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10.09.2021

Allergologisch und toxikologische Neubewertung von Friseurprodukten

Inhaltsstoffe in Friseurprodukten sollen neu bewertet werden! Die bisherige Kosmetikverordnung ist laut Forscherkreisen auf Verbraucher ausgerichtet, Bestimmungen für professionelle Anwender wie Friseure fehlen. Die Uni Osnabrück koordiniert das von den europäischen Sozialpartnern des Friseurhandwerks in Auftrag gegebene Forschungsprojekt - Was steckt dahinter?

Derzeit ist laut Forscherkreisen die europäische Kosmetikverordnung auf den Schutz der Verbraucher ausgerichtet und enthält nur wenige Bestimmungen für professionelle Anwender. Die Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie der Universität Osnabrück startet nun ein von den europäischen Sozialpartnern des Friseurhandwerks in Auftrag gegebenes Forschungsprojekt zur Neubewertung von gefährlichen Arbeitsstoffen in Friseurkosmetik. Das Projekt läuft bis 2022.

Reizstoffe und Allergene als Auslöser von Hauterkrankungen

Für FriseurInnen sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung berufsbedingter Hauterkrankungen unter anderem der ständige Kontakt zu Reizstoffen und Allergenen. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Verbraucher sind FriseurInnen über einen erheblich längeren Zeitraum hinweg diesen Arbeitsstoffen ausgesetzt, die entweder als Einzelsubstanz oder in Kombination mit anderen Stoffen in kosmetischen Produkten vorhanden sind.

„Die ständig neuaufkommenden Inhaltsstoffe in den Produkten bergen große Risiken für die Friseurinnen und Friseure. Leider werden diese Risiken in den regelmäßigen Stellungnahmen des zuständigen EU-Ausschusses für Verbrauchersicherheit nicht berücksichtigt“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Swen Malte John. „Dabei bestehen erhebliche Sicherheitsbedenken in Bezug auf die berufliche Exposition bei Friseurinnen und Friseuren, die jetzt neu eingestuft werden müssen.“

Verbraucher versus Friseur

Gemeinsam mit vier europäischen Projektpartnern werden die in kosmetischen Produkten im Friseurgewerbe enthaltenen allergologisch und toxikologisch relevanten Arbeitsstoffe hinsichtlich Haut- und Atemwegsbelastung sowie systemischer Toxizität, einschließlich möglicher Fruchtschädigung, durch eine systematische Analyse der weltweit publizierten Daten identifiziert und neu eingeordnet. „Dabei gilt es vor allem, den Unterschied in der Exposition zwischen einem Verbraucher und einem professionellen Anwender aufzuzeigen“, erläutert der Osnabrücker Dermatologe das Forschungsvorhaben.

Alternativen?

Die Möglichkeit alternativer Methoden für die Bewertung der Auswirkungen kosmetischer Substanzen auf Friseurinnen und Friseure ist ebenfalls Bestandteil der Forschungsarbeit.

Studien-Ergebnisse

Die Ergebnisse sollen im Rahmen von Publikationen und regionalen Tagungen der europäischen Sozialpartner des Friseurhandwerks im kommenden Jahr vorgestellt werden. Sie werden auch in die europäische Rahmenvereinbarung zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz im Friseurgewerbe einfließen.

Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Swen Malte John, Universität Osnabrück | Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin, Gesundheitstheorie und Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation

►  Erfahren Sie mehr im Interview mit Prof. Dr. Swen Malte John