Quelle: Tagesschau 30.06.2020 | ARD

01.07.2020

Der neue Mindestlohn - wieder schaut die Nation auf Friseure

Und da war sie wieder: Die visuelle Spitzenposition der FriseurInnen in der allseits beliebten Rubrik "Niedriglohndebatte" in der letztlich 10,45 Euro dem bundesweiten Durchschnitt von 19,76 Euro gegenüberstehen.

Ein Kommentar von Katja Ottiger

Ja, es wird wieder über den Mindestlohn gesprochen, denn der soll in Deutschland schrittweise in einem Vier-Stufen-Modell erhöht werden (imSalon berichtete: ► Friseur-Mindestlohn steigt stufenweise auf 10,45 Euro bis Juli 2022).

Arbeitsminister Hubertus Heil, SPD, fordert mittelfristig gar eine deutliche Erhöhung: „12 Euro sollen hier als Etappenziel und Richtmarke gelten. Denn damit würde die Schere zu den Durchschnittslöhnen, die im Moment bei 19,76 Euro liegen, deutlich verkleinert werden.“, so der Arbeitsminister bei einer gestrigen Pressekonferenz (30.06.2020).

Die Medien greifen zur Untermalung vor allem wieder auf ein Bild zu, nämlich dem der Haareschneidenden Friseurin - erst gestern wieder gesehen in der „Tagesschau“ - und schwups, was manifestiert sich in den Köpfen der Menschen? Die Friseurin in der Vollzeit-Niedriglohnspirale, Systemrelevanz in Corona-Zeiten hin oder her - nicht der Taxifahrer, nicht die Beschäftigten in der Gastronomie oder die ausgebeuteten Mitarbeiter der Fleischindustrie. Mindestlohn und das Bild der FriseurInnen gehen in den Medien Hand in Hand. Solche Bilder mindern die Wertigkeit eines ganzen Berufsstandes und die Chancen für Friseurbetriebe, im Battle um den wertvollen Nachwuchs mit zu ringen.

Warum ist der Friseurmindestlohn nach wie vor ident mit dem bundesweiten Mindestlohn, weshalb schafft es diese begehrte Branche nicht, die in Coronazeiten viel gepriesene Wertigkeit, auch monetär auszudrücken? Der massiv anhaltende Nachwuchsrückgang beweist den ultimativen Handlungsbedarf.

Und wer kommuniziert in die Etagen der Nachrichten-Redaktionen was ebenso Realität ist?: In vielen Betrieben der Friseurbranche werden die Mitarbeiter ihrer Profession entsprechend übertariflich bezahlt und längst hat sich innerhalb der Friseurbranche selbst die Verdienstschere aufgetan. Nach dem Motto: Wer hat, der kann.

Was müssen wir ändern, dass das Bild in der Wahrnehmung beim Gegenüber ein anderes wird? Mit Corona haben wir es geschafft, eine der begehrtesten Branchen zu sein, jetzt sind wir wieder die, in der man nix verdient … schade.