03.09.2007
10 Tipps, für ein überzeugendes Jugendkonzept
von Raphaela Kirschnick Erinnern Sie sich noch an Ihre Jugendzeit? Bloß nicht neben der Mutter im Bus sitzen, geschweige denn im Salon! Nun, mit den Eltern herumzuspazieren ist irgendwie immer noch sehr uncool. Wie können Sie die Jugend aber trotzdem begeistern und auf lange Sicht zu Ihrer treuen Kundschaft machen? Auf der anderen Seite gibt es viele junge Mitarbeiter, die am liebsten auch nur ihresgleichen mit flippigen Frisuren beglücken möchten, was sie bei einer 40jährigen Kundin im Normalfall nicht können. Außerdem möchte kaum eine Kundin die ‚frisch Ausgelernten’ an sich arbeiten lassen. Es stellt sich also die Frage: Wohin mit der jugendlichen Kundschaft und wohin mit den frisch ausgelernten Mitarbeitern? Wir finden, man kann hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Zielgruppe… 14 bis 21-Jährige bilden in einem Jugendsalon die Kernzielgruppe, erweitert um die Gruppe der Studenten.
„Glauben Sie nicht, Sie wüssten, wie die Jugend tickt!“, sagt Sandra Schwarz Schenk, die vor 4 Jahren „X-tream“, einen Jugendsalon gegründet hat, fernab vom gut etablierten Salon Intercoiffure Schenk. „Um diese Gruppe richtig anzusprechen, muss man sich erst mal darüber klar werden, wie die Jugend denkt. Wir haben uns vor der Gründung fast ein Dreivierteljahr intensiv damit auseinandergesetzt, Literatur gesichtet und Vorträge besucht. Den wichtigsten Einblick bekamen wir durch eine Umfrage: ein Schulprojekt, bei welchem 800 Schüler ihren Input zum Thema Jugendsalon gaben.“ „Die wichtigsten Erkenntnisse waren,“ so gibt uns Sandra Schenk Einblick in die Studie, „dass 65% der Schüler einen Nichtrauchersalon und günstige Preise erwarten. Terminvereinbarung ist aufgrund prall gefüllter Kalender wichtig. Bei der Getränkewahl stand übrigens Eistee an erster Stelle. Die Jugendlichen erwarten Jugendsprache und wünschen sich als Kunde Respekt und Höflichkeit.“
Konzept… Wie immer dreht sich alles ums Konzept! Denn „Omis mit Lockenwicklern“, ‚Bunte’ auf dem Wartetisch und ‚Ö1’ wirken auf Jugendliche besonders abschreckend. Was ist es also, was ein junges Konzept ausmacht?
Extrem, laut und bunt? Ein Gemisch aus Tokio Hotel, MTV und ‚You Tube’?
Sandra Schenk setzt bei ‚X-tream’ auf die Farbe Orange: „Orange ist die Farbe der Künstler. Sie wirkt beruhigend, ist aber trotzdem knallig. Wichtig ist, dass X-tream bunt und auffallend ist, aber nicht schrill und agressiv.“
Mittlerweile gibt es in Vorarlberg 3 ‚X-tream’ Salons und bereits Franchisenehmer für Salzburg und Tirol. Salonwände werden von jungen Graffiti-Künstlern besprüht.
Viele junge Leute kommen übrigens gerade, um die in der Szene bekannten Sprühwerke anzuschauen!
Einrichtung… Orientieren Sie sich an Trendläden, die maßgeschneidert wurden für die Jugend. Laden Sie sich ein paar Teens (Freunde Ihrer Kinder, etc.) ein und brainstormen (=fantasieren) Sie gemeinsam darüber, was cool im Salon wäre. Nehmen Sie auch Ihre jüngsten Mitarbeiter in die Pflicht, die haben dabei sicher eine Ur-Gaudi.
„Wir haben unser Mobiliar von jungen Einrichtungsstudios. Wir wählten bewusst Möbel aus dem Wohnbereich, um den Eindruck eines normalen Friseurbetriebes zu vermeiden.“, so Sandra Schenk und fügt hinzu: „Nicht Bequemlichkeit, sondern eine coole Optik sind das oberste Gebot bei der ‚X-tream’ Einrichtung. Auch dadurch konnten wir uns im Markt in kürzester Zeit als coole Marke positionieren“
Mitarbeiter … Es ist ein Leichtes, motivierte Jung-Friseure hierfür zu gewinnen. In der Regel suchen ja alle anderen Salons nach Friseuren mit Berufserfahrung. Die jungen Leute sammeln hier Erfahrung und haben Freude daran. Und wer kann die Jugend besser ansprechen als die Jungen selbst! Mit diesem jungen Konzept ziehen Sie sich guten Nachwuchs für Ihren Hauptsalon heran.
„Mit ‚X-tream’ produzieren wir junge, gute und erfahrene Friseure/innen mit gesundem Selbstbewusstsein.“, so Sandra Schenk „Wir haben so quasi eine Ersatzbank an Mitarbeitern für unser Hauptgeschäft, wenn da mal Not an Mann ist.“
Preisgestaltung… Die Jugend hat soviel Geld wie nie zuvor, so ertönt es regelmäßig in der Presse. Doch die Jugend von heute will alles: Tolle Klamotten,
I-Pod, Mobiltelefon, Kosmetika, CDs, Ausgehen…. Entsprechend muss gehaushaltet werden. ‚Mehr ist Mehr’ lautete die Devise und es wird genau geschaut, wofür Geld ausgegeben wird, eine günstige Preisgestaltung ist also angebracht.
Nur für die X-tream Card Besitzer gelten die speziellen X-tream Preise und diese wird nur vergeben an Kunden bis 21 Jahre. Natürlich kann auch jeder andere Kunde einkehren, der bezahlt entsprechend mehr. X-tream-Card Preise liegen bis zu 50% unter den normalen Preisen.
Dienstleistungen … klar, dass Dauerwelle hier nicht gefragt ist. Aber dafür Rasta-Zöpfe und Knallfarben. Kreativität und alles Trendige sind gefragt.
Musik… Laut muss sie sein und topaktuell! Junge Leute geben bekanntlich für Musik viel Geld aus. Suchen Sie sich Kooperationspartner vor Ort (z.B. CD- Läden). Cross-Promotions bieten eine günstige Möglichkeit der Kundengewinnung, und vielleicht können Sie ein paar Preise ergattern, Gewinnspiele sind bei Jugendlichen überaus beliebt. Da Sie bald einige hundert Jugendliche in ihrer Kartei haben, können Sie dem Partner auch etwas bieten.
Kommunikation… Die Jugend anzusprechen ist eine sehr knifflige Angelegenheit. Postwurfsendungen und PR im Bezirksblatt sind da natürlich tabu.
Am besten nehmen Sie Discos und Lounges ins Visier und schicken Ihre Mitarbeiter los, Gutscheine zu verteilen (hippe Flyer - wohlgemerkt). Auch die berühmten Postkarten in den Bars sind sehr beliebt. Fernere Werbeplätze können sein Kino, Internet oder via Newsletter. Dabei kommt es oftmals weniger auf die Aufzählung von Salonvorteilen an, sondern es geht darum, möglichst lässig, cool und neu zu sein. Am allerwichtigsten jedoch ist die Mund-zu-Mund-Propaganda, die ein cooles Konzept automatisch mit sich bringt.
Internet… 84% der 16 – 24jährigen nutzen das Internet regelmäßig, 59% nutzen es sogar täglich. Eine ansprechende Website ist ein Muss. Mit Zusatzfunktionen können Sie die Seite aufpeppen.
Bei www.xtream.at werden regelmäßig Fotos der frisch gestylten Teens hochgeladen, was zu außerordentlich hohen Klickraten führt. Nutzen Sie das Web auch um Mail Adressen zu sammeln. Tolle Aktionen regelmäßig verschickt kommen gut an.
Location… Sichern Sie sich einen Standort, der in der Nähe von Schule oder Uni liegt. Möglichst dort, wo ganz viele Schüler täglich vorbei müssen, wie z.B. ein Busbahnhof.
Hauptgeschäft … Natürlich können Sie auch Ihr Hauptgeschäft einspannen. Verteilen Sie Gutscheine an alle Mütter und Väter, Tanten und Onkel.
Sandra Schenk: „Den Umsatz, den wir mit ‚X-tream’ erwirtschaften, investieren wir in die Weiterbildung der Jung-Stylisten. Langfristig haben wir aber einen dreifachen Gewinn: motivierte Jung-Stylisten, junge treue Kunden und ein weiteres Standbein im immer breiter gefächerten Friseurmarkt.“
Junge Mitarbeiter motivieren und Jugendliche früh für sich begeistern ist eine langfristig erfolgreiche Kombination. Günstige Preise mit Konzept, ohne einfach nur Billiganbieter zu sein – dass tut unserer Branche gut.
In diesem Sinne…wünschen wir Ihnen viel Freude mit den hippen Teens!
Ihre Raphaela Kirschnick