01.04.2022

Erdogu Sisters: Wir werden unsere Preise so anpassen, dass wir die Gehälter aller Mitarbeiter um 5% erhöhen können

Es ist Zeit zuzuhören, wissen Filiz und Figen Erdogu. Ob Ukraine, Inflation oder Klimawandel, diese Themen beschäftigen alle. Als Unternehmerinnen sehen sie es als ihr Pflicht Hilfe zu geben, ob über Gehälter oder neue nachhaltige Prozesse im Salon, wie neu die Refill-Bar …

Im Gespräch mit Birgit Senger

Wie läuft es im Moment bei Euch?
Figen Erdogu:
Im Moment verbringen wir viel Zeit mit Mitarbeitergesprächen. Wir sind stolz auf die vielen unterschiedlich starken Persönlichkeiten in unserem Team. Genau das macht unser Team so wertvoll.

Filiz Erdogu: Wir haben eine schöne Tradition, Figen schreibt für jeden Mitarbeiter zum Firmenjubiläum eine persönliche Karte. Sie hat eine wunderbare Gabe für jeden die richtigen Worte zu finden. Jeder unserer Mitarbeiter*innen hat etwas ganz Besonderes. Das möchten wir auch in diesem Jahr noch mehr auf unseren Social Media Kanälen zeigen.

 

Was bewegt aktuell eure Mitarbeiter*innen?
Figen:
Wir sind erstaunt, wie viele Sorgen auch junge Mitarbeiter*innen heute haben, die täglichen Nachrichten, Klimawandel, steigende Energiepreise und Krieg in der Ukraine machen auch ihnen Angst.
Wir müssen die Ängste und Sorgen unserer Mitarbeiter*innen ernst nehmen.

„Wir werden unsere Preise so anpassen, dass wir die Gehälter aller Mitarbeiter um 5% erhöhen können.“

Wie geht man damit als Chefin um?
Filiz:
Als Arbeitgeber sind wir verpflichtet, uns zu überlegen, wie wir die Gehälter anpassen können, sodass die Inflation unsere Mitarbeiter nicht zu hart trifft. Wir werden unsere Preise so anpassen, dass wir die Gehälter aller Mitarbeiter um 5% erhöhen können.

„Wir sprechen nicht aktiv über Preiserhöhung“

Wie kommuniziert ihr das gegenüber den Kunden*innen?
Figen:
Als Team haben wir beschlossen, nicht aktiv über Preiserhöhung zu sprechen. Wenn wir an der Kasse gefragt werden, ob wir unsere Preise erhöht haben, legen wir Wert darauf zu sagen „Wir haben unsere Preise angepasst.“

Worauf legt ihr besonderen Wert?
Filiz:
Großzügigkeit ist unser Mantra. Wir sind in vielem bereit, zu teilen. Wir leben nach dem Motto: „Man muss sehen, dass es allen gut geht, dann geht es auch mir gut.“

Macht sich Corona an euren Umsätzen noch bemerkbar?
Figen: Nein, tatsächlich gar nicht. Wir hatten einen sehr guten Januar und auch Februar. Unsere Umsätze sind immer konstant.

"Wir haben immer eine Warteliste, mit der wir freigewordene Kundentermine schnell wiederbesetzen können."

Habt ihr keine Kundentermine, die wegen Krankheit oder Quarantäne abgesagt werden?
Filiz: Schon, aber wir haben immer eine Warteliste, mit der wir freigewordene Kundentermine schnell wiederbesetzen können.

Klimawandel-Ängste! Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei ERDOGU‘s?
Figen: 
Nachhaltigkeit sehen wir mittlerweile nicht mehr als Trend, sondern als das Bewusstsein unserer Gesellschaft, ihr Konsumverhalten reduzieren zu wollen.

Wir sind beide Mütter und machen uns Gedanken darüber, wie wir unsere Kinder erziehen. Welche Werte möchten wir weitergeben? Welche Zukunft wünschen wir uns für sie? Gerade durch Corona wurde uns doch allen klar, dass jeder etwas tun kann. Natürlich jeder nach seinen Möglichkeiten. Vieles, was im Privaten schon gemacht wird, Müll trennen, Kleidung aus recycelten Materialien kaufen, weniger Plastik verwenden, Pfandsysteme nutzen, möchten wir auch in unserer Arbeitswelt integrieren.

Und wie macht ihr das?
Filiz: Wir haben vor einem Jahr unser Produktsortiment mit Authentic Beauty Concept erweitert. Dafür haben wir uns entschieden, weil zum einen Produkt und Konzept sehr gut zu uns passen, aber vor allem, weil uns die Menschen begeistern, die voll und ganz die Marke leben. Das zeigen auch Details, wie die  Refill Bar, die wir seit Anfang des Jahres in unserem Salon in Gießen etabliert haben.

„Vor allem unsere jungen Mitarbeiter*innen finden Refill gut.“

Wie wird das Angebot angenommen?
Figen:
Sehr gut. Wir merken, dass nicht nur wir uns, sondern auch unsere Kunden*innen, sich viel mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Viele möchten mit ihrem Konsumverhalten auch gleichzeitig etwas Gutes tun. Vor allem unsere jungen Mitarbeiter*innen finden Refill gut. Man merkt, sie fühlen sich verstanden, daher werden wir die Refill Bar auch im Salon in Bad Nauheim aufnehmen.

Die Nachfrage von Friseur*innen nach Refill Produkten gibt es doch schon länger. Oft wurde argumentiert, man könnte nicht sicher sein, dass die Shampooflaschen, die wieder aufgefüllt werden, gründlich ausgespült sind etc. Wie sind eure Erfahrungen?
Filiz: Das System funktioniert sehr gut. Die Kunden*innen achten darauf, dass die Flaschen sauber sind UND, dass sie wieder randvoll aufgefüllt werden (lacht). Man wird sicherlich auch an der Refill Bar was finden, was man optimieren kann. Die Tatsache, dass wir den Plastikkreislauf schließen, anstatt ihn zu erweitern, macht die Refill Bar um so vieles besser als alles, was uns bisher angeboten wurde.

In welcher Beziehung wünscht ihr euch noch bessere, umweltschonendere Produkte für Friseur*innen?
Figen:  Wir haben im Team schon oft über Alternativen zu Plastikhandschuhen und Alufolie diskutiert. Was wir in den letzten Monaten durch die Hygienemaßnahmen an Plastikhandschuhen verbraucht haben, war wenig erfreulich. Da wir viele Blondkund*innen haben, nutzen wir aufgrund der besseren Aufhellungskraft noch immer Alufolie. Sind aber auch hier auf der Suche nach Alternativen.

Ihr Lieben, ich danke euch für das Gespräch und wünsche weiterhin viel Erfolg!