Credit: Zur Verfügung gestellt von Julia Binatti

27.01.2015

Julia Binatti: Barbershop einmal anders

Wir haben mit Julie's Barbershop Geschäftsführerin Julia Binatti darüber gesprochen, wie es ist, als Frau einen Barbershop zu leiten und dabei Barber-Trends links liegen zu lassen.

imSalon: Du hast einen sehr schönen Barbershop, mit sehr reduziertem Design - eigentlich genau das Gegenteil vom überladenen, in dunkles Leder getauchten Barbier, wie man ihn sich vorstellt. Woher kommt diese Salonidee?

Julia Binatti: Ich bin kein Mann - wir wollten eine maskuline Linie fahren, in der man sich als Frau auch wohl fühlt. Auf keinen Fall wollten wir die Spiegel und Plätze klassisch an der Wand aufgereiht. Die große Idee dahinter war, wir wollten ein "minimalistisches Wohnzimmer".

imSalon: Wie kam die Idee zum Barber-Shop? Warum kein "normaler" Friseur-Salon?

JB: Ich habe mich immer schon aufs Herrenfach spezialisiert. Ich habe bei Sassoon gelernt und für mich war es immer klar, dass ich mit Männern arbeiten möchte, weil ich mit Männern einfach besser klarkomme, persönlich und menschlich. Frauen wollen immer viel drumherum, Männer sind da viel einfacher.

"Die Industrie tut so, als existiere der Mann erst seit drei Jahren"

imSalon: Hat sich der Herrenservice in den letzten Jahren verändert? Gibt es einen Trend zum Barber?

JB: Mir kommt vor, die Friseurindustrie denkt, der Mann existiert erst seit drei Jahren - für mich war das aber immer schon Alltag. Ich verstehe darum nicht ganz, warum plötzlich überall Barbershops auftauchen. Zuerst waren da ein paar Models mit Vollbart und jetzt ist es Trend. Es hat sich aber schon was verändert, von dem auch was hängen bleiben wird: Heutzutage kannst du auch als Bankangestellter einen Vollbart tragen, wenn du willst. Und ist eine Frage der Generation - bei uns gab es immer schon ältere Herren, die haben immer Vollbart getragen.

imSalon: Gibt es einen Trend zur Rasur?

JB: Die Kunden finden es toll und interessant, dass wir auch Nassrasur anbieten, weil dieses Handwerk irgendwann ausgestorben ist. Sie sind neugierig, aber sind es einfach gewohnt zuhause zu rasieren. Ich denke auch, dass sie Angst vor der Klinge haben. Einen Trend zur Rasur sehe ich also gar nicht. Meine Mitarbeiterinnen haben das Rasieren ganz aufgegeben - bei uns mache das nur noch ich und auch nur auf Anfrage, vielleicht einmal pro Woche. Es ist einfach sehr zeitintensiv und wird kaum gefragt - Glattrasiert ist momentan auch gar nicht Trend. Bartpflege und Bartschneiden machen wir aber sehr oft.

imSalon: Wie kommt das bei den Herren an, dass Du als Frau einen Herrensalon leitest?

JB: Bei uns ist sogar das ganze Team weiblich und für viele unserer Kunden war das nicht neu - die kannten wir schon von früher und wir haben sie "mitgenommen". Man sieht mir aber meine 34 Jahre nicht an, daher fragt manchmal auch einer, ob ich das überhaupt kann. Ich sag' dann meistens "Nee, eigentlich ist das das erste Mal"- einfach frech antworten und die Sache ist gegessen.

imSalon: Ist es schwierig für einen Barbershop Mitarbeiter zu finden?

JB: Absolut. Es ist echt sehr, sehr schwer gute Mitarbeiter zu finden. Wir sind zu fünft, hätten aber viel mehr Platz. Mein ganzes Team ist noch aus meinen Sassoon-Zeiten mitgekommen, neue Leute haben wir bisher nicht gefunden.

"Kein Mann verwendet die Produkte der Frau - das ist die Ausrede von Nicht-Verkäufern"

imSalon: Kaufen Männer Pflegeprodukte oder verwenden sie immer noch die ihrer Frauen?

JB: Bei uns kaufen sie richtig viel. Die Frankfurter Männer sind sehr eitel und wollen auch nicht nach ihren Frauen riechen. Ich glaube, das ist nur eine Ausrede von Friseuren, die nicht verkaufen können. Wir arbeiten mit American Crew und ganz neu auch mit Davines- es ist auch wichtig, dass man gute Produkte hat.

imSalon: Muss man sich als Friseur von anderen Salons unterscheiden?

JB: Natürlich muss man individuell sein - wenn man überleben will muss man sich vermarkten, man muss auffallen. Als ich eröffnet habe, war ich in Frankfurt der zweite Barbershop. Mittlerweile gibt es sicher zehn! Funktionierende Ideen werden immer kopiert. Unser Ziel war es, wir wollten nie einfach nur gleich aussehen wie alle anderen.

imSalon: Eine letzte Frage: Ihr habt Turnschuhe an der Wand. Was hat es damit auf sich?

JB: Wir haben immer wieder neue Sachen hier. Auch mal Mode, Kunst und Ausstellungen. Jetzt gerade sind es bunte Kühlpads..

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