siehst du dich einem unerwarteten Dilemma gegenüber.
Du musst Dienstleistungen im Wert von 250€ erbringen, aber die Einnahmen, die du ursprünglich durch den Verkauf der Gutscheine erzielt hast, belaufen sich nur auf 200€. Das bedeutet, dass du unerwartet 50€ Verlust machst – und das pro Gutschein!
Denn natürlich werden diese Kunden Dienstleistungen im Wert von 250€ einfordern. Du hast dabei aber vergessen, dass diese Dienstleistungen auch 50€ mehr Kosten verursachen. Die Arbeitszeit, Produkte, Provisionen?!
Also nochmal! Du machst 50€ pro Gutschein Verlust.
Jetzt kannst Du Dir das gerne schön reden. „Dafür habe ich neue Kunden gewonnen.“ „Die lösen den ja auch auf 2 oder 3 Mal ein.“ Und so weiter. Rechne mal bitte kurz was das bedeutet, wenn Du 30 solcher Gutscheine verkaufst? Dann sind das 1500€, die Du verschenkt hast. Wenn Du super kalkuliert hast oder großzügig bist. Dann ist das kein Thema.
Sollte der Gutscheinverkauf aber vor allem zur Umsatzsteigerung dienen, dann wird’s jetzt knapp.
Die Lösung: Kluge Gutscheinaktionen
Aber keine Panik, hier sind zwei mögliche Lösungen:
Lösung 1: Zeitliche Begrenzung
Begrenze die Gültigkeit der Gutscheine und setze klare Bedingungen. Zum Beispiel: "200€ Gutschein mit 50€ Bonus, gültig nur im Januar und Februar." So schaffst du Dringlichkeit. Bedeutet also die 50€ extra gibt es nur im Januar und Februar. Das sind in den meistens Salons eher ruhige Monate, die es zu füllen gilt. Wird der Gutschein später eingelöst, bleibt es bei den 200€.
So hast Du Deine Geschenke trotzdem verteilt, aber eben nur in den Monaten in denen eh Ruhe im Salon herrscht.
Lösung 2: Gutschein-Bundles
Statt Einzelgutscheine anzubieten, schnüre attraktive Gutschein-Bundles. Ein Beispiel: Ein Paket mit Haarschnitt, Styling, Kopfmassage und Pflegeprodukten. Gib dem Paket einen schönen Namen und schreib den Wert nicht mit drauf. Du möchtest einen Bonus dazu geben? Dann nimm Mini-Dienstleistungen dazu. Zum Beispiel: Plus Handmassage und Augenbrauenservice geschenkt.
So haben neue Kunden die Möglichkeit diese kleinen Zusätze kennenzulernen und sie später wieder zu buchen. Außerdem machst Du so den Weg frei für wirklich potenzielle neue Stammkunden. Denn wie oft wird ein Gutschein nur für Produkte eingelöst. Davon hast Du im Zeitverlauf gesehen weniger.
Die Vorteile
Die Umsetzung dieser (auf deinen Salon durchdachten) Lösungen minimiert das finanzielle Risiko, stärkt die Kundenbindung und schafft einzigartige und attraktive Angebote, die Kunden dazu ermutigen, ihre Weihnachtseinkäufe in deinem Salon zu tätigen.
So einfach.
Der Gutscheinverkauf zu Weihnachten kann nicht nur dein Umsatzwachstum, sondern auch deine Rentabilität steigern – vorausgesetzt, du gehst mit Bedacht und Plan vor. Auf diese Weise kannst du von der Weihnachtsfreude profitieren, ohne bares Geld zu verschenken.
Ich wünsche Dir eine profitable Weihnacht!
Annemarie Graf - Schönsein.Blog
(Business Beratung und Marketing Agentur für Friseure)Früher: Friseurmeisterin, Leiterin von 2 Friseursalons und internationale Trainerin für eine bekannte Marke.
Heute: Business- und Marketingberaterin für Friseurunternehmer*innen, Autorin, Bloggerin, Podcasterin und Mutter einer kleinen Tochter.
Wird es künftig Toupets bei dir geben?
FH: Wir sind auf Männer spezialisiert und wenn man zukünftig mehr Umsatz machen möchte, sollte man das Thema auf jeden Fall ins Auge fassen.
Bei dir zahlt man für Schnitt, Bart und Augenbrauen 80 Euro. Wie ist das mit den Männern und Eyebrow-Service?
FH: Auch die Männer sind eitel geworden. Überall sind Handys, überall sind Kameras, überall ist Social Media, man kommt nicht dran vorbei. Wenn ich in den Drogeriemarkt gehe und sehe, wie viel Shampoos und Deos es für Männer gibt, die geben richtig viel Geld aus. Da wäre ich auch wieder an dem Punkt, an dem ich meinem Ausbilder widersprechen muss, der meinte: Nur mit Herrenhaarschnitten wirst du niemals Geld verdienen!
„Nicht gegen Frauen, sondern für Männer.“
Du schneidest keine Frauen, in deinem Laden sind wir gar unerwünscht …
FH: Ich mache nur Männer, bin 2 bis 3 Monate im Voraus ausgebucht. Mein Laden ist nicht gegen Frauen, sondern für Männer! Aber tatsächlich hatte ich im Damenfach eine Eins im Zeugnis, habe aber damals schon gesagt: Nach meinem Prüfungshaarschnitt werde ich nie wieder eine Dame bedienen!
Was meine ich mit dem soeben von mir erfundenen Wortes ‚Rückwärtsruhm‘? Es beschreibt die Erinnerung an beruflich ruhmvolle Stunden ohne, dass man(N) merkt, dass diese längst vergangen sind und den Anspruch auf Führung längst nicht mehr erfüllen. Ein Ausruhen auf Gewesenem und den dazugehörigen Abfindungen ist kein Platzhalter in der niemals enden wollenden Karriere. Im schlimmsten Fall folgt daraufhin sogar noch die nächste Generation im dunkelblauen Anzug, jetzt auch noch ohne jede Passion.
Kommend von zahlreichen Friseurveranstaltungen, wo ausschließlich Herren das Mikro hielten, ermutigen mich zu näherer Betrachtung.
Wie könnte die Branche sein, wenn der langjährige Schlaf ein Erwachen hätte? Obermeister der Vergangenheit angehörten und ich das Wort Modeproklamation nie gehört hätte. Überzeugungen wie folgende, die mir bei einem Geschäftsessen entgegengebracht wurde „Alle Hennen brauchen einen Hahn, um geführt zu werden“ zeigen die wahren Schwächen auf.
Da saß ich also einem offensichtlich sehr einfachen Menschen gegenüber und hatte die Wahl höflich zu grinsen und mir meinen Teil zu denken oder angemessen zu antworten. Wohl wissend, „dass alter Mann auf oberster Sprosse“ für egal was auch immer (oft sind die Aufgaben vor lauter Worten nicht zu erkennen) fürstlich entlohnt wird und eine Antwort meinerseits nur mir selbst schaden wird.
Dennoch den Schaden musste ich dann in Kauf nehmen, da ich andernfalls an meinen Gedanken drohte zu ersticken. Auf oberster Sprosse scheint die Aussicht ganz HERRLich zu sein.
Warum kann denn hier Aussicht nicht zu Weitsicht werden?
Lasst uns mal drüber nachdenken!
Trotz oder gerade wegen all meiner Kritik ziehe ich den Hut vor denen, die diesem Muster nicht entsprechen, freue mich von diesen zu lernen! Darüber hinaus gibt es ja auch noch die andere Seite, die ich bedenklicher finde, da sie mit dem Finger auf uns zeigt.
Hier sind all die angesprochen, die „alte Herren“ den ganzen Tag mit Goldstaub bepinseln. Die zu devot für konstruktive Kritik sind und schlussendlich nur froh darüber sind, nicht den Kopf für Entscheidungen hinhalten zu müssen.
Rückwärtsruhm kann die Zukunft nicht ändern, was wir endlich brauchen, ist: Den Abverkauf des Satzes „weil es schon immer so war“ und ein Vertrauen in neue Wege.
Zu akzeptieren, was Vergangenheit ist und Neues mit offenen Armen begrüßen. Oder eine Altersquote? Diese könnte davor schützen, dass alle denselben Blickwinkel haben.
Stürzt Euch ins Getümmel der Branche, hört gut zu, besonders bei den Menschen, die ganz anders denken als Ihr.
Über Corina Hahn
- 3 Salons „Hair by Hahn“ im Landkreis Main-Bingen, Rheinland-Pfalz
- Ab Herbst 2021: 1 Salon für Auszubildende: „Hair by Hahn Rookies“ in Bad Kreuznach
- 6 MitarbeiterInnen | 10 Lehrlinge
- Ausbildnerin seit 1994
- https://www.hair-by-hahn.de/#philosophie
Lena Kühn ist als Friseurin und Make Up Artist im Friseursalon HaarWerk in Westerstede tätig. Dort startete sie ihre Lehre 2016, die sie 2019 als Kammersiegerin absolvierte. 2019 Landessiegerin in Niedersachsen und Bundessiegerin in Deutschland. 2020 machte sie den Friseurmeister. Sie ist seit 2018 Mitglied im Modeteam für Niedersachsen. Seit 2021 engagiert sie sich als Mitglied im Prüfungsausschuss für die Gesellenprüfung sowie in der Tarifkommission bei Verdi.
Wie geht Ihnen, wenn Sie von Unwettermeldungen, auch andernorts, hören?
MS: Man ist natürlich sensibler geworden und leidet mit, wenn man von Trockenheiten und Fluten in anderen Regionen und Ländern hört.
Gibt es ein Learning aus der ganzen Hochwasser-Situation, was Sie ändern werden?
MS: Ja, natürlich, viele werden jetzt eine zusätzliche Sicherheit an die Türen bauen, aber letztendlich gibt es keinen Schutz, denn selbst wenn vor der Tür meterhoch das Wasser steht und nicht rein kann, dann drückt es sich durch Zu- und Ableitungen im Gebäude.
Wie blicken Sie rückblickend auf das Unwetter, wie waren Sie vorbereitet?
MS: Wissen Sie, es wurde ja gewarnt. Es hat jeder mitbekommen, dass gewarnt wurde, aber es hat schlichtweg keiner mit einem solchen Ausmaß gerechnet. Wir hatten hier in den letzten 100 Jahren kein Hochwasser, es nicht damit zu rechnen, dass sich alles so zuspitzt.
„Mein besonderer Dank gilt dem Landesverband Friseure Rheinland“
Haben Hilfsaktionen Sie erreicht?
MS: Ja, wir haben in der Hochphase viel Hilfe erhalten. Und finanziell war die Hilfe vom Zentralverband für uns bedeutend, das ging super unbürokratisch und schnell. Auch Hilfen vom Staat kamen sofort und deckten den ersten Verlust ab. Mein besonderer Dank gilt dem Landesverband Friseure Rheinland. Die Innung ist proaktiv auf uns zugekommen. Wir haben eine ganz tolle Innung hier, ich bin da wirklich stolz, denn das war eine große Kraft und Hilfe für uns Friseure. Denen gilt ein großes Lob und Dankeschön!
Guido Wirtz im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Du bildest nicht aus. Warum nicht?
FH: Da müssten erst einmal die Ausbildungsverordnungen geändert werden, sodass man eine Barbierausbildung mit dem gesamten Treatment für den Mann wie Schnitt, Bart, Farbe und ja, vielleicht auch Toupet, machen kann. Und daneben explizit eine Damenfachausbildung. Solche Techniken, wie beispielsweise Balayage im Damenfach, benötigen heutzutage mehr Spotlight.
Wenn ich einem 16-Jährigen erzähle, dass er, bevor er in meinem coolen Laden arbeiten kann, erst einmal Dauerwelle wickeln lernen und drei Jahre lang auch Damenfrisuren machen soll – das bekomme ich bei dem doch niemals verkauft. Die Jungen sehen bei Instagram die coolen Männerfrisuren und das wollen sie machen - und sorry, nicht einer Oma die Haare aufdrehen.
In deinem ersten Salon waren die Spielregeln: Kommst du zu spät, machst du Liegestütze. Heute verlangst du Geld fürs zu Spätkommen?
FH: Genau! 2 Euro pro Minute.
„2 Euro pro Minute fürs Zuspätkommen.“
Pro Minute?
FH: Ja, und die Kunden zahlen das gern, weil sie das Projekt gut finden. Wir spenden alles an den Fußballverein Germania Zündorf Inklusion, dessen Trainer Gökhan Erdek sogar Sportler des Jahres der Stadt Köln wurde.
Du verbringst täglich 3 - 4 Stunden auf Social Media!? Was schaust du da?
FH: TikTok, das meiste natürlich Haare und Barber. Viele Asiaten und viele Amerikaner. Z.B. „HD Cutz“ aus England, der macht alle coolen Promis und Fußballer und natürlich „A-Star Barber“. Die sind die Créme de la Créme der Branche, an denen gehts nicht vorbei. Die sind bei Real Madrid, bei Barcelona, Manchester City … da sind die mit auf dem Base und machen den Jungs noch die Haare vor dem Spiel - das ist schon sehr interessant.
Und wie oft postest du selbst?
FH: Einmal am Tag. Das musst auch, sonst gerätst du in Vergessenheit und das ist da schlimmste, was uns in unserem Beruf passieren kann.
Friseure brauchen Zukunft!
Salonchef Patrick Grafenauer hat 11 Jahre in der Linzer Kreativschmiede Edinger h.schnitt gearbeitet, bevor er 5 Jahre nach Berlin ging. Inspiriert und mit dem Wunsch, sich etwas Eigenes zu schaffen, kam er nach Linz zurück, um sich mit "OneSimpleHair" seinen ersten eigenen Salon zu schaffen.
"Warum OneSimpleHair? Die Sprichwörter "ein Haar in der Suppe finden" und ''das Haar im Auge'' machen deutlich, dass eine kleine Unvollkommenheit in einem ansonsten guten oder positiven Auftritt die Gesamtwahrnehmung trüben kann. Es betont die Bedeutung von Sorgfalt und Präzision, selbst bei vermeintlich unbedeutenden Dingen. Für mich zählt jedes einzelne Haar auf deinem Kopf!", beschreibt Patrick Grafenauer seine Philosophie.
Elisabetta Giannattasio ist Friseurin und Education Managerin bei fpe Friseur- und Kosmetikbedarf.
GRATIS Lehrstellen inserieren
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Flut und Corona - wie hat sich das auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
MS: Wir hatten ursprünglich drei Salons, zwei davon sind mittlerweile geschlossen. Die Corona-Hilfen mussten wir zurückzahlen. Aber auch die Personal-Situation hat uns keine andere Wahl gelassen.
Wie ist die Personalsituation?
MS: Das Personal ist stark geschrumpft, wir waren alles in allem zu lange geschlossen. Vor Corona hatten wir 19 Mitarbeiter, mittlerweile sind es vier. Die Corona-Situation hat einiges dazu beigetragen, aber auch die Schwarzarbeit während Corona hat vieles weggenommen. Leider schneiden sich die Friseure so den eigenen Beruf kaputt.
„So schneiden viele Friseure den eigenen Beruf kaputt.“
Sind Sie selbst eigentlich auch in der Handwerkerschaft?
MS: Ja absolut und ich verstehe Friseure nicht, die das nicht tun! Und ich muss hier ein großes Danke an Guido Wirtz aussprechen, der unser Handwerk vertritt!
Lieber Herr Schmitz, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die baldige Neueröffnung Ihres Salons.
Herr Wirtz, man sieht aktuell auf ihrer Facebookseite/ Instagram einen Aufkleber „Ich zahle faire Löhne“. Was hat es damit auf sich?
Guido Wirtz: Die Kampagne ist für uns der Knaller. Wir investieren hier als kleiner Verband sehr viel. Aber Kern der Aktion ist unser neuer Lohn- und Gehaltsvertrag für das Rheinland, der Maßstäbe setzen wird.
Am 1.10. tritt bundesweit ein neuer Mindestlohn in Kraft, was macht das Rheinland anders?
GW: Es wird alles teurer, wir kriegen keine Mitarbeiter mehr, die Ausbildung ist auch im Rheinland am Boden. Das hat uns veranlasst mit der ver.di zu sprechen, um einen ganz neuen Tarifvertrag zu machen. Der Mindestlohn wird nun ja schon länger diskutiert, aber uns als Verband war klar, wir müssen da viel höher sein. Diesen höheren Tarifvertrag haben wir als Landesverband unterzeichnet, damit gehören wir zu einem der ersten Verbände, die überhaupt mit ver.di jetzt neu einen Tarifvertrag ausgehandelt haben.
Welche Gehaltsstufen wird es denn geben?
GW: Wir starten bei 13 Euro Einstiegslohn für ausgelernte Friseure, 14,50 nach 2 Jahren Berufszeit und nach 4 Jahren im Friseurberuf steigert sich das Gehalt auf 16,00 €, und Meister, die Meistertätigkeiten verrichten 17,50 Euro. Das sind Steigerungen bis zu 40 %. Die heutigen Friseure werden mich verfluchen, die zukünftigen Friseure werden mir danken.
Das ist eine Ansage, wie gehen Friseurunternehmer und Arbeitgeber damit um?
GW: Wir wissen, das ist ein großer Schritt. Es ist jetzt unsere Aufgabe, unsere Unternehmer dafür zu wappnen, damit umzugehen. Arbeitnehmer müssen wissen, was auf sie zukommt. Aber auch Kunden, deshalb starten wir die Kampagne „Ich zahle faire Löhne“.
Wie bereitet man seine Unternehmer auf die Preissteigerungen vor?
GW: Wir sind da ganz direkt: Liebe Unternehmer, ihr habt ab Oktober andere Löhne zu zahlen und deshalb müsst ihr jetzt andere Preise kalkulieren. Dazu gehören begleitend Gespräche mit Mitarbeitern und im nächsten Schritt mit euren Kunden. Wir haben da ganz viele Inhalte reingepackt. Seit 5 Wochen informieren wir unsere Unternehmer und Mitarbeiter, machen sie Schritt für Schritt stark.
#Neue Wege im Friseurhandwerk
Um die Zukunft des Friseurhandwerks mitzugestalten, lädt imSalon zum Zukunftskongress nach Berlin und bietet damit DIE Plattform, um die Herausforderungen der Friseurbranche gemeinsam zu adressieren und Lösungen zu finden.
Unter Einbeziehung von Politik, Verbänden, wichtigen Partnern aus der Industrie/ Handel und Presse zielt dieser Kongress darauf ab, Chancen für das Friseurhandwerk zu erkennen und die Branche aktiv zukunftsfähig zu gestalten. JETZT dabei sein und Tickets sichern! ►Mehr dazu ...
Wie sieht das konkret aus?
GW: Dafür gibt es viele Werbemittel und eine eigene Webseite mit vielen Informationen: ► www.ich-zahle-faire-löhne.de. Die wichtigsten Instrumente sind aber direkte Onlineschulungen und Kalkulationsseminare mit teilweise bis zu 60 Teilnehmern. Wir haben ein Kalkulations-Tool entwickelt, mit dem Kollegen individuell arbeiten können. Wir möchten unsere Unternehmer so bestärken, ihre Preise nach oben anzupassen. Diese betriebswirtschaftliche Hilfe ist wichtig.
Gibt es denn Durchschnittspreis-Richtwerte?
GW: Aufgrund kartellrechtlichen Verordnungen möchte ich hierzu keine Angaben machen.
„In ein paar Jahren werden Arbeitgeber froh sein, überhaupt noch einem Mitarbeiter das Geld zahlen zu können.“
Glauben Sie nicht, dass es einen Aufschrei geben wird? Bei 12 € sind die Foren ja schon explodiert.
GW: Viele Arbeitgeber jammern doch längst. In ein paar Jahren werden sie froh sein, überhaupt noch einem Mitarbeiter das Geld zahlen zu können.
„Ohne entsprechende Anpassungen wird es Kollegen geben, die das nicht überleben, das ist bitter, aber wir haben doch keine andere Wahl.“
Ab wann tritt der rheinländische Lohn- und Gehaltstarif in Kraft?
GW: Zum 1.10.2022.
Was sagen Sie denen?
GW: Wir sind das doch Wert. Ich möchte dem Kunden stolz sagen können, meine Leistung ist das wert und wenn er meine Leistung nicht ordentlich und fair zahlen möchte, dann muss er woanders hingehen. Wer meint, ein guter Haarschnitt wäre zu teuer, der hat noch keinen schlechten Haarschnitt erlebt.
Wie sieht es eigentlich im Rheinland mit den Barbershops und Zollkontrollen aus?
GW: Wir haben mit den Zollbehörden einen sehr gutes Naheverhältnis und haben immer wieder Schwerpunktkontrollen. Wir fordern das weiterhin massiv. Wir fordern auch von den Handwerkskammern eine stringente Einhaltung der Handwerksordnung mit entsprechenden Kontrollen.
"Mein Motto ist: Was nur irgendwie geht, wird nach oben gepusht"
Wie sieht es mit den Auszubildenden aus?
GW: Das Azubi-Einstiegsgehalt liegt im Rheinland bei 625 Euro und steigt 2023 auf 660. Im dritten Lehrjahr erhalten Azubis 830 Euro. Mein Motto ist, was nur irgendwie geht, wird nach oben gepusht. Das fordere ich seit Jahren, auch von anderen Landesverbänden und vom Zentralverband.
Unterstützt der Zentralverband ihre Aktion?
GW: Das Rheinland ist aus dem Zentralverband ausgestiegen. Wir haben gefordert, vieles gesagt und wurden als kleiner Verband immer wieder belächelt. In Folge haben wir gekündigt.
Sollten wir hinsichtlich der großen Herausforderungen nicht alle an einem Strang ziehen?
GW: Es ist in den letzten Jahren überhaupt nichts passiert, um die großen Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, zu lösen. Also ist es nur konsequent, wenn dieser sich nicht verändert, dann verändern wir uns.
"Selbstverständlich ist unsere Aktion offen für andere Verbände"
Kurze Zwischenfrage Rheinland-Pfalz sind 2 Verbände?
GW: Ja, es gibt das Rheinland und die Pfalz. Der Pfälzer Landesverband macht bei unserer Aktion nicht mit. Aber wir verfolgen unser Berufsbild und glauben an die Wertigkeit des Berufes.
„Mensch, wir müssen doch endlich aus dem verstaubten Innungsimage raus.“
Haben Sie denn mit Kollegen anderer Landesverbände hierüber gesprochen?
GW: Einige Friseurinnungen haben bereits nachgefragt, weil sie etwas auf Facebook gesehen haben. Aber wir werden Gespräche führen, wenn die Aktion publik ist. Ich freu mich über jeden, der sich anhängt.
Was macht die Innung Rheinland anders?
GW: Wir haben uns hier auch 2 Tage die Köpfe heiß diskutiert, aber das Gute ist, wir mögen uns alle und finden am Ende auch nach einer schwierigen Diskussion einen Konsens. Ich bin meinen Landesinnungsmeister Kollegen, dem Landesvorstand und den Vertretern der Mitgliedsinnungen für diese mutigen Entscheidungen sehr dankbar.
Mensch, wir müssen doch endlich aus dem verstaubten Innungsimage raus. Wir setzen dafür stark auf ganz junge Leute und die geben uns auch ganz schön Zunder, die tun sich nämlich so einen „Sch…“ nicht an, wie einer mal ganz direkt zu mir sagte. Das war ein Wake-up Call.
Lieber Guido Wirtz, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Aktion. Ich bin gespannt auf die bundesweiten Reaktionen.
Guido Wirtz ist Salonunternehmer von Guido Wirtz Friseursalon in Körperich und Vorsitzender Landesinnungsmeister des Landesverbandes Friseure & Kosmetik Rheinland
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Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Diese Woche wurde der Lockdown verlängert. Wie betroffen ist RYF aktuell ?
MB: Insgesamt hat uns Corona in 2020 € 5,2 Mio. Umsatz gekostet. In den zwei umsatzstärksten Phasen hatten wir geschlossen, das spüren wir. Was uns in 2021 verloren geht, ist noch gar nicht abzusehen. Nur dank des Mittels der Kurzarbeit und Anpassung der Kostenstruktur konnten wir den wirtschaftlichen Schaden, der natürlich immens ist, in Grenzen halten. Hier haben wir als Unternehmen, aber vor allem unsere Mitarbeiter große Opfer bringen müssen.
„Anlässe machen 15-20% unserer Gäste aus…“
Was hat Sie 2020 am meisten überrascht?
MB: Wie viel anlassbezogene Besuche beim Friseur ausmachen!
Nach dem Hoch im Mai hat sich die Frequenz in den Salons deutlich und nachhaltig verringert. Wir führen das auf vier Faktoren zurück: 1. Die Menschen haben Angst vor Infektionen oder gehören zur Risikogruppe, 2. Sie sind selbst wirtschaftlich betroffen und ihnen fehlt Geld, 3. Das fehlende Friseurerlebnis. Die Trennwände, das dauerhafte Maskentragen und die Distanz geben kein Gefühl einer Wohlfühloase. Und 4. Die Anlässe fehlen – normalerweise macht das 15-20% unserer Gäste aus. Auch beobachten wir, dass die männliche Kundschaft stärker zurückgegangen ist als die weibliche.
Interessant, denken Sie, das ist ein Überbleibsel aus dem Lockdown?
MB: Mit Sicherheit, viele Männer werden für sich das Selberschneiden entdeckt haben. Oder sie lassen die Haare länger wachsen. Aber ich bin sicher, dass auch die Herren den Salonbesuch nach der Krise wieder schätzen werden.
„Wertschätzung …Darauf können wir nach der Krise aufbauen.“
Oder Sie lassen eine FriseurIn nach Hause kommen…?
MB: Das ist ja aktuell verboten und stellt eine große Gefahr dar. Sicherlich hat der Home-Service zwischen den beiden Lockdowns an Attraktivität gewonnen. Ich denke aber nicht, dass dies ein Trend ist, der nachhaltig unsere Branche prägen wird. Nichts kann einen Besuch in einem Friseursalon ersetzen. Hier wird professionell und sicher gearbeitet.
Ein positiver Effekt der Coronakrise ist, dass die Wertschätzung für unser Handwerk gestiegen ist. Darauf können wir nach der Krise aufbauen.
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Herr Breckwoldt, Sie setzen sich stark ein für die Reduktion der Umsatzsteuer auf 7%. Beschreiben Sie die aktuellen Herausforderungen!
Marc Breckwoldt: Aktuell sehe ich einen zu singulären Fokus auf Corona und seine Folgen, viele glauben, dass wenn Corona weg ist, auch die Probleme weg sind, das wird aber so nicht sein. Die unterschwelligen Branchenprobleme werden bleiben. Diese wurden durch Corona verstärkt und beschleunigt, Corona ist dennoch nicht schuld daran.
„Das führt zu einer massiven und ungerechten Wettbewerbsverzerrung…“
Welche unterschwelligen Probleme?
MB: Die Friseurbranche leidet seit Jahren unter einer gesetzlichen Wettbewerbsverzerrung. Kleinstbetriebe (Umsatz unter 22.500,- €) nehmen stark zu. Diese sind von der aktuellen Mehrwertsteuer von 19% befreit. Wir sprechen hier von mittlerweile über 30.000 Betrieben, die Preise ohne 19% Aufschlag verrechnen könne, das führt zu einer massiven und ungerechten Wettbewerbsverzerrung. Jetzt kommt noch hinzu, dass in der Coronazeit der Schwarzmarkt geblüht hat.
Welche akuten Auswirkungen hat das?
MB: Die Friseure leiden noch an schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen aufgrund der Lockdowns, sowie Kundenschwund aufgrund der Hygieneauflagen, Zutrittsbeschränkungen, Ängste, etc., Kapitalreserven sind aufgebraucht, viele sind noch im Überlebensmodus.
Sie zeichnen ein recht pessimistisches Bild
MB: Ich sehe zuversichtlich in die Zukunft, denn das Friseurhandwerk hat einerseits an Wertschätzung gewonnen, andererseits steht die Branche vor einer großen Welle der Bereinigung und Konsolidierung. Es gab in den vergangenen zwei Corona Jahren bereits massive Salonschließungen.
War auch Ryf davon betroffen?
MB: Bei Ryf haben wir 8 Salons geschlossen, einige davon haben wir zusammengelegt. Dies waren Salons, die bereits vor Corona angeschlagen waren.
Einmaliges Konzept
Nach fünf Jahren Salonleitung in einem Barber-Shop in Innsbruck und drei Jahren in der mobilen Selbstständigkeit, entschied sich Melanie Graus, ihre Vision „The Rolling Barber“ zu verwirklichen. Nun tourt die Jungmutter wochentags im eigens entworfenen Barberbus und bietet an fixen Standplätzen in zwei Tiroler Ortschaften bzw. vor Privathäusern ihre Friseurdienstleistungen an.
Der vormalige Krankentransporter, der gemeinsam mit fleißigen Helfern umgebaut wurde, ist ein perfekter kleiner Salon, mit einem Frisierstuhl, einem Waschbecken mit Wassertank, Ladestationen, Ablagen und Fächern etc.
Die Friseurinnung Tirol bat Melli zum Gespräch
"Es ist ein neues Konzept und bietet ein besonderes Flair und Erlebnis für meine Kunden."
Wann und warum haben Sie sich entschieden, Ihre Dienstleistungen mobil, im Barberbus anzubieten?
Melli Graus: Die Idee hatte ich von Anfang an, als ich mich selbstständig machte. Der Gedanke es umzusetzen, ließ mich nie los und nach drei Jahren Selbstständigkeit beschloss ich, den Schritt zu wagen!
Welche Vorteile bringt das mobile Arbeiten? Was sind Herausforderungen, die es im „normalen“ Salonbetrieb nicht gibt?
MG: Das flexible Arbeiten und die Mobilität sind sicher große Vorteile. Die Herausforderung lag darin, in relativ kleinem Raum alles unterzubringen und dabei einen übersichtlichen und sauberen Arbeitsplatz zu schaffen, um den Kunden ein Salonfeeling zu bieten.
Im Interview mit Juliane Krammer
Du hast die ONE SHOT AWARDS in der Kategorie Texture Shots gewonnen. Hat sich seit dieser internationalen Auszeichnung etwas geändert?
Ahmet Bilir: Es war für mich die erste internationale Award-Teilnahme. Die Auszeichnung German Hairdresser of the Year habe ich 2005 und 2006 erhalten, aber ein internationaler Award fühlt sich nach einer anderen Liga an. Ich bekomme nun viele Medienanfragen, wurde zu einer Talksendung eingeladen und abseits davon kommen nun deutlich mehr Neukunden-Anfragen rein.
Was treibt dich an, für Awards Arbeiten einzureichen?
AB: In erster Linie mache ich mit, weil ich Spaß an der Arbeit habe, meinen Stil und mein Können mit anderen vergleichen möchte. Auf diese Weise will ich herausfinden, ob andere Menschen das fühlen und verstehen, was ich transportieren will. Ehrlich gestanden, wollte ich auch einmal das ganze Spektakel eines Awards außerhalb der Heimat hautnah miterleben und sehen, wie eine Veranstaltung in dieser Größenordnung mit all den Shows organisiert wird.
Themenwechsel Downgrading vs. Upgrading: Wo siehst du Vorteile bzw. Nachteile als Unternehmer?
AB: 18 Jahre lang führte ich einen größeren Salon mit 15 Bedienplätzen. Vor 7 Jahren habe ich mich bewusst von diesem Salonkonzept getrennt. Ich wollte einen kleinen, individuellen Salon mit privater Atmosphäre schaffen, einen Ort, wo die Zeit während der Behandlung stillsteht. Das war auch meine Intention beim Verkleinern: Ich wollte Tempo rausnehmen und mich voll und ganz auf meine Kunden einlassen.
Bringt ein Salon-Downgrading wirklich mehr Ruhe in deinen Stylisten-Alltag?
AB: Mein Salon fühlt sich wie ein Wohnzimmer an. Das verschafft auch mir ein anderes Arbeiten. Die Kunden sind meine Gäste, jede Person wird auch in einem separaten Zimmer behandelt. Es fühlt sich weniger nach Friseur-Salon, sondern nach Zuhause an.
Beim ►Cutting Edge Bewerb war Katrin Reitbauer, Tirolerin mit Salon im bayrischen Kiefersfelden, wiederholt unter den Nominierten. Als „Einzelkämpferin“ mit motivierter Instagram-Community, die sie in die Jury-Runde votete. Das geht nur mit gutem Netzwerk und Eigenmotivation! Als Ein-Personen-Unternehmen mit Leidenschaft und nach Jahren der Selbstständigkeit mit Salons rockt sie ihr Berufsleben erfolgreicher denn je, setzt auf ein Netzwerk der Soloselbstständigen, gibt Seminare und Salonschulungen und wünscht sich, eine Ausbildung, die es möglich macht, auch als EPU Spätberufenen den Start in den Friseurberuf zu ermöglichen.
Im Gespräch mit Katja Ottiger
„Als EPU bin ich erfolgreicher denn je.“
Kati, nach Erfahrungen mit zwei Salons bist du mittlerweile soloselbständig, warum?
Kati Reitbauer: Mit 24 Jahren hatte ich mein erstes Geschäft als Franchisepartnerin und ein zweites als Einzelunternehmerin mit Mitarbeitern. Mein drittes Geschäft habe ich nun als EPU - und das erfolgreicher denn je.
Wie zufrieden sind Sie mit den Corona-Hilfen des Staates?
MB: Wir werden jetzt mit der Überbrückungshilfe III unsere ersten Erfahrungen machen. Nach dem ersten Lockdown hatten wir keinen finanziellen Anspruch, da unser Unternehmen zu groß für die Hilfen war. In der Theorie klingen die Hilfen ja alle erstmal gut, wie es in der Praxis dann ausschaut, werden wir noch erfahren. Fakt ist aber, dass es viel zulange dauert, bis die Hilfe ankommt.
Wie halten Sie das Unternehmen RYF, immerhin 70 Salons und 600 Mitarbeiter, liquid?
MB: Wir haben in den letzten Jahren erfolgreich gewirtschaftet, haben Reserven angelegt und konnten bisher ohne fremdes Geld die Krise meistern. Natürlich stellt auch uns die Krise vor eine echte wirtschaftliche Herausforderung.
Das Hamburger Abendblatt schrieb über RYF Salonschließungen. Da drängte sich auf, nach Klier geht der nächste in die Insolvenz!
MB: Die Überschrift des Artikels hat mich geärgert, aber wenn man den Artikel ganz liest, sieht man, dass ich mich differenziert geäußert habe. Wir haben ein starkes Fundament.
„Die Krise stellt uns vor Entscheidungen,
wie zukunftsfähig ein Salonstandort ist…“
Aber Sie schließen Salons!?
MB: Ein Filialunternehmen ist immer in Bewegung. Mal schließen wir Salons, dann öffnen wir wieder welche. Die Krise stellt uns vor Entscheidungen, wie zukunftsfähig ein Salonstandort ist, aber das war auch schon vor Corona so.
Was unterscheidet Sie von anderen Filialisten?
MB: Wir haben uns für ein Premiumkonzept entschieden und liegen preislich über vielen unser filialisierten Mitbewerbern. In den letzten 10 Jahren haben wir uns massiv qualitativ weiterentwickelt, haben einen umfangreichen neuen Markenauftritt umgesetzt und investierten viel in Weiter- und Ausbildung. Das Image von RYF und die Strategie in Richtung Premium zu gehen, unterscheidet uns von vielen anderen filialisierten Unternehmen und hebt uns deutlich ab. Und wenn wir vor der Frage stehen, ob wir an manchen Standorten den Mietvertrag verlängern wollen, müssen wir uns bewusstwerden, ob dort das Premium Konzept auch weiterhin noch einen Sinn hat. Dementsprechend schrumpfen wir immer mal wieder, wachsen allerdings auch weiter, in dem wir andere Salons übernehmen.
Wie partnerschaftlich geht es in Corona Zeiten zu?
MB: Wenn ich das pauschal zusammenfasse, bin ich wirklich positiv überrascht. Wir haben mit allen Partnern, Lieferanten und Vermietern einen sehr guten Kontakt und suchten immer gemeinsam nach Lösungen, die für beide vereinbar sind. Von gesenkten bis hin zu erlassenen Mieten und Stundungsvereinbarungen konnten wir uns mit fast allen Partnern einigen. Das ist der langjährigen offenen Kommunikation mit unseren Partnern geschuldet. Das große Erlebnis war aber auch das partnerschaftliche Zusammenhalten und Zusammenwachsen mit unseren Mitarbeitern. Eine solche Krise kann man nur gemeinsam meistern.
Gab es letztes Jahr große Enttäuschungen?
MB: Natürlich gab es Einzelfälle, wo es von Seiten der Vermieter keinerlei Entgegenkommen gab. Das ist sehr enttäuschend. In einem Fall sind wir seit über 30 Jahren ein treuer und verlässlicher Mieter. Wenn dann der Vermieter zu gar keinem Entgegenkommen bereit ist, stellt man die Partnerschaft natürlich in Frage.
Sie haben nun gemeinsam mit 4 Kolleg*innen (Gabriele und Wolfgang Pertsch, Oliver Schmidt, Heiko Schneider) eine Initiative „Friseure brauchen Zukunft“ gestartet, mit der Forderung nach einer Reduktion auf 7% Mehrwertsteuer.
Wie kam es dazu?
MB: Wir teilen die Meinung, dass sich die Friseurbranche in einer existentiellen Krise befindet. Es gibt unendlich viele strukturelle Verwerfungen in unserer Branche. Corona ist noch nicht vorbei, schon spüren wir die Auswirkungen von Ukraine Krieg, Inflation, indexierte Mieten steigen, Energiekosten explodieren und dann kommt der Mindestlohn.
Mit welchen Folgen rechnen Sie?
MB: Der größte Kosten-Faktor der Betriebe sind die Personalkosten, diese werden weiter steigen. Das wird weitere Betriebe in die kleine Selbstständigkeit drängen. Notwendige Preiserhöhungen werden schwer durchzusetzen sein. Vor allem dann nicht, wenn Kleinstunternehmer diese Nachfrage ohne Preiserhöhung bedienen können.
Wie wird das langfristig den Markt beeinflussen?
MB: Ausbildungsverträge gehen weiter massiv zurück, Unternehmen können sich das ja nicht mehr leisten. 80% der Salons haben sich bereits aus der Ausbildung verabschiedet, jährlich treten immer weniger Auszubildende an. Solange es aber außerhalb des Dualen Systems keine Möglichkeit gibt, Friseur zu werden, läuft die Branche auf einen massiven Personalmangel zu. Wir haben strukturelle Probleme und jetzt kommen kostentechnische dazu.
Haben nicht alle Branchen mit Kosten zu kämpfen?
MB: Im Gegensatz zu anderen Branchen können wir aktuelle Kostensteigerungen nicht durch Digitalisierung oder andere Innovationen kompensieren. Im Umkehrschluss heißt das, wir müssen Preise massiv erhöhen, um weiter wirtschaften zu können. Wir brauchen politische Unterstützung und deshalb fordern wir eine Reduktion der Umsatzsteuer auf 7% , um einen faireren Wettbewerb zu ermöglichen.
„Es kann nicht sein, dass immer nur wir geben müssen…“
Mit welchen Kostensteigerungen rechnen Sie?
MB: Die Politik zwängt dieser Branche mit dem Mindestlohn eine Kostenerhöhung von 20% auf, neben den anderen Kostensteigerungen, die wir zu schultern haben. Ich bin ein großer Verfechter von höheren Löhnen und auch höheren Preisen für eine faire Dienstleistung, aber es kann nicht sein, dass immer nur wir geben müssen. Das trifft seriöse Unternehmer. Wir brauchen eine Entlastung, um eine Hyperinflation im Salon zu vermeiden. Mit dieser Petition und der begleitenden Kampagne verschaffen wir uns gesellschaftliches und politisches Gehör.
Ist das nicht Aufgabe des Zentralverbands?
MB: Ich sehe uns mit dieser Aktion als Unterstützer des Zentralverbandes und wollen die Forderung, die der ZV seit Jahren stellt, mit dieser Petition untermauern. Wenn unsere Forderung Gehör findet, ist der Zentralverband der einzig legitime Ansprechpartner für die Politik.
Was kann eine Petition bewirken?
MB: Wen wir binnen 6 Wochen 50.000 Unterschriften sammeln, dann genießen wir ein Anhörungsrecht im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages.
Diese Petition wird aber auch die Geschlossenheit des Friseurhandwerks für eine Sache demonstrieren. Das Ganze wird eine breitangelegte Medienkampagne, unterstützt von Industrie, Großhandel, Verbänden, Salonunternehmen und allen Friseur*innen, um mit starken Botschaften in ganz Deutschland wahrgenommen zu werden.
Wer sind Ihre Kunden und warum entscheiden sie sich dazu, ihre Haare im Barberbus schneiden zu lassen?
MG: Da ich eine reine Herrenfriseurin/Barber bin, besteht meine Zielgruppe aus Jungs und Männern jeglichem Alters. Den gewissen Kundenstock habe ich mir in den letzten drei Jahren aufgebaut – ich setze auf Qualität statt Quantität. Die Wertschätzung der Kunden steht bei mir an erster Stelle. Es ist ein neues Konzept und bietet ein besonderes Flair und Erlebnis für meine Kunden.
Was bedeutet für dich der Zusatz „Prive“? Gibt es nun einen Unterschied zu konventionellen Salons?
AB: Den Ausdruck Prive wählte ich bewusst, da ich beruflich oft in Paris unterwegs war und so ein Stück Frankreich in meinem Salon integrieren wollte.
Wie groß ist dein Team?
AB: Neben mir gibt es noch eine weitere Stylistin. Eine Rezeptionistin kümmert sich um alles Organisatorische sowie um den Empfang. Sie hilft beim Kimono anziehen, serviert Getränke, beantwortet Mails, kassiert und nimmt mir die Warenbestellung ab. Sie ist zwar nicht produktiv am Kunden, sorgt aber für ein Wohlbefinden. Das macht viel aus.
Das hören manche in der Branche nicht gern …
KR: Prestige beginnt bei uns selbst! Natürlich wäre es für jeden, der den Weg der Selbstständigkeit geht, wünschenswert, einen Megasalon zu eröffnen und kostendeckend sowie gewinnbringend Mitarbeiter einzustellen. Das war vor einigen Jahren auch mein Ziel. Aber ich habe nach zwei großen Salons bemerkt, dass ich zwar die Fähigkeit habe, Menschen zu begeistern, zu motivieren und vorwärtszubringen, persönlich aber mehr für konventionelle Konzepte stehe wie z.B. Stuhlmiete oder Shop-in-Shop Konzepte.
Aber leider geht es in unserer Branche noch immer um Generationenbetriebe und Networking, das dort stattfindet, wo Friseurdynastien bestehen und ums nötige Kleingeld. Das war für mich beim Cutting Edge wieder gut sichtbar, bei dem die besten zehn Teilnehmenden von der eigenen Community gewählt wurden. Das verringert die Chancen eines Einzelkämpfers. Ein toller Award, aber für uns EPUs aufgrund der nötigen Reichweite für die Top Ten schwer zu erreichen.
„Wir EPUs können es nur im Netzwerk schaffen“
Lass uns über EPU-Netzwerk und Motivation reden. Was wünschst du dir?
KR: Ich wünsche mir, dass sich EPUs untereinander mehr vernetzen und besser aufstellen, auch über unsere Branche hinaus. Damit meine ich beispielsweise den Modeladen um die Ecke, der mit ähnlichen Fragen konfrontiert ist: Wie kann ich mich jeden Tag immer wieder allein motivieren? Wie erreiche ich meine Ziele? Wie bekomme ich meine Bestätigung? Und zwar nicht immer nur von den Kunden, sondern auch von anderer Seite.
Ich bin schon so lang im Business, habe verschiedenste Konzepte gesehen und viele Kollegen kennenlernen dürfen. Ich habe Hochs und Tiefs im Berufsleben, wie auch privat, erlebt und immer wieder auch Chancen bekommen. Ich weiß, worauf es ankommt und teile gern meine Erfahrungen, denn wir EPUs können es nur im Netzwerk schaffen. Die Großen machen es unternehmerisch schon lange so, Männer können das zudem besser als wir Frauen. Leider.
Was ist mit Businesskongressen, - Vorträgen, Messen?
KR: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in den meisten Businessvorträgen um die Salons geht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und um deren Motivation. Aber wie geht genau das bei den EPUs? Wie kann ich allein Strategien haben und ausbauen? Das ist in meinen Augen ein sehr viel komplexeres Thema, in das man viel aus Psychologie oder Coaching hineinnehmen könnte. Im Grunde musst du das alles allein rocken, es ist wichtig, dass darauf mehr eingegangen wird.
Sind RYF Mitarbeiter in Kurzarbeit?
MB: Ja weitestgehend. Wir machen ein wenig Online-Weiterbildung und zusätzlich haben wir ein digitales Angebot für unsere Azubis.
„…mit solchen MitarbeiterInnen kann man nur gewinnen!“
Wie ist die Erfahrung mit Ihren MitarbeiterInnen in dieser Krise?
MB: Es ist ein Wahnsinn, was unsere MitarbeiterInnen alles leisten! Seit knapp einem Jahr stehen sie an vorderster Front und das in einer Zeit, in der man Kontakte vermeiden soll. Ich bin dankbar für diese unglaubliche Leistung und auch das Verständnis. Ich blicke dankbar, optimistisch und positiv ins neue Jahr, denn mit solchen MitarbeiterInnen kann man nur gewinnen!
Nutzen Sie die Corona Prämie?
MB: Ja, damit wollen wir all unseren Mitarbeitern für ihre unglaubliche Leistung in diesem Sonderfall danken und Anerkennung zeigen.
Finden Sie es richtig, Friseursalons geschlossen zu halten?
MB: Als Inhaber von RYF, rein wirtschaftlich und rational betrachtet, kann ich es nicht verstehen. Wir sind Hygieneprofis und haben ein funktionierendes Hygienekonzept. Es wurde alles dafür getan, dass ein sicherer Friseurbesuch möglich ist. Bei über 400.000 Gästebedienungen zwischen Lockdown 1 und 2, ist bei uns kein Infektionsfall aufgetreten. Dies hatte Bundesgesundheitsminister Spahn ja auch schon frühzeitig erkannt. Seine Aussage „Friseure müssen nicht wieder schließen“ war goldrichtig!
„Also ist die Schließung zur Eindämmung des Infektionsrisikos kontraproduktiv.“
Was ist Ihre konkrete Forderung an die Politik?
MB: Öffnet die Salons! Auf den Straßen laufen, trotz Lockdown, einige mit gut geschnittenen Haaren durch die Gegend, obwohl Salons geschlossen sind. Das wird dann zu Hause schwarz gemacht. So entstehen deutlich mehr Kontakte, als wenn man uns öffnen ließe. Also ist die Schließung zur Eindämmung des Infektionsrisikos kontraproduktiv. Ich bin der Meinung, dass man uns ohne Sorge wieder öffnen könnte. Von mir aus auch mit FFP-2-Masken, die stell ich gerne zur Verfügung.
„Uns fehlt eine laute Stimme, ein Gesicht, das für uns einsteht.“
Wie könnten Sie sich ein Lobbying für die Friseurbranche vorstellen?
Den pauschalen Lockdown im Dezember konnte ich noch nachvollziehen. Jetzt fordere ich von der Politik mit einem Skalpell an einer Lösung zu arbeiten. Das heißt nicht einfach pauschal alles zu schließen, sondern von Branche zu Branche zu schauen, wo könnte man wieder öffnen. Uns fehlt eine laute Stimme, ein Gesicht, das für uns einsteht. Die Landesinnungsverbände und der Zentralverband haben auch nur eingeschränkten Handlungsspielraum und geringe zur Verfügung stehende Mittel. Das verstehe ich auch, aber wenn der Gesundheitsminister meint, dass wir mit diesem Wissen von heute nicht mehr schließen müssten, brauchen wir eine laute Stimme, die hinterfragt, warum wir dann doch drei Monate später wieder zusperren müssen. Bewegungen gibt es zwar, aber die werden nicht laut genug kommuniziert.
Wie planen Sie 2021?
Momentan ist das ganz schwierig. Wahrscheinlich wird es 3 Phasen geben: Bei einer Wiedereröffnung wird es wieder einen Run auf die Friseure geben, danach wird sich die Frequenz auf Vorjahresniveau reduzieren mit ca. 20 – 25% weniger Gästen. Meine Hoffnung ist, dass wir ab dem 3. oder 4. Quartal wieder zur Normalität zurückkehren und erfolgreich und normal weiterarbeiten. Wir haben viele strategische Projekte vor, die Digitalisierung und Weiterbildung wird einen riesigen Push erhalten.
Was planen Sie in Bezug auf Digitalisierung?
MB: Terminvergabe ist das größte Projekt! Wir arbeiten an einem System, dass Termine effizient auf unsere KundInnen abstimmt und Termine vorschlägt, die es sich automatisch aus der Besuchsinformationen zieht.
Mit wem arbeiten Sie da zusammen?
Das machen wir selbst, ich komm ja aus der IT- und Beratungsbranche und bin sehr IT-affin. Seit vielen Jahren haben wir ein ausgeklügeltes Informationssystem, um die Flut an Daten zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Wir waren eines der ersten Unternehmen, die den gesamten Prozess der gesetzliche vorgeschriebenen Kontaktdaten-Dokumentation direkt bei der Wiedereröffnung im Mai vollständig digital abgebildet hatte. Da sind wir gut unterwegs.
„Qualität und Leistung müssen immer stärker steigen als der Preis“
Preiserhöhung. Wie gehen sie damit um?
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass die Branche mit der Preisentwicklung nicht mutig genug ist. Wir sind da ganz anders. Wir erhöhen regelmäßig die Preise, aber investieren auch in die Qualität der MitarbeiterInnen und der Salons. Unser Ziel –Qualität und Leistung müssen immer stärker steigen als der Preis.
Und nach dem Lockdown?
MB: Wir haben nach dem 1. Lockdown die Preise nicht erhöht, aber einen Hygieneaufschlag verlangt. Diese 2-4€ pro Besuch mehr steckten wir in unser Hygienekonzept. Mit der Mehrwertsteuersenkung haben wir die Preise nicht gesenkt. Unsere Kunden haben uns deswegen auch nicht abgestraft. Wir haben mit den etwas höheren Erträgen Boni für unsere MitarbeiterInnen ausgezahlt.
Um langfristig wirtschaftlich zu gesunden, muss man Preise erhöhen. Ein Teil der Kosten muss von Kunden mitfinanziert werden, dafür können wir ihnen eine super Leistung in einem sicheren Umfeld gewährleisten. Mit der wachsenden Wertschätzung unseres Handwerks, bin ich überzeugt, dass das unsere Gäste auch mitmachen werden.
„… zuversichtlich, dass wir gestärkt und auch besser aus dieser Krise herausgehen als wir hineingegangen sind.“
Auf was freuen Sie sich am Allermeisten in 2021?
Am allermeisten freue ich mich darauf, dass wir uns wieder begegnen können. Es fehlt die Nähe zu MitarbeiterInnen und Gästen. Ich freue mich auf die Zukunft und bin zuversichtlich, dass wir gestärkt und auch besser aus dieser Krise herausgehen als wir hineingegangen sind. Es wird den ein oder anderen treffen, der es nicht schaffen wird, aber die, die es schaffen werden, werden gesund und voller Tatendrang und Optimismus in die Zukunft starten. In jeder Krise entstehen immer auch neue Chancen, man muss nur hart arbeiten, um sie zu nutzen.
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch und weiterhin viel Erfolg und Tatendrang.
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Marc Breckwoldt ist Geschäftsführer der RYF Friseure Gruppe
70 Standorte in Deutschland und der Schweiz
Ca. 600 MitarbeiterInnen
Sind Kunden überhaupt daran interessiert?
MB: Ich glaube, viele Kunden wissen gar nicht, mit welchen Herausforderungen wir zu kämpfen haben. Ein schöner Nebeneffekt könnte sein, dass wir bei unseren Kundinnen und Kunden ein positives Bewusstsein für kommende Preiserhöhungen schaffen. Ich bin überzeugt, dass wir viele Menschen begeistern und erreichen.
Viele Salons tun sich noch immer schwer mit Preiserhöhungen, wie wird sich diese Angst nehmen lassen?
MB: An Preiserhöhungen wird kein Weg vorbeiführen. Wenn man offen und positiv kommuniziert, dann wird das auch vom Kunden positiv aufgenommen und verstanden. Man darf nicht vergessen, der Kunde sieht uns nicht als Branche, sondern sich selbst in seiner Beziehung zu seiner Friseurin und da müssen wir ansetzen. Friseure, die jedoch langfristig nicht mit angemessenen Preisen arbeiten, werden nicht überleben.
Kann die Senkung der Mehrwertsteuer auf 7% die Preiserhöhung unnötig machen?
MB: Nein, die Preise werden wir dennoch erhöhen müssen, allerdings nicht so massiv, wie ohne Mehrwertsteuerreduktion. Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass mit steigenden Preisen auch der Anspruch der Kunden steigt. Wir sind weiter gefordert, in Qualität zu investieren.
„Die Branche muss sich selbst sanieren…“
Was versprechen Sie sich langfristig?
MB: Eine Senkung würde uns wieder finanzielle Luft für zukunftsgerichtete Investitionen geben und für einen fairen Wettbewerb sorgen. Wir müssen Perspektiven schaffen für einen guten Lohn, eine gesellschaftliche Anerkennung als Handwerk und vielleicht sind das jetzt alles Chancen. Letztendlich muss sich die Branche selbst sanieren.
Hinter dieser Initiative steckt viel Arbeit, was motiviert sie persönlich?
MB: Nach zwei Jahren, die von der Pandemie geprägt waren, müssen wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Die Probleme, die ich hier beschrieben habe, betreffen ja ein Großteil der gesamten Branche. Mich motiviert der Zuspruch und wie positiv unsere Bemühungen von allen aufgenommen werden – von Kollegen, den Verbänden und Branchenorganisationen, aber auch von unseren Industrie- und Großhandelspartnern. Natürlich bin ich auch sehr dankbar, dass uns imSalon so großartig unterstützt. Meine Mit-Initiatoren und ich haben hier einen Anfang gemacht – gewinnen können wir nur, wenn wir uns alle gemeinsam für unser Ziel einsetzen. Gefühlt bringt dieses Thema gerade alle an einen Tisch und zeigt, ‚Hey‘ wir haben eine große, gemeinsame Aufgabe vor uns.
Die Petition ist heute gestartet, ihr größter Wunsch?
MB: Ich ersten Schritt würde ich mir wünschen, wenn viele Branchenteilnehmer über Ihre sozialen Kanäle, Netzwerke und ihn den Salons auf unsere Kampagne aufmerksam machen und Ihre Kunden mit ins Boot holen würden. Auf unserer Webseite stehen viele Infos zum Download bereit. Ich nächsten Schritt würde ich mich natürlich freuen, wenn wirganz bald schon 50.000 Unterschriften haben und eine inszenierte Übergabe der Petition in Berlin machen könnten.
Herr Breckwoldt, ich wünsche viel Erfolg für die Petition. imSalon wird die Initiative aktiv unterstützen, denn #friseurebrauchenzukunft
"Wissen ist wie das olympische Feuer, das weitergegeben muss, damit es nicht erlischt."
Hast du dich beim Verkleinern bewusst gegen Auszubildende entschieden?
AB: Ganz und gar nicht. Wir haben einen weiteren Raum und somit Kapazität für insgesamt 3 Friseure. Ich habe viel zu geben und ich möchte gerne mein Wissen an andere vermitteln. Ich sehe das, wie das olympische Feuer, das weitergegeben muss, damit es nicht erlischt. Es ist schön zu sehen, wie man ein Fundament als Rüstzeug mitgibt und verfolgt, was daraus gemacht wird. Ich freue mich so sehr für meine ehemaligen Azubis, die sich irre gut weiterentwickelt haben.
"Gute Dienstleistung wird in naher Zukunft immer kostbarer. Das ist auch der Grund, warum man vor angemessenen Preisen nicht zurückschrecken darf."
Warum bildest du aktuell nicht aus?
AB: Ich habe nicht die passende Person gefunden. Wenn ich ausbilde, habe ich eine Verantwortung, das muss aber von der anderen Seite auch passen. Das fehlte leider in den letzten Jahren. Ich setze auf bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen. Wir haben im Salon Ansprüche, die müssen gelebt werden. Hier meine ich nicht den Schulabschluss, der ist immer zweitrangig für mich. Man kann alles lernen, wenn der Wille da ist. Manchmal ist man in der Schule auf einer anderen Welle als es in der Praxis der Fall ist.
"Die Mittelschicht-Kunden werden wegbrechen und du musst entscheiden, willst du billig sein und Masse abfertigen oder dich im oberen Preissegment positionieren."
Wo siehst du die Zukunft des Friseurhandwerks?
AB: Wir Friseure dürfen keine Angst haben, wir brauchen uns nichts verstecken, denn gute Dienstleistung wird in naher Zukunft immer kostbarer. Das ist auch der Grund, warum man vor angemessenen Preisen nicht zurückschrecken darf. Meine Meinung als Mensch und Friseur: Die Mittelschicht-Kunden werden wegbrechen und du musst entscheiden, bist du billig und willst Masse abfertigen oder dich im oberen Preissegment positionieren. Da gehe ich doch lieber mit dem Preis nach oben, da ich einen Anspruch an meine Leistung habe.
„Ich mache seit Jahren eine Weihnachtsfeier mit anderen EPUs."
Was vermisst du konkret?
KR: Die Industrie! Natürlich fahren wir nicht die Umsätze, die Österreichs Größen fahren. Aber wir haben Know-how, Kampfgeist, Organisation und verdammt viel Herzblut. Und genau diese Punkte aktivieren Umsatz, was wiederum der Industrie zugutekommt.
Und unter uns Soloselbstständigen geht es mir um besseres Vernetzen allgemein, auch bei solchen simplen Themen wie Weihnachtsfeier, Messebesuchen oder Seminaren. Wir machen z.B. seit einigen Jahren EPU-Weihnachtsfeiern mit Kollegen aus unterschiedlichen Branchen.
„Meine Umsatzpläne kleben für mich gut sichtbar an meiner Rezeption.“
Wie machst du das mit deiner täglichen Eigenmotivation?
KR: Ich habe in meinem Salon Post-its kleben, die ich jeden Tag lese. Beim Cutting Edge beispielsweise hatte ich den Flyer vom Wettbewerb an meiner Rezeption hängen, immer im Visier, immer mit dem Gedanken: Habe ich heute schon meine Community bespielt? Dort kleben aber auch meine Umsatzziele und in meinem Aufenthaltsraum hängen jede Menge Smileys. Und ich führe ein Dankbarkeitstagebuch.
Ein Dankbarkeitsbuch?
KR: Ja, dort schreibe ich jeden Tag hinein, wofür ich im dankbar bin, sowohl im Salon als auch im Privaten, aber auch, was meine nächsten Ziele sind, wo ich in einem Jahr stehen möchte.
Du weißt, wie es ist, Mitarbeiter zu haben, aber trotzdem möchtest du EPU bleiben?
KR: Allerdings, obwohl ich derzeit eine Assistenz suche, die mich im Salonalltag unterstützt - an der Rezeption und im Office - und zudem habe ich die Möglichkeit, einen Platz zur Stuhlmiete anzubieten. Als EPU kann ich freier sein, freier meine Seminarkarriere ausbauen und bin flexibler im Privaten – ich habe zwei Kinder.
„Ich bin allein und hätte lieber eine Assistentin, die Kundenservice, Rezeption, Social Media macht.“
Andere würden eben sagen, dafür hat man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
KR: Das sehe ich anders. Ich habe meinen Qualitätsstandard und möchte diesen halten. Als Unternehmerin mit Personal muss ich schauen, wie ich meine Mitarbeiterinnen auf mein Level bekomme. Das ist wiederum eine Investition von Zeit, Kraft und Geld. Ich bin allein, mein ganzer Salon baut auf mich auf. Selbst der Salonname. Und ich bin für die Sachen frei, die vorne im Salon passieren und letztlich das Geld bringen.
Die ständige Frage an alle Soloselbstständigen: Wie sicherst du dich im Fall deines Ausfalls ab?
KR: Ganz altmodisch, wie es unsere Eltern schon getan haben: Sparen und schauen, dass immer etwas auf der Seite ist und ich so abgesichert bin, dass ich im Falle eines krankheitsbedingten Ausfalls eine gewisse Zeit überbrücken kann. Natürlich baut mein Konzept auf einem Standbein auf, auf der anderen Seite habe ich nicht die Kosten, die ein Betrieb mit Mitarbeitern hat. Aber auch, wenn du Mitarbeiter hast, kann dich das nicht unbedingt schützen. Wenn das Fundament fehlt, funktioniert es langfristig nirgends.
Hast du eine Betriebsausfallversicherung?
KR: Ja.
"Größere Chancen beim Nachwuchs sehe ich bei 30 plus. (...) Wir müssen Ausbildung so gestalten, dass die im Leben Stehenden finanziell abgesichert sind."
Du bist Trainerin, u.a. im Wifi Tirol und hast früher Lehrlinge ausgebildet. Heut kommt das für dich nicht mehr infrage?
KR: Ich habe früher Lehrlinge ausgebildet. Das geht sich zeitlich nicht mehr aus, da ich zwar Vollzeit im Salon bin, meine Öffnungszeiten aber nicht konform zur gesetzlichen Arbeitszeit eines Lehrlings stehen.
Gebt der Forderung mit eurer Stimme Gewicht ► ZUR PETITION
Wie wird sich die Friseurbranche Ihrer Meinung nach, in Zukunft weiterentwickeln? Wird es mehr Angebote, wie das Ihre geben?MG: Ich weiß nicht, wie sich die Branche entwickelt, aber ich würde mir wünschen, dass ich junge Unternehmer inspirieren kann, ihre Träume zu verwirklichen!
Was raten Sie jungen Friseurinnen und Friseuren, die sich mit einer kreativen Idee selbstständig machen wollen?
MG: Ich rate ihnen, alles gut durchzudenken, Pläne zu machen und sich von keinem Rückschlag bremsen zu lassen. Ohne ins kalte Wasser zu springen, wird man im Leben nichts erreichen! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Apropos Preis: Du bietest Styling-Packages an. Was war dein Gedanke dahinter?
AB: Wenn du im Spa bist, stehen auch immer wieder Pakete zur Verfügung. Ich biete „Queen for a Day“ mit 60 Minuten Auszeit an. Das beinhaltet Waschen, ein Treatment, Handpeeling, Föhnen und Styling, prickelnder Prosecco inklusive. Diesen Beauty-Wellness-Kurzurlaub gibt es um 100 Euro zu buchen.
Wann ergibt sich die Zeit für dich, um voll und ganz in kreative Prozesse für Awards einzutauchen?
AB: Ich habe einen Friseur-Freund in New York, Mustafa Yanaz. Er ist auch Fashion-Stylist und arbeitet für große Kampagnen: Gucci, Chanel, für Vogue Italia oder mit Bella Hadid - eine Liga, die seinesgleichen sucht. Ab und an nehme ich mir eine Auszeit, um in seiner Werkstatt zu üben, testen, mich inspirieren zu lassen. Ich gebe mich meinem inneren Kompass ganz hin und dann entstehen meine Kollektionen.
Was ist als nächstes geplant?
AB: Ich spiele mit dem Gedanken beim nächsten Oneshot Award bei anderen Rubriken mitzumachen. Diese Social Media Awards sind eine tolle Möglichkeit, unkompliziert einzureichen. Es erleichtert ungemein, neben der Arbeit, einfach via Instagram Bilder hochzuladen und auf diese Weise einzureichen.
Dann bleiben wir gespannt, wie es in Zukunft mit Ahmet Bilir weitergeht. Alles Gute für die Zukunft und vielen Dank für das offene Gespräch.
Was ich allerdings cool fände, wäre die Möglichkeit, Menschen im zweiten Bildungsweg zu unterstützen. Ich habe Kundinnen, die gern Friseurin gelernt hätten, aber das früher, aus welchen Gründen auch immer, nicht getan haben. Die sind zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Wir müssen Ausbildung so gestalten können, dass die im Leben Stehenden während dieser Zeit finanziell absichert sind, um Wohnung, Unterhalt und Urlaub finanzieren zu können. Wenn du älter bist, hast du eine andere Motivation und wenn du dann JA sagst zu dem Job, dann bleibst du auch dabei. Wir wissen nicht, wie das in zehn Jahren ausschaut, aber ich sehe derzeit eher die Chance bei solchen Leuten, als bei jungen Lehrlingen. Da steckt etwas ganz anderes dahinter und das würde Spaß machen.
Über Kati Reitbauer:
- KATI r – Salon in Kiefersfelden (Bayern) // Trainerin u.a. Innung Tirol (Österreich9
- Gewerbeanmeldung sowohl in Österreich als auch in Deutschland
- Selbstständigkeit vor EPU: Salon in Wörgl (Österreich), Franchisepartnerin chaos Rosenheim (Bayern)
- Trainerausbildung chaos hairconcept, L‘Oréal Fachtrainerin, Wella Fachtrainerausbildung, Salonschulungen und Bühnenevents in Deutschland und Österreich
- Education für Wifi Tirol, Schwarzkopf Professional und in eigener Sache
- Top Ten HAIRDERESSING AWARD 2008 Österreich
- Cutting Edge 2022 Gewinnerin Kategorie Styling Guru // 2023 Nominierte Kategorie Styling Transformation (Österreich)
Im Gespräch mit Birgit Senger
Wie siehst du Co-Working-Spaces für die Friseurbranche?
Patricia Piatke: Co-Working-Spaces für Friseure, das klingt für viele noch sehr ungewöhnlich. Vor 10 Jahren, als ich damit anfing Arbeitsplätze im Salon zu vermieten, gab es das Wort Co-Working-Space noch gar nicht. Auch heute denken viele dabei eher an Menschen, die in irgendeinem Office einen Schreibtisch mieten.Für mich war es ein Befreiungsschlag, mich so in der Branche aufzustellen.
"Ich bin davon überzeugt, dass der Friseurberuf durch Stuhlmiete attraktiver, zeitgemäßer und zugänglicher wird."
Warum ist es Dir eine Herzensangelegenheit, über deine Erfahrungen zu sprechen?
PP: Ich hoffe, mit meiner Geschichte etwas zu verändern. Ich bin davon überzeugt, dass der Friseurberuf durch Stuhlmiete attraktiver, zeitgemäßer und zugänglicher wird. Ich will den Beruf geiler machen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit darüber zu sprechen, da ich mich in der Friseurbranche nie richtig zu Hause gefühlt habe. Ich war bisher in der Branche nie so vernetzt, bin nicht zu irgendwelchen Events oder Shows gegangen. Ich hab jahrelang alleine für mich rumgemacht, weil ich nicht so recht reingepasst habe, jetzt hab ich die Kapazität, das Standing und Bock politischer zu werden. Die Branche hat ein Problem und ganz ehrlich, wen wundert's? Im internationalen Vergleich läufts super für freelance Hairstylisten, das könnte doch hier auch mal langsam ins Rollen kommen.
Woran lag es, dass du dich in der Friseurbranche nie richtig zu Hause gefühlt hast?
PP: Auf Englisch würde ich sagen "these are not my people“, es hat sich nie wie meine Gleichgesinnten angefühlt. Wenn ich irgendwo gefragt wurde, was ich beruflich mache, haben die Leute mit „Ach das sieht man dir aber gar nicht an.“ reagiert. Ich hatte immer meinen eigenen Style und hab mein Ding gemacht. In den letzten 15 Jahren bin ich hauptberuflich als freiberufliche Hair- und Make-up-Artist und Fotografin viel für die Medienbranche auf der ganzen Welt unterwegs gewesen. Als Friseurin freiberuflich zu arbeiten, ist in Deutschland noch unüblich. Mein Konzept des kompletten Stuhlmietersalons "Co-Work Salon" ist meine Vision den Beruf attraktiver zu machen.
"Ich finde es gut, wenn man es sich als Friseur*in erlaubt, weniger zu arbeiten. Aber natürlich muss man in der wenigen Zeit auch gut verdienen."
Der Friseurberuf als Fulltimejob war für dich noch nie eine Option?
PP: Ich finde es gut, wenn man es sich als Friseur*in erlaubt weniger zu arbeiten. Aber natürlich muss man in der wenigen Zeit auch gut verdienen. Es ist, gerade wenn man ihn über viele Jahre macht, ein krass anstrengender Job, der einem so unfassbar viel abverlangt. Man verausgabt sich in dem Beruf auf so vielen Ebenen, ob psychologisch, handwerklich etc.
"Für mich war mein Ursprungsberuf immer der Friseurberuf, den ich liebe und nie aufgeben wollte."
Dein Konzept gibt Friseur*innen die Möglichkeit frei, selbständig, flexibel zu arbeiten und damit gutes Geld zu verdienen?
PP: Ich bin schon recht früh, mit Anfang zwanzig durchgestartet und hab hoch und runter alles gemacht, von Fotoshootings, Events, Werbespots, Fashion Weeks und alles, was man sich so vorstellen kann. Für mich war mein Ursprungsberuf immer der Friseurberuf, den ich liebe und nie aufgeben wollte. Also stellte sich die Frage, wie ich das alles unter einen Hut bekomme. Niemand hätte gern eine Teilzeitangestellte, die kommt und geht, wann sie will, das mit ihren Kunden selbst klärt und manchmal spontan eine Woche in einer Produktion verschwindet und dann gar nicht im Salon ist. Also musste der eigene kleine Salon her, in dem ich flexibel arbeiten konnte und nicht 9-5 vor Ort sein musste. Wenn ich einen Kundentermin hatte, war ich da und wenn ich eine Woche auf der Fashion Week unterwegs war, hab ich mich gefreut, mich wieder in den Salon hinter den Stuhl zu klemmen und meine Kund*innen zu bedienen, die „down to earth“ sind und nicht so abgehoben, wie in der Fashionbranche. Irgendwann fand ich es dann aber auch schade, dass mein schöner kleiner Salon, während ich unterwegs war, so gar nicht genutzt wurde. Vielleicht gibt es ja noch andere Friseur*innen, die mehrgleisig aufgestellt sind und für 2-3 Tage den Salon nutzen wollen wie ich. So entstand die Idee für mein neues Salonkonzept, was Kollegen die Möglichkeit gibt frei und selbständig zu arbeiten.
Wie viele KollegInnen nutzen mittlerweile „la Isla Salon“ als ihr Working Space? PP: Wir sind zu acht. Alle sind so aufgestellt, dass sie auch noch etwas anderes nebenbei machen und maximal an 4 Tagen den Salon als Arbeitsplatz nutzen.
Ist jeder vom Typ her als Stuhlmieter*in geeignet?
PP: Du musst in der Lage sein, dich selbst zu managen, dich zu organisieren, deine Preise zu kalkulieren und deine Buchhaltung zu machen. Wer dazu nicht der Typ ist, lässt sich besser anstellen. Es gibt da draußen viele Salons, die für gute Bedingungen ihrer Angestellten sorgen und bei denen es auch Spaß macht zu arbeiten.
Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, um im Salon eine Stuhlmieterin werden zu können?
PP: Als Stuhlmieter*in brauchst du dein eigenes Buchungssystem, dein eigenes Kassensystem, eigenes Warenlager und eigene Vermarktung. Bei uns bespielt jeder seinen eigenen Social Media Account und bekommt darüber auch seine Bewertungen. Heute ist das alles viel leichter umsetzbar als vor 10 Jahren. Damals waren Kassensysteme noch wahnsinnig teuer und Terminbuchungen online noch unüblich. Die Technik hierfür ist mittlerweile für jeden gut zugänglich und erschwinglich geworden. Bei uns macht jeder sein eigenes Ding. Wo wir uns alle treffen, ist auf dem gemeinsamen Level der Qualität. In diesem Rahmen haben wir auch unterschiedliche Spezialisierungen. Jeder macht das, was er am besten kann. Wir wissen alle, was wir besonders gut können und was der andere kann. Wir schieben uns auch gerne mal die Kund*innen hin und her. Gute Voraussetzung, keinen Neid untereinander aufkommen zu lassen.
Habt ihr ein gemeinsames Warenlager?
PP: Jeder hat einen eigenen abschließbaren Spind. Jeder arbeitet mit seinem eigenen Farbsystem, für alle gibt es genügend eigene Regale für ihre Produkte. Hinter unseren Waschplätzen stehen ganz viele Shampoos und Pflegeprodukte, mit ganz vielen Stickern drauf, damit jeder seine Produkte wiederfindet. Jeder von uns so viel, dass er dem anderen nichts klauen muss.
Schreibst du vor, mit welchen Herstellern gearbeitet werden soll?
PP: Mir ist wichtig, dass unsere gemeinsamen Werte auch in der Auswahl der Produkte wiederzufinden sind. Mir ist wichtig, dass alle Produkte im Salon tierversuchsfrei hergestellt wurden. Ich finde es toll, dadurch, dass mit mehreren Marken gearbeitet wird, lernt man auch immer mal was Neues kennen und macht sich nicht so von einem Hersteller abhängig.
Wie regelt ihr den Verkauf von Haarpflegeprodukten?
PP: Ich selbst verkaufe keine Friseurprodukte, sondern ein bisschen Keramik und Schmuck von meinen Freundinnen, die die Produkte lokal produzieren. Den Verkauf von Haarpflegeprodukten im Salon überlasse ich zwei Stuhlmietern, die ihr Sortiment allen Kund*innen anbieten. Das klingt bisschen komisch, funktioniert aber ganz gut.
Wie seid ihr im Krankheitsfall abgesichert?
PP: Wer selbständig arbeitet, muss sich darüber Gedanken machen und vorsorgen. Für den krankheitsbedingten Ausfall gibt es Zusatzversicherungen wie Krankentagegeldversicherungen, die einen Umsatzausfall auffangen. An Fehlzeiten durch Krankheiten sollte jeder bei der Preisgestaltung denken. Das gehört bei der Selbständigkeit natürlich mit dazu. Als Selbständige eine Woche mit Erkältung im Bett zu liegen und an den Umsatz zu denken, der einem gerade flöten geht, ist nicht so geil. Auch das ist eine Typfrage, wie ich mit sowas umgehen kann. Für Urlaub gilt übrigens das Gleiche.
"Man muss die Vorteile der Selbstständigkeit voll nutzen, z.B. lange Urlaub machen"
Wie viel Urlaub machst du?
PP: Ich habe mir vor Jahren gesagt „Patze, jetzt bist du selbständig. Du musst jetzt niemanden mehr fragen, ob du Urlaub machen kannst. Jetzt kannst du dich doch selbst fragen, ob du 4 Wochen Urlaub machen kannst.“ Dann habe ich das getan und „ja“ gesagt, bin bis an das andere Ende der Welt gereist und habe mir Zeit genommen, für mich. Ich bin mit so einer krassen Power zurückgekommen, dass ich das ganze Jahr voller Motivation arbeiten konnte. Klar plane ich meine Auszeiten mittlerweile so, dass ich vor und nacharbeiten muss und mache hier und da auch mal nur ein paar Tage Urlaub. Um richtig abzuschalten und mich erholen zu können, brauch ich 4-6 Wochen. Es kann mir keiner erzählen, dass er nach 2 Wochen Urlaub erholt ist. Nach 2 Wochen Urlaub fängst du erst an abzuschalten und bräuchtest dann 2 Wochen, um dich zu erholen und die Akkus wieder aufzuladen. Das ist alles nicht so vorgesehen in der Arbeitswelt. Das ist nicht nur in der Friseurbranche so, sondern ich bin da kritisch mit dem gesamten System. Wir müssen doch leben und genug Power haben, um uns ständig zu motivieren. Keiner ist Friseur*in ohne, dass er den Job gerne macht. Den Job kann man nur machen, wenn man ihn liebt! Das ist ja schon mal toll und das haben ja nicht alle Berufe. Wir sind diejenigen, die gerne machen, was sie machen, die kreativ sein können bei der Arbeit und im ständigen Austausch mit unterschiedlichen Menschen stehen. Ich