Daniel Kriegisch, beratender Gesellschafter Loom hairstyle + Kosmetik

11.12.2020

Wer ist Daniel Kriegisch? Wer ist der Mann, der C&M Friseure gekauft hat?

Knapp 20 Jahre Branchen Historie, Start-up-Energie mit dem Konzept eine Salonkette zeitgeistig konzeptionell aufzuziehen – Wozu der ehemalige Schwarzkopf Key Accounter nun die insolventen C&M Salons übernommen hat, mit wem und woher das Geld kommt…

Daniel Kriegisch Im Interview mit Raphaela Kirschnick

Daniel Kriegisch: Sie haben für die Überraschung der Woche gesorgt! Kennen wir uns eigentlich persönlich?
Daniel Kriegisch:
Ich glaube, wir haben uns vor ein paar Jahren bei den Hairdressing Awards kennengelernt, als ich noch bei Schwarzkopf war und bei den Kölsche Figaros, da bin ich auch sehr aktiv als 2. Vorsitzender

Wie ist denn ihr Background?
DK:
Ich bin seit fast 20 Jahren in der Branche, war 12 Jahre zuerst im Kao-Außendienst und anschließend als Business Development Manager für Goldwell und kms und bin vor 6 Jahren zu Schwarzkopf Professional ins Key Account Management gewechselt.

Sind Sie gelernter Friseur?
DK:
Nein, ich bin eigentlich Bauzeichner und auf Umwegen über einen Freund in den Vertrieb gekommen. So bin ich in die Branche reingerutscht und es geht immer weiter.

„… schon ein Himmelfahrtskommando…“

Nur jetzt sind Sie nicht mehr auf Industrieseite, sondern Großfilialist?
DK:
Ja, das ist das Ziel. Zurzeit ist es schon ein Himmelfahrtskommando. Wir verfolgen jeden Tag die Nachrichten, sind jetzt aber erstmal froh, dass wir fast 400 Mitarbeitern ein neues Zuhause geben konnten.

Wann haben Sie entschieden die Seite zu wechseln?
DK:
Bereits im April habe ich mit zwei Geschäftspartnern eine kleinere Kette übernommen, um daran unser neues Konzept zu erproben, wir sind relativ schnell gewachsen. Mit der Entscheidung, weiter mit dem Salongeschäft zu expandieren, stand ich vor der Wahl meines Arbeitgebers oder den Salons. Ich habe mich für letzteres entschieden, das war es mir wert.

Apropos ‚Wert‘, wieviel war Ihnen denn die Übernahme wert?
DK:
Wir haben natürlich eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Den Wert mache ich an den Mitarbeitern fest, weniger an den Salons, denn wir werden erstmal viel investieren, da alle Salons an unsere Optik angepasst werden müssen.

C&M wird umbenannt?
DK:
Ja, es wird zu ‚LOOM Hairstyle‘.

Wie lange gibt es denn ‚Loom‘ bereits?
DK:
‚Loom hairstyle‘ ist auch ganz neu. Im April übernahmen wir die Salons der BLC Beauty Lounge Coiffeur, dieser haben wir den neuen Loom-Look verpasst und passen jetzt alle anderen Salons an.

Wie viele Salons haben Sie nun insgesamt?
DK:
Insgesamt 65, wir sind bereits in der Expansion fürs nächste Jahr, hier führen wir zurzeit einige Gespräche an neuen Standorten. Das Ziel für das nächste Jahr ist weiter zu wachsen, so Corona es will.

Gibt es bundesweit Standortschwerpunkte?
DK:
Wir sind überwiegend in Nord- und Süddeutschland vertreten und haben noch Lücken in Mitteldeutschland.

War es leicht in die Mietverträge von C&M einzusteigen?
DK:
Mit einigen Vermietern hatten wir in der Tat intensive Gespräche, weil man uns die Verbindlichkeiten von C&M aufdrücken wollte, die wir jedoch nicht mitnehmen. Da sind wir auch weiter entspannt. Weitestgehend jedoch sind wir mit allen Vermietern gut ausgestiegen.

Monika Patzinski ist ihre Geschäftspartnerin und Friseurin?
DK:
Nein, sie ist meine Geschäftspartnerin und kommt aus der Kosmetik. Monika hat zudem Betriebswirtschaft studiert und übernimmt die operative Geschäftsführung. Ich bin mehr beratend im Hintergrund. So können wir voneinander profitieren.

Wer ist dann der Friseurkopf im Team?
DK:
Alle Salons sollen meistergeführt sein.

Und Schwarzkopf ist Hauptlieferant, der auch voll hinter ihrem Geschäft steht?
DK:
Jein, bei den 8 bisherigen Geschäften ist aktuell Schwarzkopf Partner. Bei den neu übernommenen Salons haben wir in Glynt einen sehr guten und interessierten Partner gefunden, der, was für uns wichtig war, sehr kurzfristig reagiert hat. Im Januar startet Glynt mit der Schulung all unserer Mitarbeiter.

 

„… stärkerer Kundenzulauf und Mehr-Umsatz durch ausgebauten Dienstleistungbereich Haar + Kosmetik..“

Zurück zum Konzept, liegt in der Kombination von Friseur und Kosmetik die Zukunft?
DK:
Absolut, wir wollen stark von gegenseitigen Kundenstrukturen profitieren. Durch den ausgebauten Dienstleistungsbereich haben wir bereits einen stärkeren Kundenzulauf und Mehr-Umsatz. Wir sind sehr erfolgreich im Bereich Augenbrauen und Wimpernlifting und haben noch mehr in Petto.

Was zum Beispiel?
DK:
Wir verhandeln aktuell mit einem Schönheitschirurgen aus Meerbusch, der zukünftig Botox-Behandlungen in unseren Salon anbieten möchte. Das ist bei Kunden sehr gefragt.
Parallel produzieren wir unsere eigene pflegende Kosmetikserie auf Basis von Rosenölen und wir haben den exklusiven DACH-Vertrieb der hochwertigen Parfum-Marke Asabi.

„… ein Tchibo-Store-Konzept in den Salons etablieren…“

Das heißt auch ihr Shop Konzept wird breiter?
DK:
Wir möchten ein Tchibo-Store-Konzept in den Salons etablieren. Es wird dafür noch viel mehr geben. Wir bieten einen Kaffee aus eigener Rösterei an, führen einen eigens für uns produzierten Gin. Auch haben wir ein Kleinst-Mode-Label unter dem wir saisonale Modeitems präsentieren. Wir werden dem Kunden mehr anbieten als klassische Friseurdienstleistung und erhoffen uns Umsatzzuwachs durch Mehrwert.

Sehr spannend ein Tchibo-Shop-System im Salon, klingt nach wahrmachen der Empfehlungen aus Marketingseminaren für Friseure? 
DK:
Ja genau. Wir lassen alle Produkte für uns herstellen, regelmäßig neue. Das wird heute vom Kunden erwartet, dadurch generieren wir Zusatzumsatz. Ich möchte, dass die Kundin beim Verlassen unserer Salons daran denkt, dass sie noch ein Geburtstagsgeschenk braucht und eine Flasche Gin mitnimmt, sich in unserem „Tchibo“-Shop Ideen holt.

Wo siedeln Sie sich preislich an?
DK:
Im oberen Mittel. Das justieren wir gerade nach, denn unsere neuen Salons sehen zu edel aus. Wir wurden von Kunden als Exklusiv Friseur wahrgenommen. Nun werden wir doch wieder plakativ unsere Preise aufhängen.

Wie sind sie eigentlich auf C&M gekommen? Haben sie gelesen, die sind insolvent und einfach zugeschlagen, das war ja erst im April?
DK:
Tatsächlich so war es, als ich die Info las, habe ich sofort Interesse bekundet. Der Gläubigerausschuss hat unser Konzept für gut befunden und wir erhielten den Zuschlag. Unser Angebot wurde auch schnell akzeptiert. Die Übernahme erfolgte dann in weniger als 2 Monaten. Der aktuelle Geschäftsführer Sebastian Schäffler unterstützt uns im Übergang.

Müssen Sie die Verluste vorfinanzieren? Haben sie diese übernommen?
DK:
Nein, wir haben das Unternehmen aus der Insolvenz übernommen und führen keine Altlasten mehr mit.

Es gibt aktuell einige andere Ketten, die Probleme haben und Standorte abstoßen. Haben Sie da bereits Gespräche geführt?
DK:
Nein, bisher noch nicht. Man ist im Austausch, aber es hat noch keine Angebote gegeben. Wir möchten auch erstmal für uns auf Spur kommen und uns sauber aufstellen.

Wie ist die Stimmung bei den C&M Mitarbeitern!
DK:
Die freuen sich, dass es weitergeht, es geht ihnen gut. Erstaunlich ist, wie extrem motiviert alle sind, als sie erfuhren, dass wir alle Salons renovieren.
Am liebsten hätte ich eine Großveranstaltung für alle gemacht, aber das geht corona-bedingt leider nicht.

Was sind ihre nächsten Schritte?
Wir strukturieren uns gerade, das beginnt bei Telefonverträgen, die umgeschrieben werden, bis hin zu neuen Bankverbindungen, quasi viel administrative Arbeit, die erledigt werden muss.
Im nächsten Jahr habe ich einen neuen überregionalen Bereichsleiter, der für die Geschäftsentwicklung verantwortlich sein wird. Parallel planen wir noch ein oder zwei fachliche Bereichsleiter in Deutschland. Schauen wir mal, was da kommt.

Sie renovieren wirklich alle Salons?
DK:
Ja! Wir haben ein eigenes Bauteams unterwegs in ganz Deutschland, die nun sukzessive die Salons umbauen. Wir haben das große Glück gehabt, dass wir einen Messebauer gefunden haben, der uns alles was aus Holz ist, baut, er hat halt gerade Zeit.

 

„…wir hoffen auf die Goldgräberstimmung nach der Krise.“

Woher nehmen Sie den Mut in der jetzigen Zeit ein solches Projekt anzugehen?
DK:
Also ich bin vor allem von einem sehr guten Team von Partnern umgeben und wir hoffen auf die Goldgräberstimmung nach der Krise. Ich sehe das als Flucht nach vorn und bin voller Hoffnung, denn irgendwann ist Corona auch wieder vorüber. Wir sind zuversichtlich, dass der Plan aufgeht, aber wir sind natürlich gespannt, wie es in den nächsten Tagen und zu Weihnachten weitergeht.

 

Wie wirkt sich Corona auf das aktuelle Geschäft aus?
DK:
Es sind deutlich weniger Kunden geworden. Es scheint, als ob für manche Kunden zum Friseur zu gehen ein notwendiges Übel geworden ist. Die Befürchtung, die ich habe, ist, dass die Schwarzarbeit extrem geschürt wird. Die Kunden, die wegbleiben, müssen ja irgendwo hingehen. 

Was machen Sie anders als andere?
DK:
Wir haben eine erfolgreiche und gute Marketingagentur an unserer Seite. Bekannt wurden die unter anderem durch die genialen Kampagnen der Naketano Hoodies, das wollen wir auch für uns. Deswegen auch Loom, wir wollen eine Marke etablieren und investieren hier sehr viel in Google, aber auch in den Social Media Kanälen und das individuell auf Standorte bezogen.

„…mein Hauptargument war immer, dass wir kein klassischer Friseursalon sind, sondern dem Endverbraucher Mehrwert bieten.“

Sie klingen nach Start-Up mit viel Energie, Elan und anderer Denkweise!
DK:
Absolut. Ich durfte den Insolvenzverwaltern unsere Konzepte präsentieren und mein Hauptargument war immer, dass wir kein klassischer Friseursalon sind, sondern dem Endverbraucher Mehrwert bieten.

Das klingt alles nach viel Geld, gebundenem Kapital und Investitionen. Wie finanzieren sie das denn? Gibt es Investoren?
DK: Nein, Finanzinvestoren gibt keine. Aber mit dem Mann von Monika Patzinski haben wir einen starken Finanzmann an unserer Seite, der uns berät, unterstützt und Liquidität sicherstellt.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?
DK:
Neben den privaten Wünschen meine Familie betreffend wird für mich wird das schönste Weihnachtsgeschenk unser neues Kassensystem, denn das macht die Saloneinheiten überschaubar und messbar. Wir haben eine sehr klare Struktur im Kassiervorgang aufgebaut und uns eine individuelle Lösung auf unsere Bedürfnisse konzipieren lassen.
 

Danke Daniel Kriegisch, ich wünsche viel Erfolg für Ihre spannenden Pläne und ein sehr mutiges Projekt in einer herausfordernden Zeit.