Bundesminister Heil und Friseurunternehmer Maik Germer | Credit: In Puncto Design

14.01.2025

Bundesminister Heil besucht Friseurunternehmer Maik Germer

Mehr Zollkontrollen und intensivere Prüfung der Betriebsleiterbefähigung. BM Hubertus Heil taucht in die branchenspezifischen Herausforderungen des Friseurhandwerks im niedersächsischen Meine.

Mit dem Positionspapier des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks und vielen Statistiken im Arm, empfing Salonunternehmer Maik Germer den amtierenden Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Meine, um auf die prekäre Situation im Friseurhandwerk aufmerksam zu machen. Hubertus Heil zeigte sich beeindruckt von der hohen Belastung im Friseurhandwerk und versprach, die angesprochenen Themen in die politische Diskussion einzubringen.

Wegmeyer Haarstudios ist ein familiengeführtes Friseurunternehmen mit Wurzeln im Landkreis Gifhorn. Der loyale Kao-Salon ist an 5 Standorten mit rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv.

Maik, du hast gestern hohen Besuch empfangen. Wie war es mit Bundesminister Hubertus Heil?
Maik Germer:
Es war ein fachlich professioneller und auch konstruktiver einstündiger Austausch. Wir sprachen über viele Themen, die die Branche bewegen und konkret natürlich unser Unternehmen betreffen. Aber natürlich sprachen wir auch über allgemein gesellschaftliche Themen, die Stunde verflog in jedem Fall viel zu schnell.

War Herr Heil denn gut vorbereitet?
MG:
Ja, in jedem Fall wusste er alles über uns und er war sich auch bewusst, dass wir in einer Branche mit angeschlagenem Image in Deutschland sind.

Welche Beobachtungen zum Markt brachte er denn mit?
MG:
Herr Heil war sehr persönlich und sieht vor allem die vielen Veränderungen in der Marktstruktur, wie zum Beispiel die vielen Barbersalons, die überall auch bei uns auf dem Land eröffnen.

Und habt ihr darüber gesprochen, wie es den Markt betrifft?
MG:
Geldwäsche und Schwarzarbeit sind auch Herrn Heil ein Dorn im Auge. Er zeigte hier großes Verständnis und sieht starke Notwendigkeit, dass der Zoll dringend mehr Kontrollen durchführen muss. Es hapert auch hier an Personal beim Zoll, eine Aufgabe, die er gerne mitnimmt. Aber auch bei den Betriebsleiterbefähigungen sollte seines Erachtens mehr kontrolliert werden. Er möchte hier die regionalen Gewerbeaufsichtsämter stärker mit einbeziehen.

Was wollte er von Ihnen wissen?
MG:
Wir sind relativ schnell in Marktstatistiken eingestiegen. Die wirtschaftliche Situation ist ihm bewusst und vor allem der massive Beschäftigtenschwund hat ihm zu denken gegeben. Vor allem die starke Entwicklung hin zu Teilzeit bezeichnet Herr Heil als demografischen Trend, den man in allen Branchen beobachtet. Hier war es mir jedoch wichtig, mit konkreten Beispielen aufzuzeigen, dass das Interesse aufzustocken oftmals nicht da ist. Nicht so sehr, weil Menschen nicht wollen, sondern, weil es schlichtweg keinen Sinn ergibt und sich finanziell nicht lohnt.

Wie sieht er das als Arbeitsminister?
MG:
Er sieht Handlungsbedarf, allerdings verwies er auch auf die Tatsache, dass es immer Ausnahmen geben würde. Wirklich geschockt war Herr Heil, als er das Ausmaß der negativen Auszubildendenentwicklung gesehen hat. Vor allem die vorzeitigen Vertragsauflösungen haben ihn verwundert.

Was waren hier seine Empfehlungen?
MG:
Herr Heil hat hier auch auf die Verantwortung der Branche hingewiesen. Um wieder mehr Attraktivität zu erlangen, empfahl er definitiv, die Auszubildendenvergütung und Gehälter anzuheben. Ebenfalls meinte er, dass Friseurauszubildende häufig nur 21 Urlaubstage erhielten und das schon lange nicht mehr zeitgemäß ist. Die tarifvertraglichen Urlaubsansprüche im Friseurhandwerk hinken sehr oft anderen Branchen hinterher, dies muss positiv nach oben angepasst werden.

Was haben sie darauf erwidert?
MG:
Ich habe auf die betriebswirtschaftliche Seite verwiesen. Als personalintensiver Dienstleister schlägt sich das ja auch sofort in Preisen nieder. Hier brauchen wir Entlastung und damit bin ich dann auch auf die herausfordernde Preisgestaltung im Umfeld von Kleinunternehmern zu sprechen gekommen.

Was sagt er denn zu den 30% nicht steuerbarer Unternehmen, die Preise ohne Mehrwertsteuer verrechnen können?
MG:
Dazu hat er nicht viel gesagt. Er sieht das Problem, aber es gab hierzu keinen klaren Lösungsansatz. Die Politik kann oder will nicht für jedes Handwerk Ausnahmeregelungen schaffen. Das ist verständlich. Dennoch ist dieses Problem nirgends so gravierend wie bei uns. Ich denke, hier müssen wir weiter dranbleiben. Wir brauchen eine einheitliche Mehrwertsteuerregelung, die fairen Wettbewerb ermöglicht.

Gab es noch Themen, die dir besonders am Herzen lagen?
MG:
Oh ja, wir haben einen akuten Fachkräftemangel und die Hürden zu integrieren sind unglaublich hoch. Wir beschäftigen einige Menschen mit Migrationshintergrund. Beispielsweise arbeitet ein afghanischer Friseur bei uns im Salon. Seit Januar 24 ist er Vollzeit angestellt, nachdem wir ihn seit September 2020 ausgebildet haben. Trotz mehrfacher Interventionen erhält er keinen Aufenthaltsstatus. Es kann doch nicht sein, dass jemand, der Bock hat, hier zu arbeiten, keine Aufenthaltsgenehmigung erhält. Es gibt noch immer keine unbefristete Verlängerung und wir müssen alle 2 Monate erneut ansuchen. Da muss etwas geschehen, denn wir brauchen dringend Fachkräfte aus dem Ausland.

Herr Hubertus Heil ist nun wieder dahin im Wahlkampf, was würdest du dir als Nächstes wünschen?
MG:
Ich würde mir wünschen, dass sich aus allen Parteien jemand Zeit nimmt und uns zuhört, um sich ein ordentliches Bild zu machen.

Lieber Maik, ich danke dir, wir sehen uns beim Zukunftskongress und ich freue mich sagen zu können, dass Herr Heil ebenfalls kommen wird.

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