19.03.2020

Warum, Herr Müller, ist der ZV gegen Salonschließungen?

Wir hinterfragen die aktuellen Aussagen des Zentralverbandes, der sich gegen Salonschließungen ausspricht, die für viel Diskussionen im Netz gesorgt haben. - Warum, Herr Müller?…

Im Telefongespräch mit Raphaela Kirschnick, 18.03.2020, 10:00

Herr Müller, Ihr gestriges Interview auf friseurhandwerk.de hat für viel Aufregung gesorgt. Sie fordern Zuschüsse, aber nicht die Schließung von Salons.
Wir müssen Betriebe handlungsfähig halten, um deren Existenz zu sichern, denn viele stehen vorm existenziellen Aus, wenn wir Läden nicht offen halten.
Friseurbetriebe können selbstverständlich schließen oder ihre Dienstleistung reduzieren, das ist in der Verantwortung jedes Einzelnen. Wenn jedoch Betriebe aus eigenem Antrieb geschlossen werden, gibt es keine Unterstützung.

Sie sagen „Abstände zwischen den Bedienplätzen erweitert“, aber wie erweitert man den Abstand zwischen Friseur und Kunde? Durchschnittliche Armlänge 70 cm , empfohlener Abstand 1,5 m. Wie soll sich das ausgehen?  Ich verstehe das nicht?
Jörg Müller:
Ich kann nur sagen, dass das die regionalen Gesundheitsämter, das Robert Koch Institut und Landesbehörden so sehen, Stand heute 10:00. Das kann sich ganz bald ändern, wir wissen es nicht. Position des Verbandes ist die Existenz der Friseure zu schützen. Unsere Branche ist aufgrund schlechter finanzieller Polsterung besonders betroffen.

Was sagt man einem Mitarbeiter der Angst hat, sich anzustecken, während er über den Kunden gebeugt mit ca. 60 cm Abstand Haare wäscht?
Jörg Müller:
Offen und vertrauensvoll miteinander sprechen. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich, das kann man nicht pauschal vorgeben.

Sie fordern Bezuschussung von Kleinbetrieben (keine Kredite). Wer trifft hier Entscheidungen, welche politischen Wege geht das gerade?
Wir setzen uns bei Politik dafür ein, dass es Zuschüsse gibt, keine Kredite.

Also Sie fordern nicht die Schließung von Salons?
Jörg Müller:
Wir fordern Zuschüsse, aber nicht die Schließung aller Salons. Es geht doch auch um die Existenz nach der Krise. Es geht darum, ob ein Betrieb die Krise überlebt. Wir versuchen klar zu kommunizieren und das Beste herauszuholen. Interessen der Betriebe müssen gewahrt werden.

Das Interesse der meisten Betriebe ist die Schließung. Setzen Sie sich bei der Bunderegierung dafür ein, kurzfristig Salons zu schließen?
Jörg Müller:
Ja, es gibt Gespräche mit der Politik und Spitzenverbänden wie dem Unternehmerverband des Deutschen Handwerks. Aber die endgültige Entscheidung für einen Shut-Down wird von den regionalen Gesundheitsbehörden mit der jeweiligen Landesregierung entschieden.
Manches ist komplizierter als man denkt und Facebook bildet hier nicht die Wirklichkeit ab.

DANKE, Herr Müller, für das rasche und offene Telefonat und bleiben Sie gesund.