Credit: Peter Muntanion | petermuntanion.com

21.08.2017

Tobias Kütscher – kontinuierlich erfolgreich!

Seit 5 Jahren TIGI Chef spricht er mit uns über Wachstum, Wettbewerb, Großhandel und Pläne...

Fakten

  • Studium Betriebswirtschaftslehre Mannheim
  • Marketing/Vertrieb L’Oréal Professional
  • Seit 2012 TIGI Geschäftsführer Deutschland, Österreich, Schweiz
  • Seit 2014 Geschäftsführer Mittel/Osteuropa
  • Vorstand TIGI Europa
  • Verantwortlich für 22 Länder in Europa
  • Verheiratet, zwei Kinder

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

imSalon: 5 Jahre TIGI, hast Du dich eingelebt im Süden Stuttgarts?
Tobias Kütscher:
Als geborener Freiburger ist es (fast) eine Rückkehr in die Heimat. Meine Frau und ich hatten immer ein gutes Gefühl dabei, wieder in den Süden zu gehen. Wir haben uns einen netten Freundeskreis aufgebaut und genießen das Stadtfeeling von Stuttgart mit guten Restaurants, kulturellen Angeboten, kleinen Boutiquen und auch grüner Umgebung. Kurz um – wir fühlen uns sehr, sehr wohl. Das Leben hier macht uns großen Spaß.

Deine Töchter sind wie alt?
TK:
Meine Töchter Emilia Sophie und Louisa Marie sind jetzt 2 ½ Jahre und 6 Monate alt.

Bleibt als Vorstand überhaupt noch Zeit für Kinder?
TK:
Ja – wobei es kommt wohl darauf an wen du fragst, meine Frau oder mich ... (lacht)
Nein, Spaß bei Seite. Es ist mir wichtig, genug Zeit für meine Familie zu haben. Daraus ziehe ich den Großteil meiner Energie für den Job. Als ich bei TIGI begann war es mein Ziel, viele Dinge anzupacken. Im Team haben wir es geschafft einiges zu verändern und jetzt sind bereits viele positive Veränderungen im Fluss.
 

„In 5 Jahren ein Umsatzwachstum von 80%...“


Ihr habt ein sehr konstantes Team, dein Erfolgsgeheimnis?
TK:
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Basis allen Erfolgs ein begeistertes und leidenschaftliches Team ist. Bei TIGI haben die Mitarbeiter Spaß an der Arbeit. Kollegen verstehen sich untereinander und gehen respektvoll miteinander um. Diese Atmosphäre ermöglicht es, viel Begeisterung in Projekte zu stecken und das merkt man an den Resultaten. So haben wir in 5 Jahren ein Umsatzwachstum von 80% erreicht, haben unsere Profitabilität deutlich verbessert, und das Jahr für Jahr.

Besondere Erlebnisse in den letzten 5 Jahren?
TK:
Es gibt viele schöne Dinge, die wir gemeinsam erreicht haben. Ein Beispiel ist, dass unser Tun branchenübergreifend wahrgenommen wurde. Wir erhielten 2015 den Sales-Leader-Award, obwohl wir gegen beeindruckende Marken aus der Industrie antraten. Ich bin schon sehr stolz, dass die Energie und das Engagement unseres Teams auch nach Außen spürbar ist.

Was fasziniert dich bei deiner Arbeit?
TK:
Die Menschen bei TIGI geben mir sehr viel. Mit Anthony Mascolo beim Abendessen locker zu philosophieren, das gibt Energie. Was ich auch inspirierend finde, das Creative Team um Gianni D’Assero, Ulla Maass, Frank und Michael Senner – das sind ganz besondere Menschen. imSalon.de hat einmal geschrieben, dass für TIGI die großen Stars der Bühne auch normale Seminare geben. Das ist ein wichtiger Faktor in unserem Portfolio. Wir möchten zeigen, welche Optionen und Chancen sich hinter dem Beruf „Friseur“ verstecken und wie kreativ, außergewöhnlich und menschennah die Friseurbranche sein kann.

Wer schneidet dir die Haare?
TK:
Gianni D’Assero, unser TIGI Creative Director.
 


Wie motivierst du?
TK:
Meine Philosophie ist, wenn man glücklich ist, kann man gut arbeiten. Unsere Mitarbeiter sollen happy sein. Den Spirit merkt man im guten Umgang miteinander und im Teamgeist. Es ist uns wichtig, unsere Mitarbeiter immer wieder neu zu inspirieren. Bei Neueinstellungen steht deshalb sehr stark die Persönlichkeit im Vordergrund. Als sprichwörtliche „Cherry on the Cake“ haben wir bei TIGI außerdem diverse attraktive Unterstützungsmöglichkeiten. Diese reichen von der Altersvorsorge, über tolle Weihnachts- und Sommerfeste – wo diese Gemeinschaft gelebt werden kann – bis hin zu kleinen Dingen wie immer frisches Obst, Kaffee und unterschiedliche Getränke in der Küche.

2009 wurde TIGI von Unilever gekauft. Gibt es bereits Strategien?
TK:
Der Weltkonzern Unilever bietet unglaubliche Chancen – wir profitieren massiv von deren Forschung und Entwicklung und den professionellen Strukturen. Wir können unseren Salons Finanzierungsmöglichkeiten bieten und größere Investitionen in die Marke tätigen. Dadurch wird auch zukünftig das Ausleben von Kreativität und das Erfinden innovativer Produkte und Styles unter Einhaltung der höchsten Qualitätsstandards gesichert. Trotzdem lässt uns Unilever freien Lauf.
Die Mischung aus einer sehr professionellen Mutter und einer wilden, ungeschliffenen Tochter ist der Mix, der TIGI ausmacht.

Wo sieht sich TIGI marktanteilstechnisch?
TK:
Eine Prozentzahl kann ich nicht nennen. Was recht valide zu sagen ist, dass der Markt seit Jahren stagniert. Jedoch sind wir in 5 Jahren um 80 % gewachsen und somit auch unsere Marktanteile.

„30% unseres Umsatzes fließen in Marketing und Education“



Ihr habt in den letzten Jahren einen konstant starken und einzigartigen Markenauftritt mit enormer Sichtbarkeit im Markt. Wie hoch ist der Anteil der Werbespendings?
TK:
Knapp 30% unseres Umsatzes fließen in Marketing und Education. Es freut mich sehr, dieses positive Feedback zur Markenpräsenz zu erhalten. Das war ein immens wichtiger strategischer Punkt, als wir vor 5 Jahren begonnen haben. Damals wurde bereits viel ausgegeben, aber es war noch nicht spürbar im Markt. Jetzt sind wir greifbar für den Markt. Die Marketing- und Educationteams haben diesbezüglich einen exzellenten Job hingelegt.

Liegt der Fokus mehr auf Endverbraucher oder Friseur?
TK:
Das sind zwei Dinge, die beide sehr wichtig sind. Die richtige Balance muss es sein. Auf unser Business-to-Business Strategie für den Friseur liegt der Hauptfokus. Dennoch sehen wir zum Beispiel Social Media als modernes und zeitgerechtes Tool für den Endverbraucher-Markt. Das Ziel ist es, TIGI noch viel bekannter zu machen, wovon dann auch unsere Friseurpartner wieder profitieren. Ein schönes Beispiel dafür sind unsere Kooperationen mit Bloggerinnen wie Caroline Daur, Pamela Reif, Caroline Einhoff und Sara-Joleen Kaveh-Moghaddam, wofür wir sensationelles Feedback erhalten haben.

Gibt es denn Studien zu eurem Bekanntheitsgrad?
TK:
Nein, wobei wir selbst auch schon darüber nachgedacht haben. Es gibt ja mittlerweile extrem viele kleine Marken, es wird immer zersiedelter. Bei Friseuren hat TIGI einen Bekanntheitsgrad von 90% aufwärts.
 



Und beim Endverbraucher?
TK:
Unser Ziel ist es eine ähnliche Quote wie beim Friseur zu erreichen aber da haben wir noch Aufholbedarf.

TIGI gibt es seit geraumer Zeit auch im Großhandel, ganz neu HAIR HAUS!
TK:
Hair Haus nehmen wir als qualitativ hochwertigen Partner wahr. Der Großhandel für den Friseurfachmarkt allgemein hat sich in den letzten Jahren toll entwickelt, Hair Haus insbesondere. Wir haben die Zusammenarbeit strategisch aufgebaut und der Start sieht sehr vielversprechend aus.

Was sind die Ziele der Großhandels-Partnerschaft?
TK:
Wir wollen die Distribution im Markt erweitern. Dazu brauchen wir hochwertige Partner im Großhandel. Bei All-4-Hair hat das bereits gut funktioniert, dort wird behutsam mit unserer Marke umgegangen. Die Friseurexklusivität steht im Fokus.

Internethandel: Ein schwieriges Thema, das allen Kopfzerbrechen bereitet. Wie geht ihr damit um?
TK:
Wir versuchen mit einigen wenigen Partnern hochwertig zu arbeiten. Jedoch ist durch EU Regularien und offene Grenzen dieses Feld sehr frei. Da haben wir nicht viel Spielraum.
Das Internet ist eine Realität unserer Zeit und wir versuchen diese eher positiv zu nutzen, um die Marke weiterzuentwickeln. Zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Bloggern oder das Bereitstellen von Education Materialien für Friseure auf YouTube etc., davon profitieren die Friseure.

Ist ein eigener TIGI-Shop geplant?
TK:
Nein. Es gibt gewisse Überlegungen, es muss aber strategisch absolut Sinn machen. Grundsätzlich folgen wir unserem Leitsatz „By Hairdressers, For Hairdressers.“. Das heißt unser Kerngeschäft ist der Verkauf über den Friseur und nicht über einen Internet-Shop – wenn, bietet der Friseur einen saloneigenen Onlineshop.

Beim Rundgang durchs Unternehmen TIGI in Herrenberg, hier im Lager

Welche sind eure stärksten Herausforderungen?
TK:
Ich nenne es nicht unbedingt Herausforderung, sondern viel mehr Potentiale. Potentiale sehe ich zum Beispiel noch bei der Farbdistribution und einer stärkeren Durchdringung unserer Partnersalons. 40% des Umsatzes mit unserer Direktmannschaft wird über Farbe generiert, da sehe ich noch Potential bis zu 70%!

Wo liegt die größere Schwierigkeit bei Haarfarben? Im Preiskampf oder den marktdurchdringenden Farbmarken von L’Oréal und Wella?
TK:
Grundsätzlich liegen dem mehrere Faktoren zu Grunde. Als wichtigsten Punkt möchte ich das Thema „Zeit“ hervorheben. Wir wissen, dass eine Farbumstellung ein sensibles Thema für Friseure ist. Farbe macht für einen Salon einen hohen Anteil des Umsatzes aus. Das wollen und müssen wir als professioneller Partner unterstützen. Deshalb arbeiten wir stetig an Maßnahmen, die dem Friseur helfen sein Farbgeschäft im Salonalltag positiv auszubauen.

Wer sind denn eure stärksten Mitbewerber?
TK:
Ich definiere Wettbewerber nie ausschließlich. Wer am Markt eine gewisse Größe hat und einen guten Job macht der ist Wettbewerber. Das sind in den letzten Jahren ohne Zweifel alteingesessene Marken wie Wella, L’Oréal & Goldwell, aber auch Paul Mitchell und andere. An unseren Eroberungen quer durch die Bank sehen wir, dass wir am Markt gewinnen und frischer Wind gefragt ist. Deswegen sagen wir nicht wir haben einen oder zwei Wettbewerber. Das spannende am Portfolio von TIGI ist: Wir sind nicht nur jung, trendbewusst und kultig, sondern wir sind auch breiter vermittelbar, ohne dabei unseren Outstanding-Factor zu verlieren.


Du nennst als Mitbewerber Wella, L’Oréal, etc., das überrascht mich. Ich hätte Marken wie Sebastian, Redken, etc. erwartet, die hippen Marken der 90er, die eine eigene Welt eröffnet haben.
TK:
Ich bin ein Freund davon ambitionierte Ziele zu setzen und dabei ist meine Vision nicht Sebastian, dann wären wir heute vielleicht noch sehr klein. Unsere Ambition ist es bei den Großen mitzuspielen. Als Beispiel hierfür nenne ich gern die Messe, hier war unsere klare Mission, wenn wir auf die Messe gehen, dann gehen wir groß und besonders– wie es der Vision unserer Marke gebührt. Das war ein Entwicklungsprozess, wir haben viel daran gearbeitet, dahin zu kommen. Der Messestand den du gesehen hast zeigt, wo wir hin wollen.
 

„Wenn man richtig gut ist, hinterfragt man wieder…“



Dennoch habt ihr 2017 ausgesetzt?
TK:
Ja, denn genau dann, wenn man richtig gut ist, hinterfragt man alles noch einmal oder wieder.
TIGIs Philosophie ist es: stetig dazu zu lernen und sich konstant weiterzuentwickeln – das heißt auch immer komplett neu zu hinterfragen.

Eure Abend-Show auf der TOP HAIR war großartig, habt ihr dieses Jahr wieder eine Show?
TK:
Die TOP Hair fragt regelmäßig an ob wir wieder eine Show machen. Dann sage ich, ihr kriegt eine Show von uns, die beste Show mit Anthony Mascolo, unserem Gründer. ABER eine TIGI Show mache ich nur Samstag, zur Primetime um 20:30!

Und kommt ihr 2018 mit Primetime-Show?
TK:
Das kann ich noch nicht sagen. (lacht)

Sonstige Pläne für 2018?
TK:
Wir haben für den Jahresbeginn 2018 einen besonderen Auftakt geplant. Auch im weiteren Verlauf des Jahres erwarten uns wieder spannende Innovationen der Marke Bed Head by TIGI. Unser Anspruch und Ziel für 2018 ist es Portfolio, Vertrieb, Education und Marketing aus Sicht des Kunden weiterzuentwickeln.

Da wünsche ich weiterhin viel Erfolg und bin schon sehr gespannt!