Credit: Zur Verfügung gestellt von Silke Kamchen

31.05.2017

Silke Kamchen macht Püppikram

... und will die bestbezahltesten Friseure mit Instagram Profil für Wasserwellen in einem sexy Job – so einfach!

Im Gespräch mit Birgit Senger:
Silke KamchenPÜPPIKRAM Inhaberin, Kauffrau für Bürokommunikation, BWL Studium, Visagistin, angehende Friseurin
Laura Kleber, Marketing und Kommunikationsexpertin.

Fakten:

 1 Salon in Berlin | 5 Mitarbeiter
40qm
www.pueppikram.de


ImSalon: Silke, was fasziniert dich als Visagistin an deiner Arbeit als Neo-Friseurin?
Silke: Die Arbeit am Menschen, und die Friseure selbst! Ich liebe diese Branche und diesen ständigen Wandel, auf all das mag ich nicht mehr verzichten. In kaum einem anderen Beruf bekommt man so viel Vertrauen entgegengebracht und übernimmt so viel Verantwortung.

„Bei mir sollen die bestbezahltesten Friseure arbeiten!“

Wie sehen deine Ziele aus?
Silke: Bei mir sollen die bestbezahltesten Friseure arbeiten! Ich weiß, bis dahin ist viel zu tun, ich muss weiterhin meine Preise anheben und gleichzeitig gute Leistungen bieten. Aber das schaffe ich - Friseur sexy machen.

„Schönheit von außen und von innen gleichzeitig kommt…“

Wie seht ihr die Beautybranche der Zukunft.
Silke: Heute gelingt es uns gut das äußere Schönsein abzudecken. Wir sind davon überzeugt, die Beautybranche kann noch vieles mehr: Beauty Coaches, Ernährungsberatung und das Lösen von körperlichen und seelischen Blockaden. Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele wird in Zukunft zeigen, dass Schönheit von außen und von innen gleichzeitig kommt.
Laura: Wir sind schon so nah dran. Allein was wir durch Augenbrauenstyling erreichen. Wie irre, wenn die Kundin hier sitzt und erkennt, wie sie auch ohne Make-up strahlen kann.

Schön, zu erleben, wie ihr als Quereinsteiger vom Friseursalonleben schwärmt.
Laura: Ja das ist irre. Du glaubst nicht, wie unsere Kunden manchmal hier raus schweben.

„Über den Spiegel nimmt man Veränderungen nicht wahr…“

Euer Erfolgsrezept?
Laura: Wir haben uns überlegt, wie wir dem Kunden am besten dienen können. Was würde ich als Kunde gerne haben wollen? Ganz wichtig ist es, dem Kunden die Veränderung klar und deutlich zu machen. Dazu verwenden wir Fotos und Face Charts.
Silke: Damit gelingt es uns viel besser, der Kundin bewusst zu machen, zu welcher tollen Veränderung wir ihr raten. Bestes Beispiel: der rote Lippenstift. Da schreien erst mal alle auf: "Oh Gott nein, geh mir weg mit der Farbe!" und wenn sie sich etwas daran gewöhnt haben, heißt es: "gar nicht schlecht!" und wenn Sie Bilder sehen: "oh, wie geil!".
Laura: Über ein Foto hat man einen schönen Blick von außen.
Silke: Über den Spiegel nimmt man Veränderungen nicht wahr. Ich habe mal 20 Kilo zugenommen und hab es im Spiegel nicht gesehen. Als mir jemand ein Bild von mir gezeigt hat dachte ich: "Ups, das bin ich!?" 

Kassensystem, leider hab ich mir `nen Knebelvertrag andrehen lassen…“

Was war eure größte Herausforderung?
Silke: Ein gut funktionierendes Kassensystem zu finden. Was für eine Challenge! 
Ich hab mir leider so einen Knebelvertrag (Shore IPad Kassensystem) andrehen lassen. Das kostet viel Geld und bringt mir nichts. 

„Kassierplatz, der gehört bei uns der Vergangenheit an“

Was braucht ein Friseursalon nicht?
Silke: Kassierplatz, der gehört bei uns der Vergangenheit an. Warum soll unsere Kundin, nachdem sie 1-3 Stunden nett entspannt hat, aufstehen und im Stehen an der Kasse in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie kramen? Da ist es doch viel gemütlicher, ich gehe mit dem iPad zu ihr, während sie noch den letzten Schluck ihres Sekts genießt. Am Platz kassieren wir entspannt. Dort, wo früher die Kasse stand, hab ich jetzt Platz für irgendwas anderes.

Wie viele Stunden in der Woche verbringt ihr ohne Social Media?
Laura: Wenig! (lacht.)

Ihr habt vor Kurzem erfahren, dass „Püppikram“ bei der Handwerkskammer in der
Handwerksrolle eingetragen werden muss, wozu ihr einen Meistertitel braucht. Das war euch bisher nicht klar?

Silke: Nein, mir war nicht klar, dass ich, sobald ich Haare hochstecke und keinen Meister im Salon angestellt habe, als Unternehmerin illegal unterwegs bin. Hat mir blöderweise bei der IHK, bei der ich mich als Visagistin angemeldet habe, auch keiner gesagt. Am Anfang war ich mobil unterwegs, da kannst du neben Make-up auch Haare hochstecken. Das ist erlaubt. Aber nicht in einem Geschäft.
Laura: Am Anfang haben wir auch viel mehr Make-up und Brautstylings gemacht. Die Friseurdienstleistungen sind dann mehr und mehr dazu gekommen.
Silke: Im Nachhinein kann ich ganz klar sagen, wäre mir das klar gewesen, ich hätte den Schritt in die Selbständigkeit nicht machen können. Am Anfang hätte es sich nicht gelohnt einen Meister einzustellen.

Wie viele Stunden musst du einen Meister beschäftigen?
Silke: 35 Stunden.

Wäre das Erlangen des Meistertitels für dich auch erstrebenswert?
Silke: Ja, das will ich jeden Fall machen.

Wie sieht dein Plan aus? Lässt du dich zur Friseurin ausbilden?
Silke: Mir wurde gesagt, dass es ausreicht, vier Jahre mit einem Meister zusammenzuarbeiten. 
Da ich eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen kann, verkürzt sich die Zeit auf zwei Jahre. Meine Visagistik-Ausbildung hätte nichts mit Friseur zu tun, eigentlich unlogisch, aber was soll's. Jetzt will ich mit meiner Meisterin den Ausbildungsplan für Friseure auseinanderpflücken und in den nächsten zwei Jahren abarbeiten. Dann lege ich meine Meisterprüfung ab.

Wollt ihr selbst Friseure ausbilden?
Silke: Ja, so in drei Jahren.

Hast Du eine Ausbildung als Hair& Make-up Artistin gemacht?
Silke: Nein, ich habe während meines Studiums bei Yves Saint Laurent und Dior im Lafayette und KaDeWe gejobbt und einige Kurse belegt.

FriseurmeisterIn mit gepflegtem Instagram Profil gesucht!

Ihr sucht auf "JOKIRA" einen Friseurmeister/in mit gepflegtem Instagram Profil. Echt jetzt?
Silke: Ja, das grenzt den Kreis ein wenig ein. Aber es wäre nicht schlimm, wenn sich trotzdem jemand bewirbt, der sagt: "Instagram? Hab ich nicht... aber, wenn mir alles andere gefällt, ruf ich da trotzdem an!" Genau nach denen suche ich! Und einen Meister haben wir bereits über jokira.de gefunden.

Wie seid ihr als Arbeitgeber?
Silke: Innovativ, offen, mit viel Vertrauen in die Menschen, die bei uns arbeiten!

„…intrinsische Motivation und Freiheit…“

Wie motiviert ihr eure Mitarbeiter?
Silke: Durch intrinsische („von innen her kommend“ Anm. Red.) Motivation und Freiheit.

Und wie sieht „intrinsische“ Motivation in der Praxis aus?
Silke: Wenn unsere Mitarbeiterin gerne Haare färben möchte, sollte sie am besten den ganzen Tag Haare färben dürfen. Wenn ich sie stattdessen drei Make-ups am Tag machen lasse, mach ich sie damit nicht glücklich!

„Viele unserer Kunden kommen wegen der Wasserwelle“

Ihr seid sehr aktiv auf You Tube. Welches eurer Videos hat die meisten Klicks?
Laura: Die Wasserwelle!
Silke: Wir lieben die Wasserwelle! Wie schrecklich, dass die Wasserwelle nicht mehr in der
Friseurausbildung gelehrt wird. Wir haben so viele Kunden, die wegen der Wasserwelle zu uns kommen.

„Die Wasserwelle ist so schön nischig“

Wie erklärt ihr euch das?
Laura: Die Wasserwelle ist so schön nischig.

Wie lange dauert es, ein You Tube Video herzustellen? Als Beispiel das Wasserwellen Tutorial…
Laura: Das waren16 Stunden Arbeit.

Wow. Bringt das einen wirtschaftlichen Nutzen?
Laura: Ja, Klicks! Enorm viele Klicks und damit ein besseres Google Ranking. Von #Smokyeyes oder #Balayage ist das Netz ja voll, da macht es wenig Sinn, noch etwas dazu zu machen.
Silke: Und das nächste Ding wird die Dauerwelle!

Ihr wollt wieder Dauerwellen machen?
Laura: Ja klar, das ist doch das, was die Kunden wollen. Die Haare sollen lockig fallen, länger halten, Volumen haben. Klar dürfen unsere Dauerwellen nicht so aussehen wie in den Achtzigern.

Mit welcher Aktion macht ihr den größten Umsatz?
Silke: Mit unseren Workshops.

Was macht ihr da?
Silke: Make-up oder Hair Styling. Wir zeigen den Kunden, wie sie sich am besten schminken oder stylen. Je nach Wunsch Make-up für den Abend oder die Arbeit, schöne „maskenfreie“ Schminktechniken oder einfach Haare flechten oder Haare locken, bzw. Augenbrauenstyling etc.

Macht ihr das in Gruppen?
Silke: Nicht mehr, es hat sich gezeigt, dass unsere Kunden auf persönliche Beratung Wert legen und gern Einzelberatungen in Anspruch nehmen möchten.

Was muss passieren, dass ihr nach einem Arbeitstag zufrieden und erfüllt seid?
Silke: Viele 5 Sterne Bewertungen, strahlende Kunden, ein tolles Team!

Na dann viel Erfolg, bleibt weiterhin frisch und verliebt am Werk!