Quelle: BIBB / Grafik: imSalon

02.07.2021

Friseur-Ausbildungsvergütung im Vergleich mit anderen Berufen

Ost und West nähern sich bei den Ausbildungsvergütungen langsam an, aber es braucht beim Friseurnachwuchs viel Individualismus und Handwerksliebe, um finanziell mithalten zu können.

Bundesweit erhöhten sich die Ausbildungsvergütungen in allen Berufsbereichen im Jahre 2020 um 2,6 Prozent. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein schwächerer Anstieg (2019 waren es 3,8 Prozent), allerdings näherten sich die alten und neuen Bundesländer an, obwohl Ostdeutschland immer noch 36 Prozent unter westdeutschem Wert liegt. Durchschnittlich erhielten Azubis 963 Euro monatlich brutto (Durchschnitt aller Ausbildungsjahre).

Handwerk am unteren Ende der Skala

Betrachtet man laut Bundesinstitut für Berufsbildung die tariflichen Ausbildungsvergütungen in den einzelnen Ausbildungsbereichen, findet sich das Handwerk nach wie vor am Ende der Statistik, Öffentlicher Dienst und Industrie & Handel sind obenauf. Das Ranking der Betriebsbestände im Handwerk allerdings führen die Friseure mit knapp 81.000 Betrieben. Interessant dabei ist, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Friseurbetriebe um 17.450 Betriebe angestiegen ist. Die meisten weiblichen Handwerkinnen tummeln sich, trotz starkem Rückgang, (derzeit 12.850) nach wie vor im Friseurhandwerk (Quelle: de.statistika.com) – und werden dafür am schlechtesten belohnt, zumindest in Ostdeutschland.

Tarifliche Ausbildungsvergütungen nach Ausbildungsbereichen 2020

(durchschnittliche monatliche Beträge in Euro)

  • Öffentlicher Dienst 1.076
  • Industrie und Handel 1.017
  • Hauswirtschaft 959
  • Landwirtschaft 898
  • Freie Berufe 892
  • Handwerk 850

Kein anderer Azubi verdient so wenig wie ein Friseurlehrling in Thüringen und Sachsen-Anhalt, nämlich 420 Euro im 3. Ausbildungsjahr (► siehe Bundesländercheck)!Das ist ein knappes Drittel von dem, was Bankkaufleute (ø 1.107 Euro) oder TierpflegerInnen (ø 1.019 Euro) verdienen. In den westlichen Bundesländern sind es für Friseure immerhin ø 642 Euro, Schlusslicht hier sind die Schornsteinfeger mit ø 597 Euro bzw. allerdings mit durchschnittlich höherer Entlohnung im Osten (661 Euro). Spannend auch: In keinem Ausbildungsbereich ist die Diskrepanz zwischen Ost und West so groß wie bei den Friseur-Auszubildenden.

Die bestvergüteten Azubis sind in den alten Bundesländern die Fliesen-, Platten- und Mosaikleger mit 1.190 Euro (ø 962 Euro im Osten), die mit knapp 69.000 Betrieben hinter den Friseuren die meisten Betriebe im Handwerk stellen, und in den neuen Bundesländern die Bankkaufleute mit ø 1.107 Euro (ø 1.112 Euro im Westen).

Siehe Übersicht des BIBB (Bundesinstituf für Berufsbildung): ►Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2020 in Ost- und Westdeutschland (pdf)

Wie man es dreht und wendet: Große Sprünge lassen sich mit den Lehrlingsgehältern der FriseurInnen nicht machen. Da hilft es auch nicht, das Trinkgeld hochzupreisen, das beispielsweise auch Azubis im Gastgewerbe bekommen, obwohl diese beinahe die doppelte Vergütung erhalten (im Osten ø 852 Euro, im Westen ø 872 Euro) - und auf Rente, Urlaub, Kurzarbeit und Krankheit wird es auch nicht angerechnet.

Die Friseurauszubildenden - Negativbeispiel auf Wikipedia

Selbst auf Wikipedia muss die Ausbildungsvergütung der Friseurlehrlinge als Negativbeispiel herhalten: „Während ein Friseur in den neuen Bundesländern im ersten Lehrjahr 2018 durchschnittlich € 325 im Monat erhielt, kam ein Fahrzeuginnenausstatter in den alten Bundesländern auf € 804.“ Und damit ist die digitale Enzyklopädie nicht allein, ob TV oder BILD-Zeitung, sie alle schwimmen auf dieser Welle.

Das zeigt uns: In der medialen Wahrnehmung steht die Friseurbranche in puncto Bezahlung schlecht da. Da hilft auch der Schrei „Wir zahlen längst übertariflich!“ nicht viel, denn in der öffentlichen Wahrnehmung zählen Zahlen und Fakten!
Ob wir wollen oder nicht, bei den Azubi-Gehältern besteht dringender Handlungsbedarf!
Aber schaut selbst in unserem Bundesländercheck: ►Das verdienen Friseur-Azubis!

 

 

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Über das Bundesinstitut für Berufsbildung:

Seit über 40 Jahren beobachtet und analysiert das Bundesinstitut für Berufsbildung die Entwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütungen. Hierzu wurde eine "Datenbank Tarifliche Ausbildungsvergütungen" aufgebaut, die es ermöglicht, die durchschnittlichen tariflichen Vergütungen für eine Vielzahl quantitativ bedeutender Ausbildungsberufe jährlich auf aktuellem Stand (Stichtag: 1. Oktober) zu ermitteln.