Credit: picturedesk.com | David Oxberry

12.05.2020

Friseur Hygiene Maßnahmen aus Sicht eines Facharztes für Arbeitsmedizin

Begrenzte Tragedauer beim Mundschutz? Textile Hygienespüler bringen es nicht? Desinfektionsmittel bloß nicht sprühen? Der Arbeitsmediziner Stefan Linnig und seine Sicht auf die Maßnahmen.

Sämtliche COVID 19 Sicherheitsmaßnahmen sind in Woche 2 voll im Gange und wir wollen nicht zum wiederholten Male breittreten, was in den Salons ohnehin schon bekannt ist. Aber unsere Empfehlung für alle Salonchefs und Chefinnen: Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit für die beiden Videos der Handwerkskammer Berlin (im Artikel) und hören Sie sich die Friseur-Maßnahmen aus Sicht eines Facharztes für Arbeitsmedizin an!

Jan Kopatz, Obermeister der Friseur-Innung Berlin im Gespräch mit Stefan Linnig, MPH, Facharzt für Arbeitsmedizin, moderiert und initiiert von Kerstin Wiktor, Beauftragte für Innovation und Technologie, Handwerkskammer Berlin.
 

Ärztliche Fakten zur Corona-Kopfarbeit in Kürze:

Mund- Nasenschutz MNS

  • Begrenzte Tragedauer beachten! - bei Feuchtigkeit unbedingt wechseln
  • Reinigung: Stoffmaske bei 60 Grad waschen oder bei 60 Grad 30 Minuten lang im Backofen sterilisieren, diese Sterilisation geht auch mit medizinischen Masken

Frisierumhang

  • Einwegumhang, der klare Favorit aus Sicht der Ärzte, weil hygienisch und nach jedem Kunden leicht zu entsorgen
  • herkömmliche Frisierumhänge aus Stoff einmalig verwenden und den Umhang bei 60 Grad und mit normalem Waschmittel waschen
  • die Verwendung textiler Hygienespüler zusätzlich zum Waschmittel bei pflegeleichten Textilien unter 60 Grad ist nicht ausreichend, das Virus wird erst bei 60 Grad zerstört

Abstandsmarkierungen am Boden

  • sehr  sinnvoll, um den Abstand von 1,5m zu visualisieren und immer wieder in den Köpfen zu manifestieren
  • Grundsatzregel 1,5m: zwei Erwachsene strecken die Arme seitlich aus und dürfen sich nicht berühren

Der Virus und die Übertragung über Kleidung

  • im Prinzip ist eine Übertragung über Kleidung unwahrscheinlich, da das Virus über Tröpfchen durch die Ausatmung übertragen werden kann
  • auf Oberflächen gibt es eine längere Haltbarkeit, z.B. auf Tischen oder Stahl; Oberflächen deshalb nach jedem Kunden desinfizieren bzw. mit einem fettlösenden Haushaltsreingier abwischen

HWK Berlin: Digitale Betriebsberatung Corona Spezial "Kopfarbeit - aber sicher" Teil 1

Das richtige Desinfektionsmittel im Bereich Corona

  • Handdesinfektion und Flächendesinfektionsmittel müssen nur "begrenzt viruzid" sein, dass heißt: unterste Stufe der Desinfektionsmittel
  • stärkere Desinfektionsmittel sind zumeist teuer und aggressiver zur Haut
  • Handdesinfektionsmittel verwenden ist generell besser, als ständiges mit Seife Hände waschen, das ist weniger aggressiv, die Haut wird von Seife schnell spröde und rissig; eincremen nicht vernachlässigen!
  • bei antibakteriellen Handgels beachten: die müssen den Nachweis der Desinfektion erbringen, also entweder VAH (Verband der angewandten Hygieniker) oder RKI (Robert Koch Institut) gelistet sein, der Hinweis „tötet 99 % aller Viren ist nicht ausreichend“, weil möglicherweise ohne Labornachweis
  • Flächendesinfektionsmittel NICHT sprühen! Diese enthalten Alkohol und sollten nicht eingeatmet werden. Besser auf ein Tuch geben und auftragen, hier mit chemikaliengeeigneten Handschuhen arbeiten (grüner Handschuh)

Technische Geräte

Verkaufsprodukte

  • Produkte aus Vitrine/Regal direkt dem Kunden geben – kein hin und her, ansonsten vor dem Zurückstellen unbedingt desinfizieren

Womit muss ein Salon bei Nichteinhaltung rechnen?

  • Kontrollen folgen von Ordnungsamt, Berufsgenossenschaften und den Landesämtern für Arbeitsschutz
  • bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder oder gar Ladenschließung
  • sollte der Salon aufgrund mangelnder Hygiene geschlossen werden müssen, kommt schlechte PR noch dazu

HWK Berlin: Digitale Betriebsberatung Corona Spezial "Kopfarbeit - aber sicher" Teil 2