29.01.2020
Clankriminalität in 20 Essener Barbershops? Polizei ermittelt: Interview mit Hauptkommissar Weise
Innerhalb kürzester Zeit eröffneten in Essen 20 Barbershops in Vierteln, in denen vermehrt Clan-Kriminalität beobachtet wird. Wir haben mit Thomas Weise, Hauptkommissar der Essener Polizei, über diese Auffälligkeit gesprochen.
imSalon: In den letzten Tagen waren die Essener Barbershops im Fokus der Medien. Sie sollen im Zusammenhang mit Clankriminalität und Geldwäsche stehen. Stimmen denn diese Berichte?
Hauptkommissar Thomas Weise: Wir betreiben seit 14 Monaten ein Konzept zur Bekämpfung der Clankriminalität, Das ist ein Netzwerk aus Polizei, Stadtverwaltung, Finanz, Zoll- und Bundespolizei, das sich zusammengeschlossen hat, um dieses Phänomen zu bekämpfen. Beim Austausch mit der Stadtverwaltung ist aufgefallen, dass in, wie wir sie nennen "kriminologischen Bereichen", innerhalb kürzester Zeit 20 Barbershops eröffnet wurden.
Alleine diese Anzahl, wie auch die Örtlichkeit - wenn da plötzlich 20 Barbershops eröffnen, schauen wir schon genauer hin.
Gibt es das Phänomen auch in anderen Städten?
TW: Ich kann nur für Essen sprechen - bei uns ist es auffällig.
Macht es aus kriminaltaktischen Gründen Sinn, dass solche Infos in der Presse sind? Die Barbershopbetreiber sind doch nun gewarnt!
TW: Die Clanfamilien wissen, dass wir ihnen mit unseren Kontrollen und Maßnahmen beständig auf den Pelz rücken, das ist nichts, was uns groß verrät.
Was wird bei solchen Kontrollen überprüft?
TW: Jeder Partner hat seine eigene Zielrichtung. Die Stadtverwaltung überprüft Gewerbeberechtigungen, Brandschutzvorschriften und ob die Personen, die verantwortlich sind auch als Anmelder auftauchen. Die Finanz überprüft, ob die Einnahmen versteuert werden und ob die angezeigten Umsätze mit den Personen übereinstimmen, die da sind. Oder ob es da ein Missverhältnis gibt, also z.B. ein neues Geschäftsfeld, um schwarzes Geld reinzuwaschen.
Wir hören immer wieder "Es wird ja nichts getan!"...
TW: Bei uns sind vier mal die Woche Einheiten unterwegs, um die Geschäfte, die bei uns im Fokus stehen, aufzusuchen. Bei uns in Essen wird also viel kontrolliert.
Vielen Dank, Herr Weise, für die interessanten Einblicke - wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse der Kontrollen!
