04.02.2011

Preisempfindlichkeit - Kolumne Dieter Schneider

Es muss zunächst die öffentlich artikulierte Preisempfindlichkeit in den Medien von der individuellen Preisempfindlichkeit im Hinblick auf Preise für Friseurdienstleistungen unterschieden werden.

Die richtige Einschätzung beider Empfindlichkeiten (wirtschaftswissenschaftlich „Preiselastizität der Nachfrage“ genannt und der richtige Umgang damit, ist ein äußerst wichtiges Marketingproblem für Friseurunternehmen.

Das ist ein divergierendes Problem, was immer wieder neu gelöst werden muss. Im Gegensatz dazu gibt es konvergierende Probleme, d.h. Fragestellungen, die irgendwann jemand zufrieden stellend
für alle gelöst hat. Die Erfindung des Rades war eine konvergierende Problemlösung. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Da können wir von der Vorerfahrung anderer profitieren (Rezepte!).

Die richtige Preispolitik, die die Preisempfindlichkeit der Kunden in die Überlegungen einbezieht, ist leider keine konvergierende Problemstellung. Selbst eigene Vorerfahrungen mit früheren Preiserhöhungen können problematisch sein, wenn sich das Verbraucherverhalten geändert hat. Die divergierenden Probleme – dazu gehört fast alles im Umgang mit Menschen – müssen immer wieder neu durchlebt und gelöst werden. Deshalb sind z.B. „Eheratgeber“, „Erziehungsratgeber“, oder „Glückratgeber“ so fragwürdig.

Wenn z.B. von Unternehmensberatern oder Friseurunternehmern behauptet wird, sie könnten beweisen, dass Preiserhöhungen nicht zu einem Rückzug der Kundenbesuche führen, dann können sie das höchstens für jeden Einzelfall im Nachhinein beweisen, nicht aber für die Branche oder einen anderen Friseurunternehmer.

Generell ist die Preisempfindlichkeit der Menschen bezüglich der Friseurpreise hoch. Für die Branche ist fast als Gesetzmäßigkeit zu betrachten, dass Preiserhöhungen in Prozent bei unveränderter Qualität des Angebotes zu einem Rückzug der Bedienungsfälle in gleicher Höhe führen.

Um die Preisempfindlichkeit der eigenen Kunden bei Preiserhöhungen zu senken, ist eine Steigerung der Qualität der Friseurdienstleistungen im weitesten Sinne notwendig.

Wenn die Kunden denken oder sogar sagen:
Für das, was sie bieten, sind die Preise (trotz hohem Preisniveau) günstig, dann ist mehr Luft für Preiserhöhungen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die Preisempfindlichkeit sowohl bei sehr hohen Preisen als auch bei sehr niedrigen Preisen hoch ist.

Bei hohen Preisen ist das nicht weiter verwunderlich. Wenn Kunden aus ihrer Sicht relativ viel für die Friseurdienstleistung bezahlen, erwartet sie auch viel Leistung. Bei niedrigen Preisen ist es etwas anders: Da sind die Kunden meistens misstrauisch und suchen – wie der Volksmund sagt – das Haar in der Suppe oder den Haken an der Sache. Das kann z.B. bei günstigen Modellpreisen der fall sein. Auch die Preisempfindlichkeit bei Preiserhöhungen vom niedrigen Niveau aus kann genauso groß wie vom hohen Niveau aus sein.

Notwendige Preiserhöhungen sollten deshalb kein jährlicher Automatismus sein, sondern ein immer wieder notwendiger Test der Preisempfindlichkeit der Kunden.
Dabei sind auch die Kunden nicht alle gleich. Auf eine übergroße Preisempfindlichkeit einzelner Kunden sollte dabei keine Rücksicht genommen werden, denn Rücksicht auf sie kann betriebswirtschaftlich großen Schaden anrichten.