© Max Menning / Schwarzkopf

08.10.2021

Stuart Hamid: Ich werde nicht aufgeben Good News für das Friseurhandwerk zu kreieren

Das House of Schwarzkopf ist der neueste Coup der Schwarzköpfe, was es damit auf sich hat und warum weiterhin noch so viel mehr im Markt passieren muss, erzählt uns Henkel Beauty Care Geschäftsführer Stuart Hamid …

Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick

Wir sind im ►House of Schwarzkopf, dein neues Baby, wie fühlt sich das an?
Stuart Hamid:
Also für mich hat das tatsächlich etwas von einer Geburt. wie eine Wiedergeburt nach dieser Corona Phase. Das wir als Generation nach so vielen Jahren, hier, an diesen Ort, wo wir gegründet wurden, mit einer schönen Geschichte und viel Spaß zurückkehren, das berührt mich emotional. In der gesamten Unternehmensgeschichte gab es noch nie ein House of Schwarzkopf und es ist ein schönes Gefühl, diesen Fußabdruck zu hinterlassen.

Was erwartet ihr euch vom House of Schwarzkopf für Friseure?
SH:
Wir erwarten uns zum Beispiel Feedback, ob unsere Salonkonzepte auch beim Endverbraucher funktionieren. Dafür arbeiten wir eng mit Hauke Schmidt zusammen, der den „The Salon above“ selbstständig führt. Das Ganze möchten wir dann auch anderen Friseuren zeigen und demonstrieren, dass es real ist und nicht nur Theorie, im Grunde eine Art „proof of concept“.

Proof of concept klingt gut, würdet ihr auch Zahlen offenlegen?
SH
: Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, denn die Dinge, die wir tatsächlich umsetzen würden, wären genau die Dinge, die funktionieren. Ich würde sonst ja weder mir noch dem Salon einen Gefallen tun.

Friseure sind ja immer sehr kritisch, wenn es um unterschiedliche Vertriebsschienen geht. Wie geht ihr damit um?
SH:
Beim House of Schwarzkopf geht’s weder um Retail noch Professional, sondern um die Herkunft, Historie und auch die Zukunft der Marke Schwarzkopf. Dies alles unter einem Dach für unsere Besucher zu vereinen und erlebbar zu machen, das war unser Ziel. Dass wir in beiden Kanälen vertreten sind, ist mehr als bekannt. Worauf wir jedoch bewusst geachtet haben, ist, dass im House of Schwarzkopf keine klassischen Retailbrands zu finden sind.

Was wird im Shop angeboten?
SH:
Dort wird ausschließlich eine sogenannte Flagship-Brand angeboten, die einzig und allein für das House of Schwarzkopf konzipiert worden ist und die es auch nur hier oder im Onlineshop zu kaufen gibt. Wir haben großen Respekt davor, dass wir in diesen Räumlichkeiten mit einem Friseur zusammenarbeiten und der Fokus soll daher auf professionellen Produkten liegen.

Werden die Henkelmarken Authentic Beauty Concept, Indola oder STMNT hier auch integriert?
SH:
Nein, das Haus of Schwarzkopf ist Schwarzkopf, alles andere wäre inkonsistent. Jede Marke verdient nicht nur ein eigenes Konzept, sondern auch ein eigenes zuhause. Nur so hat dann jede Marke eine faire Chance zu wachsen.

Werdet ihr im House of Schwarzkopf auch Seminare abhalten?
SH:
Ja, aber was wir genau machen, steht noch ein bisschen in den Sternen. Es wird inspirierende Events geben und wir werden es als Hub in Berlin nutzen, damit Kunden uns als Marke erleben können. Das ist alles in Planung, „more to come“.

Du hast davon gesprochen, dass Endverbraucher den Friseur neu erleben sollen. Wie stellt ihr euch das expliziter vor?
SH:
Wir haben uns viele Jahre darauf fokussiert, den Friseur zum Star zu machen.

Dabei war es bisher tatsächlich zweitrangig den Endverbraucher anzusprechen. Wir sehen aber die Möglichkeit einer Symbiose, die uns erlaubt mit den Friseuren gemeinsame Services umzusetzen und Content zu kreieren, den wir dann mit Endverbrauchen, z.B. über Social Media, teilen. Der Kunde soll diesen Unterschied zwischen Heimanwendung und einem Erlebnis im Salon bewusst wahrnehmen und wieder mehr Friseur-Services in Anspruch nehmen, idealerweise in Salons, die mit unseren Produkten arbeiten.

Das heißt Berlin wird auch als Testsalon genutzt?
SH:
Wir haben definitiv vor, regelmäßig Meinungsbildner zu begrüßen, und damit meine ich gar nicht nur Influencer, sondern Menschen, die andere Menschen erreichen, die Impulse geben und Lust auf den Friseurbesuch verbreiten. Das ist sinnvoll für das Handwerk.

Geht es langsam wieder weg vom corona-omnipräsenten Digitalen?
SH:
Wir haben in vielen Dingen natürlich voll auf das Digitale gesetzt, aber als einer der wenigen, war unser Außendienst die ganze Zeit im Einsatz und stand immer persönlich als Ansprechpartner zur Verfügung. Dennoch, die Digitalisierung geht für mich absolut weiter, aber immer im Zusammenspiel mit dem Friseur und vor Allem immer nur da, wo es auch wirklich Sinn macht. Die persönliche Präsenz bleibt wesentlich.

Da freue ich mich auch bereits auf die Hairdressing Awards Gala!
SH:
Ja, Mai 22 in Berlin. Hoffen wir, dass alles gut bleibt und wir endlich wieder Gänsehautmomente erleben.

Was ist für dich der wichtigste Aspekt der Hairdressing Awards?
SH:
Die teilnehmenden Friseure zeigen mit ihren Bildern, wie Stolz sie auf ihr Handwerk sind. Viele profitieren von einer enormen persönlichen Weiterentwicklung, sei es im Salon, in den Medien oder in der Zusammenarbeit mit Partnern. Für alle Nominierten und vor allem für die GewinnerInnen ist der Award ein Erfolgssiegel.

Was sind weitere große Pläne für 2022?
SH:
Stärkung des Friseurhandwerks, Digitalisierung und ganz besonders Nachhaltigkeit. Wir intensivieren die Zusammenarbeit mit der Plastic Bank, das ist nicht nur umwelttechnisch, sondern auch sozial sinnvoll (Anm. Henkel verwendet Plastik, welches Menschen in Drittweltländern sammeln, z.B. aus dem Meer fischen und gegen Geld eintauschen). Authentic Beauty Concept wird die sehr erfolgreiche Einführung der Refill-Bars ausweiten und wir überarbeiten alle Produktrezepturen. Menschen erwarten, dass Verpackung und Inhaltsstoffe nachhaltig sind, da möchten wir nicht bis morgen warten und passen daher nach und nach die gesamte Produktpalette an.  

Welche Herausforderungen siehst Du für die Branche?
SH:
Der persönliche Umgang mit dem Menschen, die Notwendigkeit der individuellen Beratung und der Bedarf für das Handwerk an sich, werden auch in Zukunft weiter Bestand haben. Die große Herausforderung der Branche besteht jedoch weiterhin darin die Wertschätzung für den Berufstand so weit auszubauen, dass sich dies auch monetär in Preislisten und Gehältern ausdrückt. Am Ende ist es unsere gemeinsame Aufgabe für unsere Branche Good News in der Öffentlichkeit zu erzeugen.  

Good News klingt richtig, wie können wir das schaffen?
SH:
Meiner Ansicht nach, haben Medien die Verantwortung, ein balanciertes, ein reelles Bild des Handwerks und unserer Industrie zu zeigen. Da habe ich manchmal das Gefühl, entweder mangelt es ihnen an Information oder dem Wunsch, dass genau das passiert. Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass die Publikumspresse noch viel mehr über die Hairdressing Awards Gewinner berichtet. Aber man stürzt sich viel lieber auf das Niedriglohnthema. Ich jedenfalls werde nicht aufgeben Good News zu kreieren, das ist für mich der rote Faden dessen, was wir tun.

Lieber Stuart, vielen Dank für das Gespräch und wir freuen uns auf viele weitere Good News.