Credit: dirk diesel dsl factory für PROHAAR

31.10.2015

Bärbel Hopf über ihren Zugewinn

Sie wollte Lehrerin werden, aber die örtliche Politik hatte ihr das vermiest. Sie wurde Friseurin, obwohl sie diesen Beruf nicht mochte. Aber aus anfänglicher Skepsis wurde Passion.

Die quirlige Innungsobermeisterin und LONDA Markenbotschafterin hat mittlerweile beide Berufe vereint. Lehren und frisieren. Und noch einiges mehr zu bieten! Wie sie Patrick Cameron zum Kopfschütteln bringt und der Generation Circle sie zum Kopfmenschen machen kann, darüber sprachen wir mit der „produktfaulen“ Markenbotschafterin.

Fakten

  • 1 Salon in Zwickau PROHAAR | PROHAAR school
  • seit 1999 Salon-Unternehmerin
  • 12 Mitarbeiter | 230 m2 auf 2 Etagen
  • Seit 24 Jahren freiberufliche Trainerin für Londa/Kadus/Clairol
  • Markenbotschafterin und Creative Global Director LONDA Professional
  • Innungsobermeisterin Zwickau
  • 2004 German Hairdressing Award | Kategorie Damen Ost

imSalon: Bärbel, was mir, bei deiner Passion, sofort ins Auge fällt: 12 Mitarbeiter aber keine Azubis – wie das?
Bärbel:
 Ich finde keine. Es ist wirklich schwierig, niemand will in den Beruf! Nicht nur bei uns im Osten Deutschlands, sondern bundesweit haben wir doch alle Probleme, junge Leute zu finden! Und das wird in den nächsten Jahren auch nicht einfacher. Und ganz ehrlich, ich persönlich bin offen und megaoptimistisch, dass sich in der ganzen Flüchtlingssituation, in der sich unsere Gesellschaft derzeit befindet, auch etwas zum Positiven für unsere Branche entwickeln kann. Ich wünsche mir sehr, dass die Leute lernen, da offener zu sein. 

imSalon: Was würdest du denn einen Azubi fragen, der bei dir anfangen möchte?
Wie finden es deine Eltern, dass du jetzt da sitzt? Denn ich habe die Eltern immer gern im Boot.
Was sind deine Hobbies? Was ist dir wichtig in deinem Privatleben?

"Zu DDR-Zeiten hast du 16, 17 Kunden hintereinander durchgearbeitet."

imSalon: Deine Mutter hat einen eigenen Salon aufgemacht, da warst du 10 Jahre alt. Hat dich das beruflich angesteckt?
Ich habe in den Ferien und an freien Tagen gern im Salon ausgeholfen, denn ich fand es immer schon toll, mein eigenes Geld in der Tasche zu haben. Aber Friseurin zu werden, war nicht der Plan. Ich wollte das Abitur machen und Lehrerin für Deutsch und Sport werden. Nur, da gab es dieses eine Fach, mit dem ich ein Problem hatte: Staatsbürgerschaftskunde – das war ja noch zu DDR-Zeiten. Ich bin dann doch Friseurin geworden, obwohl ich den Beruf nicht toll fand. Zu DDR-Zeiten hast du 16, 17 Kunden hintereinander durchgearbeitet und die, die nicht mehr dran kamen, sind am nächsten Tag wieder vor der Tür gestanden. Dann kam die Wende und die Kunden blieben aus. Da hatte die Marktwirtschaft gegriffen, ohne dass wir mit dem Begriff etwas anfangen konnten. Ich wollte den Beruf auch wieder sein lassen, weil ich einfach nicht den ganzen Tag im Salon stehen wollte, das war mir zu trist.

"Die Marktwirtschaft hatte gegriffen, ohne dass wir mit dem Begriff etwas anfangen konnten."

imSalon: Was hat deine Meinung geändert?
Ein Kadus Außendienstvertreter auf der Suche nach neuen Leuten, die die Marke unterstützen. Ich fand das interessant und war neugierig. Und ehrlich? Es ging mir damals auch ums Geld. 50 Mark am Tag, das war eine Menge! Es war toll, Kadus Professional nach vorn zu bringen und gemeinsam die Marke auszubauen, das ist immerhin jetzt 24 Jahre her. 

ImSalon: Dann also Kadus und nicht mehr Londa, damals die klassische DDR-Marke. Hatte die ehem. DDR eigentlich auch andere Marken?
Nein, es gab ausschließlich Londa. Aber wie das so ist mit kleinen Kindern, die in einen Bonbonladen gehen, in dem alles bunt ist und in dem man kann viele, viele Bonbons probieren kann, war Kadus interessant. Aber nachdem wir die Marke Londa Professional in den letzten Jahren modernisiert haben, ein super Portfolio haben und wirklich toll aufgestellt sind, kann ich mir keinen besseren Partner mehr vorstellen.

imSalon: Mittlerweile kannst du mit dem Begriff Marktwirtschaft ja etwas anfangen: Wie entlohnst du denn deine Mitarbeiter?
Unterschiedlich, nach Leistung, Umsatz, Grundgehalt. Wobei ich das auch ganz pragmatisch sehe. Früher dachte ich immer, Leistung geht nur über Geld. Aber in den letzten Jahren habe ich gelernt, wie wichtig für die Mitarbeiter ein gutes Teamgefüge und eine gesunde Unternehmenskultur sind. Den Menschen ist ein guter Job in einer guten Umgebung wichtiger geworden.

imSalon: Wozu auch eine schöne Umgebung beiträgt. Du hast einen tollen, großen Salon auf 2 Etagen.
Ja, wir sind seit 6 Jahren an diesem Standort. Und seit 16 Jahren im Business. Eigentlich wollte ich das nicht so groß und konnte mich mit den zwei Etagen anfangs nicht anfreunden. Aber mein Mann, der ein gutes Gespür für Design und Architektur hat, meinte zu mir, dass der Salon der Ort ist, an dem wir die meiste Zeit des Tages verbringen und der uns einfach gefallen sollte. Wir haben alles nach eigenen Vorstellungen entworfen, gezeichnet, gestaltet und von heimischen Tischlern fertigen lassen. Ganz ohne Einrichtungsfirma. 

imSalon: Ihr liegt im Mittelpreissegment?
Viele denken, wir sind sehr exklusiv und teuer. Aber ja, wir liegen im Mittelpreissegment. Und wir spüren immer wieder, dass unsere Kunden akzeptieren, dass Dienstleistung etwas kosten muss. Nicht nur, dass sie in einem tollen Salon sitzen, sie sehen auch, dass das für unsere Mitarbeiter wichtig ist. Und letztlich auch für den gesamten Berufsstand.

imSalon: Gute Weiterbildung wird immer mehr zum Schüssel für Erfolg. Wie organisierst du die?
Weiterbildung ist bei uns immer persönlich abgestimmt und zugeschnitten. Quartalsmäßig gibt es Mitarbeiter-Meetings und 4x jährlich einen fachlichen Part mit externen Trainern. Wir fahren aller 2 Jahre nach London zur Salon International und jeden, der mitkommen möchte, lade ich dazu ein.

imSalon: Was ist dir wichtiger: Persönliche Einstellung oder fachliches Können?
Persönliche Einstellung! Fachliches Können kann man letztlich jedem beibringen, aber dass sie offen sind und interessiert, nicht.

"Hochstecken und ich – das wird nichts. Da muss man wissen, was man tut. Ich bin nicht so kontrolliert."

imSalon: Was ist dir lieber: Schneiden, färben oder hochstecken?
Ich liebe Farbe und das Know-how, das damit verbunden ist. Wir alle sind verschiedene Charaktere mit verschiedenen Talenten. Ich liebe die Haare von Frauen, außer hochstecken! Weißt du, ich war ja auch einmal auf einem Seminar mit Patrick Cameron. Einmal im Leben wollte ich das machen! Außerdem finde ich es immer interessant herauszufinden, wie andere Kollegen Seminare abhalten. Am Ende des Tages hat mich Patrick gefragt, was ich hier eigentlich mache? (lacht) Hochstecken und ich – das wird nichts. Da muss man wissen, was man tut. Ich bin nicht so kontrolliert. Ich mag es lassy fair. Ich bin nicht der Typ, der eine Hochzeitsfrisur entwickelt und diese dann an einem anderen Tag genauso nachfrisiert. Dafür habe ich ja Hochsteckspezialisten. 

imSalon: Du bist viel unterwegs. Wie handhabst du das mit dem Salon?
Ich genieße die Reisen und brauche diese Abwechslung vom Salonalltag. Meine Arbeit ist wirklich auch mein Hobby und ich mag meine Arbeit nicht als Arbeit betrachten. Denn wenn man so eine Lust hat wie ich, ist Arbeit ein Zugewinn im Leben.
Aber jetzt, nach 14 Jahren, habe ich sogar beschlossen, etwas von meiner Verantwortung abzugeben. Und deshalb habe ich einen meiner Mitarbeiter zum Wella Next Generation Circle geschickt. Das ist eine wirklich große Sache und von enormem Gewinn! In diesem Circle geht es um die Entwicklung von Führungsqualitäten. Es geht darum, wie ich Menschen erkenne oder mit Mitarbeitern umgehe. Und das scheint gut zu klappen, denn letztens schaut mich mein Mitarbeiter an und sagt: Bärbel, du bist ein Bauchmensch. Jetzt machen wir dich mal ein bisschen mehr zu einem Kopfmenschen!

imSalon: Du bist Markenbotschafterin. Bist du auch an der Entwicklung der Produkte beteiligt? 
In die Produktentwicklung sind wir nicht involviert, aber wir werden immer eingeladen die Produkte als erste zu testen und Konzepte zu entwickeln, diese auf den Markt zu bringen. 

imSalon: Wie viele Produkte verwendest denn du selbst?
Privat bin ich produktfaul. Auch bei der Farbe, da wohl eher ängstlich. Ich habe seit Ewigkeiten blondes Haar und verwende ganz selten Stylingprodukte. Aber Blond ist ja auch keine Haarfarbe sondern ein Lebensgefühl.

"Privat bin ich produktfaul."

imSalon: Wenn du ein Produkt wärst, welches wäre das?
Unbedingt Haarfarbe! Allein: ich liebe den Geruch von Ammoniak!

imSalon: Du bist Gewinnerin des German Hairdressing Awards – passt das mit Londa zusammen? 
Der GHDA ist sehr populär und spannend und wir haben 11 Jahre lang daran teilgenommen, waren immer wieder nominiert. Aber er steht für uns nicht mehr zur Debatte. In diesem Jahr haben wir uns erstmals auf den Trend Vision Award gestürzt! Genauer gesagt, meine Mitarbeiterin Ida-Marie. Ich kann den Award meinen Kollegen wirklich nur empfehlen! Gewonnen haben wir diesmal noch nicht, aber: der Award ist wirklich toll!

imSalon: In Puncto Finanzen: GHDA, Trend Vision Award. Von welcher Zahl sprechen wir denn da?
Mit Kostümen, Shooting, Bildbearbeitung – ca. 4000 Euro.

"Ich muss euren Fotografen mal ein Lob aussprechen, denn die machen wirklich ein super Job!"

imSalon: Du bist viel in Social Media unterwegs. Dein Salon hat eine tolle Website, die alle Stücke spielt. Sie ist geschmackvoll, informativ, responsiv. Wer wartet die? 
Das stimmt, ich mag neuen Medien. Aber vorab muss ich euren Fotografen mal ein Lob aussprechen, denn die machen wirklich ein super Job und tragen mit ihren Bilder dazu bei, ein gutes, professionelles Image zu transportieren…

imSalon: … vielen Dank, das freut uns und das geben wir gern weiter…
… So eine Website scheint ja schnell gedacht und gemacht. Aber eine Homepage und auch Facebook, gehören gefüttert. Und das ist aufwendig. Ich benötige zum Befüllen der Inhalte in der Woche sicher drei Stunden. Und das fasziniert mich alles auch. Wenn ich z.B. beim Shooting die Modells beobachte, wie die mit Instagram, Facebook, Twitter umgehen, wie viele Likes die haben – das ist schon ein Umdenken! Wenn ich da das richtige Mädchen einsetze, kann ich bei Social Media mit meiner Kollektion gleich viel besser punkten und habe eine größere Reichweite. Ich kann mich da an Zeiten erinnern, als wir noch Telefongespräche anmelden mussten. (Lacht)

imSalon: Wünsche an die Branche?
Wir müssen den Menschen bewusst machen, dass sie Dienstleistung nicht im Internet bestellen können, denn wir liefern fachliche Topleistung. Jeden Tag. Und die hat ihren Preis.