Im Interview mit Birgit Senger | Credit: Sandra Kühnapfel

17.12.2019

Johnny Othon von Allilon: Fehler sind die Gelegenheit zu wachsen!

Dieses Team aus London hat ein ungewöhnliches Konzept: Beim Seminar wird kein Haarschnitt bis zum Ende gezeigt, sondern der Prozess des Haareschneidens selbst erklärt. Sie begeistern schon in den ersten Minuten mit Disziplin und der Aufmerksamkeit für Detail und siehe da, es funktioniert: Alle drei Seminartage von Allilon sind ausgebucht. Wir haben mit Johnny Othon gesprochen!

imSalon: Sauberes Abteilen, diszipliniertes Arbeiten, Kontrolle der eigenen Körperhaltung durch den Spiegel.... mal ganz ehrlich, wie schafft man es damit Friseure zu begeistern?
Johnny Othon: Mit Leidenschaft. Jeder Friseur macht das, was er tut, mit sehr viel Leidenschaft. Das Problem was Menschen haben ist, dass sie ängstlich werden. Anstatt den Prozess zu genießen, lassen sie sich durch Fehler verängstigen. Der Prozess muss voller Fehler sein... In unserer Schulzeit werden Fehler rot angestrichen zusammengezählt und ergeben eine schlechte Note.

Fehler sind eine Gelegenheit zu wachsen!

Viele Fehler - schlechte Noten - dumm gelaufen?
JO:
Genau so haben wir es als Kind gelernt: Fehler sind schlecht. Das sind aber nicht wirklich Fehler, sondern lauter Möglichkeiten zu lernen! Je mehr Fehler man macht, umso mehr Gelegenheiten bekommt man, daraus zu Lernen. Egal mit wie viel Erfahrung man zum Workshop kommt, für alle gilt: Seht Fehler nicht als Fehler, sondern als Gelegenheit wachsen zu können.

Die Begeisterung die jeder als Kind oder am Anfang seines Berufslebens hatte, die wollt ihr wieder wecken?
JO:
Wir möchten mit unserer Begeisterung die Leidenschaft wieder wecken. Das gesamte Team ist begeistert von dem, was wir erzählen. Das können unsere Studenten auch spüren. Und sicherlich gibt es die guten Momente, in denen sich alle freuen, was Neues gelernt zu haben und stolz sind auf ihr Werk. Aber es gibt auch Momente, da läuft es nicht wie man sich das vorgestellt hat. Das kann hart und frustrierend sein. An diesem Punkt merkt aber jeder, ob du es gut mit ihm meinst oder nicht. Wenn du dich sorgst, ihn unterstützt und an ihn glaubst, fällt es ihm leichter etwas zu erlernen.

Macht das euren Erfolg aus?
JO:
Ja, ich denke schon. Mit meinem Team arbeite ich schon sehr lange zusammen. Wir achten sehr darauf, was wir tun und wie wir mit uns und den anderen Menschen umgehen. Und so wurde der "Faktor Mensch" zu unserer Kultur. Ein gutes Umfeld ist der Schlüssel für alles. Stimmt das Umfeld, öffnen sich die Menschen, begeben sich auf neue Wege, lassen sich begeistern. Wenn das Umfeld stimmt, kann jeder was lernen. Das Umfeld und die Energie sind der Schlüssel zum Erfolg.

Wie groß ist euer Team?
JO:
In der Academy, im Salon und auch mit den Fotografen, dem Webmaster und Grafikern sind es insgesamt 52 Mitarbeiter.

Das Allilon Team | Credit: Sandra Kühnapfel

Wie lange gibt es Allilon?
JO:
Wir haben vor 10 Jahren mit 4 Leuten angefangen. Wir sind ständig gewachsen. Unser Produkt ist der Mensch, nicht der Haarschnitt oder ein Shampoo. Menschen kümmern sich um Menschen. Investieren wir in unser Team, wirkt sich das positiv auf unser Produkt aus.

In den meisten Seminaren wird ein Haarschnitt von A-Z erklärt. Ihr habt heute während des Haarschnittes aufgehört, das ist ungewöhnlich.
JO:
Wer den Prozess des Haareschneidens versteht, kann mit Haaren spielen und beherrscht nicht nur einen einzigen Haarschnitt, sondern Milllionen. Unsere Philosophie sind die Fragen: Wie mache ich es und wie nicht? Warum mache ich es und warum nicht? Wann mache ich es und wann nicht?

Wer also den Prozess eures Haareschneidens versteht, kann alles was war, ist und noch kommt, umsetzen?
JO:
Ich höre häufig von Teilnehmern: „Hätte ich das alles nur schon viel früher gewusst!“ Aber uns gibt es ja erst seit 10 Jahren, was wir tun ist recht neu. Wir sagen gerne: Allilon ist für alle, aber es ist nicht für alle. Jeder kann es haben, aber nicht alle werden es akzeptieren.

Johnny, das war wirklich spannend! Ich hoffe wir sehen dich und dein Team bald wieder in Deutschland weiterhin viel Erfolg!