Ob sonntags Friseursalons öffnen sollen, diskutieren ver.di und der Handelsverband | Credit: Martin Steiger

23.09.2020

Sonntag den Salon öffnen - ver.di im Streit mit Handelsverband-Forderung

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert den Vorschlag des Handelsverband Deutschland (HDE), der eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen hat, um Sonntagsöffnungen durchzusetzen...

'SONNTAG OFFEN' immer wieder heiß diskutiert, von vielen vor allem in der Corona-Krise gefordert. Jetzt hat der Handelsverband Deutschland (HDE) einen Vorstoß gewagt und eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen, um Sonntagsöffnungen durchzusetzen. Was im ersten Schritt auf den Handel Auswirkungen hätte, könnte dicht gefolgt von Dienstleistungsbetrieben wie Friseuren ebenso genutzt werden. Jetzt meldet sich ver.di zu Wort.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (  ver.di ) hat davor gewarnt, den Sonntag zum Arbeitstag zu erklären. Dieser Eingriff in das Grundgesetz würde weitreichende gesellschaftspolitische Folgen haben.

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"Sonntagsöffnungen ohne Anlassbezug sind ein trojanisches Pferd. Sie vernichten Arbeitsplätze in mittelständischen Betrieben und zwingen über kurz oder lang auch andere Branchen, Sonntagsarbeit einzuführen. Gewinner sind lediglich die weltweiten Player wie Amazon und Co. Dabei bleiben viele Arbeitsplätze und Unternehmen auf der Strecke, weil es den Vernichtungswettbewerb im Handel noch weiter anheizt", erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. "Und wenn erst alle sonntags arbeiten müssen, hat auch der Handel nichts davon. Innenstädte werden nicht durch die Sonntagsöffnung von Geschäften attraktiv, sondern durch die Vielfalt des Angebots unterschiedlicher Läden und abwechslungsreiche Angebote für alle Bevölkerungsschichten", so Nutzenberger. "Den Sonntag zum Alltag zu machen, ist nicht die Lösung für attraktive Innenstädte."

Die Gewerkschaft warf dem Handelsverband Deutschland (HDE), der eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen hat, um Sonntagsöffnungen durchzusetzen, vor, die Coronakrise zu nutzen, um Deutschlands höchste Gerichte zu kritisieren und einseitige Interessen bundes- und weltweit agierender Handelskonzerne durchzusetzen. "Die fallen meist dadurch auf, dass sie ihren Beschäftigten den Tariflohn vorenthalten und zum Teil in Deutschland Steuern vermeiden."

"Die Gerichte sprechen Recht und geben seit Jahren Rechtssicherheit durch eindeutige Urteile. Wer zuhauf unrechtmäßige Veranstaltungen plant, darf doch nicht hoffen, dass Unrecht in der Masse plötzlich zu Recht wird", sagte Nutzenberger. Sonntagsöffnungen seien Placebos, die die Verluste durch die Corona-Krise auch nicht annähernd auffangen könnten. Der Handelsverband HDE sei gut beraten, mittelständischen Unternehmen beim Aufbau des Onlinehandels als zweites Standbein viel stärkere Unterstützung zu geben. Dadurch könnten neue gewinnträchtige Geschäftszweige eröffnet werden. "Den Online-Handel sollte man nicht allein dem HDE-Mitglied Amazon überlassen", sagte die Gewerkschafterin.