06.02.2021

Realitätsdämpfer für Österreichs Lockdown Ende

Be careful what you wish for! Ab Montag dürfen Friseure in Österreich wieder arbeiten, dem initialen Jubelschrei folgt der Realitätsdämpfer auf den Fuß, denn die Auflage der Freitestung birgt Herausforderungen...

Kommentar von Raphaela Kirschnick

Ganz Deutschland blickt auf Österreich! Im nahen Süden dürfen Friseure ab 8.2. wieder arbeiten – da hofften viele sogleich auf die Öffnung im eigenen Land.

Nach dem initialen Lockdownende-Freudetaumel folgt jetzt der Dämpfer.

Buchungen gehen massiv zurück

Die Verzweiflung der Kunden über Ansatz und Struwwelkopf war schnell vergessen, als bekannt wurde, dass der Friseurbesuch in Österreich an einen negativen Testbescheid (sog. Zutrittstest) gekoppelt sein soll. Das klingt erstmal harmlos, der Praxischeck zeigt gleich mehrere Hürden.

  • Zeitlicher Mehraufwand
    Viele haben keine Lust oder Zeit, 1-2 Stunden damit zuzubringen in einer Teststraße oder beim Arzt/ Apotheker einen Test zu machen und auf das Ergebnis zu warten, um dann mit dem „Negativ-Bescheid“, der nicht älter als 48h sein darf, zum Friseur zu fahren.
  • Finanzieller Mehraufwand
    Auch wenn aktuell daran gearbeitet wird, dass Tests in Apotheken gratis durchgeführt werden sollen, noch ist man weit davon entfernt. Bis Ende Februar kann es dauern, dass Flächendeckung gewährleistet ist. Das sind 3 Wochen!
    Aktuell kostet ein Test-Attest den Kunde bis zu 30,00 €.
     
  • Geografisches Desaster
    Während die Großstadt noch ein recht umfassendes Test-Netz anbietet, stößt man am Land schon auf das Problem, wo testen lassen? Vor allem für ältere Menschen eine echte Herausforderung. Noch bieten nicht alle Ärzte/ Apotheken Testungen an und nicht jeder hat ebenjenes in der näheren Umgebung

Salonunternehmer berichten von Buchungsrückgängen bis zu 50% in den Städten, bis zu 90% in manch ländlicher Region.

Es geht noch hirnrissiger

Das wird jetzt getoppt! Denn Schwarzarbeit wird Haus und Hof geöffnet und das buchstäblich. Laut aktuellen Verordnungen ist bei Hausbesuchen keine Freitestung notwendig. Verfassungsrechtlich bleibt der private Raum heilig, gut so. Für Friseure ist es in dieser Situation jedoch kontraproduktiv.

Das haben Kunden freilich längst mitgekriegt und wenn es nett zugeht, laden Kunden ihre Friseure freundlich zu sich nach Hause ein. Die meisten Kunden fordern das schlichtweg ein.

Die Folgen: Schwarzarbeit wird gepuscht und das Virus samt Mutante darf nun fleißig Corona Haushalts Hopping spielen.

In Österreich ist man bemüht Lösungen zu finden: Selbsttests für Friseursalons führt dabei die Wunschliste an, gefolgt von einem Entfall der Freitestung, da man längst ein bewiesenermaßen funktionierendes Hygienekonzept umgesetzt hat.

Das beweist auch der Blick in die Schweiz, geht doch, und zwar wunderbar!

Hoffen wir, das Deutschland aus dem österreichischen Murks lernt.

Raphaela Kirschnick