Credit: Zur Verfügung gestellt von Denise Bredtmann

30.04.2016

Denise Bredtmann ist bekennende Bobblerin

Facebook als Zigarette danach, anschauliche BH´s auf dem Kopf und Shades of Grey-Kundinnen. Comics als Ideengeber für ihre Bücher und der Plan, Deutschland zu entkrallisieren. Mit Denise ist es nicht langweilig. Ein interessanter Talk …

Denise Bredtmann im Interview

Bevor ich eine erste Frage stellen kann, sprudelt es bereits aus ihr heraus. Lebendig, lustig, und unterhaltsam wie ihre Schulungen. Sie auf ihrem Sofa zu Hause, ich bei einem entspannten Glas Wein im Büro. Wir hatten es fein.

Ein Interview von Katja Ottiger

Denise: Katja, weißt du, eigentlich wollte ich ja Kunst studieren, aber irgendwann ist mir bewusst geworden, dass ich da den ganzen Tag allein im Atelier gesessen wär! Da wusste ich, DAS schaff ich nicht: Niemanden treffen, mit niemandem reden? (lacht.) Nie im Leben! Mein Plan wäre ja gewesen, halbtags ein Friseur-Geschäft zu machen - weil, so anstrengend kann das ja nicht sein, haha! - und abends dann entspannt zu malen. 

imSalon: Ok, aber aus deinem geplanten Halbtagegeschäft wurden zwei. Hast du denn jetzt noch Zeit zum Malen?
Warum malen? Ich bobble ja jetzt! Ernsthaft, das ist wirklich ok! Haar ist ein wunderbarer Werkstoff, mit dem man tolle Skulpturen schaffen kann. Statt Kunst gebe ich Unterricht für Haargebilde!

imSalon: Hat Kunst noch Platz in deinem Leben?
Es sollte langsam mal wieder Zeit dafür werden. Aber mit zwei Geschäften und dem vielen Reisen, ist es weniger, als ich mir erhofft hatte. Kunst und Hochstecken, das hat viel Gemeinsames. Für mich waren die Grechts (Frieda und Werner Grecht, aus Österreich, Anm.)wahre Könner auf diesem Gebiet. Sie schafften die Fusion aus beidem, das möchte ich auch noch hinbekommen!

imSalon: Tja, wo fange an? Beim Bobbeln, beim Reisen, bei euren Geschäften, deinen Büchern, den Videos…?
Mein Mann Michael und ich sind Friseure in der vierten Generation...

imSalon: ... gut! Bei deinem Mann. Er ist gebürtiger Amerikaner, aus Houston.
(Denise lacht) Ja, Michael habe ich mit 15 Jahren bei einem Wella Seminar kennen gelernt. Er war damals 24. Wir sind viele Jahre immer wieder irgendwie bei Schulungen aufeinander getroffen und sind umeinander herum geschwirrt. Irgendwann kamen wir zusammen und seitdem „sharen“ wir alles miteinander, er ist mein Fels und meine Basis. 

imsalon: Ihr habt das Familienunternehmen „Bredtmann“ übernommen und erweitert, eure Tochter möchte nach dem Abitur auch Friseurin werden. Wieviel Zeit bleibt für das Geschäft?
Das Friseurgeschäft ist und bleibt meine Wurzel. Ich versuche dreimal die Woche dort zu sein. Das ist wichtig, wenn man selbst Schulungen gibt, um glaubhaft zu sein.

imSalon: Beim Thema Schulungen hat es dir der Großhandel besonders angetan.
Ja, ich liebe es, Schulungen für Großhändler zu geben! Das tue ich seit über 10 Jahren. Die sind das wahre Schlaraffenland für mich, da bekomme ich alles, was ich brauche. Jede Spange, jeden Pin und auch meine geliebten invisibobbles.

imSalon: Durch deine Schulungen kam ja auch die Idee zu deinem ersten Buch „Frisurenbuch Hochsteckfrisuren Basic.
Ja, die Teilnehmer haben immer wieder gefragt, ob ich nicht irgendwelche Unterlagen für sie habe. Ich habe mir überlegt, was wäre mir in einem Buch wichtig? Es müsste wie ein Comic aufgebaut sein. Wenig bis gar kein Text, viele Bilder. Und so haben wir es gemacht. Mit Kunden als Modellen und einem, das Wesentliche erklärenden Vorwort. Entstanden ist das Buch in meinem Wohnzimmer, mit wasserabweisendem Einband, in Ringform und in Zusammenarbeit mit einem Großhändler.

imSalon: Die Inhalte?
Im ersten geht es um die Basis. Z.B. um die „Milka-„ oder „Ritter Sport Technik“, wie ich sie gern in den Schulungen nenne. Jede Frisur geht von einem Pferdeschwanz aus. Die Oberkopfpartie wird ausgelassen, so als würdest du bildlich gesprochen, eine Schokolade ablegen. 
Ich habe damals bei den Schoko-Firmen angefragt, ob ich die Technik im Buch so benennen darf, aber das wollten die nicht! (lacht.) Komisch. Da gibt es auch noch die EC-Karten-Röllchen Technik zum genauen Abteilen eines Scheitels…

"Mit Metaphern kann man am besten Wissen vermitteln... Körbchen A für die natürliche Hochsteck-Braut. Und Doppel D für die italienische, türkische..."

imSalon: Aja! "Komisch" ist auch der gedankliche Subtext deines zweiten Buches „Frisurenbuch Langhaar Expert“: „Gemeine, feine und gestufte Haare“.
Ja, und die Frage, was mach ich denn damit? (lacht). Mein Spezialgebiet! Bei den Seminaren ist im Laufe der Jahre eine eigene Bredtmann-Sprache entstanden. Ich finde, mit Metaphern kann man am besten Wissen vermitteln. Gerade bei Proportionen! Die veranschauliche ich gerne mit BH´s. Zwei hab ich immer in meinem Seminarköfferchen dabei: Körbchen A für die natürliche Hochsteck-Braut. Und Doppel D für die italienische, türkische, persische, spanische … oder russische Braut. Die haben alle gern ein Doppel D auf dem Kopf. Ich setze die BH´s auf die Köpfe, um die richtige Position und Wölbung zu bestimmen. Je größer das Körbchen, desto mehr muss die Linie Richtung Vorderkopf wandern. Größe A eignet sich übrigens wunderbar für Bobble-Frisuren.

imSalon: Das bringt mich auf folgende Idee: Wenn ich deine Tasche ausleere, was finde ich dort, um langes Haar bändigen zu können? 
Mit Sicherheit um die zehn bobbles. Ich hab die immer dabei, die Nano´s und die Original. Ich bobble ja ständig! Sogar im Restaurant. Da bobble ich der Kellnerin schon mal ne Frisur. Ich sehe das als Trinkgeld. Ich verschenk die auch gerne. Mich hat mal eine Frau in Wuppertal nach dem Weg gefragt. Damit sie den auch sicher findet, hab ich ihr einen grünen Bobble geschenkt. Die Farbe der Hoffnung! Zum Haare bändigen brauch ich nicht mehr.

"Ich bobble ständig! Sogar im Restaurant. Da bobble ich der Kellnerin schon mal ne Frisur. Ich sehe das als Trinkgeld."

imSalon: Sehr gut, Denise! Geschmeidige Überleitung zu invisibobble! Das ist für mich ein wahres Wunderding. Funktioniert wirklich bei jeder Haarlänge und Struktur. 
Ja! Ich bin eine Bobblerin! Bobblen ist eine Bewegung! Es das ist das Mittel, das mich antreibt Hochsteckfrisuren zu machen. Das heutige Styling muss schnell gehen, gut ausschauen. Und das müssen wir an unsere Kundinnen weiter geben! Ich schätze auch das andere, das Arbeiten mit Nadeln, auch das muss man abrufen können. Hier teile ich meine Kundinnen in zwei Kategorien: in die, die gern den Schmerz der Frisur spüren wollen, um sicher zu gehen, das hält den ganzen Tag. Das sind meine „Shades of Grey“-Kundinnen. Und die anderen sind die „Homöopatischen“, die es ganz sanft wollen. Die Erfinderin der bobbles hatte auch festgestellt, dass sie den ganzen Tag die Haare zusammen bobblen konnte, ohne ihre lästige Migräne zu bekommen. Und übrigens, bobblen hilft dabei, Deutschland zu entkrallisieren! 

"Bobblen hilft dabei, Deutschland zu entkrallisieren!"

imSalon: Wie bitte?
Wir kennen doch alle diese Haarkrallen. Haare hoch, Kralle rein. Schrecklich! Würde ich eine meiner Kundinnen so auf der Straße treffen, wäre ich schockiert darüber, dass ich es nicht geschafft habe, meiner Kundin beizubringen, gut auszusehen. Stell dir vor, du triffst den Mann deines Lebens im Supermarkt und hast eine Kralle im Haar! Hey, das ist nicht sexy! Ich habe so eine Kralle immer als abschreckendes Beispiel in meinen Seminaren dabei.

imSalon: Dein Plädoyer für die Friseure?
Ihr seid mehr als Friseure! Ihr könnt und müsst euren Kunden helfen! Ihr müsst Ihnen zeigen, wie man Haare wuschelt und föhnt und bändigt.

imSalon: Aber Hand aufs Herz: Wofür verwendest du die Dinger sonst noch? 
(Lacht.) Erwischt! Die sind sehr praktisch! Für Brotdosen, zum Zusammenhalten unseres WMF Bestecks, zum Einfrieren, zum Reparieren… Ich habe Freunde, die Bilder posten mit neuen Ideen bobbles zu verwenden.

imSalon: Das dachte ich mir! Du verarbeitest deine haarigen bobble-ideen aber auch in Videos. Was war das erste?
Das war im Juli 2013. Damals hab ich Dirk Schütt einen Look mit invisbobble gezeigt, der war in genau 39 Sekunden fertig. Das hat er aufgenommen, auf Facebook gestellt und innerhalb kurzer Zeit hatten wir 60.000 Klicks. Wir haben die Marketingabteilung angerufen, es gab eine Pressekonferenz im Laden… so ging es los. Ich glaube, mittlerweile hat jede dritte Frau in Deutschland einen invisibobble.

"Als kleines Mädchen bin ich nie ohne eine Frisur herumgelaufen!"

imSalon: Invisibobble macht zeitgeistigere Frisuren möglich, nicht mehr mit Nadel und Klemmen. Wie sieht das deine Mutter, selbst eine Hochsteck-Queen (Annerose Cutivel, Anm.) ?
Sie findet das toll und würde das auch gern lernen, aber wir sind beide so viel unterwegs, dass sich das bis jetzt noch nicht ergeben hat. Wir befruchten uns gern in unserer Arbeit. Und ich hätte ohne sie niemals die Basis für all das gehabt. Sie hat mein Auge geschult. Als kleines Mädchen bin ich nie ohne eine Frisur herumgelaufen!

imSalon: Schleier, Blumen, Schmuck im Haar – bastelst du selbst? Woher beziehst du die Sachen? 
Ich liebe frische Blumen im Haar! Ich habe ja schon seit langem ein Buch in der Pipeline, das erklären soll, wie man frische Blumen oder auch Kunstblumen in Frisuren verwendet. Ich bin ein riesen Fan von skandinavischen und irischen Frisuren mit Blumen, mich interessiert der geschichtliche Hintergrund der Blumen. Und ich liebe kunstvollen, aber einfachen Schmuck. Wie beispielsweise die Haarbänder von Pink Pewter (www.pinkpewter.com/), einer Friseurin, die ich in L.A. kennen gelernt habe. Sie hat angefangen die Bänder zu basteln, weil ihre Tochter so feines Haar hatte.

imSalon: Du postest viel und regelmäßig auf Facebook. Machst du das selbst?
Seitdem ich nicht mehr rauche, sehe ich Facebook als meine Entspannungszigarette. Ich habe da so ein Collagen-App, mit dem ich die Bilder des Tages solange hin und herschieben kann, bis mein Bauch sagt, so, das passt jetzt und dann kann ich es posten. Mich ist das Kunst und die Verarbeitung meines Tages. Danach bin ich entspannt.

imSalon: Du arbeitest viel an Puppenköpfen. Was muss der können, welcher ist dir hier der liebste? 
Ganz wichtig ist mir, dass die Schultern haben, damit ich auch mal einen Zopf über die Schulter ablegen kann. Die anderen sehen auf Fotos, immer so gruselig aus (lacht). Wenn die dann auch noch ein hübsches Gesicht haben und Wimpern, die nicht beim Transport verloren gehen, dann sind sie perfekt. Meine liebsten? L´Image und Bergmann.

imSalon: Hast du handwerkliche Vorbilder?
Ja, die Australierin Sharon Blain (www.sharonblain.com)! Eine wirklich großartige und beeindruckende Hochsteckkünstlerin! Ich rate jedem unbedingt einmal eines ihrer Bootcamps besuchen! Das nächste gibt es vom 17.-20. Oktober in Düsseldorf. Ich habe schon mal eines bei ihr in London belegt und ich muss sagen, gemeinsam mit Julie Hagney von Pivot PointAustralien, sind die beiden ein fachliches und pädagogisches Dreamteam. 

imSalon: Denise, ich unterbreche ungern, aber eine Stunde ist um, es war mir ein Vergnügen. Viele Dank für deine Zeit!

Fakten

  • geboren und aufgewachsen in Wuppertal
  • verheiratet mit Michael Bredtmann, beide Friseure in 4.Generation, 1 Tochter
  • seit 2000 Salonunternehmer | Übernahme des „Bredtmann“ Familiengeschäftes, bestehend seit 1881
  • 2 Friseurgeschäfte in Wuppertal: „Bredtmann eastside“, „Bredtmann westside“
  • 30 Mitarbeiter | 8 Auszubildende
  • Schulungen und Seminare für Wella, verschiedenste Großhändler
  • Chief Global Ambassador von Invisibobble
  • NLP Trainer, NLP Master, NLP-Coach und aktuell Lehrtrainerausbildung
  • Facebook/Instagram/Pinterest/Snapchat/Twitter: DENISE BREDTMANN
  • Hochsteckseite/FB: DressedbyDeniseBredtmann
  • private Bobbleseite:Bobblemania