Credit: Matthias Merz

29.05.2015

Geschichte hautnah: Perücken- und Zweithaarmode im Wandel der Zeit

Zweithaar als Krönung der adeligen Modeszene? Heute ist das vielleicht undenkbar - Jahrhundertelang waren Perücken aber DAS Fashion Must-Have!

Haare in der Antike

Nicht nur die Ägypter waren mit ihren typisch eckigen Perücken sehr en vogue - auch schon die alten Römer und Griechen liebten ihre Haarteile. Damen verwendeten lange, bunte Strähnen und besonders die „goldenen“ Haare der germanischen Sklavinnen waren heiss begehrt – die wurden einfach abgeschnitten und als Haarteile verwendet.

Mittelalter bis Renaissance

Im Mittelalter verabschiedete sich (gemeinsam mit der römischen Hochkultur) auch die Zweithaarmode. Verheiratete Frauen, von Bauernhof bis ins Palais, trugen nur noch Kopftücher oder schlichte Hauben.

Erst in der Renaissance (im 15. und 16 Jh) begannen die Damen zierliche Hochsteckfrisuren zu machen. Durch König Ludwig XIII (der schon jung alle Haare verlor) kam auch die Perücke wieder in Mode.
Üppige, lange Lockenperücken aus Tierhaar waren bei den Männern sehr beliebt und es galt das Motto: Je zotteliger, desto höher war der Rang des Herren. In Paris entstand inzwischen die erste Perückenmacher-Innung im Jahr 1656.

Blütezeit der Perückenmode: Rokoko

Ab 1720 galten Perücken als wichtiges Statussymbol für Frauen und Männer. Mit Brennstab, Pomade und viel Mehl und Puder wurden die Haare kunstvoll geformt. Fein definierte Haarrollen in strahlendem weiß und rosa werden nun penibel und symmetrisch geordnet. Mit den wilden Zottelperücken aus der Zeit Ludwig XIII haben diese Kunstwerke nichts mehr zu tun. Mit Unterkissen und Draht nahmen die pompösen Perücken oft eine erstaunliche Höhe an und wurden bis zu 90cm hoch.

Das plötzliche Ende der Perückenmode

Mit der französischen Revolution (1789-1799) nahm die Perückenmode ein ganz plötzliches Ende. Der Adel wurde vom Thron gestossen und damit auch ihr Lebensstil und ihre Mode. Nur noch als Amtstracht von Richtern&Co sah man noch die eine oder andere Perücke. Bei den Damen galten in der Biedermeierzeit (1820-1848) Haarteile als schick - danach war es aber entgültig vorbei....

..und wie ist das heute?!

Haare sind auch heute noch Statussymbol und ein Mittel die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen. Wem nicht genug Haare wachsen, der fühlt sich häufig verloren, denn makellos schön soll man sein. Das Image der Zweithaarmode rankt sich um Krankheit und frühem Altern. Nur langsam wird das Potential entdeckt, das Perücken bieten: Mehr Volumen, schnelles Wechseln der Styles, mal kurz mal lang, erst schwarz dann blond.. das ist mit Perücken ganz einfach.

Neue Technologien und Haftsysteme sind erstaunlich und haben mit den mehlgepuderten Perücken von damals nichts mehr zu tun. Wo Extensions sich bereits einen Markt geschaffen haben, zieht die Zweithaarmode nun endlich langsam nach..