18.01.2021
Friseure im Corona-Lockdown: Wichtig ist es, laut zu bleiben!
Von stillen Sitzdemos, Trauerkarten an die Staatskanzlei, einem offenen Musterbrief und Social Media Protesten. Die Branche rückt mehr denn je zusammen und appelliert für Sichtbarkeit.
Anfang September hatte Gesundheitsminister Jens Spahn noch betont, eine Schließung des Einzelhandels und von Friseuren würde man mit den gewonnenen Erkenntnissen nicht mehr machen… Das ist längst verpufft, denn „die dynamische Lage macht’s erforderlich“, so der Gesundheitsminister Mitte Dezember. Der seitdem andauernde Lockdown hat Deutschland mit seinen Menschen, Wirtschafts- und Gewerbetreibenden hart im Griff, immer mehr Friseurbetriebe stehen mit dem Rücken zur Wand, warten händeringend auf Unterstützungen. Für viele wird es eng, Existenzangst, Verzweiflung, Unmut und Zorn machen sich breit. Immer weniger sind bereit, die Beschlüsse der Bundesregierung einfach so hinzunehmen. Die einen möchten am liebsten die Geschäfte öffnen, die anderen an die Politik appellieren, angemessen und zeitnah Unterstützung einzufordern.
Die Friseurbranche ruft auf!
Immer mehr Friseure, Unternehmer, Innungen und Medien stellen sich zusammen und rufen dazu auf, gemeinsam zu handeln.
Demoaufruf! So wie die Friseurinnung Regensburg, die kurzum eine Demonstration für 100 Personen angemeldet hat, wie uns aus der Friseurinnung mitgeteilt wurde. HEUTE am 18.01. ruft diese um 18 Uhr zu einem stillen Sitzprotest vor dem Landratsamt auf - mit FFP2 Maske, Abstandregeln, Kerzenlicht und Schneidehocker. Die Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen versteht sich von selbst, hierin sind Friseure ja geübt. Das Ziel der einstündigen Aktion: auf die Situation im Friseurhandwerk aufmerksam zu machen! Waltraud Mittermaier, Obermeisterin der Regensburger Friseurinnung, erwartet sich hierdurch, „von der Politik besser wahrgenommen zu werden, denn viele Friseurbetriebe stehen mit dem Rücken zur Wand!“ Es geht um rasche Unterstützung, denn „sonst müssen viele Geschäfte schließen, Mitarbeiter stehen auf der Straße und Auszubildende können nicht weiterlernen!“, so Frau Mittermaier weiter.
Einen Stein ins Rollen zu bringen – darum geht es ebenso der Friseurinnung Ebersberg (Bayern) und schließt sich deshalb HEUTE dieser Aktion an, initiiert von Ludwig Bitto (Ebersberg) und Uschi Elze, Geschäftsbetreibern aus Grafing. Auch letztere möchte sich nicht machtlos fühlen und dabei zusehen, wie ihre Branche immer weiter Konkurs anmeldet und schaffte es mit ihrer Aktion gar in die Süddeutsche Zeitung.
Die Friseur- und Kosmetikinnung Dresden kämpft ebenso für ihre Betriebe und animiert seine Mitglieder, am 22.01.2021 zahlreiche Trauerkarten an die „Sächsische Staatskanzlei, Archivstr. 1, 01097 Dresden“ zu senden, um das Sterben der Geschäfte zu betrauern. Zusätzlich sollen Friseursalonbetreiber nicht müde werden, Politiker und VIP’s, sofern diese zu ihren Kunden zählen, persönlich anzuschreiben und für Unterstützung zu werben. Denn auch viele sächsische Unternehmen haben bis jetzt keinen oder nur einen Bruchteil wirtschaftlicher Hilfsgelder erhalten. Zudem vermisse man Perspektiven und die Entwicklung erfolgreicher Strategien aus der Krise.
Der Zentralverband stellt, neben anderen Aktionen, einen offenen Musterbrief zur Verfügung, (► ZV Musterbrief Download), in dem der übergeordnete Interessensvertreter der Landesinnungsverbände seine Kernforderungen an die Politik zusammengefasst: Es geht um passgenaue Hilfen für Friseure und um die zunehmende Gefahr der vermehrten Schwarzarbeit, die mit dem Andauern des Lockdowns drohe. Jeder Friseurbetriebe kann sich mit diesem Schreiben direkt an die Ansprechpartner in der Politik vor Ort wenden.
Nicht zu vergessen die unzähligen Petitionen und Social Media Aktivitäten, die Friseure gestartet haben, wie beispielsweise die Aktion der Dorstener Salonbesitzerin Sandra Satory: #wirmachenaufmerksam, die in der letzten Woche viral ging (►Hoffnung für Friseure: Wir machen Auf___merksam), der sich immer mehr Kollegen aus Salons, der Industrie und aus den Medien auf verschiedenste Art und Weise anschließen.
Oder Andreas Wendt mit seinem aktuellen Aufruf an die Bundesregierung auf Instagram. Seit 10 Jahren greift er im deutschen Fernsehen Friseursalons in Schieflage unter die Arme, aktuell apelliert er auf seinen Kanälen: „Liebe Bundesregierung! Lösen Sie Ihre Versprechen aus dem Frühjahr ein und helfen Sie den Betrieben, die Sie im Dezember zum zweiten mal geschlossen haben, in dem Sie die längst angekündigten finanziellen Hilfen zur Verfügung stellen!(…) 10 Tausende Friseurunternehmer und -Unternehmerinnen stehen sprichwörtlich mit den Rücken zur Wand.“
Irgendetwas tun ist allemal besser als Nichtstun.
Aufzählen könnte man hier viele, viele, viele weitere mehr! Ob Facebook-Gruppen, Podcasts, IGTV… Die Branche ist aktiver und vernetzter denn je. Gut so! Für viele sind all diese Aktivitäten Anker in der Pandemie-Not – wie individuell diese auch bei jedem ausschauen mag.