Auszubildenden Rückgang im Friseurhandwerk in Deutschland | C: Matthias Merz

16.11.2020

Weniger Azubi-Bewerbungen im Friseurhandwerk

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat ihre Ausbildungsmarktbilanz für das Berichtsjahr 2019/2020 veröffentlicht. 9.500 Friseurbewerber werden für das Berichtsjahr 2020 gemeldet, das sind 2% der Bewerber gemessen am Ausbildungsmarkt Deutschland.

Verwundern tut es keinen mehr, aber es gibt weiterhin einen deutlichen Rückgang bei der Anzahl gemeldeter Bewerber, ebenso jedoch bei der Anzahl gemeldeter Ausbildungsstellen.

Die Zahl der unbesetzten Stellen erreichte im Corona Jahr 2020 einen neuen Höchstwert. Allein im Handwerk blieben 18.600 Ausbildungsplätze vakant.  Im Friseurhandwerk bleiben sowohl überdurchschnittlich viele Bewerber unversorgt als auch Ausbildungsstellen unbesetzt. Offensichtlich gibt es hier große Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage.

Sowohl die Ausbildungsplatznachfrage als auch das Ausbildungsplatzangebot sind für den Berufsbereich Körperpflege im Berichtszeitraum gesunken. Bis zum 30. September meldeten sich rund 11.150 Bewerber ausbildungssuchend, 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Betriebe haben für diesen Berufsbereich im gleichen Zeitraum knapp 7.700 Ausbildungsstellen gemeldet, 14,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Krise beschleunigt Trend der sinkenden Ausbildungsbereitschaft

Zusammenfassend wirkt sich die Corona-Pandemie im Hinblick auf das Ausbildungsgeschehen im Friseurhandwerk insbesondere durch ein stark rückläufiges Ausbildungsangebot aus. Der Zentralverband der Friseure betont, dass die Krise damit den Trend der sinkenden Ausbildungsbereitschaft in hohem Maße beschleunigt. Die Sorge vor einer erneuten Salonschließung in Verbindung mit der fehlenden Möglichkeit der Kurzarbeit für Auszubildende und gestiegener Ausbildungsvergütungen sowie einer unsicheren Kundennachfrage sind möglicherweise die Treiber für einen Rückzug aus der betrieblichen Ausbildung.

Friseurberuf auf Platz 7 bei jungen Frauen

Dennoch ist der Friseurberuf, trotz der insgesamt gesunkenen Nachfrage, nach wie vor sehr beliebt. Dies gilt vor allem für junge Frauen und Geflüchtete. So liegt der Friseurberuf mit 6.300 Bewerberinnen auf Platz 7 der meist nachgefragten Ausbildungsberufe bei jungen Frauen.

Friseurberuf boomt bei Immigranten

Bei geflüchteten jungen Menschen wird der Friseurberuf nach dem KFZ-Handwerk am zweithäufigsten nachgefragt.

Ausbildungsbetriebe unterstützen

Der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks fühlt sich dadurch gefordert und betont in seiner heutigen Aussendung: „Die Herausforderung ist jetzt, Ausbildungsbetriebe stärker zu unterstützen und zu entlasten, zum Beispiel durch eine Gleichstellung von Auszubildenden mit Studenten bei der Krankenversicherung. Zudem sollte das Fachkräftepotenzial an noch unversorgten Bewerbern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund durch gezielte Maßnahmen gefördert werden, zum Beispiel durch die Förderung der Mobilität von Auszubildenden (Azubi-Ticket, BaFöG), den Erhalt von Fachklassen und Sprach- und Integrationskurse.“